- FHS St.Gallen

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Empowerment und Schizophrenie
Abstract
Titel: Empowerment und Schizophrenie.
Sozialpädagogische Interventionsmöglichkeiten unter Einbezug des EmpowermentKonzeptes in der Alltagsgestaltung mit Menschen mit Schizophrenie.
Kurzzusammenfassung:
Die Arbeit beschreibt Schizophrenie und deren Stigmatisierungsprozesse. Ausserdem wird auf professionelle Alltagsgestaltung
als Auftrag der Sozialpädagogik eingegangen und die Möglichkeiten und Grenzen von Empowerment in der Alltagsgestaltung
mit Betroffenen erläutert.
Autor(en):
Ruth Züllig
Referent/-in:
Stefan Ribler
Publikationsformat:
BATH
MATH
Semesterarbeit
Forschungsbericht
Anderes
Veröffentlichung (Jahr):
2012
Sprache:
deutsch
Zitation:
Züllig, Ruth. (2012). Empowerment und Schizophrenie. Sozialpädagogische Interventionsmöglichkeiten unter Einbezug des Empowerment-Konzeptes in der Alltagsgestaltung mit Menschen mit Schizophrenie. Unveröffentlichte Bachelorarbeit, FHS St. Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit.
Schlagwörter (Tags):
Schizophrenie, Stigmatisierungsprozesse, Selbststigmatisierung,
Empowerment, Ressourcenorientierung, professionelle Alltagsgestaltung, Sozialpädagogik
Ausgangslage:
Schizophrenie ist eine der häufigsten und schwersten psychischen Störungen, welche in ihrem
Verlauf und ihrer Erscheinungsform, sowie in der Symptomatik von Mensch zu Mensch variiert. In der Gesellschaft herrscht bis heute viel Unkenntnis über die Krankheit Schizophrenie
und Vorurteile bezüglich dieser psychischen Störung sind weit verbreitet. Definitionsmächtige
in der Gesellschaft suggerieren, dass Äusserungen, die besonders widersinnig, unverständlich
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oder absurd erscheinen als schizophren gelten. Häufig gilt Schizophrenie in der Gesellschaft
als „Störung von Geist und Seele, die für Unvernunft, Unberechenbarkeit, Unzurechnungsfähigkeit und Verantwortungslosigkeit steht“ (Finzen, 2001, S. 24). Menschen mit einer Schizophrenie müssen sich also einerseits mit den primären Folgen der psychischen Krankheit auseinandersetzen und andererseits sind sie beständig in gesellschaftliche Stigmatisierungsprozesse eingebunden. Die soziale Arbeit hat die Aufgabe diese Menschen in ihrem Alltag zu
befähigen. Die sozialraum- und lebensweltorientierten Interventionsmöglichkeiten unter Einbezug des Empowerment-Konzeptes erscheinen besonders sinnvoll, da sie in der Traditionslinie
eng beieinander liegen und den „gelingenden“ Alltag skizzieren. Das Empowerment-Konzept
hat seinen Ursprung in den 70er Jahren in Folge der Bürgerrechtsbewegung der USA, der
Frauen-, und Selbsthilfebewegungen. Ihnen ist gemeinsam, dass sie die Selbstbestimmung,
die Eigenregie und die Teilnahme an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen, sowie eine
Umverteilung von Machtverhältnissen erzielen wollten. In der professionellen Alltagsgestaltung
mit Menschen mit Schizophrenie sollten Empowerment- und Stigmatisierungsprozesse ganzheitlich mitgedacht werden. Ebenso ist die Wirkung von Selbststigmatisierung in der alltäglichen Arbeit für sozialpädagogische Fachkräfte ein zentrales Thema, da sie den Empowerment-Prozess hemmen können.
Ziel:
In dieser Arbeit werden Möglichkeiten und Grenzen von Empowerment in der Alltagsgestaltung mit Menschen mit Schizophrenie erarbeitet und den Auftrag der Sozialpädagogik mit einbezogen. Die Fragestellung lässt sich wie folgt zusammenfassen: Was ist Schizophrenie?
