Wenn Knochen gefährlich brüchig werden

Werbung
service
Seite 14 ABCDE · Nummer 76
unser angebot
Hier finden sie Tipps, Trends
und aktuelle Termine
Dienstag, 31. März 2015
Heute
Mittwoch
Donnerstag
samstag
gesundheit
Verbraucher
haus & garten
bÜcher
Tipps fürs sparen: Wann sich für
senioren mehr risiko lohnt
Den Winter vertreiben: Frühjahrsputz am Haus und im Garten
Dave eggers:
„eure väter, wo sind sie?“
Das Kompetenznetzwerk Osteoporose
Kurz notiert
E Mit 18 hält man ein Tattoo vielleicht für eine gute idee: Der Name
der ersten großen Liebe ziert die
Hüfte, den rücken oder den Knöchel. Nicht unwahrscheinlich, dass
man sich darüber zehn Jahre später
ärgert. Auch wenn Tattoos wieder
entfernt werden können, sollte
man die entscheidung gut abwägen. Wer das Tattoo irgendwann
nicht mehr haben will und es entfernen lässt, hat womöglich Pech:
Nach der Laser-Behandlung kann
ein Nachbild der Tätowierung, ein
Tattoo-schatten, zurückbleiben.
Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische
chirurgie hin. Außerdem muss man
die entfernung selber zahlen: Bei
einem mittelgroßen Tattoo sei mit
Kosten zwischen 1000 und 1500
euro zu rechnen.
E Wer in der Nacht häufig auf die
Toilette muss, sollte am Abend vor
allem auf Koffein und Alkohol verzichten. Das verringert die Urinproduktion. Darauf weist Wolfgang
Bühmann vom Berufsverband der
deutschen Urologen in der Zeitschrift „Diabetes ratgeber“ hin.
Außerdem sollte man den nächtlichen Harndrang zur sicherheit von
einem Arzt abklären lassen, weil
auch ein bislang unentdeckter Diabetes dahinterstecken kann. Der
Körper versucht, den Zuckerüberschuss über die Nieren aus dem
Körper zu spülen: Durst und häufiger Harndrang – auch in der Nacht
– können die Folge sein. Gerade für
ältere Menschen sind die nächtlichen Toilettengänge nicht ungefährlich: schlaftrunken ist die Gefahr zu stürzen noch größer.
E Menschen mit einem MessieSyndrom haben vor allem mit ihrem inneren chaos zu kämpfen. Betroffene brauchen Hilfe. Die sollte
sich aber nicht auf die Bewältigung
des Haushalts oder auf Aufräumund entrümpelungsarbeiten beschränken. Darauf weist der Berufsverband Deutscher Psychiater
(BvDP) hin. Die psychischen Hintergründe der Betroffenen müssen
miteinbezogen werden. Wenn lediglich ihre Wohnung aufgeräumt,
entrümpelt und saubergemacht
wird, besteht das innere chaos weiter. Helfen kann eine psychotherapeutische Behandlung. Außerdem
ist es sinnvoll, die Angehörigen einzubeziehen. Auch selbsthilfegruppen können das verständnis und
die Akzeptanz bei Betroffenen sowie Angehörigen fördern und den
Umgang mit der störung erleichtern (www.psychiater-im-netz.org).
E Mehrere kurze Pausen bei der
Arbeit sind erholsamer als eine
lange. Der erholungseffekt ist in
den ersten zehn bis fünfzehn Minuten der Auszeit am größten, sagt
Professor rainer Wieland. er ist Arbeitspsychologe an der Universität
Wuppertal. Alles, was darüber hinausgeht, ist zur entspannung nicht
zwingend notwendig. eine Ausnahme ist die Mittagspause. Nehmen sich Mitarbeiter hierfür zu wenig Zeit, müssen sie das essen hinunterschlingen, was nicht gut ist,
sagt der experte in der Zeitschrift
„Unicum Beruf“. Bei allen anderen
Pausen rät er dazu, alle eineinhalb
stunden eine Auszeit von fünf bis
zehn Minuten einzulegen. (dpa)
KontaKt
service-redaktion:
(montags bis freitags, 10 bis 18 Uhr)
Tel.: 0241/5101-300
Fax: 0241/5101-360
[email protected]
Brüchig: Die erkrankung Osteoporose macht Knochen anfälliger für Brüche. vorbeugen kann helfen.
