H o f & Fa m i l i e Der Sommerflieder zieht Schmetterlinge magnetisch an, hier die Sommergeneration des Tagpfauenauges. Fotos: Anke Brosius Fliegende Blumen Ein Gartenbereich für Schmetterlinge Wer erfreut sich nicht an ihren schönen Flügelmustern und ihrem scheinbar ziellosen Umherflattern? Im Garten können wir gezielt eine Ecke für Schmetterlinge schaffen, indem wir ihnen Nahrungspflanzen und Rückzugsräume anbieten. Damit fördern wir einerseits das Überleben und die Verbreitung selten gewordener Arten, zum anderen schaffen wir uns selbst die Gelegenheit, die „fliegenden Blumen“ (so die Dichterin Gioconda Belli) aus der Nähe zu beobachten. Auf der Erde leben mehr als 100 000 Schmetterlingsarten, in Mitteleuropa kommen etwa 3 000 Arten vor. Nachtfalter sind meist unscheinbarer gefärbt als Tagfalter, jede Art hat aber ihre ganz besondere Musterung. Für die Flügelfarben sind Tausende feiner Schuppen verantwortlich, die sich bei leichtester Berüh- rung ablösen. Dies ist der Grund, weshalb Schmetterlingsflügel nicht angefasst werden sollten, denn die Schuppen unterstützen auch den Auftrieb und das Gleichgewicht beim Fliegen. Mit ihren Fühlern können Schmetterlinge tasten, riechen und Temperaturen wahrnehmen. Der Geruchssinn ist bei ihnen stark ausgeprägt. Er dient nicht nur der Suche nach Nektarpflanzen, sondern auch der Partnersuche zur Paarungszeit. Mit Hilfe ihres Geruchssinns erkennen die Weibchen auch die richtigen Raupenfutterpflanzen, an denen sie ihre Eier einzeln oder in Gelegen ablegen. Die ausschlüpfenden Raupen beginnen innerhalb kurzer Zeit an der Wirtspflanze zu fressen, manche verbringen ihre ganze Raupenlebenszeit an einer einzigen Pflanze. Nach mehrmaliger Häutung wandelt sich die Raupe zur Puppe, aus der schließlich der erwachsene Falter schlüpft. Die erwachsenen Schmetterlinge können mit ihren Saugrüsseln nur flüssige Nahrung zu sich nehmen. Obwohl einige Arten sich auch von anderen nährstoffreichen Flüssigkeiten wie Pflanzensäften, Saft von faulendem Obst oder Honigtau ernähren, besteht die Hauptnahrung in Blütennektar. Die Dauer der einzelnen Lebensphasen ist bei den verschiedenen Schmetterlingsarten ganz unterschiedlich, meist überwiegt aber das Raupenstadium. Manche Arten wie das Kleine Nachtpfauenauge leben als erwachsene Falter nur so kurz, dass sie gar keine Nahrung benötigen und entsprechend nicht einmal Mundwerkzeuge besitzen. Bei anderen währt das Schmetterlingsdasein mehrere Monate. Besonders langlebig ist der Zitronenfalter, dessen Lebensdauer einschließlich Sommer- und Winterstarre bis zu zehn Monaten betragen kann. Vielfältige Überwinterungsformen Während etwa der Apollofalter im Eistadium überwintert, verbringen viele andere Arten wie die Bläulinge den Winter als Raupe in Winterstarre, nur teilweise von einem Gespinst geschützt. Manche Arten wie Schwalbenschwanz und Aurorafalter überstehen den Winter als Puppe, während beim Zitronenfalter, Tagpfauenauge und Großen Fuchs die erwachsenen Falter einen Unterschlupf zum Überwintern aufsuchen. Diese Arten werden bei der ersten längeren Erwärmung im Frühjahr wieder aktiv und sind deshalb meist als erste Schmetterlinge im Jahr unterwegs. Einige Schmetterlingsarten wie der Distelfalter und das Taubenschwänzchen überwintern als Wanderfalter südlich der Alpen und sind bei uns nur in den Sommermonaten aktiv. Auch bei denjenigen Arten, die