Protokoll zum Anfängerpraktikum Beugung an periodischen und zufälligen Strukturen Gruppe 2, Team 5 Sebastian Korff Frerich Max 29.05.06 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung -3- 1.1 Allgemeines -3- 1.2 Beugung am Doppelspalt -3- 1.3 Beugung am optischen Gitter -4- 2. Versuchsdurchführung -5- 2.1 Beugung an einem Doppelspalt -5- 2.2 Beugung an einem zweidimensionalen Transmissionsgitter -6- 2.3 Beugung an einem eindimensionalen Transmissionsgitter -7- 2.4 Beugung an zweidimensionalen Reflexionsgitter -7- 2.4.1 Beugung am CCD-Target -7- 2.4.2 Beugung an einer CD -8- 2.4.3 Beugung an einer DVD -8- 2.5 Beugung an Zufallsstrukturen 3. Beantwortung der Fragen -9-10- Literaturverzeichnis Anhang 2 1. Einleitung 1.1 Allgemeines Die Beugung oder Diffraktion ist die „Ablenkung“ von Wellen (wie Licht- und anderen elektromagnetischen Wellen, Wasser- oder Schallwellen) an einem Hindernis. Bei Beugungserscheinungen kann sich die Welle im geometrischen Schattenraum des Hindernisses (Spalt, Gitter, Fangspiegel usw.) ausbreiten. Zur Beugung kommt es durch die Entstehung neuer Wellen entlang der Wellenfront gemäß dem Huygens’schen Prinzip. Diese führen durch Überlagerung zu Interferenz- Erscheinungen. 1.2 Beugung am Doppelspalt Beim Doppelspaltexperiment lässt man kohärentes, monochromatisches Licht auf eine Blende mit zwei schmalen Schlitzen fallen. Auf einem Beobachtungsschirm hinter der Blende zeigt sich dann ein Interferenzmuster aus hellen und dunklen Streifen. Dieses Muster entsteht durch Interferenz der Lichtwellen von den beiden Blendenöffnungen. Das Licht vom Spaltrand weist unter dem Winkel θ gegen das vom Zentrum kommende Licht einen geometrisch feststellbaren Gangunterschied Δs = wobei d d sin α auf, 2 die Spaltbreite ist. Auslöschungen treten dann auf, wenn dieser Gangunterschied Δs gerade ein ungerades Vielfaches der halben Wellenlänge 1 λ 2 ist. Es gilt für das m -te Minimum: (1) sin θ = (2m − 1) ⋅ λ 2⋅d , mit m = 1,2,3,... m⋅λ d , mit m = 1,2,3,... Für Maxima gilt: (2) sin θ = Hinter dem Spalt erscheinen helle und dunkle Beugungsstreifen. Die Lichtintensität nimmt mit wachsendem m stark ab. Für die Abstände u benachbarter Lichtmaxima in Abhängigkeit des Beugungswinkels θ und der Brennweite f der abbildenden Linse gilt: (3) u = f ⋅ tan θ ,für kleine Winkel: θ ≈ u f 3 (a) (b) 1 111 Abb.1: Interferenzmuster an einem (a) Einzelspalt und (b) Doppelspalt Das Doppelspaltexperiment kann nicht nur mit Licht, sondern auch mit „Teilchen“ (Elektronen, Neutronen, Atomen, Fulleren-Molekülen usw.) durchgeführt werden. Es zeigt sich auch in diesen Fällen ein Interferenzmuster wie bei Durchführung mit Licht. Das bedeutet, dass auch klassische Teilchen unter bestimmten Bedingungen Welleneigenschaften zeigen - man spricht dann von „Materiewellen“. Mit dem Doppelspaltexperiment kann man so den Welle-Teilchen-Dualismus demonstrieren, der nur im Rahmen der Quantenmechanik erklärt werden kann. 1.3 Beugung am optischen Gitter Sind in regelmäßigen Abständen viele Spalte angeordnet, ergibt sich bei Lichtbestrahlung eine Reihe von Beugungsreflexen, deren Anordnung derjenigen entspricht, die man bei einem Doppelspalt mit