Geowatt AG - SwissGeoPower

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Prof. Dr. Hans-Olivier Schiegg
CEO SwissGeoPower
Projekt
"SGP-Petro-Geothermie"
Untersuchungen zu Energie und
Geometrie
August 2011
SGP-Petro-Geothermie
Kontakt:
GEOWATT AG
Dr. D. Ollinger, Dr. C. Baujard und Prof. Dr. T. Kohl
Dohlenweg 28
CH-8050 Zürich
SGP-Petro-Geothermie
INHALTVERZEICNHIS
EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG .....................................................................................................1
TEIL 1 ..........................................................................................................................................3
1.
2.
NUMERISCHES MODELL FÜR DIE SIMULATION DES WÄRMELANZENBETRIEBS ...........................3
1.1
Wärmelanzenkonzept ....................................................................................................3
1.2
Aufbau der Wärmelanzen ..............................................................................................5
VORBERECHNUNGEN ............................................................................................................8
2.1
Abschätzung der Durchflussraten und Bestimmung der Druckverluste ........................8
2.2
Bestimmung der optimalen Lanzengeometrie ............................................................ 10
3.
SIMULATIONSERGEBNISSE FÜR DIE FÖRDERBARE ENERGIE.................................................. 14
4.
ZUSAMMENFASSUNG .......................................................................................................... 17
TEIL 2 ....................................................................................................................................... 18
5.
EINLEITUNG ....................................................................................................................... 18
6.
DIMENSIONIERUNG DER WÄRMELANZE ............................................................................... 18
7.
SIMULATIONESERGEBNISSE................................................................................................ 18
ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSFOLGERUNGEN ..................................................................... 21
LITERATUR ................................................................................................................................ 22
SGP-Petro-Geothermie
EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG
Unser gegenwärtiges Energiesystem mit seiner starken Abhängigkeit von erschöpflichen
Energiequellen ist nicht nachhaltig und belastet aufgrund des Anteils an fossilen
Energieträgern das Klima durch CO2-Emmissionen. Durch die verstärkte Nutzung
einheimischer, erneuerbarer und CO2–neutraler Energieträger könnte diese Abhängigkeit
verringert werden und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Hierbei kann die
Nutzung der Geothermie einen wichtigen Platz einnehmen da sie im Gegensatz zu anderen
regenerativen Energiequellen wie Windkraft und Sonne grundlastfähig ist und weltweit
betrachtet zu den ergiebigsten erneuerbaren Energiequellen zählt.
Zur Nutzung der Geothermie gibt es unterschiedliche Ideen und Konzepte. Basierend auf der
Besprechung vom 30. März 2011 mit Prof. Schiegg, Prof. Rybach und Herrn Ollinger, und der
Offerte von Geowatt AG und dem Auftrag vom 10. Mai 2011 wird in dieser Studie das SGPPetro-Geothermie Konzept näher untersucht. Bei dem SGP-Verfahren wird eine Bohrung
mittels Spallation Drilling abgeteuft und der Wärmeentzug über geschlossene Wärmelanzen
realisiert, die in unterschiedlichen Winkeln den unteren Halbraum unter der Hauptbohrung
durchörtern. Hierbei stellen sich unter anderem Fragen zu der maximalen Wärmeleistung und
zur optimalen Geometrie des Systems.
Konkretes Ziel der Untersuchungen ist die Bearbeitung der folgenden Fragen:
Welches ist die maximale elektrische Leistung (Bandenergie in MW el) die über 20
Jahre drainiert werden kann?
Welches ist die optimale Positionierung der Lanzen?
Welche Abhängigkeit besteht zwischen der förderbaren Energie und der Anzahl der
Lanzen?
Die Randbedingungen und Annahmen für die Untersuchung der Fragen wurden hierbei wie
folgt vorgegeben:
SGP-Petro-Geothermie Konzept entsprechend den zur Verfügung gestellten
Unterlagen
Wärmestern in 6000m bei 190°C und 250°C
Wärmelanzen (4, 8, 18), Spitzen in 9000m bei 280°C
Abkühlung nach 20 Betriebsjahren um a) 20°C, b) 40°C
Vertikales Hauptbohrloch (6000m, mit 20"=51cm Durchmesser) mit 8"=20cm
Durchmesser "Return Line" und 30mm Isolation
Homogenität, Kontinuum, geschlossenes System
Da das Konzept der Wärmelanzen am ehesten mit der bestehender Technologie der Tiefen
Erdwärmesonden verglichen werden kann, wird zur Simulation des Betriebs der
Wärmelanzen auf die Erfahrungen mit Tiefen Erdwärmesonden zurückgegriffen (Teil 1 des
Berichts). Das erste Kapitel des ersten Berichtteils behandelt die Erstellung des numerischen
Modells zur Simulation der Wärmelanzen. Dieses Modell bildet im Weiteren die Grundlage
zur Bestimmung der optimalen Lanzengeometrie (Abschnitt 2.2) und die Berechnung der
förderbaren Energie für eine Auswahl an festgelegten Nutzungsszenarien, bei denen die
Abkühlung des Gesteins (bzw. der Fördertemperatur), das Temperaturprofil und die Anzahl
der Lanzen variiert werden. (Kapitel 3).
Im zweiten Teil des Berichts werden ergänzende Rechnungen für den Betrieb eines
modifizierten Wärmelanzensystems vorgestellt. Bei diesem System werden die Wärmelanzen
nicht sternförmig sondern in geeignetem Abstand vertikal in der Tiefe angeordnet. Der
horizontale Abstand der Wärmelanzen wird dabei so gross gewählt, dass keine Beeinflussung
der Wärmelanzen berücksichtigt werden muss. Der Durchmesser der Wärmelanzen ist im
1
SGP-Petro-Geothermie
Vergleich zu den Berechnungen im Teil I deutlich höher und orientiert sich mehr an den
denkbaren bohrtechnischen Möglichkeiten und
weniger an bestehenden Tiefen
Erdwärmesonden.
