Mit der vorliegenden Produktbroschüre

Werbung
Nischenprodukte entwickeln sich zunehmend
als Chance für Südtirols kleinstrukturierte
Landwirtschaft. Die Natur selbst hält für
den gewerblichen Gemüseanbau und für
den Hausgarten ein reichhaltiges Angebot
bereit. So könnten auch Peperoncini in ihrer
Farben- und Verwendungsvielfalt eine bunte
Bereicherung im Angebot der Direktvermarkter werden. Peperoncini erfreuen sich
zunehmender Beliebtheit und sind für die
KonsumentInnen eine gesunde und genussvolle, abwechslungsreiche und farbenfrohe
Begleitung auf dem Speiseplan.
Landesrat für Landwirtschaft,
Informationstechnik, Grundbuch und
Kataster
Hans Berger
Mit der vorliegenden Produktbroschüre
„Peperoncini“ möchte die Fachschule für
Land- und Hauswirtschaft Salern Bild- und
Textmaterial nachhaltig sichern, welches
anlässlich einer grossen Sonderschau an
der Schule fotografiert und erarbeitet
worden ist.
Wir freuen uns, wenn wir damit ProduzentInnen und KonsumentInnen ansprechen und
Interesse an diesem vielfältigen Gemüse
UND GEWÜRZ wecken.
Direktorin
Juliane Gasser Pellegrini
Die Fachschulen für Land- und Hauswirtschaft haben es sich zum Ziel gesetzt, den
Schülerinnen, DirektvermarkterInnen sowie
KonsumentInnen Fachinformationen zugänglich zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen,
widmen wir jedes Jahr einem ausgewählten
landwirtschaftlichen Produkt eine eigene
Broschüre.
Heuer gilt unsere Aufmerksamkeit den
„Peperoncini“. Ich danke der Fachschule
Salern und ihren MitarbeiterInnen für die
qualitativ hochwertige Arbeit und wünsche
allen eine anregende Lektüre.
Von winzig klein bis gross, von aromatisch
mild bis gnadenlos scharf, von runzelig
bis straff gezogen, von unscheinbar bis
auffällig, von kräftig leuchtend bis dunkelfarbig reicht die immense Vielfalt der
Peperoncini.
„Einzig die Unverkennbarkeit und die Vielfalt
der Natur bringen uns zum wirklichen Staunen“, sagte der schwedische Naturforscher
Carl von Linné sehr treffend. Ganz in diesem
Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude beim
Lesen dieser Broschüre, beim Zubereiten der
Gaumenfreuden und vielleicht sogar beim
Heranziehen Ihrer eigenen Peperoncini.
Abteilungsdirektor
Dr. Stefan Walder
Agronomin
Dr. Maria Sigmund
IM GEDENKEN AN
MARTIN FRICK
Im Oktober 2006 hat Dr. Martin Frick, Fachlehrer für
Gemüsebau, an der Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern, eine Ausstellung mit über 150 verschiedenen Peperoncinisorten präsentiert und genauestens
dokumentiert.
Dr. Martin Frick wollte mit dem umfangreichen Bilderund Informationsmaterial eine Peperoncinibroschüre
erstellen. Leider ist es dazu nicht gekommen.
Er verstarb am 29. Dezember 2006.
Ausgehend vom vorhandenen Bild- und Textmaterial
wurde diese Broschüre gefertigt.
Die Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern
widmet sie Martin, ihrem langjährigen verdienstvollen
Fachlehrer.
AUSSTELLUNG 2006
Inhaltsverzeichnis
09 BEGRIFFSERKLÄRUNG
11 DIE geschichte VON CHILINO DEM PEPERONCINO
17 PEPERONCINOREICH
19 ETWAS BOTANIK
21 ANBAU UND PFLEGE
25 inhaltsstoffe 27 STARK SCHARF ODER SCHWACH SCHARF
29 die SCHÄRFESKALA
33 DAS PEPERONCINOFEUER LÖSCHEN
34 SCHARFSINNIGE TIPPS
37 VERWENDUNG
41 HALTBAR MACHEN
43 IHRE WIRKUNG
46 AUS DER KÜCHE VON CHRISTIAN HOFER
48 AUS DER KÜCHE VON HERBERT HINTNER
56 LITERATURNACHWEIS
58 IMPRESSUM
Begriffserklärung
Obwohl alle Paprikasorten, ob mild oder scharf, der gleichen Gattung zuzuordnen sind,
und zwar der Gattung Paprika, gibt es umgangssprachlich eine begriffliche Trennung
zwischen den scharfen und den nicht scharfen bzw. milden und süßen Sorten. So werden hierzulande die Begriffe Peperoncini und Chili für die scharfen Paprikasorten, den
Gewürzpaprika, verwendet und Peperoni oder Paprika für die nicht scharfe Variante,
den Gemüsepaprika.
Ferner sind Begriffe wie Spanischer Pfeffer oder Cayennepfeffer (wird aus der Peperoncinisorte Cayenne hergestellt) gebräuchlich, die alle auf die historische Verknüpfung
der zwei Irrtümer des wohl Ihnen allen bekannten Christoph Kolumbus zurückzuführen
sind. Was da wohl passiert ist? Das können Sie im Kapitel „Die Geschichte von Chilino
dem Peperoncino“ nachlesen.
Zudem gilt: Wenn auf Mamas Einkaufsliste Paprika steht, dann ist darunter mancherorts
das edelsüße Paprikapulver zu verstehen.
Wenn Sie wissenschaftlich exakte Angaben möchten, empfehlen wir die folgenden
Zeilen: Die Gattung Paprika (Capsicum) gehört zur Familie der Nachtschattengewächse
(Solanaceae). Dazu zählen auch die Kulturpflanzen Kartoffeln (Solanum tuberosum),
Tomaten (Solanum lycopersicum) und Melanzane (Solanum melongena).
Peperoncini, paprika
oder chili?
Im Volksmund und älteren deutschen Botanikbüchern trifft man vereinzelt auch auf
den Namen Beißbeere (beißt man in einen scharfen Peperoncino, dann beißt dieser
zurück!).
Wir sprechen in dieser Broschüre immer von der Gattung Paprika, verwenden dazu aber
den Begriff Peperoncino (Mehrzahl: Peperoncini) für die scharfen Sorten (Gewürzpaprika) und für die milden Sorten den Begriff Gemüsepaprika.
11
Die Geschichte von
Chilino dem Peperoncino
Die Geschichte
Hallo.
Ich heisse Chilino und bin ein echt scharfes Früchtchen.
