Teil III Exakte Lösungen der stationären Schrödingergleichung Inhaltsangabe 6 Eindimensionale Probleme 6.1 6.2 7 8 43 Das Teilchen im unendlich tiefen Kasten . . . . . . . . . . 44 6.1.1 Modell und Lösung der Schrödingergleichung . . . 44 6.1.2 Zustände des Teilchens im Kasten . . . . . . . . . 48 6.1.3 Erwartungswerte und Varianzen für das Teilchen im Kasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 6.1.4 Zusatzmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Der harmonische Oszillator . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 6.2.1 Federmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 6.2.2 Schrödingergleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 6.2.3 Lösung der Schrödingergleichung . . . . . . . . . . 61 6.2.4 Form der Wellenfunktionen und Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Zwei- und Dreidimensionale Probleme in kartesischen Koordinaten 71 7.1 Das Teilchen im 2-Dimensionalen Kasten . . . . . . . . . 71 7.2 Das Teilchen im 3-Dimensionalen Kasten . . . . . . . . . 79 7.3 Der harmonische Oszillator in 3 Dimensionen . . . . . . . 83 Zentralkraft-Probleme 8.1 88 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 8.1.1 Kugelkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 41 9 8.1.2 Teilchen auf der Kugeloberfäche . . . . . . . . . . 92 8.1.3 Das Teilchen auf dem Ring . . . . . . . . . . . . . 93 8.2 Der Drehimpuls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 8.3 Produktansatz der Schrödingergleichung in Kugelkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Das Wasserstoffatom 108 9.1 Radiale Dichteverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 9.2 Entartung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 42 6 Slide 65 Eindimensionale Probleme Die Schrödingergleichung in einer Dimension • wir betrachten Wellenfunktionen, die nur von einer Variablen abhängen d.h. die Bewegung eines einzigen Teilchens ist eingeschränkt auf eine Raumrichtung (x-Achse). 1D-SGL: Ĥψ(x) = Eψ(x) ~2 d2 + V (x) ψ(x) = Eψ(x) − 2m dx2 43 6.1 6.1.1 Slide 66 Das Teilchen im unendlich tiefen Kasten Modell und Lösung der Schrödingergleichung Das Teilchen im unendlich tiefen Kasten • Das Teilchen soll sich zwischen x = 0 und x = L frei bewegen können (frei bedeutet: kräftefrei: ⇒ V = const. wähle oBdA: V = 0) • aber nicht außerhalb dieses “Kastens” der Länge L gelangen können. (außerhalb des Kastens ist die potentielle Energie also “unendlich groß”) Systemskizze V(x)=0 V(x) 0 Slide 67 V(x) L x Lösungsweg • Unterteilung des Definitionsbereiches in 3 Bereiche 1. Für x ≤ 0 gilt V (x) → ∞. 