dem gleichen Abstand erwartet. Mit zunehmender Anzahl der Einzelspalte werden die Reflexe aber zu immer schärferen Linien. Im Gegensatz zu den Spektren von Einzelspalt und Doppelspalt werden die Hauptmaxima jedoch mit steigender Gitterkonstante schärfer abgebildet, die Nebenmaxima werden zahlreicher, aber schwächer. Somit steigt das Auflösungsvermögen. Da die Lage der Reflexe von der Wellenlänge des Lichtes abhängt, kann man optische Gitter zur Trennung verschiedener Wellenlängen nutzen. Das ist im Monochromator und bei der Spektroskopie der Fall. Es werden in der Praxis sehr häufig regelmäßige Anordnungen von spiegelnden und nicht spiegelnden Streifen als Reflexionsgitter verwendet. Die Rückseite einer CD wirkt ähnlich. 1 Halliday, David, u.a. : „Physik“, Wiley VCH, Weinheim, 2003, S. 1076 4 2. Versuchsdurchführung 2.1 Beugung an einem Doppelspalt In diesem Versuch soll der Abstand d der Einzelspalte eines Doppelspaltes bestimmt werden. Dafür wird paralleles Licht auf den Spalt geführt (siehe Abb.2). Abb.2: Aufbau zur Vermessung von Beugungsbildern unterschiedlicher Beugungsstrukturen BS. AW: Strahlaufweitungssystem, z.T. in Schutzkasten K, B: Irisblende, L: Linse, S: (durchbohrter) Schirm, R: Graufilterrad, P: Polarisationsfilter, ZS: Zeilenselektor, DO: Digital-Speicheroszilloskop, VS: Videosignal (an Buchse „FBAS IN“ von ZS), TS: Triggersignal (an Buchse „TRIGGER SCOPE“ von ZS). Die Aufnahme des Intensitätsverlaufs erfolgt mit einer CCD Kamera, die an einen Fernseher angeschlossen ist. Eine Zeile des Fernsehbildes wurde mit Hilfe eines Zeilenselektors isoliert und mit einem Digital-Speicheroszilloskop angezeigt. Dabei wurde das Signal extern auf sich selbst getriggert. Um die Intensität zu regulieren und damit genauere Graphen zu erhalten, wurde ein Polarisationsfilter vor der Kamera eingesetzt. Um einen optimalen Verlauf der optischen Achse zu garantieren, wird mit Hilfe des Zieltargets der Spalt genau in die Mitte des Strahls positioniert. Gemessen wurde nun der zeitliche Abstand Δt zwischen dem 0. Maximum (der optischen Achse) und den Minima n-ter Ordnung. Die auf dem Oszilloskop dargestellte Bildinformation einer Zeile von 52µs entspricht −3 einer Länge von (4,76 ± 0,02) ⋅ 10 m . Um die Zeiten in eine Länge umzurechnen, benötigt man also einen Umrechnungsfaktor S t →s . Dieser ist folglich definiert als S t →s ( 4,76 ± 0,02) ⋅ 10 −3 m m := = 91,538 ± 2,692 . −6 s 52 ⋅ 10 s Damit ist u = Δt ⋅ S t →s Für den Streuwinkel θ gilt: θ≈ u f ,wobei f = 300 ± 6 mm 5 Min. t / µs ± 0,5µs 1 2 3 4 2,15 6,65 9,4 11 σ u / mm u / mm 0,197 0,609 0,860 1,007 0,046 0,049 0,052 0,055 Mittelwert σ d / mm d / mm 0,482 0,468 0,552 0,660 0,540 0,113 0,039 0,035 0,038 0,056 Abb.3: Aufgenommene Messwerte am Doppelspalt mit zeitlichen Abständen t , sowie realen Abständen u und der daraus berechnete Spaltabstand d Für den Abstand d der Spalte ergibt sich aus Gleichung (1) und (3) d = (0,540 ± 0,056) mm . Der auf dem Doppelspalt abgedruckte Wert beträgt d = 0,5 mm . 