P HYSIK Dein Lernverzeichnis Basiswissen | Aufgaben und Lösungen ◮ Teilchen in Feldern | Elektronenmasse PhysikLV-Skript Elektronenmasse Übersicht 1 Einführung 1 2 Elektronenmasse 2 c Karlsruhe 2013 | SchulLV | Thomas Lauber www.PhysikLV.net Vervielfältigung nur innerhalb einer Lehrer-/Klassen- oder Schullizenz und mit Hinweis auf PhysikLV erlaubt. P HYSIK Dein Lernverzeichnis Basiswissen | Aufgaben und Lösungen ◮ Teilchen in Feldern | Elektronenmasse PhysikLV-Skript 1 Einführung Noch nie hat jemand ein Elektron gesehen oder gar einen Kaffee mit ihm getrunken. Diese mysteriösen Teilchen verbergen sich und sind viel zu klein, als dass unser Auge sie wahrnehmen könnte. Niemand weiß, wie sie aussehen, welche Form und Farbe sie haben und woher sie kommen. Dennoch wissen wir, was diese Teilchen auszeichnet. Wir wissen bereits ziemlich viel über sie und steuern sie so häufig, dass es diesen kleinen Teil- Darf es ein Kaffee sein, liebes ”Elektron? “ chen eigentlich schwindlig werden müsste. Quelle: pixabay.com - Hans Braxmeier (public domain) Die Form der Wechselwirkungen mit Elektronen ist dabei unglaublich vielfältig. Ganze Teilgebiete der Physik, wie die Elektrizität und der Elektromagnetismus, kommen ohne das Elektron nicht aus. Fließt beispielsweise eine Elektron durch einen Leiter, so erzeugt es ein Magnetfeld. Anders herum erzeugt ein angelegtes magnetisches Wechselfeld einen elektrischen Strom, ohne den wiederum die leckere Tomatensauce auf dem Induktionsherd kalt bliebe und nur halb so gut schmecken würde. Auch die elektromagnetische Strahlung beruht auf Wechselwirkungen mit Elektronen. Beispielsweise emittiert ein Elektron eine elektromagnetische Welle, wenn es seine Geschwindigkeit ändert, also beschleunigt oder abgebremst wird. So entsteht beispielsweise die Röntgenstrahlung, die deinem Arzt zeigen kann, ob der Arm gebrochen oder nur verstaucht ist. In unserem folgenden Experiment möchten wir mehr über diese kleinen Teilchen erfahren. Wir wollen versuchen zu messen, wie schwer bzw. leicht ein einziges von ihnen ist. Hierfür benutzen wir ein sogenanntes Fadenstrahlrohr. Es ist aufgebaut aus einer Elektronenstrahlröhre, die in einer gasgefüllten Glaskugel endet. Am Anfang der Röhre, an einer so genannten Glühkathode, werden Elektronen aus einem Draht herausgelöst. Es bildet sich um diesen eine Elektronenwolke. Diese wird mit Hilfe einer zwischen der Anode und Kathode angelegten Spannung Richtung Glaskugel beschleunigt. Durch ein Loch in der Anode kommt ein dünner Strahl an Elektronen in die gasgefüllte Kugel, wo sie das Gas entlang des Strahls zum Leuchten versetzen. In der Glühkathode wird ein Elektronenstrahl erzeugt. Quelle: wikipedia.org - Thaddeus P. Bejnar (public domain) Der Grund für das Leuchten ist, dass wenn eine Elektron auf ein Gasmolekül trifft, es dort mit den Valenzelektronen wechselwirkt. Wie beim Billard kann es ein anderes Elektron aus seiner vorgesehenen Bahn schießen. Genauer gesagt, überträgt das anfliegende Elektron einen Teil seiner kinetischen Energie auf das Elektron des Moleküls. Diese Energie macht es für dieses Elektron möglich, sich auf einer höheren Bahn zu befinden. Das Molekül wird als angeregt bezeichnet. Nach einer kurzen Zeit möchte das Elektron allerdings wieder in seinen Grundzustand übergehen, fällt auf die