Studentisches Skriptum zu diesem Teil

Werbung
2. Projektarbeit Quantenmechanik SS 2008
(P. Penker, J. Perner, T. Rollett, R. C. Schardmüller, D. Wolbang)
3.1 Die Schrödingergleichung
Die Bilder zeigen quantenmechanische Wellenfunktionen, im Speziellen die grafische
Auflösung der Schrödinger-Gleichung. (Quelle: uni-graz)
Inhalt
Einführung .................................................................................................................................. 3
Erwin Schrödinger.................................................................................................................. 3
Allgemeines ............................................................................................................................ 3
Die freie Schrödingergleichung.............................................................................................. 4
Mathematische Formalismen ..................................................................................................... 5
Das Eigensystem des Hamiltonoperators ................................................................................... 7
Schrödingerbild vs. Heisenbergbild ......................................................................................... 10
Schrödingerbild .................................................................................................................... 10
Der Zeitentwicklungsoperator .............................................................................................. 10
Differentialgleichung für den Zeitentwicklungsoperator ..................................................... 11
Heisenbergbild ..................................................................................................................... 12
Herleitung der Heisenberggleichung .................................................................................... 12
Kommutatorrelationen ......................................................................................................... 14
Quellen ..................................................................................................................................... 15
2 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
Einführung:
Erwin Schrödinger
Erwin Schrödinger wurde am 12.8.1887 in Wien geboren. Von 1906
bis 1910 studierte er Mathematik und Physik an der Universität
Wien, wobei er besonders durch die Arbeiten des theoretischen
Physikers
Fritz
Hasenöhrl
beeinflusst
wurde.
Nach
seiner
Habilitation 1914 in Wien nahm er am ersten Weltkrieg als Offizier
der Festungsartillerie teil. Nachdem er an den Universitäten in Wien,
Jena, Stuttgart und Breslau tätig gewesen war, übernahm er 1921 den
Lehrstuhl für Physik der Universität Zürich, 1927 als Nachfolger von Max Planck den
Lehrstuhl für theoretische Physik der Universität Berlin. 1928 wurde er korrespondierendes
Mitglied im Ausland der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
1933 erhielt Erwin Schrödinger gemeinsam mit dem Engländer Paul Dirac für die
Entwicklung der Wellenmechanik den Nobelpreis für Physik. Nach der Machtergreifung der
Nationalsozialisten in Deutschland ging er 1934 nach Oxford. 1936 übernahm er eine
Professur in Graz, musste 1938 emigrieren und lehrte am „Institute for Advanced Sciences“ in
Dublin. 1956 kehrte er nach Wien an das Institut für theoretische Physik der Universität
zurück und starb 5 Jahre später am 4.1.1961 in Wien.
Allgemeines
Die Schrödingergleichung ist eine bzw. die zentrale Grundgleichung der nichtrelativistischen
Quantenmechanik.
Die
Lösungen
dieser
