Kakodyl und seine Bedeutung für die Metallorganische Chemie Vortrag am 23.11.2006 Christian Güntner Seyferth, Dietmar: Cadet`s Fuming Arsenical Liquid and the Cacodyl Compunds of Bunsen Organometallics 2001, 20, 1488 - 1498 1 Gliederung 1. Begriffsklärung 2. Entdeckung durch Cadet de Gassicourt 3. Arbeiten und Erforschungen von R. W. Bunsen 4. Kakodylverbindungen in der metallorg. Chemie 2 1. Kakodyl Als Kakodyl bezeichnet man heute die Verbindung Tetramethyldiarsan CH3 H3C As As CH3 CH3 Elementorganyl des Arsens (5. HG): Metalloid, d. h Halbmetall Farblos, höchst giftig, äußerst widerlich riechende Flüssigkeit, die bei 170 °C siedet Entzündet sich langsam an der Luft Bei langsamem Luftzutritt bildet sich Kakodyloxid Me2AsOAsMe2 3 Kakodyl H3C Kakodyloxid Sehr giftig, siedet bei 150 °C Synthesen: Kupplungsreaktion Me2AsH + Me2AsCl CH3 As O As H3C CH3 Kakodyl + HCl Destillation von arseniger Säure mit KOAc 2 H3AsO3 + 4 KOAc Kakodyl + 2 K2CO3 + 2 CO2 + 3 H2O Kakodyloxid, v. a. Kakodyl als Hauptkomponenten von Cadet`s rauchender Flüssigkeit 4 2. Entdeckung durch Cadet de Gassicourt 1757: Wiege der metallorganischen Chemie in einer Pariser Militärapotheke Cadet (franz. Chemiker und Apotheker) arbeitet an unsichtbaren Tinten aus Co-Salzlösungen und verwendet dabei CoMineralien, die As2O3 enthalten, z.B. Cobaltglanz CoAsS2, Speiscobalt CoAs3 Experiment: (qualitativ und in der Natur) As2O3 + 4 KOAc [(CH3)2As]2 + 2 K2CO3 + 2 CO2 Destillationsprodukte: Farblose Flüssigkeit Rot-braune ölige Flüssigkeit Sublimation von As und As2O3 5 Analyse der Produkte und Weiterentwicklung farblose Flüssigkeit: heftige Reaktion mit Ätzkali unter Bildung von starkem Knoblauchgeruch Rot-braunes Öl: bildet sofort starken Rauch an Luft, bei weiterer Destillation kristallisiert nach geraumer Zeit ein gelber Feststoff aus Zusammenfassend: Flüssigkeiten sind an Luft brennbar wie Phosphor und riechen extrem nach Knoblauch 1778: Untersuchung des gelben Feststoffs durch Guyton de Morveau, Maret und Durande in Dijon Rot -braune Flammenfärbung unter Bildung von widerlichem Gestank 6 Untersuchungen im 19. Jahrhundert 1804: Louis Jacques Thénard Ergebnisse seiner Untersuchung an Cadet´s Flüssigkeit: Gasentwicklung: Arsan, CO2, Kohlenwasserstoffe Sublimation von As und As2O3 2 farblose flüssige Phasen, wobei obere eine essigsaure Lösung der unteren Phase war, letztere aber für den widerlichen Gestank und für die Entflammung an der Luft verantwortlich ist Oxidationsreaktion von unterer Phase mit Chlor Arsenacetat Komplex Diese Thesen blieben für weiter 25 Jahre unberührt, ehe sich v.a. R.W. Bunsen intensiv den Kakodylverbindungen widmete 7 3. Arbeit und Erforschung durch R.W. Bunsen Portrait: R.W. Bunsen ( 1811-1899) Analytischer u. physikalischer Chemiker Bearbeitet zunächst Cadet´sche Flüssigkeit, dann Kakodylverbindungen von 1837 -1843 (Kassel, Marburg) Ausgebildeter Glasbläser; entwickelte eigene Glasapparaturen für die Untersuchungen der Kakodylverbindungen (s.u.) Danach