A. Cachot Zytotoxische CD4 T-Lymphozyten: Neuer Kandidat für die menschliche Krebsimmuntherapie Das Projekt hat zum Ziel, unsere Kenntnisse über die Biologie der CD4 TLymphozyten zu festigen und zu erweitern, indem tumorantigenspezifische CD4 TLymphozyten umfassend charakterisiert werden. Ein besonderes Augenmerk gilt einer bisher wenig beachteten Population: den zytotoxischen CD4 T-Lymphozyten. Diese Zellen haben sich als wichtige Elemente von physiologischen oder behandlungsinduzierten Tumorantworten erwiesen. Wir beabsichtigen, auf der Ebene des Antigens von Interesse Schlüsselfaktoren, die Induktion, Differenzierung und Plastizität von zytotoxischen CD4 T-Lymphozyten beeinflussen, sowie spezifische Marker, die deren phänotypisches Profil definieren, zu untersuchen. Bei der Erkennung eines Antigens erfahren naive CD4 T-Zellen eine Differenzierung und erwerben ein definiertes Zellschicksal, das von der Mikroumgebung beeinflusst wird. Jede CD4 T-Zelluntergruppe zeichnet sich durch die Expression spezifischer Transkriptionsfaktoren und Zelloberflächenmarker und durch die Ausschüttung verschiedener Zytokine aus. Diese verschiedenen Untergruppen weisen eine erhebliche Heterogenität und Plastizität auf. Das Vorkommen verschiedener CD4 TZellpopulationen wird mit klinischen Resultaten bei Krebspatienten assoziiert, was eine wichtige Rolle der CD4 T-Zellen im Erhalt einer pro- oder antitumoralen Umgebung im Tumorbett nahelegt. Allerdings zirkulieren nur wenige tumorspezifische CD4 T-Lymphozyten, weshalb ihre Charakterisierung auf der Antigenebene bisher nur sehr begrenzt erfolgte. Neuartige Strategien zum direkten ex vivo Nachweis von spezifischen CD4 T-Zellen, darunter der Gebrauch von Klasse II MHC -Peptidmultimeren, werden gegenwärtig entwickelt. Die Herstellung von pMHC-Klasse II Multimeren ist jedoch technisch schwieriger als die Produktion von pMHC-Klasse I Multimeren. Aus diesem Grund ist, im Vergleich zur Erforschung von CD8 T-Lymphozyten, die Charakterisierung von tumorantigenspezifischen CD4 TLymphozyten im Rückstand. Phänotypische und funktionale Charakterisierung zytotoxischer CD4 TLymphozyten, die für menschliche Tumorantigene spezifisch sind Wie bereits erwähnt, kommen tumorantigenspezifische CD4 T-Zellen selten vor. Aus diesem Grund haben wir in einem ersten Schritt verschiedene Methoden zur Induktion und Charakterisierung von zytotoxischen CD4 T-Lymphozyten entwickelt. Diese Methoden wenden wir an den, mit Staphylococcus aureus Enterotoxin B (SEB) behandelten, CD4 T-Zellpopulationen von gesunden Spendern an. Ebenso haben wir Tumorlinien hergestellt, die mit dem CIITA-Transkriptionsfaktor transduziert wurden. CIITA ist für die Klasse II MHC-Expression an der Zelloberfläche verantwortlich. So konnten wir die Expressionsvariabilität des Klasse II MHCs auf Zielzellen, die für lytische Versuche mit tumorantigenspezifischen CD4 T-Zellen benutzt werden, ausschalten. Mithilfe der Klasse II MHC-Peptidmultimertechnologie konnten wir tumorantigenspezifische CD4 T-Zellen in Blutproben von Patienten identifizieren, sowohl direkt ex vivo wie auch nach einer in vitro Expansion. Da wir nun in der Lage sind, spezifische CD4 T-Zellen aufzuspüren, haben wir tumorspezifische CD4 TZellen isoliert und in vitro klonal vermehrt. Wir haben so ein Panel von CD4 TLymphozyten, die für tumorassoziierte Antigene (Melan-A, NY-ESO-1 und MAGE-A3) spezifisch sind, generiert. Die vollständige Charakterisierung dieser Zellen wurde wie folgt durchgeführt: (i) Wir haben Tests entwickelt, die es ermöglichen, den Phänotyp der Zellen zu identifizieren, indem ihre Polarisierung (zytotoxisch vs. auxiliär), Differenzierung (Tcm, Tem, Tnaiv, etc.), ihre Aktivierung (CRTAM, PD-1, KLRG1, CX3CR1, etc.) und die Expression spezifischer Transkriptionsfaktoren EOMES, Tbet, GATA3, etc.) definiert werden. (ii) Parallel dazu haben wir die funktionale Charakterisierung der verschiedenen Klone durchgeführt, basierend entweder auf deren zytotoxischen Fähigkeit gegenüber Zielzellen, die gepaarte HLAs besitzen, oder auf der Ausschüttung von Zytokinen bei einer spezifischen Stimulation mit Peptiden. (iii) Schliesslich wird die Sequenzierung der Alpha- und Beta-Ketten des TCRs von Klonen, die als vielversprechende Kandidaten für eine therapeutische Anwendung gelten, durchgeführt. B LAU1397 2vacc. 0.06 8vacc. 4vacc. 9.67 MAGE-A3111-125/DP4 In Vitro: Before NY-ESO-187-99/DR7 