2.2 Beugung an einem zweidimensionalen Transmissionsgitter Es sollen die Gitterperioden d x und d y für ein Transmissionsgitter bestimmt werden. Dazu wird der gleiche Aufbau wie in 2.1 verwendet (siehe Abb. 2). Anstelle des Doppelspaltes wird ein Transmissionsgitter in den Strahlengang eingeführt. Mit der CCD-Kamera werden analog zu 2.1 die Beugungsminima 1. Ordnung in x- und yRichtung mit einander per Oszilloskop vermessen und d gemäß Gleichung (1) berechnet. t / µs ± 0,5µs x-Richtung y-Richtung 9,9 9,9 u / mm 0,906 0,906 σ u / mm 0,053 0,053 d / mm 0,105 0,105 σ d / mm 0,006 0,006 Abb.4: Aufgenommene Messwerte am Transmissionsgitter mit zeitlichen Abständen t , sowie realen Abständen u und der daraus berechneten Gitterperioden d x und d y Bei dem uns vorliegenden Gitter sind die horizontale Abstände gleich den vertikalen Abständen der Gitterelemente: d x = d y = (0,105 ± 0,006) mm 6 2.3 Beugung an einem eindimensionalen Transmissionsgitter Im Folgenden wird die Gitterkonstante eines eindimensionalen Strichgitter mit wiederum gleichen Aufbau (siehe 2.1) bestimmt. Aufgrund der großen Beugungswinkel wird anstatt der CCD-Kamera ein einfacher Schirm verwendet um die Abstände u der Maxima des Beugungsbildes zur optischen Achse zu vermessen. Es ergibt sich mit Hilfe von Gleichung (2): Maximum u / mm σ d / mm d / µm ± 1 mm 1 2 3 187,5 377,5 575,5 Mittelwert 1,194 1,617 2,141 1,650 0,005 0,002 0,001 0,002 Abb.5: Gemessene Abstände u der Beugungsmaxima eines Strichgitters mit der berechneten Gitterkonstante d Der aus der Messung hervorgehende Spaltabstand beträgt d = (1,650 ± 0,002 ) µm . Dieser Wert weicht um 5,8% von der Firmenangabe ( d f = 1 mm = 1,754 µm ) ab. 570 2.4 Beugung an zweidimensionalen Reflexionsgitter 2.4.1 Beugung am CCD-Target In dieser Messung soll die periodische Anordnung der Pixel auf dem CCD-Target bestimmt werden. Dazu positionieren wir einen Schirm zwischen Linse und CCDKamera, um die Reflexion des Laserstrahles sichtbar zu machen und die Abstände u der Maxima von der optischen Achse zu vermessen. Der Abstand f zwischen CCDKamera und Schirm beträgt f = (14,6 ± 0,1) cm . Es ergibt sich mit Hilfe von Gleichung (2): Maximum 1 2 3 u x / mm u y / mm ± 1 mm ± 1 mm 21 43 -- 14 28 42 Mittelwert d x / µm σ d / µm x 9,062 8,920 -- 0,429 0,203 -- 8,991 0,316 d y / µm 6,787 6,809 6,846 6,814 σ d / µm y 0,968 0,482 0,320 0,590 Abb.6: Gemessene Abstände ux und uy der Beugungsmaxima des CCD-Targets mit den berechneten Pixelabständen dx und d y 7 Die Mittelwerte von d x = (8,991 ± 0,316) µm und d x = (6,814 ± 0,590) µm entsprechen inklusive Standardabweichung ungefähr den theoretischen Erwartungen von d x = 9,3 µm und d x = 6,3 µm . Die Abweichung beträgt 3,4% bzw. 7,6% . 2.4.2 Beugung an einer CD Auf gleicher Weise wie in 2.4.1 wird nun der Spurabstand auf einer CD vermessen. Der Abstand zwischen CD und Schirm ist f = 6,0 cm . Es ergibt sich: Maximum 1 2 u / mm ± 1 mm 29 111 Mittelwert d / µm σ d / µm 1,454 1,439 1,446 0,451 0,061 0,256 Abb.7: Gemessene Abstände u der Beugungsmaxima einer CD mit den berechneten Spurabstand d Im Vergleich zum tatsächlichen Wert von d = (1,6 ± 0,1) µm sind wir innerhalb des Toleranzbereichs und haben eine Abweichung von 9,7% . 