PSYCHIATRIE Schizophrenie und bipolare Störung PSYCHIATRIE Schizophrenie & bipolare Störung Schizophrenie und bipolare Störungen gehören zu den weltweit häufigsten psychiatrischen Erkrankungen. Die Schizophrenie äußert sich als komplexes Krankheitsbild, das sogar Spezialisten immer wieder Rätsel aufgibt. Bekannt ist allerdings, dass sowohl bei der Schizophrenie als auch bei der bipolaren Störung pathologische Verände- Das Großhirn S4 - Das limbische System S6 - Neurotransmitter: Katecholamine, Histamin und Serotonin S8 nicht adäquat verarbeiten kann. Dies hat zur Folge, dass die für diese S 10 psychiatrischen Erkrankungen charakteristischen Symptome getrig- - Schizophrenie - Morphologische Veränderungen und Störungen der Neurotransmission bei Schizophrenie rungen der Hirnfunktionen vorliegen, so dass das Gehirn Informationen, die es aus der Außenwelt und der eigenen Innenwelt empfängt, gert werden, und hier setzt auch die medikamentöse Behandlung an. S 12 Die Prävalenz beider Krankheiten ist ähnlich, weltweit ist ungefähr 1% - Manifestationen der Schizophrenie: positive und negative Symptome S 14 der Gesamtpopulation betroffen. Diese Krankheiten haben nicht nur - Bipolare Störung S 16 - Morphologische Veränderungen und Störungen der Neurotrans­­mission bei bipolaren Störungen S 18 - Manifestationen der bipolaren Störung: manische und depressive Episoden S 20 - Pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten I: typische Neuroleptika S 22 - Pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten II: atypische Neuroleptika S 24 - Mit einer Neuroleptikatherapie assoziierte Nebenwirkungen S 26 weitreichende Folgen für das Leben der Erkrankten selbst, sondern auch für deren Familienleben und soziales Umfeld. Die Fortschritte, die die Neurowissenschaften in den letzten Jahr­ zehnten erzielt haben und weiterhin erzielen, helfen uns dabei, die Hintergründe dieser psychiatrischen Erkrankungen besser zu verstehen und neue und wirksamere Behandlungsstrategien zu entwickeln. Daher ist es wichtig, dass Ärzte und Angehörige von Gesundheitsberufen die verschiedenen Aspekte dieser psychiatrischen Erkrankungen kennen. - Wirkmechanismen von Ziprasidon S 28 - Indikationen für Ziprasidon S 30 - Literaturangaben S 34 Inhalt - 3 Die beiden Gehirnhälften (Hemisphären) machen den größten Anteil des Enzephalons aus; sie sind von der Hirnhaut umgeben und werden durch die Schädelknochen geschützt. Sie sind durch eine Struktur aus weißer Substanz, das Corpus callosum, miteinander verbunden. Die aus grauer Substanz bestehende Großhirnrinde bildet die Schicht, die die Oberfläche des Großhirns bedeckt; sie weist zahlreiche Falten (lat. Gyri, Sg. Gyrus) auf, zwischen denen sich tiefe Furchen (lat. Sulci, Sg. Sulcus) befinden. Diese Furchen trennen die Funktionsbereiche des Großhirns, die sogenannten Lappen, voneinander. Jede Gehirnhälfte ist in vier große (Frontallappen, Parietallappen, Temporallappen und Okzipitallappen) und einen kleineren Lappen (die Inselrinde) unterteilt. Das Innere des Großhirns besteht aus weißer Substanz, die aber große Bereiche grauer Substanz enthält: den Thalamus und die Basalganglien. Zu diesen Ganglien gehören der Nucleus caudatus, das Putamen, der Globus pallidus und das Claustrum. Aufgrund ihrer räumlichen Nähe werden Putamen und Globus pallidus als einzelne Struktur (Nucleus lentiformis) betrachtet, die zusammen mit dem Nucleus caudatus das Corpus striatum bildet. Jede Hemisphäre enthält seitlich eine Kammer, den sogenannten lateralen Ventrikel; außerdem ist eine weitere, zentral angeordnete Kammer vorhanden, die als dritter Ventrikel bezeichnet wird.1,2,3 Cortex cerebri (Großhirnrinde) Fissura longitudinalis cerebri (Hirnlängsfurche) Corpus callosum Sulcus lateralis (Sylvische Furche) Thalamus Claustrum Tractus opticus (Sehbahn) 4 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Graue Substanz Weiße Substanz Lateraler Ventrikel (Vorderhorn) Nucleus caudatus Dritter Ventrikel Globus pallidus Nucleus subthalamicus Das Großhirn Hirnhaut Gehirn Corpus callosum Fornix Thalamus Diencephalon Hypothalamus Chiasma opticum (Sehnervenkreuzung) Hypophyse Pons Hirnstamm Mesencephalon (Mittelhirn) Zentralkanal Medulla oblongata Rückenmark Cerebellum (Kleinhirn) Funktionsbereiche der Großhirnrinde Motorisch-sensorisches Feld Präfrontaler Kortex Sensorisch-motorisches Feld Prämotorisches Hüfte Hüfte Feld Sensorische Rumpf Analyse Rumpf Frontales (Assoziation) Augenfeld Arm Arm Hand Hand Lesen, Gesicht Gesicht Sprache und Sprechen Auditorischer Kortex II Visuelles Feld I Visuelles Feld II Auditorischer Kortex I Motorisches Sprachzentrum Visuelles Feld III Das Großhirn - 5 Das limbische System ist besonders komplex organisiert, was ein Hinweis darauf ist, dass hier eine hochspezialisierte Informationsverarbeitung stattfindet. Es besteht aus einer Reihe von Strukturen, die für die Emotionen, das Verhalten, die Initiative und das Gedächtnis zuständig sind. Der limbische Kortex wird aus dem Gyrus cinguli und dem parahippocampalen Gyrus, der sich im Temporallappen befindet, gebildet. Der Gyrus cinguli ist für Schmerzwahrnehmung, komplexe motorische Kontrolle und soziale Interaktionen zuständig. Die Formatio hippocampi setzt sich aus dem Gyrus dentatus, dem Hippocampus und dem Subiculum zusammen und