untere Bahn zurück und emittiert die kinetische Energie des angeflogenen Elektrons in Form von Licht. Es entsteht also ein Leuchten entlang des Elektronenstrahls. Ein freies Elektron schlägt ein Valenzelektron aus seiner Bahn. c Karlsruhe 2013 | SchulLV | Thomas Lauber Das Molekül befindet sich in einem angeregten Zustand. Das Valenzelektron fällt auf seine Bahn zurück und emittiert dabei Strahlung. Seite 1/6 Vervielfältigung nur innerhalb einer Lehrer-/Klassen- oder Schullizenz und mit Hinweis auf PhysikLV erlaubt. www.PhysikLV.net P HYSIK Dein Lernverzeichnis Basiswissen | Aufgaben und Lösungen ◮ Teilchen in Feldern | Elektronenmasse PhysikLV-Skript Vervollständigt wird der Versuchsaufbau mit einem Helmholtz-Spulenpaar. Dieses erzeugt ein homogenes Magnetfeld in der Glaskugel, sobald es von einem Strom I durchflossen wird. Verblüffenderweise ändert sich die Form des leuchtenden Strahls. Er ist nun kreisförmig. Da die Wechselwirkung der Elektronen für das Leuchten verantwortlich ist, müssen die Elektronen auf eine Kreisbahn abgelenkt worden sein. Nach Anlegen des Magnetfeldes befinden sich die Elektronen auf einer Kreisbahn. Der fertige Versuchsaufbau - ein Fadenstrahlrohr. Quelle: wikipedia.org - Thaddeus P. Bejnar (public domain) Quelle: wikipedia.org - Marcin Bialek (CC BY-SA 3.0) 2 Elektronenmasse Was geht hier vor? Wieso bewegen sich plötzlich die Elektronen auf einer Kreisbahn und wie soll man nur durch Anlegen eines Magnetfeldes die Masse der Elektronen bestimmen können? Lass uns diesen Versuch von ganz vorne betrachten. ◮ Beschleunigung der Elektronen Zu Beginn werden in einer evakuierten Glasröhre Elektronen aus der Glühkathode herausgelöst und bilden dort eine Elektronenwolke. Sie sind dort kurzzeitig in Ruhe. Wird dann eine Beschleunigungsspannung U0 angelegt, bildet sich ein elektrisches Feld aus und die Elektronen werden aus der Ruhe zur Anode hin beschleunigt. In dieser befindet sich ein kleines Loch, durch das nur wenige Elektronen kommen. Es ist so klein, dass sich ein Elektronenstrahl bildet. Heizspule + Heizspule - - - + - - - - - - - - - + Beschleunigungsspannung U0 = 0 V An der Glühkathode entsteht eine Elektronenwolke. c Karlsruhe 2013 | SchulLV | Thomas Lauber Beschleunigungsspannung U0 Die Elektronen fliegen zur Anode und es bildet sich ein Elektronenstrahl aus. Seite 2/6 Vervielfältigung nur innerhalb einer Lehrer-/Klassen- oder Schullizenz und mit Hinweis auf PhysikLV erlaubt. www.PhysikLV.net P HYSIK Dein Lernverzeichnis Basiswissen | Aufgaben und Lösungen ◮ Teilchen in Feldern | Elektronenmasse PhysikLV-Skript Bei der Beschleunigung der Elektronen verrichtet das elektrische Feld die Arbeit Wel . Sie wird in kinetische Energie Wkin umgewandelt. Da die Röhre evakuiert ist, geht hierbei keine Energie verloren. Es gilt also der Energieerhaltungssatz: Wel = Wkin 1 e · U0 = · me ·v2 |{z} |{z} 2 |{z} konstant bekannt | · 2 me gesucht Die Ladungen e und die Masse me der Elektronen sollten bei dieser Betrachtung konstant bleiben. Die Spannung U0 wird von uns angelegt und gesteuert. Lediglich die Geschwindigkeit v ist von diesen Rahmenbedingungen abhängig und ist, nach obiger Umrechnung, folgendermaßen gegeben: v2 = 2 · e · U0 me Mit dieser Geschwindigkeit werden die Elektronen in das Magnetfeld die Glaskugel geschossen. ◮ Bewegung