Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 7.5 Grundlagen

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7.5 Grundlagen der Fourieroptik
(Abbesche Theorie der Abbildung)
Nach Abschnitt 7.1.1 ist das Fraunhofer-Beugungsbild das Raumfrequenzspektrum der Lichterregung
in der beugenden Öffnung. Das Objekt "beugende Öffnung" lässt sich aus räumlichen Sinus- und
Kosinusfunktionen zusammensetzen, die im Beugungsbild sichtbar werden.
Diese Vorstellung ist jedoch nicht nur auf Spalt oder Gitter beschränkt: Ein (monochromatisch)
beleuchtetes Dia, das mit einer Objektivlinse auf einen Schirm abgebildet wird, kann ebenfalls als
beugende Öffnung aufgefaßt werden.. Wir werden sehen, daß diese Abbildung mathematisch einer
zweimaligen Fouriertransformation (Fouriertransformation und Rücktransformation) entspricht.
Prinzip der Fourieroptik: Ermittlung der Lichterregung in einer Ebene aus der Lichterregung
in einer anderen Ebene.
7.5.1 Bildentstehung als Beugung (FT) und Interferenz (Inverse FT)
1. Stufe: Beugung als Fouriertransformation
Ein Objekt, z.B. ein Kreuzgitter wird von einer ebenen, monochr. Welle beleuchtet. Das Beugungsbild
des Objektes kann mit einer Objektivlinse auf einem Schirm dargestellt werden. Alle Strahlen einer
Beugungsrichtung werden genau in einem Punkt (X,Y) mit dem Ortsvektor k = (kx, ky ) abgebildet.
Dabei ist: kx = ksin mit X = f'tan
ky = ksin mit Y = f'tan
Y, k y
L
y
x
X, k x

f'
ebene Welle
E(x,y)
"Objektebene"
Fouriertransformationslinse
g(X;Y) = g(kx , k y )
Beugungsbild
Jeder Lichtfleckin der Ebene der Fouriertransformation (=Beugungsbild) bedeutet eine bestimmte
Raumfrequenz k  (k x , k y ) . Die Fouriertransformation bei der Beugung ist auch ein Beispiel dafür,
wie negative Frequenzen direkt sichtbar gemacht werden können.
Das Raumfrequenzpaar k , -k bedeutet einen
ebenen räumlichen Sinus mit der Periode
 = 2/|k| , der im Ortsbereich in Richtung
k = (kx, ky ) verläuft.
Je größer der Abstand des Lichtflecks im
Beugungsbild von der opt. Achse (NullFrequenz kx = ky = 0), desto höher ist die
Raumfrequenz.
y, ky
k = (k x , k y )
x, kx
-k

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2. Stufe: Bildentstehung als Interferenz
Die Lichtflecken im Beugungsbild (in der Ebene der Fouriertransformation) können als
Ausgangspunkt Huygenscher Elementarwellen angesehen werden, die sich weiter ausbreiten und auf
der Bildebene überlagern, d.h. interferieren. Das sich ergebende Interferenzmuster ist dann genau das
Bild des Gegenstandes.
f'
E(x,y)
"Objektebene
Fouriertransformationslinse
g(X;Y) = g(kx , k y )
Beugungsbild
(Objektiv)
"Primäres Bild"
Bildebene
"Sekundäres Bild"
Die Objektivlinse hat damit zwei Funktionen:
a) Im 1. Schritt dient sie als Fouriertransformationslinse, die das Fraunhofer-Beugungsmuster
(primäres Bild) in der Ebene der Fouriertransformierten erzeugt (hintere Brennebene der Linse).
b) Im 2. Schritt vermittelt Sie die Inverse Fouriertransformation (= Fouriersynthese).
Die Wellen in der Transformationsebene stellen die räumlichen Spektralkomponenten dar,
die sich in der Bildebene zum Bild überlagern.
Die Linse als Tiefpassfilter
Das Beugungsbild (= Fouriertransformierte) enthält die gesamte Bildinformation. Zur exakten
Rekonstruktion sind alle Raumfrequenzen notwendig (-  < kx, ky < + ).
Die maximale Raumfrequenz z.B. in y-Richtung ist aber nur ky,max = k0sinmax , wobei max
der maximale Beugungswinkel ist, der von der Linse noch erfaßt wird.
Zu dieser Raumfrequenz gehört eine (sinusförmige) periodische Struktur mit der Periode
d min 
2
k y ,max