befindet sich in der Nähe des lateralen Ventrikels. Sie wird mit der Erinnerung an kurz zurückliegende Ereignisse assoziiert und zeigt eine auffällige Plastizität. Die Amygdala liegt an der Vorderseite des Hippocampus im Temporallappen ist mit dem Ende des Nucleus caudatus verbunden. Ihre Funktion betrifft insbesondere das Lernen und emotionale Aspekte von Erfahrungen, außerdem ist sie an Entscheidungen hinsichtlich des angemessenen Verhaltens in bestimmten sozialen Situationen beteiligt. Der Hypothalamus befindet sich unterhalb des Thalamus. Er ist für die Steuerung von Emotionen, autonomen Funktionen und bestimmten somatischen Funktionen zuständig.1,3,4,5,6 Dreidimensionales Diagramm Fornix Corpus callosum Hauptteil des Fornix Säulen des Fornix Thalamus Fimbria Septum Fasciculus mamillothalamicus (Vicq-d'Azyr-Bündel ) Hippocampus Amygdala Corpus mamillare (Mamillarkörper) 6 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Das limbische System Hippocampus Kurzzeitgedächtnis Identifikation von Informationen Amygdala Stimuli Langzeitgedächtnis Speicherung im präfrontalen Kortex Assoziationskortizes Angemessenes Verhalten und Lernen Afferenzen Limbisches System Präfrontaler Kortex Efferenzen Hypothalamus Hypothalamus Gyrus cinguli Wut Soziale Interaktion Schmerzwahrnehmung Furcht Sexualität Das limbische System - 7 Die Neuronen, aus denen das Nervensystem besteht, kommunizieren durch den Austausch einer Reihe chemischer Substanzen, der sogenannten Neurotransmitter, miteinander. Zu diesen gehören unter anderem Katecholamine, Histamin und Serotonin. Die Katecholamine sind Dopamin, Norepinephrin und Epinephrin, wobei die Konzentration von Epinephrin deutlich unter der der übrigen Katecholamine liegt. Dopamin wird von diversen Systemen benötigt, die für die Vermittlung der motorischen Funktionen (nigrostriatale Bahn), die Emotionen, Gedächtnis, Lernen, Verhalten und Denken (mesocorticolimbische Bahn) sowie endokrine Regelkreise (hypothalamo-hypophysäres System) zuständig sind. Es gibt fünf Dopaminrezeptoren (D1–D5). Die noradrenergen Neuronen steuern Aufmerksamkeit und Wachheit, ihre Rezeptoren sind u.a. α1, α2, β1, β2 und β3. Histamin wird für die Steuerung autonomer und neuroendokriner Prozesse benötigt; Histaminrezeptoren sind H1, H2 und H3. Serotonin wird mit der Regulation von Stimmung, psychischem Befinden und Schlaf in Verbindung gebracht, es wirkt durch Bindung an eine Vielzahl von Rezeptoren.5,7,8,9 Präsynaptische Neuronen Synaptische Vesikel Noradrenalin Serotonin Wiederaufnahme Bindung an den spezifischen Rezeptor Normale Neurotransmission Postsynaptisches Neuron 8 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Neurotransmitter Katecholamine, Histamin und Serotonin Corpus striatum Frontallappen Das dopaminerge System Kortikale Projektionen Projektionen in das Striatum und das limbische System Corpus callosum Thalamus Substantia nigra Pedunculopontiner tegmentaler Nucleus Pons Cerebellum (Kleinhirn) Tyrosin Medulla oblongata MAO L-Dopa Dopamin Dopaminfreisetzung D2 D1 Medulla Wiederaufnahme D3 SYNAPSE D4 D5 Freigesetztes Dopamin Neurotransmitter - 9 Schizophrenie ist eine chronische psychische Erkrankung, die mit Veränderungen von Wahrnehmung, Denken, Sprache, Verhalten, Affektsteuerung und Willensäußerungen einhergeht. Sie tritt erstmals in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter auf und betrifft rund 1 % der Bevölkerung. Die verschiedenen Subtypen der Schizophrenie können nach ihren klinischen Merkmalen unterschieden werden: Paranoide Schizophrenie: Typisch sind zumeist Wahnvorstellungen und Verfolgungsängste sowie akustische Halluzinationen. Hebephrenie: Das Verhalten ist unorganisiert, und es kommt zu schweren Antriebs- und Denkstörungen. Diese Form der schizophrenen Psychose beginnt im Jugendalter. Katatone Schizophrenie: Sie ist geprägt von motorischen Symptomen, zum Beispiel der automatischen Wiederholung von Gehörtem, übertriebenen unproduktiven Bewegungen oder einer Immobilität, die sich bis zum Stupor steigern kann. Desorganisation: Sprache und Verhalten sind unkoordiniert, es kommt zur Affektverflachung oder unangemessenen Reaktionen. Schizophrenia simplex: Es fehlen halluzinatorische Symptome und Wahnvorstellungen, aber die Krankheit schreitet langsam und schleichend fort, wobei Passivität und Affektverflachung im Vordergrund stehen.10,11,12,13 An der Ätiopathogenese der Schizophrenie beteiligte Faktoren Erbanlagen Neurologische Entwicklungsstörungen Veränderungen der Hirnstrukturen 10 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Schizophrenie Hebephrenie Formen der Schizophrenie Unangemessenes Verhalten Paranoide Schizophrenie Affektive Veränderungen Akustische Halluzinationen Schizophrenia simplex Katatone Schizophrenie Ring Ring Ring Ring Ring Ständig in Bewegung, ohne ein Ziel Eigenartige Körperhaltungen - Hypoaktivität - Affektive Abstumpfung Schizophrenie- 11 Die Ursachen der Schizophrenie sind immer noch nicht bekannt, aber es werden mehrere auslösende Faktoren vermutet. Erbfaktoren machen 70% des Erkrankungsrisikos aus. Infrage kommt eine ganze Reihe von Genen, vermutlich diejenigen, die an der Synthese von Enzymen und Wachstumsfaktoren sowie am Neurotransmitterstoffwechsel beteiligt sind. Die restlichen 30% der Erkrankungen gehen auf