2.4.3 Beugung an einer DVD Auf gleicher Weise wie in 2.4.2wird nun der Spurabstand auf einer DVD vermessen. Der Abstand zwischen DVD und Schirm betrug f = 5,8 cm . Es ergibt sich: Maximum u / mm d / µm σ d / µm ± 1 mm 1 102 0,728 0,035 Abb.8: Gemessene Abstände u der Beugungsmaxima einer DVD mit den berechneten Spurabstand d Im Vergleich zum tatsächlichen Wert von d = (0,74 ± 0,01) µm sind wir innerhalb des Toleranzbereichs und haben eine Abweichung von 1,7% . 8 2.5 Beugung an Zufallstrukturen In diesem Versuch beobachten wir das Beugungsbild einer Einfach- und Doppellochzufalls-Struktur. Das Beugungsbild einer Doppellochstruktur sah dem Beugungsbild der Einfachlochstruktur sehr ähnlich. Es waren erwartungsgemäß cos²förmige Beugungsringe zu erkennen. Abb.9: Kosinusförmiges Interferenzmuster Zusätzlich konnte man bei der Doppellochstruktur schwache, Beugungsmaxima und –minima erkennen, deren Position senkrechte jedoch nur schwer auszumachen war. Diese Streifen wurden im 0. Maximum mittels Folie auf dem TVMonitor skizziert. Die realen Abstände der Beugungsminima wurden durch Messung der skizzierten Abstände der Minima auf dem Monitor berechnet. Dabei entsprach der Breite des Monitors ( 28 cm ) einem Abstand von ( 4,76 ± 0,02) mm auf dem CCDTarget. Wir erhielten folgenden Messwert und den daraus berechneten Abstand d der Doppellöcher: d = (2,606 ± 0,137) mm 9 3. Beantwortung der Fragen Frage 1: Die resultierende elektrische Feldstärke ist gegeben durch die Superposition beider Wellen: E (α , t ) = E 0 sin α ⋅ e i (ωt − kr ) (e iΔφ + e −iΔφ ) α , wobei α := kD sin θ 2 Für den Verlauf der Intensität des Beugungsbildes eines Doppelspaltes bilden wir den zeitlichen Mittwelwert der Feldstärke E ² : ⎛ sin α ⎞ iΔφ − iΔφ I (α ) = I 0 ⎜ ⎟ e +e ⎝ α ⎠ 2 ( ) 2 2 ⎛ sin α ⎞ = I0 ⎜ ⎟ (cos Δφ + i ⋅ sin Δφ + cos Δφ − i ⋅ sin Δφ ) ⎝ α ⎠ 2 2 ⎛ sin α ⎞ ⎛ sin α ⎞ = I0 ⎜ ⎟ (2 ⋅ cos Δφ ) = 4 I 0 ⎜ ⎟ cos ² Δφ ⎝ α ⎠ ⎝ α ⎠ 2 2 Dabei entspricht I 0 der Maximalintensität. Frage 2: Analog zu Frage 1 2 2 iNΔφ iNΔφ −1 − 1 e iNΔφ − 1 ⎞⎟ ⎛ sin α ⎞ e ⎛ sin α ⎞⎛⎜ e = I0 ⎜ ⋅ I (α ) = I 0 ⎜ ⎟ iΔφ ⎟ − iΔφ − 1 e −iΔφ − 1 ⎟⎠ ⎝ α ⎠ e −1 ⎝ α ⎠⎜⎝ e iNΔφ / 2 − e −iNΔφ / 2 ⎛ sin α ⎞⎛⎜ e = I0 ⎜ ⎟ − iΔφ / 2 − e −iΔφ / 2 ⎝ α ⎠⎜⎝ e 2 2 2 ⎞ ⎟ = I ⎛⎜ sin α ⎞⎟⎛⎜ sin( NΔφ / 2) ⎞⎟ 0 ⎜ ⎟ ⎟ ⎝ α ⎠⎝ sin(Δφ / 2) ⎠ ⎠ Frage 3: d Abb.10:Beugung am Reflexionsgitter Die Ergebnisse aus den drei Versuchen sind zufrieden stellend. Bei der Ausbreitung einer ebenen Lichtwelle verlaufen die Wellenfront geradlinig. Erst nach der Reflexion am jeweiligen Objekt entsteht ein Phasenunterschied, der zu einem Interferenzmuster führt. 10 In der Praxis sind die Wellenfronten gekrümmt und nicht geradlinig. Das´bedeutet, dass die Lichtstrahlen vor der Reflexion am Objekt untereinander phasenverschoben sind. Außerdem kann ebenfalls durch das Strahlaufweitungssystem eine Abweichung hervorgerufen werden. Bei der Strahlaufweitung wird nämlich die Phasenlage der einzelnen Lichtstrahlen verändert. 11 Literaturverzeichnis Breuer, Hans, dtv-Atlas Physik, 6. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG München, September 2005 Helmers, Dr. Heinz, Skript zum Anfängerpraktikum Physik II, CvO Universität Oldenburg, Institut für Physik, April 2006 Halliday, David, Physik, Wiley VCH GmbH, Weinheim, 2003 12