2
SGP-Petro-Geothermie
TEIL 1
1. NUMERISCHES MODELL FÜR DIE SIMULATION DES
WÄRMELANZENBETRIEBS
1.1
WÄRMELANZENKONZEPT
Bei dem SGP-Petro-Geothermie Konzept wird dem Gestein Wärme durch ein geschlossenen
Röhrensystem entzogen, in dem als Wärmeträger ein Fluid zirkuliert (siehe Fig. 1). Das
System besteht aus einem Hauptschacht (Tiefe bis 6000 m u. T.), einem Wärmestern und
mehreren 3000 m langen Wärmelanzen, die das Gestein, ausgehend vom Wärmestern, in
unterschiedliche Raumrichtungen durchörtern. In den Wärmelanzen durchströmt das Fluid ein
Koaxialrohr: im äusseren Rohr strömt das kalte Fluid nach unten und nimmt dabei Wärme
vom umgebenden Gestein auf. Im inneren, grösstenteils isolierten Rohr strömt das erwärmte
Fluid nach oben und transportiert damit die entzogene Wärme ebenfalls nach oben. Das
gleiche Konzept wird bei tiefen Erdwärmesonden (TEWS) verfolgt. Beispiele für tiefe
Erdwärmesonden in der Schweiz gibt es in Weissbad, Weggis und seit kurzem in Zürich
(Geothermieprojekt Triemli-Quartier, Bau 2011).
Fig. 1: Schema für das SGP-Petro-Geothermie Konzept
3
SGP-Petro-Geothermie
Für die TEWS Weggis liegen umfangreiche Informationen bezüglich dem Aufbau und dem
Betrieb vor. Mit eine Endteufe von 2302 m ist die Länge der Sonde vergleichbar mit der
Länge der Wärmelanzen. Als Grundlage für die Entwicklung des numerischen Modells für die
Wärmelanze wurde daher die TEWS Weggis gewählt (Schema siehe Fig. 2).
Fig. 2: Ausbau der Bohrung Weggis als tiefe koaxiale Erwärmesonde (nach Eugster &
Füglister (1997))
4
SGP-Petro-Geothermie
1.2
AUFBAU DER WÄRMELANZEN
23 m
Verrohrung I
98 m
Verrohrung III
667 m
1264 m
2320 m
2321 m
2479 m
Verrohrung II
Verrohrung IV
2784 m
2973 m
2991 m
3000 m
Fig. 3: Schematischer Schnitt durch die Wärmelanze. Der Aufbau orientiert sich an der
bestehenden tiefen Erdwärmesonde Weggis. Die vertikale Ausdehnung wurde von
2302 m auf eine Länge von 3000 m skaliert.
In Fig. 3 wird ein schematischer Schnitt durch die Wärmelanze gezeigt, die sich im Aufbau
und den Dimensionen an der TEWS Weggis orientiert. Bei den Dimensionen wurde
nur die vertikalen Abmessungen auf die gewünschte Länge der Wärmelanzen
skaliert. Aus dieser Abbildung geht hervor, dass das System aus mehreren
Komponenten besteht, welche unterschiedliche Bedeutung für den Betrieb der
TEWS haben. Ein wesentlicher Teil des System ist das isolierte Förderrohr. Diese
Isolation ist für einen effizienten Betrieb der Sonde unabdingbar, da das erwärmte
Fluid im Förderrohr ohne die Isolation ständig durch das injektierte Fluid im
Aussenrohr abgekühlt würde. Im tieferen Teil der Sonde ist das Förderrohr nicht so
gut isoliert, da die Temperaturdifferenz zwischen dem inneren und dem äusseren
Fluid nicht so hoch ist und eine dicke Isolierung die hydraulischen Druckverluste
erhöhen würde. Bei der Simulation der Erdwärmesonde müssen auch die weiteren
Materialien berücksichtigt werden, da sich die Wärmeleitfähigkeiten (Beispiel
Verrohrungsstahl und Hinterfüllung) stark unterscheiden. Tab. 1
Die genaue Dimensionierung der Komponenten wirkt sich sowohl auf den Wärmefluss als
auch auf den Druckabfall in den Rohren aus, der bei der Zirkulation des Fluids aufgrund von
5
SGP-Petro-Geothermie
Reibungsverlusten auftritt. Die radialen Abmessungen der TEWS Weggis wurden für die
Erstellung des Wärmelanzenmodells übernommen und werden in Tab. 2 im einzelnen
aufgeführt. Das gleiche gilt für die verwendeten Materialeigenschaften der unterschiedlichen
Sondenbestandteile (siehe Tab. 3). Die Längenausdehnung der Sondenbestandteile wurden
der Länge der Wärmelanzen angepasst und so skaliert, dass die Gesamtlänge 3000 m
beträgt.
Tab. 2: Abmessungen der Verrohrung und des Leitungssystems der Erdwärmesonde Weggis
Inner
Radius
Äusserer
Radius
ri [m]
Wanddicke
ro [m]
[m]
Querschnitt
2
A [m ]
-3
Verrohrung I
0.0205
0.0365
0.016 1.32 10
a: Innere Leitung (1 1/2'')
0.0205
0.0255
0.005
b: Vakuumschicht (0.2 bar)
0.0255
0.0315
0.006
c: Äussere Leitung (2 7/8'')
0.0315
0.0365
0.005
Verrohrung II
0.0246
0.0302
Verrohrung III
0.0799
0.0889
0.009 2.064 10
-2
Verrohrung IV
0.0629
0.0699
0.007 1.243 10
-3
0.0056 1.90 10
-3
Tab. 3: Thermische Eigenschaften der Erdwärmesonde
Material
Wärmeleitfähigkeit
Spez. Wärmekapazität
[W/mK]
[J/m K]
3
2
1.6000 10
6
Tech. Zwischenverrohrung
50
3.5370·10
6
Gestein
3.
