Physik für Elektrotechniker Physik für Elektrotechniker Sammlung von Theorieantworten Einleitung Diese Antwortensammlung wurde auf Basis des Skriptums aus dem Jahr 2004 erstellt und betrifft einige Fragen der Tests 34-68. Die Sammlung erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit. Sollten Ihnen Fehler auffallen, bitte ich Sie, mir das per E-Mail mitzuteilen. Version: Stand: Erstellt von: 1.0 11.03.2005 Bernhard Geiger ([email protected]) © Bernhard Geiger, 2005 1 Physik für Elektrotechniker Quantennatur des Lichts und der Materie Erklären Sie die Bedeutung des COMPTON-Effekts hinsichtlich der Wellen- und Teilchennatur von Licht. Beschreiben Sie, wo und wie in den einzelnen Apparaturteilen der Wellen- und der Teilchencharakter bewiesen wird. Das Licht einer RÖNTGEN-Quelle wird an einem Graphitstückchen gestreut, das Streulicht fällt durch Bleiblenden auf ein Kristallspektrometer und schließlich auf einen Detektor. In Abhängigkeit des Einstrahlwinkels wird eine spektrale Verschiebung detektiert. Das ist nur erklärbar, wenn man einen elastischen Stoß der RÖNTGEN-Photonen mit den Elektronen des Graphitatoms annimmt. Dabei verlieren die Photonen einen Teil ihrer Energie und besitzen eine geringere Frequenz. Prallen die Photonen in inelastischen Stößen an den Atomkern, wird die ursprüngliche Wellenlänge gestreut. Die unterschiedlichen Wellenlängen werden am Kristallgitter unterschiedlich gebeugt und an verschiedenen Orten detektiert. Die Wellenlängenänderung (Stoß) wird durch das Korpuskelbild des Lichts begründet, der Nachweis erfolgt aber auf Grund seines Wellencharakters (Beugung). Wie wurde von EINSTEIN der lichtelektrische Effekt gedeutet und welche Folgerungen ergaben sich daraus? Bei diesem Effekt treffen Photonen auf eine Metallplatte auf und lösen Elektronen aus. Diese lässt man nun gegen ein Potential laufen. Wenn man die Spannung so einstellt, dass der Strom 0 ist, kann man die kinetische Energie der Elektronen bestimmen. Sie ist die Restenergie, die übrig bleibt, nachdem das Photon die Ablösearbeit erbracht hat. Es gilt: hν = W + mv ² 2 Dabei ist die Stromstärke von der Intensität der Strahlung, die Spannung von der Wellenlänge derselben abhängig. EINSTEIN deutete dies als einen Stoß zwischen Photon und Elektron, bei dem Energie übergeben wird (inelastischer Stoß). Daraus folgerte er, dass Lichtquanten diskrete Energie besitzen und dass durch den Stoß diese Energie vollständig auf Elektronen abgegeben wird. Die Anzahl der ausgelösten Elektronen ist von der Frequenz unabhängig, sie ist eine Funktion der Intensität. Das Lichtteilchen verhält sich wie ein stoßendes Teilchen, daher kehrte man zum Korpuskelbild zurück. Erklären Sie das Auftreten von Absorptionskanten in RÖNTGEN-Absorptionsspektren. Damit ein RÖNTGEN-Photon absorbiert werden kann, muss es ein Elektron aus einer beliebigen Schale ins Seriengrenzkontinuum oder in ein knapp darunter liegendes optisches Niveau anheben. Hat das Photon exakt die Energie eines solchen Übergangs, wird es absorbiert, liegt die Energie darunter, sinkt die Wahrscheinlichkeit für eine Absorption. Liegt die Energie des Photons darüber, ist die Absorption ebenfalls unwahrscheinlicher, da dem Photon eine gewisse Restenergie bleibt, mit der es keine Elektronen mehr anregen kann. Dabei benötigt die KLinie logischerweise die meiste, weitere Linien weniger Energie. Daraus lässt sich zum Beispiel die Wellenlängenabhängigkeit des Absorptionskoeffizienten erklären. An eine RÖNTGEN-Röhre werde eine Spannung von U=80 kV angelegt. Wie groß ist die Mindestwellenlänge der