Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Universität Tübingen SS 06 Kurt Bräuer Ergänzung zum Vorlesungsmitschrieb der Hörer (kein eigenständiges Skript!) www.kbraeuer.de Tübingen, den 28.12.2007 Inhalt 1. Die Geschichte der Quantenmechanik ............................................................ 1 2. Allgemeine Grundlagen der Physik und Begründung der QM .................... 13 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums ................... 23 4. Gebundene Systeme ....................................................................................... 41 5. Streuung an Zentralpotentialen ..................................................................... 65 6. Spinfreiheitsgrade ........................................................................................... 87 Literaturhinweise Quantenmechanik A. Grawert, Akademische Verlagsgesellschaft Wiesbaden 1977 Grundkurs Theoretische Physik A. Linder Teubner Studienbücher Physik 1994 Die fundamentalen Phänomene der Quantenmechanik und ihre Bedeutung für unser Weltbild K. Bräuer, Logos Verlag 2000 (siehe www.kbraeuer.de) Einladung zur Mathematik - Eine mathematische Einführung und Begleitung zum Studium A. Rieckers, K. Bräuer, Logos Verlag 2002 (siehe www.kbraeuer.de) Gewahrsein, Bewusstsein und Physik K. Bräuer, Logos Verlag 2005 (siehe www.kbraeuer.de) www.kbraeuer.de Tübingen, den 28.12.2007 1 1. Die Geschichte der Quantenmechanik Abbildungen aus 'Microsoft LexiROM Version 2.0' Strahlung schwarzer Körper: Max Plank 1900 Materie wird erhitzt, glüht (rot, …, weiß) Farben weitgehend unabhängig vom Material Strahlungsdichte Ende des 18. Jahrhunderts nicht befriedigend verstanden (Rayleigh & Jean) Plank: Problem der Körperstrahlung wird durch Atomstrahlung geklärt (diskret schwingende Oszillatoren) Interpretation ungeklärt Plancksche Quantenhypothese: Emission und Absorption von Energie kann nur in vielfachen einer minimalen Energie E=hυ erfolgen www.kbraeuer.de Tübingen, den 28.12.2007 2 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Plank'sches Strahlungsgesetz: (u: Strahlungsdichte, ν: Frequenz, T: Temperatur) Die Strahlungsdichte u eines schwarzen Strahlers hängt nur von der Temperatur des Strahlers und von der Frequenz der emittierten Strahlung ab. Obere Kurve: Das klassische Gesetz von Rayleigh & Jean gilt nur für hohe Temperaturen und niedere Strahlungsdichten. Es führt bei höheren Frequenzen zur Ultraviolettkatastrophe . Mittlere und untere Kurve: Strahlungsdichte nach dem Plank'schen Strahlungsgesetz für zwei verschiedene Temperaturen. Fig. 1-1 Photoelektrischer Effekt: Albert Einstein 1905 Emission von Elektronen durch Metall unter dem Einfluss von Licht Lenard: Energie der ausgesandten Elektronen hängt nicht von Lichtintensität ab, sondern von der Lichtfarbe (Frequenz) Klassisch nicht zu erklären Einstein: erweitert Plancks Hypothese, Licht als Energiequanten auffassen (E=hυ) dies steht in krassem Widerspruch zu Beugungs- und Interferenzerscheinungen des Lichts 1. Frühgeschichte der Quentenmechanik 3 Photoeffekt Photonenenergie: Eγ = hν = ω = mγ c 2 Photonenmasse: mγ = hν c2 Photonenimpuls: pγ = mc = hν h = = k c λ Ein einlaufendes 'Lichtquant' γ löst ein Elektron e aus dem Festkörper. Entgegen den klassischen Vorstellungen hängt die kinetische Energie des Elektrons nicht mit der Lichtintensität zusammen sondern von der Lichtfrequenz ν. Fig. 1-2 Spezifische Wärme fester Körper: Albert Einstein 1905 klassische Theorie: Spezifische Wärmen stimmen nur für hohe Temperaturen Spezifische Wärme fester Körper: Zustandssumme: 1 1 − e − hν / kT n Innere Energie der Einstein-Oszillatoren: Z ( hν / kT ) = ∑ e − nhν / kT = bg U T = 3 Nhν 1 e hν / kT RS ⎯ ⎯⎯→ 3NkT; − 1 T ⎯ ⎯⎯→ 3 Nhνe hν << kT hν >> kT − hν / kT ; Spezifische Wärme: C= dU . dT Diskrete Energiezustände in einem Festkörper führen bei kleinen Temperaturen zu einer Abflachung der Energiekurve. Dies stimmt mit den experimentellen Funden überein. Obere Kurve: Nach der klassischen Theorie ist die innere Energie eines Festkörpers proportional zur Temperatur. Mittlere Kurve: Verlauf der inneren Energie als Funktion der Temperatur bei Zugrundelegung diskreter Energiezustände. Untere Kurve: Näherung für sehr kleine Temperaturen. Fig. 1-3 4 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Struktur der Atome: Ernest Rutherford 1911, Niels Bohr 1913 Rutherford: Durchgang von α-Strahlen durch dünnen Materieschicht -> Atommodell (positiv geladener Kern + Orbitelektronen) woher kommt Stabilität? Bohr: Anwendung von Plancks Quantenhypothese erklärt Stabilität Zerstört innere Konsistenz der Newtonschen Theorie Atommodell nach Bohr Bohr's Phasenraumbedingung: z Wirkung pdq = nh Phasenraumvolumen des Oszillators: p2 + 2π 2 mvq 2 = E = nhν 2m Frequenzbedingung für Linienspektren: 1 ν = E a − Eb h Nach dem Bohrschen Atommodell ist die Wirkung eines Elektrons auf seiner Bahn um den Atomkern ein ganzzahlig vielfaches vom Plank'schen Wirkungsquantum h. Damit können die Spektrallinien ganz einfacher Atome erklärt werden. Fig. 1-4 b g Compton-Effekt: Arthur Holly Compton 1923 Streuung von Röntgenstrahlung an Elektronen klassisch: Elektronen werden von Lichtwelle angeregt und senden Kugelwelle mit Lichtfrequenz aus Compton: Frequenzen des einfallenden und gestreuten Lichtes sind verschieden, wie bei Stoß zwischen Lichtquant und Elektron mit Energie- und Impulserhaltung 1. Frühgeschichte der Quentenmechanik 5 Compton-Effekt Energiebilanz: 1 Eγ = hν 0 = hν c + me v 2e 2 Impulsbilanz: hν 0 hν c cosθ + me v e cosϑ = c c hν p y = 0 = − c sin θ + me v e sin ϑ c Verschiebung der Compton-Linie: 2hν cν 0 θ νc −ν0 = − sin 2 2 me c 2 px = Die Streuung von Röntgenstrahlen an Elektronen kann durch einen Teilchencharakter von Licht erklärt werden. Die Verschiebung der Lichtfrequenz läßt sich aus Energie- und Impulserhaltung genau berechnen. Fig. 1-5 Materiewellen: Louis Victor Prinz von De Broglie 1924 Wenn Wellen Teilcheneigenschaften haben, müssen Teilchen auch Welleneigenschaften haben! → Beugung Interferenz von Elektronenstrahlen De Broglie Materiewellen Energie-Frequenz-Beziehung: E E ν = , bzw. ω = h Wellenlänge-Impuls-Beziehung: p h λ = , bzw. k = p Durch Streuexperimente mit Elektronen an Atomgittern in Kristallen weist man die Wellennatur von Elektronen nach. Die Beziehungen zwischen den Wellengrößen Frequenz und Wellenzahl und den Teilchengrößen Energie und Impuls sind die gleichen wie beim Photoeffekt in Fig. 1-2. Fig. 1-6 Matrizenmechanik: Werner Heisenberg 1925 Erste exakte mathematische Formulierung der Quantenmechanik (Gleichungen für Matrizen) Spiegeln Newtonsche Prinzipien wie Energie- und Impulserhaltung wieder Reihenfolge der physikalischen Größen ist relevant 6 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Matrizenmechanik des Harmonischen Oszillators Ort u. Impuls-Variablen → Operatoren: x= F0 GG 1 G0 2mω G GG 0 H 1 0 2 0 0 2 0 3 0 0 3 0 I JJ JJ , JJ K p=i F0 GG 1 m ω G0 2 G GG 0 H 0 − 1 0 − 2 2 0 0 3 0 0 − 3 0 I JJ JJ JJ K Vertauschungsrelation: x , p = xp − px = i Hamilton-Funktion→ -Operator: p2 1 + mω 2 x 2 2m 2 Eigenwertproblem: H= Hψ n = E nψ n ⇒ b g E n = ω n + 21 In der Matrizenmechanik von Heisenberg werden klassischen Variablen wie Ort und Impuls zu Matrizen. Da es bei Berechnungen mit diesen Matrizen auf ihre Reihenfolge ankommt, erhält man eine Unschärfebeziehung zwischen Ort und Impuls. Die diskreten Atomspektren werden durch das diskrete Eigenwertspektrum der Energiematrize erklärt. Fig. 1-7 Schrödinger-Gleichung: Erwin Schrödinger 1926 Wellengleichung für Materiewellen von DeBroglie Vorschrift zur Umwandlung von klassischen Bewegungsgleichungen in QM-Wellengleichung 1. Frühgeschichte der Quentenmechanik 7 Wellenmechanik des Harmonischen Oszillators Schrödinger-Gleichung: UV b g W b g RST − ∂ − 2 ∂2 1 + mω 2 x 2 ψ x , t ψ x, t = i ∂t 2m ∂x 2 2 Separationsansatz: b g bg ψ x , t = ψ n x e −iE t / mit b = mω ⇒ n bg ψ b xg = ψ b xg = ψ b xg = : ψ0 x = 1 2 3 b g En = ω n + 21 1 πb e− x 2 / 2b2 E0 = , 1 2 ω; x − x 2 / 2b2 e , E1 = 23 ω ; b πb x2 1 1 − x 2 / 2b2 e , E2 = 25 ω ; 2 2 − b πb 2 3 x x − x 2 / 2b2 1 1 e , E3 = 72 ω ; 2 3 − 1+ 2 b πb 3 b 1 2 RS T RS T d UV W i UVW Die Wellengleichung von Schrödinger basiert im wesentlichen auf der Dispersionsrelation ω(k) für Elektronen. Aufgrund von Randbedingungen (hier für x→∞) liefert sie Lösungen mit diskreten Energien. Fig. 1-8 Materiewellen – erste Schritte zum Verständnis der QM: Bohr, Kramers, Later 1924 Widerspruch zwischen Wellenbild und Teilchenbild sollte aufgeklärt werden -> Wahrscheinlichkeitswelle (Lichtwellen oder Teilchenwellen sind nicht real), Wellenintensität ~ Wahrscheinlichkeit Aber auch klassische Wahrscheinlichkeitswellen zeigen keine Interferenzphänomene Kopenhagener Deutung der QM: 1927 Ausführliche Diskussion zwischen Bohr, Schrödinger und Kopenhagener Arbeitsgruppe Ergebnis ist nicht leicht zu akzeptieren! Sprache Jedes physikalische Experiment muss in den Begriffen der klassischen Physik beschrieben werden Unbestimmtheitsrelation Anwendung klassischer Begriffe ist begrenzt durch Unbestimmtheitsrelation (z.B. Ort und Impuls eines Wirkungsquantums nicht beliebig genau) 8 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Zur Unschärferelation zwischen Ort x und Impuls p Ort und Impuls sind nicht mit beliebiger Genauigkeit bestimmbar. Hier zum Beispiel wird zur Ortsmessung eine Lochblende verwendet. Je genauer der Ort gemessen wird, umso breiter wird die Impulsverteilung hinter der Blende. Fig. 1-9 Wahrscheinlichkeitsfeld Wahrscheinlichkeitsfeld beschreibt Wahrscheinlichkeit für bestimmte Messergebnisse und für Ungenauigkeit Zu den klassischen Messfehlern kommt noch die prinzipielle Unbestimmtheit 1. Frühgeschichte der Quentenmechanik 9 Zur Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik Der abstrakte Quantenzustand oben wird dargestellt durch Wahrscheinlichkeiten für sprachlich fassbare Zustände. Bei einer Messung wird die Wahrscheinlichkeitsfunktion reduziert. Je nach vorgehen bleibt zum Beispiel eine Elektronenverteilung mit einer definierten Energie übrig oder ein relativ zum Kern lokalisiertes Elektron. Fig. 1-10 Zeitliche Entwicklung QM erlaubt Berechnung der zeitlichen Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsfunktion Keine Beschreibung des Ablaufes von Ereignissen sondern von Möglichkeiten Messung: Möglichkeiten zu Tatsachen, unscharfe Tatsachen Grundlage für erneute Entwicklung von Möglichkeiten Interpretation quantenmechanischer Prozesse drei Schritte: 1) experimentelle Ausgangssituation in Wahrscheinlichkeitsfeld übersetzen 2) zeitliche Entwicklung des Feldes wird berechnet 3) neue Messung am System, Ausgang mit Wahrscheinlichkeitsfeld bestimmt zweiter Schritt kann nicht in Begriffe der klassischen Physik gefasst werden (Überlagerung von Möglichkeiten) Man kann etwa kein Elektron auf seiner Bahn um den Atomkern beobachten. Man ist versucht zusagen, das Elektron sei zwischen zwei Messungen irgendwo gewesenen. Das wäre aber ein Missbrauch der Sprache. 