14 Schaltvorgänge Aufgabe 14.1 i Die in Bild 14.1 dargestellte Schaltung enthält eine Spule mit der Induktivität L = 90 mH sowie die Wirkwiderstände Rl = 30Q und R2 = 60 ß. Die Versorgungsspannung beträgt U = 45 V. Im Zeitpunkt / = 0 wird der Schalter geschlossen. Es ist der zeitliche Verlauf des Stromes / (für t Z 0) anzugeben und grafisch darzustellen. ms c) Bild 14.1 Schaltvorgang in einem ohmsch-induktiven Stromkreis, a) Gegebene Schaltung, b) vorliegende Schaltung nach dem Einschalten des Schalters, c) zeitlicher Verlauf des im Kreis fließenden Strömet Lösung Durch das Schließen des Schalters entsteht die in Bild 14. Ib dargestellte Schaltung. Darin ist Mit ML = ^ di/df und «R = R\i wird daraus (14. Es entsteht also eine Differenzialgleichung. Zu deren Lösung zerlegen wir gesuchten Strom in <=/e+ff. Durch Ausfuhren der Integration und Einsetzen (R! Hierbei sei /e derjenige Strom, der sich nach längerer Zeit einstellt. Er wird eingeschwungener oder als stationärer Strom bezeichnet. Damit ist if ein hergehend auftretender Strom, den man freien oder flüchtigen Strom nennt, zen wir Gl. (14.2) in Gl. (14.1) ein, so ergibt sich Daraus folgt, wenn wir if j und t j nachfolgend und t = t, _*L, (14. Da der Strom / in den stationären Strom ie übergeht, muss Gl. (14.1) auch i - ie gelten, so dass e (14.4J ist. Subtrahieren wir Gl. (14.4) von Gl. (14.3), so ergibt sich d/ =0. (14.J Wir erhalten also zur Bestimmung der Ströme ie und if zwei voneinander hängige Gleichungen (Gin. (14.4) und (14.5)). Sie ermöglichen die getrennte BeiJ Stimmung der Ströme. Den stationären Strom /<, - und damit die Lösung von Gl. (14.4) - finden wirf in einfacher Weise aus der Überlegung, dass der sich in Bild 14. Ib einstelle Strom zeitlich konstant ist. Er beträgt somit U (14.6 if =/ f o e L -i =/ f 0 e T Damit haben wir die Lösung für den Verlauf de bei allerdings die Konstante iK noch nicht bek Zeitkonstante bezeichnet und beträgt im vorlieg L *•*• 90-10~3H = 3,0-HT* s = 3,0 30 Q Setzen wir die in den Gin. (14.6) und (14.7) an ein, so erhalten wir U Zur Bestimmung der hierin enthaltenen Konsta tung nach Bild 14. la im Zeitpunkt t = 0 und b im Kreis fließende Strom i infolge der vorhan ändern kann. Folglich muss der bei t = 0 (un Schalters) auftretende Strom gleich dem Strom Schalters fließt. Man bezeichnet diese Bedingu steht im vorliegenden Fall darin, dass im Zeitpu Zur Ermittlung des freien Stromes if trennen wir in Gl. (14.5) die Variable und erhalten u 45V (30+ 60) Q = 0,50 A auftritt. Setzen wir diese Anfangsbedingung in Daraus wird durch Integrieren, wenn wir den im Zeitpunkt f = 0 vorbände freien Strom als Jffi bezeichnen und den in einem beliebigen Zeitpunkt tl denen freien Strom als / n , |- T Hieraus folgt, wenn wir berücksichtigen, dass e = l ist, U /fo =* 70 -— = 0,50 A - . = - 1,0 A. fo ° R 300 Wir setzen dieses Ergebnis in Gl. (14.8) ein und erhalten so als Lösung für den] suchten Strom U _^ t__ t__ *=^^-l,OA-e 3'0ws = l5A-l,OA-e 3'0ms 30 Q In Bild 14. Ic ist der zeitliche Verlauf dargestellt. Der Strom / steigt also (nach] ner e-Funktion mit der Zeitkonstanten T = 3,0 ms) von 0,5 A auf 1,5 A an. 336 14 Schalt 14 Schaltvorgänge 337 Lösung =/ e +/f 0 e In der Schaltung nach Bild 14.4b gilt nach der Maschenregel Hieraus folgt Mit / = Cd«c/df wird daraus Dieses Ergebnis setzen wir in Gl. (14.11) ein und finden so den gesuchten chen Verlauf des Stromes als =i e -/ e e = 3,50A- 1-e 3,0ms In Bild 14.3c ist dieser zeitliche Verlauf dargestellt. Der Strom steigt also von Nu aus - nach einer e-Funktion mit der Zeitkonstanten T = 3,0 ms - auf / = 3,50 A an,] (14.12) Gl. (14.12) hat die gleiche Form wie die auf Seite 350 angegebene Gl. (14.1). Daher nehmen wir auch die Lösung der angegebenen Differenzialgleichung in gleicher Weise