emittierten RÖNTGEN-Strahlung? Warum tritt keine Strahlung mit kleinerer Wellenlänge auf? Die minimale Wellenlänge tritt dann auf, wenn die Elektronen ihre gesamte kinetische Energie zur Erzeugung von RÖNTGEN-Photonen umwandeln. Ue = hν max = © Bernhard Geiger, 2005 hc λmin → λmin = hc = 0,155 A& Ue 2 Physik für Elektrotechniker Ein gut kollimierter Elektronenstrahl trifft auf einen Kristall mit dem Netzabstand d = 1 A. Bei einen Winkel von 30° beobachtet man ein Interferenzmaximum (BRAGG’sche Reflexion). Wie Groß ist die DEBROGLIEWellenlänge der Elektronen und mit welcher Spannung wurden die Elektronen beschleunigt? Derselbe Kristall zeigt für monochromatisches RÖNTGEN-Licht unter dem selben Winkel ein Reflexionsmaximum. Wie groß muss die Spannung an der RÖNTGEN-Röhre sein, wenn man annimmt, dass 50% der Elektronenenergie in Strahlungsenergie umgewandelt wird? h mv m → v = 7,2 ⋅ 10 6 ∆s = λ = 2d sin ϕ = λ = 1 ⋅ 10 −10 Ue = mv ² → U = 150 V 2 bzw. 0,5Ue = hν = hc λ → U = 24794 V Welche physikalische Bedeutung haben folgende Größen in der Quantenmechanik? ψ Wellenfunktion. Diese fiktive Größe beschreibt die Welleneigenschaften der Materie; bei ihrer Lösung erhalte ich Wellenfunktionen-Energie-Paare. ψ ² dτ Aufenthaltswahrscheinlichkeit im Volumselement ψ ²edτ örtliche Ladungsdichte Man schreibt statt dem Quadrat der Wellenfunktion oft auch die Multiplikation mit der konjugiert komplexen Wellenfunktion, da die Wellenfunktion auf Grund ihrer mathematischen Form komplex ist. Wie lautet die zeitfreie SCHRÖDINGER-Gleichung und was bedeuten die in ihr vorkommenden Größen? ∆ψ + 2m ( E − U )ψ = 0 h Von Vorne nach hinten: LAPLACE-Operator angewandt auf die Wellenfunktion, Teilchenmasse, PLANCK’sches Wirkungsquantum, Gesamtenergie, potentielle Energie, Wellenfunktion. © Bernhard Geiger, 2005 3 Physik für Elektrotechniker Atomphysik Welche Eigenschaft der Atome wurde mit dem FRANK-HERTZ-Versuch demonstriert? Beschreiben Sie die Versuchsanordnung und den erhaltenen Zusammenhang Strom-Spannung (Skizzen). Welche Wellenlänge wird von den Quecksilberatomen abgestrahlt (Rechnung)? Der FRANK-HERTZ-Versuch ist der erste nichtspektroskopische Nachweis von diskreten Energieniveaus in der Atomhülle. In einer mit Quecksilberdampf gefüllten Röhre befinden sich eine Kathode und eine Gegenkathode, zwischen denen eine variable Spannung angelegt wird. Die Kathode wird geheizt, es treten Elektronen aus und diese werden durch die Spannung gegenüber der Gegenkathode bescheunigt. Auf ihrem Weg treffen sie mit Atomrümpfen der Quecksilberatome zusammen und regen diese an, wenn sie genug Energie haben. Die Elektronen durchtreten die als Gitter ausgeführte Gegenkathode und laufen auf Grund ihrer kinetischen Energie (die nach dem Stoß übrig bleibt) gegen eine Gegenspannung der Anode an und verursachen einen Strom. Dieser Strom wird in Abhängigkeit der Kathoden-Gegenkathodenspannung gemessen. Es zeigt sich, dass bei steigender Spannung der Strom ebenfalls steigt. Ab einer bestimmten Energie der Elektronen aber (diese ist der Spannung proportional – E = Uq) kommt es anstatt zu elastischen (keine Energie wird abgegeben) zu inelastischen Stößen. Das Elektron gibt einen Teil seiner Energie an das Hg-Atom ab und regt eines seiner Elektronen an. Das Elektron hat nur eine geringere kinetische Energie, kann nicht mehr so stark gegen die Anodenspannung anlaufen und der Strom sinkt. Erhöhe ich die Spannung, werden mehr Hg-Atome angeregt, bis alle Elektronen angeregt haben. Danach steigt mit der Spannung wieder der Strom. Ab einem weiteren Mindestwert ist es