2. Für 0 < x < L gilt V (x) = 0. 3. Für x ≥ L gilt wie für Bereich 1 V (x) → ∞. Slide 68 44 Bereiche 1 und 3 • Wir sind nur an endlichen Energien E des Teilchens interessiert. ~2 d2 ⇒ − + V (x) ψ(x) = Eψ(x) 2m dx2 kann nur durch ψ(x) = 0 für x ≤ 0 und x ≥ L erfüllt sein. Dann gilt natürlich auch ρ(x) = ψ ∗ (x)ψ(x) = 0 für x ≤ 0 und x ≥ L, d.h. das Teilchen kann sich nicht außerhalb des Bereiches 0 < x < L aufhalten. • die Aufenthaltswahrscheinlichkeit außerhalb des “Potentialtopfes” verschwindet also, in Übereinstimmung mit der Problemstellung. Slide 69 Bereich 2 Für 0 < x < L gilt V (x) = 0. Somit lautet die zu lösende Differentialgleichung (DGL) ~2 d2 − ψ(x) = Eψ(x). 2m dx2 Die Energie E muss immer größer oder gleich 0 sein, da E immer ≥ Vmin = 0 ist, also Ekin ≥ 0! • gesucht: Funktion ψ(x), deren 2. Ableitung proportional zum Negativen ihrer selbst ist. • Wir wissen: d2 sin(ax) = −a2 sin(ax) dx2 d2 cos(ax) = −a2 cos(ax) dx2 ⇒ Lösungsansatz ψ(x) = A sin(ax) + B cos(ax) (A, B und a sind noch festzulegen!). Slide 70 45 Eigenwerte d2 d2 ψ = [A sin(ax) + B cos(ax)] dx2 dx2 d2 d2 = A 2 sin(ax) + B 2 cos(ax) dx dx = A · (−a2 ) · sin(ax) + B · (−a2 ) · cos(ax) = −a2 [A sin(ax) + B cos(ax)] = −a2 ψ(x) Somit ist ~2 a2 −~2 d2 ψ(x) = ψ(x) = Eψ(x) 2m dx2 2m ⇒ E= ~2 a2 2m A, B, und a müssen noch durch die Randbedingungen festgelegt werden. Slide 71 Randbedingungen ! (i) ψ(0) = ψ(L) = 0 da die Wellenfunktion im Topf stetig in die Wellenfunktion außerhalb des Topfes übergehen muss. Z∞ (ii) Die Normierungsbedingung ψ ∗ (x)ψ(x)dx = −∞ ZL 0 46 ! ψ ∗ (x)ψ(x)dx = 1 Anschlußbedingungen – aus (i) folgt an der Stelle x = 0: ! ψ(0) = A sin(0 · a) +B cos(0 · a) = 0 ⇒ B=0 | {z } | {z } 0 1 ! – damit gilt an der Stelle x = L: ψ(L) = A sin(L · a) = 0 – A 6= 0, da sonst ψ(x) = 0 auch im Potentialkasten ! ⇒ sin(L · a) = 0 – analog, n 6= 0, da sonst überall ψ(x) = 0: – Zur Erinnerung: sin(nπ) = 0 für n = 1, 2, 3, . . . – Man kann also die Bedingung ψ(L) = 0 immer dann nπ erfüllen, wenn L · a = n · π ist, also wenn a = L – kleinstes n ist n = 1 – negatives n nicht möglich, da ψ−n = −ψn wäre (identisches ψ 2 !) Slide 72 Energieeigenwerte • zulässige Energiewerte E = ~2 a2 ~2 π 2 ⇒ En = · n2 2m 2mL2 n = 1, 2, 3, . . . Nur wenn E einen der Eigenwerte En annimmt, hat die Schrödingergleichung für das Teilchen im Kasten eine physikalisch sinnvolle (d.h. mit den Randbedingungen verträgliche) Lösung Offenbar ist E “gequantelt”! Slide 73 47 Normierung Z L ∗ ∗ L Z ψ (x)ψ(x)dx = A A (iii) ! sin2 (ax)dx = 1 0 0 Z L nπx L ! )dx = |A|2 = 1 L 2 0 r 2 ⇒ Wir wählen A = L 2 |A| sin2 ( r • Man hätte