KORONARE HERZERKRANKUNG Prof. Dr. Kálmán Tóth – Dr. László Czopf I. Klinik für Innere Medizin, Abteilung Kardiologie Universität Pécs, Medizinische Fakultät HISTORISCHER ÜBERBLICK • 21. Juli 1768 - William Heberden (Royal College of Physicians, London: Beschreibung von Angina pectoris) • 1809 - Burns (Myokardiale Ischämie ist eine Konsequenz einer Koronararterienstenose. Die Stenose als Ätiologie der Angina.) • 1813 – Blackall, 1816 - Kreysig (Koronarspasmus kann zur Angina pectoris führen.) • 1960 - Prinzmetal (vasospastische Angina, Prinzmetal-Angina) DEFINITION I Der Fachausdruck Ischämische Herzerkrankung (IHE) steht für alle Erkrankungen und klinischen Situationen, die als Ergebnis inadäquater Sauerstoffversorgung der Myokardzellen entstehen. Es ist in den meisten Fällen Konsequenz einer Koronardurchblutungsstörung, verursacht durch eine koronare Herzerkrankung (KHE, KHK). IHE = reduzierter myokardialer Sauerstoffpartialdruck - mangelnde Sauerstoff-Abgabe oder - erhöhter Sauerstoff-Bedarf DEFINITION II Myokardiale Ischämie bedeutet eine Situation, in der die arterielle Sauerstoffversorgung vom Myokard nicht ausreichend ist, und die intrazelluläre Energie-Produktion verschiebt sich deshalb von der aeroben Oxidation zur anaeroben Glykolyse (Jennings). Myokardiale Ischämie ist ein metabolisches Ereignis. Ischämie kann - global - segmental - subendokardial sein PHYSIOLOGIE UND PATHOPHYSIOLOGIE DER KORONARDURCHBLUTUNG - I • Das Herz hat den höchsten Sauerstoffverbrauch pro Gramm Gewebe unter den Organen. • Die myokardiale Sauerstoffabgabe passiert in einem „low flow, hohe O2-Extraktion” System. • In Situationen, in denen das Herz einen erhöhten Bedarf an Sauerstoff hat, kann dieser erhöhte Bedarf nur durch erhöhte Koronardurchblutung erfüllt werden. • Die Fähigkeit des Koronarsystems die Durchblutung zu erhöhen nennt man Koronardurchblutungsreserve (coronary flow reserve). In gesunden Personen bedeutet dies eine > 4-fache Zunahme und man kann sie fast nie überfordern. • Deshalb ist in gesunden Personen keine Myokardischämie möglich. • Die Koronardurchblutungsreserve wird durch die koronare Vasodilatation ermöglicht. PHYSIOLOGIE UND PATHOPHYSIOLOGIE DER KORONARDURCHBLUTUNG - II • • • Die subendokardialen Arteriolen sind in einer normalen Ruhesituation chronisch erweitert, da im subendokardialen Bereich systolisch keine wesentliche Durchblutung stattfindet (andere Schichten des Myokards erhalten hingegen auch während der Systole etwas Blut). In Situationen mit eingeschränkter Koronardurchblutung, zum Beispiel bei Koronarstenose, wird das Subendokard als erstes ischämisch, weil es die Kompensationsmechanismen der arteriolären Vasodilatation nicht besitzt. Die Fähigkeit der Koronararteriolen zur Dilatation oder Konstriktion abhängig vom Perfusionsdruck, nennen wir Autoregulation. Der normale Autoregulationsbereich ohne Koronarerkrankung reicht von 60 bis zu 150 mmHg. In diesem Bereich bleibt die Koronardurchblutung konstant. PHYSIOLOGIE UND PATHOPHYSIOLOGIE DER KORONARDURCHBLUTUNG - III Die kleinste Kapillargefäße des Körpers befinden sich im Myokard (3-5 μm), deshalb spielen hämorheologische Parameter eine wichtige Rolle in der Koronardurchblutung. PHYSIOLOGIE UND PATHOPHYSIOLOGIE DER KORONARDURCHBLUTUNG - IV Ursachen einer eingeschränkten Koronardurchblutungsreserve • Eine mindestens 50%-ige, lokalisierte Diameter-Stenose • • • • • • in einer sonst normalen Arterie. Ausgedehntere und multiple serielle Läsionen schränken die Durchblutungsreserve schon bei weniger ausgeprägter Durchmesser-Stenose ein. Art. Hypertonie Aortenklappenstenose Aortenklappeninsuffizienz Mitralstenose mit Vorhofflimmern Gravierende Pulmonale Hypertonie Idiopathisch niedrigere arterioläre Vasodilatationskapazität (koronare Kleingefäßerkrankung – X-Syndrom) PHYSIOLOGIE UND PATHOPHYSIOLOGIE DER KORONARDURCHBLUTUNG - V Koronar-Kollateralgefäße Dünne Interkoronarkanäle (100 µm) sind von Geburt an in den meisten normalen Herzen vorhanden. Das Herz kompensiert seine Unfähigkeit neue Myozyten zu bilden durch die Fähigkeit neue Blutversorgung zu schaffen wann und wo es nötig ist. Diese Kollateralgefäße sind aber nicht ausreichend um eine normale Koronardurchblutungsreserve aufrechtzuerhalten und schützen nur selten vor Ischämie. EPIDEMIOLOGIE UND PATHOGENESE • Kardiovaskuläre Erkrankungen sind für mehr als 50% der Todesfälle in der Gesamtbevölkerung verantwortlich. • 75% aller Todesfälle werden durch KHK verursacht. • Atherosklerotische Veränderungen sind in ca. 99% der Fälle Ursache der KHK. Andere mögliche Ursachen: Arteritis, Koronarembolie, Autoimmunerkrankungen (z.B. SLE). Koronarspasmus kann auch eine Rolle spielen, meistens als Komplikation. Tod durch KHK in Europa 17 Millionen Menschen starben an kardiovaskulären Erkrankungen 2001. Bis 2020 könnten 25 Millionen Menschen betroffen sein. Atherogenese Klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren, Bakterien, Viren, Hyperhomocysteinämie Endothelschaden Endotheldysfunktion Relax- < Kontraktionsfaktoren Prokoag.> Antikoag. Faktoren Proox.> antiox. Faktoren Zytokin-Produktion Shear TXA2 Blut Viskosität ↑ vWf Prolif.> antiprolif. Faktoren Expression von Adhesionsmolekülen Faktor VIII TF Kollagen Freie Radikale Mononukleäre Zellen ,5 Thrombozyten Adhäsion/Aggregation NO ↓ oxLDL Endothelperm. ↑ Wachstumsfaktoren Schaumzellen (foam cells) Atherosklerose Proliferation glatter Muskelzellen Atherosklerose, eine progressive Erkrankung okklusiver fettige normal Deg. fibröse Plaque atheroscler Plaque PlaqueRuptur/ Fissur & Thrombose Instabile Angina P. AMI Plötzlicher Tod (SCD) Stroke Stumm (silent) BelastungsAngina (effort) Claudicatio Gravierende ExtremitätenIsch. (paVK) Vasospasmus I Kann vorkommen: • Als Konsequenz eines starken vasospastischen Stimulus. • Als Konsequenz mehrerer kleinerer vasospastischer Stimuli, die zusammen die klinisch wichtige Schwelle erreichen. • Unterschwellige (subthreshold) Stimuli in einer Situation, in der die Sekretion vasodilatativer Stoffe beschädigt wurde (z. B. bei Atherosklerose). • Unterschwellige Stimuli bei überempfindlicher, vaskulärer Muskulatur. A/ Neurogen B/ Chemisch-metabolisch-hormonell • α - Agonist 1. Serotonin • β2 - Blockierung 2. ADP • Acetylcholin 3. Thromboxan-A2 • Belastung 4. Alkalose und Hyperventillation • Coitus 5. Histamin 6. Prämenstruell 7. Nach Ärger Vasospasmus II C/ Physisch • Katheterinduziert • PTCA (PCI) • Laser (v. a. NdYAG und Argon) • Atherektomie • Atherosklerose D/ Pharmakologisch • Ergonovin • Aspirin (hochdosiert) • H2-Rezeptoren-Blocker • Dopamin • Nikotin (kleine Gefäße) • Kokain (kleine Gefäße) Manifestationen der Myokardischämie I 1. Stabile Angina pectoris (Heberden-Angina) A/ Belastungsangina (effort angina) B/ Postprandiale Angina C/ Emotionale