den Elektronen auf Grund ihrer kinetischen Energie möglich, zwei Hg-Atome anzuregen, usw. Durch Messung der Spannungsdifferenz zwischen den Maxima (bzw. Minima) des Stromes erfährt man, dass zum Anregen eines Hg-Atoms 4,9 eV benötigt werden. Nachdem die Atome diese Energie aber wieder abgeben (nach der mittleren Lebensdauer) wird Licht emittiert. Das geschieht nach der Formel: ∆E = hν → ν = λ= c ν ∆E = 1,186 ⋅ 1015 Hz h = 253 nm Beim FRANK-HERTZ-Versuch beobachtet man ein Maximum des Stromes in Abständen von 4,9 eV. Welche Geschwindigkeit müssen die Elektronen besitzen, damit sie Hg-Atome anregen können? ∆E = mv ² →v= 2 2∆E m = 1,3 ⋅ 10 6 m s Wie lauten die BOHR’schen Postulate und welche Voraussetzungen der klassischen Physik werden dadurch außer Kraft gesetzt? Das erste Postulat besagt, dass es bestimmte, stabile Bahnen gibt, auf denen ein Elektron strahlungsfrei umlaufen kann. Die klassische Physik hingegen sieht die Kreisbewegung als eine beschleunigte Bewegung, in der das Elektron Energie abstrahlen müsste. Daraufhin würde das Elektron seine Energie verlieren und in den Kern stürzen. Das zweite Postulat besagt, dass beim Übergang von einer Bahn höheren Niveaus auf eine niedrigeren Niveaus die Energiedifferenz zwischen den beiden Bahnen als Lichtquant emittiert wird, bzw. dass bei einem umgekehrten Übergang diese Energie absorbiert wird. Das erklärte die diskreten Spektren der Atome. Die klassische Physik besagt allerdings, dass die abgestrahlte Frequenz von der Umlauffrequenz des Elektrons abhängig ist. Erläutern Sie den STERN-GERLACH-Versuch. Was kann man daraus über die Atome (bzw. Elektronen) sagen? In diesem Versuch wurde ein Silberatomstrahl in einem inhomogenen Magnetfeld abgelenkt. Klassisch hätte sich ein verwaschener Fleck auf der Detektionsfläche bilden müssen, da jede Einstellung des magnetischen Moments des Ag-Atoms zum Magnetfeld erlaubt gewesen wäre. Nach der SOMMERFELD’schen Theorie (ohne Spin) hätte sich der Atomstrahl in 1, 3, 5,… Strahlen (nach L) aufspalten müssen. Aber da sich der Atomstrahl in nur zwei Teilstrahlen aufspaltete, hatte man einen Beweis für halbzahlige Drehimpulse: den Spin. Da bei Ag L = 0 wird J nur durch S bestimmt –> es gibt nur zwei Orientierungsmöglichkeiten in einem äußeren Feld. © Bernhard Geiger, 2005 4 Physik für Elektrotechniker Woher weiß man, dass l etwas mit dem Drehimpuls des Elektrons zu tun hat? Welchen Betrag r Lq hat ein quantenmechanischer Drehimpuls, wenn der Wert der zugehörigen Quantenzahl q gegeben ist? Wie groß sind die zugehörigen Projektionen r Lq , z ? Das Elektron besitzt auf seiner Bahnbewegung einen Bahndrehimpuls L. Um den Betrag dieses Drehimpulses zu ermitteln stellt man eine Operatorgleichung auf: rˆ r Ll ψ = Ll ψ Nach Aufstellung dieser Operatorgleichung erkennt man, dass sie mit dem Winkelteil der separierten Energiegleichung übereinstimmt. Daher kann man die Lösungen einfach übernehmen, und l wird mit dem Betrag des Drehimpulses verknüpft. Die Drehimpulsquantenzahl kennzeichnet also einen Zustand des Elektrons, in dem es den Bahndrehimpuls mit dem Betrag Der Betrag errechnet sich wie folgt: r Ll besitzt. r Lq = q(q + 1)h Die Projektion auf die z-Achse erhält man durch die formal bei der Lösung der SCHRÖDINGER-Gleichung eingeführte Orientierungsquantenzahl mq: r Lq , z = mq h mq ∈ N , mq < q r Daraus lässt sich schließen, dass Lq nur unter bestimmten Winkeln um die z-Achse präzessieren darf. Im r zeitlichen Mittel wird nur Lq , z nach außen hin wirksam. Geben Sie die SCHRÖDINGER-Gleichung in kartesischen Koordinaten an und beschreiben