Umweltfaktoren wie perinatale und frühkindliche Hirnschädigungen sowie psychosoziale Stressfaktoren zurück. Bei einer Schizophrenie sind vor allem folgende Hirnbereiche betroffen: das limbische System, die Frontallappen und die Basalganglien. Für die Genese existieren unterschiedliche Hypothesen: Die dopaminerge Hypothese: Hierbei wird von einem Ungleichgewicht in der Dopaminaktivität in den unterschiedlichen Gehirnregionen ausgegangen. Auch Veränderungen bei Serotonin, Acetylcholin und Glutamat werden vermutet. Die Hypothese von Störungen der neurologischen Entwicklung: Ihre Befürworter postulieren, dass eine pränatale Störung der normalen Bildung von Verbindungen zwischen Neuronen und deren Bewegung vorliegt. Während der Entwicklung dieser Krankheit werden zwar bestimmte Neuronen eliminiert, aber es verbleiben immer noch eine Anzahl anomaler Neuronenverbindungen, die Informationen nicht adäquat verarbeiten können.12,13 Normal Schizophrenie Verlust von kortikalem Gewebe Parietal Frontal Vergrößerung der Ventrikel 12 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Morphologische Veränderungen und Störungen der Neurotransmission bei Schizophrenie Neokortex AChfazilitatorisch Thalamus NAmodulierend Interneuronen 5-HTfazilitatorisch GLUstimulatorisch DAsensibilisierend GABAinhibitorisch Sensorisch afferent GLUstimulatorisch An der Physiopathogenese der Schizophrenie beteiligte Neurotransmitter DA: Dopamin. Aktiviert die Rezeptoren D1und D2 und erhöht die neuronale Reaktion auf Glutamat. GLU: Glutamat. Exzitatorische Antwort der Neuronen. Pyramidale Neuronen im limbischen Kortex und Neokortex 5-HT: Serotonin. Aktiviert die 5-HT2ARezeptoren, die die Glutamatfreisetzung an den synaptischen Terminalen vermitteln. Subkortikaler Nucleus ACh: Acetylcholin. Erleichtert die Aktivierung der Interneuronen durch Bindung an die nikotinischen Acetylcholinrezeptoren. Pedunculopontiner tegmentaler Nucleus GABA: Gamma-Aminobuttersäure. Inhibitorische Antwort der Neuronen. Nucleus raphe dorsalis NA: Noradrenalin. Verringert die Aktivität der Interneuronen. Substantia nigra Locus Caeruleus Motorisch efferent Morphologische Veränderungen - 13 Eine Schizophrenie kann abrupt oder schleichend einsetzen. Die Symptome äußern sich in Form von Attacken mit Phasen von stärkerer oder geringerer Intensität, und es kommt zu einer progressiven Verschlechterung bei der sozialen, beruflichen und geistigen Leistungsfähigkeit der Betroffenen oder zur Vernachlässigung der Körperpflege. Darüber hinaus sind Stimmungsschwankungen wie Reizbarkeit, Anspannung, depressive Verstimmungen, Verzweiflung und Selbstmordgedanken oder gar -versuche häufig. Manchmal werden auch Veränderungen bei der Aufmerksamkeit, der Informationsverarbeitung, der Assoziationsfähigkeit und der Entstehung von Gedanken sowie der Ausführung von Handlungen beobachtet. Bei den typischen Manifestationen der Erkrankung kann zwischen positiven und negativen Symptomen unterschieden werden. Positive Symptome sind Manifestationen, die normalerweise bei gesunden Personen nicht vorkommen, zum Beispiel Halluzinationen, Wahnvorstellungen, ungeordnete Sprache und Verhaltens- oder Bewegungsstörungen (Erregtheit, mangelnde Körperpflege, motorische Störungen, Rigidität). Negative Symptome stellen sich als Verringerung oder Verlust der normalen Fähigkeiten eines Menschen dar. Sie umfassen eine affektive Verflachung, Verarmung der Sprache und Fehlen von Willens­ äußerungen.10,12,13 14 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Manifestationen der Schizophrenie: positive und negative Symptome Halluzinationen, Verfolgungswahn Aufmerksamkeitsdefizit Vernachlässigung der Körperpflege aaa...........bbbbb Verfall der Sprachfähigkeit Soziale Probleme Katatonie Manifestationen der Schizophrenie - 15 Bei einer bipolaren Störung handelt es sich um eine chronisch verlaufende Erkrankung, für die Stimmungsschwankungen charakteristisch sind. Depressive Episoden treten im Wechsel mit manischen oder hypomanischen Episoden sowie mit symptomfreien Phasen auf. Für diese Krankheit werden zwei Hauptformen beschrieben: Typ I und Typ II. Die Bipolar-Typ I-Störung äußert sich als Depression, an die sich mindestens eine Episode der Manie anschließt; außerdem können sich psychotische Symptome entwickeln, und wenn die Manifestationen ein potenzielles Risiko für den Patienten selbst oder andere mit sich bringen, ist eine stationäre Behandlung unumgänglich. Frauen und Männer sind gleich häufig betroffen. Beim Typ II treten die depressiven Episoden immer wieder und im Wechsel mit mindestens einer Episode von Hypomanie auf. Bei einer Hypomanie sind die Krankheitszeichen nicht so extrem ausgeprägt, und es fehlen psychotische Symptome. Diese Form der bipolaren Störung kommt bei Frauen häufiger vor und bleibt zumeist ohne signifikante Folgen für das soziale oder berufliche Leben, auch stationäre Behandlungen sind in der Regel nicht erforderlich. Bei beiden Ausprägungen treten normalerweise im jungen Erwachsenenalter erstmals Krankheitszeichen auf. Betroffene mit bipolarer Störung, bei denen es innerhalb eines Jahres zu mindestens vier Episoden von Manie oder Depression kommt, gelten als „Rapid Cycler“; die Behandlung dieser Form der Krankheit gestaltet sich zumeist besonders schwierig.10,14,15,16 Bipolar-I-Störung (mit manischen Episoden) Hypomanie Hypomanie Manie Manie Bipolar-II-Störung (ohne manische Episoden) 16 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Jahre Depression Depression Jahre Bipolare Störung Genetische Faktoren Störungen der Neurotransmission Zerebrale Veränderungen Sofortige emotionale Konsequenzen der Episoden Manie Anschließende Verschlechterung und Störungen im sozialen, persönlichen und familiären Umfeld Depression Bipolare Störung - 17 Bei der bipolaren Störung kommt eine Anzahl biologischer und emotionaler Faktoren zum Tragen, aber bisher existiert noch keine übergreifende Hypothese, welche die Rolle jedes Einzelnen dieser Faktoren befriedigend erklären kann. Es wird vermutet, dass Störungen bei den Katecholaminen und beim Serotonin eine Rolle bei der Pathogenese spielen. Die Katecholamin-Hypothese postuliert, dass ein Übermaß dieser Neurotransmitter die Manie hervorruft, während die Depression die Folge ihres Mangels ist. Nach der „permissiven“ Serotonin-Hypothese werden sowohl Manie als auch Depression durch Funktionsstörungen des serotonergen Systems ausgelöst, die auf Fehler in der Interaktion des Serotonins mit anderen Neurotransmittern, insbesondere Norepinephrin und Dopamin, zurückgehen. Darüber hinaus sind bipolare Störungen häufig mit Verletzungen der Frontal- und Temporal­lappen assoziiert. Verletzungen der linken Hemisphäre gehen eher mit Depressionen einher, während bei Verletzungen der rechten Gehirnhälfte ein Zusammenhang mit manischen Zuständen beobachtet wird, allerdings trifft dies nicht mehr zu, wenn die posterioren Hirnregionen betroffen sind (so können Depressionen mit Läsionen in der rechten Parieto-Okzipital-Region assoziiert sein).10,14,16 Läsionen des Temporallappens Läsionen in der rechten Hemisphäre werden mit Manie assoziiert 18 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Läsionen des Frontallappens Läsionen in der linken Hemisphäre werden mit Depression assoziiert Morphologische Veränderungen und Störungen der Neurotransmission bei bipolaren Störungen Serotonerge Bahnen Noradrenerge Bahnen Synaptische Vesikel Präsynaptische Neuronen Noradrenalin Serotonin Noradrenerge Rezeptoren Bindung an die spezifischen Rezeptoren Postsynaptisches Neuron Neurotransmission bei Depression Geringere Anzahl an Neurotransmittern Serotonerge Rezeptoren Normale Neurotransmission Neurotransmission bei Manie Höhere Anzahl an Neurotransmittern Morphologische Veränderungen und Störungen der Neurotransmission bei bipolaren Störungen - 19 Charakteristisch für die manische Episode sind ein übertriebenes und anhaltendes Hochgefühl, Euphorie oder Reizbarkeit. Damit verbunden sind ein extrem überhöhtes Selbstwertgefühl oder Größenwahn, ein stark verringertes Schlafbedürfnis, Logorrhoe und eine Beschleunigung des Denkens, die sich bis hin zu einer „Ideenflucht“ steigern kann. Die Betroffenen sind durch unwichtige Stimuli leicht ablenkbar, und vorsätzliche Aktivitäten und mentale Abläufe sind stark beschleunigt. Bei der depressiven Episode hingegen ist die Stimmung gedrückt und durch Interessenverlust und das nahezu vollständige Fehlen der Fähigkeit, Freude zu empfinden, gekennzeichnet. Die Patienten fühlen sich traurig und empfinden nahezu ständig ein Gefühl innerer Leere; dies ist häufig von Weinen, Müdigkeit und Antriebslosigkeit begleitet. Auch Schlaf, Appetit und motorische Aktivitäten sind mehr oder weniger stark beeinträchtigt. Betroffene sind entschlussunfähig, auch die Fähigkeit zu denken oder sich zu konzentrieren kann eingeschränkt sein. Charakteristisch sind auch übertriebene oder unangemessene Schuldgefühle oder ein Gefühl der Nutzlosigkeit. Alle diese Symptome sind mit erheblichen Belastungen verbunden und können die Patienten auf vielen Ebenen beeinträchtigen: in ihrem sozialen, beruflichen und emotionalen Leben.10,14,15,17 Lachen Weinen Manie Schallendes Gelächter 20 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Depression Sorgen Manifestationen der bipolaren Störung: manische und depressive Episoden Manische Episode - Euphorische Stimmung - Logorrhoe - Vermehrte psychomotorische Aktivität - Zwanghaftes Einkaufen Depressive Episode - Benommenheit - Schlaflosigkeit - Interessenverlust - Müdigkeit - Gewichtszunahme/ -abnahme - Selbstmordgedanken Manifestationen der bipolaren Störung - 21 Die typischerweise eingesetzten Neuroleptika gehören zu einer Gruppe von Wirkstoffen, die sich zwar hinsichtlich ihrer chemischen Struktur stark voneinander unterscheiden, denen aber gemeinsam ist, dass sie die D2-dopaminergen Rezeptoren blockieren können, die mit den psychotischen Symptomen assoziiert sind. Außerdem blockieren sie folgende Rezeptoren: den muskarinergen Rezeptor M1, den histaminergen Rezeptor H1 und den adrenergen Rezeptor alpha1. Typische Neuroleptika sind für die Therapie akuter und chronischer psychotischer Störungen wie Schizophrenie und Manie indiziert. Sie werden darüber hinaus auch bei toxischen Psychosen, Wahnerkrankungen und bei Patienten mit Psychosen, Demenz oder geistigen Behinderungen gegen Erregtheitszustände oder Aggressivität verordnet. Sedative Neuroleptika können auch als Schlaf- oder Beruhigungsmittel angewandt werden. Der Unterschied zwischen den verschiedenen typischen Neuroleptika liegt in ihrer Wirksamkeit bei der Blockade