Information vorbereitet durch den Stefan Oehler, Ingenieur, Architekt, Passivhausplaner, LEED AP, DGNB Auditor Melanchthonstr. 10 D-75015 Bretten funk (+49) 0172 - 76 50 131 [email protected] Oehler Archkom Solar Architektur fon (+49) 07252 - 95 76 26 Heizen und Kühlen mit Geothermie Erdwärme ist die in Form von Wärme gespeicherte Energie unterhalb der festen Erdoberfläche. Die Verwendung von Erdwärme gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dabei wird Primärenergie durch die Nutzung einer praktisch unerschöpflichen und damit quasi regenerativen Energiequelle gewonnen. Oberflächennahe Geothermie geht bis 400 m Tiefe und nutzt den im Erdreich vorzufindenden Temperaturbereich von 8 bis 25 °C aus. Die technische Nutzung dieses über das Jahr gleichmäßigen Temperaturniveaus im Erdreich ist eine interessante Möglichkeit, regenerative Energie zu nutzen. Das Erdreich wird im oberen Bereich zusätzlich durch die Sonneneinstrahlung temperiert und weist dadurch jahreszeitliche Temperaturschwankungen auf. Die technisch nutzbare Mindesttiefe für horizontale Erdwärmetauscher oder Erdsonden liegt daher bei 1,5 m. In dieser Tiefe schwankt die Erdreichtemperatur in Deutschland zwischen 8 °C und 12 °C. Bei 10 m Tiefe spielt der Einfluss von Sonnenstrahlung und jahreszeitlichen Temperaturschwankungen an der Oberfläche keine Rolle mehr. Hier wird das Erdreich durch den heißen Kern der Erde auf einer gleichmäßigen Temperatur gehalten. Die Erdkruste ist eine dicke Dämmschicht, die den heißen Erdkern vor dem Auskühlen schützt. Vertikale Sole-Erdsonde Die vertikale Erdsonde besteht aus einer wasserführenden Kunststoffleitung mit einem nach unten führenden Schlauch, einem Umlenkstück und einem nach oben führenden Schlauch. Je tiefer dieser Schlauch nach unten geführt wird, desto mehr kann das durchströmende Wasser die Temperatur des Erdreiches annehmen. Dieses temperierte Wasser dient der Wärmepumpe als Energielieferant zum Heizen oder den Kühlflächen im Gebäude zum Kühlen. Beim Bau von vertikalen Erdwärmesonden ist die Erschließung regenerativer Energien mit anderen öffentlichen Belangen, wie dem vorsorgenden Grundwasserschutz und der Trinkwasserversorgung abzuwägen. In BadenWürttemberg wurde dafür ein vereinfachtes Erlaubnisverfahren eingeführt. In hydrogeologisch günstigen Gebieten sind Erdwärmesonden lediglich anzuzeigen. Es dürfen nur Bohrunternehmen beauftragt werden, die als Fachfirmen zertifiziert sind. Der Bohrdurchmesser ist so zu wählen, dass nach Einbau der Sonde die Querschnittsfläche durch Zementsuspension mehr als 65 % der Bohrquerschnittsfläche beträgt. Die Durchmesseruntergrenze für eine ErdwärmesondenBohrung beträgt 120 mm für die Standard DoppelUSonde DN 32. Nach Einbau der Sonde ist der Bohrlochringraum vollständig mit Zementsuspension, ausgehend vom Sondenfuß, von unten nach oben zu verpressen. In der Praxis ist es sinnvoll, die ausführende Haustechnikfirma mit der Bohrung zu beauftragen, um einen einzigen Verantwortlichen für das Gesamtsystem Bohrung – Sonde- Wärmepumpe – Wärmetauscher – Kühlund Heizflächen – Steuerung und Regelung zu haben. Eine fachgerechte Dimensionierung des Heizund Kühlsystems ergibt, wie tief gebohrt werden muss und wie viele Sonden erforderlich sind. Horizontaler Luft-Erdwärmetauscher (EWT) Der LuftEWT ist ein der Lüftungsanlage vorgeschalteter unterirdischer Ansaugkanal, der die Außenluft vorwärmt bzw. abkühlt. Diese Energie wird dem Erdreich entzogen, um damit die Lüftungsanlage im Winter vor Vereisung zu schützen bzw., um im Sommer die heiße Außenluft abzukühlen. Die Rohre müssen im Gefälle und in einer Tiefe von mindestens 1,5 m verlegt werden. Für ein Einfamilienhaus sind mindestens 30 m Länge in DN 300 vorzusehen. Das bedeutet zusätzliche Grabarbeiten, Platzbedarf und ein gleichmäßiges Gefälle mit Ablaufmöglichkeit des Kondensates. Die Kühlleistung im Sommer ist nur gegeben, wenn im Haus alle Fenster verschlossen bleiben und der Luftaustausch ausschließlich über die Lüftungsanlage läuft, was in der Praxis eher unwahrscheinlich ist. Die Kühlleistung eines EWT ist begrenzt und wird kaum mehr als ein bis zwei Grad Abkühlung im Haus erwirken. Sparsame Erwärmung im Winter, sanfte Kühlung im Sommer: Betonkerntemperierung Horizontaler Sole-Erdwärmetauscher Der SoleEWT besteht aus einer wasserführenden Kunststoffleitung, die als Wärmeträger funktioniert und viermal so lang sein sollte wie ein LuftEWT. Die SoleFlüssigkeit gibt ihre