Prozesstechnik-Übung Wintersemester 2008-2009 Thermische Analyse 1 Versuchsziel Es ist das Phasendiagramm des Systems Naphthalin/Biphenyl durch thermische Analyse zu bestimmen. 2 Theoretische Grundlagen Phasendiagramme Phasendiagramme bzw. Zustandsdiagramme geben eine graphische Darstellung aller möglichen Zustandsänderungen von Phasen und Gefügen bei Stoffgemischen und Legierungen in Abhängigkeit von Temperatur T und Konzentration c. Dabei wird ein konstanter Druck p (Normaldruck p ≈ 1 bar) angenommen. [1] Je nachdem, ob es sich um zwei, drei, vier usw. Komponenten handelt, spricht man von binären, ternären, quaternären usw. Zustandsdiagrammen. Abbildung 1: Phasendiagramm mit völliger Löslichkeit im flüssigen und festen Zustand [2] Die Zustandsänderungen werden im thermodynamischen System untersucht. Wichtig ist hierbei langsames Abkühlen aus der Schmelze, so dass sich bei jeder Temperatur das thermodynamische Gleichgewicht einstellen kann. Thermische Analyse Die thermische Analyse dient zur Untersuchung von Legierungen, z.B. zum Erstellen von Zustandsschaubildern. Mit ihr können die Änderungen des Wärmeinhalts einer Mischung bzw. Legierung, während der Erhitzung und/oder Abkühlung, erfasst und dargestellt werden. Mit einem Thermoelement wird die Änderung der Temperatur über die Zeit aufgezeichnet. Ändert sich der Zustand einer Legierung, indem eine neue Phase ausgeschieden wird, dann wird Wärme frei (Abkühlen) oder gebunden (Aufheizen). Die Wärme entsteht durch die Kristallisation, die z.B. beim Abkühlen freigesetzt wird. D.h. der Ordnungszustand im System Metall wird erhöht, die Entropie im System Metall sinkt, folglich muss Energie in Form von Wärme an die Umgebung abgegeben werden. Für eine Phasenänderung ergeben sich folgende charakteristische Unstetigkeiten im Temperatur-Zeit-Verlauf: • Haltepunkte (Plateau): Die Temperatur bleibt zur vollständigen Phasenänderung konstant. Die Umwandlung steht im nonvarianten Gleichgewicht, d.h. der Freiheitsgrad ist F = 0. Haltepunkte kommen bei der Umwandlung von reinen Metallen sowie der eutektischen, eutektoiden, peritektischen und peritektoiden Umwandlung von Legierungen vor. • Knickpunkte: Diese sind typisch für Umwandlungen im Bereich Schmelze-Feststoff. Der Freiheitsgrad ist F = 1, weil sich T verändert. (siehe auch Abbildung 2) Abbildung 2: Abkühlkurven verschiedener Mischungen eines eutektischen Phasendiagramms 3 Versuchsdurchführung 3.1 Aufnahme der Abkühlkurven a) Probenherstellung: Die Mischungen müssen entsprechend Tabelle 1 abgewogen und mit je einem Rührfisch in Reagenzgläser gefüllt werden. Tabelle 1: Zusammensetzung der Proben Proben-Nr. 1 2 3 4 5 6 7 Naphthalin m [g] Biphenyl m [g] 4,00 3,00 2,00 1,78 1,20 1,00 0,00 0,00 1,50 2,00 2,67 2,80 3,10 4,00 b) Schmelzen: Erhitzen Sie die Mischungen in einem über dem Bunsenbrenner erhitzten Wasserbad. Der Magnet-Rührer sorgt dabei für eine gute Durchmischung c) Temperaturmessung Während des Abkühlens an Luft soll aller 10 Sekunden die Temperatur der Mischung notiert werden (bis eine Temperatur von 30 °C erreicht wird). 3.2 Auswertung a) Ermitteln Sie die Schmelzpunkte der reinen Substanzen und vergleichen sie mit Literaturwerten. b) Berechnen Sie den Molenbruch für die Massemischungen. c) Konstruieren Sie das Phasendiagramm aus allen Halte- bzw. Knickpunkten. Beim Erstarren der Schmelzen kommt es trotz langsamen Abkühlens und guter Durchmischung in der Regel zur Unterkühlung der Schmelze (s. Abbildung 3). Daher muss die Erstarrungstemperatur durch eine geeignete Extrapolation ermittelt werden. T a) b) T t t Abbildung 3: Ermittlung der Erstarrungstemperatur an a) einem Haltepunkt b) einem Knickpunkt 4 [1] [2] Literatur Bargel, Schulze: Werkstoffkunde, 2. Auflage (1980) Schroedel Verlag KG, Hannover TU Clausthal, Institut f. Phys. Chemie: Skript Thermische Analyse, www.pc.tu-clausthal.de/fileadmin/homes/praktikum/05-THERMISCHE- ANALYSE.pdf (letzter Zugriff: 20.01.2009) Weitere Quellen: • Predel: Phase Diagrams and Heterogeneous Equilibria, Springer Verlag, Berlin (ISBN: 978-3540-14011-5) • Gottstein: Physikalische Grundlagen der Materialkunde, Springer Verlag, Berlin (ISBN: 3-54041961-6) • Hornbogen: Werkstoffe, Springer Verlag, Berlin (ISBN: 3-450-71857-4) 5 Anhang Zeit [min:s] 0:10 0:20 0:30 0:40 0:50 1:00 1:10 1:20 1:30 1:40 1:50 2:00 2:10 2:20 2:30 2:40 2:50 3:00 3:10 3:20 3:30 3:40 3:50 4:00 4:10 4:20 4:30 4:40 4:50 5:00 5:10 5:20 5:30 5:40 5:50 6:00 6:10 6:20 6:30 6:40 6:50 7:00 7:10 7:20 7:30 1 2 3 4 5 6 7 7:40 7:50 8:00 8:10 8:20 8:30 8:40 8:50 9:00 9:10 9:20 9:30 9:40 9:50 10:00 10:10 10:20 10:30 10:40 10:50 11:00 11:10 11:20 11:30 11:40 11:50 12:00 12:10 12:20 12:30 12:40 12:50 13:00 13:10 13:20 13:30 13:40 13:50 14:00 14:10 14:20 14:30 14:40 14:50 15:00 15:10 15:20 15:30 15:40 15:50 16:00 16:10 16:20 16:30 16:40 16:50 17:00 17:10 17:20 17:30 17:40 17:50 18:00 18:10 18:20 18:30 18:40 18:50 19:00 19:10 19:20 19:30 19:40 19:50 20:00 20:10 20:20 20:30 20:40 20:50 21:00 21:10 21:20 21:30 21:40 21:50 22:00 22:10 22:20 22:30 22:40 22:50 23:00 23:10 23:20 23:30 23:40 23:50 24:00 24:10 24:20 24:30 24:40 24:50 25:00 25:10 25:20 25:30 25:40 25:50 26:00 26:10 26:20 26:30 26:40 26:50 27:00 27:10 27:20 27:30 27:40 27:50 28:00 28:10 28:20 28:30 28:40 28:50 29:00 29:10 29:20 29:30 29:40 29:50 30:00