Übungen zur Vorlesung Naturwissenschaften II (B. Sc. Maschinenbau) Sommersemester 2008 Professor Dr. G. Birkl, Dr. N. Herschbach Musterlösung 6 Besprechung in der Woche vom 26.5 - 2.6.08 www.physik.tu-darmstadt/apq/naturwissenschaften 1. Hall-Effekt Man betrachte einen Leiter, der von einem Strom I durchflossen ist und sich in ei~ befindet. Im Leiter werden die Ladungsträger dabei infolge der nem Magnetfeld B Lorentzkraft senkrecht zum Magnetfeld und senkrecht zur Stromrichtung abgelenkt. Dies bewirkt eine Ladungsträgertrennung, die wiederum den Aufbau eines elektrischen UHall ez ey n B ex + vD h e b - I + U ~ H zur Folge hat. Hierbei erfolgt die Ladungstrennung so weit, bis die von den Feldes E ~ H die Lorentzkraft, der sie entgegen Ladungsträgern erfahrene Coulombkraft im Feld E ~ wirkt, kompensiert. Das Feld EH ruft eine Spannung UHall hervor, die Hall-Spannung genannt wird. Die Hall-Spannung soll berechnet werden für die in der Abbildung darge~ stehe horizontal stellte Geometrie. Das Leiterstück habe die Höhe h und die Breite b. B und zum Leiter orthogonal. Die freien Ladungsträger, die den Stromfluß ermöglichen, seien Elektronen mit Ladung −e und Ladungsträgerdichte n. a) Berechnen Sie die Stromdichte ~j, und geben Sie einen Ausdruck für die Driftgeschwindigkeit ~vD der Elektronen an. ~ H her. b) Leiten Sie einen Ausdruck für das elektrische Feld E c) Berechnen Sie eine Formel für die Hall-Spannung UHall . d) Die auf dem Hall-Effekt beruhenden Magnetfeldsensoren sind fast immer aus Halbleitermaterial aufgebaut. In Halbleitern ist die Ladungsträgerdichte 106 mal kleiner als in Metallen. Weshalb werden Halbleiter zur Herstellung von Hallsonden bevorzugt? 1 J̀ ^ J́ a) Wir haben ~j = nq~vD = −ne~vD und |~j| = I . bh Damit wird |~vD | = I . bhne b) Die Kompensation der Lorentzkraft F~L durch die Coulombkraft F~C bedeutet F~C = −F~L ~ H = −q ~vD × B ~ qE ~ ~ EH = − ~vD × B ~ ez = − |~vD ||B| =− ~ I|B| ez . bhne c) Es gilt UH = Z ~ H · d~s E ~ H · ez = −hE ~ I|B| . = bne d) Durch die 106 mal geringere Ladungsträgerdichte bei Halbleitern entstehen 106 mal größere Hall-Spannungen, wie an der Formel für UH zu erkennen ist. ≺./ •∞• ./ 2 2. Induktionsgesetz von Faraday Ein rechteckiger Drahtbügel in der x-y-Ebene mit der Breite b = 1 m liegt senkrecht ~ das in positive z-Richtung (= aus der Bildebene) zu einem homogenen Magnetfeld B steht und 0.1 T beträgt. Der Drahtbügel habe einen vernachlässigbar kleinen elektrischen Widerstand. Zieht man einen Stab mit elektrischem Widerstand R = 1 Ω, der B=(0, 0, B) R y b v B Uind x reibungsfrei über den Drahtbügel gleiten kann, mit konstanter Geschwindigkeit ~v in x-Richtung mit |~v | = v = 1 m/s, wird durch die Änderung des magnetischen Flußes ein Strom I induziert. Dabei muss man Arbeit gegen die Lorentzkraft leisten, die dieser Strom hervorruft. a) Bestimmen Sie die induzierte Spannung Uind . b) Berechnen Sie den Strom I und die Lorentzkraft F~L . c) Berechnen Sie die mechanische Leistung Pmech , die erbracht werden muss, um die Bewegung des Stabes mit Geschwindigkeit ~v zu ermöglichen. Wie verhält sich diese im Vergleich mit der elektrischen Leistung Pel , die im Widerstand R in Joule’sche Wärme umgewandelt wird? d) Wie würden sich die Lorentzkraft F~L und die aufzubringende mechanische Leistung Pmech ändern, wenn für den elektrischen Widerstand R sehr kleine Werte erreicht werden könnten, wie es die Benutzung von Supraleitern ermöglichen würde? J̀ J́ ^ ~ Nach dem Induktionsgesetz von Faraday erhalten wir a) Sei B = |B|. dΦ dt dA = −B = −Bbv = −0.1 V. dt Uind = − b) I = |Uind /R| = | − Bbv|/R = 0.1 A. Der induzierte Strom läuft in der Abbildung im Uhrzeigersinn (vergleiche mit der Lenzschen Regel). Die Lorentzkraft ist F~L = ~ = −bIB · ex , mit |F~L | = 0.01 N. bI~ × B c) Für die mechanische Leistung erhalten wir Pmech = F~L · ~v = −bIBv 2 = I · (−Bbv) = I · Uind = Uind /R = Pel Pmech = −0.01 W. 3 d) Uind hängt nur von B, b und v ab und bleibt unverändert. Der Strom I = |Uind |/R würde sehr stark anwachsen für R → 0. Ebenso divergieren die Lorentzkraft |F~L | = bIB = bB|Uind |/R und die mechanische Leistung Pmech = |F~L |v wie 1/R für R → 0. ≺./ •∞• ./ 3. Transformator Ein Transformator bestehe aus einer Primärspule mit N1 = 500 Windungen und einer Sekundärspule mit N2 = 25 als Windungszahl. An der Primärspule liege die Netzspannung an, also U1 = 240 V. a) Welcher Strom fließt in der Primärspule, wenn an der Sekundärseite ein Verbraucher mit einem Widerstand von 200 Ω angeschlossen ist? b) Wieviele Windungen müsste die Sekundärspule haben, wenn man bei gleicher Primärspannung U1 , gleichem N1 und gleichem Lastwiderstand auf der Sekundärseite die vierfache Leistung zur Verfügung stellen will? J̀ ^ J́ N2 N2 1 a) Es gilt I1 = I2 N und I2 = U2 /R2 = U1 N mit R2 = 200 Ω. Wir erhalten 1 1 R2 I1 = U 1 N2 N1 2 1 = 0.003 A. R2 b) Der Lastwiderstand auf der Sekundärseite sei R2 . Die Leistung auf der Sekundärseite ist gegeben durch P2 = U2 I2 = U22 /R2 2 U1 N 2 1 = N1 R2 2 1 U1 = N22 · . N1 R2 Die Leistung P2 erhöht sich quadratisch mit der Windungszahl N2 . Man erhält also eine Vervierfachung der Leistung durch Verdopplung der Windungszahl auf N2 = 50. ≺./ •∞• ./ 4