Woher ich komme? Ja, das ist so: Mittel- und Südamerika gelten als Ursprungsländer
meiner Vorfahren. Man sagt (das sage ich so, weil sich die lieben Wissenschaftler immer noch nicht ganz einig sind), dass sich meine Gattung wahrscheinlich im heutigen
Südbrasilien bis Bolivien entwickelte und dass die einzelnen Arten dann durch Vögel
bis nach Mittelamerika weiterverbreitet wurden. Wissen Sie wie das passiert ist und
wie wir uns vermehren?
Die Vögel werden durch unsere tollen Farben angezogen und picken und mampfen an
uns herum, d.h. sie haben uns zum Fressen gern. Ob ihnen nachher der Schnabel brennt?
Nein, denn Mutter Natur war so schlau, dass sie uns mit einer superscharfen Substanz
vorgesehen hat, um uns nur für Säugetiere ungenießbar zu machen. Also ist genau diese
unsere Schärfe ein Abwehrmechanismus gegen die verfressenen Säugetiere. Die Vögel
aber sind so cool gebaut, dass sie von der Schärfe nichts mitkriegen. Da die Verdauung
der Vögel nicht wie bei anderen Tieren mit Magensäure arbeitet, und somit die Samen
nicht zerstört, werden diese anderswo wieder ausgeschieden (Mama hat gesagt, ich darf
hier nicht das Wort „rausgekackt“ benutzen!). Der Kot wirkt gleichzeitig als Dünger.
Ja, und damit sichert sich meine Gattung ihre Reproduktion. Auf Ihrem Balkon oder
in Gewächshäusern wird das aber anders gemacht: da setzt man einfach die Samen in
die Erde, ohne dass man warten muss, dass Vögel zuerst die Samen fressen und dann
genau dahin kacken (oops, jetzt habe ich das Wort doch noch benutzt. Entschuldigung!).
Nun fragen Sie sich doch sicher, wie alt meine Gattung ist? Och, uralt. Die Wildformen
davon dienten den Menschen bereits um 7.000 v. Chr. als Nutzpflanze. Das waren
sozusagen die Steinzeitpeperoncini, die Begründer meines Stammbaumes. Die ersten
Zuchtformen sind wahrscheinlich zwischen 5.200 und 3.400 v. Chr. entstanden. Alle
fünf noch heute kultivierten Arten (Capsicum annuum, Capsicum baccatum, Capsicum
chinense, Capsicum frutescens, Capsicum pubescens) wurden bereits vor der Entdeckung
Amerikas durch die einheimischen Völker domestiziert.
13
Die Geschichte von
Chilino dem Peperoncino
Bis zum 15. Jahrhundert waren meine heißen Peperoncinivorfahren außerhalb Südamerikas unbekannt. Die einzige scharfe Gattung, die es davor in Europa gab, war der
schwarze Pfeffer (Piper nigrum). Diesen konnten sich aber nur wenige Reiche leisten,
denn er wuchs nur in Indien und musste deshalb nach Europa importiert werden.
schon bald erste Pflanzen anbaute. Bis heute sind die Peperoncini- und die Gemüsepaprikasorten auch unter dem Namen „Spanischer Pfeffer“ bekannt (siehe Kapitel
„Peperoncino, Paprika oder Chili?“). Wenn das nicht die Höhe ist. Uns als Verwandte
der Pfeffergattung einzustufen. Hmpf!
Und jetzt kommen wir zum bereits eingangs genannten Christoph Kolumbus und seinen
Abenteuern. Eigentlich wollte er ja das damalige Monopol Venedigs im Pfeffer- und
Gewürzhandel brechen und 1492 auf einer großen Erkundungsreise eine Westroute
nach Indien entdecken. Nach einer langen Schifffahrt über das große Meer, auch der
Atlantische Ozean genannt, kam dann auch endlich Land in Sicht. Da unser Freund
dachte, er sei in Indien gelandet, nannte er die Menschen, die er da vorfand „Indianer“.
Sie wissen doch bestimmt, was er in Wirklichkeit entdeckt hat, oder?
Das war also sein erster Fehler. Und der zweite folgte zugleich. Tja, irren ist menschlich.
Als er die Gegend näher erkundete, lernte er die von den Einwohnern verwendeten
Schoten kennen, die sich durch enorme Schärfe auszeichneten. Er und seine Freunde
hielten diese feurigen Früchte für Verwandte des Pfeffers aus Indien (ja, Klatsch und
Tratsch hat es schon damals gegeben) und gaben ihnen deshalb ebenfalls den Namen
Pimienta, das ist die spanische Bezeichnung für „Pfeffer“.
Die scharfe Neuheit wurde sogleich mit zurück nach Spanien genommen, wo man
Wie auch immer. Durch den Kolonialismus und den zunehmenden Welthandel, vor
allem durch die Portugiesen, breiteten sich Sorten meiner Gattung schnell in Afrika, im
Nahen Osten und Südostasien bis nach Japan aus. Meine Vorfahren wurden in vielen
Ländern wie Indien und Thailand, wo zuvor unter anderem Pfeffer und Ingwer als scharfe
Gewürze genutzt wurden, fester Bestandteil der heimischen Küche.
Mann, ich will auch mal all diese Orte sehen und all diese Fremdsprachen lernen.
Mittlerweile gibt es auch die unscharfe Variante unserer Gattung, und zwar die Gemüsepaprika. So. Nun wissen Sie Bescheid. Vielleicht haben Sie ja auch Lust, den langen
Reisen meiner Vorfahren zu folgen. Möglicherweise treffen wir uns dann auf einer von
ihnen. Das würde mich sehr freuen. Also dann, adiõs!
PS: Im folgenden Kapitel können Sie gleich nachlesen, welche diese fünf alten Arten
sind, die noch heute angebaut werden.
15
Mit allen Sinnen peperoncini
erleben
17
Peperoncinoreich
Innerhalb der Gattung Paprika (Capsicum) werden 31 Arten unterschieden, von
denen die folgenden 5 Arten kultiviert werden:
Capsicum annuum
Diese Art ist der am weitesten verbreitete Vertreter der Gattung
Paprika. Zu ihr zählen großfruchtige milde Sorten (Gemüsepaprika), aber auch kleine, spitze Schoten mit beißendscharfem
Geschmack.
Vertreter: Cayenne, Dulce Italiano, Red Hot Chili.
Capsicum baccatum
Die Pflanzen dieser Art werden sehr groß (über 200 cm), sind
ertragreich und widerstandsfähig gegen Krankheiten und Temperaturschwankungen. Die Fruchtform schwankt von kleinen aufrecht
stehenden Kugeln bis zu hängenden Lampions.