als Ei oder junge Raupe überwintern, erscheinen die Falter erst im Laufe des Sommers. In einen Schmetterlingsgarten gehören immer sowohl Nektarpflanzen für die erwachsenen Falter als auch Raupenfutterpflanzen, denn Schmetterlinge siedeln sich nur dort längerfristig an, wo sie auch die geeigneten Fraßpflanzen für ihren Nachwuchs vorfinden. Wer genügend Platz für eine frei wachsende Einige Stauden für Schmetterlingsgärten Standort Raupenfutterpflanzen Nektarpflanzen sonnig, trocken bis mäßig trocken Labkraut (Galium verum) Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) Dost (Origanum vulgare) Färberkamille (Anthemis tinctoria) Fetthenne (Sedum telephium) Katzenminze (Nepeta cataria) Moschusmalve (Malva moschata) Nachtkerze (Oenothera biennis) Natternkopf (Echium vulgare) Skabiosenflockenblume (Centaurea scabiosa) Spornblume (Centranthus ruber) Thymian (alle Arten) Wiesensalbei (Salvia pratensis) sonnig, frisch bis feucht Blutweiderich (Lythrum salicaria) Liebstöckel (Levisticum officinalis) Mädesüß (Filipendula ulmaria) Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium) Wasserdost (Eupatorium cannabium) Wiesenkümmel (Carum carvi) Wilde Möhre (Daucus carota) Blaukissen (Aubrietaxcultorum) Bergflockenblume (Centaurea montana) Blutweiderich (Lythrum salicaria) Gemswurz (Doronicum orientale) Nelkenwurz (Geum rivale) Rote Lichtnelke (Silene dioica) Schleifenblume (Iberis saxatilis) Wasserdost (Eupatorium cannabium) Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense) schattig bis halbschattig Große Brennnessel (Urtica dioica) Lerchensporn (Corydalis carva) Nachtviole (Hesperis matronalis) Rote Lichtnelke (Silene dioica) Breitblättrige Glockenblume (Campanula latifolia) VI LW 2 0 / 2 0 13 H o f & Fa m i l i e LW 2 0 / 2 0 13 Eine Schwalbenschwanzraupe an einer Möhrenblüte. sucht wird. Blutweiderich, Nelkenwurz, Weidenröschen, Wasserdost und Mädesüß eignen sich für feuchte Stellen. Vor einer unerwünschten einseitigen Raupenvermehrung im Schmetterlingsgarten müssen wir uns nicht fürchten, denn eine große Pflanzenvielfalt fördert auch die Ansiedlung von Gegenspielern wie Vögeln, die für ein natürliches Gleichgewicht sorgen. Selbst der gefürchtete Kohlweißling wird so weniger zum Problem, zumal wenn neben den Kohlpflanzen im Garten genügend Ausweichpflanzen wie Wiesenschaumkraut, Goldlack oder Kapuzinerkresse vorhanden sind. Anke Brosius Buchtipp Wolfgang Dreyer: „Welcher Schmetterling ist das? 143 Arten einfach bestimmen“, 4,95 Euro, ISBN 978-3-440-13382-8, 128 Seiten, Kosmos 2013. Das Buch kann mit dem Bestellcoupon auf der letzten Kleinanzeigenseite oder im Internet unter www.landmedia.de, per E-Mail: [email protected], 06172-7106-777 oder Fax 061727106-328 bestellt werden. NR. 20 I 16. Mai 2013 P Gute Raupennahrungspflanzen sind auch viele Wildkräuter, allen voran die Brennnessel, an der Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Distelfalter und viele andere Schmetterlinge gerne ihre Eier ablegen. Auch Ackerkratzdistel, Knoblauchsrauke, Labkraut und Blutweiderich werden von verschiedenen Arten gerne mit Eiern belegt. Die Schwalbenschwanzraupe ernährt sich hingegen von Doldenblütlern wie Möhre, Liebstöckel oder der Kleinen Bibernelle. Da sie nicht in Mengen auftritt, richtet ihr Fraß keine merklichen Schäden an den Kulturpflanzen an. Ideal ist eine Blumenwiese, in die möglichst viele