Angina 2. Instabile Angina pectoris A/ Neu aufgetretene Angina B/ Crescendo-Angina C/ Angina in Ruhe D/ Angina mit wechselnden Eigenschaften (Schmerzcharakteristika, Dauer) E/ Postinfarkt-Angina 3. Koronarspasmus (Prinzmetal-Angina) 4. Myokardinfarkt A/ Non-Q-Infarkt B/ Q-Infarct Manifestationen der Myokardischämie II 5. Chronische Herzinsuffizienz A/ Massiver Infarkt B/ Postinfarkt-Stunning C/ Hiberniertes Myokard D/ Papillarmuskel-Infarkt, -Fibrose oder -Ischämie E/ LV-Aneurysma 6. Ischämie-Äquivalente A/ Leichte Ermüdbarkeit als Konsequenz eines rezid. Stunning B/ Dyspnoe durch ischämische LV-Dysfunktion C/ Präsynkope 7. Stumme (silent) Ischämie A/ Völlig stumme Ischämie (Diabetes mell.) B/ Episoden stummer Ischämien bei Patienten mit symptomatischer Ischämie (Angina pectoris) Manifestationen der Myokardischämie III 8. Lungenödem A/ Globale Ischämie B/ Ischämie des lebensfähig gebliebenen (vitale - viable) Myokards C/ Papillarmuskel-Ischämie mit plötzlich auftretender gravierender Mitralregurgitation 9. Hibernierendes Myokard Regionale myokardiale kontraktile Dysfunktion ausgelöst durch eine länger anhaltende Einschränkung der Koronardurchblutung. 10. „Stunned” Myokard Myokardiale kontraktile Dysfunktion, die nach einem vorübergehenden Gefäßverschluss trotz Wiederherstellung der Koronardurchblutung persistiert. 11. Plötzlicher Herztod (sudden cardiac death - SCD) Mechanismen der wichtigsten Manifestationen der ischämischen Herzerkrankung (IHE) Belastungsangina Instabile Angina Myokardinfarkt Plaque Spasmus Thromb +++ ++ ++ + + ? 0 ++ +++ Häufigkeit der IHE-Manifestationen Myokardinfarkt Stabile Angina Instabile Angina Plötzlicher Tod Andere 40% 20% 20% 15% 5% Manifestationen der Myokardischämie Instabile Angina Stabile Angina AMI Koronare Herzerkrankung „Stumme” Ischämie Herzinsuffizienz Plötzlicher Herztod Klassifikation der Angina pectoris (Canadian Cardiovascular Society) 0 - Keine Angina 1 - Angina bei aussergewöhnlich starker Belastung 2 - Angina bei mäßiger Belastung 3 - Angina bei leichter Belastung 4 - Angina in Ruhe (Instabile Angina) 4A - Instabile Angina aber Beschwerdefreiheit bei aggressiver oraler antiischämischer Therapie 4B - Instabile Angina mit Beschwerden trotz aggressiver oraler Therapie, aber Beschwerdefreiheit bei intavenösem Nitroglycerin 4C - Instabile Angina bei intravenösem Nitroglycerin und/oder bei intraaortaler Ballonpumpe Klassische und neue Risikofaktoren Major • • • • • • männliches Geschlecht Lebensalter hohes Cholesterin Hypertonie Rauchen Diabetes mellitus Minor • • • • • • niedriges HDL-Cholesterin hohes Triglycerid starke Adipositas körperliche Inaktivität Stress positive kardiovaskuläre Familiengeschichte • pathologische hämorheologische Parameter (Fibrinogen, (CRP), Hkt, Plasma- und Vollblutviskosität, Leukozytenzahl) • • • • • Hyperurikämie Hyperhomocysteinämie Mikroalbuminurie niedrige GFR (chr. Niereninsuffizienz) oxidativer Stress, Luftverschmutzung Nur ca. die Hälfte der vaskulären Erkrankungen kann mit den klassischen Risikofaktoren begründet werden. 