widmete er sich nie mehr der metallorg. Chemie und wandte sich der Spektralanalyse von Elementen zu, wozu er den Bunsenbrenner entdeckte und optimierte 8 Analyse der Cadet´schen Flüssigkeiten Destillation eines Gemisches aus As2O3/KOAc (1:1 Kg Ansatz) Gasentwicklung: CO2, CH4, Ethylen, kein Arsin ( Feststoff: reduziertes arsenhaltiges Material Obere fl. Phase: Gemisch aus Wasser, Aceton, HOAc und H3AsO3 Untere Phase: braunes Öl ca. 150 g, nach Aufarbeitung unter CO2- Thénard) Atmosphäre bildet sich farblose Flüssigkeit - nicht mischbar mit Wasser; Knoblauchgeruch - schädigt Nasenschleimhaut, Übelkeit, Brechreiz - verursacht Juckreiz bei Berührung mit der Haut - Geschmack ist analog zum Geruch und sehr giftig (Tierversuch) - Luftzufuhr führt zur Bildung eines weißen Rauches 9 Experimentelle Arbeiten von Bunsen Bunsen ging weniger auf theoretische Grundlagen ein, widmete sich dafür der präparativen Chemie, indem er zahlreiche Kakodylderivate unter Verwendung seiner speziellen Glasapparaturen synthetisierte. a) Trocknungsapparatur: (CaCl2/CaO in c, CO2- Atmosphäre) b) Syntheseapparatur: (Zn u. Kakodylchlorid in a, 100 °C, Überführung in Apparatur a, dann b, Destillation von Kakodyl von Kolben a in b) [(CH3)2As]2O·2HgCl2 + 2 HCl 2 (CH3)2AsCl + H2O + 2 HgCl2 10 4. Spätere Arbeiten und Kakodylverbindungen 70 Jahre nach Bunsen wurde das Geheimnis der Cadet`schen rauchenden Flüssigkeit (rot-braunes Öl) durch fraktionierende Destillation gelüftet ( A.Valeur, P. Gailliot) As3(CH3)7 As3(CH3)5 11 Cadet´sche Komponenten als Edukte 2 cyclo-(CH3As)5 2 As + (As(CH3)2)2 + 2 As(CH3)3 Gemisch aus As3(CH3)7 und As3(CH3)5 + RI Verbindung 3 R= CH3, C2H5 CH3 (CH3)4As As I 3 CH3 As(CH3)4 I u. 4 (CH3)4As As CH3 As 4 I Beide Iodverbindungen sind kristallin und voneinander trennbar 12 Kakodyl als Ligand in ÜM-Komplexen große Variationsbreite bei Reaktionen von Kakodyl mit ÜM-Komplexen ( - Donor/ - Akzeptor – Liganden in ÜM – Komplexen) Bildung von „einzähnigen“ Komplexen CH3 Bsp: (OC)5M Kakodyl + M(CO)5(THF) (M= Cr, Mo, W ) As CH3 As CH3 CH3 (THF) CH3 + Fe(CO)5 - CO (CO)4Fe Eigenschaften: gelbe bis rote, sehr luftempfindliche ölige Flüssigkeiten As CH3 CH3 As CH3 13 Kakodyl als Ligand in ÜM-Komplexen Bildung von Brückenliganden, As-Atome an Metall koordiniert CH3 CH3 Kakodyl + 2 M(CO)6 (M = Cr, Mo, W) (OC)5M As As + 2 CO CH3 CH3 (H3C)2 As 2 (OC)5M(As2Me4) (M= Cr, Mo, W) 5 – 8h M(CO)5 (OC)4M As (CH3)2 (CH3)2 As M(CO)4 + 2CO As (CH3)2 14 Kakodyl als Ligand in ÜM-Komplexen Bildung von Bisarsenido – Komplexen (Spaltung der schwachen As-As-Bindung) C H3 H3C Bsp. Kakodyl + 2 M(CO)6 ( M = Cr, Mo, W) (diglyme) (analog: Fe(CO)5) As ( O C )4 M M ( C O )4 + 4 CO As H3C C H3 15 Polycyclische Gerüste des Arsens Kondensationsreaktion: CH3AsH2 + 1/n (CH3AsO)n Me Me As As Me As As Me As Me Unsubstituierte (As)n –Ringe, (CO)3 Co Tripeldeckerkomplexe As Co2(CO)8, Hexan 200 °C, CO-Druck cyclo-(MeAs)5 As (Dahl, 1969) As Mo [CpMo(CO)3]2, Toluol, 140 °C As As As As As (Rheingold, 1982) Mo 16