Foto: stock/sabine Gudath/imagebroker, roeger
Wenn Knochen gefährlich brüchig werden
Das Kompetenznetzwerk Osteoporose besteht seit zehn Jahren. Der Aachener Orthopäde christoph eichhorn hatte die idee dazu.
Von sabine rother
Aachen. „Die Erkrankung des Knochens ist nicht heilbar, aber sie ist
beherrschbar“, betont Christoph
Eichhorn. Den Aachener Facharzt
für Orthopädie und Rheumatologie hat der Gedanke nicht ruhen
lassen, dass man bei Patienten mit
Osteoporose durch kontinuierliche fachärztliche Begleitung Fortschreiten und Verschlimmerung
der Erkrankung deutlich verlangsamen kann. Aus der Erkenntnis ist
längst ein komplexes System geworden, ein „Netz“, in dem Osteoporose-Patienten aufgefangen werden. Mit seinem Kollegen Christopher Niedhart verantwortet und
lenkt Eichhorn, Vorsitzender des
Deutschen Orthopäden- und Unfallchirurgen-Verbandes (DVOU),
die vielschichtigen Inhalte des
Kompetenznetzwerks Osteoporose
Nordrhein. Der Inhalt in Kurzform: Die Versorgung von Patienten, die von Osteoporose bedroht
sind, wird so gründlich nach den
Leitlinien des Dachverbandes Osteologie (DVO) gestaltet, dass die
Folgen der Erkrankung (besonders
Knochenbrüche) verhindert oder
stark verzögert werden.
Weniger Schmerzmittel
Kompetenz und Kommunikation
– zwei Begriffe, die für Eichhorn in
der Basisarbeit entscheidend sind.
„Es begann mit einem Vertrag zur
integrierten Versorgung mit der
AOK Rheinland/Hamburg“, erinnert er sich. „Es gab deutlich weniger Brüche bei unseren Osteoporose-Patienten, der Verbrauch von
Schmerzmitteln war niedriger, das Qualifikation eines Osteologen haVerständnis, warum es wichtig ist, ben, der sich speziell mit dem AufMedikamente regelmäßig einzu- bau der Knochen sowie mit den
nehmen, war höher.“
Prozessen des KnochenstoffwechDie Ergebnisse einer Pilotgruppe sels und dessen Erkrankungen ausvon 25 Ärzten in der Städteregion kennt – ausgewiesen durch die
Aachen wurden extern
ausgewertet. Erneut fiel
auf, wie stark die Rate der
„Die Patienten werden
Brüche gesenkt werden
konnte. Weitere Kranangeschrieben und an die
kenkassen kamen mit ins
Wichtigkeit ihrer
Boot. 2013 kam die Anerkennung von höchster
Medikamente erinnert.“
Stelle: der VersorgungsCHriSTOPH eiCHHOrN, OrTHOPäde,
forschungspreis
der
KOMPeTeNzNeTzWerK OSTeOPOrOSe
Deutschen Gesellschaft
für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).
Inzwischen gibt es in NRW 140 Deutsche Gesellschaft für OsteoloNetzärzte, davon 20 in unserer Re- gie (DGO). „Alle vier Jahre muss
gion. Jeder von ihnen muss die diese Qualifikation erneuert werden“, betont Eichhorn. Ein Risiko
tragen zum größten Teil Frauen in
und nach den Wechseljahren (Menopause). In dieser Zeit verringert
sich die Produktion des Hormons
Östrogen in den Eierstöcken. Das
wiederum führt dazu, dass die
Knochensubstanz dünner und
brüchiger wird. Betroffen sind
gleichfalls Männer – meist im Alter
ab 70 Jahren.