Sie verbal den Weg zur Lösung dieser Gleichung für das H-Atom. Aus welchem Teil der Wellenfunktion erhält man eine Information über die Energiezustände des Elektrons? ∆ψ + 2m ( E − U )ψ = 0 h2 Da das Potentialfeld des Atomkerns kugelsymmetrisch ist, ist eine Lösung der Gleichung in Kugelkoordinaten zweckmäßig. Außerdem ist die Lösung nur hier möglich. Die Wellenfunktion ist nun eine Funktion von Radius und Raumwinkeln. Es wird weiters die Eindeutigkeit auf der Kugeloberfläche, das Verschwinden der Aufenthaltswahrscheinlichkeit im Unendlichen und eine Aufenthaltswahrscheinlichkeit von 1 im ganzen Raum gefordert. Nun macht man einen Produktansatz, in der man die Wellenfunktion in einen radialen (vom Radius abhängig) Anteil und einen azimutalen (von den Raumwinkeln abhängig) Anteil zerlegt. Nun kann man die Differentialgleichung durch Separation der Variablen lösen. Aus der Separationskonstante vom radialen und azimutalen Anteil entsteht die Bahnquantenzahl, aus der von den beiden Raumwinkeln die Orientierungsquantenzahl. Somit haben wir drei einfachere Differentialgleichungen, die zu lösen sind. Durch die Lösung erfahren wir, dass die Quantenzahlen ganzzahlig sein müssen, und sich einander in ihrem Wertebereich einschränken. Die Energieinformation ist nur im radialen Anteil der Wellenfunktion vorhanden. Weiters hängt die Energie hauptsächlich von der Hauptquantenzahl n ab. Welche Versuche führten zum RUTHERFORD’schen Atommodell? Streuversuche mit Alphateilchen ließen erkennen, dass es nur selten Ablenkungen um große Winkel gab. Daraus schloss RUTHERFORD, dass die positive Ladung an einer Stelle im Atom konzentriert sein müsse – dies führte zur Entstehung des Begriffs des Atomkerns. Um den experimentell bekannten Atomradius zu erklären, ordnete RUTHERFORD die Elektronen auf Bahnen weit außerhalb des Kerns an. Was versteht man unter dem Unschärfeprinzip von HEISENBERG? Wenn man ein Teilchen als ein Wellenpaket auffasst, gibt es nach der FOURIER-Analyse folgende Probleme. Wenn das Wellenpaket aus einer einzigen Frequenz bestehen soll, muss es unendlich ausgedehnt sein, was zur Ortsunschärfe führt. Ist das Wellenpaket jedoch in einem Ort x lokalisiert, ist die Frequenz der Welle nicht mehr © Bernhard Geiger, 2005 5 Physik für Elektrotechniker scharf definiert. Die Unschärfe, die alle Größen betrifft, die als Produkt die Dimension einer Wirkung haben, ist jedenfalls größer als das PLANCK’sche Wirkungsquantum. Nach welchen Regeln werden beim Aufbau des Periodensystems die Elektronenschalen mit Elektronen besetzt? Zuallererst nach dem BOHR’schen Aufbauprinzip. So dass beim Übergang von einem zum nächsten Element im Periodensystem ein Elektron und ein Proton (und eventuell noch ein Neutron) hinzugefügt werden muss. Das PAULI-Prinzip verlangt weiter, dass sich mindestens eine der 4 Quantenzahlen (Haupt-, Bahn-, Orientierungsund Spinquantenzahl) des neu angefügten Elektrons von den bisher verbrauchten Sätzen von Quantenzahlen unterscheiden muss. Schließlich gilt noch die HUND’sche Regel, nach welcher jede Unterschale nach größtmöglicher Multiplizität strebt, d.h. nach dem energetisch günstigsten Zustand. Dieser tritt auf, wenn die jeweiligen Unterschalen zuerst einzeln besetzt werden (Spins addieren sich konstruktiv) und dann erst mit entgegengesetzten Spins ergänzt werden (Multiplizität verringert sich). Wie werden die Elektronen in Teilschalen mit gleichem n und l eingebaut? Nach PAULI und HUND. Zuerst werden alle Orientierungsquantenzahlen m einzeln mit UP-Spins besetzt, da das ein Maximum an Multiplizität (r=2S+1) mit