durchaus die Freiheit, A = − 2 zu wählen. L r oder A = i oder A = eiα 2 L r 2 mit beliebigem reellem α L • Diese Wahlfreiheit besteht, weil nur das Betragsquadrat der Wellenfunktion physikalische Bedeutung hat. 6.1.2 Slide 74 Zustände des Teilchens im Kasten Zustände Zusammenfassend gilt also für n = 1, 2, 3, . . . ~2 π 2 2 h2 2 n = n 2mL2 8mL2 r nπ 2 Wellenfunktionen ψn (x) = sin ·x L L Energiezustände En = • Es existieren unendlich viele Eigenwerte und (normierte) Eigenfunktionen für das Teilchen im Kasten. 48 • Die Grundzustandsenergie (n=1) lautet E1 = ~2 π 2 h2 = 2mL2 8mL2 • Die Energien der angeregten Zustände En = E1 · n2 , n = 2, 3, . . . • n heißt Quantenzahl Slide 75 Nullpunktsenergie • Die minimale Energie des Grundzustands des Teilchens im Kasten ist immer vorhanden. • Sie kann nicht konvertiert werden. • Dieser unveränderliche minimale Energiebeitrag heißt auch Nullpunktsenergie. Slide 76 Spektrum der Zustände E h (8mL2)-1 E h (8L2)-1 25 • 25 E5 ∆E4 20 15 E4 5 0 E3 ∆E2 E2 E1 20 2 Anregungsenergien zwischen zwei 25 aufeinanderfolgenden Zuständen ∆En = En+120 − En = E1 · (2n + 1) • Die Energien15der angeregten Zustände wachsen quadratisch mit der Quantenzahl n 10 10 15 ∆E3 10 E h (8m)-1 2 2 • die Anregungsenergien zwischen benach5 barten Zuständen linear 5 ∆E1 0 0 m=1 m=2 Slide 77 49 L=1 L=2 E h2(8mL2)-1 25 E5 ∆E4 20 15 Massenabhängigkeit E4 E h2(8L2)-1 E h2(8m)-1 25 25 20 20 1. E1 ∝ 15 15 10 10 5 5 1 m damit sind alle Energien umgekehrt proportional zur Masse des Teilchens ⇒ auch ∆E ∝ 1 m ∆E3 10 5 0 E3 ∆E2 E2 ∆E1 E1 0 0 m=1 m=2 Slide 78 E h2(8L2)-1 ∆E4 L=1 L=2 Größenabhängigkeit E h2(8m)-1 25 25 20 20 15 15 10 10 5 5 2. E1 ∝ 1 L2 alle Energien sind umgekehrt proportional zum Quadrat der Länge des Kastens ⇒ auch ∆E ∝ 1 L2 ∆E3 ∆E2 ∆E1 0 0 m=1 m=2 Slide 79 L=1 L=2 Quasikontinuum Größenabschätzung: L = 2 Å(≈Atom), m = me 50 → ∆E1 ≈ 4.5 · 10−18 J → ν̃ ≈ 225000 cm−1 (mit ∆E = hcν̃; vglbar der Rydbergkonstanten (Ry = 1.097·105 cm−1 = 1.097 · 107 m−1 )! Betrachten wir den Grenzfall • großer Massen L = 2 Å, m = 1 g → ∆E1 ≈ 1.8 · 10−33 J → ν̃ ≈ 9 · 10−11 cm−1 ! • oder großer Kastenlängen L = 1 cm, m = me → ∆E1 ≈ 4.2 · 10−45 J → ν̃ ≈ 2.1 · 10−22 cm−1 ! Dann rücken die Energien der Zustände also sehr dicht zusammen. → Es sieht so aus, als wären (fast) beliebige kontinuierliche Variationen der Energie möglich. Die Energieniveaus sind quasikontinuierlich wie in der klassischen Physik Slide 80 Wellenfunktionen und Wahrscheinlichkeitsdichten • Grundzustandswellenfunktion und zugehörige Wahrscheinlichkeitsdichte r πx 2 sin L L πx 2 sin2 = L L ψ1 (x) = ρ1 (x) = |ψ1 (x)|2 • Wellenfunktionen der angeregten Zustände und zugehörige Wahrscheinlichkeitsdichten für n = 2, 3, . . . r πx 2 sin ·n L L πx 2 = sin2 ·n L L ψn (x) = ρ1 (x) = |ψ1 (x)|2 51 Slide 81 Wellenfunktionen und Aufenthaltswahrscheinlichkeiten ψ1(x) ψ2(x) ρ1(x) ψ3(x) ρ2(x) ψ (x) [ρ31+ρ 1 55+ρ87]/3 ψ4(x) ρ3(x) ψ2(x) ρ4(x) ψ3(x) • die Zahl der Knoten (Nulldurchgänge von ψ(x)) nimmt mit zunehmendem n zu (wie n − 1). ρ1(x) ρ2(x) • Für sehr hohe Quantenzahlen gibt es sehr viele Knoten. Slide 82 ρ3(x) Bohr’sches Korrespondenzprinzip [ρ31+ρ55+ρ87]/3 Für großes n gilt: • Man wird in der Regel den Zustand des Systems nur als eine Überlagerung von Zuständen mit ähnlichem n finden. • Sind viele dieser Zustände überlagert, ergibt sich eine Wahrscheinlichkeitsdichte ρ ≈ const. • wie in der klassischen Physik Dies ist ein Beispiel für das Bohr’sche Korrespondenzprinzip zwischen Quantenmechanik und klassischer Mechanik. Slide 83 Alternative Darstellung 52 ψ4(x) ρ4(x) 4 ψ(x) 4 3 3 2 2 1 1 ρ(x) Wellenfunktionen oder Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichten werden im Potentialtopf bei Energie E eingezeichnet (s. z.B. Atkins). 6.1.3 Slide 84 Erwartungswerte und Varianzen für das Teilchen im Kasten Grundzustand des Teilchens im Kasten Energieerwartungswert • Der Energieerwartungswert im GZ ist hEiψ1 = hψ1 ∗ |Ĥ|ψ1 i = ZL ψ1 ∗ Ĥψ1 dx 0 ZL = ψ1 ∗ E1 ψ1 dx 0 ZL = E1 ψ1 ∗ ψ1 dx = E1 0 • In einem Eigenzustand des Operators (hier Ĥ) ist natürlich der Erwartungswert des Operators gleich dem Eigenwert! Slide 85 53 Grundzustand des Teilchens im Kasten Erwartungswert des Ortes • Der Ortserwartungswert im GZ (n = 1) ist r !2 ZL 2 πx πx sin( )x sin( )dx L L L hxiψ1 = hψ1 ∗ |x̂|ψ1 i = 0 = 2 L ZL x sin2 πx L dx = L 2 (s. Übungsaufgabe) Rechenweg 0 • Der zustandsgemittelte Aufenthaltsort des Teilchens ist also in der Mitte des Potentialkastens! (nicht unerwartet!) Slide 86 Grundzustand des Teilchens im Kasten Erwartungswert des Impulses • Der Impulserwartungswert im GZ ist hpx iψ1 2 ~ ∂ |ψ1 i = = hψ1 ∗ | i ∂x L ZL sin( πx πx ~ ∂ ) sin( )dx L i ∂x L 0 = 2 L ZL sin πx ~π L iL cos πx L dx = 0 0 aus Symmetriegründen • Der zustandsgemittelte Impuls des Teilchens ist also 0. (MaW: das Teilchen bewegt sich “genauso oft” nach links wie nach rechts!) (ebenfalls nicht unerwartet!) Slide 87 54 Grundzustand des Teilchens im Kasten Varianzen Um diese Mittelwerte ergeben sich Schwankungen der Messung von Ort oder Impuls (Ort und Impuls sind, da [x̂, Ĥ] 6= 0 und [p̂x , Ĥ] 6= 0, nicht gleichzeitig mit der Energie scharf messbar) in Form von Standardabweichungen und