2003 ESH/ESC: Kardiovaskuläre Risikofaktoren in der Risikostratifikation • • • • • Systolischer und diastolischer Blutdruck Männer über 55 Jahren Frauen über 65 Jahren Rauchen Dyslipidämie Gesamtcholesterin > 6,5 mmol/l (> 250 mg/dl), oder LDL-Cholesterin > 4,0 mmol/l (> 155 mg/dl), oder HDL-Cholesterin bei Männern <1,0, bei Frauen <1,2 mmol/l (Männer <40, Frauen <48 mg/dl) • Früh auftretende kardiovask. Erkrankung in der Familiengeschichte (Männer <55 Jahren, Frauen <65 Jahren) • Abdom. Adipositas (Bauchumfang Männer >102 cm, Frauen >88 cm) • C-reaktives Protein ≥ 1 mg/dl 2003 European Society of Hypertension- European Society of Cardiology Guidelines for the management of arterial hypertension SCORE Eur. Heart J. SCORE Projekt, 2003. Zehn-Jahres-Risiko einer fatalen kardiovaskulären Erkrankung in einer Population mit hohem kardiovask. Krankheitsrisiko. Tabelle auf Gesamtcholesterin basiert. Risikostratifikation I. Hohe Risiko-Kategorie I/1 - Koronare Herzerkrankung, oder - Periphere arterielle Verschlusskrankheit, oder - Cerebrovaskuläre Syndrome I/2 - Diabetes mellitus – Typ-2, oder – Typ-1 mit Mikro- oder Makroalbuminurie, oder - Metabolisches Syndrom (nach den Kriterien von ATP III) I/3 Asymptomatische, Hochrisiko-Situation - Risiko eines fatalen kardiovaskulären Ereignisses ≥ 5%/10 Jahre*, oder - Mindestens 1 gravierender Risikofaktor: – – – – Gesamtcholesterin >8,0 mmol/l, oder LDL-Cholesterin >6,0 mmol/l, oder Blutdruck >180/110 mmHg, oder Body mass index (BMI) >40 kg/m2 •Die Framingham-Tabelle kann benutzt werden, um das Risiko eines kardiovaskulären Ereignisses Vorherzusagen (>20%/10 Jahren) II. Mittlere Risiko-Kategorie* Hypercholesterinämie und mindestens 2 weiteren Risikofaktoren. •Risiko eines Koronarereignisses = 10-20%/10 Jahren III. Niedrige Risiko-Kategorie** Hypercholesterinämie, oder Hypercholesterinämie und ein weiterer Risikofaktor. ** Risiko eines Koronarereignisses <10%/10 Jahren Primärprävention - Zielwerte Lebensstiländerung Diät, Rauchen, körperliche Aktivität, Körpergewicht (falls BMI>25 kg/m2), Einfluss von Alkoholkonsum und Verhalten. Zierlwerte bei Hypertonie Zielwerte des Lipidmetabolismus Zielwerte des Körpergewichts Diabetes mellitus Metabolisches Syndrom Asymptomatische, Hochrisiko-Situation < 130/80 mmHg < 140/90 mmHg Gesamtcholesterin <4,5mmol/l Gesamtcholesterin <5,0 mmol/l LDL-C <2,5 mmol/l LDL-C <3,0 mmol/l BMI < 25 kg/m2 BMI < 27 kg/m2 Bauchumfang < 94 cm/Männer Bauchumfang < 94 cm/Männer < 80 cm/Frauen < 80 cm/Frauen Einfluss unterschiedlicher Strategien auf die kardiovaskuläre Mortalitätsreduktion • Klassische Prävention: > 50% („gesunder Lebensstil”) • Medikamentöse Therapie: 20-25% • Revaskularisation: 20-25% (PCI, CABG) Diagnostik I 1. Symptome: Eigenschaften der Angina pectoris Auslöser Schmerzqualität Schmerzlokalisation Schmerzausstrahlung „Schmerzschwelle” Begleitsymptomatik und Reaktion auf die Schmerzen 2. Klinische Zeichen: Untersuchungsbefund häufig völlig normal. 3. Routine-EKG (Ruhe-EKG): häufig normal. 4. Stress-Tests: Körperliche Belastung (Ergometrie) Pharmakologische Belastung 6. Echokardiographie: (kombiniert mit pharmakologischem Stress-Test) Wandbewegungsabnormalitäten Diagnostik II 6. • • 7. • • • 8. • 24-Std-EKG (Holter-EKG): Arrhythmien Ischämie (stumm - silent) Radiologische Untersuchungen: Röntgen-Thorax Digitale Angiographie (DSA) Computertomographie (CT) Nuklearmedizinische Untersuchungen: Myokardiale Bildgebung (Perfusions-Szintigraphie) - Thallium-201 (perfundierte Bereiche) - Technetium-Pyrophosphat (Infarktbereiche) • Radionuklid-Angiographie - First-Pass-Technik - „ECG-gated” Äquilibrium Technik • SPECT („Single Photon Emission Computed Tomography”) 9. Koronarangiographie