Wissenserwerb mit ext. Repr. Teil 2

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Problemlösen und Wissenserwerb mit externen
Repräsentationen
Einflüsse der Visualisierungsform auf die Konstruktion mentaler Modelle
beim Text- und Bildverstehen
Bisherige Forschung zum Text- und Bildverstehen:
- Menmonische Funtion von Textillustrationen
- Rezeptives Lernen
Menschlicher Wissenserwerb = konstruktiver Prozess bei dem das lernende Individuum aktiv nach relevanter
Information sucht, dabei entscheidet, wann es auf Textinformation und wann es auf Bildinformation zugreift,
und anhand der selegierten Information versucht, unter Rückgriff auf Vorwissen seine eigenen Wissenstrukturen
so zu konstuieren, dass diese für die Bewältigung künftiger Anforderungen möglichs funktional sind.
Theoretischer Hintergrund
Zur Erklärung des besseren Behaltens von illustrierten Texten im Gegensatz zu nicht-illustrierten Texten wird
meist auf die duale Kodierungstheorie von Paivio zurückgegriffen.
Semiotische Aspekte
Eine Repräsentation ist ein Objekt oder Ereignis, das für etwas anderes steht, es re-präsentiert. Texte und Bilder
sind externe Formen der Repräsentation, die vom Individuum verstanden werden, indem es internale mentale
Repräsentationen zur Bewältigung aktueller oder antizipierter Anforderungen konstruiert.
Unterscheidung von Repräsentationen im
- Informationsgehalt
- Nutzungseigenschaften
2 Repräsentationen sind informationsäquivalent wenn jede Information, die der einen Repräsentation
entnommen werden kann, auch der anderen entnommen werden kann, und umgekehrt.
Im Hinblick auf eine Aufgabenklasse:
Zwei Repräsentationen sind in diesem aufgabenspezifischen Sinn informationsäquivalent, wenn beide die
Entnahme der zur Aufgabenbewältigung erforderlichen Information ermöglichen, auch wenn sie sich in anderer
Hinsicht in ihrem Informationsgehalt unterscheiden.
Beispiel zweier aufgabenspezifisch informationsäquivalenter Repräsentationen:
Einteilung der Erde in Zeitzonen dargestellt als
- Teppichbild
- Kreisbild
Bei beiden können Informationen über Zeit- und Datumsunterschiede zwischen den eingezeichneten Städten und
Meridianen entnommen werden => bezüglich Aufgabenklasse informationsäquivalent.
Aufgabenspezifische Nutzungseffizienz ist umso höher, je geringer der Aufwand zur Entnahme
aufgabenrelevanter Information ist
Zwei Repräsentationen sind dann nutzungsäquivalent, wenn diese Information der einen Repräsentation ebenso
leicht und schnell entnommen werden kann wie der anderen Repräsentation.
Texte und Bilder..
- verwenden verschiedene Arten von Zeichen
- basieren auf unterschiedlichen Repräsentationsprinzipien
- besitzen unterschiedliche Nutzungseigenschaften
deskriptionale Repräsentation
besteht aus Symbolen die einen Sachverhalt beschreiben
Beispiel: Texte
Depiktionale Repräsentationen
Bestehen aus ikonsichen Zeichen, die mit dem Bezeichneten durch gemeinsame Strukturmerkmale verknüpft
sind.
Beispiel: realistische und logische Bilder bzw. Diagramme
Sind den intrinsischen Repräsentationen zuzurechnen
Deskriptionale und depiktionale Repräsentationen besitzen unterschiedliche Nutzungseigenschaften
- deskript.R. höhere Ausdrucksmächtigkeit als depik.R.
- depik.R. enthalten Gesamtheit einer bestimmten Informationsklasse
Depiktionale Repräsentationen sind deshalb im allgemeinen besser geeignet, um Inferenzen zu vollziehen, da die
gesuchte Information an der Repräsentation direkt abgelesen werden kann.
Externe und interne Repräsentationen
Beim lesen eines Textes werden multiple Repräsentationen konstruiert:
- Ebene der Textoberfläche
- Ebene der Textbasis
- Modellebene
- Kommunikationebene
- Genreebene
Beim Bildverstehen (ähnlich wie bei Text nur etwas andere Reihenfolge):
- Oberflächenebene
- Modellebene
- Propositionsebene
- Kommunikationsebene
- Genreebene
Repräsentationen der Textoberfläche, propositionale Repräsentationen, visuelle Vorstellungen und mentale
Modelle können ebenfalls in deskriptionale und depiktionale Repräsentationen untergliedert werden.