Gleichung
werden
auch
Wellenfunktionen
genannt.
Diese
Wellenfunktionen beschreiben die räumliche und zeitliche Entwicklung des Zustands eines
Quantensystems. Die Gleichung wurde 1926 von Erwin Schrödinger (1887–1961) zuerst als
Wellengleichung aufgestellt, mit der ihm die Erklärung der Spektren des Wasserstoffatoms
gelang. Als „Bewegungsgleichung der Quantenmechanik“ bildet sie noch heute das
Fundament für fast alle praktischen Anwendungen der Quantenmechanik und schon ab den
1920er Jahren gelang mit ihr die Erklärung vieler Eigenschaften von Atomen und Molekülen
3 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
(wo die Elektronenwellenfunktion als Orbitale bezeichnet werden) sowie von Festkörpern
(Bändermodell).
Die
Schrödingergleichung
ist
die
einfachst
mögliche
Differentialgleichung,
die
experimentellen Resultaten genügt und gewisse Symmetriebedingungen erfüllt.
Die freie Schrödingergleichung
Zunächst versuchen wir die freie Schrödingergleichung aufzustellen - die Feldgleichung für
die Wellenfunktion Ψ ( r,t ) eines freien Teilchens:
Eine deduktive Ableitung ist ebenso möglich wie etwa für die Maxwellgleichungen.
Maxwell- und Schrödingergleichungen sind als einfachste mögliche Beschreibungen
empirischer Sachverhalte anzusehen. Sie sind zugleich sehr erfolgreiche Gleichungen, indem
sie ein ganzes Gebiet von Tatsachen beschreiben und Vorhersagen ermöglichen.
Sowohl Photonen als auch Elektronen unterliegen dem Welle-Teilchen-Dualismus. Für
Photonen, deren Ruhemasse null ist, gelten die Maxwellgleichungen. Die Analogie zwischen
Photonen und Elektronen legt nahe, von den Maxwellgleichungen auszugehen und sie in
geeigneter Weise auf Teilchen mit endlicher Ruhemasse zu verallgemeinern.
Dies führt zu einer relativistischen Wellengleichung für die Wellenfunktion eines massiven
Teilchens. Der nichtrelativistische Grenzfall der so gewonnenen Gleichung ist die sogenannte
freie (oder kräftefreie) Schrödingergleichung.
Man erhält sie direkt aus der Energie-Impuls-Beziehung E = p² / 2m und den Ersatzregeln
E → iℏ∂ ² / ∂t und p → −iℏ∇ :
iℏ∂ / ∂tΨ ( r,t ) = − ℏ ² / 2m∇ ²Ψ ( r,t )
Freie Schrödingergleichung
Anwendungen (allgemeine Schrödingergleichung):
- Spektrum des Wasserstoffatoms
- Atomkerne, Bindungsenergien
- Spektren und Strahlungsarten
- Schwere-Quark Systeme
4 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
Mathematische Formalismen
Wir betrachten nun die Zeitentwicklung eines Operators. Dabei ist zu beachten dass es für die
Zeit keinen Operator gibt, sondern die Zeit als Parameter betrachtet wird. Angenommen wir
α gegeben ist. Für einen allgemeinen Zustand
haben einen Zustand zur Zeit t0 der durch
wollen wir demnach finden
α = α ,t = t0 => α ,t .
Wir wollen nur die Zeitentwicklung des Zustandes studieren. Wie im Fall einer Translation,
die zwei Kets sind durch einen Operator miteinander verknüpft, wir nennen diesen Operator
dem Zeitentwicklungsoperator U (t , t0 ) . Smit gilt U (t , t0 ) α , t = t0
Zum Zeitpunkt t0 erhalten wir
α ,t0 =
∑c t
a 0
=
αt .
α
a
Ansonsten erhalten wir
α , t = t0 = ∑ ca (t ) α
a
Daraus folgt
∑ c (t ) α
a
=
0
∑ c (t ) α
a
a
a
Aus der Forderung dass die Wahrscheinlichkeit erhalten sein muss
α ,t0
2
=
α ,t
2
Folgt dass es sich um eine unitäre Operation handelt:
α , t0 α , t0 = α , t0 1 α , t0 = α , t0 U †U α , t0 = α , t α , t
Es gilt wegen Unitarität U = U
†
−1
und deswegen U U = 1 .
†
Um diesen Operator zu linearisieren definiert man eine Reihe des Operators mit einem
hermitischen Operator H (Hamiltonoperator).
i
U (t + dt , t ) = 1 − Hdt + O( dt ) 2
ℏ
Nun gilt weiterhin:
i
i † 
i
i †
i2