2.0800·10
6
Ankerrohrtour
50
3.5370·10
6
Wasser
0.6
4.1745·10
6
Hinterfüllung
Luft (0.2bar)
-2
2.50·10
251.25
Auf Grundlage der vorhandenen Daten zu Abmessungen und Materialeigenschaften der
TEWS Weggis wurde ein numerisches Gitter für die Wärmelanzen erstellt. Aufgrund der
Symmetrieeigenschaften des Systems kann zur Simulation ein radialsymmetrisches Gitter
verwendet werden. Die Diskretisierung muss daher nur in radialer und in Längsrichtung
erfolgen. In Fig. 4 wird ein Ausschnitt des numerischen Gitters im Nahbereich der Sonde
gezeigt. Die Auflösung des Gitters ist im Bereich der Sonde sehr hoch und nimmt nach
aussen deutlich ab. Insgesamt enthält das Modell 1012 Elemente und 1036 Knoten. Radial
6
SGP-Petro-Geothermie
hat das Modell eine Ausdehnung von 1 km. Vertikal hat das Modell eine Ausdehnung von
6. km.
Das numerische Gitter bildet die Basis für die Simulation des Wärmelanzenbetriebs (siehe
Kapitel 3) mit dem Finite Elemente Programm FRACTure (Kohl und Hopkirk, 1995).
Fig. 4: Numerisches Gitter für eine Wärmelanze auf Basis der Dimensionen der bestehenden
tiefen Erdwärmesonde Weggis. Gezeigt wir der Ausschnitt im Nahbereich der
Sonde mit Komponenten wie Förderrohr, Isolierung des inneren Förderrohrs,
Hinterfüllung etc..
7
SGP-Petro-Geothermie
2. VORBERECHNUNGEN
2.1
ABSCHÄTZUNG DER DURCHFLUSSRATEN UND BESTIMMUNG DER
DRUCKVERLUSTE
Zur Förderung der Wärme aus dem Untergrund wird in den Wärmelanzen mittels Pumpen ein
Fluid als Wärmeträger zirkuliert. Aufgrund der Reibung in den Rohrleitungen treten
Druckverluste in den Leitungen auf die durch eine entsprechende Pumpenleistung
ausgeglichen werden müssen. Da die Druckverluste stark von der Durchflussmenge
abhängen ist auch die benötigte Pumpenenergie stark vom Durchfluss abhängig. Je nach
Höhe der Durchflussmenge kann die benötigte Pumpenenergie einen erheblichen Anteil an
der geförderten Energie haben und muss daher in der Gesamtbilanz berücksichtigt werden.
In die Berechnung der Druckverluste gehen neben dem Durchfluss eine Reihe weiterer
Faktoren ein (siehe auch Tab. 4). Zu diesen Faktoren gehören die Rohrdurchmesser,
Rohrlängen, Rohrtypen (inneres bzw. äusseres Koaxialrohr) und die Rauhigkeit der
Rohroberflächen. Wie bereits erwähnt hat die Durchflussmenge einen erheblichen Anteil an
dem Druckverlust, da die Strömung bei hohem Durchfluss turbulent wird und dadurch ein
höherer Druckverlust entsteht. Verwendet man zur Berechnung der Druckverluste die
Parameter aus Tab. 4, so erhält man für die Abhängigkeit des Druckverlusts von der
Durchflussmenge die Beziehung, die in Fig. 5 dargestellt wird. So ergibt sich beispielsweise
für einen Gesamtdurchfluss von 17.5 l/s und 8 Wärmelanzen ein Druckverlust von etwa
125 bar. Dies entspricht einer notwendigen Pumpenleistung von etwa 150 kW, wenn man
einen Wirkungsgrad der Pumpe von 70% annimmt (siehe Fig. 6).
Sinnvolle Fliessraten der Wärmelanzen bewegen sich aus diesen Überlegungen im Bereich
von wenigen Litern pro Sekunde. Hohe Fliessraten sind aber auch aus dem Blickwinkel der
reinen Wärmeförderung nur begrenzt sinnvoll, da das Fluid Zeit benötigt die Wärme aus dem
Gestein aufzunehmen (siehe Ergebnisse Kapitel 3 "Simulationsergebnisse").
Tab. 4: Parameter zur Berechnung des Druckverlusts im Wärmelanzensystem
Parameter
Wert
Fördermedium:
Wasser
Dichte des Fluids
998,206 kg/m³
Dynamische Viskosität:
1001,61 10 kg/ms
Rohrrauhigkeit:
0,10 mm
-6
8
SGP-Petro-Geothermie
Fig. 5: Druckverluste in dem SGP-Wärmelanzensystem (Hauptschacht und Wärmelanzen) in
Abhängigkeit vom Gesamtdurchfluss.
Fig. 6: Erforderlichen Pumpenleistung für den Betrieb des SGP-Wärmelanzensystem
Abhängigkeit vom Gesamtdurchfluss.
in
9
SGP-Petro-Geothermie
2.2
BESTIMMUNG DER OPTIMALEN LANZENGEOMETRIE
Zur Bestimmung der optimalen Geometrie für die Anordnung der Wärmelanzen wurde
zunächst die Abkühlung im Umfeld einer vertikal orientierten einzelnen Wärmelanze
berechnet, um den Einfluss auf eine benachbarte Wärmelanze abschätzen zu können. In Fig.
7 wird das Simulationsergebnis für die Temperatur im Umfeld der Wärmelanze nach 20
jähriger Betriebszeit gezeigt. Der Simulation liegen die folgenden Vorgaben zugrunde:

Durchfluss in der Lanze: 3 l/s,

Temperatur in 6000 m, 190°C,

Temperatur in 9000 m, 280°C.
