Dias Vortrag Dr. Brust - Mannheimer Onkologie Praxis

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HIV Infektion 2011
Was muss der Hausarzt wissen
Dr.phil.nat.J.Brust
FA für Innere Med., Hämatol. und Internist. Onkologie
Mannheimer Onkologie Praxis
Q5, 14
68161 Mannheim
[email protected]
Die HIV Infektion ist durch
die moderne HAART eine
behandelbare, chronische
Erkrankung geworden.
HAART reduziert Mortalität
Palella FJ et al. NEJM 1998; 13:853-860
Gestern und heute
• Praxisgründung 1992, Beginn mit 200
HIV-Patienten. Anfangs pro Jahr ca.40
Patienten verstorben, 50-80 neue Pat.
• Jetzt: über 800 betreute HIV Patienten,
3-5 Todesfälle/Jahr, weiterhin ca. 60 neue
Patienten, davon 30-40 Erstdiagnose
Die Therapie ist einfacher, nebenwirkungsärmer
und effektiver geworden.
Neue Substanzen mit neuen Angriffspunkten
bieten auch stark vorbehandelten Patienten
neue Therapieoptionen.
Entry inhibitors
ENF MRV
Protease
inhibitors
NFV
IDV
SQV
FPV LPV
ATV TPV
DRV
RTV
Reverse
transcriptase
inhibitors
ZDV
ddI
d4T
DLV
TDF 3TC
FTC ABC
EFV NVP
Integrase
inhibitors
Raltegravir
Maturation
Inhibitor?
HAART
effektive Therapie - aber keine Heilung!
HAART
X Jahre
Modifiziert nach Rowland-Jones, NatRevImmun 2003
Hartnäckige Meinungen über den Verlauf der
HIV-Infektion
• Wenn ich noch 20 Jahre habe ist das doch ganz gut.
• Ich habs jetzt schon mehr als 10 Jahre und denke
immer jetzt bricht es irgendwann aus.
• Irgendwann stirbt jeder an AIDS, die Medikamente
schieben das nur eine Zeitlang raus.
• Die Medikamente gehen ja auf die Leber und die Niere,
das halten die Organe ja nur eine Zeitlang aus.
Problem gelöst? Alles easy?
Wer stirbt noch an der HIV-Infektion?
• Menschen mit lange bestehender Infektion und
multiresistenten Viren
• Shift zu benachteiligten Gruppen und schwer
erreichbaren Menschen: Menschen die sich aus
unterschiedlichen Gründen nicht in ärztliche Behandlung
begeben oder schlecht mitarbeiten können: Ablehnung
der naturwiss. Medizin (Aids-Rebellen), Vertrauen auf
Naturheilkunde, den Glauben an Gott, aber auch
psychiatr. Begleiterkrankungen wie Depression,
Persönlichkeitsstörungen und soziale Gründe (Armut)
Risiko Späte Diagnose
„late presenters“
CD4 bei Diagnose <200/ul oder bereits
initial AIDS definierende Erkrankung)
Ca. ein Drittel der HIV-Infektionen werden
zu spät diagnostiziert
Insbesondere bei Migranten aus HPR, bei
heterosexuellemTransmissionsrisiken oder
bei Menschen, die ihr Risiko verdrängen
Mögliche Verbesserungen
• Allgemeines screening ist bei der geringen
Prävalenz (0,12%) nicht sinnvoll
• Zielgruppenspezifische Testermutigung bei
gleichzeitig niedrigschwelligen Testangeboten
• Testermutigung bei Migranten/innen aus HPR
bei gleichzeitiger Sicherstellung des Zugangs zu
med. Versorgung auch bei nicht gesichertem
Aufenthaltsstatus und fehlendem
Krankenversicherungsschutz
• Weiterer Abbau von Diskriminierung und
sozialer Ausgrenzung von HIV-Infizierten
Verstärkung der ärztlich initiierten Testung
• Regelmäßig Angebot eines HIV Tests anlässlich
Untersuchung auf andere sexuell übertragbare
Erkrankungen
• Verbesserung des Wissens nicht HIV
spezialisierter Ärzte über HIV
Indikatorerkrankungen
• Verbesserung der Kompetenz und
Kommunikationsfähigkeit der Ärzte zur
Testberatung und Testmitteilung
• Aber: es gibt ein Recht auf Nichtwissen!
An HIV Test denken bei klinischen oder
laborchemischen Zeichen
• Orale
Haarleukoplakie
• Seborrhoische
Dermatitis
• Rezidivierender
Mundsoor
An HIV Test denken bei klinischen oder
laborchemischen Zeichen
• Herpes zoster bei
jungen Patienten
• Mollusca contagiosa
• STDs,
unklare Proktitis,
rez. Herpes genitalis,
Condylomata acc.
An HIV Test denken bei klinischen oder
laborchemischen Zeichen
• B Symptome:
Fieber, Nachtschweiss,
Gewichtsverlust
• Lymphadenopathie
• Kaposisarkome, Anale
Dysplasien/Karzinome,
Maligne Lymphome
An HIV Test denken bei klinischen oder
laborchemischen Zeichen
• Thrombopenie, Leuko-, Lymphopenie
• polyklonale IgG Vermehrung
Akute HIV Infektion
•
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•
•
•
•
•
Fieber (80-90%)
Lymphknotenschwellungen (40-70%)
Makulopapulöses Exanthem (50-70%)
Pharyngitis (40-50%)
Myalgien/Arthralgien (50-60%)
Diarrhoe (30-50%)
Nachtschweiss (40-50%)
Wann beginnen mit der Therapie?
• Bisher: Vorteile eines früheren
Therapiebeginns müssen gegen die
Nachteile abgewogen werden
• Aktuell: Die Vorteile überwiegen, zumal
die Verträglichkeit der ART immer besser
geworden ist
Indikationen für Therapiebeginn
• Akutes antiretrovirales Syndrom mit
prolongierter und schwerer Symptomatik
• HIV assoziierte Symptome und
Erkrankungen
• Asymptomatisch, CD 4 unter 350/ul
• Asymptomatisch, CD 4 über 350/ul aber
Zusatzkriterien
Relevante Zusatzkriterien für
Therapiebeginn
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•
•
Schwangerschaft
Chron. Hepatitis B oder Hepatitis C
Alter >50J.
Hohes kardiovaskuläres Risiko
Rasches Absinken der Helferzellen
Viruslast über 100 000 cop/ml
Medikamenteninteraktionen
Interaktionen v.a. mit Medikamenten die über
Cytochrom P 450 verstoffwechselt werden oder
die den ph Wert im Magen erhöhen
– PPI
– Makrolidantibiotika
– Diazepamderivate
– Antiallergika
– Cholesterinsynthesehemmer
– Ergotaminhaltige Migrändemittel
– Viagra, Hyperizin, Ecstacy
Zusammenfassung
• An HIV denken und Test anbieten v.a. bei
klinischen Zeichen einer Immunschwäche
• Angebot eines HIV Tests anlässlich jeder
Untersuchung auf andere sexuell
übertragbare Erkrankungen
Zusammenfassung
• Testergebnis im persönlichen Gespräch
mitteilen und die gute Prognose und
Therapiemöglichkeiten betonen
• Rechtzeitig an HIV Spezialisten
überweisen
• Bei Patienten unter ART an
Medikamentenwechselwirkungen denken
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