der Elektronen im Magnetfeld Das von dem orangenen Helmholtz-Spulenpaar erzeugte magnetische Feld ist in die Zeichenebene hinein gerichtet. Dies kannst du an den Kreuzen in den grauen Kreisen der rechten Abbildung entnehmen. Die linke Abbildung zeigt das Fadenstrahlrohr von vorne. Man sieht hier ebenfalls, dass die Feldlinien des Magnetfeldes durch die Glaskugel nach hinten weisen. Auch fällt auf, dass das Magnetfeld in dem Bereich, wo sich die Elektronen befinden, als nahezu homogen aufgefasst werden kann. Richtung der Feldlinien beim Betrachten des Fadenstrahlrohres von vorne. Die Elektronen werden vom Magnetfeld auf eine Kreisbahn gezwungen. Durch den Verlauf der Glasröhre im rechten Bild werden die Elektronen nach oben abgelenkt und sollten eigentlich geradeaus weiter fliegen. Diese Flugbahn ist von den hellen Elektronen dargestellt. Durch das Anlegen des Magnetfeldes allerdings werden die Elektronen auf eine Kreisbahn mit dem Radius r abgelenkt. Dies geschieht auf Grund der Lorentzkraft FL . Weiteres hierzu findest du im PhysikLV-Skrip Bewegung und Verhalten im B-Feld.“ ” c Karlsruhe 2013 | SchulLV | Thomas Lauber Seite 3/6 Vervielfältigung nur innerhalb einer Lehrer-/Klassen- oder Schullizenz und mit Hinweis auf PhysikLV erlaubt. www.PhysikLV.net P HYSIK Dein Lernverzeichnis Basiswissen | Aufgaben und Lösungen ◮ Teilchen in Feldern | Elektronenmasse PhysikLV-Skript Bewegen sich die Elektronen nach oben und ist das Magnetfeld in die Zeichenebene hinein gerichtet, so sorgt die Lorentzkraft FL dafür, dass diese nach rechts abgelenkt werden. Dies geht aus der LinkenHand-Regel hervor: Richtung des B-Feldes Richtung der Lorentzkraft Richtung der e- Die Linke-Hand-Regel veranschaulicht die Richtung der Lorentzkraft. Da sich die Bewegung der Elektronen bei Punkt 1 nach oben (blau) und nach rechts (rot) überlagern, ergibt sich die kommende Bewegungsrichtung (grün) des Elektrons aus der Vektoraddition dieser zwei Pfeile. In Punkt 2 ist die Bewegungsrichtung der Elektronen nun die vormals grün markierte Richtung. Da sich diese Richtung allerdings erneut mit der Lorentzkraft FL überlagert, fliegt das Elektron nach rechts. Bei Position 3 wird die vorher grün markierte kommende Bewegungsrichtung des Elektrons nun blau dargestellt und es erfolgt wieder eine Ablenkung durch die Lorentzkraft FL . Dieser Vorgang setzt sich in jedem Moment fort und führt dazu, dass sich das Elektron auf einer Kreisbahn (punktiert) verweilt. 2 3 1 Die Vektoraddition der aktuellen Bewegungsrichtung der Elektronen (blau) und der Lorentzkraft (rot) ergibt die kommende Bewegungsrichtung (grün) der Elektronen. Die Lorentzkraft FL (rot) hält also das Elektron auf der Kreisbahn und ist immer nach innen gerichtet. Sie wirkt hier als Zentripetalkraft FZ (siehe PhysikLV-Skript Rotationen“). ” Laut diesem Skript ist die Formel für die Zentripetalkraft FZ : FZ = m · c Karlsruhe 2013 | SchulLV | Thomas Lauber v2 r Seite 4/6 Vervielfältigung nur innerhalb einer Lehrer-/Klassen- oder Schullizenz und mit Hinweis auf PhysikLV erlaubt. www.PhysikLV.net P HYSIK Dein Lernverzeichnis Basiswissen | Aufgaben und Lösungen ◮ Teilchen in Feldern | Elektronenmasse PhysikLV-Skript Laut dem gleichnamigen PhysikLV-Skript lautet eine Formel für die Lorentzkraft FL , die die magnetische Flussdichte B