sich bringt. Dann, wenn alle Werte für m aufgebraucht sind, werden die DOWN-Spins integriert. Warum wird die 4s-Schale vor der 3d-Schale aufgefüllt? Weil die 4s-Elektronen energetisch günstiger liegen, da die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der 4s-Elektronen ein Nebenmaxima in Kernnähe hat. Dort erfährt das Elektron ein weniger abgeschirmtes COLOUMB-Potential des Kerns und ist deshalb stärker gebunden als ein 3d-Elektron. Welche Gesetzmäßigkeit in den RÖNTGEN-Spektren half, die Elemente richtig einzuordnen? Die Tatsache, dass zwischen den Wellenlängen der charakteristischen RÖNTGEN-Strahlung und der Kernladungszahl des emittierenden Atoms ein fester Zusammenhang besteht, half, durch Messung der Wellenlängen die Elemente einzuordnen. Die abgestrahlte Frequenz ist dem Quadrat der Kernladungszahl proportional. Es konnten so die Elemente unterschieden werden, auch wenn sie ähnliche chemische Eigenschaften besaßen. Auch noch nicht entdeckte Urane konnten vorhergesagt werden. Was versteht man unter den Begriffen ZEEMANN-Effekt und STARK-Effekt und wie äußern sich diese Effekte? Der ZEEMANN-Effekt beschreibt den Einfluss eines Magnetfeldes auf die Hülle eines Atoms und somit auf das Feinstrukturniveau. Die Feldrichtung gibt die z-Achse im Atom an, es kommt zu einer Richtungsquantelung r LJ , z = m J h und einer Wechselwirkung mit dem magnetischen Moment des Atoms E = µ B g J mJ B . Das Energieniveau mit dem Gesamtdrehimpuls teilt sich also in 2J+1 Subniveaus auf. 2J+1 ist der Wertebereich für m. Die Subniveaus haben, wie oben ersichtlich ist, äquidistanten Energieabstand. Die Spektrallinien spalten sich ebenfalls in mehrere Komponenten auf, was mit Hilfe von hochauflösenden Spektrometern festgestellt werden kann. Der STARK-Effekt betrifft Atome im elektrischen Feld. Atome mit permanentem Dipolmoment erfahren eine lineare Energieänderung der Niveaus, Atome ohne Dipolmoment eine quadratische (da auch die Polarisation proportional zur Feldstärke ist) Energieänderung. Man beobachtet eine Verschiebung und meist auch eine Aufspaltung (nach Gesamtorientierungsquantenzahl) der Energieniveaus. Durch das äußere Feld wird die Kugelsymmetrie des Potentials aufgehoben. Diese Änderung muss nun in der SCHRÖDINGER-Gleichung berücksichtigt werden. © Bernhard Geiger, 2005 6 Physik für Elektrotechniker Laserphysik Erklären Sie den Unterschied zwischen spontaner und induzierter Emission! Bei spontaner Emission fallen die Elektronen nach der mittleren Lebensdauer wieder auf ihr ursprüngliches Niveau zurück. Bei induzierter Emission fallen die Elektronen unter Einwirkung eines Feldes zurück. Dieses Feld wird meist durch Photonen erzeugt, ein weiteres Photon wird während der Emission frei. Das induziert emittierte Photon stimmt in Phasenlage mit dem induzierenden überein. Durch welche Eigenschaften unterscheidet sich Laserlicht von natürlichem Licht? Es ist kohärent, d.h. phasengleich über eine größere (100m) Entfernung, die Strahlen sind parallel und es ist weitgehend monochromatisch. Wie wird beim He-Ne-Laser die Überbesetzung bestimmter Ne-Niveaus erzeugt? Durch Gasentladungen werden Elektronen des He-Atoms auf metastabile Niveaus gehoben. Diese Niveaus liegen auf gleicher Höhe wie die die 3s und 2s Levels des Ne-Atoms, es kann also Energie übergeben werden. Nun können die Elektronen auf den 3s und 2s Niveaus auf die 2p und 3p Niveaus des Ne-Atoms unter Emission von Licht zurückfallen. Was versteht man unter der longitudinalen Modenstruktur und wie kommt sie Zustande? Die longitudinale Modenstruktur kommt durch die