Differentialdiagnose der Angina pectoris • • • • • • • • • Psychologische Reaktionen „Anterior chest wall syndrome” Degenerative thorakale oder cervikale Wirbels. Erkr. Gastrointestinale Störungen Schulterschmerzen Spontaner Pneumothorax Perikarditis Aortendissektion Pulmonalembolie Therapie Erst genaue Diagnose, dann passende Therapie! Ziele: 1. Linderung oder Heilung der thorakalen Beschwerden 2. Totale ischämische Belastung limitieren 3. Prevention der Atherosklerose-Progression 4. Erhöhung der Lebensqualität 5. Verlängerung der Lebenserwartungen Methoden: 1. Medikamentöse Therapie 2. PTCA (PCI) 3. CABG Medikamente 1860: Nitrate 1960: Beta-Blocker 1970: Calcium-Antagonisten Tct-Aggregationsinhibitoren 1980: ACE-Hemmer Lipidsenker 2000: Ivabradin 1990: ARB und metabolische Med Therapie Pharmakologische Behandlung • • • • • • • • Acetylsalicylsäure (ASA) β-Blocker (senken den O2-Bedarf - negativ chronotrope und inotrope Wirkung) ACE-Hemmer Statine Ca-Kanal-Blocker (senken den Nachlast /afterload/, dilatieren die Koronararterien) Nitrate (senken den Vorlast /preload/, dilatieren die Koronararterien) Trimetazidin – metabolisch wirkendes antiischämisches Medikament - erhöht ATP-Spiegel - limitiert intrazelluläre Azidose - „scavenger”, zytoprotektive Wirkungen Ivabradin – negativ chronotrope Wirkung ohne negativ inotrope Wirkung (direkte Inhibition des Sinusknotens) Therapie Acetylsalicylsäure (ASA) Hemmt die Thrombozytenaggregation (COX-Inhibitor) Reduziert Mortalität (ISIS-2) nach AMI Bei Hochrisiko-Patienten sie ist als Primärprävention empfehlenswert Tagesdosis: 70-325 mg ASA-Resistenz ist bei ca. 20-30 % von den Patienten vorhanden - höhere Dosierung? - Wechsel zu ADP-Rezeptoren-Blocker (Clopidogrel oder Ticlopidin) Wirkung der Thrombozyten-Inhibition auf die vaskuläre Ereignisse (Antiplatelet Trialists’ Collaboration) 200 000 Patienten – 287 Studien • Vaskuläre Mortalität: • Nicht-fataler Reinfarkt: • Nicht-fataler Stroke: 15% ⇓ (p<0,05) 34% ⇓ (p<0,05) 25% ⇓ (p<0,05) Therapie β –BLOCKER (BB) 1. • • • • • Selektiv Atenolol (Tenormin) Metoprolol (Betaloc, Beloc) Bisoprolol (Concor) Nebivolol (Nebilet) Esmolol (Brevibloc) 2. • • • Nichtselektiv ohne ISA Propranolol (Inderal) Carvedilol (Dilatrend, Talliton) Sotalol (Klasse-III antiarrhythmische Wirkung!) 3. Nichtselektiv mit ISA • • • Pindolol (Visken) Bopindolol (Sandonorm) Oxprenolol (Trasicor) β -BLOCKER – plötzlicher Herztod (SCD) Mehr als 50 kontrollierte Studien, 55 000 Patienten 30-50% Risikoreduktion Anwendung von Beta-Blocker ist empfehlenswert in alle Situationen mit dem Risiko des plötzlichen Herztodes: - Hypertonie - Herzinsuffizienz - KHK - Patienten nach einem Myokardinfarkt Hjalmarson A. Clin Cardiol 1992 Wirkung der ACE-Hemmer • • • • • • • Reduktion des Vorlastes und des Nachlastes Hemmung der „Remodelling” Erhöhung der Fibrinolyse Stabilisierung der Koronararterie-Plaques Endothelfunktion-Korrektur Antiproliferative Wirkung Antiatherogene Wirkung ACE-Hemmer • Ramipril senkt die Mortalität signifikant in Hochrisikopatienten (HOPE). • Perindopril senkt die Mortalität und die Häufigkeit einer Hospitalisation bei Herzinsuffizienz unter KHKPatienten (EUROPA). • ACE-Hemmer (Ramipril oder Perindopril) sind indiziert bei allen Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko oder mit gesicherter KHK. • Gruppenwirkung??? Ergebnisse von ACE-Hemmer-Studien Prävention