UU = 1 − Hdt 1 + H dt  = 1 − Hdt + H dt − 2 HH † dt 2 =
ℏ
ℏ
ℏ
 ℏ
 ℏ

†
i
1 − (H − H † ) = 1
ℏ
5 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
Aus dieser Bedingung sieht man dass H − H = 0 sein muss, um die Unitarität des
†
Zeitentwicklungsoperators zu erfüllen.
H = H † gilt. D.h. der Hamiltonoperator muss hermitisch sein. Der Zeitentwicklungsoperator
U selbst ist dimensionslos, deshalb ergibt sich für den Hamiltonoperator:
i
U (t + dt , t ) = 1 − Hdt
ℏ
=> [ H ] =
[ℏ] Js
= = J = [E]
[dt ] s
[dt ] ≅ s
[ℏ] = Js
Der Operator H hat also die Dimension einer Energie.
Für die Wirkung des Hamiltonoperators ergibt sich schließlich durch Vergleich und
Differentialbildung die Schrödingergleichung für den Zeitentwicklungsoperator.
i


U (t + dt , t )U (t , t0 ) = 1 − Hdt U (t , t0 ) + O(dt ) 2
 ℏ

i
U (t + dt , t )U (t , t0 ) = U (t , t0 ) − Hdt ⋅ U (t , t0 ) + O(dt )2
ℏ
Es gilt U (t + dt , t )U (t , t0 ) = U (t + dt , t0 ) weil U (t1 , t2 )U (t2 , t3 ) = U (t1 , t3 )
i
U (t + dt , t ) − U (t , t0 ) = − Hdt ⋅ U (t , t0 ) + O(dt ) 2
ℏ
Daraus folgt nun
U (t + dt , t0 ) − U (t , t0 )
i
= − H ⋅ U (t , t0 )
dt
ℏ
=> iℏ
∂
∂
U (t , t0 ) = H ⋅ U (t , t0 ) => H = iℏ
∂t
∂t
Oder Ausführlicher:
=>
iℏ
∂
i
∂
U (t , t0 ) = − H (t , t0 ) => ℏ U (t , t0 ) = −iH ⋅ U (t , t0 )
∂t
ℏ
∂t
∂
U (t , t0 ) = −i 2 H ⋅ U (t , t0 )
∂t
=>
=-1
6 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
iℏ
∂
U (t , t 0 ) = H ⋅ U (t , t 0 )
∂t
Hieraus folgt nun die Schrödingergleichung für einen allgemeinen Zustand
iℏ
∂
U (t , t0 ) α , t0 = H ⋅ U (t , t0 ) α , t0
∂t
Weiters gilt U (t , t0 ) α , t0 =
=>
iℏ
α ,t :
∂
α ,t = H α ,t
∂t
α ,t
Man muss schließlich drei verschiedene Fälle unterscheiden je nachdem, ob es eine
Zeitabhängigkeit des Hamiltonoperators gibt oder nicht.
U (t − t0 ) = e
a) H ist zeitunabhängig
b) H ist zeitabhängig aber es gilt [ H (t ), H (t ′)] = 0
U (t − t 0 ) = e
 i

 − H ( t −t0 ) 
 ℏ

t


 − i dt ′H ( t ′ ) 
 ℏ

 t0

∫
c) H ist zeitabhängig Lösung über Dysen-Reihe
Wenn man nun die Darstellung des Hamiltonoperators sucht und weiß, dass es ein
Energieoperator sein wird, kann man versuchen aus der klassischen Physik ein Analogon zu
finden um dies in den Quantenmechanischen Fall zu übertragen (als Operator).
Falls es ein solches Analogon nicht gibt (z.B. Spin) muss man einen Operator erst finden.
Im Fall des Hamiltonoperators folgt für den klassischen Fall:
Klassische Physik:
E = T +V =
p2
+ V ( x)
2m
Das Eigensystem des Hamiltonoperators
Hier werden nur Eigensysteme diskutiert, in denen die Eigenkets von H auch die Eigenkets
von A sind:
[ H , A] = 0 d.h. H und A sind kompatible Operatoren.
Im Eigensystem von A gilt:
H a = Ea a
7 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
Für den Zeitentwicklungsoperator gilt dann:
 i

 i

 i

U (t , t0 ) = exp  − Ht  = ∑ a a exp  − Ht  a ' a ' = ∑ a a exp  − Eat  a ' a ' =
 ℏ  a ,a '
 ℏ 
 ℏ

