Therapie- und Trainingsformen mit Wasser beim Pferd 1. Schwimmen Pferde können von Natur aus Schwimmen. Sie müssen es nicht zuerst erlernen. Schwimmen stellt ein gutes physiologisches Training für Muskeln, Gelenke, Herz, Kreislauf und Lunge dar, bei dem der gesamte Körper des Pferdes optimal und Stützlastfrei (Körpergewicht und Schwerkraft entfällt) mobilisiert und trainiert wird. Im gesamten Körper findet eine erhebliche Steigerung der Durchblutung statt, was sich besonders günstig auf erkrankte Gliedmaßen auswirkt. Zusätzlich wird durch den hydrostatischen Druck eine Entstauung des Lymphsystems erreicht. Die Lunge erfährt eine viel höhere Sauerstoffaufnahme, vergleichbar bei einer Belastung im Renngalopp, nur ohne Belastung des Stützapparates. Ebenso verhält es sich mit dem Herz- und Kreislaufsystem, das maximal trainiert wird. Die Herzfrequenz steigt in sehr kurzer Zeit auf hohe Werte (150 – 180/min), diese fällt ebenso schnell wieder nach dem Schwimmen herab, so ist eine optimale Konditionssteigerung zu erreichen. Interessant ist, dass die Muskulatur beim schwimmenden Pferd bei dieser Pulszahl und einer Trainingsdauer von etwa 20 Minuten im aeroben Bereich trainiert wird. Ein Training bei vergleichender Pulszahl an Land verursacht immer einen anaeroben Muskelstoffwechsel mit eventuell nachfolgendem Muskelschaden. Als Nachteil erweist sich die fehlende Proprioception durch den fehlenden Bodenkontakt und die fehlende Stützlast-Komponente. Zusätzlich ist auch die eigentliche Schwimmbewegung nicht identisch mit dem normalen Gangbild, wobei eine Pro-und Retraktion auch beim Schwimmen stattfindet, einfach in einer etwas anderen Art und Weise als im Gang. Somit werden die Muskeln nicht absolut identisch gebraucht und darum ersetzt Schwimmen kein Training "an Land". Bezüglich Haltung ist die starke Extension im CTÜ und in der cranialen HWS als Nachteil zu erwähnen. Einrichtung: Es gibt Rundbecken, wo das Pferd im Kreis schwimmt und gerade Becken wo entweder eine Länge geschwommen wird, ausgestiegen und am Land zum Anfangspunkt zurückgekehrt wird oder wo im Wasser eine Wendung eingeleitet wird und zurück geschwommen wird. Diese verschiedenen Einrichtungen haben alle ihre Vorund Nachteile. Beim Rundbecken schwimmt das Pferd in einer Haltung wie wenn es auf der Volte mit Aussenstellung läuft. Es macht eine Rotation im TL-Übergang und dreht die Hinterhand nach aussen weg (Belastung FTL). Wichtig: unbedingt beachten wie das Pferd das Schwimmen ausführt und ev. Bewegungsmuster korrigieren! Langsame Anpassung ans Wassertraining und langsame Steigerung. Ansonsten Gefahr von Tying up. Wassertemperatur: ca 18° C Vorteile: Keine Stützbelastung Bewegungsmuskeln der Extremitäten werden im Gangmuster gekräftigt Gute Kräftigung der Hinterhand und Bauchmuskeln Starkes cardiovaskuläres Training Entstauung Lymphsystem Nachteile: Keine Proprioception, da kein Bodenkontakt Keine Auseinandersetzung mit der Schwerkraft, dadurch keine Stimulation der Strukturen in dieser Hinsicht Fehlende exzentrische Muskel-Arbeit gegen Schwerkraft Extension CTÜ, craniale HWS Grosser Aufwand, hohe Koste 2. Laufband / Unterwasserlaufband Das Laufband in der Physiotherapie kann einerseits zur Ganganalyse und andererseits zur Kräftigung und Bewegungsschulung eingesetzt werden. Diagnostisch können zusätzlich Gewichtsverteilung und Krafteinsatz gemessen werden sofern das Band über Kraftplatten verfügt. Wichtig ist, dass im individuellen Rhythmus des Pferdes gearbeitet wird. Muss ein Pferd im Schritt oder Trab ständig über oder unter seiner Geschwindigkeit laufen, kann das zu Muskelproblemen führen. Es gibt Rollen- und Plattenlaufbänder. Die Zweiteren sind deutlich zu bevorzugen, v.a. wenn es schwimmende Platten sind, die sich auch seitlich bewegen können. Leider etwas teurer, dafür Sehnen- und Gelenksschonender, da der Untergrund durch die Platten elastischer ist, ähnlich einem Grasuntergrund. Das Problem der mehr oder weniger passiven Rückführung der Extremität durch das Band kann durch die Neigung des Bandes mehr oder weniger behoben werden. Mit einer kleinen Steigung müssen auch die Rückführer arbeiten, da gegen die Schwerkraft gearbeitet werden muss. Somit ist das Gangbild dem