Welche Stigmatisierungsprozesse wirken bei Menschen mit Schizophrenie? Welche Möglichkeiten und Grenzen bringt die Empowerment-Arbeit für die professionelle Alltagsgestaltung mit
sich? Wie wirken professionelle sozialpädagogische Interventionen im psychosozialen Kontext? Es wird aufgezeigt, dass psychische Störungen als soziale Probleme einer Gesellschaft
gelten. Die Sozialpädagogik trägt als Fachrichtung der Sozialen Arbeit massgeblich dazu bei,
dass Betroffene in ihrem eigenen Leben selbstbestimmt agieren können und trotz Behinderung zu einem gelingenden Alltag befähigt werden können.
Vorgehensweise:
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Schizophrenie als psychische Störung. Zu Beginn
wird der Begriff „Schizophrenie“ historisch hergeleitet. Danach erfolgen die Begriffsdefinition
von Schizophrenie nach ICD-10 und die Beschreibung der schizophrenen Psychose. Im folgenden Abschnitt wird geklärt, welche Symptomatik und Ursachen eine SchizophrenieErkrankung haben kann. Auch die spezifischen Verbreitungs- und Verlaufsformen der Schizophrenie werden skizziert. Das Resümee fasst die Erkenntnisse aus diesem ersten Kapitel über
Schizophrenie als psychische Störung zusammen.
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Das zweite Kapitel gibt einen Überblick über Stigmatisierung von Menschen mit Schizophrenie
und mögliche Bewältigungsmechanismen. Für die Annäherung an den Begriff der Stigmatisierung, wird im ersten Abschnitt eine Begriffsdefinition von Vorurteilen und Stereotypen erläutert.
Danach wird der historische Kontext, sowie die Definition von Stigma und Stigmatisierungsprozesse aufgezeigt. Der Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Stigma gehört ebenso
in dieses Kapitel. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird auf die Rolle von Professionellen
bei der Stigmatisierung psychisch kranker Menschen eingegangen. Ebenso werden mögliche
Folgen wie zum Beispiel Selbststigmatisierung aufgezeigt. Schlussendlich wird der Frage
nachgegangen, welche Stigma-Management-Strategien im Zusammenhang mit Menschen mit
Schizophrenie vorhanden sind. In der Zusammenfassung werden die erarbeiteten Inhalte verdichtet und geordnet.
Im dritten Kapitel wird das Empowerment-Konzept vorgestellt. Neben der Definition und der
Entwicklung dieses neuverstandenen Hilfebegriffes, wird die professionelle Identität und die
Empowerment-Haltung vertieft erörtert. Des Weiteren werden Aspekte des EmpowermentKonzeptes als Gegenkonzept zu Stigmatisierungsprozessen analysiert. Die Förderung von
Selbstbestimmung, sowie die Möglichkeit der Teilhabe an Entscheidungsfindungsprozessen
von Menschen mit psychischen Störungen werden im darauffolgenden Abschnitt beschrieben.
Insgesamt geht es bei dieser Arbeit um Möglichkeiten und Grenzen von Empowerment in der
professionellen Alltagsgestaltung. Demnach wird zum Schluss im übergeordneten Sinn auf die
Möglichkeiten und Grenzen des Empowerment-Konzeptes eingegangen.
Das vierte Kapitel ist der Handlungsteil dieser Arbeit und erläutert die Umsetzung von Empowerment in der professionellen Alltagsgestaltung. Dabei wird das Berufsbild der Sozialpädagogik, die sozialraum- und lebensweltorientierten Interventionsmöglichkeiten unter Einbezug
des Empowerment-Konzeptes thematisiert. Ebenso wird der Frage nachgegangen, wie professionelle Alltagsgestaltung als Auftrag der Sozialpädagogik gestaltet werden kann. Welche
Möglichkeiten Empowerment in der Praxis aufweist und welche Grenzen erkennbar sind, ist
ebenso Gegenstand der Erörterung. Damit werden Ansatzpunkte deutlich, wie die Sozialpädagogik Menschen mit Schizophrenie im Sinne von Empowerment in der psychosozialen Praxis unterstützen kann.