10 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Beobachtung eines Wasserstoff-Hüllenatoms Zur Beobachtung eines Elektrons in einem Wasserstoffatom kann ein Mikroskop verwenden. Der Impulsübertrag zwischen jedem 'Lichtquant' und dem Elektron ist jedoch so groß, daß das Elektron aus dem Atom herausgeschlagen wird. Die Elektronenbahn im Atom kann grundsätzlich nicht beobachtet werden Fig. 1-11 Wellen-Teilchen-Dualismus und Komplementarität Im Atom erscheint ein Elektron wellenartig und teilchenartig. Auch bei der Quanteninterferenz an einer Lochblende ist das so. Die Widersprüche zwischen Teilchenbild und Wellenbild werden durch die Unschärfe aufgelöst. Bohr: Beide Bilder gebrauchen. Quanteninterferenz an einer Lochblende Eine Elektronenwelle passiert eine Doppellochblende und wir auf einer Photoplatte registriert. Nach längerer Zeit bildet sich aus den Einschlägen einzelner Elektronen ein Interferenzmuster. Nach den Gesetzen der klassischen Physik müßte die Photoplatte wie rechts dargestellt belichtet werden. Fig. 1-12 Was geschieht wirklich bei einem atomaren Vorgang? Im Sinne der Kopenhagener Interpretation ist diese Frage nicht sinnvoll. Begriffe der klassischen Physik gelten nur für Präparation und Messung. 1. Frühgeschichte der Quentenmechanik 11 Anektode vom Kosaken und dem Rabbi Es war einmal ein Kosak, der einen Rabbi fast jeden Tag zur selben Zeit über den Stadtplatz gehen sah. Eines Tages fragte er neugierig, 'Wohin gehst du, Rabbi?' Der Rabbi antwortete: 'Das weiß ich nicht so recht'. 'Du kommst hier jeden Tag um diese Zeit vorbei. Du musst doch wissen, wohin du gehst:' Als der Rabbi hartnäckig dabei blieb, dass er es nicht wisse, war der Kosak zunächst irritiert, wurde dann argwöhnisch und schleppte den Rabbi schließlich ins Gefängnis. Als er die Zelle absperrte, sah der Rabbi ihn an und sagte freundlich: 'Siehst du, das konnte ich vorhin absolut nicht wissen'. Bevor der Kosak ihn aufgehalten hatte, wusste der Rabbi, wohin er ging, aber danach nicht mehr. Diese Unterbrechung könnte als Messprozess betrachtet werden. Er brachte neue Möglichkeiten mit sich und legte eine davon fest. 13 2. Allgemeine Grundlagen der Physik und Begründung der QM 1. Mechanische Wirkungen Physikalische Grundgrößen (Messgrößen): Länge x, Zeit t, Kraft F Abgeleitete Größe: (mittlere) Geschwindigkeit Theoretische Begriffe: Bahnkurven, Geschwindigkeitsfelder, Energiefelder, Impulsfelder, Wirkungsfelder Grundlage aller physikalischen Gesetze ist der objektive (kontextunabhängige) Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung (Kausalzusammenhang) Bewegung auf Bahnkurven ist stark vereinfachte Näherung, mit der viele Phänomene erfasst werden können (Ausnahme: Quantenphänomene) Wirkungsfeld: reine mathematische Begriffsbildung! S ( x, t ) : (2-1) = dS totale Änderung des Wirkungsfeldes ∇S ⋅ dx + ≡p ( Impulsfeld ) ∂ ∂ p = −∇E = F ∇S = ∂t ∂t =F ∂t S dt = p ⋅ dx − Edt = pμ dx μ ≡− E ( Energiefeld ) ( ct , − dx ) ( ⇒ pμ = c −1E , p ) ( Meßgröße ) =F ( Kraftfeld ) www.kbraeuer.de Tübingen, den 28.12.2007 14 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Impulsfeld: p = ∫ dtF ( Kraftstoß ) Energiefeld: E = − ∫ dxF ( Arbeit ) ( für Felder ) Bewegungsgleichung: ∂ t p = −∇E (2-2) Masse und Energiefunktion Kontextunabhängigkeit (Objektivität) → Ausbreitungsgeschwindigkeit des Wirkungsfeldes Wirkungsfeld kontextunabhängig, Wirkung verschiedene Impulse gleich ⇒ E(p) ε p' = p + (2-3) , kleine Impulsdifferenz ( ) E ' = E + ε ⋅∇( p ) E + O ε 2 und Taylor-Entwicklung des Energiefeldes S ' = S. also dS ' totale Änderung des Wirkungsfeldes = p ' ⋅ dx − (2-4) E ' dt p E +∇( ) E ⋅ε p +ε ( ) = p ⋅ dx − Edt + ε ⋅ dx − ∇( p ) Edt . dS ! dS ' = dS ⇒ ( dx − ∇( ) Edt ) = 0 (2-5) ⇒ p Kontextunabhängigkeit ∇( p ) E = dx Geschwindigkeitsfeld für = v (S ) = dt die Ausbreitung der Wirkungen. Zu Unterscheiden: Ausbreitungsgeschwindigkeit von Äquipotentialpunkten des Wirkungsfeldes (Phasengeschwindigkeit) dS = pdx − Edt ⇒ v ( H) ≡ ∂x E = . ∂t dS =0 p (2-6) Trägheit der Materie Kontextunabhängigkeit bezüglich des Bezugssystems x′ = x + η t ( ) dS ' = p ⋅ ( dx + η dt ) − E + ε ⋅∇( ) E dt dx ' p E' ⎛ ⎞ p = p ⋅ dx − Edt + ⎜ p ⋅η − ε ⋅∇( ) E ⎟ dt. ⎜ ⎟ S =v ( ) ⎠ ⎝ dS (2-7) 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums dS ' = dS 15 p ⋅η = v ( ) ⋅ ε . ⇒ (2-8) S Kontextunabhängigkeit ( p, v ( ) fest vorgegeben ) (2-9) ⇒ η ∝ε, S also mη = ε und p = m v ( ). S bekannt als Masse Die Energiefunktion E(p) ∇( ) E = v ( ) = p S 1 1 1 2 p ⇒ E = ∫ d3 p p = p + 2m m m V (2-10) Potential ( Integrationskonstante ) unabhängig vom Impuls oder 1 ∂S + ∇⋅S ∂t 2m ( ) 2 + V = 0. p −E Grundgleichungen der Mechanik p = ∇( x ) S ∂ 1 ∇( x ) S 0= S+ ∂t 2m ∂ p = −∇( x ) E ∂t ( ( Führungsbedingung ) , ) 2 +V (2-11) ( Hamilton-Jacobi-Gleichung ) , ( Bewegungsgleichung der Felder ) . Beispiele für Dynamik des Wirkungsfeldes Abbildung 2-1 Zeitliche Entwicklung eines freien Wirkungsfeldes mit Anfangswerten S=p0x und S ( x, t ) = p0 x − p02 / ( 2m0 ) t m=1, p0=v(S)=1. 16 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Abbildung 2-2 Zeitliche Entwicklung eines freien Wirkungsfeldes mit 2 verschiedenen Startimpulse p1=1 (ganz links) und p2=2 (weiter rechts). Es ist wieder m=1. Abbildung 2-3 Zeitliche Entwicklung eines freien, Gauß-förmigen Wirkungsfeldes mit m=1. Nachdem die Gauß-form des Feldes zunächst zerfließt, kommt es am Ende zu einem Brechen, wie bei Wasserwellen, die auf den Strand auflaufen. 2. Klassische Mechanik Ein klassisches Objekt bewegt sich so, dass der Geschwindigkeitsvektor auf der Bahnkurve immer mit dem des Wirkungsfeldes übereinstimmt 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums Position des Objekts: 17 x (t ) ; (2-12) Geschwindigkeit des Objekts: x ( t ) = v ( t ) = v ( S ) ( x ( t ) , t ) ; ! Geschwindigkeitsfeld der Wirkung Beispiel freier Fall Abbildung 2-4 Links: Wirkungsfeld des freien Falles eines Körpers in einem homogenen (konstanten) Kraftfeld. Die Werte des Wirkungsfeldes sind Farbkodiert entsprechend der Farbtabelle. Die grünen Pfeile geben das Geschwindigkeitsfeld in Form von Vektoren an. Rechts: Bahnkurven eines frei fallenden Körpers im homogenen Kraftfeld. Die grünen Pfeile entsprechen denen im linken Bild.. ⎧ x = ∇( p ) E ; ⎪ S =v ( ) Hamiltonsche Bewegungsgleichungen: ⎨ ⎪ p = −∇E . ⎩ =Kraft =Kraft (2-13) Hamiltonsches Prinzip Bewegung einer 'Punktmasse' (Idealisierung) verläuft entlang p = ∇S , also orthogonal zu den Äquipotentiallinien mit dS=0. Für die Bewegung der 'Punktmasse' ist dS maximal: Die Wirkungsfunktion ist für die wirklich durchlaufene Bahnkurve extremal. dS = p ⋅ dx − Edt = ( p ⋅ v − E ) dt , ( L ist die Langrange-Funktion ) ; L Bestimme x(t ) so, dass gilt: ⎧ dS = Ldt = extremal bzw. δ ∫ dS = 0, ∫ ⎪⎪ ∫ ⎨ ∫ dSdx = ∫ Ldtdx = extremal δ ∫ dSdx = 0, ⎪ Variation des ⎪⎩ Wirkungsintegrals ( Punktteilchenmechanik ) ; ( Kontinuumsmechanik ) . Elastitzitätstheorie, Hydrodynamik, ... (2-14) 18 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Dies drückt (2-12) als Variationsprinzip aus, was die Berechung von Bewegungsgleichungen auch für komplexere Potentiale oder Systeme erlaubt. 3. Quantenmechanik Felder (Wirkung, Impuls, Energie, Geschwindigkeit, elektromagnetische) sind nicht punktgenau festgelegt. z.B. sind immer nur mittlere Geschwindigkeiten v = Δx / Δt messbar. Der Euklidsche Punkt (ohne Ausdehnung) existiert nur gedanklich (Idealisierung), nicht wirklich (Zenon von Eleat, Aristoteles) Die invariante Größe ist das Wirkungsfeld. Seine Unschärfe ist immer größer als das Plancksche Wirkungsquantum 2 ⎛ ⎛ ⎞ ⎞ ⎜ Δf x , t ≡ ⎜ f x , t − f ( x , t ) ⎟ ⎟ ⎜⎜ ( ) ∫ ⎜ ( ) ⎟ ⎟⎟ Mittelwert ⎠ ⎠ ⎝ ⎝ ΔS ( x , t ) ≥ Plancksches Wirkungsquantum Streuung oder Unschärfe (2-15) Statistische Behandlung Unschärfe: mittlere Impuls eines ruhenden Wirkungsquantums ist 0, Kinetische Energie ist größer als Mittelwert ( p 2 / 2m ) > Mittelwert ( p ) / 2m . Wird durch Quantenpotential berücksichtigt 2 =0 (2-16) Wahrscheinlichkeit für Ansprechen eines Detektors: ρ ( x , t ) Q(ρ) = − Quantenpotential: 2 ∇2 ρ 2m ρ Grundgleichungen: 2 ⎧ ∂S 1 ⎪ ∂t + 2m ∇S + V + Q ( ρ ) = 0; ⎪ Quantenpotential ⎨ ⎪ ∂ρ + ∇ ⋅ ρ m −1∇S = 0; ⎪ ∂t S v( ) ⎩ ( ) ( Kontinuität oder Invarianz der Wirkung ) ; (2-17) ( Kontinuität der Wahrscheinlichkeit ) . Die Gleichungen drücken aus, welche Wirkung mit welcher Wahrscheinlichkeit erscheint Transformation zu linearem, aber komplexem Gleichungssystem: ψ ( x , t ) ≡ ρ ( x , t )eiS ( x ,t ) / ⇒ − 2 ⎞ ∂ψ ⎛ = ⎜− Δ + V ⎟ψ i ∂t ⎝ 2m ⎠ Schrödinger-Gleichung (2-18) 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums 19 Beweis ⎧R ⎩R S⎫ (2-19) ψ = ⎨ + i ⎬ψ , ⎭ ( ) ( ) ⎧ ∇R ∇S ⎫ ∇ψ = ⎨ +i ⎬ψ , ⎩ R ⎭ 2 ⎧⎪ ∇R 2 ∇S 2 ∇R ∇ S ∇2R ∇R ∇2S 2 ∇ ψ = ⎨ 2 − 2 + 2i + − +i R R R2 ⎪⎩ R ⎧⎪ ∇S 2 ∇ R ∇S ∇2 R ∇ 2 S ⎫⎪ = ⎨− 2 + 2i + +i ⎬ψ . R R ⎪⎩ ⎪⎭ ( ) ( ) ( ) ( )( ) ( ( )( ) ( ) ( ) ( )⎫⎪⎬ψ ) ( ) ⎪⎭ Einsetzen und kürzen von ψ ergibt ⎧ 0= i 2 ψ + ⎨− ⎩ 2m ∇2 + V + ψ ∇2 R ⎫ ⎬ψ 2m R ⎭ (2-20) 2 ( ) ( )( ) 2 ⎧ ∇R ∇ S ⎧ ⎫ ⎪ ∇S R = ⎨−i + S⎬+ ⎨ −2 i − R 2mR ⎩ ⎭ ⎪ 2m ⎩ ( ∇S ) =S+ 2m 2 ( ∇ R ) −i 2 +V − 2 2mR ( ∇ R ) − i ( ∇ S ) ⎫⎪ + V 2 2 ⎬ 2m ⎪ ⎭ 2mR ( )( ) ∇R ∇S R −2 i −i R 2mR =0 Hamilton-Jacobi-Gleichung 2 (∇ S ) . 