Welche Typen von Klugheitsargumenten lassen sich unterscheiden?

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Einführung in die Naturschutzethik
Fortbildungsreihe Klugheit – Glück – Gerechtigkeit
Vilm, 8.-11.10.2012
Uta Eser
Koordinationsstelle Wirtschaft und Umwelt, HfWU
© U. Eser, HfWU
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Übersicht
Teil I: Grundlagen
Was ist Naturschutzethik?
Was ist ein Argument?
Teil II: Klugheit – Glück – Gerechtigkeit
Einführung in die Typologie
Teil III: Klugheitsargumente
Unterschiedliche Typen
Ethische Voraussetzungen
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Teil III: Klugheitsargumente
Verschiedene Versionen
Ethische Voraussetzungen
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Typen von Klugheitsargumenten
„Ökologische“ Argumente:
Stabilität (Nietenmodell)
Resilienz (Versicherung)
Nutzungspotentiale (Optionswert)
 Vorsorgeprinzip
Ökonomische Argumente
Ökosystemdienstleistungen
Beruhen auf ethischen Vorannahmen, die meist nicht
explizit gemacht werden
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Textarbeit (10 Min.)
Klugheitsargumente haben es in sich!
Lesen Sie die vier kurzen Beispieltexte und
versuchen Sie, die normativen Vorannahmen zu
ent-decken.
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Ökologische Argumente
Beziehen sich auf die vielfachen Abhängigkeiten und
Wechselbeziehungen in ökologischen Systemen
„Denn wir wissen nicht, was wir tun“
Klassische Naturwissenschaft analysiert UrsacheWirkungs-Beziehungen  Prognosen
In ökologischen Systemen ist die Prognosesicherheit
aufgrund umfangreichen Nicht-Wissens und der
Komplexität eingeschränkt
 Entscheidungen unter Unsicherheit
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Vorsorgeprinzip
NBS, 2007, „ökologische Gründe“
„Auch für die biologische Vielfalt gilt das Vorsorgeprinzip.
Um die Entwicklungsmöglichkeiten zukünftiger
Generationen zu gewährleisten, müssen möglichst alle
Arten in ihrer genetischen Vielfalt und in der Vielfalt ihrer
Lebensräume erhalten werden, auch wenn ihre jeweiligen
Funktionen im Naturhaushalt und ihr Nutzen für die
Menschen in allen Details heute noch nicht erkannt sind.“
Vorsorge ist ein ethisches, kein „ökologisches“ Prinzip
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Nietenmodell
„Man weiß nie, welcher Tropfen das
Fass zum Überlaufen bringt...“
Vergleich: Arten im Ökosystem sind wie
Nieten im Flugzeug
Verlust von 1 oder 2 Nieten unerheblich
Irgendwann bricht das System zusammen
 Vorsorge: Da wir die Schwellenwerte
nicht kennen, sollten wir möglichst alle
Arten erhalten
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Versicherungsmodell
„Je höher die genetische Vielfalt ist, desto eher ist die
Anpassungsfähigkeit der Arten an sich verändernde
Umweltbedingungen gegeben“ (NBS 2007:10)
„Intakte Ökosystem tragen dazu bei, Katastrophen zu
vermeiden bzw. deren Ausmaß zu vermindern“ (NBS
2007: 11)
 Vorsorgeargument: Da wir nicht genau wissen, was der
Klimawandel uns beschert, sollten wir die
Anpassungspotentiale erhalten
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Optionsmodell
„Wer weiß, wozu das noch gut sein kann!“
Noch ungewisse Nutzungsmöglichkeiten
(v.a. Pharmazie)
Arten sterben, bevor ihr Nutzen entdeckt werden konnte
Biodiversity prospecting
 Vorsorgeargument: Da wir nicht wissen, welche Art wir
noch brauchen, sollten wir alle Optionen bewahren
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Ökosystemdienstleistungen
„Die Natur liefert Leistungen, die ohne sie mit
erheblichem Aufwand und zu sehr hohen Kosten
technisch gelöst werden müssten“ (NBS 2007: 12)
Land- und Forstwirtschaft
Hochwasserschutz
Pharmaindustrie
Tourismus
 Vortrag von Prof. Dr. Bernd Hansjürgens
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Klugheit kommt nicht ohne Ethik aus
Oft betreffen negative Folgen nicht buchstäblich „uns
selbst“
Grünland
Medikamente
Klimawandel
Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung
Einnahme eines moralischen Standpunkts erforderlich
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Aufgeklärtes Eigeninteresse
„Naturschutz ist in unserem eigenen Interesse“?
Nicht jedes beliebige Partialinteresse:
Langfristige Interessen
Kollektive Interessen
Appell an Eigeninteressen setzt übergeordnete
Perspektive voraus
Langfristige kollektive Interessen werden kurzfristigen
Partialinteressen übergeordnet
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Fazit
Klugheit geht über Eigennutz weit hinaus
Bezieht Folgenverantwortung ein
Enthält damit implizit moralische Appelle
Gewichtet langfristige Interessen stärker als kurzfristige
und kollektive stärker als partiale
 Aufgeklärtes Eigeninteresse
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