dieser Rezeptoren und der hierdurch erzielten pharmakologischen Wirkung. Je nach dem vorherrschenden klinischen Profil der jeweiligen Substanz werden sie daher in drei Gruppen unterteilt: eher sedativ (Chlorpromazin, Levomepromazin, Promethazin, Clothiapin) bzw. eher hochpotent wirksame Arzneimittel (Haloperidol, Bromperidol, Zuclopenthixol, Trifluoperazin, Pimozid) und begleitende Medikamente (Thioridazin, Propericiazin).9,18,19,20 Linderung der positiven Symptome bei psychotischen Störungen Akustische Halluzinationen Psychomotorische Unruhe Vorher Vorher Nachher Nachher 22 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten I: typische Neuroleptika Typische Neuroleptika Wirkung auf weitere Neurotransmitter-Rezeptoren Adrenerger Rezeptor Inhibition des adrenergen Rezeptors α1 Typische Neuroleptika Muskarinerger Rezeptor ACh Dopamin D2 Inhibition des M1-Rezeptors D2 D1 Inhibition des Dopamin-Rezeptors ACh: Acetylcholin D1: dopaminerger Rezeptor D2: dopaminerger Rezeptor M1: muskarinerger Rezeptor Pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten I - 23 Atypische Neuroleptika sind Substanzen, die gleichzeitig die dopaminergen D2-Rezeptoren und die serotonergen 5-HT2-Rezeptoren blockieren. In geringerem Umfang hemmen sie auch weitere Rezeptoren, und zwar die H2-Histamin-Rezeptoren, die M2-muskarinergen Rezeptoren, die alpha-adrenergen Rezeptoren und weitere 5-HT-Rezeptoren vom serotonergen Subtyp. Diese Substanzen sind wichtig, weil sie im Gegensatz zu den typischen Neuroleptika kaum Störungen der unwillkürlichen Bewegungen (extrapyramidale Symptome) hervorrufen. Außerdem wirken sie nicht nur gegen die positiven Symptome der Schizophrenie wie die andere pharmakologische Gruppe, sondern auch gegen die negativen Symptome, und letztlich zeigen sie eine gute Wirksamkeit bei Störungen, die sich gegen die typischen Neuroleptika als resistent erwiesen haben. Die Wirkstoffe, die zu dieser Gruppe gehören, sind: Clozapin, Risperidon, Olanzapin, Aripiprazol, Quetiapin und Ziprasidon. Diese Substanzen eignen sich zur Behandlung der meisten Formen der Psychose, einschließlich Schizophrenie, Wahnerkrankungen, schizoaffektiven und schizophreniformen Störungen und gegen psychotische Symptome, die mit organischen Geisteskrankheiten einhergehen. Sie sind auch bei bipolaren Störungen zur Therapie der akuten Manie oder Depression mit psychotischen Symptomen hilfreich.9,18,19,20 24 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten II: atypische Neuroleptika Atypisches Neuroleptikum Dopamin Atypisches Neuroleptikum serotonerger Rezeptor 5-HT2 D2 Rezeptor Serotonin Inhibition des dopaminergen Rezeptors D2 Wirkung auf weitere Neurotransmitter-Rezeptoren Inhibition des serotonergen Rezeptors 5-HT2 Pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten II: atypische Neuroleptika - 25 Unter einer Behandlung mit Neuroleptika können zahlreiche Nebenwirkungen auftreten. Je nach deren Schweregrad können diese Nebenwirkungen in den Patienten den Wunsch auslösen, die Behandlung abzubrechen; daher muss darauf geachtet werden, wann diese Nebenwirkungen eintreten, um die Dosis anpassen oder das Medikament wechseln zu können. Bei den Nebenwirkungen der Neuroleptika (speziell der typischen Neuroleptika) handelt es sich häufig um eine Reihe motorischer Beschwerden wie Veränderungen des Muskeltonus oder Spasmen, in deren Folge abnormale Körperhaltungen und unkontrollierte Bewegungen auftreten. Diese Symptome unterscheiden sich sehr stark hinsichtlich ihres Schweregrads und des betroffenen Körperbereichs, sie sind aber zumeist schmerzhaft und lästig. Die durch diese Wirkstoffe bedingte Sedierung und Somnolenz ist in Fällen von Insomnie oder Erregtheit durchaus willkommen; allerdings werden die Patienten hierdurch in ihren Aktivitäten eingeschränkt, daher sollte die Therapie schrittweise eingeleitet werden. Weitere Nebenwirkungen von Neuroleptika sind Gewichtszunahme und Hyperprolaktinämie. Letztere geht auf eine Dopamininhibition zurück, da dieser Neurotransmitter auch die Prolaktinsekretion hemmt. Hierdurch kann es zu klinischen Folgen wie Veränderungen des Menstruationszyklus, des sexuellen Verlangens und der Milchsekretion kommen.18,21,22 Dopamin (DA) DA Hypothalamus Neuroleptikum Rezeptorblockade durch den Wirkstoff Hypophyse Tonische Inhibition Hyperprolaktinämie Laktotrophe Zellen 26 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Mit einer Neuroleptikabehandlung assoziierte Nebenwirkungen Extrapyramidale Bahn Akute Dystonien Kortikales extrapyramidales System Kortex Beeinträchtigungen des Muskeltonus: Abnormale Haltungen von Kopf und Hals (Retrocollis spasmodicus, Torticollis [Schiefhals]) Mesencephalon Spasmen der Muskulatur für: - Kauen - Schlucken - Sprechen - Atmung Rubrospinaler Trakt Medulla oblongata Pons Tektospinaler Trakt Blepharospasmus Vestibulospinaler Trakt Rückenmark Oculogyre Krise Zungenprotrusion Mit einer Neuroleptikabehandlung assoziierte Nebenwirkungen - 27 Ziprasidon ist ein atypisches Neuroleptikum mit einem einzigartigen Rezeptorbindungsprofil. Es handelt sich um ein Benzisothiazolyl-Piperazin mit einer starken und hochselektiven Wirkung als Rezeptorantagonist für Dopamin D2 und Serotonin 5-HT2A. Außerdem zeigt es eine hohe Affinität für die Rezeptorsubtypen 5-HT1A, 5-HT1D und 