a ,a '
 i

∑ exp  − ℏ E t  a
a
a ,a'
 i

 i

a a ' a ' = ∑ exp  − Eat  a δ aa ' a ' = ∑ exp  − Eat  a a
 ℏ

 ℏ

a
a ,a'
Man sieht, dass für eine Basis kompatibler Operatoren die Zeitentwicklung eines Zustandes
durch die Zeitentwicklung des Eigenkets vollständig beschrieben ist.
α , t0 = ∑ a α , t0 a = ∑ ca (t0 ) a
a
 i



a
 i



α , t = ∑ exp  − Eat  α , t0 = ∑ exp  − Eat  ca (t0 ) α = ∑ ca (t ) α
ℏ
ℏ
a
a
a
Hieraus geht unmittelbar hervor, dass die Kenntnis eines allgemeinen Zustandes zum
Zeitpunkt t = 0 sofort zur Kenntnis eines allgemeinen Zustandes zum Zeitpunkt t führt.
Die Exponentialfunktion bedeutet lediglich einen Phasenfaktor und deshalb ca (t ) = ca (t0 ) .
Dadurch ist die QM im Bezug auf Zustände eine streng deterministische Theorie. Erst durch
die Wahrscheinlichkeitsinterpretation geht dieser Aspekt wieder verloren.
Es gibt eine maximale Menge von Operatoren, die mit H kommutieren, durch deren Kenntnis
man eine vollständige Beschreibung des Systems vornehmen kann.
Für einen Eigenzustand von H gilt:
B
a .t
i

 i

= a, t B a, t = a, t0 U t BU a, t0 = a, t0 exp  Eat  B exp  − Eat  a, t0
ℏ

 ℏ

= a , t0 B a , t0
8 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
Da die Zeitabhängigkeit für den Erwartungswert keine Rolle spielt, spricht man hier von
stationären Zuständen.
Für einen allgemeinen Eigenzustand von H gilt:
B
∑
a ,a t
a .t
i