vor wie auf den Seiten 350 bis 352 beschrieben. Auf die ausführliche Herleitung der Gleichungen soll jedoch verachtet werden. Wir stellen zunächst analog zu Gl. (14.2) - die gesuchte Kondensatorspannung durch MC = MCe + MCf Aufgabe 14.4 Ein Kondensator mit der Kapazität C = 100 nF ist nach Bild 14.4a auf die Spa nung Uco = 50 V aufgeladen. Der Kondensator wird durch das Schließen vorhandenen Schalters nach Bild 14.4b über einen Widerstand R = 20 kQ an i Gleichspannung von U = 200 V gelegt. Es ist der zeitliche Verlauf der am Kondensator liegenden Spannung uc bestimmen und grafisch darzustellen. (Der Schaltaugenblick entspreche dem Ze punkt t = 0.) (14.13) dar. Hierbei sei U& die (sich einstellende) stationäre Kondensatorspannung. MQist die (vorübergehend auftretende) freie Kondensatorspannung. Aus Bild 14.4b ist ersichtlich, dass die (sich einstellende) stationäre Kondensatorspannung «0, = f/ = 200 V (14.14) beträgt. Für die freie Kondensatorspannung erhalten wir - analog zu Gl. (14.7), Seite 351 - die allgemeine Lösung M Cf="Cf<T e (14.15) Hierbei stellt «QQ eine noch zu bestimmende Konstante dar. Die Größe r ist die Zeitkonstante des Ladevorganges. Sie beträgt im vorliegenden Fall U. T = RC = 20-103 Q-100-10"9 F = 2,0-10"3 s= 2,0ms. a) Wir setzen die in den Gin. (14.14) und (14.15) enthaltenen Ergebnisse in Gl. (14.13) ein und erhalten so die allgemeine Lösung für die gesuchte Kondensatorspannung als _t^ c c) Bild 14.4 Einschalten eines ohmsch-kapazitiven Stromkreises, a) Schaltung bei geöffnetem Schalter, 1 b) Schaltung bei geschlossenem Schalter, c) zeitlicher Verlauf der Kondensatorspannung Die hierin enthaltene Konstante «cro erhalten wir aus der Anfangsbedingung, also aus der Tatsache, dass sich die Kondensatorspannung nicht sprunghaft ändern kann und daher im Zeitpunkt t = 0 den Wert «c = Uco = 50 V haben muss. Wir verwenden diese Bedingung in Gl. (14.16) und erhalten 50 V = 200 Hieraus folgt, wenn wir berücksichtigen, dass e° = l ist, «cfo = 50 V-200 V = -150 V. Wir setzen dieses Ergebnis in Gl. (14.16) ein und finden so die endgültige Lösn als » c =200 V-150 V-e 2,0ms In Bild 14.4c ist dieser Verlauf grafisch dargestellt. Die Kondensatorspa steigt also vom Anfangswert wc = 50 V aus - nach einer e-Funktion mit der '. konstanten T = 2,0 ms - auf den Endwert MC = 200 V. r=o/ Wir setzen die in den Gin. (14.19) und (14.20) enthaltenen Ergebnisse in (14.18) ein und finden so die allgemeine Lösung für die gesuchte Kc Spannung als t R '- •JO a) b) «C=«Ce +M Cf = & Die hierin enthaltene Konstante ucfo gewinnen wir aus der Anfangsbedir also aus der Tatsache, dass sich die Kondensatorspannung nicht sprunghaft i kann. Vor dem Schließen des Schalters (und damit auch unmittelbar nach Schließen des Schalters im Zeitpunkt 1 = 0) beträgt die Konde (Bild 14.5a) (3,0 +6,0) kQ = 120 V. Wir verwenden diese Bedingung in Gl. (14.21) und erhalten _o 120V = 80V+M Cf0 -e *. C) Hieraus folgt, wenn wir berücksichtigen, dass e° = l ist, -40-1 V-80 V = 40 V. Wir setzen dieses Ergebnis in Gl. (14.21) ein und rinden so die endgültige '. als t MC = 80 V+40 V-e 4,0ms In Bild 14.5c ist dieser Verlauf grafisch dargestellt. Die Kondensator fällt also vom Anfangswert MC = 120 V aus - nach einer e-Funktion mit der '. konstanten T = 4,0 ms - auf den Endwert uc = 80 V. Bild 14.6 Anlegen einer Spule mit Reihenwiderstand an Wechselspannung, a) Gegebene Schaltung, b) Schaltung mit eingetragenen Spannungen, c) zeitlicher Verlauf des Stromes /' (als Überlagerung des stationären Stromes ie und des freien Stromes if) sowie zeitlicher Verlauf Spannung u Lösung Wir führen nach Bild 14.6b die Spannungen MR und ML ein. In der Schaltung gilt «L + «R = M. (14.22) Hierbei können wir die anliegende sinusförmige Wechselspannung u durch Aufgabe 14.6 