Kapitel 16 GEOMETRISCHE OPTIK Die geometrische Optik ist die erste Näherung zur Wahrheit. Lichtrahlen werden definiert , -& + %. / 0 als dünne Bündel von Licht, 1 # 2 $ & %*3 4 5 & die sich in isotropen Medien 6 & --& $ / ) %*+ geradlinig ausbreiten, normal zur Phasenfläche. Anschaulich, 2 & / 1 & %. *3 4 5 & aber auf Grund von Beugungs( ) %*+ effekten nicht richtig für den Rand der Lichtbündel. Die G.O. ist eine gute Näherung, solange das Strahlbündel groß ist gegen λ. Man ordnet dem Lichtstrahl bestimmte Welleneigenschaften zu (Wellenlänge, Phasengeschwindigkeit, Intensität, Polarisation, . . . ) und verwendet die ! " # $ %& $ '( ) %*+ Postulate der geometrischen Optik: • Lichtstrahlen verlaufen in einem homogenen Medium als Gerade. • Das Medium ist durch den reellen Brechungsindex n ≥ 1 charakterisiert. Die Laufzeit für die Strecke d ist d n/c. Das Produkt d n bezeichnet man als die optische Weglänge. !B • in einem inhomogenen Medium ist die optische Weglänge A n("r)ds. • Das Prinzip von Fermat gilt für Strahlen die von Punkt A nach Punkt B laufen: Die Laufzeit ist ein Minimum d.h. die Variation der optischen Weglänge ist Null δ " B n("r) ds = 0 (16.1) A • Daraus folgt, dass an Grenzflächen die Strahlen dem Brechungsgesetz von Snellius folgen bzw. dass Einfallswinkel und Ausfallswinkel gleich sind. Überkreuzende Strahlenbündel beeinflussen sich nicht1 . 1 Interferenz ist Teil der Wellenoptik. 141 142 KAPITEL 16. GEOMETRISCHE OPTIK Ausbreitung in homogenen Medien: im homogenen durchsichtigen Medium läuft Licht entlang von geraden Linien. ! "# $% &&' ( ) ( # ( Reflexion an Spiegeloberflächen: ”reflektierter Strahl liegt in der Einfallsebene, Reflexionswinkel = Einfallswinkel * + , - % &( ! ! . / "( 0 ( &1 + ) ( , $&2 3 4 ( ! " # $ % &' Reflexion und Brechung: gebrochener Strahl in der Einfallsebene Snellius gilt: n sin ϕ =const. ! ! 16.1 Optische Abbildung mit Reflexion mit Spiegel mit Lochkamera ! " d! = a+b d a $ # ! " # % 143 16.1. OPTISCHE ABBILDUNG MIT REFLEXION ebener Spiegel elliptischer Spiegel ! ! " ! " ! sphärischer Spiegel parabolischer Spiegel x2 + y 2 = R2 y 2 = 2px ! ! " # Paraxialstrahlen (achsennahe) im sphärischen Hohlspiegel Für kleine Winkel ϕ gilt ϕ1 + ϕ2 = 2 ϕ0 , wobei ϕ0 ≈ tan ϕ0 = y/R ! ! ' ! # ! * % In dieser Näherung ist die Brennweite des Spiegels " " " ) # $ " ( % 1 1 2 + ≈ z1 z2 R & ' f= R 2 ' Abbildung mit konkavem sphärischen Spiegel (Paraxialnäherung) 144 KAPITEL 16. GEOMETRISCHE OPTIK # ! $ %& $ '( $ ) " ! " * # + %& + '( + ) Reelle bzw. virtuelle Bilder. ! Abbildungsmaßstab: " y2 /y1 = −z2 /z1 16.2 # ! Ebene Grenzflächen n1 < n2 n1 > n2 ϕ1 > ϕ2 ϕ1 < ϕ2 # ! " ! ! " ! # " ! Für Paraxialstrahlen gilt die Näherung n1 ϕ1 ≈ n2 ϕ2 . Für n2 < n1 tritt Totalreflexion auf, wenn ϕ2 → 90o . Der Grenzwinkel für Totalreflexion ist sin ϕg = n2 /n1 . Prisma Blaues Licht wird stärker gebrochen als rotes, wenn normale Dispersion vorliegt (dn/dλ < 0) und das Prisma ein Medium mit höherem Index ist als die Umgebung ist (z.B. konventionelles Glasprisma in Luft). Die kleinste Ablenkung erfolgt bei symmetrischem Strahlengang α1 = α2 . 