auf einem normalen Boden ziemlich nahe. Sehr günstig ist das Laufband für Pferde, die nach einer Ruhigstellung wieder langsam antrainiert werden sollten. Auf dem Band bocken keine Pferde im Gegensatz zum Führen an der Hand oder in der Führmaschine. Sie laufen ruhig in dem vorgegebenen Tempo. Zusätzlich kann die Intensität sehr dosiert gesteigert werden mit Tempo, Dauer und Steigung. Ein Pferd muss auf dem Laufband sehr genau beobachtet werden. Man sollte sich mit seinen anatomischen Besonderheiten sehr gut auskennen und das Gangmuster ständig beobachten und notfalls korrigieren. Beachten der Diagonalen. Vorteile: Klare Vorgabe von Tempo und Steigung Gute Dosierbarkeit der Belastung Gute Kontrolle des Bewegungsmusters Bewegungsmuskeln der Extremitäten werden im Gangmuster gekräftigt bei Steigung Ganganalyse Nachteile: Ohne Steigung vermehrtes Training der Vorführer. Muskeldysbalance Aufwand, Kosten Unterwasserlaufband Das UWL hat im Gegensatz zum normalen Laufband den Vorteil, dass unter Teilentlastung der Stützbelastung gearbeitet werden kann. Je nach Höhe des Wasserstandes wird durch den Auftrieb die Belastung auf die Extremitäten gesenkt. Gleichzeitig nimmt der Widerstand gegen den gelaufen werden muss zu und somit die Intensität des Trainings der Muskulatur. Je höher der Wasserstand desto höher werden auch die Extremitäten angehoben. Auch im UWL kann mit leichter Steigung gearbeitet werden. Durch den Wasserwiderstand werden die Bauchmuskeln deutlich mehr angesprochen zu arbeiten als beim normalen Laufband. Gleichzeitig haben wir durch den hydrostatischen Druck eine Entstauung des Lymphsystems. Ansonsten gelten dieselben Regeln wie beim normalen Laufband bezüglich individuellem Tempo, Intensität und Kontrolle des Bewegungsablaufes. Gemäss einer wissenschaftlichen Studie hat das kontrollierte Arbeiten der Pferde auf dem Unterwasserlaufband nur geringgradige Auswirkungen auf die Muskelparameter im Blut. Eine Ermüdung/Übersäuerung der Muskeln, wie beispielsweise beim Lumbago / Tying up, ist somit nicht zu erwarten. Vorteile: verminderte Stützbelastung durch Auftrieb Proprioception durch Bodenkontakt Gute Kontrolle des Bewegungsmusters Kräftigung durch Wasserwiderstand Bewegungsmuskeln der Extremitäten werden gekräftigt Gute Kräftigung der Hinterhand und Bauchmuskeln bei höherem Wasserstand oder Steigung Entstauung Lymphsystem im normalen Gangmuster Nachteile: Bei hohem Wasserstand hohe Beinaktion Ev Extension CTÜ und obere HWS bedingt durch Spritzen des Wassers (je nach Modell) Grosser Aufwand, hohe Kosten 3. Führmaschine / Waterwalker In der aktiven Therapie ist die Führmaschine nicht sehr effizient. Der einzige Einsatz dafür ist die freie Bewegung des Pferdes ohne Reiter. Es kann sich bewegen wie es will (im vorgegeben Tempo) und auch einmal Bocken ohne aber Stops zu reissen und Abzudrehen. Das Bewegungsmuster kann nicht überwacht und so auch nicht korrigiert werden. In der Führmaschine kann ein Pferd trotz Richtungswechsel in derselben Biegung bzw. Diagonalen verweilen und sich so immer in seinem Muster bewegen. Waterwalker Der Waterwalker ist eine Führmaschine, die geflutet werden kann. Die Höhe des Wasserstandes kann gleich wie beim UWL bestimmt werden und somit der Widerstand und die Entlastung durch den Auftrieb angepasst werden. Meist wird mit einer Wasserstand Höhe Karpus gearbeitet. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Kräftigung und dem Vorteil des Wassers an der distalen Gliedmasse z.B. nach Verletzung oder Training (Kühlung, Massagewirkung, hydrostatischer Druck). Der Vorteil ist, dass das Pferd sich frei bewegen kann und auf normalem Untergrund vorwärts laufen kann. Es können auch mehrere Pferde gleichzeitig therapiert werden. Dafür kann der Bewegungsablauf bzw. das Bewegungsmuster schlechter kontrolliert und korrigiert werden. Vorteile: Kräftigung durch Wasserwiderstand Bewegungsmuskeln der Extremitäten werden im normalen Gangmuster gekräftigt Gute Kräftigung der Hinterhand und Bauchmuskeln bei höherem Wasserstand Anregung der Zirkulation distale Gliedmasse Nachteile: Schlechte Kontrolle Bewegungsmuster Ev Extension CTÜ und obere HWS bedingt durch Spritzen des Wassers (je nach Wasserhöhe) Aufwand, Kosten