2 2m =0 Kontinuitäts-Gleichung Für den Realteil der Gleichung gilt dann ( ∇S ) S+ 2 2m +V + Q = 0 . (2-21) Das ist genau die Hamilton-Jacobi-Gleichung! Wir multiplizieren nun den Imaginärteil mit (-2R2/ ) und erhalten ( )( ) ( ) R ∇ R ∇S R 2 ∇ 2 S + m m ⎛ ∇S ⎞ ⎟ = ∂ t R 2 + ∇ ⋅ ⎜⎜ R 2 m ⎟⎠ ⎝ 2 RR + 2 (2-22) ( ) = ρ + ∇ ⋅ ( ρv ) = 0. Das ist genau die Kontinuitäts-Gleichung! Die Unschärfe (Plancksches Wirkungsquantum) führt zu Nichtlokalität, Quantensprüngen, Wellen-Teilchen-Dualismus (Komplementarität), … 4. Heisenbergsche Unschärferelation mit reellen Feldern Unschärfepotential Q in (2-16) garantiert Heisenbergsche Unschärferelation 20 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Δx 2 Δp 2 Streuung Streuung des Ortes des Impulses ≥ ( Unschärfe ) ( Unschärfe ) (2-23) 2 4 . Nachweis der Unschärferelationen üblicherweise mit Operatoralgebren und imaginären Einheit i=√-1. Hier: ausschließlich mit reellen Feldern und Ableitungen Nach Definition und Interpretation 2 2 ! ( Δp ) ΔR 3 = − Δ = Q =− d x d xR R d 3 x ∇R = ρ ∫ ∫ ∫ 2m 2m 2m 2m R ( ) 2 3 ( ) also: ∫ d 3 x ∇R = mit ∫x 2 ( Δp ) (2-24) 2 2 2 ( ( )) R∇ 2 Rdx = ∫ R∇ 2 ( x 2 R ) dx = ∫ R ∇ ⋅ 2 xR + x 2∇R dx ( ) (2-25) = ∫ R 6 R + 2 x ⋅∇R + 2 x ⋅∇R + x 2∇ 2 R dx = 6 + 4∫ Rx ⋅∇Rdx + ∫ x 2 R∇ 2 Rdx =0 ist 3 ∫ Rx ⋅∇Rdx = − 2 . Also ist ( ) ( )( ( ∇R ) + 2α x ⋅ R∇R ) dx ) 2 (2-26) 0 ≤ ∫ xR + α∇R dx = ∫ xR + α∇R ⋅ xR + α∇R dx ( = ∫ x2ρ + α 2 = Δx = ( Δx ) 2 ( Δp ) 2 2 ≥ 2 ( Δp ) +α 2 2 ( Δp ) 2 2 9 2 2 ( Δp ) ⎛⎜ α 2 − 2α − 3α = 2 ⎜ 2 ⎝ 3 2 ( Δp ) ⎛ 2 2 ⎜⎛ 2 ⎞ ⎛ 3 2 ⎞ 3 ⎜ ⎜α − ⎟ −⎜ ⎟ + 2 2 ⎜ ⎝⎜ 2 ( Δp ) ⎠⎟ ⎝⎜ 2 ( Δp ) ⎠⎟ ⎜ ≥0 ⎝ 4 4 ( Δp ) 4 oder Δx Δp ≥ 3 2 2 ( Δx ) 2 ( Δp ) 2 2 + Δx 2 ⎞ ⎟ 2 ( Δp ) ⎟⎠ 2 ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎠ 2 Damit die Ungleichung (2-26) erfüllt sein kann, muss die rechte Seite reell sein. Also muss der Radikant positiv sein und wir erhalten die Heisenbergsche Unschärferelation ⇒ ΔxΔp ≥ 2 ( pro Dimension ) . (2-27) 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums 21 5. Relativistischer Energiesatz Viererimpuls dS = ∇S ⋅ dx −∂ t S dt = p ⋅ dx − Edt = pμ dx μ ≡p ( Impuls ) ≡E ( ?, p ) ( Energie ) (2-28) ( ct , dr ) → pμ = ( c −1 E , − p ) Energiefeld durch Ableiten des Wirkungsfeldes nach der invarianten Zeit τ = γ −1t : ∂S = ∂ μ S ∂τ x μ = pμ v μ = m0 vμ v μ = −m0 c 2 , also ∂τ γ ( c ,v ) 2 Ruhemasse (2-29) −c pμ p μ = p 2 − c −2 E 2 = −m02 c 2 , oder ( Einstein-Relation ) E 2 = p 2 c 2 + m02 c 4 Ruhemasse oder invariante Masse m0 und träge Masse m: pμ = ( c −1 E , − p ) = m0 γ ( c, −v ) , also (2-30) Ruhemasse p = γ m0 v = mv Nichtrelativistische Näherung für die Energiefunktion: E= p 2 c 2 + m02 c 4 = m0 c 2 1 + ⎞ p2 1 p2 1 p2 2⎛ 2 m c 1 ... m c = + + = + + ... ⎜ ⎟ 0 0 2 2 m02 c 2 2 m c 2 m 0 0 ⎝ ⎠ ( ) 1 11 1+ x =1+ x − x 2 + O x3 2 24 (2-31) siehe nichtrelativistischer Energiesatz Homogenität raumzeitlicher Bezüge: ⎛ ⎞ ⎜ ⎟! ⎟ = ∂ μ S ( xν ) ∂ μ S ⎜ xν + ε ν ⎜ Infinitesimale ⎟ Translation des ⎟ ⎜ Koord.Syst. ⎠ ⎝ p μ ( xν + ε ν ) = p μ ( xν ) + ∂κ p μ ( xν ) ε κ + O ( ε 2 ) ⇒ ∂ν p μ = ∂ν ∂ μ S = 0 ( Erhaltung des Viererimpulses ) insbesondere: ∂ μ ∂ μ S = 0 (2-32) 22 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Kontinuität des Wirkungsstromes E 2 = p 2 c 2 + m02 c 4 ∂μ S (∂μ S ) − S pμ p μ = ( ∂ μ S ) ( ∂ μ S ) = −m0 c 2 , oder ⇔ (∂ μ (2-33) ∂ μ S ) = − m0 c 2 , also =0 ( Impulserhaltung ) ∂ μ S ( ∂ μ S ) = − m0 c 2 Wirkungsstrom ( Kontinuitätsgleichung ) Quellen 6. Elektrodynamik Eichinvarianz der Elektrodynamischen Potentiale (siehe Kapitel über das elektromagnetische Feld): ∂ψ ⎧ , ⎧E′ = E ⎪φ′ = φ + ∂t ⇒ ⎨ ⎨ ⎩ B′ = B ⎪ A′ = A − ∇ψ ; ⎩ (2-34) Auch das Wirkungsfeld ist nur über Kräfte (Ableitungen der Wirkung) bestimmbar, kann also geeicht werden. S → S ( Mat ) + S ( Eich ) ; (2-35) dS → pμ dx μ + eAμ dx μ . = Mat ∂μ S( ) = Eich ∂μ S ( ) übliche Notation ( ) (2-36) = − m02 c 2 (2-37) ∂ μ S ( Eich ) = eAμ = e ϕ , − A . Kontinuität des Wirkungsfeldes entsprechend (2-33): ( ∂ μ S ∂ μ S = − c12 ( E + eϕ ) + p + eA 2 ) 2 = − c12 E 2 + p 2 − 2 c12 eEϕ + 2ep ⋅ A − e 2ϕ 2 + e 2 A2 = −m02 c 2 . Mechanik Elektrodynamische Wechselwirkung Elektrodynamik Aμ entspricht offensichtlich dem elektromagnetischen Viererpotential Nun müssen die mechanischen und die elektromagnetischen Anteile für sich kontinuierlich sein. Kontinuität der Eichanteile: (2-38) elektromagn. Feldtensor ∂ μ F μν = ∂ μ ( ∂ μ Aν − ∂ν Aμ ) = μ0 jν erhaltener Strom Quelle Nach dem letzten Kapitel 'Lorentz-Invarianz und Begründung der elektromagnetischen Gesetze' ist diese Kontinuitätsgleichung äquivalent zu den Maxwell-Gleichungen Alle elektromagnetischen Phänomene, insbesondere auch die des Lichtes begründen sich aus der Relativität aller raumzeitlichen Bezüge und aus der Kontinuität unseres Weltbewusstseins. 23 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums 1. Statistische Deutung der Wellenfunktion Wellenfunktion (3-1) ψ ( x , t ) = ρ ( x , t )eiS ( x ,t ) / , mit Wirkungsfeld: S ( x, t ) Wahrscheinlichkeitsfeld: ρ ( x, t ) Plancksches Wirkungsquantum: ( Meßwerte, Kraft, Implus, Energie,...) ( Meßwahrscheinlichkeit ) ( Minimale Streuung oder Unschärfe der Wirkung ) Normierung: ∞ 1= ∫ −∞ d 3 x ψ ( x, t ) = 2 ∞ ∫ d 3 x ρ e − iS / −∞ ψ* ρ eiS / = ψ ∞ ∫ d 3 xρ (3-2) −∞ ρ ( x , t ) : Wahrscheinlichkeitsdichte, bei einer Ortsmessung zur Zeit t eine Wirkung am Ort x zu finden Abb. 3-1 Einfaches quantenmechanisches Experiment. www.kbraeuer.de Tübingen, den 28.12.2007 24 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Abb. 3-2 Wahrscheinlichkeitsverteilung einer Ortsmessung mit Ortserwartungswert <x> und Streuung (Δx)2. Kontinuität der Wahrscheinlichkeitsdichte: Die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt Wirkung auftritt, bleibt erhalten (Voraussetzung für bewusste Welterfahrung). ∂ ∂ ρ = ψ *ψ ∂t ∂t ⎛∂ ⎞ ⎛∂ ⎞ = ⎜ ψ * ⎟ψ + ψ * ⎜ ψ ⎟ ⎝ ∂t ⎠ ⎝ ∂t ⎠ i⎛ ∂ ∂ ⎞ ⎞ ⎛ i ⎞⎛ ψ * ⎟ψ +ψ * ⎜ − ⎟ ⎜ − ψ⎟ = ⎜ ⎝ i ∂t ⎠ ⎝ ⎠ ⎝ i ∂t ⎠ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ 2 2 ⎜ ⎜ ⎟ ⎛ ⎞ ⎞ ⎟ i ⎛ i⎞ ⎛ = ⎜ ⎜− Δ + V ⎟ψ * ⎟ψ + ψ * ⎜ − ⎟ ⎜ ⎜ − Δ + V ⎟ψ ⎟ ⎝ ⎠ ⎜ ⎝ 2m ⎜ ⎝ 2m ⎟ ⎠ ⎠ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎝ Schrödinger-Gleichung ⎠ ⎝ Schrödinger-Gleichung (kompl. konj.) ⎠ 2 2 ⎞ i⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎞ i⎛ ⎛ = ⎜ψ ⎜ − Δ + V ⎟ψ * ⎟ − ⎜ψ * ⎜ − Δ + V ⎟ψ ⎟ ⎠ ⎝ 2m ⎠ ⎠ ⎝ ⎝ 2m ⎠ ⎝ 2 2 ⎞ i⎛ = ⎜ −ψ Δψ * +ψ * Δψ ⎟ 2m 2m ⎝ ⎠ ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ ψΔψ * ψ * Δψ =i − + ⎟ 2m ⎜⎜ ⎟ ⎝ ∇⋅(ψ∇ψ *)−( ∇ψ )⋅( ∇ψ *) ∇⋅(ψ *∇ψ ) −( ∇ψ *)⋅(∇ψ ) ⎠ =i 2m ( ∇ ⋅ −ψ∇ψ * +ψ * ∇ψ ) ⎛ ⎞ ψ * 1i ∇ψ −ψ 1i ∇ψ * ⎟ = −∇ ⋅ ⎜ ⎝ 2m ⎠ ( ) j also (3-3) 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums 25 Kontinuitätsgleichung: ∂ ρ +∇⋅ j = 0 ∂t mit j= 2m (ψ * 1 i (3-4) ∇ψ −ψ 1i ∇ψ * ) erhaltene Wahrscheinlichkeitsstromdicht j=ρ entspricht ∇S m p =v m also ∫ (3-5) j ⋅ df F ist ein Mass dafür, wie sich die Wahrscheinlichkeit eines Meßereignisses innerhalb und außerhalb des von F umschlossenen Gebiets ändert In Lehrbüchern ∫jdf oft interpretiert als 'Wahrscheinlichkeit dafür, dass durch die Fläche F pro Sekunde ein Teilchen hindurch tritt'. Es sind aber keine Teilchen im Spiel, sondern nur Wirkungen, die innerhalb oder außerhalb auftreten können. Erhaltung der Gesamtwahrscheinlichkeit für eine Wirkung ∞ ∞ (3-6) ∞ ∂ ∂ 2 d 3 x ψ = ∫ d 3 x ρ = − ∫ d 3 x∇ ⋅ j = − ∫ df ⋅ j = 0 ∫ ∂t −∞ ∂t −∞ −∞ Kugel ( R =∞ ) Beispiel: Zerfließen eines Wellenpakets (Pfi SS 99 6/16) 2. Erwartungswerte und Operatoren (Observable) Statistische Interpretation der Quantenwellenfunktion ψ: Wegen der prinzipiellen Unschärfe von Wirkungen gibt es keine genauen Vorhersagen von Messergebnissen. Wichtig sind dann Mittelwerte und Streuungen ∞ Mittelwert oder Erwartunswert des Orts: x ≡ ∫ d 3 xx ψ ≡ (x − (3-7) 2 −∞ Streung oder mittleres Schwankungsquadrat: ( Δx ) 2 x ) 2 = x2 − x 2 Erwartungswerte von Messgrößen berechnet man in der Regel mit Operatoren, das ist mathematisch oft von großem Vorteil. 26 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten ∞ p = ∫ −∞ ∫ ∫d −∞ i = ρ eiS / ∫ d 3 xψ * −∞ i ( ∇ ρ eiS / − eiS / ∇ ρ ) (3-8) ∞ 3 xψ * ∇ψ − ∫ d 3 x ρ e − iS / eiS / ∇ ρ i i −∞ ψ* ∞ = ∞ d 3 xψ * ∇S ψ −∞ ψ *ψ ∇S ∞ = ∞ d 3x ρ p = ∇ − i ∫d 3 x ρ∇ ρ −∞ ∞ = d i ∫ ∞ 3 x∇ ρ ρ − −∞ i 3 ∫ d x( ∇ ρ ) ρ =0 −∞ =0 = i ∇ also (3-9) pˆ = ∇ i Dies kann für jede Messgröße (Erwartungswerte für Ort, Impuls, Energie, …) durchgeführt werden. Impulsoperator: Diese direkte Identifizierung der Operatoren beruht darauf, dass wir in der Quantenwellenfunktion ψ die Wahrscheinlichkeit ρ für Wirkungen S sehen. Konventionell geht man in den Lehrbüchern anders vor: Man betrachtet die Dynamik der Erwartungswerte und schließt daraus auf die Operatoren: 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums 27 Zeitliche Änderung des Erwartungswertes ∞ (3-10) ∞ ∂ ∂ 2 ∂ ∂ ⎛ ⎞ x = ∫ d 3 xx ψ = ∫ d 3 xx ⎜ψ * ψ +ψ ψ * ⎟ ∂t ∂t ∂t ∂t ⎝ ⎠ −∞ −∞ 2 2 ⎛ ⎞ ⎞ ⎞ ⎛ i ⎞⎛ ⎛ i ⎞⎛ = ∫ d xx ⎜ψ * ⎜ − ⎟ ⎜ − Δ + V ⎟ψ +ψ ⎜ ⎟ ⎜ − Δ + V ⎟ψ * ⎟ ⎝ ⎠ ⎝ 2m ⎝ ⎠ ⎝ 2m ⎠ ⎠ ⎠ −∞ ⎝ ∞ 2 2 ⎛ ⎞ ⎞ ⎞ ⎛ i ⎞⎛ ⎛ i ⎞⎛ = ∫ d 3 xx ⎜ψ * ⎜ ⎟ ⎜ Δ ⎟ψ −ψ ⎜ ⎟ ⎜ Δ ⎟ψ * ⎟ ⎝ ⎠ ⎝ 2m ⎠ ⎝ ⎠ ⎝ 2m ⎠ ⎠ −∞ ⎝ ∞ 3 ∞ =i d 2m ∫ 3 xx (ψ * Δψ −ψΔψ *) −∞ ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ =i ∫ d x ⎜⎜ ∇ ⋅ xψ * ∇ψ − xψ∇ψ * − ( ( ∂ k xψ *) ∂ kψ − ( ∂ k xψ ) ∂ kψ *) ⎟⎟ 2m −∞ → 0 bei Integration ⎝ ⎠ ∞ ⎛ ⎞ 3 ⎜ ⎟ ψ ψ ψ ψ ψ ψ ψ ψ * * * * d x x x x x = −i ∂ ∂ + ∂ ∂ − ∂ ∂ − ∂ ∂ ( ) ( ) ( ) ( ) k k k k k k k k ∫ ⎜ 2m −∞ ⎟ eˆk eˆk ⎝ ⎠ ∞ ( 3 ) ∞ = −i ∞ d x (ψ * ∇ψ −ψ∇ψ *) = −i d 2m ∫ 2m ∫ 3 −∞ = 3 −∞ x 2ψ * ∇ψ = ∞ d m∫ 3 xψ * 1i ∇ψ −∞ 1 ∇ m i also: i ∇ = p (3-11) oder Impulsoperator pˆ = i ∇ 28 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Kräfte: (3-12) ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ∞ ∞ ⎟ ∂ ∂ ∂ ∂ 3 3 ⎜ p = ∫ d x ψ * ∇ψ = ∫ d x ⎜ ψ * ∇ ψ + ∇ψ ψ *⎟ i −∞ i −∞ ∂t ∂t ∂t ∂t ⎜ ⎟ partielle Integration → ⎜ ⎟ ∂ ⎜ −( ∇ψ *) ∂tψ + ⎟ ⎝ ( Oberflächenintegral =0) ⎠ ( ⎛ ⎜ ∞ ⎜ = ∫ d 3 x ⎜ − ∇ψ * i −∞ ⎜ ⎜⎜ ⎝ ( ( ∞ = ⎞ ⎟ 2 2 ⎛ i⎛ ⎛i⎛ ⎞ ⎞ ⎞ ⎞⎟ Δ + V ⎟ψ ⎟ + ∇ψ ⎜ ⎜ − Δ + V ⎟ψ * ⎟ ⎟ ⎜− ⎜− ⎝ 2m ⎠ ⎠ ⎠ ⎠⎟ ⎝ ⎝ ⎝ 2m ⎟⎟ ∂ ∂ ψ ψ* ∂t ∂t ⎠ ( ) ( ) 2 2 ⎞ ∞ 3 3 ⎛ − ∇ Δ − ∇ Δ d x * * ψ ψ ψ ψ ⎟ + ∫ d x ∇ψ * Vψ + ∇ψ Vψ * ∫ ⎜⎝ 2m 2m ⎠ −∞ −∞ ( ) ( ∞ = ) 2 2 ⎛ ⎛i⎛ ⎛i⎛ ⎞ ⎞ ⎞ ⎞⎞ 3 ∇ − Δ + + ∇ − Δ + V ⎟ψ * ⎟ ⎟ d x V ψ * ψ ψ ⎜ ⎜ ⎟ ⎜ ⎜ ⎟ ⎜ ∫ ⎜ i −∞ ⎠ ⎠ ⎠ ⎠ ⎟⎠ ⎝ ⎝ 2m ⎝ ⎝ 2m ⎝ ∞ = ) ) (( ) ) ( ) ) 2 2 ⎞ 3 ⎛ Δ ∇ − ∇ d x * Δψ * ⎟ + Oberflächenintegral ψ ψ ψ ( ) ⎜ ∫−∞ ⎝ 2m 2m ⎠ =0 ( ) =0 ∞ (( ) ) + ∫ d 3 x ∇ψ * Vψ −ψ∇Vψ * + Oberflächenintegral −∞ =0 ⎛ ⎞ ⎜ = ∫ d x ∇ψ * Vψ −ψ V ∇ψ * −ψψ * ∇V ⎟ ⎜ ⎟ −∞ =0 ⎝ ⎠ ∞ 3 ( = −∇V = F ) ( Erwartungswert der Kraft ) Ehrenfestscher Satz: In Analogie zur Bewegungsgleichung der