11.2. Ausblick auf das quantenmechanische Atommodell Die Grenzen des Bohrschen Atommodells: - Die Bohrschen Postulate sind willkürlich und von der Physik her nicht begründet. - Sie versagen bei Mehrelektronensysteme. - Widerspruch zu Heisenberg ΔvHeisenb. ≈ v Bahn Bohr Das quantenmechanische Modell: Im Bohrschen Modell wird dem Wellencharakter des Elektrons kaum Rechnung getragen. Die Quantenmechanik stellt ihn dagegen in den Mittelpunkt. Stehende ,räumliche Materiewellen, deren Amplitudenquadrat die Aufenthaltswahrscheinlichkeit darstellt, charakterisieren die einzelnen Elektronenzustände. Das Elektron läuft in diesem Modell nicht auf einer genau fixierten Bahn um, sondern kann sich in dem von der stehenden Welle erfassten Raum an irgendeiner Stelle befinden. Dieser Raum wird als Orbital bezeichnet. Der mathematische Apparat zur Berechnung der stehenden Materiewellen ist sehr kompliziert. An einem einfachen Beispiel, einem Modell fürs Modell soll klar gemacht werden, dass für Elektronen, die in einem begrenzten Raum, wie es das Coulombfeld der Kernladung darstellt, festgehaltenen werden, nur bestimmte Energiezustände möglich sind. Vereinfachend wird dazu das Coulombpotential, durch das ein Elektron an den Kern gebunden ist als Kastenpotenzial mit unendlich hohen Wänden dargestellt: Epot Abstand vom Kern Potentialtopf Linearer Potentialtopf Das Elektron soll sich also in einem Topf befinden, in dem es sich nur in x Richtung bewegen kann und in dessen Inneren die pot. Energie willkürlich mit 0 angenommen wird; an den Rändern steigt Epot sprunghaft auf Unendlich an. Das Elektron ist somit eingesperrt und nicht zu befreien - ein vergröbertes Bild für das Wasserstoffatom. Da die Materiewelle des Elektrons an den Rändern reflektiert wird , entsteht eine stehende Welle. Wie bei einer beidseitig eingespannten Saite können sich nur stehende Wellen mit unterschiedlicher Frequenz bzw. Wellenlänge ausbreiten. n=3 3 n=2 n=1 Länge l Die Bedingung für die stehende Welle: l n v 2 h n 2ml oder 2l n Mit de Broglie gilt: und für die Gesamtenergie gilt dann: Epot= ∞ E ges E kin h mv m 2 h2 v n2 2 2 8ml Ein auf der Strecke l eingeschlossenes Teilchen der Masse m kann nur diskrete Energiewerte annehmen; seine Energie ist gequantelt. Nullpunktsenergie Für n=1 erhält man die niedrigste Gesamtenergie, die Nullpunktsenergie. Nach der kin Gastheorie müsste die Energie von Teilchen am absoluten Nullpunkt gleich Null sein. Dies würde bedeuten, dass auch die Geschwindigkeit der Elektronen Null sein müsste und die Elektr. in den Kern stürzen würden - die Atome wären instabil. Quantensprung bei Emission oder Absorption Der lin. Potenzialtopf gibt auch die Quantensprünge bei der Emission und Absorption von Energie in einem Atom richtig wieder. Die stehende Materiewelle ψ(x) ändert einfach ihre Schwingungsform. Schrödinger: Um wie vieles sympathischer ist die Vorstellung, dass bei einem Quantenübergang die Energie aus einer Schwingungsform in eine andere übergeht, als die Vorstellung von den springenden Elektronen (beim Bohrschen Modell). Aufenthaltswahrscheinlichkeit Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Elektrons an der Stelle x wird durch |ψ(x)|² ausgedrückt. Die Elektronen im 2 Bild befinden sich also hauptsächlich in der linken oder in der rechten Hälfte, weniger oder gar nicht in der Mitte. Ein experimenteller Beweis gelang Crommie,Lutz und Eigler 1993. Ein Elektron ist zwischen 48 Eisenatomen auf einer Kupferplatte eingesperrt. Dazwischen wurde gemessen, ob das Elektron anwesend ist oder nicht. Schrödingers Atomtheorie ist unanschaulich, sein Atommodell rein mathematisch. Bohr dazu: Der Verzicht auf Anschaulichkeit und Kausalität, zu dem wir bei der Beschreibung der Atomerscheinung gezwungen sind, könnte vielleicht als eine Enttäuschung aufgefasst werden. .....Wir müssen nur auf die Notwendigkeit einer immer weitergehenden Abstraktion von unseren gewohnten Forderungen an die unmittelbare Anschaulichkeit der Naturbeschreibung vorbereitet sein. Ansatz für eine Wellenfunktion Ψ(x) Wir wissen, dass Wellen durch Sinus- und Kosinusfunktionen dargestellt werden können. Demnach können wir Ψ(x) innerhalb des Kastens durch eine Linearkombination von sin(x) und cos(x) beschreiben. Ψ(x) = Asin(kx)+Bcos(kx). Darin sind A und B noch näher zu bestimmende Konstanten und k ist die sogenannte Wellenzahl 1/λ. Da das Elektron nicht aus dem Kasten gelangen kann, ist die Wellenfunktion außerhalb des Kastens gleich Null. Insbesondere muss die Wellenfunktion am Rand verschwinden (fixed end), was folgende Randbedingungen impliziert: ψ(0) = 0 und ψ(l) = 0 Man setzt diese Bedingungen in den obigen Ansatz ein und erhält der Reihe nach Ψ(0)=A sin(0) + B cos(0) = 0 ⇒ B = 0, was zunächst den obigen Ansatz wesentlich vereinfacht zum Ausdruck Ψ(x) = A sin(kx). Nun setzen wir die zweite Bedingung in diesen Ausdruck ein, was zu folgender Gleichung führt Ψ(l)=A sin(kl) = 0. Lösen wir nun diese Gleichung: Zunächst darf A nicht Null sein, weil sonst die gesamte Wellenfunktion Null wäre und es damit gar kein Teilchen gäbe! Deshalb hat man sin(kl) = 0 ⇒ kl = nπ also k = nπ l Somit ergibt sich für den linearen Potentialtopf mit unendlich hohen Wänden die folgende 2 nπ ψn ( x) = ( ) sin( ⋅x ) Wellenfunktion: l l √ Die Amplituden der Wellenfunktionen ergeben sich aus der Normierung ∫ ψ² = 1 und sind unabhängig von n. Tunneleffekt Sind die Wände des Potentialtopfs nicht unendlich sondern endlich hoch, so gibt es für ein Quantenobjekt (hier Elektron) eine, wenn auch nur sehr sehr geringe, Aufenthaltswahrscheinlichkeit außerhalb des Potentialtopfs. „Erklären“ kann man das mit der Heisenbergschen Unschärferelation, die Quantenteilchen kurzzeitig sehr große Energiemengen erlaubt. Δ E⋅Δ t≥ h 4π