5-HT2C, was möglicherweise zur therapeutischen Gesamtwirkung des Mittels beiträgt. Ziprasidon wirkt agonistisch auf die 5-HT1A-Rezeptoren, aber antagonistisch auf die Rezeptoren 5-HT1D und 5-HT2C.31 Darüber hinaus wirkt es als Antagonist auf die Dopaminrezeptoren D3 und D4, den adrenergen Rezeptor alpha1 und den histaminergen Rezeptor H1. Seine Affinität für den dopaminergen Rezeptor D1, den muskarinergen Rezeptor M1 sowie den adrenergen Rezeptor alpha2 ist dagegen gering. Die Wirkung auf die serotonergen und adrenergen Rezeptoren führt zu einer Serotonin-Nor­ epinephrin-Wiederaufnahmehemmung. Dies stimmt mit den klinischen Erfahrungen überein, dass ­Ziprasidon bei nicht schizophrenen Patienten ähnlich wie ein Antidepressivum wirkt.23,24,25 Mögliche Wirkungen von Ziprasidon aufgrund der Blockade verschiedener Neurotransmitter-Rezeptoren 29,30 Blockade der Rezeptoren Klinische Wirkungen 5HT2A Behandlung von Dysthymie und Negativsymptomen, Reduktion der EPS-Neigung, mögliche Verbesserung der Kognition 5HT2C Behandlung von Angst- und Panikattacken, mögliche Verbesserung von Kognition und Stimmung 5HT1D Möglicherweise antidepressive Wirkung 5HT1A Besserung von Angst und Depression D2 Behandlung der Positivsymptomatik, Auslösung von EPS, Prolaktinerhöhung α1 Orthostatische Hypotension, Reflextachykardie, Potenzierung von Antihypertensiva H1 Sedierung, Gewichtszunahme, Potenzierung von ZNS-Depressiva M1 Harnverhalten, Mundtrockenheit, verschwommenes Sehen, Obstipation, mögliche Beeinträchtigung der Kognition 28 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Wirkmechanismus von Ziprasidon ZIPRASIDON Hauptwirkungen Dopaminerge Rezeptoren Starker Antagonist an D2, Antagonist an D3 und an dem D4 -Rezeptor Neurotransmitter Dopamin Serotonin Serotonerge Rezeptoren Starker Antagonist an den Rezeptoren 5-HT2A, 5-HT2C, 5-HT1D und 5-HT1A-Agonist Histaminerge Rezeptoren Antagonist am H1-Rezeptor Adrenerge Rezeptoren Antagonist am α1-Rezeptor Histamin Adrenalin und Noradrenalin Wirkmechanismus von Ziprasidon - 29 Da es an den dopaminergen und serotonergen Rezeptoren ansetzt, ist Ziprasidon zur Behandlung der positiven und negativen Symptome der Schizophrenie gut geeignet. In einer Studie über 52 Wochen zeigte sich Ziprasidon wirksam bei der Aufrechterhaltung einer klinischen Besserung während der Erhaltungstherapie bei Patienten, die am Beginn der Therapie angesprochen hatten; es gab keine eindeutigen Hinweise auf eine dosisabhängige Reaktion in den Ziprasidon-Gruppen. In dieser Studie, die Patienten mit sowohl positiven als auch negativen Symptomen einschloss, konnte die Wirksamkeit von Ziprasidon bei beiden Gruppen gezeigt werden.31 Die Häufigkeit, mit der eine Gewichtszunahme in Kurzzeitstudien (4 bis 6 Wochen) bei Schizophrenie als Nebenwirkung gemeldet wurde, war gering und bei den mit Ziprasidon und Plazebo behandelten Patienten identisch (beide 0,4 %). In einer plazebokontrollierten Studie über ein Jahr wurde bei den mit Ziprasidon behandelten Patienten ein Gewichtsverlust von 1 bis 3 kg (median), und bei den mit Plazebo behandelten Patienten von 3 kg (median) beobachtet. 31 In einer doppelblinden Vergleichsstudie bei Schizophrenie wurden die metabolischen Parameter einschließlich Gewicht, Nüchterninsulin, Gesamtcholesterin und Triglyzeride sowie ein Insulinresistenzindex (IR) bestimmt. Bei den mit Ziprasidon behandelten Patienten kam es bei keinem dieser metabolischen Parameter zu signifikanten Veränderungen gegenüber dem Ausgangswert. 31 Die Wirksamkeit von Ziprasidon bei Erwachsenen mit Manie wurde in zwei plazebo-kontrollierten Doppelblindstudien über 3 Wochen, in denen Ziprasidon mit Plazebo verglichen wurde, und in einer Doppelblindstudie über 12 Wochen mit Ziprasidon versus Haloperidol und Plazebo nachgewiesen. In diese Studien wurden ca. 850 Patienten eingeschlossen, die den DSM-IV-Kriterien einer Bipolar-I-Störung mit einer akuten manischen oder gemischten Episode, mit oder ohne psychotische Symptome, entsprachen. Psychotische Symptome waren zu Beginn der Studien bei 49,7%, 34,7% bzw. 34,9% der Patienten vorhanden. Die Wirksamkeit wurde anhand der Mania Rating Scale (MRS) bewertet. Die Clinical Global Impression Severity (CGI-S)-Skala wurde in diesen Studien entweder als co-primäre oder als sekundäre Wirksamkeitsvariable herangezogen. Die Behandlung mit Ziprasidon (40-80 mg 2-mal täglich, mittlere Tagesdosis 120 mg) ergab im Vergleich zu Plazebo eine statistisch signifikant stärkere Verbesserung des MRS-Score und CGI-S-Score beim letzten Untersuchungstermin (3 Wochen). In der 12-wöchigen Studie bewirkte die Behandlung mit Haloperidol (mittlere Tagesdosis 16 mg) eine signifikant höhere Verringerung der MRS-Scores im Vergleich zu Ziprasidon (mittlere Tagesdosis 121 mg). Die Wirksamkeit von Ziprasidon war vergleichbar mit jener von Haloperidol hinsichtlich des Anteils an Patienten, die von Woche 3 bis Woche 12 ein kontinuierliches Ansprechen auf die Behandlung zeigten.31 30 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Indikationen für Ziprasidon Schizophrenie bei Erwachsenen Soziale Isolation Verfolgungswahn Bipolare Störung bei Erwachsenen (manische oder gemischte Episoden) Akustische Halluzinationen Bipolare Störung bei Kindern und Jugendlichen von 10 bis 17 Jahren (manische oder gemischte