Wärme/Kälte über einen Wärmetauscher an die Lüftungsanlage ab. Die Soleleitung lässt sich in mehreren Lagen im Arbeitsraum um das Gebäude herum führen, das gleichmäßige Gefälle ist hier nicht ganz so wichtig wie beim LuftEWT. Die Leitung muss allerdings entlüftet werden können. Wenn die Erdarbeiten reduziert werden sollen oder der EWT im Grundwasser liegt, kann diese Variante sinnvoll sein. Erdsonde mit Wärmepumpe Zur Bereitstellung von Niedertemperaturwärme stellt die mit einer Erdsonde gekoppelte Wärmepumpe gegenwärtig die erfolgversprechendste Option dar. Die Wärmepumpe mit Erdwärmesonde erzeugt aus einer Kilowattstunde Strom bis zu vier Kilowattstunden Nutzwärme. Dieses Verhältnis von 1:4 setzt die optimalen Voraussetzungen eines sparsamen Gebäudes voraus. Strom muss in Deutschland sehr umweltbelastend hergestellt werden. Durch Herstellung, Umwandlung und Transport werden fast 3 kWh Primärenergie benötigt, um 1 kWh Strom an der Steckdose anbieten zu können. Berücksichtigt man dieses Verhältnis, ist die Ausbeute einer geothermisch versorgten elektrischen Wärmepumpe nur noch 3:4, d. h. es werden 3 kWh Primärenergie benötigt, um 4 kWh Wärme zu gewinnen. Nun wird deutlich, dass das System Geothermie – elektrische Wärmepumpe nur bei optimalen Voraussetzungen Sinn macht. Würde das Verhältnis von 3:4 unterschritten, so wäre der Anteil an regenerativ gewonnener Energie auf Null gesunken, man könnte dann genausogut Steinkohle, Erdgas oder Erdöl verfeuern. Bei wenig sparsamen Gebäuden und einem schlecht dimensionierten Haustechniksystem mit fehlender Abstimmung kann sich solch ein System sogar in sein Gegenteil umwandeln, um als äußerst ungünstige elektrische Direktheizung zu funktionieren. Es ist daher entscheidend, dass solche Systeme durch einen erfahrenen Haustechniker geplant, dimensioniert, ganzheitlich integriert, in Betrieb genommen und überprüft werden. Eine Überdimensionierung ist genau so kontraproduktiv wie ein falsches Modell, welches nicht kompatibel zum Rest der Haustechnik ist. Nicht zuletzt sind alle Herstellerangaben kritisch zu hinterfragen und mit unabhängigen Messergebnissen zu vergleichen. Erdsonde und Wärmepumpe im Bürogebäude Erdsonde & Wärmepumpe & Fußbodenheizung im Wohnhaus Eine Erdsonde lässt sich am wirkungsvollsten mit einem Niedertemperatursystem kombinieren. Dafür sind großflächige Wärmebzw. Kälteübertragungsflächen notwendig, wie beispielsweise eine Fußbodenheizung. Diese hat normalerweise den Nachteil, träge zu sein, was im Passivhaus glücklicherweise nicht ins Gewicht fällt, da auch das Passivhaus träge reagiert. Die beiden Systeme Passivhaus und Fußbodenheizung sind miteinander kompatibel. Die Wasserschlangen im Fußbodenbelag haben eine begrenzte Leistung. Sie strahlen hauptsächlich nach oben ab, da sie nach unten durch die Trittschalldämmung und die Decke thermisch geblockt sind. Als Kühlfläche ist der Fußboden nicht ganz so günstig wie eine gekühlte Decke, da die kühle Luft am Fußboden kleben bleibt. Im Heizfall kann die Wärme ungehindert aufsteigen. Da im Wohnhaus der Heizbedarf gegenüber dem Kühlbedarf meistens dominiert, ist es unproblematisch, wenn die Kühlleistung nicht ganz so hoch ausfällt wie die Heizleistung. Die Kühlung kann direkt mit dem 10 °C kalten Wasser der Erdsonde erfolgen, indem dieses Wasser durch die Fußbodenheizung gepumpt wird. Geheizt wird mit dem von Erdsonde und Wärmepumpe erwärmten Wasser. Die Kombination Erdsonde – Wärmepumpe – Fußbodenheizung stellt ein sehr komfortables Heizund Kühlsystem im Passivhaus dar. Mit einer zusätzlichen Regelung kann man die Temperatur auch raumweise bestimmen, was jedoch nicht unbedingt notwendig ist, da sich im trägen Passivhaus überall gleichmäßig die gewünschte Temperatur einstellt. Die Lüftungsanlage übernimmt dann keine Heizoder Kühlfunktion, sondern sichert nur die hygienisch notwendige Frischluftrate. Damit bleibt der Luftwechsel minimal und die Zuluft muss nicht über 20 °C hinaus aufgeheizt werden. Als Zusatzkosten fallen gegenüber dem Minimalsystem „Kompaktaggregat mit Luftheizung“ die Erdsonde, die Fußbodenheizung und das Kühlregister an. Dagegen kann man die Einsparung des EWT rechnen. Die kalte Außenluft wird direkt vom System Erdsonde – Wärmepumpe auf 20 Cº vorgewärmt. Vorgestellt und übersetzt aus dem Deutschen ins Russisch von «Projekt Passivhaus»© R.Okipnoi St. 8, office 3 Kyiv 02002. Tel.: 8(044) 585 88 18 e-mail: [email protected] www.pro-passivhaus.com