Scaleup für die Green Credit Line Massnahmen für die höhere Wirksamkeit eines Schweizer Finanzinstruments zur besseren Umweltleistung in KMU von Schwellenländern Die Green Credit Line (GCL) ist eine Initiative der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. In bisher drei Partnerländern (Peru, Kolumbien, Vietnam) ermöglicht die GCL Umweltleistungsverbesserungen in kleinen und mittleren industriellen Unternehmen (KMU), die mit Cleaner Production kompetitiver wirtschaften möchten, aber ohne Finanzierungsinstrument wie die GCL nur schwer an Kredite gelangen. Garantie und Rückerstattung als GCL-Elemente Das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) übernimmt bei Cleaner-Production-Investitionen, die für lokale Partnerbanken in Schwellenländern in der Regel risikobehaftet sind, eine Garantieleistung. Diese beträgt bis zu 50% der vom KMU beantragten Kreditsumme. Ebenso zahlt das SECO im Rahmen der GCL der Partnerbank eine Rückerstattung aus, sobald das Projekt zur Umweltleistungsverbesserung, wofür der Kredit beantragt wurde, im KMU erfolgreich implementiert ist. Die Rückerstattung amortisiert den Kredit des KMU schneller. Garantie und Rückerstattung senken zusammen das Risiko der Bank und damit die Gefahr für das KMU, wegen fehlender Eigenmittel oder Sicherheiten (so genannte „collaterals“) keinen Kredit für die Investition zu erhalten. Ohne Kredite ist Vollzug von Umweltrecht schwierig Ohne Kredite können KMU in Schwellenländern in der Regel weder Umweltauflagen erfüllen noch wachsen; entsprechend hoch ist das Risiko, als KMU überhaupt das erste Betriebsjahr zu überleben. Diesem Missstand will die GCL entgegenwirken mit dem Zweck, die Wettbewerbsfähigkeit des Privatsektors in Schwellenländern über den Hebel der Umweltleistungsverbesserung in KMU zu stärken. Mehr Marketing, tiefere Transaktionskosten Die GCL hat bislang ihr quantitatives Ziel jedoch nicht erreicht. Zu wenige KMU in den drei heutigen Partnerländern beziehen GCL-Kredite, weswegen die Transaktionskosten der Kreditlinie nach wie vor zu hoch sind. Die Gründe sind vielfältig und reichen von zu hohen technischen Anforderungen über zu wenig intensive Marktbearbeitung seitens der technischen Partner (Cleaner Production Centres, CPC) bis hin zu fehlender Schulung der Banken, die die GCL vertreiben. Da die UNIDO im Rahmen des Climate Technology Center and Network (CTCN) die GCL auf ihre Tauglichkeit als Finanzierungsinstrument für technische Innovationen zum Klimaschutz prüfen und sie gegebenenfalls in neuen Partnerländern lancieren will, bietet die Thesis Lösungsansätze auf (finanz-) technischer, geographischer und struktureller Ebene, die der GCL mehr Kunden verschaffen. Dieser so genannte Scaleup wird insbesondere mit folgenden Massnahmen erreicht: „Outside-of-the-box“-Denken bei allen Partnern: Die GCL muss mit anderen laufenden Projekten der Entwicklungszusammenarbeit besser verknüpft sein. Das CPC muss ferner an der GCL besser verdienen. Proaktives Marketing, proaktive Akquise: Die Linie muss bei den KMU bekannt sein, bevor der Investitionsentscheid gefallen ist – sprich vor dem ersten Gang zur Bank. Die Akquise erfolgt mit Vorteil durch eine externe Person – den GCL-Koordinator. Bessere Schulung der Banken und der KMU – letztere vor allem bezüglich Corporate Governance. Vereinfachung der operationellen Richtlinien zur Senkung der Transaktionskosten: Fokussierung auf die Erfolgssektoren, striktere Kosten-Nutzen-Ausrichtung sowie Leasing, Kombifinanzierungen und Austausch/Ersatz ermöglichen. Zukünftige Finanzierung der GCL sichern Die Thesis widmet sich auch der zukünftigen Finanzierung der GCL, die heute als Public-Private-Partnership (PPP) zwischen dem SECO, nationalen Partnerbanken und den CPC organisiert ist. Es ist möglich, dass sich der heutige Kofinanzierer SECO in einiger Zeit zurückzieht. Staatliche Kofinanzierer können eine Kreditlinie aufgrund des Einsatzes von Steuergeldern üblicherweise nur in der Pilotphase alimentieren. Die Arbeit zeigt für diesen Fall auf, welche zukünftigen Kofinanzierer das SECO ablösen könnten – denn aus Umweltsicht bleibt die GCL ein taugliches Finanzinstrument. In neuen Partnerländern empfiehlt sich nach wie vor ein PPP, in den bisherigen drei Partnerländern empfehlen sich Fonds, die sich auf die Privatsektorförderung spezialisieren. Rohstoffkosten beeinflussen die Kompetitivität vietnamesischer KMU am stärksten (tiefster Score). Eine GCL-Investition kann diese Kosten signifikant senken. An vierter Stelle erwähnen die KMU die Wichtigkeit, zum Beispiel in Form der Beratung durch CPC an Cleaner-Production-Dienstleistungen zu kommen (Hervorhebung UNIDO). Quelle: UNIDO (2012) Masterthesis von Andreas Pecnik Begleitdozent / Begleitdozentin: Prof. Dr. Heinz Leuenberger Experte / Expertin: Prof. Dr. Markus Wolf Foto Diplomand