Episoden) Größenwahn ZIPRASIDON Minimales Schlafbedürfnis Kaufrausch Logorrhoe Tachylalie Affektive Störung Manie Depression Hyperaktivität Ideenflucht Tachypsychie Indikationen für Ziprasidon - 31 Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren ist Ziprasidon zugelassen zur oralen Behandlung von manischen oder gemischten Episoden mittleren Schweregrades im Rahmen von bipolaren Störungen. Die Wirksamkeit von Ziprasidon in der Behandlung der Bipolar-I-Störung bei pädiatrischen Patienten (10-17 Jahre) wurde in einer vierwöchigen, plazebo-kontrollierten Studie bei ambulant oder stationär behandelten Patienten (n=237) beurteilt, die den DSM-IV-Kriterien für manische oder gemischte Episoden einer Bipolar-I-Störung mit oder ohne psychotische Merkmale entsprachen und vor Behandlungsbeginn eine Y-MRS-Score ≥17 hatten. In dieser doppelblinden, plazebo-kontrollierten Studie wurde flexibel dosiertes, orales Ziprasidon [80-160 mg täglich (40-80 mg zweimal täglich) in zwei geteilten Dosen bei Patienten ≥45 kg; 40-80 mg täglich (20-40 mg zweimal täglich) bei Patienten <45 kg] mit Plazebo verglichen. Ziprasidon wurde am 1. Tag als Einzeldosis von 20 mg verabreicht, und anschließend über 1-2 Wochen titriert, wobei die Zieldosis, verabreicht in zwei geteilten Gaben, insgesamt 120-160 mg täglich bei Patienten ≥45 kg bzw. 60-80 mg täglich bei Patienten <45 kg betrug. Eine ungleiche Dosierung mit um 20 mg oder 40 mg niedrigeren Morgen- als Abenddosen war erlaubt. Ziprasidon zeigte eine Überlegenheit gegenüber Plazebo in Bezug auf die Änderung der Y-MRS-Gesamtscores vom Behandlungsbeginn bis zur 4. Woche. In dieser klinischen Studie betrug die durchschnittliche Tagesdosis 119 mg bei Patienten ≥ 45 kg bzw. 69 mg bei Patienten <45 kg.31 Nach oraler Verabreichung von Ziprasidon zusammen mit Nahrung wurden maximale Plasmakonzentrationen typischerweise 6 bis 8 Stunden nach der Einnahme beobachtet. Da die mittlere terminale Halbwertszeit des Wirkstoffes nach oraler Gabe bei 6,6 Stunden liegt, wird eine Einnahme in zwei Dosen pro Tag mit ausreichend Nahrung empfohlen.31 32 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung Auch intramuskuläre Injektionen sind möglich. Ziprasidon Injektionslösung ist indiziert für die Akuttherapie von Erregungszuständen bei Patienten mit Schizophrenie für die Dauer von bis zu höchstens drei aufeinander folgenden Tagen, wenn eine orale Therapie nicht geeignet ist. Die empfohlene Dosis beträgt 10 mg, nach Bedarf bis zu einer Maximaldosis von 40 mg täglich. Dosen von 10 mg können alle 2 Stunden verabreicht werden. Bei manchen Patienten kann eine Anfangsdosis von 20 mg erforderlich sein; eine weitere Dosis von 10 mg kann dann nach 4 Stunden gegeben werden. Die Bioverfügbarkeit von Ziprasidon nach intramuskulärer Gabe beträgt 100%. Nach intramuskulären Einzeldosen werden maximale Serumspiegel typischerweise etwa 30 - 60 Minuten nach Applikation erreicht.31 Ziprasidon 20 mg/ml reduziert bereits 15 Minuten nach intramuskulärer Applikation die Agitiertheit. 30 Minuten nach der Injektion zeigt sich bereits eine signifikante Wirksamkeit. Die Wirkung einer einzelnen Dosis von Ziprasidon 20 mg/ ml i.m. hält mindestens 4 Stunden lang an.32 Für die effektive Umstellung von Zeldox® i.m. auf oral, starten Sie bitte die orale Therapie 1-2 Stunden nach der letzten Dosis von Zeldox® i.m.33 Orales Ziprasidon wurde in klinischen Studien an etwa 6.500 erwachsenen Personen verabreicht. Die häufigsten Nebenwirkungen in klinischen Studien bei Schizophrenie waren Sedierung und Akathisie. In klinischen Studien bei bipolarer Manie waren die häufigsten Nebenwirkungen Sedierung, Akathisie, extrapyramidale Störungen und Schwindel. Häufigkeit, Art und Schweregrad der Nebenwirkungen bei pädiatrischen Patienten mit bipolarer Störung entsprachen generell jenen bei Erwachsenen mit bipolarer Störung, die mit Ziprasidon behandelt wurden.31 Ziprasidon hat sich hinsichtlich der Gewichtszunahme, einem manchmal mit Neuroleptika verbundenen unerwünschten Ereignis, als gut verträglich erwiesen. Unter Ziprasidon kommt es nicht zu einer nennenswerten Gewichtszunahme. Die Anwendung von Ziprasidon wurde nicht mit der Entwicklung von Hyperlipidämie oder Diabetes in Verbindung gebracht, was es für metabolisch vorbelastete Patienten zu einer guten Alternative macht.31 Weitere Auswirkungen einer Behandlung mit Ziprasidon - 33 Referenzen: (1) Snell RS. Clinical neuroanatomy for medical students. 5th. edition. Baltimore. USA: Lippincot Williams & Wilkins, Inc., 2001. (2) Latarjet M, Ruiz Liard A. Anatomía Humana. 2° edición. Editorial Médica Panamericana, 1992. (3) Guyton AC. Basic Neuroscience. Anatomy and Physiology. 2nd. Edition. Philadelphia: W. B. Saunders Company, 1991. (4) Kaplan & Sadock’s. Comprehensive Textbook of Psychiatry Lippincott. 7th. Edition. Williams & Wilkins Publishers, 2000. (5) Barker R, Barasi S. Neuroscience at a glance. Blackwell Science Ltd., 1999. (6) Morgane P, Mokler D. The Limbic brain: Continuing resolution. 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Dies liegt nicht nur in Ihrem eigenen Interesse, sondern dient auch der Gesundheit Ihrer Angehörigen und anderer Personen. 