Varianzen 2 • Varianzen (∆A)2 = hÂ2 i − hÂi q p 2 2 • Standardabweichungen σA = (∆A) = hÂ2 i − hÂi s p • Standardabweichung des Ortes σx = (∆x)2 = hx̂2 i − hx̂i2 |{z} schon berechnet • Standardabweichung des Impulses σpx = s p (∆px )2 = hpˆx 2 i − hp̂x i2 | {z } schon berechnet Slide 88 Orts-Impuls-Unschärfe im Grundzustand 1 1 2 2 2 − • hx̂ i = hψ1 |x̂ |ψ1 i = L 3 2π 2 L √ 2 ⇒ σx = √ π −6 π 12 • hp̂2x i = hψ1 |p̂2x |ψ1 i = • ⇒ σ px = ~π L r =⇒ σx · σpx = ~ r • da ~2 π 2 L2 π2 − 6 12 π2 − 6 1 ≈ 0.568, ist auf jeden Fall σx · σpx > ~ 12 2 Die Heisenberg’sche Unschärferelation ist also erfüllt. 55 6.1.4 Slide 89 Zusatzmaterial Integral RL 0 hxi = x sin2 ( πx )dx L 2 L ZL 2 x sin πx L 2L dx = 2 π 0 Zπ y sin2 ydy 0 Zπ Substitution: y = πx/L ⇒ dx = dx dy dy 1 y · [1 − cos(2y)]dx 2 Additionstheorem = L dy π = 2L π2 = y=π 2L y 2 1 1 − cos(2y) − y sin(2y) 2 π 4 8 4 y=0 0 partielle Integration 02 π2 = π π 1 1 2L − cos(2π) − sin(2π) − + cos(0) + sin(0) 2 | {z } | {z } | {z } π 4 8 4 4 8 4 | {z } = 2L π 2 L = 2 π 4 2 =1 =0 56 =1 =0 6.2 Der harmonische Oszillator 6.2.1 Slide 90 Federmodell Modell m x 0 • Eine Masse m sei durch eine Feder mit einer Wand verbunden. • Auslenkungen aus der Ruhelage (x = 0), in der die Feder entspannt ist, seien nur entlang einer Achse (der x-Achse) möglich. Slide 91 Federkraft und Hookesches Gesetz • Für (kleine) Auslenkungen ist die Rückstellkraft F~ = −k · ~x. k heißt Federkonstante • Kräfte sind die negativen Ableitungen der potentiellen Energie ~ . F~ = −∇V Slide 92 Wechselwirkungspotential • Da die Kraft nur von x abhängen soll (und damit das Potential), sieht 1 man leicht, daß V (x, y, z) = V (x) = kx2 2 ∂V (x) kx ∂x ∂V (x) ~ (x) = • denn ∇V ∂y = 0 = kx~ex = k~x ∂V (x) 0 ∂z Slide 93 57 Hamilton-Funktion und Hamilton-Operator • Die kinetische Energie der Masse m ist T = p~2 px 2 = 2m 2m • die klassische Hamiltonfunktion (also die Gesamtenergie) lautet px 2 1 2 + kx H(px , x) = T + V = 2m 2 • der entsprechende Hamiltonoperator in der Quantenmechanik lautet Ĥ = T̂ + V̂ = p̂2x 1 + kx̂2 2m 2 ~ 2 d2 1 2 oder explizit Ĥ = − + kx 2m dx2 2 6.2.2 Slide 94 Schrödingergleichung Schrödingergleichung des Harmonischen Oszillators Ĥψ(x) = Eψ(x) ⇐⇒ − man definiert a2 := √ ~2 d2 ψ(x) 1 2 + kx ψ(x) = Eψ(x) 2m dx2 2 ~ k·m und multipliziert alle Terme mit 2m 2 ·a ~2 und erhält d2 ψ(x) x2 2a2 mE + ψ(x) = ψ(x) = εψ(x) dx2 a2 ~2 r 2a2 mE 2 m mit der Definition ε := = ·E ~2 ~ k −a2 Slide 95 58 Variablentransformation ξ = x/a Man definiert eine neue Variable ξ = dann ist und x a d d =a· dξ dx d2 d2 2 = a · dξ 2 dx2 Damit erhält man schließlich d2 ψ(ξ) + (ε − ξ 2 )ψ(ξ) = 0 dξ 2 Slide 96 Ansätze zur Lösung der Schrödingergleichung des harmonischen Oszillators Man kann diese Gleichung auf mehrere Arten lösen. 