 i

a ' , t0 ca' exp  Ea dt  B exp  − Ea dt  ca a, t0
ℏ

 ℏ

i
 '
c
E
exp
(
' − Ea )t  a , t0 B a , t0
a

a
ℏ a

∑c
a ,a t
= a, t B a, t = a, t0 U t BU a, t0 =
'
Da es sich hierbei um eine Überlagerung von Zuständen handelt und diese somit nicht mehr
stationär sind, spricht man von einem zeitabhängigen Erwartungswert.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass Interferenzterme für Wellenpakete zu einer Ungleichung
der Form ∆t ⋅ ∆E ≥ iℏ führen. Da es aber keinen Zeitoperator gibt, folgt diese Relation nicht
wie etwa die Orts-Impuls-Unschärfe einer Kommutatorbeziehung!
Die Genauigkeit der Energie-Messung hängt somit von der Messzeitspanne ab.
9 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
Schrödingerbild vs. Heisenbergbild
In der Quantenmechanik lässt sich nicht entscheiden, ob die Wahrscheinlichkeitsverteilung
eines Messwertes sich zeitlich ändert, weil sich der Zustand zeitlich ändert oder weil sich der
Messapparat zeitlich ändert. Hierin liegt die Unterscheidung zwischen dem Schrödinger- und
dem Heisenbergbild.
Schrödingerbild
Das Schrödingerbild der Quantenmechanik, ist ein Modell für den Umgang mit
zeitabhängigen Problemen. Im Schrödingerbild gelten folgende Annahmen:
-
Zustände sind nicht zeitabhängig:
ψ = const
-
Operatoren sind zeitabhängig:
Aˆ = Aˆ (t )
-
Die Dynamik des Systems wird mit der Schrödingergleichung beschrieben
iℏ
∂
ψ (r , t ) = Hˆψ (r , t )
∂t
Der Zeitentwicklungsoperator
Im Schrödingerbild entwickelt sich der Zustand eines Systems also mit der Zeit. Die
Entwicklung eines geschlossenen Quantensystems wird durch einen unitären Operator, den
Zeitentwicklungsoperator U(t,t0), beschrieben.
Der Operator wirkend auf ein Zustandsket zum Zeitpunkt t0 gibt das Zustandsket zu einem
späteren Zeitpunkt t wieder
ψ (t ) = U (t , t0 ) ψ (t0 )
Für Bras
ψ (t ) = ψ (t0 ) U † (t , to )
10 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
Der Zeitentwicklungsoperator besitzt 3 Eigenschaften:
-
Der Operator ist unitär: die Norm des Zustandskets darf sich mit der Zeit nicht ändern.
ψ (t ) ψ (t ) = ψ (t0 ) U † (t , t0 )U (t , t0 ) ψ (t0 )
daher U (t , t0 )U (t , t0 ) = I
†
-
Offenbar ist U(t0,t0) = I
ψ (t0 ) = U (t0 , t0 ) ψ (t0 )
da
-
Die Zeitentwicklung von t0 zu t kann als Zeitentwicklung von t0 zu einer Zwischenzeit
t1 und von t1 zur endgültigen Zeit t.
daher U(t,t0) = U(t,t1)U(t1,t0)
Differentialgleichung für den Zeitentwicklungsoperator
Für t0 = 0 kann die Schrödingergleichung geschrieben werden als
iℏ
d
U (t ) ψ e (0) = HU (t ) ψ e (0)
dt
Hier ist H der Hamiltonoperator für das System. Da
ψ (0) ein konstanter Ket ist (es ist
das Zustandsket bei t = 0) sehen wir, dass der Zeitentwicklungsoperator die
Schrödingergleichung erfüllt.
iℏ
d
U (t ) = HU (t )
dt
Der Hamiltonoperator ist zeitunabhängig und die Lösung der obigen Gleichung lautet
U (t ) = e
−
iHt
ℏ
Wo wir auch die Tatsache verwendet haben, dass bei t = 0 U(t) sich zum Identitätsoperator
vereinfachen muss. Wir erhalten daher
ψ (t ) = e
−
iHt
ℏ
ψ (0) .
ψ (0) ist hier ein beliebiger Ket. Sollte jedoch das Ausgangsket ein Eigenzustand des
Hamiltonoperators mit Eigenwert a sein erhalten wir
ψ (t ) = e
−
iat
ℏ
ψ (0) .
11 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
Wir sehen daher, dass die Eigenzustände des Hamiltonoperators stationäre Zustände sind.
Falls
der
Hamiltonoperator
zeitabhängig
ist,
aber
die
Hamiltonoperatoren
zu
unterschiedlichen Zeitpunkten kommutieren, dann kann der Zeitentwicklungsoperator
geschrieben werden als
U (t ) = e
−
i t
ℏ
∫ H (t′)dt′
0
Heisenbergbild
Die Alternative zum Schrödingerbild ist die Formulierung der Quantenmechanik mit
zeitabhängigen Operatoren und zeitunabhängigen Zustandskets.
In der Quantenmechanik des Heisenbergbilds ändert sich das Zustandsket
ψ nicht mit der