Vertreter: Bishop‘s Crown, Aji Pineapple, Heart Drops.
Capsicum chinense
Die schärfsten Peperoncinisorten gehören zu dieser Art, mit der
sie alle anderen Arten um ein Mehrfaches übertreffen können.
So auch die im Jahr 2006 als schärfste Peperoncinisorte der Welt
identifizierte Sorte Naga Jolokia.
Vertreter: Habañero, Yellow Mushroom, Tears of Fire.
EINE bunte Vielfalt
Capsicum frutescens
Die Pflanzen des Capsicum frutescens sind in unseren Breiten etwas
schwierig im Anbau: sie wachsen langsam, haben eine späte Blüte
und reifen spät. Die Früchte enthalten jedoch fast doppelt so viel
des für die Schärfe verantwortlichen Inhaltstoffes Capsaicin wie
die meisten Vertreter der Art Capsicum annuum.
Vertreter: Trifetti, Tabasco.
Capsicum pubescens
Die Pflanzen dieser Art unterscheiden sich deutlich von den anderen
kultivierten Arten. Alle Teile der Pflanze sind behaart, die Blüten
sind violett und die Samen sind schwarzgrau.
Vertreter: Canario, Rocoto de Seda.
19
etwas Botanik
Blatt
Der Peperoncino und der Gemüsepaprika gehören zu den zweikeimblättrigen Pflanzen, d.h. die Samen keimen oberirdisch
und bilden zwei Keimblätter. Die meist mehrjährigen Pflanzen
erreichen Wuchshöhen um 150 cm, doch es existieren sowohl
bodendeckende als auch deutlich größere Arten und Sorten.
Die Laubblätter sind länglich oval bis eiförmig, ganzrandig und
gestielt, bis zu 30 cm lang und bis zu 15 cm breit.
Blüte
Die Blüten sind meist weiß, es gibt aber auch sehr viele grünliche
und auch violette Blüten. Bestäubt werden die Blüten vorwiegend
durch Insekten, doch gerade im Gewächshaus und bei Zimmerhaltung reicht oftmals der Wind oder vorsichtiges Schütteln der
Pflanze zur Bestäubung. Auch nach dem Fruchtansatz entwickeln
sich noch neue Blüten. Somit können an einer Pflanze verschiedene
Stufen der Fruchtbildung beobachtet werden.
Man kann jedoch eine Abnahme der Blütenzahl beobachten, wenn
sich bereits reifende Früchte an der Pflanze befinden.
Unter idealen Temperaturbedingungen (16 °C bis 21 °C) können
ganzjährig Blüten gebildet werden.
Die Pflanze
Frucht
Die Frucht wird umgangssprachlich und kulinarisch meist als
Schote bezeichnet. Es handelt sich botanisch gesehen aber um
eine Beere.
Die Fruchtwand besteht außen aus einer festen Haut und darunter
befindet sich das eigentliche Fruchtfleisch. Schließlich kommt
die Innenwand. An der Innenseite der ehemaligen Fruchtblätter
befindet sich die deutlich hellere Plazenta, welche auch oftmals
Scheidewände bildet, die das Innere der Frucht in verschiedene,
nicht vollständig getrennte Kammern unterteilt. Auf der Plazenta
und den Scheidewänden sitzen die nierenförmigen, glatten Samen,
die je nach Art hellbraun bis schwarzgrau sind.
Die Früchte unterscheiden sich in Form und Größe, Farbe und
Schärfe.
21
Anbau und Pflege
Der ideale Standort
Die Heimat der Peperoncini sind die „heißen“ Länder wie Süd- und Mittelamerika.
Deshalb ist der ideale Standort für die Peperoncini, wie auch für die Gemüsepaprikasorten, ein sehr sonniger Platz. Vor zu viel direkter Sonneneinstrahlung (im Sommer zur
Mittagszeit) müssen sie allerdings geschützt werden, denn dies führt zu Verbrennungen
an Blättern und Früchten.
Die Pflanzen sind kälteempfindlich. Die Temperaturen sollten nicht unter 5 °C sinken. Bei
Temperaturen zwischen 7 °C und 29 °C können sie in Mitteleuropa im Freiland gehalten
werden. In unseren Breiten bietet sich die Kultivierung der Pflanzen in Töpfen an, um
sie eventuell in einem frostfreien Raum zu überwintern. Auch ein luftiger Standort ist
wichtig, um Pilzkrankheiten und Schädlingen vorzubeugen.
So Gelingt es
Aussaat bis zur Ernte
Die Pflanzen wachsen am besten in lockeren, sandigen bis lehmigen Böden mit einem
leicht sauren pH Wert (4,3 bis 7,5). Mit der Aussaat kann im Jänner begonnen werden.
Die optimale Keimtemperatur liegt bei 25 °C bis 32 °C und ist damit relativ hoch. Die
Keimzeit beträgt, je nach Sorte, 1 bis 3 Wochen. Nach der Bildung zweier Blattpaare
können die Pflanzen in größere Töpfe pikiert (umgepflanzt) werden.
Um einen buschigeren Wuchs zu erzielen, sollte die Spitze oberhalb eines Knotens
(Blattverzweigung) gekappt werden, sobald die Pflanze etwa 40 cm hoch ist. Aufgrund
der langen Reifezeit (über 70 Tage) beginnt die Fruchtreife erst relativ spät im August
bis September und kann bis November andauern.
23
Anbau und Pflege
WASSERBEDARF
Die Pflanzen brauchen viel Wasser – man bedenke, dass diese Gattung ursprünglich
aus den südamerikanischen Tropen stammen, wo es den Sommer über täglich regnet.
Trotzdem sollte man sie nicht zu viel gießen, da sie keine „nassen Füße“ mögen; die
Wurzeln können sonst faulen und die Pflanzen zerstören.
Normalerweise reicht es, ein- bis zweimal pro Woche zu gießen. Bei extremer Hitze
sollte die Erdfeuchtigkeit aber häufiger geprüft werden, insbesondere während der
Blüten- und Fruchtbildung, denn sonst kommt es zu einem abnormalen Blüten- oder
Fruchtabwurf.
Genau wie bei Tomaten sollte man nur das Erdreich gießen, nicht die Pflanzen, da die
Früchte sonst schnell faulen könnten.
Krankheiten und Schädlinge
Die Peperoncini- und Gemüsepaprikapflanzen werden gerne von Pilzkrankheiten befallen.