1. klassisches Verfahren durch Lösen der Differentialgleichung mit Produktund Potenzreihenansatz =⇒ Eigenfunktionen und Eigenwerte 2. algebraisches Verfahren mit Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren =⇒ Eigenwerte und Matrixelemente Die Kenntnis von Eigenfunktion und Eigenwert ist äquivalent zur Kenntnis von Eigenwert und allen Matrixelementen. (Beide Techniken liefern die gleiche Einsicht in das Problem.) Slide 97 59 Eigenwerte • Man erhält als Eigenwerte für die Werte ε = 2n + 1, n = 0, 1, 2, . . . und mit den Definitionen r ~ 2a2 mE 2 m 2 a := √ und ε := E erhält man = ~2 ~ k k·m r 1 1 k E = ~ω n + =~ n+ , n = 0, 1, 2, . . . 2 m 2 Slide 98 Eigenfunktionen √ p 4 mit ξ = x/a = x √m·k = mω x ~ ~ r mω 2 mω 2 x e− 2~ x ψn (x) = Nn Hn (x/a)e−(x/a) /2 = Nn Hn ~ ψn (x) = Nn Hn (ξ)e−ξ 2 /2 mit den Hermiteschen Polynomen Hn (ξ) = (−1)n eξ 2 dn −ξ2 e dξ n und den Normierungsfaktoren m · ω 1/4 1 1/2 Nn = ~π 2n n! Slide 99 Hermitesche Polynome 60 H0 (y) H1 (y) H2 (y) H3 (y) H4 (y) H5 (y) H6 (y) H7 (y) H8 (y) 6.2.3 Slide 100 = = = = = = = = = 1 2y 4y 2 − 2 8y 3 − 12y 16y 4 − 48y 2 + 12 32y 5 − 160y 3 + 120y 64y 6 − 480y 4 + 720y 2 − 120 128y 7 − 1344y 5 + 3360y 3 − 1680y 256y 8 − 3584y 6 + 13440y 4 − 13440y 2 + 1680 Lösung der Schrödingergleichung Lösung der Schrödingergleichung Asymptotischer Lösungsansatz Schrödingergleichung d2 ψ(ξ) + (ε − ξ 2 )ψ(ξ) = 0 2 dξ Für sehr große Werte von ξ gilt ξ 2 ε und damit asymptotisch (also für ξ → ±∞) d2 ψ̃ − ξ 2 ψ̃(ξ) = 0 dξ 2 Diese Differentialgleichung hat die allgemeine Lösung 1 2 1 2 ψ̃(ξ) = Ae− 2 ξ + Be+ 2 ξ Damit ψ̃(ξ) normierbar bleibt, muss ψ̃(ξ) → 0 für ξ → ±∞ B=0 Slide 101 61 =⇒ Lösungsansatz für die Schrödingergleichung 1 2 Die asymptotische Lösung ψ̃(ξ) ∼ e− 2 ξ verwendet man als Ansatz für eine allgemeine Lösung für alle ξ, nicht nur für sehr große. 1 2 ψ(ξ) = N H(ξ)e− 2 ξ ist ein Produkt aus Normierungskonstante N (später festzulegen), einer unbekannten “Korrektur”Funktion H(ξ) (als nächstes zu bestimmen) und der bereits bekannten asympotischen Lösung ψ̃(ξ) Slide 102 Ableitungen des Lösungsansatzes ψ = N H(ξ)ψ̃(ξ) Differenziert man ψ(ξ) nach der Kettenregel, so erhält man dψ(ξ) d − 1 ξ2 = N e 2 · H(ξ) dξ dξ − 12 ξ 2 dH(ξ) − 12 ξ 2 · H(ξ) + e = N −ξe dξ und d2 ψ(ξ) = N dξ 2 1 2 1 2 dH(ξ) (ξ 2 − 1)e− 2 ξ H(ξ) − 2ξe− 2 ξ dξ 2 1 2 d H(ξ) +e− 2 ξ dξ 2 Slide 103 62 Differentialgleichung für H(ξ) d2 ψ(ξ) + (ε − ξ 2 )ψ(ξ) = 0 dξ 2 1 2 und