„Wir können körpereigene Prozesse nicht verhindern, aber wir
können über die Folgen aufklären
und einen schweren Verlauf der Erkrankung verhindern“, hat Eichhorn erfahren. So zeigt die Messung der Knochendichte beziehungsweise des Kalkgehalts an,
wie groß das Bruchrisiko ist. Ergibt
Das Kompetenznetzwerk ist sein sich eine um 30 Prozent erhöhte
Projekt: Orthopäde christoph eich- Knochenbruchgefahr, sollte eine
horn.
Foto: ralf roeger Therapie einsetzen, um Schlimme-
Kurz geFragt
„Zusammenschluss ist eine gute Sache“
E PrOFeSSOr HANSCHriSTOPH PAPe
und auch wir beraten natürlich.
Wie ist die Klinik für UnfallchirurDirektor der Klinik für
gie beteiligt? Haben sie überhaupt
Unfallchirurgie im
Zeit dazu?
Uniklinikum Aachen Pape: Die nehmen wir uns und wir
werden auch von unseren Physiotherapeuten unterstützt. Wir haWie wirkt sich nach ihrem eindruck ben zum Beispiel den Aachener
die Osteoporose bei Patienten aus, Sturzpass entwickelt, um hier etdie wegen eines Unfalls zu ihnen in was beizutragen. Damit geben wir
die Klinik kommen?
den Menschen etwas an die Hand,
Pape: Wir sehen, dass bei Osteopo- um selbst aktiv zu werden. Man
rose schon geringste, sogenannte kann ermitteln, ob man ein SturzStolperstürze, zu Brüchen führen risiko hat, die Selbsttests sind
können. Am häufigsten betrifft nicht schwierig, aber eindeutig.
dies die Wirbelsäule, das Becken Körperliche Aktivität ist der beste
und den Oberschenkel. Das kann Schutz. Es gibt aber auch Medikaschwerwiegende Folgen für das mente, die den Knochen aufweitere Leben des Betroffenen ha- bauen.
ben.
Gibt es im Zusammenwirken von
Wie kann man ihrer Meinung nach
Kliniken und niedergelassenen Ärzzeitig vorbeugen?
ten reibung oder verständigungsPape: Prävention ist von außerorprobleme? Wie funktioniert die
dentlicher Bedeutung. Sie muss
Kooperation bei unterschiedlichen
aber schon einsetzen, bevor etwas
Perspektiven?
passiert. Mündige Patienten wis- Pape: Gerade in diesem Bereich
sen das. Das Netzwerk liefert Tipps sollte sich die Versorgung ideal er-
gänzen, insbesondere, wenn das
bestehende Kompetenznetzwerk
Osteoporose genutzt wird. Wir
weisen deshalb aktiv in unseren
Entlassbriefen auf diese Option
hin, denn auch für diejenigen Patienten, die bereits einen Sturz erlitten haben, macht das Netzwerk
Sinn, um ein Fortschreiten der bestehenden Osteoporose möglichst
zu vermeiden.
Wie hat man sich konkret die Kooperation in diesem Kompetenznetzwerk Osteoporose vorzustellen? vielleicht haben sie ein Beispiel.
Pape: Dieser Zusammenschluss
von Ärzten, der vom Kollegen
Christoph Eichhorn vor einigen
Jahren zunächst mit der AOK
Rheinland initiiert wurde, ist tatsächlich eine sehr gute Sache. Das
Ziel ist, Patienten auf diese Weise
ein vielschichtiges Netzwerk von
Kollegen zur Verfügung zu stellen,
damit eine fachlich versierte und
zugleich heimatnahe Betreuung
möglich ist. Das ist gelungen.
res zu verhindern.
„Sinn macht nur die
Dexa-Methode“,
nimmt Eichhorn
Bezug auf die „Duale-Röntgen-Absorptiometrie“
(dualenergy X-ray absoptiometry/DEXA), bei
der durch Abschwächung einer geringen
Röntgendosis
Rückschlüsse auf die Dichte
der Knochen erfolgen.
„Dieses Verfahren wird
von der World Health Organisation und dem Dachverband Osteologie anerkannte“, sagt der Orthopäde.
Wie es um Patientin oder Patient steht, verrät zudem ein
umfangreiches Blutbild, das
zum „Rundum-Paket“ gehört.
