Worte Werke Werte BBS Idar-Oberstein Name: Technik 13/1: Thermodynamik/Strömungsmechanik Im bisherigen Kurs beschäftigten wir uns nur mit ruhenden Fluiden. Nun kommen noch Effekte hinzu, die durch die Strömung entstehen. Flüssigkeiten mit (zeitlich unveränderter) Strömung : 1.2 Hydrodynamik Beschleunigte oder rotierende Flüssigkeiten sollen nicht betrachtet werden, sondern nur die Fälle, in denen die Geschwindigkeit der Flüssigkeitsteilchen örtlich unverändert bleibt. Man spricht von stationären Strömungen. {stationär (lat) = standörtlich, bleibend, ortsfest, zeitlich unverändert} Die örtliche Geschwindigkeit bleibt zeitlich unverändert und ist immer tangential zu Stromlinie Weiterhin betrachten wir nur inkompressible Fluide, also Stoffe, deren Dichte sich bei veränderten Drücken nicht (oder nur unbedeutend) ändert. Neben Flüssigkeiten gilt das auch für Gase, deren Geschwindigkeit weit unter der Schallgeschwindigkeit bleibt. 1.2.1 Kontinuitätsgleichung In einer stationären Strömung bleibt der Massenstrom (= Massendifferenz pro Zeitdifferenz) unverändert. Zeitabhängige Größen werden mit einem Punkt über dem Formelbuchstaben gekennzeichnet Da sich in den von uns betrachteten Fällen die Dichte nicht ändert, kann sich auch nicht der Volumenstrom ändern. Datum: Seite Exkurs über Arbeit und Energie Die Strömungsgeschwindigkeiten verhalten sich umgekehrt wie die Strömungsquerschnitte. Aus dieser Beziehung geht hervor, dass die Strömungsgeschwindigkeit bei großen Querschnitten klein, aber bei kleinen Querschnitten groß ist. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Flüssigkeitsteilchen vor den Engstellen beschleunigt werden müssen. Die Beschleunigungskräfte müssen „aus dem Druck kommen“. Der Druck wird also an einer solchen Stelle schwächer. Wie kann man das Wechselspiel von Geschwindigkeiten und Drücken (und auch den Höhenlagen) in einer Strömung ermitteln? 1.2.2 Gesetz von Bernoulli {Daniel Bernoulli, 1700-1782, geb. in Basel, Prof. in Petersburg} Vorneweg: Druckverluste durch Reibung, die der Ingenieur mit Hilfe der Viskosität (=Zähflüssigkeit) des Mediums und den geometrischen Verhältnissen berechnet, wollen wir (vorerst) vernachlässigen. Wir arbeiten also mit „idealen Flüssigkeiten“: Kompressibilität und Reibung existieren nicht. Oft ist es ratsam - und bei Technikern üblich - sich nicht in Details zu verlieren (wo wann welche Kräfte wie wirken usw.), sondern den Beobachtungsgegenstand von außen zu betrachten: welche Dinge (Energien, Impulse, Stoffe usw.) gehen ‘rein und wie kommen sie wieder ‘raus? Das tat auch Bernoulli. Er betrachtete an zwei verschiedenen Stellen der Strömung, welche Energieformen hinein- und herausgehen. Zuvor aber noch ein ... Arbeit ist das Produkt aus Kraft und zurückgelegtem Weg, wobei beide in die gleiche Richtung wirken bzw. aufeinander projiziert werden. Beispiele sind die Hubarbeit (W=FG ⋅ h) oder die Reibarbeit (W=FR⋅ s). Die Einheit der Arbeit ist das Nm, was auch mit J (Joule, engl. Physiker 1818-1889) oder auch mit Ws gleichgesetzt werden kann. Energie ist die Speicherform von Arbeit und damit die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Sie hat die gleichen Einheiten und Formeln wie die Arbeit. So kann z.B. ein Körper potentielle Energie (=Lageenergie) besitzen, wenn seine Masse (als Ergebnis einer irgendwann verrichteten Hubarbeit) eine erhöhte Lage besitzt. Weitere wichtige Energieformen sind die Spannenergie (z.B. in einer Feder) W=1/2 ⋅ F⋅ s und die kinetische Energie (Bewegungsenergie, ~„Wucht“) Wkin=1/2 ⋅ m⋅ v2. Energien können ineinander umgewandelt werden. Dies soll am Beispiel eines Balles veranschaulicht werden. Der angehobenen Ball besitzt Lageenergie. Beim Loslassen baut sich diese ab, denn es wird Beschleunigungsarbeit verrichtet, worauf die kinetische Energie des Balles immer größer wird. Beim Aufschlagen auf den Boden, wird (sehr kurzfristig) Spannarbeit geleistet: die kinetische Energie geht in Spannenergie über. Nun verrichtet