145 16.3. SPHÄRISCHE GRENZFLÄCHEN δmin = 2α − γ δ = α1 + α2 − γ ! ! # " # " " " ! ! $ +, +( $ ' +, +* ." # $ " ! % &' ! " # $ Die Effizienz von Strahlteilern wird durch den Brechungsindexsprung an den Grenzflächen, bzw. über optische Beschichtung mit λ/4 bzw. λ/2 Schichten bestimmt. Die Effizient hängt im allgemeinen stark von der Wellenlänge und vom Polarisationszustand (s oder p ab. 16.3 ) $ ( $ # ! " ! " # $ % &'( )) ! " Sphärische Grenzflächen werden auf Grund der einfachen Herstellung oft für Spiegel, Linsen verwendet. Für paraxiale Strahlen ist das Gesetz von Snellius näherungsweise gleich ! " n1 α ≈ n2 β # $ %! In dieser Näherung ist die Brennweite n2 f2 = R n2 − n1 ! " & # & $ %) *" ' ( ' "+ ' ( Für dünne Linsen ist der Abstand zwischen den Grenzflächen klein gegen die Brennweite. (im Beispiel: bikonvex mit gleichen Krümmungsradien). Die Abbildungsgleichung ist 1 1 1 + = g b f Linsentypen * ' + !" # $% # & ( !" , $% , & ! )* 146 KAPITEL 16. GEOMETRISCHE OPTIK ! "# $ % & ' ( ) * +, & # $ % & ' ( ) $ % & ' ( ) # $ % & $ , ' ! "# $ % & $ , ' * +, & # $ % & $ , ' , - * . / 0 "- 1 . Für dicke Linsen führt man Hauptebenen ein. An diesen verhalten sich einfallende Strahlen wie in der Näherung für dünne Linsen. " " # $ & # & $ ! ! " ! $ % $ % # 16.4 # $ % & Linsenfehler Die chromatische Abberation (Ort des Fokus ist wegen der Dispersion für unterschiedliche Farbe verschieden) kann durch Achromate verhindert werden. Mit sphärischer Abberation bezeichnet man den Umstand, dass der Ort des Fokus wegen der Kugeloberfläche für achsenferne Strahlen anders liegt als für achsennahe. ! ! ! " # $ # % &# ' #& ' " #$ % ! $# ( ) ! % ( % ) * + , #& - . ' Auf Grund des Astigmatismus werden Gegenstandspunkte, die weit von der Achse liegen, verzerrt abgebildet. Die einfallenden Strahlen sehen sagittal bzw. 147 16.5. LICHTLEITER meridional andere Krümmungsradien und werden an unterschiedlichen Brennpunkten fokussiert. Der Einfluß ist umso größer, je schiefer das Lichtbündel einfällt. " # ! $ $ ! " ! Bildfeldwölbung " 16.5 Lichtleiter funktionieren mit Linsen oder Spiegeln, aber mit geringsten Verlusten unter Verwendung von Glasfasern. Diese nutzen die Totalreflektion aus. ! " ! # Die numerische Apertur einer optischen Faser beschreibt den maximalen Winkel unter dem ein Lichtstrahl in eine Faser eintreten kann, um der Totalreflexion zu unterliegen: N A = sin θa = # n21 − n22 Typisch für Glasfasern sind Werte n1 = 1.475 und n2 = 1.460. Daraus folgt ein Wert von N A = 0.2, bzw. θa = 12o . " # " * ! ! ( ' )" $ % &&' In Graded-Index Optiken (GRIN) liegt eine kontinuierliche Variation von n(r) vor. Damit folgen die Lichtstrahlen gekrümmten Trajektorien. 