Mentale Repräsentation und propositionale Repräsentation sind interne Deskriptionen
Propositionale Repräsentation -> extrinsische Repräsentation
Visuelle Vorstellungen und mentale Modelle sind interne depiktionale Repräsentationen
...
scheiß Abschnitt
...
Ein integriertes Modell des Text- und Bildverstehens
Modell des Text- und Bildverstehens von Mayer(1997):
Es wird davon ausgegangen, dass verbale und piktoriale Informationen entsprechend der dualen
Kodierungstheorie in unterschiedlichen kognitiven Subsystemen verarbeitet werden und zur parallelen
Konstruktion unterschiedlicher mentaler Modelle führen
Selektionsprozesse im
- verbalen Arbeitsgedächtnis ..
- imaginale Arbeitsgedächtnis ...
alternatives Modell des Text- und Bildverstehens:
siehe Abbildung 3 (Seite 222)
Erklärung des Bildes:
Beim Lesen und Verstehen eines Textes ...
Mentale Repräsentation der Textoberflächenstruktur -> propositionale Repräsentation des semantische Gehalts > mentales Modell des semantischen Gehalts
Selektions- und Organisationsfunktion
- Verbale Organisationsprozesse
- Konzeptuelle Organisationsprozesse
Beim Betrachten und Verstehen eines Bildes ...
Visuelle mentale Repräsentation des Bildes -> mentales Modell + propositionale Repräsentation des
dargestellten Gegenstands -> visuelle Wahrnehmung des Bildes (in anderem Kontext auch als Vorstellung
bezeichnet) -> mentales Modell des dargestellten Gegenstands (zum Verstehen notwendig)
Das Bildverstehen ist demnach ein Prozeß der schemageleiteten analogen Strukturabbildung eines Systems von
visuell-räumlichen Relationen auf ein System von semantischen Relationen.
An einem mentalen Modell können durch Prozesse der Modellinspektion neue Informationen abgelesen werden.
Fortlaufende Interaktion zw. Modellkonstruktions- und Modellinspektionsprozessen.
Beim Textverstehen:
Ausgangspunkt der Interaktion: propositionale Repräsentation -> Mentales Modell -> Informationen ablesen ->
zur propositionalen Repräsentation hinzufügen
Beim Bildverstehen:
Ausgangspunkt der Interaktion: mentales Modell -> Ableseprozesse -> neue Propositionen
Zwischen Formen der externen Darstellung und Formen der internen Repräsentation besteht keine 1 zu 1
Zuordnung.
Fragestellung und Hypothesen
Nutzung von Text und Bild als komplementäre Informationsquellen
Aspekt der kognitiven Ökonomie
Kognitiver Aufwand dürfte für Konstruktion eines mentalen Modells beim Verstehen eines Textes generell
höher als beim Verstehen eines informationsäquivalenten Bildes sein.
Entscheidung (Text, Bild) für Wissenserwerb durch subjektive Einschätzung des Konstruktions- und
Nutzungsaufwands.
Textverstehen: Verarbeitungsreihenfolge vorgegeben
Bildverstehen: wenig festgelegt => Unterschätzung des Informationsgehalts
Man merkt eher, dass man eine Text nicht versteht, als dass man ein Bild nicht versteht.
Kognitiver Aufwand für die Konstruktion eines mentalen Modells durch
- Interne Vearbeitungsbedingungen.
o Lesefähigkeit und Wortschatz
o Vertrautheit mit piktorialen Darstellungsformen
o Usw.
- externe Vearbeitungsbedingungen.
o Text
ƒ Verwendetes Vokabular
ƒ Syntaktische Komplexität der Sätze
ƒ Usw
o Bild
ƒ Komplexität der Darstellung
ƒ Gestalteigenschaften der grafischen Konfigurationen
ƒ Darstellungsperspektive
Beispiel:
Text über geografische Zeitunterschiede auf der Erde
Kognitiver Aufwand zur mentalen Modellkonstruktion bei Kreisbildern höher als bei Teppichbildern
Unterschiedliche Hypothesen:
Untersucht nach:
- Nutzung des Texts ohne Bilder
- Nutzung des Texts mit Teppichbildern
- Nutzung des Texts mit Kreisbildern
- Nutzung der Teppichbilder
- Nutzung der Kreisbilder
Additionshypothese
Ersetzungshypothese
Stimulationshypothese
Strukturabbildungsprozesse beim Bildverstehen
Einluß der Form der Visualisierung auf die Struktureigenschaften beim entstehen eines mentalen Modells.