klassischen Mechanik ist die zweifache Ableitung des Ortserwartungswertes gleich dem Erwartungswert der Kraft. Ganz entsprechend lässt sich ableiten: 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums 29 (3-13) ∞ E = Ekin + E pot = 2 ⎛ ⎞ 3 − Δ + V ⎟ψ d x ψ * ⎜ ∫−∞ ⎝ 2m ⎠ Hˆ = Hˆ = − ∂ , also i ∂t Schrödinger-Gleichung Operator der kinintischen Energie Eˆ kin = − Operator der potentiallen Energie Eˆ pot = V Energieoperator ( Hamilton-Operator ) Eˆ = − 2 2m Δ ∂ = Hˆ i ∂t allgemein: ∞ O = ∫ (3-14) d 3 xψ * Oˆψ −∞ Konzept: Den Observablen (physikalisch beobachtbare Größen der klassischen Mechanik) korrespondieren in der Quantenmechanik Operatoren, die auf die Zustandsfunktion wirken. Identifikation: Operator ≡ Observable (3-15) Hermitizität der quantenmechanischen Operatoren Physikalische Messwerte sind immer reelle Zahlen, daher müssen die Operatoren hermitesch sein! ∞ Ein Operator heißt hermitesch, wenn gilt: ∫ d xψ * Oˆψ = 3 −∞ ∞ ∫ (3-16) ( ) d 3 x Oˆψ *ψ −∞ (3-17) Erwartungswerte hermitescher Operatoren sind reel: ∞ 2 Im Oˆ = Oˆ − Oˆ * = ∫ −∞ d xψ * Oˆψ − 3 ∞ ∫ −∞ d xψ Oˆ *ψ * = 3 ∞ ∫ −∞ ( ) d x Oˆψ *ψ − 3 weil Oˆ hermitesch =0 ∞ ∫d −∞ 3 ( ) xψ Oˆψ * 30 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten ∞ Ortsoperator: ∫ ∞ ∫ d 3 xψ * xˆψ = −∞ d 3 xψ * xˆ *ψ = −∞ ∞ ∫ (3-18) d 3 xxˆ *ψ *ψ −∞ ∞ ∫ d x ( xˆψ ) *ψ = 3 −∞ ∞ Impulsoperator: ∫ ∞ ∫d d 3 xψ * pˆψ = −∞ −∞ 3 ⎛ ⎞ xψ * ⎜ ∇ ⎟ψ ⎝i ⎠ ∞ ⎛ ⎞ = − ∫ d 3 x ⎜ ∇ψ * ⎟ψ + i ⎝i ⎠ −∞ ∫ d 2 fψ *ψ ∂Kugel ( R = 0 ) ≡ OI = 0 ∞ ∞ ⎛ ⎞ = ∫ d 3 x ⎜ − ∇ψ * ⎟ψ = ∫ d 3 x ( pˆ *ψ *)ψ ⎝ i ⎠ −∞ −∞ ∞ = ∫ d 3 x ( pˆψ ) *ψ −∞ analog: Energie, Kraft, Drehimpuls, Moment nicht hermitesch: xˆ ⋅ pˆ ∞ ∫d 3 (3-19) xψ * xˆ ⋅ pˆψ = −∞ ∞ ∫d ∞ 3 −∞ ⎛ ⎞ xψ * x ⋅ ∇ψ = − ∫ d 3 x ⎜ ∇ψ * ⋅ x ⎟ψ + OI i ⎝i ⎠ =0 −∞ ∞ ⎛ ⎞ = − ∫ d 3 x ⎜ x ⋅ ∇ψ * +ψ * ∇ ⋅ x ⎟ψ i =3 ⎠ ⎝ i −∞ ∞ = ∫d 3 −∞ ⎛ ⎛ ⎞ ⎞ x ⎜ x ⋅ ⎜ − ∇ ⎟ψ * ⎟ψ − 3 i ⎝ ⎝ i ⎠ ⎠ ∞ = ∫ d x ( xˆ ⋅ pˆψ ) *ψ − 3 i 3 −∞ hermitesch: 1 ( xˆ ⋅ pˆ + pˆ ⋅ xˆ ) 2 ∞ denn 3 ∫ d xψ * pˆ ⋅ xˆψ = −∞ (3-20) ∞ i ∫d xψ * ∇ ⋅ xψ = − −∞ ∞ =− 3 i ∫ −∞ ( ∞ ∫ d x ( ∇ψ *) ⋅ xψ + OI 3 i ) =0 −∞ d 3 xx ⋅ ∇ψ * ψ = − ∞ i ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ = ∫ d x ⎜ − ∇ ⋅ xψ * ⎟ψ + 3 i −∞ ⎜ piˆ* ⎟ ⎝ ⎠ ∞ 3 ∞ = ∫ d x ( pˆ ⋅ xˆψ ) *ψ + 3 i 3 −∞ ∫d −∞ 3 ⎛ ⎞ x ⎜ ∇ ⋅ xψ * −ψ * ∇ ⋅ x ⎟ψ 3 ⎠ ⎝ 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums 31 Interessant ist dabei auch xˆ ⋅ pˆ ≠ pˆ ⋅ xˆ (3-21) ˆ ˆ − BA ˆˆ Kommutator ( Vertauschungsklammer ) : ⎡⎣ Aˆ , Bˆ ⎤⎦ ≡ AB (3-22) Heisenbergsche Vertauschungsrelation [ xˆk , pˆ l ]ψ oder ⎛ ⎞ = ⎜ xˆk ∂ lψ − ∂ l xˆkψ ⎟ = δ klψ ⎟ i i⎜ xˆk ∂ lψ +δ klψ ⎠ ⎝ [ xˆk , pˆ l ] = i (3-23) δ kl später sehen wir, dass diese Relation mit der Heisenbergschen Unschärferelation ΔxΔp ≥ 2 zu- sammenhängt, also mit der Unschärfe von Wirkungen Bewegungsgleichung von Erwartungswerten (3-24) ∞ ∂ ˆ ∂ O = ∫ d 3 xψ * Oˆψ ∂t ∂t −∞ ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ ∞ ∂ ∂ ⎜ ⎟ i ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ = ∫ d 3 x ⎜ ⎜ ψ * ⎟ Oˆψ +ψ * Oˆ ⎜ ψ ⎟ ⎟ = ∂t ⎠ ⎝ ∂t ⎠ ⎟ −∞ ⎜⎝ i ⎜ i Hˆψ * − Hˆ ψ ⎟ ⎝ ⎠ = = i ⎛ ⎞ 3 ˆ ˆψ ⎟ = i ˆ ˆψ −ψ * OH ⎜ * ψ d x HO ∫ ⎜ ⎟ −∞ ⎝ Hˆ ist hermitesch! ⎠ ∞ i ⎡ ˆ ˆ⎤ ⎣ H ,O ⎦ ∞ ˆ ˆψ ) ∫ d x ( ( Hˆψ ) * Oˆψ −ψ * OH 3 −∞ ∞ ∫d −∞ 3 xψ * ⎣⎡ Hˆ , Oˆ ⎦⎤ψ 32 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten ist Oberservable explizit zeitabhängig: Beispiel: ∂ ˆ ∂ ˆ i O = O + ⎡⎣ Hˆ , Oˆ ⎤⎦ ∂t ∂t Bildschirm (3-25) in Abb. 3-1 bewegt sich Erhaltungsgrößen ⎡ Hˆ , Oˆ ⎤ =0 ⇒ 0= ∂ Oˆ ⎣ ⎦ ∂t der Erwartungswert ändert sich also nicht mit der Zeit, er ist erhalten (3-26) Beispiel: Impuls eines freien Wirkungsquantums (V=0) pˆ 2 pˆ 2 ⎡ Hˆ ( frei ) , pˆ ⎤ = Hˆ ( frei ) pˆ − pH ˆ ˆ ( frei ) = ˆ − pˆ p =0 ⎣ ⎦ 2m 2m (3-27) 3. Messwerte und Messwahrscheinlichkeiten Messapparat spricht an oder nicht, oder zeigt einen bestimmten Wert (Beispiel: Punkt auf Photopapier wird schwarz, Geiger-Müller-Zähler knackt, …) Neben Mittelwerten ist also interessant, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein bestimmte Messwert auftritt. 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums 33 Formalismus Eigenwertgleichung für Operator ( Observable ) : Aˆφn = an (3-28) φn Eigenwert Eigenfunktion, Eigenzustand φn bilden Orthonormalsystem φn absolut quadratisch integriebar Annahmen: Mathematische Anmerkungen: a) Eigenwerte sind reell (da Observablen hermitesch) ( ) an = ∫ d 3 xφn* Aˆφn = ∫ d 3 x Aˆφn * (3-29) φn = an* ∈ Aˆ hermitesch b) ( (3-30) ) * 3 * 3 ∫ d xψ m Aˆψ n = ∫ d x Aˆψ m ψ n für beliebige Zustandsvektoren ψ m ,ψ n da ( * 0 = ∫ d 3 x (ψ m + βψ n ) Aˆ (ψ m + βψ n ) − ∫ d 3 x Aˆ (ψ m + βψ n ) ) (ψ * m + βψ n ) da Aˆ hermitesch ( ) * = ∫ d 3 xψ m* Aˆψ m − ∫ d 3 x Aˆψ m ψ m =0 * * ⎛ ⎞ + β ⎜ ∫ d 3 xψ n* Aˆψ m + ∫ d 3 xψ m* Aˆψ n − ∫ d 3 x Aˆψ n ψ m − ∫ d 3 x Aˆψ m ψ n ⎟ ⎝ ⎠ * ⎛ ⎞ + β 2 ⎜ ∫ d 3 xψ n* Aˆψ n − ∫ d 3 x Aˆψ n ψ n ⎟ ⎝ ⎠ ( ( ) ( ) ) =0 also: * * ⎛ ⎞ 0 = β ⎜ ∫ d 3 xψ n* Aˆψ m − ∫ d 3 x Aˆψ n ψ m + ∫ d 3 xψ m* Aˆψ n − ∫ d 3 x Aˆψ m ψ n ⎟ ⎝ ⎠ ( ) =0 ( ( ( da β beliebig ) ) * also: ∫ d 3 xψ m* Aˆψ n = ∫ d 3 x Aˆψ m ψ n ( da für jedes Paar von Zustandfunktionen ψ c) Eigenfunktionen hermitischer Operatoren sind orthogonal m ,ψ n ) ) 34 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten (3-31) 3 * ∫ d xφmφn = δ mn ( am − an ) ∫ d 3 xφm*φn = ∫ d 3 x ( Aˆφm ) φn − ∫ d 3 xφm* Aˆφn * da =0 ≠ 0 ∀m ≠ `n ∫ = d 3 xφm* Aˆφn d) Reihenentwicklung einer beliebigen Zustandsfunktion (3-32) ∞ ψ ( x , t ) = ∑ cn ( t ) φn ( x ) n=0 cn = ∫ d 3 xφn*ψ mit führt direkt auf die Heisenbergsche Matrizenmechanik: ∫d 3 xφm ( x ) ∂ cm = ∫ d 3 xφm Hˆ φn cn i ∂t ⇒ − (3-33) Hˆ mn ∫d 3 xφm ( x ) − ∂ ψ ( x , t ) = Hˆ ψ ( x , t ) i ∂t ∞ ∞ ∑ cn (t )φn ( x ) ∑ cn ( t )φn ( x ) n =0 ⇒ − ∂ cm = ∫ d 3 xφm Hˆ φn cn i ∂t Hˆ mn n =0 ∂ c = Hˆ mn c i ∂t − i ( Hˆ )t / c ( t ) = e mn c ( 0 ) ( − also: und ) e) Normierung 1 = ∫ d 3x ψ = 2 ∞ ∑ ∫d m,n =0 3 xcm* ( t ) φm* ( x ) cn ( t ) φn ( x ) = ∞ ∑ c (t ) c (t ) ∫ d m,n =0 * m 3 n xφm* ( x ) φn ( x ) δ mn ∞ = ∑ cn ( t ) 2 n=0 f) Erwartungswert und Streuung einer Observablen in der Eigenbasis: (3-34) 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums 35 (3-35) Oˆ = ∫ d 3 xψ * ( x ) Oˆψ ( x ) = ∞ ∑ m,n=0 3 * * ˆ (t )φ ( x ) = n n ∫ d xcm ( t ) φm ( x ) Oc ∞ ∑ c (t ) o c (t ) ∫ d m,n=0 * m n n 3 xφm* ( x ) φn ( x ) δ mn ∞ = ∑ on cn ( t ) 2 n =0 ( ) ΔOˆ 2 = Oˆ 2 − Oˆ 2 ∞ = ∑ o cn ( t ) n=0 2 n 2 2⎞ ⎛ ∞ − ⎜ ∑ on cn ( t ) ⎟ ⎝ n=0 ⎠ 2 4. Interpretation: Mögliche Messwerte eine Observablen Ô sind die Eigenwerte oi. Wahrscheinlichkeit für dieses Messergebnis ist ci 2 (neben diskreten Messwerten gibt es auch kontinuierliche, z.B. Impuls bei freiem Wirkungsquant) Scharfe Messungen: ( ΔOˆ ) ∞ ∑o n=0 2 n 2 cn ( t ) = δ nk für festes k 2 =0 ⇒ (3-36) ( reiner Zustand ) : cn ( t ) → ok2 und 2 2 2⎞ ⎛ ∞ 2 ⎜ ∑ on cn ( t ) ⎟ → ok ⎝ n=0 ⎠ Gemischter oder verschränkter Zustand: (3-37) z.B. ψ = ckφk + clφl mit ck = cl = 1 2 2 Oˆ = ok ck + ol cl = ( ok + ol 2 ( ) ΔOˆ 2 1 : 2 ) 2 1 ⎛1 ⎞ 1 = o ck + o cl − ⎜ ( ok + ol ) ⎟ = ( ok2 + ol2 ) − ( ok + ol 2 4 ⎝2 ⎠ 1⎛ 1 ⎞ 1 = ⎜ ok2 + ol2 − ( ok2 + ol2 + 2ok ol ) ⎟ = ( ok2 + ol2 − 2ok ol ) 2⎝ 2 ⎠ 4 2 1 = ( ok − ol ) 4 2 k 2 2 l 2 Präparation und zeitliche Enwicklung Beginn eines Experiments ist eine Messung (t=0) Das Messgerät zeigt einen bestimmten Messwert an (reiner Zustand), also ) 2 36 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten ψ ( x , t = 0 ) = φk , (c i 2 = δ ik ) (3-38) Zeitliche Entwicklung wird durch Schrödinger-Gleichung bestimmt mit der Zeit wird die Observable in der Regel unscharf Ausnahme: ( ) ˆ ˆφ = Ho ˆ φ Observable Oˆ bleibt scharf für ⎡⎣ Hˆ , Oˆ ⎤⎦ = 0 : Oˆ Hˆ φn = HO n n n = o Hˆ φ n ( ) ⋅ ( Hˆ φ ) ∝ φ ( n (3-39) ) ⋅ auch Hˆ φn ist Eigenfunktion zum Eigenwert on n n ⋅ Hˆ φn = Enφn damit folgt: cn ( t ) = ∫ d 3 xφn*ψ = − i ∫d 3 ( ) * i i i xφn* Hˆ ψ = − ∫ d 3 x Hˆ φn ψ = − En ∫ d 3 xφn*ψ = − En cn ( t ) (3-40) Hermitizität von Hˆ mit Schrödinger-Gleichung − ψ = Hˆ ψ i also cn ( t ) = cn ( 0 ) e − iEnt / und cn ( t ) = cn ( 0 ) 2 2 ( zeitunabhängig ) Für vertauschbare Observablen lassen sich gemeinsame Eigenvektoren angeben. 5. Der Impuls in der Quantenmechanik Eigenwertgleichung für Impulsoperator: Eigenwertgleichung: Lösung für alle reelle p : pˆφ ( x ) = φp ( x ) = i (3-41) ∇φ ( x ) = pφ ( x ) 1 ( 2π ) 3/ 2 eip⋅ x / 'ebene Wellen', Wellenvektor k = p / nicht quadratisch integierbar! aber orthogonal und normiert Entwicklung nach pˆ − Eigenfunktionen ψ ( x , t ) = d 3 pψ ( p, t ) φ p ( x ) ∫ ψ ( p, t ) = ∫ d 3 pφ p* ( x )ψ ( x , t ) entspricht Fourier-Transformation (3-42) 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums Normierung: ∫d 3 xφ p* ' ( x ) φ p ( x ) = δ ( p '− p ) = δ ( px' − px' ) δ ( p 'y − p 'y ) δ ( pz' − pz' ) 1 = ∫ d 3x ψ ( x ) = ∫ d 3 p ψ ( p) 2 Erwartungswert: 37 (3-43) 2 i pˆ = ∫ d 3 xψ * ( x ) pˆψ ( x ) = ∫ d 3 x d 3 p 'ψ * ( p ') φx* ( p ') ∇ d 3 pψ ( p ) φx ( p ) ψ *(x) pˆ ψ (x) i = ∫ d 3 xd 3 pd 3 p 'ψ * ( p ' )ψ ( p ) φx* ( p ' ) ∇ φx ( p ) p = ∫ d 3 pd 3 p 'ψ * ( p ' )ψ ( p ) p d 3 xφx* ( p ') φx ( p ) δ ( p '− p ) = ∫ d 3 pp ψ ( p ) 2 Wahrscheinlichkeit für Messung von p Interpretation Bei Impulsmessung kann im Prinzip (an freier Wirkung) jeder beliebige Impuls gemessen werden ψ ( p ) ist Wahrscheinlichkeit für Messung des Wertes p. 2 6. Physikalische Observale Jeder Observablen kann ein hermitescher Operator zugewiesen werden, der ein vollständiges System von Eigenfunktionen besitzt. Observablen Typ I: diskreten Eigenwerten und quadratische integrierbaren Eigenfunktionen Observablen Typ II: kontinuierlichen Eigenwerten und beschränkten, aber nicht quadratische integrierbaren Eigenfunktionen (3-44) der Begriff 'Messwahrscheinlichkeit' zu einer Observablen setzt Existenz eines vollständigen Systems von Observablen voraus der Begriff 'physikalische Observable' beinhaltet so ein wohldefinierte Messvorschrift 38 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Definition: Jeder Observablen ist in der Quantenmechanik ein hermitescher Operator zugeordnet, der ein vollständiges System von Eigenfunktionen besitzt (3-45) 7. Gaussches Wellenpaket (Übung) Wellenfunktion zur Zeit t = 0 : ψ ( x, 0 ) = ψ ( p, 0 ) = Fourier-Transformierte: Erwartunswerte Ort und Impuls: Streuungen: 1 e b π b π e (3-46) ⎛ x2 p x⎞ − ⎜⎜ 2 + i 0 ⎟⎟ ⎝ 2b ⎠ ⎛ ( p − p )2 b 2 ⎞ 0 ⎟ −⎜ ⎜ ⎟ 2 2 ⎝ ⎠ p0 t , p t = p0 m b (t ) , ( Δp )t = ( Δx )t = 2 b (t ) 2 xt= Streuung von Ort und Impuls verhalten sich reziprok: je genauer das eine, desto unbestimmter ist das andere 8. Heisenbergsche Unschärferelation Der Zusammenhang vom Gausschen Wellenpaket gilt allgemein (3-47) Heisenbergsche Unschärferelation: Ort und Impuls: ( Δpˆ ) ⋅ ( Δxˆ ) ≥ 2 Allgemein: ( ΔAˆ ) ⋅ ( ΔBˆ ) ≥ 12 j j ⎡ Aˆ , Bˆ ⎤ ⎣ ⎦ Die gute Messung einer Observablen stört die Messung der anderen nichtvertauschbare Observablen sind nicht gemeinsam genau messbar Beweis: ( alternativ zu dem in Kapitel 2 ) (3-48) Hilfsgrößen: A ≡ Aˆ − Aˆ , B ≡ Bˆ − Bˆ , → und A2 = ( Aˆ − Aˆ ) = ( ΔAˆ ) , ⎡⎣ A, B ⎤⎦ = ⎡ Aˆ , Bˆ ⎤ ⎣ ⎦ 2 2 B2 = ( Bˆ − Bˆ ) = ( ΔBˆ ) 2 2 3. Formale Grundlagen der Mechanik eines Wirkungsquantums mit β ∈ : ( ) 39 (( 2 ) ) ( ( A + iβ B )ψ ) * 0 ≤ ∫ d 3 x A + iβ B ψ = ∫ d 3 x A + iβ B ψ 2 = ∫ d 3 x Aψ + β 2 ∫ d 3 x Bψ + iβ (3-49) 2 {∫ d x ( Aψ ) Bψ − ∫ d x ( Bψ ) Aψ } * 3 * 3 = ∫ d 3 x Aψ + β 2 ∫ d 3 x Bψ + i β ∫ d 3 x (ψ ) ⎡⎣ A, B ⎤⎦ψ 2 für beliebige ψ : 2 ( ) 2 ( ) * 0≤ β2 (i ⎡⎣ Aˆ , Bˆ ⎤⎦ ) + ( ΔAˆ ) + 2β ( ) 2 ΔBˆ ( ( ) ) + ( ΔAˆ ) 2 ( ΔBˆ ) 2 2 ≥0 minimal 0 oder 2 ⎞ i ⎡ Aˆ , Bˆ ⎤⎦ ⎟ − ⎣ 4 ⎟ ⎟ 4 ΔBˆ ⎠ ( ) ( ( )( ) 2 ( ΔBˆ ) 2 2 ⎛ i ⎡⎣ Aˆ , Bˆ ⎤⎦ 2 ⎜ = β + 2 ⎜ ⎜ 2 ΔBˆ ⎝ also (3-50) 2 0 ≤ ΔAˆ + β 2 ΔBˆ + i β ⎡⎣ Aˆ , Bˆ ⎤⎦ ) (3-51) 2 i ⎡⎣ Aˆ , Bˆ ⎤⎦ 2 2 ˆ ˆ ΔA ΔB − ≥0 4 1 ⎡ ˆ ˆ⎤ A, B ⎦ ΔAˆ ΔBˆ ≥ 2 ⎣ dabei wird wohl ⎡⎣ Aˆ , Bˆ ⎤⎦ ∈ i angenommen ( )( ) ( ) Wichtige Unschärferelationen: (3-52) Ort-Impuls: ( Δxˆ )( Δpˆ ) ≥ Energie-Zeit: ( ΔEˆ ) ( Δt ) ≥ 2 2 ( Zeit ist jedoch kein Observalble!) Lk ( Li ≡ −iε ijk x j ∂ k ) 2 Unschärferelationen betreffen immer das Produkt von 2 Observablen, jede für sich ist nicht eingeschränkt Komponenten des Drehimpulses: 1 ( ΔLi ) ( ΔL j ) ≥ ε ijk 40 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten 9. Dirac-Schreibweise (3-53) Sprechweisen: Ket: ( Dualraum ) Bra: Büstenhalter Bracket: ( Inneres Produkt ) oder Klammer Hilbertraumvektoren: (3-54) f ( diskret, kontinuierlich, Bezeichnung willkürlich, z.B. 'n ') z.B. vONS f n oder n vollständiges Orthonormalsystem: Inneres Produkt: δ nn ' = f n f n ' Allgemeiner Entwicklungssatz: Inneres Produkt mit Operatoren: ⎧ d 3 xf n* ( x ) f n ' ( x ) oder ⎪∫ =⎨ * ⎪∑ f m ,n f m ,n ' ⎩m ⎧ d 3 x′ x′ x′ f oder ⎪∫ ⎪ f ( x′) f =⎨ ⎪∑ n n f ⎪⎩ cn ˆ ( x ) oder ⎧ d 3 xf n* ( x ) Of n ∫ ⎪ ˆ f O g =⎨ * ˆ ⎪∑ f m ,n Of m,n ' ⎩m Beispiele: (3-55) Funktion in Ortsdarstellung: x f ( Inneres Produkt von eigentlichem Vektor mit uneigentlichem Vektor x ) x p = Fourier-Transformation: eip⋅ x / x′ x ( 2π ) = δ ( x′ − x ) p = ∫ d 3x p x x x = ∫ d3 p x p p 3/ 2 f 41 4. Gebundene Systeme 1. Analytische Lösung der stationären Schrödinger-Gleichung am Beispiel des Eindimensionalen Harmonischen Oszillators Harmonischer Oszillator: ( eindimensional ) Schrödinger-Gleichung ⎛ p 2 mω 2 x 2 ⎞ i ∂ − + ψ =⎜ ⎟ψ 2 ⎠ ∂t ⎝ 2m (4-1) Hˆ Hamilton-Operator: Eigenwertgleichung: ∂ mω 2 x 2 + 2m ∂x 2 2 − iEn t / ⇒ Hˆ χ n = En χ n ψ = χe Hˆ = − 2 2 Koordinatentransformation: (4-2) 1/ 4 ⎛ 2 ⎞ ⎜ ⎟ 2m ⎠ x= ⎝ q 1/ 4 ⎛ mω 2 ⎞ ⎜ ⎟ ⎝ 2 ⎠ 1/ 4 ⎛ mω 2 ⎞ ⎜ ⎟ ∂ ∂q ∂ ⎝ 2 ⎠ ∂ = = ∂x ∂x ∂q ⎛ 2 ⎞1/ 4 ∂q ⎜ ⎟ ⎝ 2m ⎠ Führt auf www.kbraeuer.de Tübingen, den 28.12.2007 42 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten (4-3) 1/ 2 1/ 2 ⎛ ⎞ ⎛ mω 2 ⎞ ⎛ 2 ⎞ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ 2 2 ⎠ ∂2 2m ⎠ mω 2 q 2 ⎜ ⎟ ⎝ ⎝ + − En ⎟ χ n ( q ) = 0, 1/ 2 1/ 2 2 ⎜ − 2m 2 ⎛ 2 ⎞ ∂q ⎛ mω 2 ⎞ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ m 2 2 ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ⎛ ⎛ 2 ⎞1/ 2 ⎛ mω 2 ⎞1/ 2 ∂ 2 ⎛ 2 ⎞1/ 2 ⎛ mω 2 ⎞1/ 2 ⎞ 2 ⎜−⎜ ⎟ q E + − n χ n ( q ) = 0, ⎜ ⎝ 2m ⎠⎟ ⎝⎜ 2 ⎠⎟ ∂q 2 ⎝⎜ 2m ⎠⎟ ⎜⎝ 2 ⎟⎠ ⎟ ⎝ ⎠ ⎛ ∂2 ⎞ 2 ⎜ 2 − q + ξ n ⎟ χ n ( q ) = 0, ⎝ ∂q ⎠ mit ξ n = En 1/ 2 ⎛ 2 ⎞ ⎜ ⎟ ⎝ 2m ⎠ 1/ 2 ⎛ mω 2 ⎞ ⎜ ⎟ ⎝ 2 ⎠ = 2 En ω Asymptotisches Verhalten ⎛ ∂2 ⎞ q → ∞, ⎜ 2 − q 2 + ξ ⎟ χ n ( q ) = 0, ⎜ ∂q ⎟ q2 ⎝ ⎠ χn ( q ) ∼ e (4-4) − q2 / 2 Ansatz: χ n ( q ) = e − q / 2 H n 2 DGL für Hn ⎛ ∂2 ⎞ − q2 / 2 2 Hn = 0 ⎜ 2 − q +ξ ⎟e ⎝ ∂q ⎠ 2 2 ∂ − q2 / 2 ∂ e H n = −qe− q / 2 H n + e − q / 2 Hn ∂q ∂q 2 ∂ 2 − q2 / 2 ∂ − q2 / 2 − q2 / 2 2 − q2 / 2 − q2 / 2 ∂ e H e H e q H 2 e q H e Hn = − + − + n n n n ∂q 2 ∂q ∂q 2 e− q 2 /2 ⎛ ⎞ ∂ ∂2 2 1 2 q q − + − + − q2 + ξ ⎟ H n = 0 ⎜ 2 ∂q ∂q ⎝ ⎠ ⎛ ∂2 ⎞ ∂ ⎜ 2 − 2q + ξ − 1⎟ H n = 0 ∂q ⎝ ∂q ⎠ Potenzreihenansatz: (4-5) 4. Gebundene Systeme 43 Potzenzeihenansatz: (4-6) ∞ H n = ∑ aν qν ν =0 ∞ ∂ H n = ∑ (ν + 1) aν +1qν ∂q ν =0 Rekursionsformel: q ∞ ∂ H n = ∑ν aν qν ∂q ν =0 ∞ ∂2 H n = ∑ (ν + 1)(ν + 2 ) aν + 2 qν 2 ∂q ν =0 ⎛ ∂2 ⎞ ∂ ⎜ 2 − 2q + ξ − 1 ⎟ H n = 0 → ∂q ⎝ ∂q ⎠ ( (ν + 1)(ν + 2 ) aν +2 − 2ν aν + (ξ − 1) aν ) qν = 0 (ν + 1)(ν + 2 ) aν + 2 + ( −2ν + ξ − 1) aν =0 (4-7) Asymtotisches Verhalten: (ν + 1)(ν + 2 ) aν + 2 ν → ∞, aν + 2 2 ν 2ν aν aν ∞ 1 2v 1 1 1 q = 1 + 21 q 2 + 22 q 4 + 23 q 6 + … 2ν q 2 v + … v! 2! 3! v =0 v ! H ( q ) ∝ e2 q = ∑ 2 a6 also Gesammtlösung: aν aν + 2 2 = aν ν e − q / 2 H ( q ) → e − q / 2 e 2 q = e3 q 2 2 2 2 /4 nicht quadratintegrabel!!! notwendig für quadratintegrable Lösungen: Reihe bricht ab Potzenzeihenansatz: (4-8) ∞ H = ∑ aν qν ν =0 Rekursionsformel: ∞ ∂ H = ∑ (ν + 1) aν +1qν ∂q ν =0 q ∞ ∂ H = ∑ν aν qν ∂q ν =0 ∞ ∂2 H = (ν + 1)(ν + 2 ) aν + 2 qν ∑ 2 ∂q ν =0 ⎛ ∂2 ⎞ ∂ ⎜ 2 − 2q + ξ − 1 ⎟ H = 0 → ∂q ⎝ ∂q ⎠ ( (ν + 1)(ν + 2 ) aν +2 − 2ν aν + (ξ − 1) aν ) qν = 0 (ν + 1)(ν + 2 ) aν + 2 + ( −2ν + ξ − 1) aν =0 44 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten (ν + 1)(ν + 2 ) aν +2 + ( −2ν + ξ − 1) aν (4-9) =0 Bedingung für Abbrechen der Folge: ξ n = 2n + 1, n = 0,1, 2 : aν + 2 = ( 2ν − ξ n + 1) a (ν + 1)(ν + 2 ) ν = 0 für n = ν Hermitesche Polynome: a0 = a1 = 1 n = 0: n = 1: n = 2: n = 3: ( 2ν − 2n ) a (ν + 1)(ν + 2 ) ν ( 2 ⋅ 0 − 2 ⋅ 0) a = 0 = (4-10) aν + 2 = a2 0 2 ( 2 ⋅1 − 2 ⋅1) a = 0 a3 = 1 2⋅3 ( 2 ⋅ 0 − 2 ⋅ 2 ) a = −2 a = ( 2 ⋅ 2 − 2 ⋅ 2 ) a = 0 a2 = 0 4 2 2 3⋅ 4 ( 2 ⋅1 − 2 ⋅ 3) a = − 2 a = ( 2 ⋅ 3 − 2 ⋅ 3) a = 0 a3 = 1 5 3 2⋅3 3 4⋅5 mit Normierung: H 0 ( q ) = 1 (4-11) H1 ( q ) = 2q H 2 ( q ) = 4q 2 − 2 H 3 ( q ) = 8q 3 − 12q H n +1 = 2qH n − 2nH n −1 ( z.B. n = 1: H 2 = 2qH1 − 2 H 0 = 4q 2 − 2 ) Lösung der Schrödinger-Gleichung für den eindimensionalen harmonischen Oszillator: En = ω 2 ( 2n + 1) = ω ( ξn 1 2 + n) , χn ( x ) = 4 mω 1 2n n ! 4 π e − mω x 2 2 ⎛ mω ⎞ H n ⎜⎜ x ⎟⎟ ⎝ ⎠ (4-12) 4. Gebundene Systeme 45 2. Numerische Lösungmethode allgemeine Wiederholung: Heisenbergsche Matrizenmechanik: (4-13) Stationäre Schrödinger-Gleichung Hˆ χ = E χ Entwicklung in Orthogonalbasis: χ = ∑ φi ci Basis Transformation: ∑ Hˆ φi ci = ∑ Eφi ci Projektion ∑∫d 3 xφ j Hˆ φi ci = ∑ E ∫ d 3 xφ jφi ci j Hˆ i → ∑ oder ˆ = Ec Hc j 1 i =δ ji j Hˆ i ci = Ec j ( Eigenwertproblem ) Anwendung für Computerlösung: Für wirkliche Messungen und Rechnungen muss man diskretisieren. Der kontinuierliche Raum mit reellen Koordinaten ist eine (geniale) mathematische Konstruktion. Er existiert nicht wirklich, nur gedanklich (Aristoteles). 46 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten (4-14) Diskrete Basis: Stützstellen: ⎛ n −1 ⎞ − 1⎟ xmax ∈ [ − xmax , xmax ] , n ∈ xn = ⎜ 2 ⎝ N −1 ⎠ = N 1− 2 n + N 1− N 2 xmax N −1 Orthogonalbasis: ⎧1 ∀x ∈ [ xn − 12 Δx, xn + 12 Δx ] φn ( x ) ≡ ⎨ ⎩0 sonst Grenzfall N → ∞, Δx → 0: Δ1x φn ( x ) → δ ( x − xn ) ( Vollständige Orthonormalbasis ) Δx = xn +1 − xn = Entwicklung: χ ( x) = ∞ N −∞ n =1 ∫ dx′χ ( x′) δ ( x′) → ∑ χ ( xn ) ≡ cn φn ( x ) ∞ Projektion: ∫ dxφ χ = Δxχ ( x ) = Δxc n n n −∞ Diskretisierung des Laplace-Operators: ∂ 2x f ( x ) = lim Δx →0 ∂x f ( x + Δx ) − f ( x − Δx ) (4-15) 2Δx Differenzenquotient f ( x + 2Δx ) − f ( x ) f ( x ) − f ( x − 2Δx ) − 2Δx 2Δx = 2h f ( x + 2Δx ) + f ( x − 2Δx ) − 2 f ( x ) = 2 ( 2Δx ) = f ( x + Δx ) + f ( x − Δx ) − 2 f ( x ) Δx 2 Diskretisierung der stationären Schrödinger-Gleichung 2 Δx →Δx (4-16) Eigenwertgleichung: Hˆ χ = E χ ∞ ∫ −∞ ∞ dxφi Hˆ χ ( x ) = ∞ ∫ dxφ E χ ( x ) = ΔxEc i i −∞ ⎛− 2 mω 2 2 ⎞ φ dx Δ + x ⎟ χ ( x ) = ΔxEci ∫ i ⎜⎝ 2m 2 ⎠ −∞ ∞ ⎛ − 2 φ + φ − 2φ mω 2 2 ⎞ i +1 i −1 i φ dx + xi ⎟ χ ( x ) = ΔxEci ⎜ i ∫ ⎜ 2 m ( Δx ) 2 ⎟ 2 −∞ ⎝ ⎠ 2 2 − ci +1 + ci −1 − 2ci mω 2 + xi ci = Eci 2 2m 2 ( Δx ) 4. Gebundene Systeme 47 Matrixschreibweise: ⎛ ⎜ ⎜ ⎛ −2 ⎜⎜ 1 2 1 ⎜⎜ − ⎜⎜ 0 2 m ( Δx ) 2 ⎜ ⎜ ⎜⎜ ⎜ ⎜⎝ 0 ⎜ ⎜ ⎝ ⎞ ⎟ ⎛V x 0⎞ ⎛ c0 ⎞ ⎟ ⎜ ( 1 ) ⎜ ⎟⎟ ⎜ 0 ⎟ 0⎟ ⎜ 0 ⎟⎟ ⎜ ⎟⎟ + ⎜ 0 ⎟c + ⎜ ⎜ ⎟⎟ ⎜ ⎟ 1⎟ ⎜ 0 ⎟⎟ ⎜ 0 ⎜c ⎟⎟ ⎜ −2 ⎟⎠ ⎝ N +1 ⎠ ⎟ ⎝ 0 ⎟ ⎠ Randbedingungen 1 0 1 1 −2 0 1 Dˆ 2 c + Rˆ Laplace-Operator in φi -Basis 0 0 V ( xi ) 0 0 ⎞ ⎟ 0 ⎟ ⎟ ⎟ c = Ec ⎟ 0 ⎟ V ( xN ) ⎟⎠ 0 Vˆ Potential-Operator in φi -Basis (4-17) Eigenwertproblem: Kastenpotential: Lösung: ⎛− 2 ˆ2 ˆ⎞ D + V ⎟ cn = En cn , ⎜ ⎝ 2m ⎠ ⎧0 ∀x ∈ [ 0, π ] V ( x) = ⎨ ⎩∞ sonst 1 ∂2 1 sin ( nx ) = n 2 sin ( nx ) − 2 2 ∂x 2 En En = , 2, 4.5,8,12.5,… 1 2 ( mit Rˆ = 0) (4-18) (4-19) (m = = 1) 48 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten 3. Lösung der vollständigen Schrödinger-Gleichung (Zeitentwicklung) (4-20) 2 Schrödinger-Gleichung: - ∂ ⎛ ⎞ ψ = ⎜− Δ + V ⎟ψ i ∂t ⎝ 2m ⎠ Hamilton-Operator Hˆ ψ ( x, t ) = e− iHt / ψ ( x, 0 ) ˆ Formale Lösung: Auswertung der operatorwertigen e-Funktion Darstellung in Basis n : nψ = ∑ n e − iHt / m m ψ (4-21) ˆ t m c (t ) ≡e t =0 c ( 0) − i n Hˆ m t / n Hˆ m = Enδ mn ⇒ cn = ∑ e −iEnt / cn ( 0 ) für Eigenbasis: ( c ( t ) = U diag e insgesammt: nψ t ( nm ) ( me − iEm t / ˆ / − iHt m ) )U ( n T mk )( c ( 0) kψ t =0 ) MatLap-Programm für (4-20) Die zeitabhängige Schrödinger-Gleichung wird in nur einer Zeile (Zeile 36) gelöst! Zeile 27: c0 = e −( x − x )2 / ( 2 b 2 ) eipx Zeile 28: c ( t ) = e − iHt c0 ˆ Die MatLab-Funktion mexp wertet die operatorwertige e-Funktion aus. (4-22) 4. Gebundene Systeme 49 50 Harmonischer Oszillator mit p=0 Harmonischer Oszillator mit p>0 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten 4. Gebundene Systeme 51 52 Kastenpotential mit p=0 Kastenpotential mit p>0 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten 4. Gebundene Systeme 53 4. Drehimpuls (für 3D-Probleme wie Atomspektren) Rotationssymmetrie des Potentials → Erhaltung des Bahndrehimpulses Radialanteile und Winkelanteile der Wellenfunktion separieren Bahndrehimpuls (4-23) M = x× p Bahndrehimpuls: QM-Operatoren: M → x × ∇ = Lˆ i Bahndrehimpulsoperator ˆ 1 L j = ε jkl xk ∂ l ( in Einheiten von i ∂ ) ∂xl Lˆ2 = ∑ Lˆ2j Vertauschungsrelationen ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ ⎡ Lˆ j , Lˆk ⎤ = −2ε jlmε kno ⎜ xˆl pˆ m xˆn pˆ o − xˆn pˆ o xˆl pˆ m ⎟ = −i ⎣ ⎦ ⎜⎜ ⎟⎟ ⎝ xˆn xˆl pˆ m pˆ o + i δ nm xˆl pˆ o xˆn xˆl pˆ m pˆ o + i δ ol xˆn pˆ m ⎠ = −i −1 ( xˆ pˆ − xˆ pˆ δ k j o o jk − xˆ j pˆ k + xˆm pˆ mδ jk ) ⎛ ⎞ (4-24) ⎜ ⎟ −1 ⎜ ε jlmε kmo xˆl pˆ o − ε jlmε knl xˆn pˆ m ⎟ ⎜ ⎟ ε mjl ε knl = = ⎜ δ ε δjlmε−okm ⎟ δ δ δ δ δ δ − km jn mn jk ⎝ jo kl jk ol ⎠ = iε jkl Lˆl ˆ ˆ ˆ + ABA ˆ ˆ ˆ − BA ˆ ˆ 2 = Aˆ ⎡ Aˆ , Bˆ ⎤ + ⎡ Aˆ , Bˆ ⎤ Aˆ Zwischenrechnung: ⎡⎣ Aˆ 2 , Bˆ ⎤⎦ = Aˆ 2 Bˆ − ABA ⎣ ⎦ ⎣ ⎦ (4-25) 0 also ( ) ⎡ Lˆ2 , Lˆk ⎤ = Lˆ j ⎡ Lˆ j , Lˆk ⎤ + ⎡ Lˆ j , Lˆk ⎤ Lˆ j = iε jkl Lˆ j Lˆl + Lˆl Lˆ j = i ( ε jkl + ε lkj ) Lˆ j Lˆl = 0 ⎣ ⎦ ⎣ ⎦ ⎣ ⎦ ε jkl −ε jkl also gilt die Unschärferelation: ⎛ ⎜ allg: ⎝ ( )( ) ΔAˆ ΔBˆ ≥ 1 ⎡ ˆ ˆ⎤ ⎞ A, B ⎦ ⎟ 2 ⎣ ⎠ und gleichzeitig meßbar: weiterhin: ( etwa ) ( ΔLˆ )( ) ( etwa ) Lˆ2 und Lˆ3 1 1 ˆ L3 ΔLˆ2 ≥ 2 (4-26) 54 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten ⎡ Lˆ j , xˆk ⎤ = ε jmn ⎣ ⎦ ⎡ Lˆ j , pˆ k ⎤ = iε jkl pˆ l ⎣ ⎦ ( analog ) ⎛ ⎡ Lˆ j , rˆ ⎤ = iε jkl ⎜ xˆk ∂ l ⎣ ⎦ i ⎜⎝ ⎞ 1 1 xˆk ∂ l ⎟ − ⎟ xˆm xˆm xˆm xˆm ⎠ ⎛ ⎜ − xl = iε jkl ⎜ xˆk i ⎜ ( xm xˆm )3/ 2 ⎜ ⎝ ⎛ xˆ xˆ ⎞ = −ε jkl ⎜ k 3 l ⎟ = ε jlk ⎝ r ⎠ ⎡ Lˆ j , pˆ 2 ⎤ = 0 ⎣ ⎦ (4-27) ⎛ ⎞ ⎟ 1⎜ ⎜ xˆm pˆ n xˆk − xˆk xˆm pˆ n ⎟ = −iε jmk xˆm = iε jkl xˆl ⎜ xˆ p + δ ⎟ k n nk i ⎝ ⎠ + xˆk ⎞ ⎟ 1 1 xˆk ∂ l ⎟ ∂l − xm xm xm xm ⎟ ⎟ =0 ⎠ ⎛ xˆk xˆl ⎞ ⎜ 3 ⎟=0 ⎝ r ⎠ ( da a = −a ⇒ a = 0 ) ( analog ) also auch: ⎡ ⎤ pˆ 2 ⎡ Lˆ j , Hˆ ⎤ = ⎢ Lˆ j , ˆ )⎥ = 0 + V r Lˆ j ist Erhaltungsgröße ( ⎣ ⎦ ⎣ 2m ⎦ Drehimpulsoperatoren in Kugelkoordinaten (unabhängig von r wegen [Lj,r]=0) ( ) 4. Gebundene Systeme 55 ⎛ r sin ϑ cos φ ⎞ ⎜ ⎟ x = ⎜ r sin ϑ sin φ ⎟ , ⎜ r cos ϑ ⎟ ⎝ ⎠ ⎛ ∂r ⎞ ⎛ ∂r x ∂r y ⎜ ⎟ ⎜ ⎜ ∂ϑ ⎟ = ⎜ ∂ϑ x ∂ ϑ y ⎜∂ ⎟ ⎜∂ x ∂ y φ ⎝ φ⎠ ⎝ φ Kugelkoordinaten: (4-28) d 3 x = r 2 dr sin ϑ dϑ dϕ dΩ ∂r z ⎞ ⎛ ∂ x ⎞ ⎟⎜ ⎟ ∂ϑ z ⎟ ⎜ ∂ y ⎟ ∂φ z ⎟⎠ ⎜⎝ ∂ z ⎟⎠ ⎛ ⎞ ⎛ sin ϑ cos φ ∂r ⎜ ⎟ ⎜ r −1∂ϑ ⎜ ⎟ = ⎜ cos ϑ cos φ ⎜⎜ ⎟⎟ ⎜ − sin φ −1 ⎝ ( r sin ϑ ) ∂φ ⎠ ⎝ sin ϑ sin φ cos ϑ sin φ cos φ cos ϑ ⎞ ⎛ ∂ x ⎞ ⎟⎜ ⎟ − sin ϑ ⎟ ⎜ ∂ y ⎟ 0 ⎟⎠ ⎜⎝ ∂ z ⎟⎠ U U U =1 ⇒ U t −1 ⎛ ∂ x ⎞ ⎛ sin ϑ cos φ ⎜ ⎟ ⎜ ⎜ ∂ y ⎟ = ⎜ sin ϑ sin φ ⎜ ∂ ⎟ ⎜ cos ϑ ⎝ z⎠ ⎝ =U t cos ϑ cos φ cos ϑ sin φ − sin ϑ ⎞ − sin φ ⎞ ⎛ ∂r ⎜ ⎟ ⎟ r −1∂ϑ cos φ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ −1 0 ⎠ ⎜ ( r sin ϑ ) ∂ ⎟⎟ φ ⎠ ⎝ Ut ( xˆ1 pˆ 2 − xˆ2 pˆ1 ) = i −1 ( xˆ1∂ 2 − xˆ2∂1 ) = i −1r sin ϑ ( cos φ∂ 2 − sin φ∂1 ) −1 = i −1r sin ϑ cos φ ( sin ϑ sin φ∂ r + r −1 cos ϑ sin φ∂ϑ + ( r sin ϑ ) cos φ∂φ ) Lˆ3 = −1 ∂2 ( −i −1r sin ϑ sin φ sin ϑ cos φ∂ r + r −1 cos ϑ cos φ∂ϑ − ( r sin ϑ ) sin φ∂φ −1 ) ∂1 = i −1r sin 2 ϑ ( cos φ sin φ − cos φ sin φ ) ∂ r + i −1 sin ϑ cos ϑ ( cos φ sin φ − cos φ sin φ ) ∂ϑ +i −1 ( cos 2 φ + sin φ ) ∂φ 0 2 = −i∂φ 'analog': L± = Lx ± iLy = e ± iφ ( ±∂ϑ + i ctgϑ ∂φ ) und: L2 = − 1 1 ∂ϑ ( sin ϑ∂ϑ ) − ∂2 2 φ sin ϑ ( sin ϑ ) 0 (4-29) 56 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Eigenwerte und Eigenfunktionen der Bahndrehimpulsoperatoren ⎡ Lˆ2 , Lˆz ⎤ = 0 → gemeinsame Eigenfunktionen ψ (ϑ , ϕ ) : ⎣ ⎦ 2 ⎧⎪ Lˆ ψ ( x ) = λψ ( x ) ⎨ˆ ⎪⎩ Lzψ ( x ) = μψ ( x ) ψ ( x ) = χ ( r ) Y (ϑ , ϕ ) Ansatz: mit (4-30) ∫d 3 x ψ = ∫ r 2 dr χ 2 2 ∫ dΩ Y 2 Längere Rechnungen führen auf die Kugelfunktionen Y ⎧ Lˆ2Yl , m = l ( l + 1) Yl ,m ⎪ ⎪ LˆzYl , m = mYl , m ⎪ˆ ⎪ L±Yl ,m = ( l ± m + 1)( l ∓ m )Yl , m ±1 ⎨ ⎪Y = ( −1)m Y * l ,m ⎪ l ,− m 2 l 2 1 + ⎪ Y = ∑ l m , ⎪ 4π ⎩m (4-31) mit m = −l , −l + 1,… l − 1, l + 1 : (4-32) einige Funktionen Y0,0 = 1 4π Y1,0 = 3 cos ϑ 4π Y2,0 = 5 1 15 ± iφ 15 ±2iφ 2 e sin ϑ cos ϑ Y2,±2 = e sin ϑ 3cos 2 ϑ − 1) Y2,±1 = ∓ ( 8π 2 8π 32π Y1,±1 = ∓ 3 ± iφ e sin ϑ 8π 4. Gebundene Systeme 57 Entwicklung nach Kugelfunktionen (4-33) ψ ( x ) = ∑ χ l ,m ( r ) Yl ,m (ϑ , ϕ ) l ,m χ l ,m ( r ) = ∫ d ΩYl *,mψ 1 = ∫ d 3 x ψ = ∑ ∫ r 2 dr χ l , m 2 2 Interpretation ∞ ∞ Lˆ2 = ∫ d 3 xψ * Lˆ2ψ = ∑ l ( l + 1) ∫ r 2 dr χ l ,m 0 ∞ Lˆ3 = ∫ d 3 xψ * Lˆ3ψ = ∑ m ∫ r 2 dr χ l , m 0 2 2 r 2 dr χ l ,m ist Wahrscheinlichkeit ⎫ ∫ ⎪ 0 ⎪ bei gleichzeitiger Messung der Obser⎬ → ⎪ vablen Lˆ2 und Lˆ3 die Werte l ( l + 1) und m ⎪ ⎭ zu finden Drehimpuls wird in Einheiten von = gemessen! Diskrete Messwerte: Richtungsquantelung des Drehimpulses 2 (4-34) 58 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Streuung der Drehimpulsoperatoren: ( ΔLˆ ) 1 2 l ,m ≡ ∫ d ΩYl*,m Lˆ12Yl ,m = ∫ d ΩYl *, m ( ( ) ( 1 d ΩYl *,m (…) Yl , m + 2 + ( l − m + 1)( l + m ) Lˆ+Yl ,m −1 + ( l + m + 1)( l − m ) Lˆ−Yl ,m +1 + (…) Yl , m − 2 ∫ 4 1 = ( l − m + 1)( l + m ) ( l + m + 1)( l − m ) + ( l + m + 1)( l − m ) ( l − m + 1)( l + m ) 4 1 = ( l − m + 1)( l + m + 1)( l + m ) ( l − m ) 2 1 1 = l 2 + 2l + m 2 + 1)( l 2 − m 2 ) = ( ( l 4 + 2l 3 + l 2 − 2lm2 − m4 − m2 ) 2 2 1 = l 4 + 2l 3 + l 2 − 2lm 2 − m 4 − m 2 ) ( 2 1 = ( l ( l + 1) − m 2 ) 2 analog: 2 1 ΔLˆ2 = ( l ( l + 1) − m 2 ) l ,m 2 = ( ( ) (4-35) ) 2 1 ˆ 1 L+ + Lˆ− Yl ,m = ∫ d ΩYl *,m Lˆ2+ + Lˆ+ Lˆ− + Lˆ− Lˆ+ + Lˆ2− Yl , m 4 4 ) ) 4. Gebundene Systeme 59 4. Gebundene Zustände im Zentralpotential (Wasserstoffproblem) Kugelkoordinaten: Laplace-Operator in Kugelkoordinaten: ⎛ r sin ϑ cos ϕ ⎞ ⎜ ⎟ x = ⎜ r sin ϑ sin ϕ ⎟ ⎜ r cos ϑ ⎟ ⎝ ⎠ 1 1 1 Δ = 2 ∂ r ( r 2∂ r ) + 2 ∂ϑ ( sin ϑ∂ϑ ) + 2 ∂2 2 ϕ r r sin ϑ r ( sin ϑ ) − (4-36) ⎞ 1 ⎛⎜ 1 1 − ∂ ( sin ϑ∂ϑ ) − ∂2 ⎟ 2 ⎜ sin ϑ ϑ 2 φ⎟ r ⎝ ( sin ϑ ) ⎠ Lˆ2 Stationäre ⎛ ⎞ 2 2 ⎛ ⎞ 1 ⎜ Δ +V (r )⎟ χ = ⎜ − ∂ r ( r 2 ∂ r ) + Lˆ2 + V ( r ) ⎟ χ Schrödinger-Gleichung: E χ = − 2 ⎜ 2m ⎟ ⎝ 2m r ⎠ x ⎠ ⎝ Radiale Schrödinger-Gleichung ( Produktansatz: ψ ( x ) = φ ( r ) Yl ,m ( Ω ) ⇒ ) (4-37) ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ 2 1⎜ ⎜ ⎟ ⎟ 2 Eφ = ⎜ − ∂ r ∂ r ) − l ( l + 1) ⎟ + V ⎟ φ 2 ⎜ r ( ⎟ ⎜ 2m r ⎜ 2 r ∂ + r 2 ∂ 2 ⎟ ⎝ r r ⎠ ⎝ ⎠ ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ l ( l + 1) ⎟ 2 2 ⎜ =− ∂r + ∂r − φ + Vφ 2m ⎜ r r2 ⎟ ⎜⎜ Zentrifugal- ⎟ ⎟ barriere ⎠ ⎝ 2 Unabhängig von magnetischer Quantenzahl m → Entartung der Energie Coulomb-Wechselwirkung Ze 2 V (r ) = − r also ⎧ Z = 1: Wasserstoffatom ⎪ ⎨ Z = 2 : einfach ionisiertes Heliumatom ⎪ ⎩ (4-38) 60 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten l ( l + 1) 2m Ze 2 2mE ⎞ ⎛ 2 2 ∂ + ∂ − − 2 + 2 ⎟φ = 0 ⎜ r r r r2 r ⎝ ⎠ oder mit Bohrschem Radius rB = 2 2 : (4-39) 1 me l ( l + 1) 2 Z 2mE ⎞ ⎛ 2 2 − + 2 ⎟φ = 0 ⎜ ∂r + ∂r − r r2 r rB ⎝ ⎠ Lösungen: φn ,l = − ( 2α n ) 3 (4-40) ( n − l − 1)! eα r 2α r l L2l +1 2α r ( n ) n+l ( n ) 3 2n ( ( n + l ) !) n 2mEn Z nr0 mit αn = − und Lσμ (ξ ) = ∂σξ Lμ (ξ ) , 2 = μ ν ⎛ μ ⎞ μ! Lμ (ξ ) = ∑ ( −1) ⎜ ⎟ ξ ν ν =0 ⎝ν ⎠ ν ! Energien: En = − ( Laguerresche Polynome ) 2 Z2 1 2 2mrB ( N + l + 1) 2 ≡n Hauptquantenzahl 1 rB = 2 me 2 = (197.32MeVfm / c ) 2 0.511MeV / c 2 ⋅1.44 ⋅10−13 MeVcm = (197.32 fm ) 2 0.511 ⋅1.44 ⋅10−13 ⋅1013 fm 1cm = 52912 fm 10−13 cm 10−15 m o 10−5 A o 0.529 A 4. Gebundene Systeme 61 Numerische Lösung analog (4-14)-(4-19): Parameter: Randwerte: 1. Ableitung: 2. Ableitung: Potential: Hamilton-Operator: = m = e = Z = 1 ( rB = 1) φ ( x0 = 0 ) = φ ( xN +1 ) = 0 0⎞ ⎛0 1 0 ⎜ ⎟ −1 0 1 0⎟ ⎜ 1 ⎜ 0 −1 0 1 0 ⎟ ∂ r → Dˆ1 = 2Δx ⎜ ⎟ 1⎟ ⎜ ⎜0 0 −1 0 ⎟⎠ ⎝ 0⎞ ⎛ −2 1 0 ⎜ ⎟ 1 −2 1 0⎟ ⎜ 1 ⎜ 0 1 −2 1 0 ⎟ ∂ r2 → Dˆ 2 = 2 ⎟ ( Δx ) ⎜ 1⎟ ⎜ ⎜ 1 −2 ⎠⎟ ⎝ 0 0 ⎛ x2−1 0 0 ⎞ ⎜ ⎟ 0 x3−1 1 ⎜ ⎟ ˆ → X inv = ⎜ r 0 ⎟ ⎜⎜ ⎟ 0 xN−1 ⎟⎠ ⎝ Hˆ = 1 Dˆ + Xˆ Dˆ − 1 l ( l + 1) Xˆ 2 + Xˆ 2 2 ˆ =Ec Eigenwertgleichung: Hc n MatLab-Programm (4-41) inv 1 2 inv inv 62 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Balmer-Reihe (Beobachtung von Energie-Niveaus von Atomen) In gemischten Zuständen oszilliert Wahrscheinlichkeitsverteilung und damit auch die Wahrscheinlichkeitsstromdichte (Kapitel 3) mit Winkelgeschwindigkeiten ρ = F ( e ± iω mn t ) , mit ωmn = ΔEmn / = ( Em − En ) / (4-42) Wahrscheinlichkeitsdicht und Wahrscheinlichkeitsstromdichte sind Quellen der elektromagnetischen Felder (Maxwell-Gleichungen) Coulomb-Gesetz: ∇ ⋅ E = − ρ = − ψ Ampere-Gesetz: (4-43) 2 ∇ × B = −ρ p = − j = − (ψ 2m * Das führt in Atomspektren zur berühmten Balmer-Formel i ∇ψ − ψ i ∇ψ * ) 4. Gebundene Systeme 63 Beobachtbarer Ferquenzen: ν n→m = ± Emision Absorption En − Em = ±Z 2 h 2 mr02 1⎛ 1 1 ⎞ ⎜ 2− 2⎟ h⎝m n ⎠ (4-44) (197.32 MeVFm / c )2 ( 0.511MeV / c2 )(51913 Fm)2 13.6eV 2 ⎛ 1 1 ⎞ 3.29 ⋅1015 2 ⎛ 1 1 ⎞ ⋅Z ⎜ 2 − 2 ⎟ = ± ⋅Z ⎜ 2 − 2 ⎟ h s ⎝m n ⎠ ⎝m n ⎠ λn→m = c /ν n→m =± Lyman-Serie: ν n→1 Balmer-Serie: ν n→2 Paschen-Serie: ν n →3 Brackett-Serie: ν n →4 Pfund-Serie: ν n →5 ( tief ultraviolett ) ( sichtbar, H α , H β , H γ ,...) ( infrarot ) ( infrarot ) ( infrarot ) Ausblick: (4-39) beschreibt Atom mit einem 'Elektron', also Wasserstoff oder Ionen mit einem 'Restelektron'. Korrektur durch Mitbewegung des Atomkerns Atome allgemein: viele 'Elektronen' mit Wechselwirkung 64 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten 2 N N ⎛ x C C − ∂ tψ ( x1 , x2 ,… , xN , t ) = ∑ ⎜ − Δ ( n ) + V ( ) ( xn ) + ∑ Vn( ) ( xn − xm i 2 m n =1 ⎝ m< n (4-45) ⎞ ) ⎟ψ ( x , x ,… , x , t ) ⎠ 1 2 N Spinfreiheitsgrade: 'innerer Freiheitsgrad' der Wirkungsquanten, äußern sich durch Aufspaltung von Wirkungsquanten in inhomogenen magnetischen Feldern (Stern-Gerlach-Versuch) Spinfreiheitsgrade und Bahndrehimpulsfreiheitsgrade werden zum Gesamtdrehimpuls gekoppelt, von dem atomare Spektren ebenfalls abhängen. Pauli-Prinzip: Jeder atomare Zustand kann nur einfach besetzt werden Grund: Ununterscheidbarkeit der Wirkungsquanten ψ n ( x1 )ψ m ( x2 ) = ψ n ( x2 )ψ m ( x1 ) 2 ρ ( x1 , x2 ) (4-46) 2 ρ ( x1 , x2 ) also: ⎧⎪+: Symmetrisch unter Vertauschung ( Bosonen ) ⎪⎩-: Antisymmetrisch unter Vertauschung ( Fermionen ) ψ n ( x1 )ψ m ( x2 ) = ±ψ n ( x2 )ψ m ( x1 ) ⎨ 'Elektronen' sind Fermionen, für zwei Quanten im selben Zustand gilt daher m = n : ψ n ( x1 )ψ n ( x2 ) = −ψ n ( x2 )ψ n ( x1 ) ⇒ ψ n ( x1 )ψ n ( x2 ) = 0 ( da (4-47) a = -a ⇒ a = 0 ) Daher sammeln sich die 'Elektronen' nicht alle im Grundzustand sondern füllen die Zustände sukzessive auf (bei niederer Temperatur) Das ist auch Grundlage des chemischen Verhaltens der Elemente 65 5. Streuung an Zentralpotentialen Potential soll für große Abstände hinreichend schnell verschwinden große Entfernung: Wirkungsquantum praktisch frei Experiment: Zahl der in einen Raumwinkel gestreuten Wirkungen (differentielle Wirkungs- oder Streuquerschnitt) 1. Stationäre Behandlung, Streuquerschnitte Schrödinger-Gleichung: E Hˆ χ ( k > 0) ( einf ) = eikz Impuls: Energie: Einfallende Wirkung: Asymptotisches Verhalten: (5-1) ⎛− 2 ⎞ ∂ ψ =⎜ Δ + V ⎟ψ ∂t ⎝ 2m ⎠ χ ( asy ) = f (θ ) ( r →∞ ) p= k k2 2m ( f : Streuamplitude ) E= eikr r 2 Ein- und Ausströme ( 1 χ ( einf )* i ∇χ ( einf ) − χ ( einf ) i ∇χ ( einf )* 2m ⎞ 1 ⎛ −ikz ⎜ e i ∇ eikz − eikz i ∇ e− ikz ⎟ = ⎟ 2m ⎜ − keˆz keˆz ⎝ ⎠ k eˆz = m j ( einf ) = ) (5-2) (mit Fußnote2) j (Streu ) ⎛ 1 ⎜ * e −ikr eikr eikr e− ikr * θ θ θ = ⎜ f (θ ) ∇ − ∇ f f f ( ) ( ) ( ) 2m ⎜ r i (ik − r −1 )eˆ r r i ( −ik − r −1 )eˆ r r r ⎜ −1 −1 + r eˆθ ∂θ + r eˆθ ∂θ ⎝ 2 1 1 f (θ ) ik − r −1 eˆr + ik + r −1 eˆr = 2 i 2m r + f * (θ ) r −1eˆθ ∂θ f (θ ) − f (θ ) r −1eˆθ ∂θ f * (θ ) ) ( (( ) ( ) ) ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎠ (5-3) k f (θ ) ⎛1 ⎞ = eˆr + O ⎜ 3 eˆθ ⎟ 2 m r ⎝r ⎠ 2 Wahrscheinlichkeit, ein Wirkungsquantum auf dem Flächenelement dF erscheint: 2 ∇ = eˆr ∂ r + r −1eˆθ ∂θ + ( r sin θ ) eˆϕ ∂ϕ www.kbraeuer.de −1 Tübingen, den 28.12.2007 66 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten j (Streu ) ⋅ dF = r 2 sin θ dθ dϕ eˆr ˆ ≡r 2d Ω (5-4) 2 k ⎛1⎞ f (θ ) d Ω + O ⎜ ⎟ m ⎝r⎠ Differentielle Wirkungsquerschnitt dσ ≡ j( Streu ) j( ⋅ dF einf ) (5-5) 2 ⎛1⎞ = f (θ ) d Ω + O ⎜ ⎟ ⎝r⎠ Experiment: (5-6) Zahl der pro Sekunde einfallende Wirkungsquanten: N einf Zahl der Streuzentren ( Targets ) : nT Zahl der Wirkungen im Raumwinkel pro Sekunde: Differentieller Wirkungsquerschnitt: dσ = dN Streu dN Streu nT N einf Mehrfachstreuungen werden vernachlässigt Totaler Wirkungsqueschnitt: π σ = ∫ d Ω f (θ ) = 2π ∫ dθ sin θ f (θ ) 2 2 (5-7) 0 2. Rutherfordscher Streuquerschnitt (Bornsche Näherung) Rutherford beobachtet 1911 den Durchgang von α-Strahlen (schnelle, zweifach geladene Heliumkerne 42 He (Wirkungsquanten!), also 2 'Protonen' + 2 'Neutronen') Analyse des Rutherfordschen Streuquerschnitts weist auf Planetenmodell für Atome hin (viele αWirkungen werden von der Materie gar nicht beeinflusst, Streuquerschnitt wird durch CoulombWechselwirkung erklärt.) Umschreiben der Schrödinger-Gleichung: − ⎛− 2 ⎞ i ∂ Δ + V ⎟ψ ψ =⎜ ∂t ⎝ 2m ⎠ =E= → 2 2 k 2m ( Δ + k )ψ = 2m Vψ 2 2 (5-8) 5. Streuung an Zentralpotentialen 67 Aufbau der Streulösung ⎛ ⎞ 2 ⎜ Δ + k ⎟ψ 0 = 0 ⎝ −k2 ⎠ freie Lösung ( einlaufende ebene Welle ) : ψ 0 = eikz , G Partikuläre Lösung: (±) (5-9) ± ik x − x′ 1 e , ( x , x′ ) = − 4π x − x′ ( Δ + k ) G ( ) ( x , x′ ) = δ ( x − x′ ) 2 ± Beweis der Partikulärlösung: ∇G ( ± ) ( x , 0 ) = −∇ ± ik x 1 e 4π x = −eˆr ∂ r (5-10) 1 e ± ikr 4π r 1⎞ ⎛ = −eˆr ⎜ ±ik − ⎟ G ( ± ) ( x , 0 ) r⎠ ⎝ 1 1 e± ikr 1 1 1 ⎞ e± ikr 2⎛ ΔG ( ± ) ( x , 0 ) = − 2 ∂ r r 2 ∂ r =− ∂ ± − r ik r ⎜ ⎟ r r⎠ r 4π r 4π r 2 ⎝ Δ 1 4π 1 =− 4π =− 1 1 1 ∂ ±ikr − 1) e ± ikr = − ( ±ik + ( ±ikr − 1)( ±ik ) ) e±ikr 2 r ( r 4π r 2 1 −k 2 r ) e ± ikr 2 ( r = k 2 ΔG ( ± ) ( x , 0 ) also ( Δ + k ) G( ) ( x, 0) = 0 2 ± (5-11) für x ≠ 0 und ∫ d 3 xΔG ( ± ) ( x , 0 ) = Kugel ∫ d 2 f ⋅∇G ( ± ) ( x , 0 ) = − Kugeloberfläche (R → 0) 1 1 ⎞ e± ikR ⎛ 2 ˆ ˆ R d e e ik Ω ⋅ ± − r r ⎜ ⎟ 4π ∫ R⎠ R ⎝ (5-12) ⎯⎯⎯ →1 R =0 ∫ d 3 xk 2G ( ± ) ( x , 0 ) = − Kugel 1 4π ∫ r 2 drd 2 Ωk 2 Kugel R →0 e ± ikr 1 =− r 4π ∫ rdrd 2 Ωk 2 = 0 Kugel R →0 Insgesamt: ( Δ + k ) G( ) ( x, 0 ) = δ ( x ) oder ( Δ + k ) G ( ) ( x , x′ ) = δ ( x − x′ ) Streulösung insgesamt: 2 ± 2 ± (5-13) 68 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Streulösung: ψ ( x ) = eikz + ∫ d 3 x G ( + ) ( x , x′ ) 2m 2 Propagator ( auslaufend ) löst ( Δ + k 2 )ψ = 2m 2 V ( r ′ )ψ ( x′ ) (5-14) Vertex ( Δ + k )ψ = ∫ d x ( Δ + k ) G ( ) ( x, x′) 2m V ( r′)ψ ( x′) Vψ : 2 3 + 2 2 δ ( x − x′ ) = 2m 2 V ( r )ψ ( x ) Streuamplitude Ausdehnung des Potentials klein: ( x − x ′ = x + x ′ ⋅ ∇′ x − x ′ r ( = eˆi ∂ i ( xk − xk′ ) ( ) x′= 0 ) (5-15) 2 1/ 2 = eˆi ( xi − xi′ ) ( xk − xk′ ) → x / x ≡ eˆr + O ( x′ 2 ) ) 2 −1 / 2 r + x′ ⋅ eˆr ± ik x − x′ e 2m 1 d 3 x′ V ( r ′ )ψ ( x′ ) ψ (x) = e − ∫ x − x′ 2 4π ikz e ± ik ( r + x′⋅eˆr ) r + x′⋅eˆr 1 2m 3 −ikx′⋅eˆr e −ikr ′ ′ ′ d x e V r x ψ ( ) ( ) 4π 2 ∫ r ikr Asymptotische Form der Streulösung: e ψ → eikz + f (θ ) r also = eikz − f (θ ) = − 1 2m 3 −ikx′⋅eˆr d x′e V ( r ′ )ψ ( x′ ) 4π 2 ∫ (5-16) dies stellt Zusammenhang zwischen bekannter Lösung ψ und Streuamplitutde her Näherung durch Iteration: (5-17) ∞ ψ ( x ) = ∑ψ ( n ) ( x ), n =0 ⎧ψ ( x ) = eikz ⎪ ⎨ ( n) 1 2m 3 − ikx′⋅eˆr e −ikr ( n −1) ′ ′ ′ ψ d x e V r x ( ) ( ) ⎪ψ ( x ) = − 4π 2 ∫ r ⎩ Erste Bornsche Näherung für die Streuamplitude: ( 0) 1 2m 3 ikx′⋅( eˆ0 −eˆr ) d x′e V ( r ′ ), 4π 2 ∫ Eine nicht triviale Integration über die Winkel führt auf f (θ ) = − f (θ ) = − Yukawa-Potential m 2 ( eˆ0 = eˆz ) 1 dr ′r ′ sin ( 2kr ′ sin θ / 2 ) V ( r ′ ) k sin θ / 2 ∫ (5-18) (5-19) 5. Streuung an Zentralpotentialen 69 V (r) = g (5-20) e− μr r mg 1 e− μr′ ′ ′ ′ sin 2 sin / 2 θ dr r kr ( ) 2 k sin θ / 2 ∫ r′ 2mg 1 =− 2 2 2 4k sin θ / 2 + μ 2 f (θ ) = − Coulomb-Potential V ( r ) = Z1Z 2 e2 (5-21) 1 r 1 1 dr ′r ′ sin ( 2kr ′ sin θ / 2 ) ∫ k sin θ / 2 r′ 2 2mZ1Z 2e 1 = − 2 2 2 lim μ → 0 4k sin θ / 2 + μ 2 f (θ ) = − mg 2 2mZ1Z 2 e 2 1 4k sin 2 θ / 2 Z1Z 2e 2 1 = − 2 2 2 k E sin θ / 2 =E =− 2 2 2m Rutherford-Streuquerschnitt 2 2 ⎛ Z Z e2 ⎞ dσ 1 = f (θ ) = ⎜ 1 2 ⎟ 4 dΩ ⎝ 4 E ⎠ sin θ / 2 Der totale Wirkungsquerschnitt divergiert. (5-22) 3. Allgemeine Bestimmung von Streuzuständen Radiale Schrödinger-Gleichung Produktansatz: ⇒ u (r) Yl ,m ( Ω ) r ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ 2 u (r ) ⎜ 1⎜ ⎟ u (r ) ⎟ 2 E = ⎜− ∂ r ∂ r ) − l ( l + 1) ⎟ + V ⎟ 2 ⎜ r ( r ⎟ ⎜ 2m r ⎜ 2 r ∂ + r 2 ∂ 2 ⎟ r ⎝ r r ⎠ ⎝ ⎠ ψ (x) = (5-23) also 2 1 2m ⎛ ⎞ u (r) 0 = ⎜ ∂ 2r + ∂ r − 2 l ( l + 1) + 2 ( E − V ) ⎟ r r ⎝ ⎠ r Produktregel anwenden: (5-24) 70 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten ∂r u 1⎛ 1 ⎞ = ⎜ − u + ∂ru ⎟ r r⎝ r ⎠ ∂ r2 u = ∂r r (5-25) 1⎛ 1 1⎛ 1 1 ⎞ ⎞ 1⎛ 1 2 ⎞ ⎜ − u + ∂ru ⎟ = − 2 ⎜ − u + ∂ru ⎟ + ⎜ 2 u − ∂ru + ∂r u ⎟ r⎝ r r r r r r ⎠ ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ 1⎛ 1 1 1 ⎞ 1⎛ 1 ⎞ = ⎜ 2 u − ∂ r u ⎟ + ⎜ 2 u − ∂ r u + ∂ r2u ⎟ r⎝r r r ⎠ r⎝r ⎠ 1⎛ 2 2 ⎞ = ⎜ 2 u − ∂ r u + ∂ r2u ⎟ r⎝r r ⎠ Transformierte Schrödinger-Gleichung: ⎛ ⎞ ⎜ 2 2 ⎟ 2 1 1 2 m ⎛ ⎞ 2 ⎜ 2 − ∂ r + ∂ r + ⎜ − + ∂ r ⎟ − 2 l ( l + 1) + 2 ( E − V ) ⎟ u r r⎝ r ⎠ r ⎜r ⎟ ⎝ ⎠ ⎛ ⎞ 2 2 1 2m ⎜2 2 ⎟ 2 = ⎜ 2 − ∂ r + ∂ r − 2 + ∂ r − 2 l ( l + 1) + 2 ( E − V ) ⎟ u r r r r ⎜r ⎟ ⎝ ⎠ 1 2m ⎛ ⎞ = ⎜ ∂ 2r − 2 l ( l + 1) + 2 ( E − V ) ⎟ u r ⎝ ⎠ (5-26) 1 0= r Freie Gleichung (V=0, 2mE/==k2): 1 ⎛ ⎞ 0 = ⎜ ∂ 2r − 2 l ( l + 1) + k 2 ⎟ u r ⎝ ⎠ Skalierung: (5-27) 5. Streuung an Zentralpotentialen ⎧ ρ = kr ⎨ 2 2 2 ⎩∂ r = k ∂ ρ 71 (5-28) ⎛ ⎞ 1 ⇒ 0 = ⎜ ∂ 2ρ − 2 l ( l + 1) + 1⎟ u ( ρ ) ρ ⎝ ⎠ Numerische Lösung analog Kapitel 4: gebundene Systeme r∈ (+) ∂ 2r u ( r ) n ( max ) , n ∈ {1,… N } , Δr ≡ r2 − r1 ; r N 0⎞ ⎛ c0 = 0 ⎞ ⎛ −2 1 0 ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ 0 ⎟ 1 −2 1 0⎟ ⎜ ⎜ 1 1 ⎜ ⎟; ⎜ 0 1 −2 1 0 ⎟ c + → 2 2 ⎟ ⎟ Δr ) ⎜ ( ( Δr ) ⎜ 1⎟ ⎜ 0 ⎟ ⎜ ⎜ 0 0 ⎟ ⎜ ⎟ 1 −2 ⎠ ⎝ ⎝ cN +1 = 1⎠ → rn ≡ − Rˆ Dˆ 2 1 u (r ) r2 ⎛ 1 ⎜ r 2 l ( l + 1) ⎜ 1 ⎜ ⎜ → ⎜ ⎜ ⎜ ⎜ ⎜ 0 ⎜⎜ ⎝ ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ c; ⎟ ⎟ 0 ⎟ ⎟ 1 l l 1 + ( ) ⎟⎟ rN2 ⎠ 0 1 l ( l + 1) r22 0 Lˆl 1 ⎛ ⎞ 0 = ⎜ ∂ r2 − 2 l ( l + 1) + k 2 ⎟ u ( l ) ( r ) → r ⎝ ⎠ ( Dˆ 2 ) − l (l + 1) Lˆl + k 2 1ˆ c (l ) = Rˆ ( inhomogenes lineares Problem ) (5-29) 72 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Die 'Streulösungen' u(l) des freien Problems (V=0) haben eine analytische Darstellungen, die (5-30) sphärischen Besselfunktion: jl ( ρ ) ≡ u( ) ( ρ ) l ρ : j0 ( ρ ) = j1 ( ρ ) = sin ( ρ ) ρ sin ( ρ ) ρ 2 , − cos ( ρ ) ρ , 3cos ( ρ ) ⎛ 3 1⎞ j2 ( ρ ) = ⎜ 3 − ⎟ sin ( ρ ) − , ρ⎠ ρ2 ⎝ρ jl +1 ( ρ ) = Asymptotik: 2l + 1 ρ jl ( ρ ) ⎯⎯⎯ → ρ →∞ jl ( ρ ) − jl −1 ( ρ ) ; sin ( ρ − lπ / 2 ) . ρ Entwicklung der ebenen Wellen nach den freien Streulösungen: eikz = eikr cos ϑ = ∑ f l ( ρ ) Yl 0 (ϑ , ϕ ) → f l ( ρ ) = ∫ d Ωeiρ cos ϑ Yl *0 (ϑ , ϕ ) l numerische Auswertung (5-31) 5. Streuung an Zentralpotentialen 73 fl ( ρ m ) = ∫ d Ωeiρm cosϑYl*0 (ϑ , 0 ) fl (5-32) 2π ∑ eiρm cosϑn Yl *0 (ϑn , 0 ) Δϑ sin ϑn ( emn ) y das legt die Entwicklung nahe: (5-33) eikz = eikr cosϑ = ∑ i l 4π ( 2l + 1) jl ( ρ ) Yl 0 (ϑ , ϕ ) l Die analytische Ableitung dieser Entwicklung ist aufwendig. Streuphasen und Streuquerschnitt Potential führt asymptotisch zu einer Verschiebung der Phase in den Streulösungen u(l) asymptotisches Verhalten der Streulösungen (siehe Abbildung oben): Asymptotik frei (V = 0 ) : ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ π u ( r ) ⎯⎯⎯ → sin kr − l / 2 ρ →∞ ⎜ ( 0) ⎟ ≡ δ l ⎝ ⎠ δ l( 0) : Phasenverschiebung durch Zentrifugalbarriere Asymptotik mit V ≠ 0: (5-34) (l ) → sin ( kr − lπ / 2 + δ l ) u ( l ) ( r ) ⎯⎯⎯ ρ →∞ δ l : Phasenverschiebung durch Potential V ( r ) Zusammenhang mit Streuquerschnitt: l ( l + 1) r2 74 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten 1) einlaufende ebene Welle: eikz = ∑ i l l 4π ( 2l + 1) jl ( kr ) Yl 0 (θ , ϕ ) eiπ l / 2 ⎯⎯⎯ → ∑ eiπ l / 2 4π ( 2l + 1) r →∞ l 2) Ansatz der Streulösung ( asymptotisch ) (5-35) sin ( kr − lπ / 2 ) Yl 0 (θ , ϕ ) kr ⎛ ⎞ ⎜ − i( kr −lπ / 2) i ( kr − lπ / 2 ) ⎟ e ⎛ 1⎞ e ⎟ Y (θ , ϕ ) = ∑ eiπ l / 2 4π ( 2l + 1) ⎜ − ⎟ ⎜ − ⎜ ⎟ l0 i kr kr 2 ⎝ ⎠ l ⎜⎜ Einlaufende Auslaufende ⎟ ⎟ Kugelwell ⎠ ⎝ Kugelwell eikr χ ( Ansatz ) = eikz + f (θ ) r ⎛ ⎞ e − ikr ⎛ 1 ⎞1 = ⎜ ∑ 4π ( 2l + 1) ⎜ − ⎟ eilπ Yl 0 (θ , ϕ ) ⎟ ⎝ 2i ⎠ k ⎝ l ⎠ r A( Ansatz ) ⎛ ⎞ eikr ⎛ 1 ⎞1 + ⎜ ∑ 4π ( 2l + 1) ⎜ − ⎟ Yl 0 (θ , ϕ ) + f (θ ) ⎟ ⎝ 2i ⎠ k ⎝ l ⎠ r B( 3) Streulösung: χ ( Lösung ) = ∑ Cl Ansatz ) sin ( kr − lπ / 2 + δ l ) l ⎛ = ⎜ ∑ Cl e − iδl ⎝ l kr ilπ / 2 ⎞ e − ikr ⎛ 1 ⎞e Y , − θ ϕ ( ) ⎟ l0 ⎜ ⎟ ⎝ 2i ⎠ k ⎠ r A( ⎛ + ⎜ ∑ Cl eiδl ⎝ l Yl 0 (ϑ , ϕ ) Lösung ) − ilπ / 2 ⎞ eikr ⎛ 1 ⎞e Y , θ ϕ − ( ) ⎟ l0 ⎜ ⎟ ⎝ 2i ⎠ k ⎠ r B( Lösung ) (5-36) Vergleich einlaufende Kugelwellen: A( Ansatz ) = A( Lösung ) : ⎛ 1 ⎞1 4π ( 2l + 1) ⎜ − ⎟ eilπ Yl 0 (θ , ϕ ) = Cl e − iδl ⎝ 2i ⎠ k Cl = eilπ / 2 4π ( 2l + 1)eiδl ilπ / 2 ⎛ 1 ⎞e Yl 0 (θ , ϕ ) − ⎜ ⎟ ⎝ 2i ⎠ k 5. Streuung an Zentralpotentialen 75 (5-37) Vergleich auslaufende Kugelwellen: B ( Ansatz ) = B ( Lösung ) : f (θ ) = ∑ Cl l 4π ( 2 l +1) eilπ / 2 eiδl = −∑ l − ilπ / 2 ⎛ 1 ⎞e ⎛ 1 ⎞1 eiδl ⎜ − ⎟ Yl 0 (θ , ϕ ) − ∑ 4π ( 2l + 1) ⎜ − ⎟ Yl 0 (θ , ϕ ) ⎝ 2i ⎠ k ⎝ 2i ⎠ k l 1 e i 2δ l − 1 4π ( 2l + 1) Yl 0 (θ , ϕ ) 2i k eiδl sin δ l = −∑ eiδl 4π ( 2l + 1) l sin δ l Yl 0 (θ , ϕ ) k (5-38) Differentieller Wirkungsquerschnitt: ∂σ 1 = 2 ∂Ω k ∑ eiδl sin δ l 4π ( 2l + 1)Yl 0 (θ ,ϕ ) 2 l Totaler