Wirkungsspektren von Antibiotika Definition: „Antibiotika sind natürliche, von Mikroorganismen synthetisierte Stoffwechselprodukte mit einem niedrigen Molekulargewicht, die in niedriger Konzentration das Wachstum von anderen Mikroorganismen hemmen oder diese abtöten.“ Aus Steinbüchel: Mikrobiologisches Praktikum (Springer Verlag 1.Aufl.) S.136 Es gibt aber auch chemisch, also künstlich, synthetisierte Antibiotika die hauptsächlich zur Tumortherapie eingesetzt werden. Entdeckung und Bedeutung: Fleming, ein Bakteriologe, entdeckte 1928 durch Zufall die bakterienhemmende Wirkung des Penicillins an verschimmelten Nährböden. Die medizinische Bedeutung dieser Entdeckung wurde aber erst ungefähr 10 Jahre später durch Howard Florey erkannt. Angriffsorte verschiedener Antibiotika: Es gibt sowohl im Aufbau als auch in der Wirkweise von Antibiotika eine große Varianz. Das folgende Schema zeigt die wichtigsten Angriffsorte mit den entsprechenden Antibiotika: Aus Fuchs, Schlegel: Allgemeine Mikrobiologie (Thieme, 8. Auflg.) S. 150 Details: Penicillin und Derivate des Penicillins (siehe Abb.) hemmen die Enzyme zur Mureinbildung. Allerdings haben diese Antibiotika nur ein schmales Wirkungsspektrum, da sie nur bei Gram positiven Bakterien hemmend wirken. Chinolone und Nitroimidazole wirken als Gyrasehemmer. Die Gyrase ist ein Enzym zur Entwindung der Supercoil-Struktur der Bakterien-DNA. Auf die 1 DNA abhängige RNA-Polymerase wirkt Rifampin. Diese Stoffe sind chemisch synthetisiert und zählen zur Gruppe der antibakteriellen Chemotherapeutika. Auch die Proteinbiosynthese kann auf vielfältige Art und Weise gehemmt werden: Erythromycin hemmt die 50S Untereinheiten der Ribosomen. Chloramphenicol und hemmt die Peptidyltransferase, ebenso wie Tetracykline, die aber auch noch die tRNA-Andockung an das Ribosom verhindern. Streptomycin hemmt die Verknüpfung von Aminosäuren. Antibiotika, die an der Proteinbiosynthese angreifen, haben generell ein breites Wirkungsspektrum und sind somit gegen viele Bakterienstämme einsetzbar. Praxis: Es ist wichtig, zum Beispiel in der Medizin, die Wirksamkeit verschiedener Antibiotika auf verschiedene Bakterienstämme zu kennen, um eine Antibiotikatherapie so effektiv wie möglich gestalten zu können. Deshalb wird in der Praxis die Wirksamkeit wie folgt getestet: Es kann zum einen die Wirksamkeit eines Antibiotikums auf verschiedene Bakterienstämme untersucht werden (Abb. 1). Hiermit lässt sich die Breite des Wirkspektrums eines bestimmten Antibiotikums ermitteln. Es kann aber auch ein Bakterienstamm auf die Wirksamkeit verschiedener Antibiotika getestet werden (Abb. 2), um so zum Beispiel ein geeignetes Medikament auswählen zu können. 1 Staphylococcus aureus 2 Streptococcus sp. 3 Escherichia coli 4 Pseudomonas aeruginosa 5 Candida albicans (Hefe) 6 Trichophyton rubrum Abb. 1:Strichtest zur Erfassung der Wirkungsspektren von drei Antibiotika (Fuchs, Schlegel: Allg. Mikrobiologie; Thieme, 8. Auflg. S. 612) Abb. 2: Strichtest zur Antibiotikaresistenz (http://www.textbookofbacteriology.net/resist2.jpg) 2 Ausblick: Es ist wichtig sich auch kritisch mit dem Thema „Antibiotika“ auseinanderzusetzen, da die immer weiter zunehmende Multiresistenz pathogener Bakterienstämme gegenüber vieler bekannten Antibiotika die Medizin vor ein großes Problem stellt. Das Bild rechts zeigt einige Möglichkeiten der Resistenz. Das Antibiotikum wird entweder direkt wieder aus der Zelle herausgepumpt, es wird von bestimmten Molekülen umlagert und somit unschädlich gemacht, oder es wird direkt abgebaut. (http://www.textbookofbacteriology.net/ResistanceMechanisms.gif) Außerdem ist eine Antibiotikatherapie auch immer eine Belastung für die Mikroorganismen unserer Darmflora, weil diese genau wie die pathogenen Eindringlinge von den Antibiotika gehemmt werden können. Auch sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass jährlich rund 1600t antibiotische Futtermittel verbraucht werden und so versteckt in unseren Körper gelangen (Stand 1997 aus Schlegel, Fuchs: Allg. Mikrobiologie, Thieme 8.Auflg., S. 612). Man sollte mit Antibiotika also immer verantwortungsbewusst umgehen, damit die fortschreitende Zunahme der multiresistenten Bakterien gebremst wird und uns die medizinische Wirksamkeit erhalten bleibt. 3