3.34 9.94 CD4 Cancer Research LAU1352 NY-ESO-187-99/DR7 Ex vivo: Before 0.06 LAU1350 8vacc. 4vacc. 0.12 6vacc. 0.15 0.18 MAGE-A3243-258/DP4 CD4 Melan-A25-36/DQ6 CD4 CD4 Nachweis von menschlichen, tumorantigenspezifischen CD4 T-Lymphozyten mittels Before pMHC-Klasse II Multimeren. (A) Repräsentatives Beispiel eines NY-ESO-187-99 / DR7 Multimer-Stainings von aus HLA-DR7+ Patienten stammenden CD4 T-Lymphozyten vor und während der Immunisierung; nach einer in vitro Stimulationsrunde (ober) und direkt ex vivo (unten). (B) Repräsentative Beispiele spezifischer MultimerStainings für verschiedene Tumorantigene (i) Mage-A3/DP4 für die Epitope (111-125) und (243-258), (ii) Melan-A25-36/DQ6 und (iii) NY-ESO-187-99 /DR7. 4vacc. LAU1352 8vacc. 0.06 LAU1350 NY-ESO-187-99/DR7 0.12 CD4 6vacc. 0.15 CD4 CD4 NY-ESO-187-99/DR7 A 0.18 % positive cells 50 0 Granzyme B Melan-A /DQ6 (25-36) 80 IFNg neg, peptide neg IFNg pos, peptide neg IFNg neg, peptide pos IFNg pos, peptide pos 60 40 20 E:T ratio 10 1/ 1 3/ 1 10 /1 0 30 /1 1/ 1 0 Percentage of specific lysis (51Cr) 20 E:T ratio 100 Granzyme A 40 3/ 1 1/ 1 3/ 1 10 /1 0 60 10 /1 20 MageA3/DP4 (111-125) 80 30 /1 40 Percentage of specific lysis (51Cr) 60 Fold change (mRNA) B NY-ESO-1/DR7 (87-99) 80 30 /1 A Percentage of specific lysis (51Cr) Die Analyse der Ausgangsdaten von CD4 T-Zellklonen, die für die Melan-A25-36/DQ6, MAGE-A3111-125/DP4 und NY-ESO-187-99/DP4 Peptide spezifisch sind, zeigen, dass die für Melan-A25-36/DQ6 und NY-ESO-187-99/DR7 spezifischen Klone eine Polarisation hin zu einem Th1 Bias aufweisen, wohingegen MAGE-A3111-125/DP4spezifische CD4 T-Zellklone eine doppelte Polarität hin zu Th1 und Th17-Th1 besitzen. Auch die zytotoxische Kapazität wurde untersucht: Erste Ergebnisse zeigen, dass die Melan-A25-36/DQ6 Klone nicht in der Lage sind, Zielzellen zu lysieren. Andererseits weisen die MAGE-A3111-125 / DP4 und NY-ESO-187-99/DR7Klone einen hohen Prozentsatz an spezifischer Lyse auf, wenn sie in der Gegenwart von Tumorzellen mit gepaarten HLAs kultiviert werden. Wir charakterisieren nun die Signalwege, die am zytotoxischen Potential dieser Klone beteiligt sind, indem wir die Expression der zytotoxischen Moleküle untersuchen. Erste Ergebnisse zeigen eine Zunahme der Granzyme A- und Perforin-Expression in den MAGE-A3111-125/DP4und NY-ESO-187-99/DR7-spezifischen CD4 T-Zellklonen, im Vergleich zu Melan-A2536/DQ6-spezifischen Zellen. Wir führen zurzeit Untersuchungen mittels Nanostring Technologie und polarisierten und auxiliären, zytotoxischen CD4 T-Lymphozytklonen durch, um zusätzliche Informationen zu den Markern und spezifischen Signalwegen, die am zytotoxischen Potential der Cd4 T-Zellen beteiligt sind, zu erhalten. Insgesamt werden die erstellten Tools und CD4 T-Lymphozytklone sowie zusätzliche Daten es uns ermöglichen, die menschlichen tumorspezifischen CD4 T-Zellen gründlich zu charakterisieren. Der TCR einer ersten Klongruppe wurde ebenfalls schon sequenziert. Später werden die TCRs von bestimmten Klonen, die sich für eine therapeutische Anwendung (zytotoxisch vs. auxiliär) als besonders erfolgversprechend erwiesen haben, geklont. So können wir das Transferpotential von TCRs im Rahmen genetischer Manipulationen von T-Zellen für den adoptiven Zelltransfer untersuchen. E:T ratio Melan-A/DQ6 (26-36) Mage-A3/DP4 (111-125) 8 6 4 2 0 Perforin Analyse der zytotoxischen Kapazität von CD4 T-Zellklonen, die für diverse Tumorantigene spezifisch sind. (A) Zelluläre Lyse mit Chromium 51. Für ein bestimmtes Tumorantigen spezifische CD4 T-Zellklone wurden mit einer Tumorlinie co-kultiviert, die vorher mit IFNγ behandelt wurde (oder nicht) und ein gepaartes HLA aufweist, in An- oder Abwesenheit von spezifischen Peptiden und in den folgenden Effektor:Ziel (E:T) Verhältnissen: 30:1,10:1,3:1 und 1:1 während 4h. Der Prozentsatz der spezifischen Zelllyse wurde gemäss der folgenden Gleichung ausgerechnet: ((Wert experimentelle Lyse-spontane Zelllyse)/(maximale Zelllyse-spontane Zelllyse))*100. (B) Faktoren, die an der zytotoxischen Kapazität der CD4 T-Zellklone, die für das Melan-A25-36/DQ6 (schwarz) oder das Mage-A3111-125/DP4 (blau) Epitop spezifisch sind, beteiligt sein könnten. Prozentsatz der spezifischen CD4 T-Zellklone, die Granzyme A und Granzyme B produzieren (linke Graphik). Messung der Veränderungen in der Expression von mRNA für Perforin in spezifischen CD4 TZellklonen (rechte Graphik).