Abmessungen des Resonators zustande, der nur bestimmte Schwingungszustände verstärkt und somit die Photonenanzahl pro Mode erhöht. Das geschieht unter der Formel: kλ = 2nL Es interferieren also nur bestimmte Lichtfrequenzen konstruktiv miteinander, andere löschen sich aus. Jene Moden, die dann im Bereich liegen, in dem das aktive Medium Überbesetzung besitzt und daraufhin über der Laserschwelle liegen, werden als longitudinale Lasermoden tatsächlich ausgebildet. Was versteht man unter der transversalen Modenstruktur und wie kommt sie zustande? Die transversale Modenstruktur ergibt sich daraus, dass beim Resonator der Abstand zwischen den Spiegeln groß gegenüber dem Spiegeldurchmesser ist. Dadurch wird der Beugungseffekt bemerkbar. Anschaulicher kann man sich die Spiegel als eine Reihe hintereinander geschalteter Blenden vorstellen, wobei bei jeder der Strahl gebeugt wird. Es zeigt sich, dass die Maden mit den transversalen elektromagnetischen Moden des Feldes übereinstimmen. In technischen Anwendungen wird die GAUSS-Verteilung angestrebt. Welche beiden Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Laserlicht abgestrahlt werden kann? Besetzungsinversion und eine höhere Wahrscheinlichkeit für induzierte als für spontane Emission. Letztere wird durch den Resonator erzeugt. Die dadurch zustande kommenden Moden müssen außerdem im verstärkenden Bereich des aktiven Mediums und oberhalb der Laserschwelle liegen. Was versteht man unter der Kohärenzlänge von Licht, wie hängt diese mit der Frequenzbreite von Licht zusammen und wie groß ist sie ungefähr für weißes Licht? Der Wellenzug ist eine Überlagerung von verschiedenen Teilwellen, die auf der Kohärenzlänge konstruktiv, darüber hinaus destruktiv interferieren. Die Kohärenzlänge ist von der Anzahl der verschiedenen vorkommenden Frequenzen abhängig. lc = c∆t = c ∆ν Je mehr verschiedene Frequenzen also im Licht vorkommen, desto kürzer ist die Kohärenzlänge. Interferenz kann zum Beispiel nur beobachtet werden, wenn der optische Wegunterschied kleiner als die Kohärenzlänge ist. Darum kann man Farbeffekte bei weißem Licht auch nur an sehr dünnen Schichten beobachten. Die Kohärenzlänge von weißem Licht liegt bei 2 µm. © Bernhard Geiger, 2005 7 Physik für Elektrotechniker Kern- und Elementarteilchenphysik Wie können Neutronen erzeugt und nachgewiesen werden? Durch Kernreaktionen mit Neutronenabgabe (z.B. Beschuss von Beryllium mit Alpha-Teilchen ergibt Neutron und Kohlenstoff), aus Fusionsneutronenquellen (Beschuss von Be, C, Li, d, t, mit künstlich erzeugten Teilchen), aus Photoneutronenquellen (wenn D oder Be mit Gamma-Quanten bestrahlt wird entsteht monochromatische Neutronenstrahlung), durch „Zerschlagen“ von D in einem Zyklotron. Langsame Neutronen werden hauptsächlich in Kernreaktoren erzeugt. Nachgewiesen werden Neutronen durch Streuung an Atomkernen. Die Atomkerne erleiden beim Stoß mit schnellen Neutronen (> 1 MeV) einen Rückstoß, der an Nebelspuren erkennbar ist. Bei leichten Kernen werden ionisierende Protonen freigesetzt, wenn das Neutron gebremst wird. Eine weitere Möglichkeit ist ein Nachweis durch Kernreaktion: n + 5 B10 → 3 Li 7 + α Das Alpha-Teilchen kann nun durch seine ionisierende Wirkung in Zählrohren detektiert werden. Man füllt diese Rohre zu diesem Zweck mit Bortriflourid-Gas. Die Reaktion funktioniert nur bei langsamen Neutronen, d.h sie müssen vorher eventuell gebremst werden. Wie kann radioaktive Strahlung nachgewiesen werden? Hauptsächlich erfolgt der Nachweis durch Ionisierung. In Ionisationskammern (Gas wird ionisiert, Leitfähigkeit gemessen), in