4. Reaktionen der Carbonylfunktion in Aldehyden, Ketonen, Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten www.ioc-praktikum.de 4.2.2.2 Umsetzung von Stearinsäurechlorid mit Ethanol zu Stearinsäureethylester (2) O + H3C(CH2)16C 1a EtOH - HCl O H3C(CH2)16C OEt Cl 2 C18H35ClO (302.9) C2H6O2 (46.1) C20H40O2 (312.5) Arbeitsmethoden: Arbeiten unter Feuchtigkeitsausschluss, Destillation Chemikalien Stearinsäurechlorid Ethanol tert-Butylmethylether Schmp. 20–22 °C, Sdp. 202 °C/8 hPa, d = 0.91 g/ml. Wird in Versuch 4.2.2.1 hergestellt. Sdp. 78 °C, d = 0.79 g/ml, Dampfdruck bei 20 °C: 59 hPa. Sdp. 55 °C, d = 0.74 g/ml, Dampfdruck bei 20 °C: 268 hPa. Durchführung Vor Beginn Betriebsanweisung erstellen. In einem 100 ml-2-Hals-Rundkolben mit dem rohen Stearinsäurechlorid aus Versuch 4.2.2.1a 1 mit Rückflusskühler, Trockenrohr und Tropftrichter werden unter Rühren 205 mmol (9.48 g, 12.0 ml), trockenes Ethanol zugetropft. Man rührt 2 h bei Raumtemperatur und eine weitere Stunde bei 50–60 °C. Isolierung und Reinigung Wasser Nach dem Abkühlen nimmt man in insgesamt 100 ml tertButylmethylether auf, überführt in einen 100 ml Scheidetrichter (mit etwas tert-Butylmethylether nachspülen) und wäscht zweimal mit je 40 ml Wasser, dann mit 40 ml gesättigter Natriumhydrogencarbonat-Lösung und nochmals mit 25 ml Wasser 2 (→ E1). Die organische Phase wird über Natriumsulfat getrocknet und anschließend vom Trockenmittel über einen Büchnertrichter abgesaugt (mit wenig tert-Butylmethylether nachspülen) (→ E2). Man destilliert das Solvens am Rotationsverdampfer ab (→ R1), überführt mit wenig tert-Butylmethylether in eine Feststoff-Destillationsapparatur und destilliert bei vermindertem Druck in einem Silikonöl-Heizbad. Der Siedepunkt ist im Bereich von 150–170 °C/ 0.1 hPa zu erwarten, (Destillationsrückstand → E3). Man bestimme die Ausbeute (g, %) des Reinprodukts. Ausbeute an 2: 55–65% (bezogen auf die eingesetzte Stearinsäure), Sdp. 155–157 °C/0.1 hPa, erstarrt in der Kälte. 1 2 Versuch 4.2.2.2, Rev. 1.0 Begründen Sie, warum hier das Rohprodukt aus Versuch 4.2.2.1a eingesetzt werden kann. Erläutern Sie die Reihenfolge! 1 4. Reaktionen der Carbonylfunktion in Aldehyden, Ketonen, Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten www.ioc-praktikum.de Hinweise zur Entsorgung (E), Recycling (R) der Lösungsmittel E1: E2: E3: R1: Wässrige Phasen → Entsorgung (H2O mit RHal/Halogenid). Kontaminiertes Trockenmittel → Entsorgung (Anorg. Feststoffe). Destillationsrückstand in wenig Aceton lösen, verunreinigte Fraktionen → Entsorgung (RH). Abdestilliertes Lösungsmittel → Recycling (tert-Butylmethylether). Auswertung des Versuchs H-NMR-Spektrum von 2 (300 MHz, CDCl3): δ = 0.87 (3 H), 1.12–1.39 (30 H), 1.60 (2 H), 2.27 (2 H), 4.11 (2 H). 1 Amplitude x 5 5.0 4.0 3.0 2.0 1.0 [ppm] 0.0 C-NMR Spektrum von 2 (75.5 MHz, CDCl3): δ = 14.12 (CH3), 14.25 (CH3), 22.70 (CH2), 25.00 (CH2), 29.16 (CH2), 29.28 (CH2), 29.38 (CH2), 29.48 (CH2), 29.61 (CH2), 29.66 (CH2), 29.67 (CH2), 29.69 (CH2), 29.71 (4 CH2), 31.94 (CH2), 34.39 (CH2), 60.12 (CH2), 173.90(C). 13 LM 30.0 180 160 29.0 29.5 140 120 100 80 60 40 20 [ppm] 0 IR-Spektrum von 2 (Film): 100 T [%] 50 0 4000 2855 2925 3000 1740 2000 1500 1000 ~ [cm-1] ν * Formulieren Sie den zu 2 führenden Reaktionsmechanismus. Versuch 4.2.2.2, Rev. 1.0 2 4. Reaktionen der Carbonylfunktion in Aldehyden, Ketonen, Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten www.ioc-praktikum.de Weitere denkbare Reaktionsprodukte: O H O C C O H3C(CH2)16C OH H3C(CH2)15 H3C(CH2)15 H (CH2)15CH3 H O A B C * Mit welchen spektroskopischen Daten oder einfachen Versuchen lassen sich A–C ausschließen? * Diskutieren Sie die denkbaren Reaktionsmechanismen. Literatur, allgemeine Anwendbarkeit der Methode Die Umsetzung von Carbonsäurechloriden mit Alkoholen ist eine der allgemeinsten Methoden zur Darstellung von Carbonsäureestern. Eingesetzt werden können prim. und sek. Alkohole, in Gegenwart von Hilfsbasen auch tert. Alkohole, siehe auch Einführung 4.2.2. [1] K. Nagasawa, S. Yoshitake, T. Amiya, K. Ito, Synth. Commun. 1990, 20, 2033–2040. [2] D.S. Breslow, E. Baumgarten C.R. Hauser, J. Am. Chem. Soc. 1944, 66, 1286–1288. Versuch 4.2.2.2, Rev. 1.0 3