Multiplikation von links mit e 2 ξ /N ergibt Einsetzen in die SGL (ξ 2 − 1)H(ξ) − 2ξ dH(ξ) d2 H(ξ) + + (ε − ξ 2 )H(ξ) = 0 2 dξ dξ oder H 00 (ξ) − 2ξH 0 (ξ) + (ε − 1)H(ξ) = 0 Slide 104 Potenzreihenansatz für H(ξ) I Gleichungen der Form H 00 (ξ) − 2ξH 0 (ξ) + (ε − 1)H(ξ) = 0 löst man durch Potenzreihenentwicklung Ansatz H(ξ) = ∞ X aj ξ j j=0 ⇒ H 0 (ξ) = ∞ X j · aj ξ j−1 j=0 ⇒ H 00 (ξ) = ∞ X j(j − 1) · aj ξ j−2 j=0 Einsetzen: ∞ P j=0 j(j − 1) · aj ξ j−2 − 2ξ ∞ X {z ξ...ξ j−1 →ξ j 63 ∞ P j=0 j=0 | Slide 105 j · aj ξ j−1 +(ε − 1) } aj ξ j = 0 Potenzreihenansatz für H(ξ) II ∞ X j(j − 1) · aj ξ j−2 {z ⇓ ∞ X j j · aj ξ + (ε − 1) j=0 j=0 | −2 ∞ X ∞ X aj ξ j = 0 j=0 } j(j − 1) · aj ξ j−2 j=2 | {z } mit k + 2 := j ∞ X (k + 2)(k + 2 − 1) · ak+2 ξ k+2−2 |k=0 {z } und nach Umbenennen k → j ∞ X {(j + 2)(j + 1)aj+2 + (ε − 1 − 2j)aj } ξ j = 0 j=0 Slide 106 Potenzreihenansatz für H(ξ) III Rekursionsformel ∞ X {(j + 2)(j + 1)aj+2 + (ε − 1 − 2j)aj } ξ j = 0 j=0 Diese Gleichung kann nur dann für alle ξ gelten, wenn jede einzelne Potenz von ξ verschwindet. ⇒ (j + 2)(j + 1)aj+2 = (2j + 1 − ε)aj Dies ist eine Rekursionsformel für die aj • kennt man a0 , sind alle weiteren a2 , a4 , a6 , . . . festgelegt. • kennt man a1 , sind alle weiteren a3 , a5 , a7 , . . . festgelegt. a0 und a1 kann man prinzipiell frei wählen, da man später noch den Normierungsfaktor bestimmen muss. Slide 107 64 Abbruchbedingung Man kann nun zeigen (tun wir aber nicht), dass i.A. für einen beliebigen Wert von ε die Funktion H(ξ) so schnell wächst, dass das Produkt 1 2 H(ξ)e− 2 ξ für ξ → ±∞ nicht gegen Null strebt. =⇒ Die Wellenfunktion ist dann nicht normierbar. Für normierbare Lösungen muss die Potenzreihe für H(ξ) also bei irgendeiner maximalen Potenz n (also bei ξ n ) abbrechen. ! also: an+2 = 0 ⇒ Slide 108 2n + 1 − ε ! =0 (n + 2)(n + 1) =⇒ 2n + 1 − ε = 0 oder εn = 2n + 1 Quantenzahl n εn = 2n + 1 Es fällt wieder automatisch eine Quantenzahl n an, die die verschiedenen möglichen Lösungen (für die maximalen endlichen Potenzen von ξ) durchzählt. r 2 m E ε war definiert als ε = ~ k Die Energieniveaus des harmonischen Oszillators lauten dann r En = ~ Slide 109 65 k m 1 n+ 2 Frequenz des Oszillators 1 1 En = ~ω n + = hν n + 2 2 1 Frequenz: ν = 2π r k m r Kreisfrequenz: ω = 2πν = k m Frequenz des quantenmechanischen Oszillators ist dieselbe wie die des klassischen Oszillators Die Energie des klassischen Oszillators hängt direkt von der Amplitude (maximale Auslenkung) der Schwingung ab und kann kontinuierlich variieren Die Energie des quantenmechanischen Oszillators ist wieder gequantelt. 