Deutlich zu erkennen ist, dass der Einfluss der Wärmeförderung auf das nähere Umfeld der
Sonde beschränkt bleibt, obwohl die Fliessrate vergleichsweise hoch angesetzt wurde und
dadurch eine grössere Abkühlung zu erwarten ist.
Fig. 7: Simulationsergebnis für die Temperatur im Umfeld einer Wärmelanze nach 20 jähriger
Betriebszeit bei einer Fliessrate von 3 l/s.
Im nächsten Schritt wurden für unterschiedliche Orientierungswinkel einer zusätzlichen
Wärmelanze die Temperaturen entlang der Achse dieser Lanze extrahiert analysiert. Die
jeweiligen Lanzen liegen dabei in der y-z-Ebene, starten beim Wärmestern (y=, z=-6000 m)
und schliessen mit der z-Achse einen Winkel von α ein. Die extrahierten Temperaturprofile
wurden über die Lanzenachse gemittelt. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist in den
Abbildungen Fig. 8 und Fig. 9 dargestellt.
Fig. 8 kann man entnehmen, dass bei sehr kleinen Winkeln zwischen der vertikalen
Wärmelanze und der zusätzlichen Wärmelanze die Temperatur im oberen Bereich der neuen
Lanze stark von der Abkühlung durch die vertikale Lanze betroffen ist. Bei grösseren Winkeln
reduziert sich dieser Einfluss, gleichzeitig erreicht die flacher liegende Lanze nicht mehr die
gleiche Tiefe wie die vertikalen Lanze und die Temperatur im unteren Teil der Lanze ist
entsprechend geringer. Ein kleiner Winkel ist wegen dem grossen Einfluss der Nachbarlanze
ungeeignet und ein grosser Winkel wegen der Abweichung zu der vertikalen
Temperaturzunahme. Die optimale Lage wird erreicht, wenn die Wärmelanze möglichst steil
10
SGP-Petro-Geothermie
nach unten verläuft aber gleichzeitig weit genug von der Abkühlungszone der Nachbarlanze
entfernt bleibt um einen negativen Einfluss zu vermeiden
Fig. 8: Extrahierte Temperaturprofile für verschiedene Winkel zwischen z-Achse und
Wärmelanze.
Fig. 9: Mittelwerte der Temperaturen entlang der jeweiligen Wärmelanze in Abhängigkeit des
Winkels zwischen z-Achse und Wärmelanze.
11
SGP-Petro-Geothermie
Um den optimalen Orientierungswinkel zu finden wurden die extrahierten Temperaturprofile
für jeden Winkel gemittelt. In Fig. 9 werden diese Mittelwerte in Abhängigkeit des
Orientierungswinkels dargestellt. Als Ergebnis dieser Analyse zeigt sich, dass ein
Orientierungswinkel von 10° die günstigsten Bedingungen für eine Wärmeförderung mit einer
zusätzlichen Lanze führt. Diese Abschätzung kann als konservativ gelten, da die
zugrundegelegte Fliessrate relativ hoch angesetzt wurde und nur die Zeit am Ende des
Betriebs (nach 20 Jahren) betrachtet wurde.
Bei der Bestimmung der räumlichen Anordnung von 4, 8 und 18 Lanzen wurden die
Raumwinkel deshalb so gewählt, dass zwischen den direkt benachbarten Wärmelanzen ein
Winkel von 10° vorhanden ist. Ausserdem wurden die Lanzen so orientiert, dass die
Verbindung der Endpunkte dreier benachbarter Lanzen ein gleichseitiges Dreieck ergibt und
die gebildeten Dreiecke aneinander grenzen. Eine dreidimensionale Darstellung des
transparenten Gesteinskörpers mit schematisch angedeuteten Wärmelanzen und dem
Hauptschacht befindet sich in Fig. 10. Um die drei Fälle für die unterschiedliche Anzahl der
Lanzen (4, 8, 18) besser unterscheiden zu können wurden die Lanzen durch entsprechende
Farbgebung gekennzeichnet (rot: 4 Lanzen, grün: zusätzliche Lanzen für die 8 LanzenKonfiguration, blau: zusätzliche Lanzen für die 18 Lanzen-Konfiguration).
Fig. 10: Schema für das Wärmelanzenmodell mit optimierter Anordnung der Wärmelanzen.
12
SGP-Petro-Geothermie
Zusätzlich zu der dreidimensionalen Darstellung der Lanzenanordnung in Fig. 10 wird in Fig.
11 die Projektion der Lanzenendpunkte auf die x-y-Ebene dargestellt. Im Zentrum der
Anordnung befindet sich der Schacht. Um den Schacht gruppieren sich die Endpunkte der
Wärmelanzen.
Fig. 11: Projektion der Endpunkte der Wärmelanzen auf die x-y-Ebene für eine optimierte
Anordnung der Lanzen.
13
SGP-Petro-Geothermie
3. SIMULATIONSERGEBNISSE FÜR DIE FÖRDERBARE ENERGIE
Die Wärmelanzen sind das Kernstück des Wärmeentzugsystems. Der Hauptschacht trägt zur
geförderten Energie nur wenig bei, da sich Wärmegewinne im unteren Teil des Schachts und
Wärmeverluste im oberen Teil (bei geringer Gesteinstemperatur) in etwa die Waage halten
(die mittlere Temperatur des Schachts liegt nahe bei der Injektionstemperatur). Die
Berechnung der förderbaren Wärme stützt sich daher auf die Simulationen für den
Wärmelanzenbetrieb. Grundlage für die durchgeführten Simulationen ist das numerische
Lanzenmodell, das in Kapitel 0 beschrieben wurde. Die Berechnung der
Temperaturverteilung wurde dabei mit einer Weiterentwicklung des FE Computerprogramms
FRACTure (Eugster und Füglister, 1997; Kohl und Hopkirk, 1995) durchgeführt.