In der Schaltung nach Bild 14.6a wird die Reihenschaltung einer Spule mit der ] duktivität L = 150 mH und des Wirkwiderstände R = 100 ß an eine Spaiuni quelle angeschlossen. Diese liefert eine (sinusförmige) Wechselspannung u dem Scheitelwert u = 40 V und der Frequenz / = 500 Hz. Der Schalter wird : positiven Nulldurchgang der Spannung u geschlossen. Es ist der zeitliche Verlauf des Stromes / zu ermitteln und grafisch darzustelle (Der Schaltzeitpunkt entspreche dem Zeitpunkt t = 0.) M = M sin (Dt darstellen. Bei dieser Darstellung wird berücksichtigt, dass der Stromkreis im positiven Nulldurchgang von u (dieser Nulldurchgang entspricht dem Zeitpunkt t = 0) geschlossen wird. Dann wird aus Gl. (14.22) mit WL = Ld//df und «R = Ri L dt 1-Ri = ü sin cot. (14.23) Zur Lösung dieser DifFerenzialgleichung zerlegen wir den gesuchten Strom den (sich einstellenden) stationären Strom ie und den (vorübergehend den) freien Strom i f , also in i = ie+it. (14.! Da der nach dem Schließen des Schalters auftretende Strom / in den static Strom ie übergeht, muss Gl. (14.23) auch für / = ie gelten. Deshalb ist L-^ +R'e-usm(0t- (14'3 Subtrahieren wir Gl. (14.25) von Gl. (14.23), so erhalten wir unter Berücksic gung von Gl. (14.24) stellt die Zeitkonstante dar. Setzen wir die in den Gin. (14.29) und (14.30) angegebenen Ergebnisse in Gl. (14.24) ein, so ergibt sich / = 'e+*f = 'e sin(ö>f-<jj) + / fo e T. (14.31) Die hierin enthaltene Konstante % erhalten wir aus der Überlegung, dass sich der Strom ; infolge der vorhandenen Induktivität nicht sprunghaft ändern kann. Es muss somit in Bild 14.6b bei t = 0 auch / = 0 sein. Verwenden wir diese Anfangsbedingung in Gl. (14.31), so finden wir _o 0 = 4 sin (o) • 0 - <p) + if 0 e T . Hieraus folgt mit e° = l i£+»<,-». (MJ Den stationären Strom können wir nach den für sinusförmige Vorgänge ten Verfahren ermitteln. Der Strom hat bei dem Spulen-Blindwiderstand % =4 sin <f> = 83,0 mA • sin 78,0°= 81,2 mA. Damit lautet die endgültige Lösung für den gesuchten Strom, wenn wir die gefundenen Ergebnisse in Gl. (14.31) einsetzen, t ö£ = 2-7i-500Hz-150-10~ 3 H = 1 = 83.0mA-sinfof-78,0°) + 81,2mA-e 1'50ins . folglich den Scheitelwert f u 40V r»-3 = 83,0 • 10" J A = 83,0 mA (14.2 Vl002 + 4712Q und eilt der anliegenden Wechselspannung u um den Phasenverschiebungswinkel' = arc tan— = arc tan = 78,0° R 100Q (14.: nach. Damit lautet die Gleichung für den zeitlichen Verlauf des stationären St mes ;e = 4 sin (mt - <p) = 83,0 mA • sin (cot - 78,0°). (14.2 Die für den freien Strom if geltende Gl. (14.26) stimmt mit Gl. (14.5) auf Se 351 überein. Daher können wir von dort als Lösung das in Gl. (14.7) angeget Ergebnis übernehmen. Es lautet _*, L = 150-10~3H 100 n Aufgabe 14.7 Die Schaltung nach Bild 14.7a enthält eine Spule mit der Induktivität L = 20 mH sowie die beiden Wirkwiderstände Rv = 200 Q und R2 = 50 ß. Die (sinusförmige) Eingangsspannung hat einen Scheitelwert von ü = 35 V und eine Frequenz von / = 1,0kHz. Der Schalter wird qj„ = 150° nach dem positiven Nulldurchgang der Spannung geschlossen. Es ist der zeitliche Verlauf des Stromes i für t > 0 zu ermitteln und grafisch dazustellen. (Der Schaltzeitpunkt entspreche dem Zeitpunkt t = 0.) (14.3 Dabei ist ifo eine noch zu bestimmende Konstante. Die Größe L Hierbei ist to = 2 • K • 500 Hz = 3,14 • 103 s"1 die Kreisfrequenz der Wechselspannung. Den zeitlichen Verlauf des Stromes i - als Überlagerung des stationären (sinusförmigen) Stromes ;e und des freien (nach einer e-Funktion abidingenden) Stromes ;f - zeigt Bild 14.6c. Ebenfalls eingetragen ist der zeitliche Verlauf der Wechselspannung «. Deren Periodendauer beträgt T = l// = 1/500 Hz = 2,0 ms. "3 = 1,50 -10" s =1,50 ms Lösung Nach dem Schließen des Schalters liegen in Bild 14.7a die beiden Widerstände R\d R