Umso wichtiger ist deshalb ein gut belüfteter Standort. Die am häufigsten vorkommenden
Schädlinge sind Weiße Fliegen, Blattläuse, Spinnmilben und Schnecken.
DÜNGUNG
Die Pflanzen der Gattung Paprika brauchen eine Menge an Nährstoffen. Sie brauchen
Stickstoff für das Blattwachstum und später für die Capsaicinproduktion in den Früchten, sowie für ein gesundes Wurzelwachstum. Für die Fruchtentwicklung spielt neben
Phosphor besonders Kalium eine wichtige Rolle. Für die Pflanzen im Topf eignet sich
derselbe Dünger wie für Tomatenpflanzen.
Bilden die Pflanzen trotz optimaler Temperatur zwar viele Blüten aber wenig Früchte,
kann ein Magnesiummangel vorliegen. Die Düngung der Pflanzen erfolgt sparsam, da
ansonsten die Wurzeln verbrennen.
Überwinterung
Der Standort im Winter sollte kühl und hell, aber frostfrei sein. Ein leicht geheizter Wintergarten oder ein Fenster im Treppenhaus sind ideal. Bereits vor der Überwinterung
können sie kräftig zurückgeschnitten werden. Im Winter verlieren die Pflanzen meist
sämtliche Blätter, was aber nicht weiter schlimm ist.
In dieser Zeit sollten die Pflanzen nur wenig gegossen und überhaupt nicht gedüngt
werden. Mit dem regelmäßigen Gießen kann wieder ab Mitte Februar begonnen werden.
Nach der Winterpause sollten die Pflanzen in frische Erde umgepflanzt werden.
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Inhaltsstoffe
Inhaltsstoffe pro 100 g Gemüsepaprika
grün
Voller Vitamine
rot
Brennwert
20,3 kcal
36,8 kcal
Wasser
91,1 g
87,3 g
Eiweiß
1,2 g
1,3 g
Fett
0,3 g
0,5 g
Kohlenhydrate
2,9 g
6,4 g
Vitamin A
0,18 mg
0,354 mg
Vitamin B1
0,1 mg
0 mg
Vitamin B2
0 mg
0,1 mg
Vitamin B6
0,3 mg
0,4 mg
Vitamin C
139 mg
140 mg
Vitamin E
2,5 mg
2,9 mg
Natrium
3 mg
5 mg
Kalium
177 mg
260 mg
Kalzium
11 mg
10 mg
Phosphor
29 mg
30 mg
Magnesium
12 mg
14 mg
Eisen
0,8 mg
0,6 mg
Zink
0,2 mg
0,3 mg
»
Gemüsepaprika ist wasserreich, erfrischend und kalorienarm.
»
Der Gehalt an Vitamin C von Gemüsepaprika ist besonders auffällig und
höher als in Zitrusfrüchten.
»
Eine halbe Gemüsepaprikaschote reicht bereits aus, um den Tagesbedarf an
Vitamin C zu decken.
»
Für eine leichtere Verdauung: Den Gemüsepaprika in eInen auf 200
°C aufgeheizten Backofen legen bis die Haut Blasen wirft und sich vom
Fruchtfleisch löst. Dann mit kaltem Wasser abschrecken. Damit ist die
Haut leichter abziehbar und der Gemüsepaprika leichter verdaulich.
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Stark scharf oder
schwach scharf?
Das ist hier die Frage
DAS SCHARFE ANLIEGEN
Die Schärfe, die beim Verzehr von Peperoncini wahrgenommen werden kann, wird vor
allem durch das Capsaicin, ein Alkaloid, verursacht. Dieser Stoff verursacht einen Hitzebzw. Schmerzreiz. Je mehr die Frucht davon enthält, desto schärfer ist sie.
Die Plazenta und die Samenscheidewände sowie die Samen enthalten besonders hohe
Konzentrationen an Capsaicin.
Der Schärfestoff Capsaicin ist farblos und, bis eben auf die Schärfe, geschmacklos. Zudem ist er sehr beständig: er wird weder durch das Erhitzen beim Kochen noch durch
Einfrieren zerstört.
Bemerkung: Die bei uns verwendeten Gemüsepaprikasorten werden so gezüchtet, dass
sie kein oder kaum Capsaicin enthalten.
Warum Capsaicin „brennt“ und uns „glücklich“ macht
Das „Brennen“ beim Kontakt mit Capsaicin ist sozusagen eine „thermische Täuschung“.
Die Schärfe, die beim Verzehr der Peperoncini wahrgenommen wird, ist kein Geschmack
(süß, sauer, bitter, salzig), sondern wirkt auf jene Nervenendungen, die normalerweise
den Schmerz- und Wärmereiz aufnehmen.
Das ist auch der Grund, warum wir anfangen zu schwitzen, warum ein sehr scharfes
Essen scheinbar niemals oder nur sehr langsam kalt wird, und warum der Genuss von
Peperoncini regelrecht das Wohlbefinden steigern kann. Denn dadurch, dass das Gehirn
die konzentrierte Capsaicindosis irrtümlich für einen Schmerz, den es zu bekämpfen
gilt, hält, veranlasst es die Ausschüttung von Endorphin, einem körpereigenen, morphiumähnlichen Schmerzkiller.
Dies kann zu einem gesteigerten Glücksempfinden beitragen. Da Capsaicin, im Gegensatz zu den scharfen Verbindungen von Ingwer oder schwarzem Pfeffer, zu einer relativ
lang anhaltenden Desensibilisierung dieser Nerven (und eben nicht der Geschmacksnerven!) führt, vertragen regelmäßige PeperoncinokonsumentInnen schärfere Speisen
als ungewohnte.
Die schärfe macht es
Die Schärfe von Peperoncini wird in Scoville-Einheiten angegeben.
Peperoncini sind sehr variabel in ihren Inhaltsstoffen und Schärfegraden. Das wird vom
jeweiligen Standort, dem Klima, den Nährstoffen und den Stressfaktoren bestimmt.
Selbst Früchte, die zur selben Zeit von derselben Pflanze geerntet werden, können eine
sehr unterschiedliche Schärfe aufweisen.