2
2

sin 

max

sin  max
Konsequenzen:  Die Objektivlinse wirkt wie ein Tiefpassfilter.
 Eine Struktur der Dimension dmin = /sinmax ist die kleinste Struktur,
die auf dem Bild noch erkennbar ist.
( Auflösungsvermögen des Mikroskops)
 Die Kanten eines scharfkantigen Objektes werden im Bild aufgeweicht,
entsprechend der Größe von dmin.
Weiter erkennt man sofort die Möglichkeit in der Fourierebene mit Hilfe von Masken, Filtern,
Schablonen usw., bestimmte Raumfrequenzen ganz oder teilweise auszublenden oder in der
Phase zu verschieben. Die entsprechenden Verfahren heißen dann Raumfilterung, Phasenkontrastoder Schlierenmethode. Wir wollen hier das Verfahren der räumlichen Filterung skizzieren.
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7.5.2 Räumliche Filterung (Optischer Computer)
Bei der Fourieranalyse von Zeitsignalen will man häufig verdeckte periodische Signale mit kleiner
Amplitude auffinden (z.B. bei Oberwellenmessungen). Das analoge Problem bei der Bildanalyse
besteht darin, periodische Strukturen, die verdeckt oder sonst schlecht sichtbar sind, zu erkennen und
quantitativ auszuwerten.
Eine sinusförmige, periodische Struktur erscheint im Fourierspektrum als Beugungspunktepaar
(Raumfrequenzpaar). Auf diese Weise können auch mehrere übereinanderliegende und visuell nicht
erkennbare Periodika erkannt werden. Durch einfache Eingriffe in der Beugungsebene kann das Bild
dieser periodischen Muster bei der anschließenden Rekonstruktion dargestellt werden.
Die Rekonstruktion wird mit einer 2. Fouriertransformation durchgeführt, die wieder das Original
herstellt. Durch entsprechende Eingriffe in die Fourierebene können gezielt Bildanteile durch
Ausfilterung der zugehörigen Raumfrequenzen zum Verschwinden gebracht oder abgeschwächt
werden. Ebenso können Details hervorgehoben werden, indem man nicht interessierende Bildanteile
abschwächt oder löscht.
Y, ky
L1
L2
y
x
X, kx

f1
ebene
Welle
E(x,y)
"Objektebene"
f 1'
Fouriertransformationslinse
f2
g(X;Y) = g(kx , k y )
Beugungsbild
f 2'
Bildebene
Anwendungen:1
 Nachbearbeitung und Analyse von photographischen Bildern in Medizin und
Biologie (Mikroskopaufnahmen, Röntgenbilder, sonographische Bilder,
elektronenmikroskopische Aufnahmen)
 Photographische Bildverstärkung
 Mustererkennung
1 Anmerkung: Bei der digitalen Bildverarbeitung werden im Prinzip die gleichen Verfahren angewandt. Hierbei muß allerdings nicht "analog" in die
Fourierebene eingegriffen werden. Das Raumfrequenzspektrum wird rechnerisch aus dem digitalisierten Bild ermittelt und kann dreidimensional
dargestellt werden. Die Rekonstruktion (Rücktransformation) und Darstellung geschieht ebenfalls rein rechnerisch.
Da eine spektrale Filterung äquivalent zur räumlicher Faltung ist, führt eine Faltung des Bildes mit der Gewichtsfunktion zum gleichen Ergebnis.
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Als Raumfilter werden hierbei neuerdings elektrisch ansteuerbare LCD-Modulatoren verwendet
Beispiele zur räumlichen Filterung (1):
Originalbild
verändertes Bild
Transformierte
gefilterte Transformierte
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Beispiele zur räumlichen Filterung (2):
a)
b)
c)
d)
(a) Ein zusammengesetztes Lunar Orbiter Mondfoto.
(b) gefilterte Version des Photos ohne horizontale Linien.
(c) Transformierte (Leistungsspektrum) der Mondlandschaft.
(d) Beugungsmuster nach dem Wegfiltern des vertikalen Lichtfleckmusters.
(aus E. Hecht: Optik)
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Beispiel zur digitalen räumlichen Filterung (3):
(aus: Prof. Dr. Stockhausen , Digitale Signalverarbeitung)
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7.6 Auflösungsvermögen von optischen Instrumenten
Jedes von einer Linse entworfene Bild eines leuchtenden Punktes (bzw. eines parallelen
Strahlenbündels für einen unendlich fernen Punkt) ist eine Beugungsfigur.
Das bedeutet, dass sehr eng benachbarte Punkte eines Objektes nicht mehr getrennt
abgebildet werden.
 Beugung bestimmt das Auflösungsvermögen von optischen Instrumenten.
Die Linsenfassung wirkt auch als
beugende Öffnung. Damit wird die
Beugungsfigur der Lochblende mit
der Linse in ihrer Brennebene
abgebildet.
sin   1,22