Bei den Simulationen für den Wärmelanzenbetrieb wurden,
SwissGeoPower AG entsprechend, die folgenden Fälle unterschieden:
dem
Auftrag
der
zwei vorgegebene Temperaturprofile: a) 190°C in 6000 m u. T. b) 250°C in 6000 m
u. T.. Die Temperatur in 9000 m u. T. beträgt jeweils 280°C.
zwei unterschiedliche Werte für die Abkühlung des Gesteins (bzw. der
Fördertemperatur) nach 20 Betriebsjahren: a) Abkühlung um 20 K, b) Abkühlung um
40 K.
Zusätzlich wurde bei der Berechnung der förderbaren Energie drei weitere Varianten
unterschieden: Entzug der Wärme mit: a) 4 Lanzen, b) 8 Lanzen und c) 18 Lanzen.
In Fig. 12 wird das Simulationsergebnis für die zeitliche Entwicklung der Fördertemperatur
gezeigt, die sich ergibt, wenn für das Anfangstemperaturprofil Temperaturwerte von 190°C in
6000 m u. T. und 280°C in 9000 m u. T. vorgegeben werden. Der Durchfluss wurde bei der
Simulation so gewählt, dass die Fördertemperatur im Lauf des 20 jährigen Betriebs um 20 K
abnimmt (die Abkühlung der Fördertemperatur geht hierbei auf eine entsprechende mittlere
Abkühlung der relevanten Gesteinsschichten zurück). Eine Abkühlung um 20 K wurde bei
einem Durchfluss von 0.6 l/s pro Wärmelanze erreicht.
Fig. 12: Simulationsergebnis für die zeitliche Entwicklung der Fördertemperatur einer
vertikalen Wärmelanze bei einem vorgegebnen Anfangstemperaturprofil von 190°C
in 6000 m u. T. und 280°C in 9000 m u. T..
14
SGP-Petro-Geothermie
Aus Fig. 12 geht hervor, dass die Fördertemperatur am Anfang des Betriebs sehr stark
abnimmt und danach immer weniger stark sinkt. Grund für die starke Abkühlung in der
Anfangsphase ist die grosse Abkühlung des Gesteins in direkter Nachbarschaft der Lanze.
Die Ergebnisse für die Simulationen und für die förderbare Wärme und die elektrische
Energie werden in Tab. 5 zusammengefasst. Grundlage für die Berechnung der elektrischen
Leistung ist der Konversionswirkungsgrad. Der erzielbare Konversionswirkungsgrad hängt
von dem technischen Prozess der Konversion und von der Temperatur ab. Die
entsprechenden Zusammenhänge werden für unterschiedliche Prozesse in Fig. 13
dargestellt. Obere physikalische Grenze für den Wirkungsgrad ist der Carnot-Wirkungsgrad.
Aus technischer Sicht können mit dem Double Flash Prozess bei 220°C etwa 12%
Wirkungsgrad erreicht werden. Dieser Wert wurde den Berechnungen der elektrischen
Leistung zugrunde gelegt.
Tab. 5: Zusammenfassung der Simulationsergebnisse und berechnete Werte für förderbare
Wärme und elektrischer Energie für unterschiedliche Randbedingungen und
Konfigurationen.
ΔT
T6000
[°C]
[°C]
N
190
q
Pth
Pel
[l/s]
[MW]
[MW]
Eth
[GWh / 20a]
f
[J / 20a]
4
2.4
1.42
0.17
248.90
8.96E+14
0.69%
8
4.8
2.83
0.34
495.42
1.78E+15
1.37%
18
10.8
5.59
0.67
979.94
3.53E+15
2.71%
4
2.6
1.75
0.21
306.81
1.10E+15
0.85%
8
5.2
3.49
0.42
612.67
2.21E+15
1.69%
18
11.7
6.96
0.84
1221.08
4.40E+15
3.37%
4
4.8
2.52
0.30
442.03
1.59E+15
0.61%
8
9.6
5.02
0.60
879.62
3.17E+15
1.21%
18
21.6
9.92
1.19
1739.01
6.26E+15
2.40%
4
5
2.98
0.36
523.13
1.88E+15
0.72%
8
10
5.96
0.71
1044.59
3.76E+15
1.44%
18
22.5
11.87
1.42
2081.58
7.49E+15
2.88%
20
250
190
40
250
Bedeutung der Spalten:
ΔT: Abnahme der Fördertemperatur nach 20 Betriebsjahren, T6000: Temperatur in 6000 m u. T., N: Anzahl der
Wärmelanzen, q: Gesamtdurchfluss im Wärmelanzensystem, Pth: mittlere thermische Förderleistung, Pth: mittlere
elektrische Förderleistung, Eth: geförderte Wärmemenge in 20 Betriebsjahren, f: Anteil der geförderten Wärme in
Bezug auf die entzogene Wärmeenergie eines Gesteinskegels mit einem Radius der Grundfläche von 1000 m der
um den gleichen Temperturwert abgekühlt wird wie die Fördertemperatur während des 20 jährigen Betriebs abnimmt.
Aus Tab. 5 geht hervor, dass die maximale elektrische Leistung von etwa 1.4 MW el bei der
Berechnungsvariante für eine Abkühlung der Fördertemperatur um 40 K , einer Temperatur in
6000 m u. T. und bei einer Wärmelanzenanzahl von 18 zu erreichen ist. Die in 20 Jahren
geförderte Wärme beträgt bei dieser Variante etwa 2080 GWh. Setzt man diese Energie in
15
SGP-Petro-Geothermie
Relation zu der Wärme die einem Gesteinskegel (Radius der Kreisgrundfläche 1000 m)
entzogen werden muss um sie um 40 K abzukühlen, dann ergibt sich ein
Wärmegewinnungsfaktor f von etwa 2.9%.