der Ball Beschleunigungsarbeit und der beschriebene Vorgang verläuft in umgekehrter Richtung weiter. Arbeit ist also (wie auch die Wärme, s. 2.4) eine Transportform von Energie, sie ist immer zu der Zeit vorhanden, während der eine Energieform in eine andere umgewandelt wird. Eine der wenigen Gesetze der Mechanik ist das Energieerhaltungsgesetz, das zwar sehr einfach, aber sehr bedeutend ist: Energie kann weder erzeugt, noch vernichtet, sondern nur ineinander umgewandelt werden. Worte Werke Werte BBS Idar-Oberstein Name: Technik 13/1: Bernoulli verglich an zwei beliebigen Stellen der Strömung die jeweils vorherrschenden Energien (bezogen auf eine Volumeneinheit). 1. Auf jede Volumeneinheit wird Verschiebearbeit = p⋅ A⋅ s = p⋅ V geleistet. 2. Sie besitzt Lageenergie = m⋅ g⋅ h 3. Sie besitzt kinetische Energie = ½⋅ m⋅ v2 Vernachlässigen wollen wir ... 4. die zwischen Querschnitt 1 und 2 (z.B. durch Pumpen) zugeführte oder (z.B. durch Turbinen) abgeführte Arbeit. 5. die zwischen 1 und 2 zu- oder abgeführte Wärme 6. die zwischen 1 und 2 entstandene Reibung und 7. die in der Volumeneinheit steckende innere Energie (vgl. 2.5) = Schwingungsenergie der Moleküle. Daraus ergibt sich die Bernoullische Energiegleichung: Meistens ist es eleganter diese Energien durch das Volumen zu teilen. Dann sieht die gleiche Gesetzmäßigkeit ganz anders aus: Hinweise: a) Die in die Formel einzusetzenden Drücke und Höhen können von einer beliebigen Basis ausgehen, da sich jew. nur ihre Differenzen auswirken. Thermodynamik/Strömungsmechanik Datum: Seite b) Der statische Druck ist der an der Querschnittsfläche herrschende und messbare Druck; der Staudruck in der obigen Formel beinhaltet nur den in Druck umgerechnete Anteil der kinetischen Energie. Würde man die Strömung auf die Geschwindigkeit Null stauen, so würde der Druck um diesen Betrag ansteigen. Für den hydrostatischen Druck-Anteil gelten analoge (=entsprechende) Überlegungen. In der Wasserstrahlpumpe erhöht der eintretende Wasserstrom an der Düse und der darauf folgenden Querschnittsverengung seine Geschwindigkeit. Dadurch wird z.B. Luft aus dem Saugrohr angesaugt. 1.2.3. Anwendungsbeispiele des Gesetzes von Bernoulli Nach dem gleichen (Injektor)Prinzip funktionieren z.B. Parfümzerstäuber, alte Vergaser von Ottomotoren, Mischdüsen von Lackieranlagen oder auch viele Brennerdüsen. Der Druckverlauf längs einer Röhre mit Engstelle und Querschnittserweiterung demonstriert das Gesetz von Bernoulli Der stetige Druckabfall wird durch Reibung bewirkt; am Auslauf kann der (Über-)Druck nur Null (=Umgebungsdruck) sein. An der Engstelle herrscht nur ein sehr geringer statischer Druck (u.U. sogar Unterdruck), der an der Stelle mit geringer Geschwindigkeit wieder ansteigt. Bläst ein Sturm gegen das Haus, so werden die unteren Luftmassen abgebremst: dort herrschen kleinere Geschwindigkeiten und höhere Drücke. Im Dachbereich herrschen hohe Geschwindigkeiten und damit geringere Drücke; das Dach wird nicht eingedrückt, sondern abgehoben. Diese Sogwirkung macht sich besonders am Schornstein bemerkbar. Beim Schiffsventilator strömt die Außenluft in der Nähe der Öffnung mit erhöhter Geschwindigkeit vorbei; der dadurch erzeugte Unterdruck saugt die Luft aus dem Schiffsinnern. Tragflügel Durch die höheren Geschwindigkeiten an der Oberseite der Tragfläche entsteht der dynamische Auftrieb. Vergaser: Der Unterdruck saugt Kraftstoff in die Luftdüse, wo er fein zerstäubt wird. Erhöht man den Luftdurchsatz („mehr Gas geben“), so steigt die Geschwindigkeit und somit die beschriebene Saugwirkung. Segeln gegen den Wind Worte Werke Werte BBS Idar-Oberstein Name: Technik 13/1: 1.2.4 Reibung in strömenden Medien In diesem Kapitel soll nur allgemein und ohne Berechnungen auf den Einfluss von Reibung eingegangen werden: Wir betrachten eine ebene Strömung; solange keine Verwirbelung auftritt, gleiten die Flüssigkeitsschichten aneinander vorbei. Die Reibkraft steigt proportional zur Fläche und zur Geschwindigkeit und umgekehrt proportional zum Abstand. Proportionalitätsfaktor, der die (temperaturabhängige) Zähigkeit der jew Flüssigkeit beschreibt, macht aus der Proportion eine Gleichung. Diese stoffabhängige Viskosität (lat. = Zähflüssigkeit) schwankt stark mit der Temperatur. Solange Strömungsgeschwindigkeit und Abstand nicht zu groß sind und die Zähflüssigkeit (rel. zur Masse) nicht zu gering ist, gleiten die Flüssigkeitsschichten störungsfrei aneinander vorbei. Man spricht von einer laminaren Strömung. {Laminar (lat.)