ERÖFFNUNG ZENTRUM FÜR WEITERBILDUNG – UNIVERSITÄT ZÜRICH UND PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH Wissenschaftliche Weiterbildung zwischen Qualität und Kommerz Prof. Dr. Werner Fröhlich Präsident der Donau-Universität Krems 1999–2005 Universität Flensburg (dzt. beurlaubt) Die wissenschaftliche Weiterbildung insbesondere auch als Weiterbildungsstudium mit akademischem Studienabschluss hat im deutschsprachigen Hochschulraum eine vergleichsweise geringe Tradition. Erst durch die „MBA-Euphorie“ der letzten 15 Jahre, die Einsicht zum lebensbegleitenden Lernen sowie den Bologna-Prozess mit seinem zweistufigen Studiensystem erhält die wissenschaftliche Weiterbildung einen neuen Stellenwert. Allerdings hat sich der große Optimismus mancher Hochschule durch schnelle Realisierung der wissenschaftlichen Weiterbildung zusätzliche Mittel zu erwirtschaften und ehemalige Studierende systematisch an ihre ehemalige Hochschule und deren Angebote zu binden bisher selten im erhofften Umfang bestätigt1. Es zeigt sich, dass erfolgreiche qualitätsgeleitete und forschungsbasierte Weiterbildung mit ihrer Umsetzungskomplexität ebenso wie mit ihren Markteintritts-Schwierigkeiten oftmals unterschätzt wird2. Die wissenschaftliche Weiterbildung hat zweifelsohne eine große Zukunftsaufgabe zu bewältigen mit vielfältigen Chancen, aber auch immensen Herausforderungen. Die nachfolgenden Thesen sollen verdeutlichen, dass die wissenschaftliche Weiterbildung um erfolgreich zu sein, den Spagat zwischen Qualität und Kommerz zu bewältigen hat. Nur mit nachhaltiger Qualität ist kommerzieller Erfolg dauerhaft möglich. Die Herausforderungen konzentrieren sich insbesondere auf die nachfolgenden erfolgskritischen Faktoren: • • • • • • • • • 1 Attraktives Studienangebot in der wissenschaftlichen Weiterbildung Systematisches didaktisches Konzept (Blended Learning) Qualitätsgeleitete und forschungsbasierte Lehre Weiterbildungserfahrene Lehrkräfte und regelmäßige Studienevaluation Weiterbildungsadäquate Infrastruktur an allen Studientagen Studierendenbetreuung und –beratung auch außerhalb der Präsenzphasen Marktfähiges Preis-/Leistungsverhältnis Alleinstellungsmerkmale des Angebotes (USP) Marketing und Öffentlichkeitsarbeit S.a die sehr aufschlussreiche und differenzierte Studie im Auftrag des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft: Wolter, A. et al. (2003): Lebenslanges Lernen und Weiterbildung im deutschen Hochschulsystem, Dresden. 2 Beispielhaft sei hier aufgeführt: Fröhlich, W./Kastler, U. (2004): Perspektiven der akademischen Weiterbildung, Erweiterter Sonderdruck aus „Wirtschaft und Wissenschaft“, 3. Quartal, Essen. Seite 1 von 2 Thesen zur Wissenschaftlichen Weiterbildung Wissenschaftliche Weiterbildung und Qualität Im Rahmen des lebensbegleitenden Lernens ist Wissenschaftliche Weiterbildung gesellschafts- und bildungspolitisches Programm. Akkreditierung, Evaluation und Qualitätsentwicklung sind notwendige Voraussetzung für dauerhafte Exzellenz der Wissenschaftlichen Weiterbildung. Qualität und Wirtschaftlichkeit Qualität und Wirtschaftlichkeit sind konkurrenzierende Ziele der Wissenschaftlichen Weiterbildung. Bereits die kostendeckende Durchführung qualitätsgeleiteter und forschungsbasierter Wissenschaftlicher Weiterbildung stellt eine hohe ökonomische Herausforderung dar. Wirtschaftlichkeit und Bedarf Bedarf und Nachfrage nach Wissenschaftlicher Weiterbildung garantieren noch keine kostendeckenden Preise. Insbesondere an einer staatlichen Universität ist darauf zu achten, dass unabhängig von wirtschaftlichen Aspekten der gesellschafts- und bildungspolitische Auftrag angemessen Berücksichtigung findet. Seite 2 von 2