D
rS  f ' tan   f '1,22

D
D
(Radius des Beugungsscheibchens)
f’
7.6.1 Rayleigh-Kriterium
Die Bildpunkte (Beugungsscheibchen) der einfallenden Wellen zweier
Punktlichtquellen kann man unterscheiden, wenn das zentrale Maximum der
ersten Welle auf das 1. Minimum der zweiten Welle fällt , bzw. umgekehrt.
Quelle 1
Quelle 2
Beugungsscheibchen
der Punktlichtquellen
Minimaler Winkel, unter dem zwei Objekte noch aufgelöst werden können.
sin  min  1,22

D
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7.6.2 Teleskopauflösungsvermögen
Die Teleskopvergrößerung kann prinzipiell beliebig groß gemacht werden. (  ' 
f'
'
 Obj' . )
f Oku .

Die Grenze bildet jedoch das Auflösungsvermögen durch Beugung am Objektiv.
Objektiv
Okular
f’Obj
sin  min  1,22
fOku

D
Der minimale Winkel, unter dem zwei weit entfernte Objekte getrennt wahrgenommen werden
können, wird vom Durchmesser des Objektives und von der Wellenlänge bestimmt.
7.6.3 Mikroskopauflösungsvermögen
Zur Bestimmung der Auflösungsgrenze des Mikroskops betrachten wir die Beugung am Objekt,
z.B. einer Gitterstruktur.
Nach Abbe müssen nämlich zur Bildentstehung
möglichst viele Beugungsmaxima (= Raumfrequenzen)
in das Objektiv eintreten, da die gesamte Information
des Gegenstandes im Beugungsbild enthalten ist.
Damit überhaupt ein Bild entsteht, muss mindestens
die erste Beugungsordnung in das Objektiv eintreten.
Für ein gitterartiges Objekt gilt für die 1. Ordnung:
sin 1 

b
Befindet sich zwischen Objekt und Objektiv ein Medium
mit der Brechzahl n (z.B. Dispersionsöl) ändert sich die
Wellenlänge und man erhält:
bmin 

n sin 1
Minimal auflösbare Struktur
nsin heißt Numerische Apertur NA
Für nsin  1 (maximal erreichbar) folgt: bmin  
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7.6.4 Abbesche Mikroskoptheorie
Abbe: Damit in der Bildebene ein Bild entsteht, muss mindestens die 0. und die 1. Beugungsordnung
in das Objektiv eintreten.
Objektebene:
Gitter G
Blende
Bildebene B
Brennebene: Beugungsbild des Objektes
Abb.: Abbildung eines Gitterobjekts nach Abbe
 Die vom Objekt-Gitter ausgehenden Beugungsstrahlen werden in der hinteren Brennebene
der Abbildungslinse (Objektiv) fokussiert. Hier entsteht das primäre Bild (FraunhoferBeugungsbild des Objekts).
 Im Falle eines periodischen Gitters ist das Beugungsbild ein System von hellen, diskreten
Punkten, die die verschiedenen Beugungsordnungen repräsentieren.
 Das von den Beugungspunkten ausgehende Licht interferiert in der Bildebene zur
Lichtverteilung des Bildes. Im dargestellten Beispiel werden von der Objektivöffnung
die -1., 0. und +1. Beugungsordnung erfasst und in der Brennebene abgebildet.
 Dementsprechend ergibt sich in der Bildebene eine Intensitätsverteilung, die der
Beugungsintensitätsverteilung eines Dreifachspaltes entspricht.
Wie man sieht, ist die Ähnlichkeit der Bildintensitätsverteilung mit der des Objekts nur sehr gering.
Im wesentlichen kann aus dem Bild in diesem Falle nur die Gitterkonstante des Objekts (um den
Vergrößerungsmaßstab gedehnt) entnommen werden. Um eine größere Ähnlichkeit des Bildes mit
dem Objekt zu erzielen, müssen offenbar mehr Beugungsordnungen vom Objektiv erfasst werden.
Bei schiefer Beleuchtung muss das Mikroskopobjektiv die 0.te und eine 1. Ordnung erfassen.
Die Auflösung bei einer Beleuchtung nach Köhler mit NAObj. = NAOku. wird daher
d min 

2n sin 
Mikroskopauflösung nach Abbe
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