Zeit und ein Operator A erfüllt
d
 ∂A 
A = (iℏ) −1[ A, H ] +  
dt
 ∂t classical
In mancher Hinsicht ist das Heisenbergbild natürlicher und fundamentaler als das
Schrödingerbild, besonders für relativistische Theorien. Insbesondere die Lorentzinvarianz ist
ersichtlich im Heisenbergbild.
Generell ist auch die Ähnlichkeit mit der klassischen Physik ersichtlicher. Durch Austausch
des obigen Kommutators mit der Poissonklammer wird die Heisenberggleichung zu einer
Gleichung aus der Hamiltonmechanik.
Herleitung der Heisenberggleichung
Sei A ein linearer hermitescher Operator. Der Erwartungswert von A für einen gegebenen
Zustand
ψ (t ) ist gegeben durch
A t = ψ (t ) A ψ (t )
oder geschrieben entsprechend der Schrödingergleichung
ψ (t ) = e
−
iHt
ℏ
ψ (0)
12 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
erhalten wir
iHt
A t = ψ (0) e ℏ Ae
−
iHt
ℏ
ψ (0)
wir definieren
iHt
ℏ
A(t ) := e Ae
−
iHt
ℏ
Nun
iHt
iHt
iHt
−
d
i
i iHtℏ
 ∂A 
ℏ
ℏ
+ e A ⋅ ( − H )e ℏ
A(t ) = He Ae +  
dt
ℏ
 ∂t classical ℏ
differenzieren entsprechend der Produktregel
iHt
−
i iHt
i
 ∂A 
 ∂A 
( HA − AH )e ℏ +  
e
= ( HA(t ) − A(t ) H ) +  
ℏ ℏ
 ∂t classical ℏ
 ∂t classical
der letzte Ausdruck gilt, da e
−
iHt
ℏ
mit H kompatibel ist
i
 ∂A 
= [ H , A(t )] +  
ℏ
 ∂t classical
wir erhalten
d
i
 ∂A 
A(t ) = [ H , A(t )] +  
dt
ℏ
 ∂t classcial
Verwendung der Operatoridentität
e B Ae − B = A + [ B, A] +
1
1
[ B,[ B, A]] + [ B,[ B,[ B, A]]] + ...
2!
3!
wir sehen, dass man für einen zeitunabhängigen Operator A erhält
it
t2
it 3
A(t ) = A + [ H , A] −
[ H ,[ H , A]] −
[ H ,[ H ,[ H , A]]] + ...
ℏ
2!ℏ2
3!ℏ3
Aufgrund der Relation zwischen der Poissonklammern und den Kommutatoren gilt diese
Beziehung auch für die klassische Mechanik.
13 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
Kommutatorrelationen
Offenbar sind die Kommutatorrelationen aufgrund der Zeitabhängigkeit der Operatoren von
denen des Schrödingerbildes verschieden.
Wir betrachten die Operatoren X(t1), X(t2), P(t1) und P(t2). Die Zeitentwicklung dieser
Operatoren hängt vom Hamiltonoperator des Systems ab. Für den eindimensionalen
harmonischen Oszillator
p 2 mω 2 x 2
H=
+
2m
2
Die Entwicklung der Orts- und Impulsoperatoren ist gegeben durch
d
i
p
x(t ) = [ H , x(t )] =
dt
ℏ
m
d
i
p (t ) = [ H , p (t )] = − mω 2 x
dt
ℏ
Durch Differenzieren der beiden Gleichung und Lösung mit Randbedingungen
p (0) = − mω 2 x(0)
p (0)
x (0) =
m
führt zu
x(t ) = p0 cos(ωt ) +
p0
sin(ωt )
ωm
p (t ) = p0 cos(ωt ) − mω x0 sin(ωt )
Nun lassen sich die Kommutatorrelationen direkt berechnen
[ x(t1 ), x(t2 )] =
iℏ
sin(ωt2 − ωt1 )
mω
[ p (t1 ), p (t2 )] = iℏmω sin(ωt2 − ωt1 )
[ x (t1 ), p (t2 )] = iℏ cos(ωt2 − ωt1 )
NB: für t1 = t2 erhält man einfach die wohlbekannten kanonischen Kommutatorrelationen.
14 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
Quellen:
Fließbach Torsten (2005), Quantenmechanik. Lehrbuch zur Theoretischen Physik 3.
München. ISBN 3-8274-1589-6.
Claude J. u.a. (2008). Schrödingergleichung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%B6dingergleichung (16.06.08)
ÖAW. Geschichte des Erwin Schrödinger-Preises.
http://stipendien.oeaw.ac.at/geschichte-des-erwin-schroedinger-preises (16.06.08)
Norbert Swoboda. Quanten-Ästhetik. Formschön und elegant – Visualisierung von Atomen.
http://www.kfunigraz.ac.at/communication/unizeit/archiv/2000/heft5/5-00-01.html (16.06.08)
www.physicsforums.com (18.06.08)
www.physikon.de (18.06.08)
http://tpri6b.gsi.de/~vanhees/faq/qm (18.06.08)
http://www.kfunigraz.ac.at/communication/unizeit/archiv/2000/heft5/5-00-01.html (18.06.08)
http://stipendien.oeaw.ac.at/geschichte-des-erwin-schroedinger-preises (18.06.08)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%B6dingergleichung (18.06.08)
15 Quantenmechanik - Die Schrödingergleichung
Herunterladen