148 KAPITEL 16. GEOMETRISCHE OPTIK ! ! % &! "# "! ! ' ! "# "! ! % ! $ ! % ! ! $ 16.6 % Geometrische Optik der Erdatmosphäre • Scheinbare Sternposition: Da die atmosphärische Dichte ρ mit der Höhe abnimmt, und in guter Näherung n − 1 ∝ ρ = ρ0 exp(−r/8.3km) ist, verhält sich die Atmospäre wie ein GRIN Medium. Der Fehler in der Position des Sternes nimmt mit dem Winkel vom Zenith zu. • Erweiterung der Sichtweite: ebenfalls auf Grund der Dichteabnahme mit der Höhe über dem Erdboden. • Fata Morgana: Auf Grund starker Temperaturgradienten in Bodennähe wird der Strahlengang verkrümmt und das gesehene Objekt erscheint an anderer Stelle. Da Wellenfronten Punkte gleicher Phase verbinden und der Ausbreitungsvektor senkrecht auf die Wellenfront liegt, kann man folgenden Ansatz für den Krümmungsradius der Lichtbahn machen: ( * ! +,- . % * ! ' ( ) $ % " $ & ! "# $ %& %' ( $ ) $ % # ! " ! # & * "+ ,! - .%,"& %,"/ ,0 1 2 + / / 3 $ + ,4 3 ' 5 + ' $ ! Eine Bahn verläuft in einem Bereich mit Brechungsindex n über eine Wegstrecke r dϕ. Ein benachbarter Bereich hat den Brechungsindex n + dn dr dr. Diese Bahn durchquert zwischen zwei Phasenflächen die geometrische Strecke (r + dr) dϕ. Da zwischen benachbarten Phasenflächen die optischen Wegstrecken gleich sind, muss gelten: n r dϕ = (n + dn dr) · (r + dr) dϕ dr In der Näherung, dass der Term mit dr2 vernachlässigbar ist, ergibt sich für den Krümmungsradius r= n dn/dr (16.2) 149 16.6. GEOMETRISCHE OPTIK DER ERDATMOSPHÄRE im homogenen Fall wird also der Radius ∞. • Regenbogen: Beim Durchgang eines Lichtstrahls durch ein Wassertröpfchen in der Nähe des geometrischen Zentrums kommt es zu einer geringen Stahlablenkung. In diesem Bereich wird Licht im wesentlichen in Vorwärtsrichtung gestreut. Mit steigendem Abstand vom Zentrum erhöht sich die Ablenkung und gleichzeitig steigt der beim Austritt ins Tröpchen zurückreflektierte Anteil der Strahlung. Strahlen, die nach einmaliger Reflexion aus dem Tröpchen austreten, konzentrieren sich im wesentlichen um Ablenkwinkel von 180o − 42o , nach zweimaliger Reflexion (und auf Grund des zusätzlichen Reflexionsverlustes schwächer) um Ablenkwinkel von 180o − 51o . Der exakte Winkel hängt auf Grund der Dispersion des Wassers von der Farbe ab. Unter diesen Winkeln sehen wir (vorausgesetzt die Sonne steht hinter uns) zwei Regenbögen. Die Dispersion erscheint in den beiden Bögen entgegengesetzt, innen rot. Eine genauere Behandlung (Airy 1838) zeigt, dass in die Erscheinung des Regenbogens auf Grund von Beugung die Größe des Tröpchens eingeht und die Interferenz der austretenden Strahlen berücksichtigt werden muss. # ! ( ) * * + * , -./ 0 1 2 " ( ) * * + * , -./ 0 1 " ! # $ % & $ % & $ ' & $ ' & Caustics Caustic 42o Im Bild links ist die Intensität jedes einzelnen gebrochenen Strahles als gleich angenommen. In Wirklichkeit betonen die Fresnelschen Bedingungen (siehe Seite 131) die Konzentration von intensiven Strahlen in den Ablenkbereich von 40-420 noch stärker, als es bereits durch die Kaustik geschieht.