Die Berechnungen zeigen, dass bei einer Maximalanzahl der Wärmelanzen von 18 Lanzen
ein nahezu linearer Zusammenhang zwischen geförderter Wärme und der Anzahl der Lanzen
besteht. Grund ist der relativ kleine Winkel der Wärmelanzen zur Vertikalen. Erst bei einer
höheren Anzahl der Wärmelanzen werden grosse Winkel zwischen den zusätzlichen Lanzen
und der Vertikalen erreicht, die dazu führen, dass die Endpunkte der Lanzen in geringeren
Tiefen mit geringerer Temperatur liegen.
Tab. 6: Gesamtwärmeaustauschfläche, Aw für die 3 vorgegebenen Varianten bezüglich der
Anzahl der Wärmelanzen. Bezugsfläche ist die Oberfläche der Injektionsrohre.
2
Lanzen
Aw [m ]
4
6360
8
12720
18
28620
Fig. 13: Konversionswirkungsgrad in Abhängigkeit von Temperatur und Prozess.
16
SGP-Petro-Geothermie
4. ZUSAMMENFASSUNG
Im ersten Teil der vorliegenden Studie wurde im Auftrag der SwissGeoPower die optimale
Geometrie für das SGP-Wärmeentzugsystem bestimmt und der Energieertrag für
verschiedene
Nutzungsvarianten
berechnet.
Bei
dem
untersuchten
SGPWärmeentzugsystem handelt es sich um ein geschlossenes System das aus einem
Hauptschacht, einem Wärmestern und mehreren Wärmelanzen besteht, die das Gestein,
ausgehend vom Wärmestern, in unterschiedliche Raumrichtungen des unteren Halbraums
durchörtern. Das Kernstück des Systems sind die Wärmelanzen. Der Hauptschacht trägt bei
den vorgegebenen Randbedingungen (Tiefe des Hauptschachts und Temperaturprofil) nur
wenig zur Wärmegewinnung bei, da die Injektionstemperatur (T inj=80°C) nur wenig von der
mittleren Temperatur entlang der Wärmeaustauchfläche abweicht.
Das Funktionsprinzip der Wärmelanzen entspricht dem Verfahren, das bereits bei tiefen
Erdwärmesonden verwendet wird. Als Grundlage für die numerische Simulation der
Wärmelanzen wurden daher die Parameter einer bestehenden tiefen Erdwärmesonde
(TEWS) verwendet, wobei die Tiefenausdehnung der verwendeten Referenzsonde Weggis
von tatsächlichen 2300 m auf 3000 m hochskaliert wurde. Die horizontalen Dimensionen
(Rohrdurchmesser) und physikalischen Parameter wie Wärmeleitfähigkeiten von Rohren,
Isolierung und Hinterfüllung wurden übernommen.
Vor der eigentlichen Analyse des Energieertrags des Gesamtsystems wurden
Voruntersuchungen zu möglichen Fliessraten und zur optimalen Lanzengeometrie
durchgeführt. Sinnvolle Fliessraten sind nach oben begrenzt, da durch die Reibung in den
Rohren Druckverluste auftreten, die mit steigender Fliesrate zunehmen und spätestens beim
Auftreten von Turbulenz eine erhebliche Pumpenleistung erfordern die in einem vernünftigen
Verhältnis zur förderbaren Energie stehen müssen. Aus der Voruntersuchung zeigt sich, dass
bei einer Gesamtfliessrate von 17.5 l/s und 8 Wärmelanzen eine elektrische Pumpenleistung
von 150 kW notwendig ist.
Im zweiten Teil der Voruntersuchung wurde die Frage der optimalen Lanzengeometrie
geklärt. Hierzu wurde der Einfluss zweier benachbarter Wärmelanzen in Abhängigkeit des
Winkels zwischen den Lanzen analysiert. Als Ausgangspunkt dieser Analyse diente das
Temperaturfeld, das sich nach 20 jährigem Betrieb einer vertikal orientierten Lanze ergibt. Die
Untersuchung hat gezeigt, dass bei einem Winkel von 10° zwischen der vertikalen Lanze und
der benachbarten Lanze optimale Bedingungen für den Wärmeentzug erreicht werden
können. In diesem Fall ist die benachbarte Lanze weit genug vom Abkühlungsbereich der
Referenzlanze entfernt und gleichzeitig ist der Winkel klein genug um die hohen
Temperaturen in der Tiefe optimal zu nutzen. Die räumliche Anordnung der Wärmelanzen für
die 3 vorgegebenen Werte für die Anzahl der Lanzen wurde auf Basis des ermittelten Winkels
für zwei benachbarte Lanzen ermittelt (aneinander grenzende gleichseitige Dreiecke
zwischen den Endpunkten der Lanzen).
Für die Berechnung der förderbaren Energie wurden im Auftrag unterschiedliche
Randbedingungen festgelegt:
Wärmestern in 6000m bei 190°C und 250°C
Wärmelanzen (4, 8, 18), Spitzen in 9000m bei 280°C
Abkühlung nach 20 Betriebsjahren um a) 20°C, b) 40°C
Um die beiden Varianten für die Abkühlung des Gesteins simulieren zu können, wurde die
Fliessrate jeweils so bestimmt, dass die Fördertemperatur nach 20 Jahren um 20 K bzw. 40 K
abnahmen (da die Abnahme der Fördertemperatur auf die Abkühlung der relevanten
Gesteinsschicht zurückzuführen ist, bedeutet eine Abnahme der Fördertemperatur eine
entsprechende mittlere Abkühlung der relevanten Gesteinsschichten).