enthält, folgendermaßen: FL = q · v · B Da wir nur Elektronen als Ladungsträger betrachten und diese die Elementarladung e aufweisen, verändert sich die Formel für die Lorentzkraft FL wie folgt: FL = q · v · B mit q = e = e·v·B Da hier die Lorentzkraft FL der Zentripetalkraft FZ entspricht, gilt das Kräftegleichgewicht wie folgt: FZ = FL me · v2 = e·v·B r Betrachten wir diese Gleichung, in der wir die Masse me eines Elektrons bestimmen möchten. Der Radius r des Leuchtkreises ist konstant und an Hand von Markierungen auf der Glaskugel gut ablesbar. Die magnetische Flussdichte B bleibt über den Versuch lang gleich und wird durch das HelmholtzSpulenpaar gesteuert. Die Ladung e der Elektronen ist ebenfalls konstant. Der Betrag der Geschwindigkeit v der Elektronen im Fadenstrahlrohr ist seit dem Durchfliegen durch die Anode gleich. Er ändert sich auch in der Glaskugel nicht, da die Elektronen eine gleichförmige Kreisbewegung durchführen (siehe PhysikLV-Skript Rotation“). Die bereits bestimmte Gleichung für ” die Geschwindigkeit v kannst du nun in die obige Gleichung einsetzen und kannst sie folgendermaßen umformen: v2 = e·v·B r r 2·e ·U 2·e·U me · = e ·B· me ·r me me · mit v2 = | 2 4 · U2 2·e·U = B2 · me r2 | · r2 4 2 · e · B2 · r 2 4 · me | · me U U= me = 2·e·U me e · B2 · r 2 2·U Wie bereits oben erwähnt, sind die Größen e, B, r und U über den Versuchszeitraum hinweg konstant und ihr Betrag hängt alleine vom Versuchsaufbau ab. In zahlreichen Versuchen wirst du feststellen können, dass der Wert der Elektronmasse me immer gleich bleibt. Sie ist eine Naturkonstante und besitzt den folgenden Wert: me = 9, 1 · 10−31 kg c Karlsruhe 2013 | SchulLV | Thomas Lauber Seite 5/6 Vervielfältigung nur innerhalb einer Lehrer-/Klassen- oder Schullizenz und mit Hinweis auf PhysikLV erlaubt. www.PhysikLV.net P HYSIK Dein Lernverzeichnis Basiswissen | Aufgaben und Lösungen ◮ Teilchen in Feldern | Elektronenmasse PhysikLV-Skript ◮ Beispiel: Massenverhältnisse Was kann man sich nun unter so einer kleinen Zahl vorstellen? Stellen wir uns das Verhältnis einer Elektronenmasse und eines Kilogramms, also z.B. einer 1L-Flasche Wasser vor. Das Verhältnis eines Elektron zu einer Flasche Wasser beträgt dann gerade die Masse des Elektrons. Also: me m1L-Flasche = 9, 1 · 10−31 kg Lässt sich dieses Verhältnis anschaulich auf der Erde darstellen? Nicht auf der Erde, doch in unserem Sonnensystem. Betrachten wir unsere Sonne. Sie besitzt die Masse mSonne = 2 · 1030 kg. Damit besitzen fünf Sonnen eine Masse von m5 Sonnen = 10 · 1030 kg = 1 · 1031 kg. Also selbst fünf Sonnen besitzen erst eine Masse von 1 · 1031 kg. Um also das gleiche Verhältnis zu erhalten, wie das von einer 1L-Flasche Wasser zu der Masse eines Elektrons, benötigen wir die Masse von 45 Sonnen: m5 Sonnen = 1 · 1031 kg | ·9 m45 Sonnen = 9 · 1031 kg Vergleichen wir dieses Ergebnis ebenfalls mit einer 1L-Wasserflasche, so erhalten wir folgendes Verhältnis: m1L-Flasche = 9 · 10−31 kg m45 Sonnen Das Massenverhältnis eines Elektrons zu einer 1L-Wasserflasche ist also in etwa so groß, wie das Verhältnis von dem Gewicht einer Wasserflasche zu 45 Sonnenmassen. c Karlsruhe 2013 | SchulLV | Thomas Lauber Seite 6/6 Vervielfältigung nur innerhalb einer Lehrer-/Klassen- oder Schullizenz und mit Hinweis auf PhysikLV erlaubt. www.PhysikLV.net