Zählrohren (Zylinderkondensator, Strom bei Ionisation, Messung des Stromes), in Kristallzählern (Teilchen erzeugt Elektronen-Loch-Paar, Messung der Leitfähigkeit), Szintillationszähler (Umwandlung in Licht, Zählen der Blitze), CERENKOW-Zähler (Teilchen erzeugt beim Durchgang durch Materie Licht, Messung des Abstrahlwinkels gibt Auskunft über Geschwindigkeit). Was versteht man unter künstlicher Radioaktivität? Damit bezeichnet man die künstliche Spaltung von Atomkernen durch Beschuss mit künstlich erzeugten oder beschleunigten Teilchen (n, d, p, Alpha-Teilchen,…). Die Spaltung wird auf Grund des Einschießens oder des Anlagerns (n) der Teilchen erzwungen. Man macht sich diese Tatsache bei Kernreaktoren zu Nutze. Wie kann man die Bahnkurven schneller geladener Teilchen sichtbar machen? Welche Information erhält man, wenn die Bahnkurven unter Magnetfeldeinfluss aufgezeichnet werden? Man macht Kurven z.B. in Nebelkammern (übersättigter Dampf kondensiert bei Durchgang des Teilchens, Spur sichtbar) in Blasenkammern (überhitzte Flüssigkeit verdampft bei Durchgang des Teilchens, Spur sichtbar), in Funkenkammern (parallele Metallplatten sind bis zur Durchbruchspannung aufgeladen, Durchgang des Teilchens ionisiert die Luft und erzeugt Funken), in Drahtkammern (sehr häufig in Verwendung; Spannung zwischen feinen Drähten, Teilchen ionisiert Luft, elektrische Impulse entstehen, Messung der Laufzeit zum Drahtende, Erfassung mit Computer) und mit Kernspurplatten (sehr feinkörnige Photoplatten, auf denen nach der Entwicklung die Teilchenspur sichtbar ist). Zeichnet man die Bahnkurven unter Magnetfeldeinfluss und bekanntem Ladungs-Masse-Verhältnis auf, kann man daraus die kinetische Energie des Teilchens bestimmen. Geben Sie die wichtigsten Eigenschaften der bei natürlicher Radioaktivität vorkommenden Strahlung an! Alpha-Zerfall: Emission von He-Kernen mit maximal 8 MeV. Geringe Reichweite, diskretes Energiespektrum, Alpha-Teilchen „tunnelt“ durch Potentialbarriere (GEIGER-Nuttal-Beziehung). Alpha-Strahlung wird im Magnetfeld wenig abgelenkt (Z-2, MZ-4) Beta-Zerfall: Emission von schnellen (99% c) Elektronen durch Zerfall eines Neutrons in ein Proton. Kontinuierliches Energiespektrum, daher Antineutrino zur Übernahme der „Restenergie“ notwendig. Wird im Magnetfeld stärker abgelenkt. (Z+1,MZ) Gamma-Zerfall: hochenergetische elektromagnetische Strahlung (Gamma-Photonen). Entsteht durch Übergänge zwischen den Anregungszuständen innerhalb des Atomkerns, wird im Magnetfeld nicht abgelenkt (Z, MZ) Erklären Sie Aufbau und Wirkungsweise von Teilchenbeschleunigern (zu Grunde liegende physikalische Prinzipien). Warum ist man an Teilchen mit hoher kinetischer Energie interessiert? Ein Hochspannungsgenerator erzeugt Spannungen zur Beschleunigung geladener Teilchen (unter anderem geschieht das nach anfänglicher Beschleunigung in Linearbeschleunigern auch durch hochfrequente elektrische Felder). Diese geladenen Teilchen werden dann mittels eines Magnetfeldes auf einer gewünschten Bahn (Kreisbahn bei Zirkularbeschleunigern) gehalten. Als Geschosse kommen Protonen, Deuteronen, Elektronen, Alpha-Teilchen und schwere Kerne in Frage. © Bernhard Geiger, 2005 8 Physik für Elektrotechniker Durch Teilchenbeschleuniger kann man Stoßprozesse mit hochenergetischen Teilchen untersuchen und ist nicht auf die Höhenstrahlung angewiesen. Erklären Sie den Zusammenhang zwischen Energie und Lebensdauer der Alpha-Teilchen mit dem Tunneleffekt. Was fällt beim Beta-Zerfall auf und welche Schlüsse wurden daraus gezogen? Der Zusammenhang zwischen Energie und