= dünnblättrig, abscherend} In Rohren verteilt sich die Geschwindigkeit einer laminaren Strömung parabelförmig. (math. herleitbar) Kommt es jedoch in der Strömung zu Verwirbelungen, so spricht man von einer turbulenten Strömung. (Turbulenz = aufgeregte Bewegtheit) Die Geschwindigkeitsverteilung ist bei turbulenter Strömung gleichmäßiger. (nur empirisch zu bestimmen) Die Strömungsverluste sind viel größer. Thermodynamik/Strömungsmechanik Der Ingenieur, der sich mit Strömungen in Leitungen und Kanälen befasst, errechnet aus der Geometrie seiner Anlage, der Geschwindigkeit, der Zähigkeit und der Trägheit des strömenden Mediums eine Ähnlichkeitszahl (sog. Reynoldszahl). Mit deren Hilfe kann er dann auf Bekanntes (z.B. Beiwerte in Formeln, Tabellen und Diagrammen) zugreifen und auf seine Anlage umrechnen. Er kann z.B. voraussagen, ob Turbulenz vorherrschen wird und wie groß die Strömungsverluste sind. Wir rechnen damit nicht. Da in der Umwelttechnik (z.B. beim Windsichten) oft strömende Medien zum Trennen, Sortieren oder Klassifizieren von unterschiedlichen Mengenanteilen eingesetzt werden, interessiert uns ... 1.2.5 Kraft auf umströmte Körper FW Strömt ein Fluid gegen ein Hindernis (z.B. der Wind gegen die Hauswand) oder bewegt sich das Hindernis in einem Fluid (z.B. ein rüde rasender Radfahrer), dann wirkt eine Kraft („Druckwiderstand„), die von der Geschwindigkeit und der Form abhängt. Durch die Verzögerung) des Mediums (-> dyn. Druckanteil sinkt) erhöht sich vor Punkt 1 lt. Bernoulli-Gl. der statische Druck. Der Strömungswiderstand errechnet sich also aus dem „Staudruck“ , der noch mit einer Fläche multipliziert werden muss. Diese ist aber nicht identisch mit der Projektionsfläche des Körpers, sondern ist meistens (besonders bei strömungsgünstigen Formen) kleiner. Man verwendet deshalb einen sog. Druckwiderstandsbeiwert CD, der experimentell ermittelt wird. Gleiches gilt auch für bewegte Körper in ruhenden Medien. Vor der bewegten Platte wirkt der Staudruck; hinter Platte entsteht durch die Wirbel ein Unterdruck. Datum: Seite Da zu dem Druckwiderstand noch die in 1.2.4 angesprochene Reibkraft addiert werden muss, berechnen wir den (gesamten) Strömungswiderstand mit Hilfe eines im Labor ermittelten Widerstandsbeiwerts CW : FW = CW ⋅ ρ 2 ⋅v 2 ⋅ A Der Strömungswiderstand ist proportional zum Quadrat der Strömungsgeschwindigkeit Widerstandsbeiwerte CW : Kreisplatte 1,5 Zylinder 0,8 Halbkugel, hohl 1,34 Kugel 0,4 Halbkugel, rund 0,34 Stromlinienform 0,06 Praktische Anwendung findet diese Erkenntnis z.B. bei den Schwebekörper-Durchflussmessgeräten: Im leicht konischen senkrechten Glasrohr befindet sich ein Schwebekörper. Seine Tauchgewichtskraft (=FG-FA) wird durch den Strömungswiderstand FW kompensiert. Reduziert sich z.B. der Volumenstrom, so sinkt der Körper tiefer, bis die Geschwindigkeit an der Engstelle wieder ausreichend hoch ist. Den Volumenstrom kann man dann an einer geeichten Messskala ablesen. (Der Schrägschlitz versetzt den Schwebekörper in Rotation. Dieser wird durch die Kreiselwirkung stabilisiert.) Da unsere Strömungslehre hier schon abrupt endet, bleibt noch etwas Platz für andere Durchflussmessgeräte: Die nach dem Verdrängerprinzip arbeitende Ovalradzähler oder Flügelrad-Durchflussmessern dürfen bes. bei kleinen Volumenströmen keine zu große Reibung besitzen (-> Messfehler). Bei Ultraschalldurchflussmessern wird die unterschiedliche Schallgeschwindigkeit ausgenutzt. )