6.2.4 Slide 110 Form der Wellenfunktionen und Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte Wellenfunktionen 1 2 ψ(ξ) = Nn Hn (ξ)e− 2 ξ mit 66 Hn (ξ) = n X aj ξ j j=0 (n) aj+2 = 2(j − n) (n) a (j + 2)(j + 1) j wenn n gerade, dann verschwinden alle aj für ungerades j wenn n ungerade, dann verschwinden alle aj für gerades j Slide 111 Grundzustand ψn (x) = Nn Hn (ξ)e−ξ mit ξ = x/a = √ 4 x √m·k ~ 2 /2 = p mω ~ x m · ω 1/4 1 1/2 und Nn = ~π 2n n! 1 • EGZ = E0 = ~ω 2 ψ0 (x) = = m · ω 1/4 ~π m · ω 1/4 · 1 · 1 · e− e− mω 2 x ~ mω 2 x ~ s ~π r mω 2 1 m·ω 4 √ = · e− ~ x ~ π Slide 112 67 1. Angeregter Zustand ψn (x) = Nn Hn (ξ)e−ξ mit ξ = x/a = √ 4 x √m·k ~ 2 /2 = p mω ~ x m · ω 1/4 1 1/2 und Nn = ~π 2n n! 3 • E1 = ~ω 2 m · ω 1/4 1 1/2 r mω mω 2 ψ1 (x) = ·2 · x · e− ~ x ~π 2 ~ s r 3 mω 2 2 mω 4 √ = · x · e− ~ x ~ π Slide 113 ψ(x) and ρ(x) = |ψ(x)|2 dx ψ0(x) ψ1(x) ρ0(x) ρ1(x) ψ3(x) ψ4(x) ρ3(x) Slide 114 ρ4(x) 68 ψ2(x) ρ2(x) ψ5(x) ρ5(x) Darstellung im “Topf der potentiellen Energie” 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 0 0 ψ(x) Slide 115 ρ(x) Eigenschaften I • Zahl der Knoten(=Nulldurchgänge der Wellenfunktion) = Quantenzahl n • Die niedrigste Energie 21 ~ω > 0 Nullpunktsenergie Ein quantenmechanischer Oszillator ist niemals in Ruhe! Er “schwingt immer um seine Gleichgewichtslage”! Slide 116 Eigenschaften II 69 • Ein klassischer Oszillator dürfte sich, bei den gegebenen Energien, nicht im Bereich außerhalb der gelben Parabel aufhalten. (Hier wäre wegen En = T + V und V > En die kinetische Energie T negativ! • Ein quantenmechanischer Oszillator darf sich in diesem klassisch “verbotenenen” Bereich aufhalten. Die Wellenfunktion hat eine endliche Amplitude und Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte in diesem Bereich. Tunneleffekt Dieses Hinein’tunneln’ in klassisch verbotene Bereiche ist ein allgemeines Phänomen der Quantenmechanik Der Name dafür ist Tunneleffekt Slide 117 Unschärferelation p ∆x2 ∆p2x ist im Grundzustand des harmop ~ nischen Oszillators gegeben durch ∆x2 ∆p2x = . 2 • Die Orts-Impulsunschärfe • Es gilt also das Gleichheitszeichen in der Unschärferelation Zustand minimaler quantenmechanischer Unschärfe Der GZ des HO ist derjenige quantenmechanische Zustand mit der minimal möglichen Orts-Impuls-Unschärfe. Slide 118 Der harmonische Oszillator: leküle Ein Modell für zweitatomige Mo- • Alle obigen Resultate gelten auch für zweiatomige Schwinger • x ist dann die Differenz zwischen aktuellem Atomabstand und dem Gleichgewichtsabstand re : x = x2 − x1 − re • Dazu muss m → µ = m1 · m2 ersetzt werden. m1 + m2 • µ heißt reduzierte Masse. 70