UNIVERSITÄT POTSDAM Institut für Physik und Astronomie Quantenmechanik II SS 2010 Priv.-Doz. Dr. Axel Pelster Dr. Thomas Barthel Blatt 5 15. Streuphasen beim Yukawa-Potential [3+2+2+2=9 Punkte] Wir betrachten die Streuung eines Teilchens an einem schwachen Yukawa-Potential V (r) = V0 a −r/a e . r (1) a) Zeigen Sie, dass die Streuamplitude in erster Born’scher Näherung mit |k−k0 |2 = 2k 2 (1− cos θ) wie folgt lautet. 1 2mV0 a3 (2) ~2 2(ka)2 (1 − cos θ) + 1 Für rotationsinvariante Potentiale kann f über die Streuphasen δ` ausgedrückt werden. P∞ (3) f (θ) = k1 `=0 (2` + 1)eiδ` sin δ` P` (cos θ) (Partialwellenentwicklung) f (1) (k0 , k) = f (1) (θ) = − Für ein schwaches Potential (wie hier vorausgesetzt) gilt |δ` | 1 und somit eiδ` sin δ` ≈ δ` . b) Drücken Sie die Streuphasen δ` des schwachen Yukawa-Potentials mittels (2), (3) und R1 2 der Orthogonalitätsbeziehung −1 dxPn (x)Pm (x) = 2n+1 δn,m der Legendre-Polynome in R 0 1 1 0 P` (x ) den Legendre-Funktionen zweiter Art Q` (x) = 2 −1 dx x−x0 aus. Die Legendre-Funktionen zweiter Art können für |x| > 1 wie folgt entwickelt werden Q` (x) = ∞ X (` + 2n)! 1 · `+2n+1 . (2n)!!(2` + 2n + 1)!! x n=0 (4) c) Zeigen Sie mittels (4), dass die Streuphasen für ein attraktives (/repulsives) Potential V positiv (/negativ) sind und bestimmen Sie desweiteren δ` im Limes niedriger Energien (ka 1). Erklären Sie anschaulich, warum die δ` in diesem Limes schnell mit ` abfallen (“s-Wellenstreuung”). R d) Wie kann man ganz allg. den totalen Wirkungsquerschnitt σtot = dΩ|f (θ)|2 über die Streuphasen δl aus (3) ausdrücken? Prüfen Sie explizit, dass das optischen Theorem σtot = 4π k Im f (θ = 0) das selbe Resultat liefert. Bestimmen Sie mit dem Resultat aus c) die über a = − limk→0 δ0 /k definierte Streulänge a des Yukawa-Potentials (σtot → 4πa2 ). 16. Eikonal-Näherung [2+4∗ +4=6+4∗ Punkte] Die Born’sche Näherung der Streuamplitude setzte voraus, dass das Streupotential V (x) (a=Reichweite, |V |=Grössenordnung innerhalb der Reichweite) als Störung behandelt wer~2 ~2 den kann, d.h. |ψ (1) | |ψ (0) | (⇐ |V | ma 2 falls ka . 1 und |V | ma2 ka falls ka 1). Hier betrachten wir nun Streuung im s.g. semiklassischen Limes (= ˆ WKB-Näherung), d.h. ∂ V |/(E − V ) V (x) variiert auf Längenskalen der de Broglie-Wellenlänge nur langsam: | ∂x p p/~ = 2m(E − V )/~. P In diesem Fall ist die Wellenfunktion von der Form hx|ψi = ψ(x) ∝ exp(iΦ(x)) mit Φ(x) = n (~/S0 )n−1 Φ(n) (x), ~/S0 1. a) Zeigen Sie durch Einsetzen der angegebenen Wellenfunktion in die Eigenwertgleichung des Hamiltonoperators Ĥ = p̂2 /2m + V (x̂), dass die (klassische) Wirkung S = S0 Φ(0) ∂ der Hamilton-Jakobi-DGL ( ∂x S)2 = p2 = 2m(E − V ) gehorcht. 1 Abbildung 1 Skizze der Streuung für die Eikonal-Näherung. 2 2 k = E |V | weiter näheren, Um diese DGL zu löesen, können wir im Falle hoher Energie ~2m dass die klassische Trajektorie eine gerade Linie ist x = b+zez (k = kez , Stoßparameter=b, b⊥ez , siehe Skizze). b) [Bonus] Lösen Sie unter diesen Voraussetzungen die Hamilton-Jakobi-DGL, wählen Sie die Integrationskonstante so, dass limV →0 S/~ = kz (warum?) und zeigen Sie unter Beachtung von E |V | weiter, dass die Wellenfunktion folgende Form hat ψ(x) ≈ eikz (2π)3/2 exp{−i ~m 2k Rz −∞ dz 0 V (b + z 0 ez )} (Eikonal-Näherung). (5) Mit dieser Wellenfunktion kann man eine Näherung für die Streuamplitude bestimmen. Für rotationssymm. Potentiale lauten sie (Bessel-fkt. J0 (lθ) ← P` (cos θ) für ` 1, |θ| π) Z ∞ Z ∞ p m f (k0 , k) = −ik db b · J0 (kbθ) · (e2i∆(b) − 1), ∆(b) = − 2 d zV ( b2 + z 2 ) . (6) 2~ k −∞ 0 c) Zeigen Sie mit (3), dass die zugehörigen Streuphasen gerade durch δ` = ∆(b)|b=`/k 2 2 gegeben sind. Wie lauten sie für das Gauss-Potential V (r) = V0 e−r /a und das Yukawa-Potential V (r) = V0 ar e−r/a in der Eikonal-Näherung? Vergleichen Sie für den Hochenergie-Limes beim schwachen Yukawa-Potential (graphisch) mit dem Resultat von Aufgabe 15.b). 17. Streuung mit Übergang zwischen inneren Zuständen [3+2=5 Punkte] Streuendes Teilchen und Streuzentrum (z.B. ein e− und ein Atom) sollen nun innere Struktur haben. D.h. wir erweitern den Hilbert-Raum um die Eigenzustände eines Operators Ĥint , Ĥint |ni = En |ni. Das vSkO. sei also z.B. durch {Ĥint , x̂} gegeben. 2 X p̂ H = span{|x, ni ≡ |xi ⊗ |ni} , Ĥ = + Ĥint + V̂ V̂ = Vn0 ,n (x̂)|n0 ihn| (7) 2m 0 n ,n a) Verallgemeinern Sie die Formel für die allg. Lösung der Lippmann-Schwinger-Gl. ohne innere Freiheitsgrade, 1 eikr 1 2m xa 0 ikx hx|ψk i = e + f (k , k) , f (k0 , k) = − (2π)3 2 hk0 |V̂ |ψk i , (8) 3/2 r 4π ~ (2π) auf obigen Fall mit inneren Freiheitsgraden. b) Wie groß ist beim Prozess k, n → k0 , n0 der Impuls |k 0 |? Überlegen Sie, wie der zugehörige Wirkungsquerschnitt dσn0 ,n /dΩ, ausgedrückt über die Streuamplitude, korrekt lautet. Bem.: Die Herleitung der Bethe-Bloch-Formel startet mit den hier abgeleiteten Formeln und PZ e2 (−Z/|x̂| + i=1 1/|x̂ − x̂i |) . V̂ = V (x̂, {x̂i }) = 4πε 0 2