der Ereignissen Therapie nach dem Ereignis • CONSENSUS • SOLVD Ischämisches Ereignis • AIRE • SAVE •TRACE • EUROPA • HOPE • GISSI 3 • PEACE • ISIS 4 Zeit vor dem Ereignis • QUIET • CONSENSUS 2 Zeit nach dem Ereignis Therapie STATINE • • • HMg-CoA-Reduktase-Hemmer Lipidsenkung und Erhöhung des HDL-Cholesterin Spiegels Pleiotrope Wirkungen – – – – – • • Verlangsamung der Atherosklerose-Progression Inhibition von Thrombozyten-Aggregation Stabilisierung des atherosklerotischen Plaques Antioxidante Wirkung Antiinflammatorische Wirkung Benutzung unabhängig von der Lipidwerte! Nebenwirkungen: - Rhabdomyolyse - Hepatopathie, Leberinsuffizienz Statin-Studien Koronarereignisse und LDL-C 30 4S-PI HPS-Pl % CHD Ereignisse 25 HPS-Rx 20 15 LIPID-Rx CARE-Rx HPS-Pl 10 AFCAPS-Rx 0 70 LIPID-PI CARE-PI AFCAPS-PI HPS-Rx 5 2° Prävention 4S-Rx 1° Prävention WOSCOPS-PI WOSCOPS-Rx 90 101 130 150 170 190 Durchschnittliches LDL-C Spiegel während Nachsorge (mg/dl) 210 KHK Revask+Stroke KHK alleine PI=Placebo Rx=Behandelt HPS enrolled high-risk primary- and secondary-prevention patients. HPS. Lancet. 2002;360:7. Downs. JAMA. 1998;279:1615. LIPID. N Engl J Med. 1998;339:1349. Sacks. N Engl J Med. 1996;335:1001. 4S. Lancet. 1995;345:1274. Shepherd. N Engl J Med. 1995;333:1301. Therapie Ca-ANTAGONISTEN Therapeutischer Index = Vaskuläre Wirkung / Myokardiale Wirkung • Verapamil (Verapamil) – 1,0 • Diltiazem (Dilzem R) – 10,0 • Nifedipine (Corinfar, Adalat GITS) – 20,0 • Amlodipin (Norvasc) • Nitrendipin (Baypress) – 80,0 • Isradipin (Lomir) • Lacidipin (Lacipil) • Felodipin (Plendil) - > 100,0 Verapamil Diltiazem Nifedipin Periph. Vaso++ ++ +++ dilatation Herzmuskel Ca+++ ++ + Kanalwirkung Sinusknoten-Wirkung++ + 0 AV-Knoten-Wirkung +++ ++ 0 Therapie NITRATE Nitrat-Toleranz: Due to depletion of sulphhydril enzymes; need for drug free periods (~8-10 hours/day) for repletion. Indikation der Nitrate: • Stabile Angina pectoris • Instabile Angina pectoris • Akuter Myocardinfarkt • Akute und chronische Herzinsuffizienz • Akute Mitralinsuffizienz • Koronarbypass-Operation • Portale Hypertension • Pulmonale Hypertension NITRATE • • • • NITRATE Nitroglycerine (Nitromint, Nitromint R, Sustac, Nitroderm TTS, Nitro-Dur, Nitrolingual) Isosorbid-dinitrat (ISDN, Isoket) Isosorbid-5-mononitrat (Mono-Mack D, Olicard R, Rangin) Nitrat-Analog Molsidomine (Corvaton), direkter NO-Donor. CHARAKTERISTIKA DER NITRATE Nitroglycerin ISDN First-Pass-Effekt +++ ++ Bioavailability (oral) 5% 20-60% Halbwertszeit <15 min 30 min Wirkungszeit 3-6 Std 4-8 Std IS-5-MN + >90% 5 Std 8-12 Std Algorythmus der medikamentösen Behandlung der stabilen Angina pectoris Sekundärprävention Medikamentenwirkung und kardiovask. Ereignisse Risikoreduktion 2-Jahres Ereignisrate … 8% Aspirin 25% 6% Beta-Blocker 25% 4,4% Statine 30% 3,0% ACE-Hemmer 25% 2,3% Medikament Keine Salim Yusuf, Lancet 2002 Probleme der medikamentösen Therapie ASA: Gastrointestinale Nebenwirkungen, Blutungen, Resistenz β-Blocker: Selektivität ACE-Hemmer: breiter Indikationsbereich Statine: Nebenwirkungen in Kombination, Dosis Nitrate: Benutzung ohne geeignete Indikation Nitrat-Toleranz (Dosierung, Kombinationen) Ca-Antagonisten: Benutzung ohne geeignete Indikation Inadäquate Kenntnisse über die verschiedenen Gruppen von Ca-Antagonisten Kombinationen? (bei vasospastischer Angina) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!