Aus den Berechnungen ergab sich im ungünstigsten Fall (Wärmestern bei 190°C, 4
Wärmelanzen, Abkühlung um 20 K) eine mittlere thermische Entzugsleistung von 1.4 MW
17
SGP-Petro-Geothermie
(bei einer Betriebszeit von 20 Jahren) und im günstigsten Fall (Wärmestern bei 250°C, 18
Wärmelanzen, Abkühlung um 40 K) eine mittlere thermische Entzugsleistung von 11.9 MW.
Die entsprechenden elektrischen Leistungen wurden unter Berücksichtigung des
Konversionswirkungsgrads berechnet und betragen im ungünstigsten Fall 0.17 MW el bzw.
1.4 MW el im günstigsten Fall. Bei der Bestimmung der Netto-Leistung muss allerdings noch
die Pumpenleistung berücksichtigt werden. Bei Fliessraten von 2.4 l/s (ungünstigster Fall)
beträgt die erforderliche Pumpenleistung etwa 2 kW und bei 22.5 l/s (günstigste Variante
bezüglich Wärmeentzug) beträgt die erforderliche Pumpenleistung etwa 310 kW.
Die relative Wärmeausbeute kann bestimmt werden, wenn man die technisch förderbare
Wärme zu der gespeicherten Wärme ins Verhältnis setzt. Bezieht man sich bei der
gespeicherten Wärme auf einen Gesteinskegel der den Wärmestern näherungsweise umfasst
(Radius Kegelgrundfläche 1000 m) und bezüglich der Temperatur auf die Vorgaben zur
Abkühlung (20 k bzw. 40 K), dann ergibt sich für den ungünstigsten Fall eine relative
Wärmeausbeute von 0.7% und im günstigsten Fall eine Ausbeute von 2.9%.
TEIL 2
5. EINLEITUNG
Ergänzend zum ersten Teil des Berichts werden im Folgenden die Ergebnisse von den
Berechnungen für ein modifiziertes Wärmelanzensystem vorgestellt. Bei diesem System
werden die Wärmelanzen nicht sternförmig, sondern in geeignetem Abstand vertikal in der
Tiefe angeordnet und über ein horizontales Netz von Leitungen in 6000 m u. T. an den
Zentralen Schacht angebunden. Der horizontale Abstand der Wärmelanzen wird dabei so
gross gewählt, dass keine Beeinflussung der Wärmelanzen berücksichtigt werden muss. Die
Simulationsergebnisse für den Betrieb einer Wärmelanze können daher auf alle weiteren
Wärmelanzen übertragen werden.
Im Hinblick auf neue, denkbare Bohrtechniken wird für die Wärmelanzen ein deutlich
grösserer Durchmesser angenommen und weiterhin wird davon ausgegangen, dass auf
Hinterfüllungsmaterial und äussere Verrohrung verzichtet werden kann.
6. DIMENSIONIERUNG DER WÄRMELANZE
Grundlage für das numerische Modell der Wärmelanze ist das Modell aus dem ersten Teil
des Berichts (siehe Kapitel 1). Das neue Modell unterscheidet sich von dem ursprünglichen
Modell in erster Linie durch die grösseren Durchmesser der Bohrung bzw. Verrohrung für die
Wärmelanzen. Durch eine entsprechende horizontale Skalierung des ursprünglichen Modells
beträgt der äussere Durchmesser der Verrohrung III (siehe Fig. 3 und Tab. 2) im neuen
Modell 51 cm, statt 17.8 cm im ursprünglichen Modell.
Im neuen Modell wird weiterhin davon ausgegangen, dass aufgrund der eingesetzten
Bohrtechnik keine Hinterfüllung und Verrohrung des Bohrlochs notwendig ist. Daher werden
die entsprechenden Materialeigenschaften in dem neuen Modell so festgelegt, dass sie dem
umliegenden Gestein entsprechen.
7. SIMULATIONESERGEBNISSE
Analog zu den Simulationen im Teil 1 des Berichts wurden die Berechnungen für 2
unterschiedliche Vorgaben für die Abkühlungen des Gesteins und für das Temperaturprofil
durchgeführt:
Abkühlung der Fördertemperatur um 20 K bzw. 40 K nach 20 Jahren Betriebszeit,
18
SGP-Petro-Geothermie
Temperatur in 6000 m Tiefe 190°C bzw. 250°C.
Die Ergebnisse der Berechnungen werden in Tab. 7 zusammengefasst. Die höchste
thermische Leistung von etwa 7.9 MW kann erzielt werden, wenn die Temperatur in 6000 m
Tiefe 250°C beträgt und eine maximale Abkühlung der Fördertemperatur um 40 K nach 20
Jahren Betriebszeit zugelassen wird. Die erforderliche Fliessrate beträgt in diesem Fall
12.1 l/s. Vergleicht man diese Werte mit den entsprechenden Ergebnissen aus dem Teil 1,
ergibt sich eine Steigerung der thermischen Leistung der Wärmelanzen um etwa eine
Grössenordnung.
Als weiteres Simulationsergebnis wird in Fig. 14 und Fig. 15 die räumliche Verteilung der
Untergrundtemperatur nach 20 Betriebsjahren für unterschiedliche Randbedingungen
bezüglich der maximal zugelassenen Abkühlung der Fördertemperatur dargestellt. Aus den
Darstellungen kann man entnehmen, dass für beide Fälle der Abkühlungsbereich des
Gesteins auf einen Radiusbereich von weit unter 200 m beschränkt bleibt.
Tab. 7: Zusammenfassung der Simulationsergebnisse und berechnete Werte für förderbare
Wärme und elektrischer Energie für unterschiedliche Randbedingungen bezüglich
der Abkühlung (ΔT) und des Temperaturprofils (T6000).