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DIE SCHÄRFESKALA
Gnadenlos scharf
Gnadenlos scharf
Extrem scharf
10+
Gnadenlos scharf
10
Scharf
5
Scharf
4
Scoville-Einheit
über 500.000
Scoville-Einheit
100.000 – 500.000
Scoville-Einheit
2.500 – 5.000
Scoville-Einheit
1.500 – 2.500
Beispiel:
Naga Jolokia
Beispiel:
Habañero
Beispiel:
Jalapeño
Beispiel:
Volcano
9
Extrem scharf
8
Mild bis mittel scharf
3
Mild bis mittel scharf 2
Scoville-Einheit
50.000 – 100.000
Scoville-Einheit
30.000 – 50.000
Scoville-Einheit
1.000 – 1.500
Scoville-Einheit
500 – 1.000
Beispiel:
Tabasco
Beispiel:
Langer roter
Cayenne
Beispiel:
Ancho San Luis
Beispiel:
Anaheim
7
Extrem scharf
6
Mild bis mittel scharf 1
Unscharf
Scoville-Einheit
15.000 – 30.000
Scoville-Einheit
5.000 – 15.000
Scoville-Einheit
100 – 500
Scoville-Einheit
0 – 100
Beispiel:
Chile de Arbol
Beispiel:
Rocoto de Seda
Beispiel:
Dulce Italiano
Beispiel:
Gemüsepaprika
31
„KLEIN ABER OHO“
SCHMACKHAFT, AROMATISCH,
DEKORATIV
33
Das Peperoncinofeuer
löschen
Was, wenn man doch zu viel der scharfen Peperoncini gewagt hat?
Da Capsaicin nicht wasser-, sondern fett- und alkohollöslich ist, vergessen Sie Wasser
oder Säfte.
Der Schärfe entgegen wirken hingegen:
» Milchprodukte wie Joghurt, Sauerrahm und Milch.
» Den Mund kräftig mit Bier oder anderen schwach alkoholischen Getränken ausspülen.
» Hochprozentigen Alkohol meiden, den dieser reizt die aufgeregten Nerven zusätzlich.
» Auf saure und heiße Getränke verzichten.
Wie wird in anderen Ländern das Peperoncinofeuer gelöscht?
In China und Südostasien z.B. zügelt man das Brennen im Mund mit gedämpftem
weißem Reis.
In Indien und Südostasien werden Löschmittel auf Joghurtbasis angewandt, so der
Lassi (erfrischendes Getränk, das am besten eisgekühlt getrunken wird, und in den je
nach Saison Obst hineinpüriert wird) oder das Raita (Joghurtspeise mit zerkleinerten
Früchten oder Gemüse der Saison).
In New Mexiko (USA) und einigen Teilen Südamerikas werden als Dessert Sopaipillas
gereicht (durch Backen aufgeblähte Weizentortillas), die mit Honig gefüllt sind.
Es brennt
Am schlauesten stellt man es natürlich an, wenn man von vorneherein allzu heiße
Abenteuer vermeidet. Wie das geht, folgt sogleich:
» Entfernen Sie die Plazenta, die Zwischenwände und die Samen aus den Peperoncini; die Aromastoffe befinden sich ohnehin im Fruchtfleisch.
» Verwenden Sie weniger Peperoncinopulver bzw. Peperoncini als im Rezept angegeben. Nachlegen können Sie immer noch!
» Wenn Ihr Chili con Carne doch schärfer als gewollt geraten ist, einfach noch
eine Dose Bohnen dazugeben.
» Falls Sie Peperoncini aus dem Glas oder aus der Dose verwenden, spülen Sie
diese unter laufendem Wasser ab.
» Zu scharf geratene Speisen können Sie mit Kochsahne oder Käse mildern.
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Scharfsinnige Tipps
»
Generell gilt: je kleiner die Peperoncini, desto schärfer sind sie. Im Zweifelsfall
ein kleines Stück Peperoncino kosten, bevor man eine Speise würzt!
»
Ist der Peperoncino zu scharf, die Samen und Rippen entfernen, denn diese
sind die schärfsten Teile!
»
Ein mildes Peperoncinoaroma erzielt man, indem man eine ganze Peperoncinoschote in heißem Öl bräunt, sie anschließend wieder entfernt und
nur das Öl zum Kochen verwendet!
»
Frischen Peperoncino kann man entschärfen, indem man ihn einen Tag
vor dessen Verwendung in der Länge aufschlitzt, das Innere samt Kerne
entnimmt, ihn in siedendes Wasser legt und über Nacht ziehen lässt!
»
Kontakt mit den Augen und anderen Schleimhäuten vermeiden! Achtung:
Ebenso kann Saft der Früchte beim Schneiden verspritzen!
»
Brennt es auf der Haut, hilft etwas Alkohol aus dem Medizinschrank!
»
Nach dem Arbeiten mit Peperoncini, die Finger auf die Zunge legen und
dort einen Moment belassen, um zu testen, ob auch nach wiederholtem
Händewaschen noch Capsaicin an den Fingern haftet!
»
Achten Sie nach dem Arbeiten mit Peperoncini darauf, alle gebrauchten Geräte
sorgfältig abzuwaschen!
»
Peperoncini und Peperonciniprodukte, in der Küche wie im Garten, immer
für Kinder und Haustiere unzugänglich aufbewahren!
»
Bei jeglicher Handhabung und Verwendung sehr scharfer Peperoncinosorten
unbedingt Schutzhandschuhe tragen!
37
VerwEndung
WO UND WIE PEPERONCINI UND GEMÜSEPAPRIKA VERWENDET WERDEN
Es gibt heutzutage kaum eine lokale Küche, in der die verschiedenen Sorten der Gattung
Paprika nicht in irgendeiner Form eingesetzt werden. Die jeweilige Verwendung ist jedoch
sehr unterschiedlich und stark an die regionalen Gewohnheiten angepasst. Einige Sorten
werden im grünen, unreifen Zustand geerntet und verwendet.
Die scharfen Sorten werden bevorzugt in warmen Regionen eingesetzt, da die durch das
Capsaicin verursachte Hitzeempfindung ihrerseits die Schweißbildung fördert und damit
die Körpertemperatur wieder gesenkt wird.
Sehr beliebt sind die Peperoncini in der mittel- und südamerikanischen Küche, also in
ihrer ursprünglichen Heimat, wie auch in Mexiko. Doch auch der asiatische Raum ist für
scharfe Kochstile bekannt, so unter anderem die chinesische, indonesische, thailändische,
koreanische und indische Küche.