Lebensdauer eines Alpha-Teilchens erklärt sich durch die GEIGERNuttal-Beziehung. In klassischer Sicht müsste das Alpha-Teilchen eine Mindestenergie (Potentialbarriere) besitzen, um aus dem Kern entweichen zu können. Das Teilchen hat aber je nach seiner Energie eine bestimmte Wahrscheinlichkeit, diese Barriere zu durchtunneln. Je größer die Energie ist, desto dünner ist die effektive Potentialbarriere und desto wahrscheinlicher ist der Zerfall. Damit ist die Zerfallskonstante größer und die Halbwertszeit geringer. Beim Beta-Zerfall fällt auf, dass Elektronen mit einem kontinuierlichen Energiespektrum emittiert werden. Aus quantenmechanischer Sicht dürften aber nur diskrete Energiewerte vorkommen (die beim Neutronenzerfall frei werdende Energie). Außerdem fällt auf, dass sich Atom und Beta-Teilchen nicht linear voneinander wegbewegen. Daraus schloss man, dass ein weiteres Teilchen mit der Ruhemasse 0 vorhanden sein muss, dass die Restenergie übernimmt und einen entsprechenden Rückstoß rechtfertigen würde. Beim Neutronenzerfall handelt es sich dabei um das Antineutrino. Beschreiben Sie die Funktion und den Zweck der Bauteile Brennstäbe, Moderator und Regelstäbe eines Kernreaktors und welche Anforderungen sind an das Moderatormaterial zu stellen? Die Brennstäbe enthalten das spaltbare Material (Uran-235) und somit die Energie bzw. den Brennstoff. Diese sind von einem Moderator umgeben, der zum Thermalisieren, d.i. das Abbremsen der schnellen Neutronen dient. Abgebremste Neutronen können nicht mehr an Uran-238 angelagert werden und können demnach nicht mehr verloren gehen. Die Regelstäbe können ein- und ausgefahren werden und müssen Neutronen absorbieren können. Mit ihrer Hilfe wird die Kettenreaktion stabilisiert, sodass der Reaktor eine konstante Leistung liefert. Beim Abschalten müssen sie mehr Neutronen einfangen, als durch die Kettenreaktion produziert werden. Der Moderator muss so beschaffen sein, dass er die Neutronen zwar abbremst (durch Stöße) aber diese nicht an seine Kerne angelagert werden. Die Energieabgabe pro Stoß soll möglichst groß sein, was durch ein leichtes Material ermöglicht wird. Wasser, schweres Wasser und Graphit werden oft eingesetzt. Geben Sie die beiden besprochenen Modelle für den Aufbau der Atomkerne an und beschreiben Sie, welche Indizien für das jeweilige Modell sprechen. Das Tröpfchenmodell beschreibt die Analogie des Kerns zu einem Wassertropfen und erklärt damit die konstante, von der Massenzahl weitgehend unabhängige Dichte, die geringe Reichweite der Kernkräfte und die konstante Bindungsenergie pro Nukleon. Aus dieser Beschreibung (genauer: aus der WEIZSÄCKER-Formel) kann man ableiten, dass leichte Atomkerne durch Fusion, schwere Atomkerne durch Kernspaltung Energie freigeben. Das Schalenmodell hingegen ordnet Neutronen und Protonen auf Schalen an. Der Kern ist somit wie die Hülle aufgebaut (es gilt bei der Besetzung auch das PAULI-Prinzip, es gibt Spins für die Nukleonen, etc.). Dadurch werden Effekte wie Kernspin, magnetisches Moment, elektrisches Quadrupolmoment und Beta-Strahlung erklärt. Auch das Vorkommen „magischer Zahlen“, also Neutronen- und Protonenzahlen, die besonders stabile, isotopenfreundliche Kerne kennzeichnen, wird dadurch erklärt. Was sind magische Zahlen? Sie beschreiben Massen- und Kernladungszahlen, die als besonders stabil und isotopenfreundlich gelten. Sie sind sehr häufig (vor allem 50, 82, a26). N-1 fangen sehr gerne Neutronen ein, N haben einen sehr kleinen Wirkungsquerschnitt, N+1 sind die einzigen bekannten Neutronenstrahler. © Bernhard Geiger, 2005 9