ΔT
T6000
q
Pth
Pel
[°C]
[°C]
[l/s]
[MW]
[MW]
20
190
5.1
3.25
0.39
569.84
2.05E+15
20
250
5.9
4.20
0.50
736.20
2.65E+15
40
190
10.2
6.12
0.73
1072.21
3.86E+15
40
250
12.1
7.89
0.95
1383.46
4.98E+15
Eth
[GWh / 20a]
[J / 20a]
Bedeutung der Spalten:
ΔT: Abnahme der Fördertemperatur nach 20 Betriebsjahren, T6000: Temperatur in 6000 m u. T., q: Durchfluss in der
Wärmelanze, Pth: mittlere thermische Förderleistung, Pth: mittlere elektrische Förderleistung, Eth: geförderte
Wärmemenge in 20 Betriebsjahren.
19
SGP-Petro-Geothermie
Fig. 14: Simulationsergebnis für die Temperatur im Umfeld der Wärmelanze nach 20 jähriger
Betriebszeit bei einer Fliessrate von 5.1 l/s (Abkühlung des Gesteins 20 K,
T6000=190°C).
Fig. 15: Simulationsergebnis für die Temperatur im Umfeld der Wärmelanze nach 20 jähriger
Betriebszeit bei einer Fliessrate von 5.1 l/s (Abkühlung des Gesteins 40 K,
T6000=190°C).
20
SGP-Petro-Geothermie
ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSFOLGERUNGEN
Im ersten Teil des Berichts wurde ein Wärmelanzensystem behandelt, dass sich bei der
Dimensionierung der Wärmelanzen stark an vorhandenen Systemen für den Wärmeentzug
orientiert (Tiefe Erdwärmesonden). Zusammenfassend lässt sich für diesen ersten Teil des
Berichts feststellen, dass den Vorteilen des geschlossenen Systems (Unabhängigkeit von
den geologischen Untergrundverhältnissen, Vermeidung chemischer Prozesse durch den
Kontakt von Fluid und Gestein etc.) eine relativ geringe Wärmeausbeute gegenübersteht.
Grund für die geringe Wärmeentzugsleistung ist die kleine Austauschfläche mit dem Gestein
und die geringe Wärmeleitfähigkeit des Gesteins. Aufgrund des zunehmend grösser
werdenden Kältetrichters im Umfeld der Wärmelanzen, muss die Wärme aus immer
grösseren Entfernungen aus dem relativ schlecht leitenden Gestein zu der
Wärmeaustauschfläche fliessen.
Aus den Berechnungen ergab sich im ungünstigsten Fall (Wärmestern bei 190°C, 4
Wärmelanzen, Abkühlung um 20 K) eine mittlere thermische Entzugsleistung von 1.4 MW
(bei einer Betriebszeit von 20 Jahren) und im günstigsten Fall (Wärmestern bei 250°C, 18
Wärmelanzen, Abkühlung um 40 K) eine mittlere thermische Entzugsleistung von 11.9 MW.
Die entsprechenden elektrischen Leistungen wurden unter Berücksichtigung des
Konversionswirkungsgrads berechnet und betragen im ungünstigsten Fall 0.17 MW el bzw.
1.4 MW el im günstigsten Fall.
Im zweiten Teil des Berichts wird ein Wärmelanzensystem betrachtet, dass zum Einen eine
andere
Geometrie
bezüglich
der
Lanzenanordnung
besitzt
(vertikale
Wärmelanzenorientierung) und zum Anderen Wärmelanzen nutzt, die sich nicht an der
bestehenden Technik orientieren, sondern an zukünftigen Möglichkeiten der Bohrtechnik
(Durchmesser der Bohrung 51 cm statt 17.8 cm, keine Hinterfüllung und Verrohrung). Da in
diesem System die Wärmelanzen so weit voneinander entfernt sind, dass eine thermische
Beeinflussung nahezu nicht vorhanden ist, musste für den Betrieb des Wärmelanzensystems
nur eine Wärmelanze simuliert werden. Die Gesamtleistung des Wärmeentzugsystems kann
durch einfache Aufsummierung der Einzelleistungen der Wärmelanzen bestimmt werden.
Die Simulationen für den Wärmelanzenbetrieb wurden analog zum Teil 1 für unterschiedliche
Randbedingungen bezüglich der Gesteinstemperatur und der maximalen Abkühlung nach
20 Betriebsjahren durchgeführt. Für eine einzelne Wärmelanze ergibt im günstigsten Fall
(250°C in 6000 m u. T., Abkühlung um 40 K) eine mittlere thermische Entzugsleistung von
7.9 MW und eine elektrische Leistung von etwa 0.95 MW el. Im Vergleich zu der Leistung der
Wärmelanze aus Teil 1 des Berichts ergibt sich eine Steigerung der Leistungsfähigkeit um
etwa den Faktor 10. Diese Leistungssteigerung beruht im Wesentlichen auf dem höheren
Durchmesser und damit der höheren Wärmeaustauschfläche der Wärmelanze. Ausserdem
wird durch den grösseren Kältetrichter, einem grösseren Gesteinsvolumen die Wärme
entzogen.
Vergleicht man die thermische Leistung von offenen Systemen, wie die heute oft in der Tiefen
Geothermie eingesetzten Dublettenanlagen, mit dem hier vorgestellten geschlossenen
Wärmeentzugssystem, so lässt sich feststellen, dass mit einem geschlossenen
Wärmeentzugssystem vergleichbare thermische Leistungen erzielt werden können, wenn
ausreichend grosse Wärmeaustauschflächen erstellt werden können.
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LITERATUR
Eugster, W.J. und Füglister, H., 1997. Tiefenerdwärmesonde Weggis 1 - Schlussbericht
November 1997, Bundesamt für Energie Projekt- und Studienfonds der
Elektrizitätswirtschaft PSEL Polydynamics Engineering Flügister AG.
Kohl, T. und Hopkirk, R.J., 1995. "FRACTure" a simulation code for forced fluid flow and
transport in fractured porous rock. Geothermics, 24(3): 345-359.
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