verschiedene Schmetterlingsblumen integriert werden. Eine solche Wiese sollte erst nach der Blüte und dann möglichst abschnittsweise gemäht werden, um den Schmetterlingen und anderen Insekten Ausweichmöglichkeiten zu schaffen. Ist nicht so viel Platz vorhanden, besteht vielleicht die Möglichkeit, einen bunten Wiesenstreifen neben dem Rasen oder entlang eines Staudenbeetes anzulegen. Um die Überwinterungsformen zu schützen, ist es zudem wichtig, Blüten- und Samenstände im Herbst stehen zu lassen und erst im Frühjahr vorsichtig zurückzuschneiden. Auch Reisighaufen können Faltern als Unterschlupf für den Winter dienen. Da viele Schmetterlinge erst im Sommer und Herbst schlüpfen, sollten bei der Auswahl geeigneter Nektarpflanzen besonders auch lang und spät blühende Arten berücksichtigt werden. An sommerblühenden Wildstauden auch innerhalb einer Blumenwiese bieten sich beispielsweise Wiesenstorchschnabel, Natternkopf, Flockenblume, Moschusmalve und Wiesensalbei an. Geeignete Beetstauden sind Spornblume, Phlox, Sonnenhut, Bartblume und für den Herbst besonders die Fetthenne, aber auch Dahlien und Herbstastern. Ringelblumen können als einjährige Lückenfüller dienen. Auch blühende Kräuter wie Lavendel, Katzenminze, Thymian und Dost (Origanum vulgare) werden von Schmetterlingen aufgesucht. Nicht fehlen sollte natürlich auch der Sommerflieder (Buddleja davidii), der ein wahrer Schmetterlingsmagnet ist. Andere Ziersträucher, deren Blüten gerne angeflogen werden, sind der echte Flieder (Syringa), Kolkwitzie und Weigelie. Das Waldgeißblatt (Lonicera periclymenum), dessen Blüten ihren Duft besonders am Abend entfalten, ist ein Anziehungspunkt für Nachtfalter. Überwinternde und früh schlüpfende Falter freuen sich im Frühjahr über Lerchensporn, Günsel und Wiesenschaumkraut, im Staudenbeet über Blaukissen (Aubrieta) und Gemswurz. Der zwar giftige Seidelbast zählt zu den am frühesten blühenden Gehölzen im Jahr und bietet Zitronenfalter und Tagpfauenauge eine sehr willkommene Nektarquelle. N Brennnesseln für Raupen stehen lassen Spätsommerblüher pflanzen S Hecke hat, kann hier Schmetterlingsraupen eine ideale Nahrungsgrundlage bieten. Besonders geeignet sind Schlehe, Faulbaum, Kreuzdorn, Liguster und Weißdorn. Blühende Schlehen- und Ligustersträucher ziehen darüber hinaus auch viele erwachsene Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge und den Kleinen Fuchs auf Nektarsuche an. Auch die Blüten der Salweide sind im Vorfrühling eine Hauptnektarquelle für früh fliegende Falter wie den Großen Fuchs. Für überwinternde Raupen können Brombeeren als wintergrüne Futterpflanze wertvoll sein, allerdings ist deren Anpflanzung aufgrund ihres Ausdehnungsdrangs besonders in kleineren Gärten problematisch. Grünland: Deutsches Weidelgras fördern Sauenfütterung: Behandeltes Rapsschrot Hof & Familie: Sicher unterwegs in Facebook Nektarpflanzen für schattige Plätze Der ideale Schmetterlingsgarten liegt sonnig. Dadurch werden zum einen mehr Schmetterlinge angezogen, zum anderen sind die meisten Schmetterlingsblumen sonnenliebend. Es gibt aber auch ein paar geeignete Nektarpflanzen für eher schattige Standorte, beispielsweise Waldglockenblume, Rote Lichtnelke, Geißblatt und Nachtviole, die trotz ihres Namens auch gerne von Tagfaltern wie dem Aurorafalter be- Hinweise für den Spargelanbau hbpl_20_1.indd 1 www.lw-heute.de 13.05.2013 10:28:30 VII