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27.05.2011
Gehörlosen Gehör verschaffen
Prof. Dr. med. Dirk Eßer
Wieder Hören zu können ist für viele ertaubte oder hochgradig schwerhörige Erwachsene ein Wunsch, den das Cochlea-Implantat, eine
elektronische Innenohrprothese, erfüllen kann. Um die Öffentlichkeit noch besser über die Behandlungsmöglichkeiten durch
Cochlea-Implantate zu informieren, findet am 28. Mai 2011 bundesweit der sechste Deutsche Cochlea-Implantat-Tag statt. In Thüringen ist
das HELIOS Klinikum Erfurt für die Versorgung gehörloser Patienten mit Cochlea-Implantaten ein wichtiger Anlaufpunkt. Die Zahl
derjenigen, die dort eine Innenohrprothese und damit eine neue Lebensqualität erhalten, wächst. ?Das Cochlea- Implantat ist eine
faszinierende Erfindung?, sagt Prof. Dr. med. Dirk Eßer, Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohren-Heilkunde des HELIOS Klinikums
Erfurt. ?Es ist für Erwachsene, die ihr Gehör durch eine Erkrankung oder mehrere Hörstürze verloren haben, sowie für gehörlos geborene
Kinder die einzige Möglichkeit ihr Hörvermögen zurückzuerlangen beziehungsweise zu entwickeln?.
Das Cochlea-Implantat übernimmt bei Gehörlosen mit intaktem Hörnerv, die Funktion des geschädigten Innenohrs. ?Es ist die einzige elektronische
Prothese, die ein menschliches Sinnesorgan ersetzen kann?, so Izet Balji?, Audiologe in der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohren-Heilkunde des
HELIOS Klinikums Erfurt. Da bei diesen Patienten die Sinneszellen im Innenohr zerstört beziehungsweise nicht vorhanden sind, kann kein Schall an
den Hörnerv weitergeleitet werden. Herkömmliche schallverstärkende Hörgeräte erzielen in diesen Fällen keinen Effekt.
Cochlea-Implantat-Systeme setzen sich aus einem externen und einem internen Teil zusammen. Das außen hinter dem Ohr angebrachte Mikrofon
des Sprachprozessors empfängt Schallwellen und wandelt diese in elektrische Signale um. Über eine außenliegende Spule werden diese Impulse
durch die Haut zum Implantat gesendet. Das Implantat leitet die elektronischen Impulse an Elektrodenkontakte im Innenohr weiter, die den Hörnerv
anregen. Das Gehirn interpretiert diese Reize als akustische Signale.
Eine Versorgung mit solch einer Hörprothese ist sowohl auf einem Ohr als auch auf beiden Ohren möglich. Bei angeborener Gehörlosigkeit und
Schwerhörigkeit, was dank des Neugeborenenhörscreenings immer früher erkannt wird, muss die Behandlung mit dem Cochlea-Implantat so
schnell wie möglich erfolgen, um ein normales Hörverstehen zu erreichen. ?Entscheidend ist, das Cochlea-Implantat vor dem Spracherwerb, das
heißt, im ersten oder zweiten Lebensjahr, einzusetzen, um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen?, erklärt Prof. Eßer. Eine Versorgung von älteren
Patienten, die seit ihrer Geburt gehörlos sind, sei nicht angeraten, da ein Sprachverstehen nicht zu erwarten ist.
Nach der Implantation muss das Hören völlig neu erlernt werden. Es ist eine Rehabilitation notwendig, die bei Erwachsenen meist ein, bei Kindern
zwei Jahre dauert. In diesem Rahmen wird vier bis sechs Wochen nach der Operation der Sprachprozessor angepasst. ?Gut Rehabilitierte erlangen
in der Regel ein offenes Sprachverstehen, und mittlerweile kann fast die Hälfte der Kinder mit Implantaten die Regelschule besuchen?, so Prof.
Eßer.
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