Medikamente nehmen
Wie erhalten Patienten nach
dieser komplexen Diagnostik die Begleitung durch das
Netzwerk? Wer in der Datenbank erfasst ist, wird in
das ausgeklügelte Regelwerk der permanenten Erinnerung und Information eingebunden. „Die
Patienten werden angeschrieben und unter
anderem an die Wichtigkeit ihrer Medikamente erinnert“, sagt
Eichhorn, der weiß:
Nach etwa zwei Jahren lässt die Aufmerksamkeit der Patienten nach.
Wo sich bereits
Brüche ereignet haben, wird die Betreuung
intensiviert. Fragebögen
des Netzwerkes gehen stark ins Detail.
Wer hier alle Fragen
beantwortet (am besten in Begleitung seines
Hausarztes), liefert wichtige
Hinweise für den NetzwerkArzt. Frage Nr. 1: Besteht ein
einzelner Wirbelbruch? „So etwas
geht ganz schnell, bei einem Stolperer zum Beispiel oder wenn man
in der Wohnung ausrutscht und
harmlos hinfällt.“ Selbst die familiäre Belastung spielt eine Rolle.
Hat ein Elternteil einmal einen
Oberschenkelbruch erlitten? Gibt
es andere Erkrankungen wie Diabetes Typ I und Typ II? Schilddrüsenprobleme? Rheuma? Herzinsuffizienz? Welche Medikamente werden eingenommen –
etwa Cortison, Beruhigungsmittel oder Präparate gegen
Depressionen? Liegt eine
chronische Erkrankung der
Lunge (COPD) vor? Die
Auswertung zeigt, wo sich
persönliche Risiken abzeichnen.
Die Netzwerk-Patienten sollen zunehmend
selbstbewusst
und
kundig in Fragen
rund um die Osteoporose werden: Kalzium
als
Sprudeltablette
aus dem Drogeriemarkt? „Brüche werden auf diese Weise
nicht verhindert, sie
nützen nur, wenn
noch keine 30-prozentige Frakturgefahr besteht“, sagt Eichhorn.
Ist die Knochendichte
unter ein gewisses Maß
gefallen, müssen spezifische Medikamente eingenommen werden.
Wichtig ist zudem die
Auswahl bei Mineralwasser
und Lebensmitteln. Die
notwendigen 1200 bis 1500
Milligramm Kalzium täglich
können zum Beispiel erreicht werden, wenn man
Käse, Buttermilch und
Molke zu sich nimmt. Im
Grünkohl stecken pro 200
Gramm 424 Milligramm,
in 100 Gramm Haselnüssen sind 225 Milligramm
Kalzium enthalten.
Die Ergebnisse in zehn
Jahren Kompetenznetzwerk Osteoporose: Neben einer Reduzierung
der Wirbelbrüche um
50 bis 60 Prozent ist
bei einer schweren
Osteoporose ein Knochenaufbau
durch
Medikamente möglich.
Mehr informationen und Adressen zum Thema
Kontakt zum Kompetenznetzwerk
Osteoporose kann man wie folgt
aufnehmen: c/o christoph eichhorn,
Friedrich-Wilhelm-Platz 5-6, 52062
Aachen, unter ☏ 0241/9008969,
per email an [email protected]. informationen und Publikationen im Netz gibt
es auf www.kompetenznetzwerkosteoporose.de
Beteiligte Netzärzte sind Fachärzte
für Orthopädie und Mitglieder der
Ärztekammer Nordrhein (www.
aekno.de) sowie bei der Kassenärzt-
lichen vereinigung, (www.kvno.de).
Medikamente, die Osteoporose begünstigen oder auslösen können,
sind unter anderem cortison, Präparate bei einer Hormontherapie und
schmerz- und Beruhigungsmittel.
Lebensmittel und Obstsorten, die
viel Kalzium enthalten sind Parmesan- und Bergkäse, Buttermilch,
Grünkohl, Nusskuchen, spinat, sardinen in Öl, getrocknete Feigen, rosinen, Apfelsinen, Grapefruit und Papaya.
Herunterladen