Art der Bilder
Sowohl auf Teppichbilder als auch auf Kreisbilder können folgende Aufgaben angewendet werden:
- Zeitdifferenzaufgaben
- Umkreisungsaufgaben
Duale Kodierung
Art der Bilder unberücksichtigt => keine Unterschiede in den Aufgaben
Strukturabbildung
Wenn mentale Modelle von bildhaften Vorstellungen völlig verschieden sind:
Kein Unterschied
Wenn mentale Modelle auch bildhafte Eigenschaften besitzen
Unterschiedlich strukturierte mentale Modelle
Wenn für verschiedene mentale Modelle gleiche Modellstrukturen zu erwarten sind:
Kein Unterschied in der Nutzungseffizienz
Bei unterschiedlichen Modellstrukturen
Nutzungseffizienz unterschiedlich
Die Nutzungseffizienz eines anhand von Teppichbildern konstruierten mentalen Modells für
Zeitdifferenzaufgaben sollte demnach höher sein als die eines anhand von Kreisbildern konstruierten mentalen
Modells.
Umgekehrt sollte die Nutzungseffizienz eines anhand von Kreisbildern konstruierten mentalen Modells für
Umkreisungsaufgaben höher sein als die eines anhand von Teppichbildern konstruierten mentalen Modells.
Strukturaufbau versus Strukturinferenz
Hinzufügen von Bilder zu einem Text sollte unterschiedliche Effekte hervorrufen.
Duale Kodierung
Texte mit Bilder: bessere Leistungen beim Wissensabruf und der Wissensanwendung
Strukturaufbau
Bilder bei Lernenden mit geringeren Lernvorraussetzugen: unterstützende Funktion
Strukturinferenz
Lernende mit höheren Lernvorraussetzungen: Hinzufügen von Bildern kein Leistungsgewinn
Bei nicht aufgabenadäquat strukturierten Bildern: geringere Leistungen als bei einem Text ohne Bilder
Ergebnisse
Komplementarität des Text- und Bildverstehens
Ergebnisse sprechen insgesamt gegen duale Kodierung
Ergenisse lassen sich mit einer modifizierten Stimulationshypothese (Mischung von Stimulations- und
Ersetzungshypthese) theoretisch gut erklären.
Strukturabbildungsprozesse beim Bildverstehen
Die Ergebnisse sützen vielmehr eindeutig die Strukturabbildungshypothese
Insgesamt gesehen bieten Teppichbilder offenbar eine spezifische Unterstützung für Zeitdifferenzaufgaben, und
die Kreisbilder eine spezifische Unterstützung für die Umkreisungsaufgaben.
Strukturaufbau versus Strukturinterferenz
Strukturinterferenzhypothese wird stark durch die Ergebnisse gestützt.
Demnach interferierten in der Kreisbildgruppe die gezeigten Bilder bzw. die im Gedächtnis gespeicherte visuelle
Kreisvorstellung mit dem bei den Zeitdifferenzaufgaben erforderlichen mentalen Teppichmodell.
Umgekehrt interferieren in der Teppichgruppe die gezeigten Bilder bzw. die im Gedächtnis gespeicherte
Teppichvorstellung mit dem bei den Umkreisungsaufgaben erforderlichen Kreismodell.
Diskussion und Ausblick
Traditionelle duale Kodierungstheorie keine geeignete Basis.
Oben dargestelltes integratives Modell des Text- und Bildverstehens besser.
Bilder mit Text: Können sich teilweise ersetzen aber auch teilweise stimulieren.
Texte mit Bildern vor allem für schlechte Leser hilfreich
Lernende mit geringem Vorwissen profitieren von Bildern in Texten
Die Untersuchungen weisen darauf hin, dass bei der Gestaltung von Texten mit Bildern der jeweiligen
Visualisierungsform besonderes Augenmerk geschenkt werden muß.
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