In Europa sind bevorzugt die Mittelmeergebiete zu nennen. Besonders in der spanischen,
italienischen, türkischen oder griechischen Küche, aber auch auf dem Balkan und in Ungarn
wird die Schärfe der Peperoncini geschätzt.
peperoncino erleben
39
VERWENDUNG
Verwendung als Gewürz
Die wohl bekannteste Form, in der die verschiedenen Sorten der Gattung Paprika als
Gewürz genutzt werden, ist das Paprikapulver (Peperoncinopulver). Für die Herstellung
werden die Peperoncini oder die Gemüsepaprika zunächst getrocknet und anschließend
gemahlen. Das Pulver kann je nach verwendeter Sorte und der damit verbundenen
Schärfe, sowie dem Anteil der Samen und Scheidewände in verschiedene Kategorien
eingeteilt werden. Ungarisches Paprikapulver z.B. wird (mit abnehmender Schärfe) wie
folgt gegliedert:
» Königspaprika
» Rosenpaprika
» Halbsüß
» Edelsüß
» Delikatess
» Extra
Scharfes Paprikapulver wird oft als Cayennepfeffer bezeichnet. Der Name verweist
aber nicht auf den Pfeffer oder die Pfeffergewächse, sondern auf die verwendete Peperoncinosorte Cayenne.
Neben Paprikapulver wird eine Vielzahl an Würzpasten und -saucen aus den Peperoncini und den Gemüsepaprikas hergestellt. Die bekannteste von ihnen ist wohl die
durch Fermentation von Peperoncini hergestellte Tabascosauce. Weitere bekannte
Würzsaucen mit der einen oder anderen Sorte der Gattung Paprika sind Sambal Oelek
” Pista (Ungarn), Mole
(Indonesien), Harissa (Nordafrika), Mojo (Kanarische Inseln), Eros
und diverse Salsas (Mexiko).
Getrocknete Peperoncini und Gemüsepaprika sind grob gemahlen oder als ganze Früchte
erhältlich. Sie können wie Paprikapulver, oder, nach Einweichen in Wasser, wie frische
Früchte verwendet werden. In der mexikanischen Küche nehmen getrocknete Peperoncini
einen besonderen Stellenwert ein. Einige der verwendeten Sorten erhalten ihr besonderes
Aroma erst durch die Trocknung und werden dementsprechend benutzt.
Meistens besitzen Peperoncini der gleichen Sorte unterschiedliche Namen, je nachdem,
in welchem Zustand sie verwendet werden (Jalapeños sind zumeist die unreifen Früchte
- die reifen, durch Räuchern haltbar gemachten und sehr aromatischen Jalapeños werden
als Chipotle bezeichnet).
Ein weiterer interessanter Gebrauch von Peperoncini ist jener in Kombination mit Schokolade: es gibt Bitterschokolade, die Peperoncino enthält, wie auch Tee und Liköre mit
Schoko-Peperoncino-Geschmack, um nur einige Beispiele zu nennen.
Verwendung als Gemüse
Nachdem durch Züchtung zunehmend mildere Sorten verfügbar waren, wurden diese
immer häufiger als Gemüse verwendet. Wie auch bei den scharfen Peperoncini ist die
Verwendung der Gemüsepaprika sehr vielseitig. Man kann ihn
» roh in Salaten und Saucen
» gefüllt
» sauer eingelegt
» gedünstet
» gebraten oder
» gegrillt verwenden.
Der grüne Gemüsepaprika ist etwas bitterer im Geschmack, während die reifen Früchte
süßer sind.
41
haltbar machen
Lagerung
Kurz aufbewahren
Peperoncini und Gemüsepaprika sind kälteempfindlich und sollten nicht unter 10 °C
gelagert werden. Der Vitamingehalt nimmt mit zunehmender Lagerungszeit ab.
Trocknen
Wichtig ist ein luftiger und schattiger Ort, der warm ist, aber nicht wärmer als 35 °C.
Dickwandige, fleischige Früchte eignen sich besser zum Trocknen, da sie weniger leicht
schimmeln. Sie können auch, nachdem sie bereits an der Luft getrocknet wurden, bei
geringer Hitze im Backofen gedörrt werden.
Achtung: das Fruchtfleisch kann schnell verbrennen!
Beim Trocknen geht ein Teil des Aromas verloren, aber nicht die Schärfe.
Einlegen
Zuerst Wasser aufkochen und Verarbeitungsgeräte wie Aufbewahrungsgläser darin
sterilisieren. Anschließend die Schoten mit einem Messer einstechen, damit die Flüssigkeit später in die Frucht hineingelangt, und kurz in kochendes Wasser eintauchen
(blanchieren).
Dann das heiß ausgespülte Glas nach Geschmack mit weißem Essig, Salz, den Schoten
und heißem Wasser füllen (nicht zu wenig Essig und Salz nehmen, da diese Inhaltsstoffe
Schimmel verhindern!).
Zu guter Letzt dicht verschließen. An einem kühlen Ort aufbewahrt, hält sich das Eingemachte mindestens ein Jahr lang.
Einfrieren
Dies ist besonders bei fleischigen Sorten praktisch. Die Früchte werden klein geschnitten
oder als Ganze, ohne sie zu blanchieren in die Gefrierbeutel verpackt.
ZUR LAGERUNG
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IHRE WIRKUNG
Schon die amerikanischen UreinwohnerInnen nutzten die Peperoncini als Heilmittel, unter
anderem gegen Arthrose oder Zahnschmerzen. Teile dieser Techniken wurden nach der
Entdeckung Amerikas auch von den Europäern in die Volksmedizin übernommen.
Ein capsaicinhaltiger Extrakt wird äußerlich in Form von Salben oder Pflastern gegen
schmerzhafte Erkrankungen des Bewegungsapparates eingesetzt. Er wird bei Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, entzündlichen und degenerativen Gelenkerkrankungen,
rheumatischen Erkrankungen, diabetischer Nervenschädigung, Schmerzen nach einer
Gürtelrose (Behandlung erst nach dem Abheilen der Herpesbläschen!), sowie bei Juckreiz
durch Psoriasis (Schuppenflechte) angewandt.
Auch wird Capsaicin erfolgreich gegen Hexenschuss, Migräne und Kreislaufbeschwerden benutzt.
Äußerlich eingesetzt, regt Capsaicin durch eine Reihe von Reaktionen den Stoffwechsel
an. Durch die verbesserte Durchblutung, die man auch durch ausbreitendes Wärmegefühl spüren kann, werden Stoffwechselprodukte aus dem Körper entfernt, Schmerzen
und Entzündungen werden gehemmt.
Achtung: die äußerliche Anwendung kann Überempfindlichkeitsreaktionen (Rötung,
Brennen, Blasen auf der Haut) auslösen!
Die Forschung stößt laufend auf neue Erkenntnisse und medizinische Einsatzmöglichkeiten von Capsaicin.