34 Psychiatrie: Schizophrenie und bipolare Störung FACHKURZINFORMATIONEN: ZELDOX® 20 mg / 40 mg / 60 mg / 80 mg – Hartkapseln ZELDOX® 10 mg/ml Suspension zum Einnehmen Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält Ziprasidonhydrochlorid-Monohydrat entsprechend 20 mg, 40 mg, 60 mg oder 80 mg Ziprasidon. Sonstiger Bestandteil: Jede 20 mg Kapsel enthält 66,1 mg Lactose-Monohydrat. Jede 40 mg Kapsel enthält 87,83 mg Lactose-Monohydrat. Jede 60 mg Kapsel enthält 131,74 mg Lactose-Monohydrat. Jede 80 mg Kapsel enthält 175,65 mg Lactose-Monohydrat. Suspension: 1 ml enthält Ziprasidonhydrochlorid-Monohydrat entsprechend 10 mg Ziprasidon. Sonstige Bestandteile: 1 ml enthält 1,36 mg Methyl-4-hydroxybenzoat. 1 ml enthält 0,17 mg Propyl-4-hydroxybenzoat. 1 ml enthält 4,65 mg Natrium. Liste der sonstigen Bestandteile: Hartkapseln: Inhalt: Lactose-Monohydrat, Vorverkleisterte Maisstärke, Magnesiumstearat. Kapselhülle: Gelatine, Titandioxid (E-171), Natriumlaurylsulfat (Natriumdodecylsulfat), Indigotin (E-132, nur bei 20 mg, 40 mg, 80 mg Hartkapseln). Drucktinte: Schellack, Wasserfreies Ethanol, Isopropylalkohol, n-Butylalkohol, Propylenglycol, Gereinigtes Wasser, Ammoniumhydroxid, Kaliumhydroxid, Eisenoxid schwarz (E-172). Suspension: Gereinigtes Wasser, Xylitol (E-967), Natriumchlorid, Hochdisperses Siliciumdioxid, Kirscharoma, Xanthangummi (E-415), Methyl-4-hydroxybenzoat (E-218), Natriumcitrat (E-331), Citronensäure wasserfrei (E-330), Polysorbat 80 (E-433), Propyl-4-hydroxybenzoat (E-216). Anwendungsgebiete: Ziprasidon ist indiziert zur Behandlung von Schizophrenie bei Erwachsenen. Ziprasidon ist indiziert zur Behandlung von manischen oder gemischten Episoden mittleren Schweregrades im Rahmen von bipolaren Störungen bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren (die Prävention von Episoden bipolarer Störungen wurde nicht nachgewiesen – siehe Abschnitt 5.1 der Fachinformation). Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegen Ziprasidon oder einen der sonstigen Bestandteile. Bekannte QT-Intervall-Verlängerung. Angeborenes QT-Syndrom. Kürzlich vorangegangener akuter Myokardinfarkt. Dekompensierte Herzinsuffizienz. Herzrhythmusstörungen, die mit Antiarrhythmika der Klassen IA oder III behandelt werden. Gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern, wie Antiarrhythmika der Klasse IA und III, Arsentrioxid, Halofantrin, Levomethadylacetat, Mesoridazin, Thioridazin, Pimozid, Sparfloxazin, Gatifloxazin, Moxifloxazin, Dolasetronmesilat, Mefloquin, Sertindol oder Cisaprid. (Siehe Abschnitt 4.4 und 4.5 der Fachinformation). Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotikum, Indolderivate, ATC-Code NO5A E04. Inhaber der Zulassung: Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien. Stand der Information: Dezember 2013. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. ZELDOX® 20 mg/ml - Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Durchstechflasche enthält Ziprasidonmesilat entsprechend 20 mg Ziprasidon. Nach Rekonstitution enthält 1 ml Injektionslösung 20 mg Ziprasidon. Sonstige Bestandteile: Enthält weniger als 1 mmol Natrium (20 mg) pro Dosis und ist daher nahezu natriumfrei. Liste der sonstigen Bestandteile: Pulver: Natrium-ß-cyclodextrin-sulfobutylether. Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Ziprasidon Injektionslösung ist indiziert für die Akuttherapie von Erregungszuständen bei Patienten mit Schizophrenie für die Dauer von bis zu höchstens drei aufeinander folgenden Tagen, wenn eine orale Therapie nicht geeignet ist. Die Behandlung mit Ziprasidon Injektionslösung sollte so bald wie möglich beendet und auf orales Ziprasidon umgestellt werden. Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegen Ziprasidon oder einen der sonstigen Bestandteile. Bekannte QT-Intervall-Verlängerung. Angeborenes QT-Syndrom. Kürzlich vorangegangener akuter Myokardinfarkt. Dekompensierte Herzinsuffizienz. Herzrhythmusstörungen, die mit Antiarrhythmika der Klassen IA oder III behandelt werden. Gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern, wie Antiarrhythmika der Klasse IA und III, Arsentrioxid, Halofantrin, Levomethadylacetat, Mesoridazin, Thioridazin, Pimozid, Sparfloxazin, Gatifloxazin, Moxifloxazin, Dolasetronmesilat, Mefloquin, Sertindol oder Cisaprid (siehe Abschnitt 4.4 und 4.5 der Fachinformation). Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotikum, Indolderivate, ATC-Code NO5A E04. Inhaber der Zulassung: Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: Dezember 2013. Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Zeldox® First-line-Therapie bei Schizophrenie1 & bipolaren Störungen2 Nahrung + optimale Dosierung (120-160 mg /Tag)* = höhere Effektivität Gewichtsneutral Kein Einfluss auf Cholesterinund Triglyzeridspiegel Geringe Sedierung3 P12450 *Nähere Informationen zur Dosierung entnehmen Sie der Fachinformation; 1) Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), Hrsg. S3 Praxisleitlinien in Psychiatrie und Psychotherapie. Behandlungsleitlinie Schizophrenie. Kurzfassung, 2006. 2) DGBS e.V. und DGPPN e.V.: S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen. Langversion 1.0, Mai 2012. 3) Rajiv Tandon MD. Safety and Tolerability: How do newer generation „Atypical“ Antipsychotics compare?; Psychiatric Quaterly, 2002, S297-311 ZEL-028-10/3/29.09.2014 Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien www.pfizer.at