Erkenntnisse:
Schizophrenie ist eine psychische Störung über die eine Vielfalt an Vorurteilen und Stigmata in
der Gesellschaft vorhanden sind. Bis heute ist beispielsweise in der Öffentlichkeit die wissenschaftlich überholte Meinung vorhanden, dass Schizophrenie unheilbar sei. Wissenschaftlich
wurde diese Meinung wiederlegt. Schizophrenie kann durchaus einen positiven Verlauf nehmen und ausheilen. Schizophrenie trifft durchschnittlich jeden hundertsten Menschen einmal
im Leben. Es ist möglich, Frühwarnzeichen bereits in der ersten Phase der Krankheit
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(Prodromalstadium) zu erkennen und sich an eine Fachstelle zu wenden. Das fachliche Verständnis der Krankheit, mit Anerkennung von gesunden Aspekten und Chancen auf Heilung,
steht somit in Diskrepanz zum verfälschten gesellschaftlichen Bild. Doch nicht nur die Gesellschaft und die Medien haben stigmatisierende Tendenzen, auch professionelle Fachkräfte
können in der Arbeit mit Betroffenen stigmatisierende Wirkung erzielen. Professionelle müssen sich grundsätzlich darüber im Klaren sein, dass zum Beispiel in Dokumentationen lediglich
das abweichende Verhalten der Person Inhalt der Beschreibung sein sollte und nicht die Person als Ganzes als „abweichend“ stigmatisiert wird. Damit können durchaus die gesunden,
funktionierenden Aspekte bei Menschen mit Schizophrenie, in der Betrachtung beibehalten
werden.
Die sozialraum- und lebensweltorientierten Interventionen unter Einbezug von Empowerment
gehören auf der individuellen-, sowie auf der kommunalen- und gesellschaftlichen Ebene zum
Auftrag der Sozialen Arbeit. Professionelle Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen haben
zur Aufgabe Menschen mit Schizophrenie einerseits in der Lebensbewältigung durch professionelle Alltagsgestaltung zu befähigen und andererseits übergeordnete Strukturen mit einzubeziehen. Neben ihrem Doppelmandat gegenüber Betroffenen und Gesellschaft, sind Professionelle ihrem Berufskodex und den Strukturen ihrer Organisation verpflichtet. Sobald eine Organisation also nach Empowerment arbeitet, gehört eine professionelle Empowerment-Haltung
und die Orientierung an dessen positiven, wertschätzenden Menschenbild verbindlich zur
praktischen Arbeit. Die Grenze der Methodisierbarkeit von Empowerment ist ein ebenso zentrales Thema, da die professionelle Alltagsgestaltung individualisiert und nicht standardisiert
ausgeführt werden kann und soll.
Literaturquellen (Auswahl):
Asmus, Finzen. (2001). Psychose und Stigma. Stigmabewältigung – Zum Umgang mit Vorurteilen und Schuldzuweisung. (2. Aufl.). Bonn: Psychiatrie-Verlag.
Gaebel, Wolfgang, Möller, Hans-Jürgen, Rössler, Wulf. (Hrsg.). (2005). Stigma - Diskriminierung – Bewältigung. Der Umgang mit sozialer Ausgrenzung psychisch Kranker. Stuttgart:
W. Kohlhammer.
Herriger, Norbert. (2006). Empowerment in der Sozialen Arbeit. (3. erw. u. aktual. Aufl.). Stuttgart: W. Kohlhammer.
Theunissen, Georg. (2007). Empowerment behinderter Menschen. Inklusion, Bildung, Heilpädagogik, Soziale Arbeit. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag.
Von Spiegel, Hiltrud. (2008). Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit. (3. durges. Aufl.).
München: Ernst Reinhardt Verlag und UTB Gmbh.
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