Auch in der Homöopathie wird das Capsaicin angewendet: bei Entzündungen im
Mund- und Rachenraum, der Verdauungsorgane, der ableitenden Harnwege und des
Mittelohrs.
Geheimnis der Peperoncini
Auf Reisen in Ländern, deren Küche und niederer Hygienestandard unserem Körper nicht
bekannt sind, hilft die Verzehrung von Peperoncini, Krankheitserreger unschädlich zu
machen. Zudem regt eine höhere Konzentration von Capsaicin die Bildung von Speichel
und Verdauungssäften an.
Doch sollte man mit dem scharfen Essen in all diesen Ländern nicht übertreiben, da
Symptome wie Durchfall, Magenschmerzen, Blasenirritation und Inkontinenz durchaus
nicht auszuschließen sind. Vor allem empfindliche Menschen und solche, die bereits unter
Entzündungen im Magen-Darm-Bereich leiden, sollten Peperoncini, wenn überhaupt,
mit Vorsicht genießen.
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GUT GEWÜRZT SCHMECKT BESSER
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GENUSSVOLL
Topfen-peperoncini-brot
(für 2 Formen)
Zutaten
100 ml lauwarme Milch
20 g Zucker
20 g Hefe
350 g Dinkelmehl
350 g Weizenvollkornmehl
500 g Topfen
15 g feines Meersalz
25 g weiche Butter
1 Peperoncino, fein gehackt
Aus der Küche
von christian hofer
Zubereitung
Lauwarme Milch in eine Rührschüssel gießen, Zucker sowie zerbröckelte Hefe unter
Rühren darin auflösen. Die beiden Mehlsorten miteinander vermischen und 4 Esslöffel
der Mehlmischung unter die Hefemilch rühren.
Den Vorteig zugedeckt an einem warmen Ort 15 Minuten gehen lassen. Mit dem
Knethacken nach und nach den Topfen unter den Teig rühren und das Salz, sowie 1/3
des Mehls einarbeiten.
Dann die restlichen 2/3 des Mehls nach und nach unterkneten. Nun die weiche Butter
mit dem Peperoncino einarbeiten und alles zu einem glatten Teig verrühren. Den Brotteig
aus der Rührschüssel nehmen, mit den Händen nochmals durchkneten und zu einer
Kugel formen.
Diese nun zugedeckt 20 Minuten gehen lassen. Die Formen sorgfältig mit Mehl ausstauben, den Teig hineinlegen, miteinem Tuch abdecken und an einem warmen Ort
gehen lassen, bis er das Doppelte an Volumen erreicht hat.
In den auf 220 °C vorgeheizten Ofen eine Tasse Wasser geben, das Brot einschieben
und 15 Minuten anbacken. Auf 200 °C zurückdrehen und für 35 Minuten fertigbacken.
Herausnehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.
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FARBENSPIEL
Dreierlei GEMÜSEPAPRIKAsüppchen mit Ziegenfrischkäse UND
PEPERONCINO
(für 4 Personen)
Zutaten
Gemüsefond
Je 750 g rote, grüne
2 l Wasser
und gelbe Gemüsepaprika
1 Karotte
150 g Zwiebel
1 mittelgroße Zwiebel
1 Knoblauchzehe
½ Selleriestange
1 l Gemüsefond
¼ Sellerieknolle
60 g Butter, kalt
1 Knoblauchzehe
Salz, Pfeffer, Olivenöl
2 Stängel Petersilie
1 Rosmarinzweig
Für die Einlage
1 Lorbeerblatt
250 g Ziegenfrischkäse
5 Basilikumblätter
Je 60 g rote, grüne
und gelbe Gemüsepaprika
Zubereitung Gemüsefond
5 Basilikumblätter
Alle Zutaten in einen Topf geben und
1 Thymianzweig
ungefähr 2 Stunden köcheln lassen.
1 Rosmarinzweig
Abseihen und bis zur weiteren
2 Knoblauchzehen
Verwendung warm stellen.
Salz, Pfeffer, Olivenöl
Zum Anrichten
Etwas Olivenöl, fein gehackte Petersilie und 1 fein gehackten Peperoncino
Zubereitung
Die Gemüsepaprika nach Farben getrennt putzen und in Stücke schneiden. Knoblauch
und Zwiebeln fein hacken, auf drei Töpfe verteilen und in Olivenöl andünsten. Die Gemüsepaprika, dazugeben und ca. 5 Minuten andünsten, ohne Farbe nehmen zu lassen.
Mit Gemüsefond aufgießen und ca. 15 Minuten kochen lassen. Salzen und pfeffern
und mit jeweils 20 g Butter im Mixer aufmixen. Jedes Süppchen durch ein Haarsieb
passieren und warm stellen.
Für die Einlage die Gemüsepaprika schälen, in gleichgroße Stücke schneiden und auf
ein Backblech legen. Mit Olivenöl beträufeln, die Kräuter dazulegen und mit Salz und
Pfeffer würzen. Im Ofen bei 130 °C 60 Minuten schmoren. Auskühlen lassen und in
feine Würfel schneiden. Die Gemüsepaprikawürfel mit dem Ziegenfrischkäse vermengen
und mit Salz, Pfeffer und gehackter Petersilie abschmecken.
Frieder Blickle.
Aus der Küche
von Herbert hintner
Anrichten
Die drei Suppen gleichzeitig (das geht am besten zu zweit!) in einen tiefen Teller gießen,
sodass ein Mosaik entsteht. Die Frischkäsenocke in die Mitte setzen.
Mit etwas Olivenöl, gehackter Petersilie und zerhacktem Peperoncino verzieren.
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kreisförmig
Risotto von dreierlei GEMÜSEPAPRIKA mit KÄSE und peperoncino
(für 4 Personen)
Zutaten
280 g Risottoreis (z.B. Carnaroli Reis)
40 g Butter
40 g Parmesan, gerieben
1 l Gemüsefond (siehe Seite 49)
Salz, Pfeffer, Olivenöl
1 Peperoncino, fein gehackt
Für die Creme
Je 900 g rote, gelbe
und grüne Gemüsepaprika
Salz, Pfeffer, Olivenöl
2 Thymianzweige
10 Basilikumblätter
2 Knoblauchzehen
Zum Anrichten
120 g Käsewürfel (Pfeffer- oder Schafskäse)
Zubereitung
Die Gemüsepaprika vierteln und vom Kerngehäuse befreien, auf ein Backblech legen und
mit Thymian, Basilikum, den halbierten Knoblauchzehen, Olivenöl, Salz und Pfeffer würzen.
Im vorgeheizten Backofen bei 120 °C 40 Minuten schmoren lassen. Herausnehmen, auf
ein Küchentuch legen und auskühlen lassen. Anschließend nach Farben getrennt im Mixer
pürieren und kalt stellen. Für den Risotto das Olivenöl erhitzen, den Reis dazugeben und
glasig anschwitzen. Mit so viel Gemüsefond aufgießen, dass der Reis bedeckt ist.
Wenn die Flüssigkeit verkocht ist, erneut Fond angießen. Ungefähr 13 Minuten unter
ständigem Rühren kochen lassen. Butter und Parmesan unterrühren. Den Risotto zu
gleichen Teilen in drei Töpfe umfüllen. In jeden mit Risotto gefüllten Topf zwei Esslöffel
Creme rühren, und zwar jeweils von einer Farbe.
Frieder Blickle.
Aus der Küche
von Herbert hintner
Anrichten
Vom gelben Risotto einen Spiegel auf die Teller geben, einen kleineren Kreis vom roten
und einen noch kleineren vom grünen Risotto draufsetzen. Wenn man von unten leicht
an den Teller klopft, entsteht eine kreisförmige Farbkomposition.
Zum Schluss mit Käse und Peperoncino garnieren.
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IN KOMBINATION
Zander auf Kohlrabi mit Sauerrahm-Schnittlauch-Creme und
PeperonCINOsorbet
(für 4 Personen)
Salatvinaigrette
Zutaten
60 g Balsamico-Essig
400 g Zanderfilet, mit Haut
180 g Olivenöl
16 dünne Scheiben Kohlrabi
Salz, Pfeffer
Salz, Pfeffer, Olivenöl
Für die Sauerrahm-Schnittlauch-Creme
100 g Sauerrahm
30 g Schnittlauch, fein geschnitten
Salz, Pfeffer
Zubereitung
Alle Zutaten miteinander verrühren.
Für das Sorbet
600 g rote Gemüsepaprika
200 g Glucose (Apotheke erhältlich)
35 g Balsamico-Essig
12 g Salz
25 g Zucker
1 Peperoncino, getrocknet
Zum Anrichten
gemischter Salat
Salatvinaigrette
Zubereitung
Für das Sorbet alle Zutaten im Mixer aufmixen und in der Eismaschine gefrieren lassen.
Die Kohlrabischeiben ca. 3 Minuten in Salzwasser blanchieren. Den Sauerrahm mit Salz
und Pfeffer würzen, den Schnittlauch unterrühren.
Das Zanderfilet portionieren und die Haut mit einem scharfen Messer einschneiden. In
Olivenöl ca. 5 Minuten auf der Hautseite anbraten.
Vom Herd nehmen und wenden. Auf der Fleischseite noch 2 bis 3 Minuten in der heißen
Pfanne gar ziehen lassen.
Frieder Blickle.
Aus der Küche
von Herbert hintner
Anrichten
Die Sauerrahm-Schnittlauch-Creme auf dem Teller verteilen. Die blanchierten Kohlrabischeiben und den Zander draufsetzen. Den Salat und das Sorbet daneben anrichten.
Mit etwas Salatvinaigrette beträufeln und mit Olivenöl garnieren.
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KUGELRUND
Topfenpraline mit GEMÜSEPAPRIKAtatar UND PEPERONCINO
(für 1 Person)
Zutaten
15 g Topfen
15 g geschmorte Gemüsepaprika
5 g geschmorte Zwiebel
Salz, Pfeffer
Feldsalat
Petersilie, gehackt
1 Peperoncino, gehackt
Für die geschmorte Zwiebel
50 g Butter
50 g Olivenöl
1 mittelgroße Zwiebel
Für die geschmorten Gemüsepaprika
400 g Gemüsepaprika (rot, gelb, grün)
Salz, Pfeffer, Olivenöl
Knoblauchöl
Thymianzweig
Rosmarinzweig
Zubereitung
Die Zwiebel fein hacken. Die Butter und das Olivenöl in einem Topf erhitzen und die
aufgehackte Zwiebel dazugeben. Weich dünsten, ohne dass sie Farbe nimmt. Das Öl
abgießen und die geschmorte Zwiebel abkühlen lassen.
Die Gemüsepaprikas schälen, das Kerngehäuse entfernen und in Stücke schneiden. Mit
Salz, Pfeffer, Thymian, Knoblauch- und Rosmarinzweig würzen und auf ein Backblech
legen. Mit reichlich Olivenöl begießen und im vorgeheizten Backofen bei 130 °C 60
Minuten schmoren lassen. Den Topfen durch ein Haarsieb passieren und mit Salz, Pfeffer
und der geschmorten Zwiebel würzen.
Frieder Blickle.
Aus der Küche
von Herbert hintner
Anrichten
Aus der Masse eine Praline formen. Die geschmorten Gemüsepaprika in Würfel schneiden
und den fein gehackten Peperoncino dazugeben. Auf den Löffel geben und die Topfenpraline draufsetzen. Mit Feldsalat und gehackter Petersilie garnieren.
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Quellenverzeichnis
BERENS, P. Hot! Chili! Lardon Media AG, Berlin (2006)
BROSS-BURKHARDT, B. Tomaten, Paprika, Auberginen & Co. BLV Buchverlag GmbH
& Co.KG, München (2006)
KREMER, B. P. Exotische Früchte Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
(2006)
VAN WYK, B. Handbuch der Nahrungspflanzen Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
GmbH, Stuttgart (2005)
KOTHE, Hans W. Kräuter, Gewürze und Heilpflanzen KOMET Verlag GmbH, Köln
(2004)
HEISTINGER, A. Handbuch der Samengärtnerei Löwenzahn Studienverlag, Innsbruck
(2004)
Aus dem Internet
www.chilifan.de
www.pepperworld.com
www.wikipedia.org
www.lebensmittellexikon.de
Bildquellen
Dr. Martin Frick
Dr. Maria Sigmund
Dr. Magda M. Moroder
Frieder Blickle
Rezepte
Christian Hofer, Seite 47
Fachlehrer für Kochen an der
Fachschule für Land- und
Hauswirtschaft Salern
Literaturnachweis
Herbert Hintner, Seite 48 bis 55
Meine Südtiroler Küche
Alpin-mediterrane Genüsse
Folio Verlag Wien/Bozen
59
Konzept und Projektleitung
Dr. Maria Sigmund
Herausgeber
Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern
Salernstraße 26
39040 Vahrn
T 0472 833 711
F 0472 833 812
[email protected]
www.fachschule-salern.it
im August 2008
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