Wirkungsquerschnitt: σ T = ∫ d Ω f (θ ) = 2 4π k2 ∑ ( 2l + 1) sin l 2 δ l ∫ d Ω Yl 0 (θ , ϕ ) 2 1 = 4π k2 ∑ ( 2l + 1) sin 2 δl l 4. Streuphasenbestimmung Wir vergleichen die freie Schrödinger-Gleichung und die mit Potential: (5-39) ⎛ ⎞ 1 0 = ⎜ ∂ 2ρ − 2 l ( l + 1) + 1⎟ vl ( ρ ) ρ ⎝ ⎠ ≡ H0 ⎛ 1 V⎞ 0 = ⎜ ∂ 2ρ − 2 l ( l + 1) + 1 − ⎟ ul ( ρ ) E⎠ ρ ⎝ ≡ H1 Es gilt natürlich 0 = vl H1ul − ul H 0 vl = vl ∂ 2ρ ul − vl also vl V ul = vl ∂ 2ρ ul − ul ∂ 2ρ vl E V ul − ul ∂ 2ρ vl , E 76 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten (5-42) Mit ⎧0 für r = 0 vl ( ρ ) → ⎨ ⎩sin ( ρ − lπ / 2 ) für ρ → ∞ ⎪⎧cos (α + β ) = cos α cos β − sin α sin β und ⎨ ⎧0 für r = 0 ⎪⎩ sin (α + β ) = sin α cos β + cos α sin β ul ( ρ ) → ⎨ ⎩sin ( ρ − lπ / 2 + δ l ) für ρ → ∞ (5-43) folgt ⎛ ⎞ ∞ V ⎜ ⎟ 2 2 ∫0 d ρ vl E ul = ∫0 d ρ ⎜ vl ∂ ρ ul − ul ∂ ρ vl ⎟ ⎜ ∂ ρ ( vl ∂ ρ ul )−( ∂ ρ vl )( ∂ ρ ul ) ∂ ρ ( ul ∂ ρ vl )−( ∂ ρ vl )( ∂ ρ ul ) ⎟ ⎝ ⎠ ∞ ∞ ( = ∫ d ρ ∂ ρ ( vl ∂ ρ ul ) − ∂ ρ ( ul ∂ ρ vl ) ) 0 = ( vl ∂ ρ ul − ul ∂ ρ vl ) ∞ 0 = sin ( ρ − lπ / 2 ) cos ( ρ − lπ / 2 + δ l ) sin ( ρ − lπ / 2 + δ l ) − cos ( ρ − lπ / 2 ) cos δ l −sin ( ρ −lπ / 2 ) sin δ l cos ( ρ − lπ / 2 ) sin ( ρ − lπ / 2 ) cos δ l + cos( ρ −lπ / 2 ) sin δ l = sin ( ρ − lπ / 2 ) cos ( ρ − lπ / 2 ) ( cos δ l − cos δ l ) ( − sin δ l sin ( ρ − lπ / 2 ) + cos ( ρ − lπ / 2 ) 2 2 ) 1 also: sin δ l = − (5-44) ∞ 1 d ρVvl ul E ∫0 5. Bornsche Näherung für die Streuphase: ul vl , → sin δ l ∞ (5-45) ∞ 2 1 2m − ∫ d ρVvl2 = − 2 ∫ drV ( r ) ( krjl ( kr ) ) E0 k0 6. Streuung am Kastenpotential Potential ⎧⎪V ( r ) = −V0 < 0 ∀r < R, V =⎨ sonst, ⎪⎩V ( r ) = 0 (5-46) Lösungen für kleine Energien (l=0) ⎛ ⎞ ⎜ 2 2m ⎟ ⎪⎧cl sin (κ r ) 2 ⎜ ∂ r + k − 2 V0 ⎟ u0 ( r ) = 0 → u0 ( r ) = ⎨sin kr + δ ⎪⎩ ( 0) ⎜ ⎟ κ2 ⎝ ⎠ 2m κ 2 = k 2 − 2 V0 = k 2 (1 − V0 / E ) Anpassung der Lösungen an der Kontaktstelle ∀r < R, ∀r ≥ R, (5-47) 5. Streuung an Zentralpotentialen 77 Stetigkeit: cl sin (κ R ) = sin ( kR + δ 0 ) Differenzierbarkeit: κ cl cos (κ R ) = k cos ( kR + δ 0 ) → also tan (κ R ) κ = tan ( kR + δ 0 ) k (5-48) 78 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten ⎛k (5-49) ⎞ δ 0 = −kR + arctan ⎜ tan (κ R ) ⎟ + nπ ⎝κ ⎠ kleine Energien (kR)<<1: arctan ( x ) = x + O ( x3 ) δ0 −kR + (5-50) tan (κ R ) ⎞ ⎛ 3 tan (κ R ) + nπ = k R ⎜ −1 + ⎟ + nπ + O ( k ) κ κR ⎠ ⎝ k Streulänge a = ka + nπ + O ( k 3 ) Totaler Wirkungsquerschnitt σ 4π sin 2 (δ 0 ) 2 k 4π 2 4π 2 2 δ 0 = 2 k a = 4π a 2 + O ( k 2 ) 2 k k (5-51) Beispiel für Streulänge a R= 2 ( Bohrscher Radius ) , 2 em V0 = 13.6eV 2m κ =κ 0 = R= κ0 = 2 e2 m ( Bindungsenergie Wasserstoffatom ) , 2 = 2m 2 c = 197 MeV Fm. 2 1.44 MeV Fm0.511MeV / c 2 V0 = a / R = −1 + m = 0.511MeV / c 2 , V0 , (197 MeV Fm ) κ 0 R = 31.5 mit e 2 = 1.44 MeV Fm, 2 ⋅ 0.511MeV (197 MeV Fm ) tan (κ 0 R ) = −.9953 κ0R 2 = 52741Fm 13.6 ⋅10−3 MeV = .589 ⋅10−3 Fm −1 (5-52) 5. Streuung an Zentralpotentialen 79 7. Streuphasen des Yukawa-Potentials Coulomb-Potential hat wegen langer Reichweite (1/r) keine konstanten Streuphasen Strategie: wir berechnen Potential 'massiver' Wechselwirkung und betrachten dann den Grenzübergang zum Coulomb-Potential e− μr 1 →g r μ →0 r Stationäre, radiale Schrödingergleichung: Yukawa-Potential: V ( ) = g μ ( Coulomb-Potential ) 2m ⎛ 2 1 ⎞ ⎜ ∂ r − 2 l ( l + 1) + 2 ( E − V ) ⎟ u = 0 r ⎝ ⎠ Asymptotik: (5-53) (5-54) 80 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten (5-55) 2m ⎛ 2 2m ⎞ 2 ⎜ ∂ r + 2 E ⎟ u = 0 ⇒ u0 → sin ( kr ) , mit k = 2 E ⎝ ⎠ Konstanten: (5-56) Elektronenladung: e2 = 1.44 MeV Fm Elektronenmasse: m = 0.511MeV / c 2 Plancks Wirkungsquantum: c = 197 MeV Fm Bohrscher Radius: aB = 2 e2 m = (197 MeV Fm ) 2 1.44MeV Fm ⋅ 0.511MeV = 52741 Fm 10−15 m 0 10−5 A 0 = 0.527 A Zum Vergleich Rutherford-Streuquerschnitt: 2 ⎛ e2 ⎞ 1 dσ Coul / d Ω = ⎜ ⎟ 4 ⎝ 4 E ⎠ sin ϑ / 2 σ Coul ist nicht definiert! (5-57) Berechnung Rutherford-Streuquerschnitt durch analytisches Lösen der konfluenten, hypergeometrischen DGL. Größenordnungen: σ σ 4 5 ⋅10 fm σ Protonen-Radius: rp 1 fm Elektronen-Radius re 3 fm Bohrscher-Radius: rb (5-58) π r 2 3 fm 2 π r 2 30 fm 2 π r 2 1010 fm 2 Berechnung des 'klassischen' Elektronenradius: Annahme: Ladung e homogen auf Kugeloberfläche verteilt, Energie E=mc2 E= 1 8πε 0 ∫ dV ∫ dV ′ ρ ( r ) ρ ( r′) r − r′ = 1 e2 2 8πε 0 ⎛ 2⎞ ⎜ 4π R ⎟ ⎝ A ⎠ ∫ dA∫ dA′ 1 r − r′ (5-59) ρ2 ∫ dA′ −1/ 2 1 = ∫ R 2 dφ ′d cos ϑ ′ ( r 2 + R 2 − 2rR cos ϑ ′ ) r − r′ = 2π R 2 = −2π = 4π R 1/ 2 1 2 2 2 ′ + − r R rR ϑ 2 cos ( ) −1 ( −2rR ) ⎛ ⎞ 1/ 2 1/ 2 R⎜ 2 2 2 2 + − − + + r R rR r R rR 2 2 ( ) ( ) ⎟⎟ r⎜ ⎝ ⎠ R−r R+r (5-60) 5. Streuung an Zentralpotentialen 81 ∫ dA ∫ dA′ 2 1 = R1 ( 4π R 2 ) r − r′ (5-61) 4π R E= R= 1 8πε 0 ∫ dA∫ dA′ ρ ( r ) ρ ( r′) r − r′ 1 e2 1 1 1 e2 2 2 4π R ) = = = m0 c 2 ( 2 2 2 4πε 0 ( 4π R ) R 2 R 4πε 0 1 e2 1 1 1 = 2.3 ⋅1023 Jm = 1.41 ⋅10−15 m 2 2 9 2 4πε 0 m0 c 2 9.11kg ⋅ ( 0.299 ⋅10 m / s ) (5-62) 82 1. Kleine Reichweite des Potentials, μ=1000aB 2. Mittlere Reichweite des Potentials, μ=.5aB Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten 5. Streuung an Zentralpotentialen 83 84 3. Große Reichweite des Potentials, μ=.1aB Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten 5. Streuung an Zentralpotentialen 85 86 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten 87 6. Spinfreiheitsgrade 1. Experimenteller Befund (Stern-Gerlach 1922 Frankfurt) Strahl von Wasserstoffatomen durchquert inhomogenes Magnetfeld senkrecht zur Feldrichtung Klassische Betrachtung Einfachste Vorstellung: Bohrsches Atommodell – Elektron auf Kreisbahn (6-1) Bahnradius: r Dichte: ρ= Kreisstrom: I = A( Querschn.) ρ v = e ( Querschn.) 2π rA Bahndrehimpuls m0 vr π r2 magn. Dipolmoment: μ= ev 2π r M I A evr e = = 2c 2 m0 c c Masse Elektron Energie der WW: EW = − μ ⋅ B = − ablenkende Kraft: K = ∇ μ⋅B = ( ) ( für B = B eˆ , z z klassisch: Orientierung willkürlich e M ⋅B 2m0 c e M j ∇B j 2m0 c ∂ z Bz ≠ 0 ) ⎡ ⎤ e e K3 ∈ ⎢ − M ∂ z Bz , M ∂ z Bz ⎥ 2m0 c ⎣ 2m0 c ⎦ → kontinuierlich Aufspaltung Experiment Aufspaltung in 2 diskrete Teilstrahlen (siehe Abbildung oben) www.kbraeuer.de Tübingen, den 28.12.2007 88 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten (6-2) 1. Vermutung: gequantelter Bahndrehimpuls M → Lˆ , e K3 = m ∂ z Bz , 2m0c m = −l , −l + 1,… l − 1, l aber: Wasserstoff-Grundzustand l = 0 ⇒ K3 = 0 Folgerung: Innerer Freiheitsgrad des 'Elektrons' Spin: 1 1 le ≡ s = , ms = ± , 2 2 ( Eigendrehung, Spiralbahn, ...? ) Experiment: K3 = ± e ∂ z Bz 2m0 c μB μ B : Bohrsches Magneton Wechselwirkungsenergie Bahndrehimpuls: Wechselwirkungsenergie Spin: Gyromagnetische Verhältnisse: (l ) EW EW( s ) = ± s=1/2: Elektron, Myon, Proton, Neutron, Quarks Photon e m0 c ⎧ e μ3 ⎪⎪ 2m0 c =⎨ M3 ⎪ e ⎪⎩ m0 c Weitere Wirkungsquanten mit Spin s=1: e = −μ ⋅ B = − 2m0 c lˆz Bz Mz sˆz Bz Mz für Bahndrehimpuls; für Spin. (6-3) 5. Streuung an Zentralpotentialen 89 2. Beschreibung des Spins in der Quantenmechanik Quantenfeld oder Zustandsbeschreibung: Quantenfeld: Spinfreiheitsgrad: Ψ = ψ ( x, t ) χ ( s ) χ ( s ) = c+ | 12 , 12 > +c− | 12 , − 12 > sˆ ms sˆ (6-4) ms ⎛c ⎞ Matrixdarstellung: χ ( s ) = ⎜ + ⎟ ⎝ c− ⎠ ⎛1⎞ ⎛0⎞ Basisspinoren: | 12 , 12 >= ⎜ ⎟ , | 12 , − 12 >= ⎜ ⎟ ⎝0⎠ ⎝1⎠ Spinoren Spinoperatoren: Paulischen Spinmatrizen ⎛0 1⎞ ⎛ 0 −i ⎞ ⎛1 0 ⎞ ⎟, σ2 = ⎜ ⎟, σ3 = ⎜ ⎟. ⎝1 0⎠ ⎝i 0 ⎠ ⎝ 0 −1⎠ σ1 = ⎜ (6-5) mit σ †j = σ j , σ 2j = 1, ( 'Dagger' † = *t : Transponieren und komplex konjugieren ) ⎛ 0 −i ⎞ ⎛ 0 i ⎞ ⎛ 0 −i ⎞ z.B. σ = ⎜ ⎟ =⎜ ⎟ =⎜ ⎟ = σ2, ⎝i 0 ⎠ ⎝ −i 0 ⎠ ⎝ i 0 ⎠ 0 ⎞ ⎛1 0⎞ ⎛ 0 −i ⎞ ⎛ 0 −i ⎞ ⎛ −i ⋅ i σ 22 = ⎜ ⎟⎜ ⎟=⎜ ⎟=⎜ ⎟. −i ⋅ i ⎠ ⎝ 0 1 ⎠ ⎝ i 0 ⎠⎝ i 0 ⎠ ⎝ 0 *t † 2 und der Drehimpulsalgebra t (6-6) 90 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten ⎛0 1⎞⎛0 ⎟⎜ ⎝1 0⎠⎝ i ⎛ 0 −i ⎞ ⎛ 1 σ 2σ 3 = ⎜ ⎟⎜ ⎝ i 0 ⎠⎝0 ⎛1 0 ⎞⎛0 σ 3σ1 = ⎜ ⎟⎜ ⎝ 0 −1 ⎠ ⎝ 1 ( für j ≠ k ≠ l ≠ j ) : σ 1 σ 2 = ⎜ σ j σ k = iε jklσ l −i ⎞ ⎛ i ⎟=⎜ 0 ⎠ ⎝0 0⎞ ⎛0 ⎟=⎜ −1⎠ ⎝ −i 1⎞ ⎛ 0 ⎟=⎜ 0 ⎠ ⎝ −1 0⎞ ⎟ = iσ 3 −i ⎠ i⎞ ⎟ = iσ 1 0⎠ (6-7) 1⎞ ⎟ = iσ 2 0⎠ Eigenwerte: σ1 σ1 σ2 σ2 σ3 σ3 σ (6-8) ⎛0 1⎞⎛1⎞ ⎛0⎞ 1 1 , 12 = ⎜ ⎟⎜ ⎟ = ⎜ ⎟ = 2 ,− 2 ⎝1 0⎠⎝0⎠ ⎝1⎠ ⎛0 1⎞⎛0⎞ ⎛1⎞ 1 1 1 1 ⎟⎜ ⎟ = ⎜ ⎟ = 2 , 2 2 ,− 2 = ⎜ ⎝1 0⎠⎝1⎠ ⎝0⎠ (Spinflip ) ⎛ 0 −i ⎞ ⎛ 1 ⎞ ⎛ 0 ⎞ 1 1 , 12 = ⎜ ⎟⎜ ⎟ = i⎜ ⎟ = i 2 ,− 2 i 0 0 1 ⎝ ⎠⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ⎛ 0 −i ⎞ ⎛ 0 ⎞ ⎛1⎞ 1 1 1 1 ⎟ ⎜ ⎟ = −i ⎜ ⎟ = −i 2 , − 2 2 ,− 2 = ⎜ i 0 1 0 ⎝ ⎠⎝ ⎠ ⎝ ⎠ (Spinflip ) ⎛1 0 ⎞⎛1⎞ ⎛0⎞ 1 1 , 12 = ⎜ ⎟⎜ ⎟ = ⎜ ⎟ = 2 , 2 ⎝ 0 −1⎠ ⎝ 0 ⎠ ⎝ 1 ⎠ ⎛1 0 ⎞⎛0⎞ ⎛1⎞ 1 1 1 1 ⎟⎜ ⎟ = −⎜ ⎟ = 2 ,− 2 2 ,− 2 = ⎜ ⎝ 0 −1 ⎠ ⎝ 1 ⎠ ⎝0⎠ ( Eigenwert 1 2 (Spinflip ) 1 2 1 2 2 1 2 (Spinflip ) + 1 = 2ms ) ( Eigenwert 1 = 2ms ) , also sˆ3 = 12 σ 3 ⎛ ⎞ 1 1 ⎜ Eigenwert 3 = 4 ⋅ 2 ( 2 + 1) = 4 s ( s + 1) ⎟ σ 2 = 4 sˆ2 ⎝ ⎠ 1 also allgemein: sˆ = 2 σ ⎛1 0⎞ 1 1 , ms = 3 ⎜ ⎟ 2 , ms = 3 2 , ms 0 1 ⎝ ⎠ Schrödinger-Gleichung mit Spin-Freiheitsgraden (6-9) ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ 2 e ⎜ − ∂t Ψ = − Δ +V − σ ⋅ B ⎟⎟ Ψ ⎜ 2m 2mc i ⎜ ⎟ e ⎜ ⎟ − sˆ mc ⎝ ⎠ Erwartungswerte Hˆ = − 2 2m Δ +V − sˆ , ms ψ = sˆ, ms ψ − = ψ − e σ ⋅B = ψ 2mc 2 2m 2 2m − 2 2m Δ +V − Δ + V ψ sˆ, ms − sˆ, ms ψ Δ +V ψ − e σ ⋅B Ψ 2mc ψ sˆ , ms e σ ⋅ B ψ sˆ, ms 2mc e ψ B ψ ⋅ sˆ, ms σ sˆ, ms 2mc (6-10) 5. Streuung an Zentralpotentialen 91 3. Periodensystem der Elemente Elemente werden mit steigender Kernladungszahl entsprechend ihrer chemischen Eigenschaften in Perioden sowie Haupt- und Nebengruppen eingeteilt. Das chemische Verhalten wiederholt sich periodisch. Begründung dafür durch Atomphysik Pauli-Prinzip oder Paulisches Ausschließungsprinzip (siehe Ende Kapitel 4- Gebundene Systeme) 'Ein System gleichartiger Teilchen mit halbzahligem Spin (Fermionen) geht niemals in einen Zustand über, in dem zwei dieser Teilchen am selben Ort und mit gleichem Spin angetroffen werden oder den gleichen Impuls und Spin haben. Insbesondere stimmen in einem Atom zwei Elektronen niemals in allen Quantenzahlen überein.'3 Begründung: Fermionen-Quantenfelder verhalten sich unter Quantenaustausch antisymmetrisch für Wirkungsquanten 1, 2 in Zuständen a, b : (6-11) Ψ ab ( r1 , r2 ) = −Ψ ab ( r2 , r1 ) ⇒ Ψ aa ( r1 , r2 ) = 0. Energieformel für das Coulomb-Potential: En = − 2 Z2 1 2 2mrB ( N + l + 1) 2 (6-12) ≡n Hauptquantenzahl Korrekturen Abschirmung des Potentials durch innere besetze Zustände Spin-Bahn-Wechselwirkung: Im Ruhesystem des 'Elektrons' bewegt sich der 'Atomkern' und erzeugt ein magnetisches Moment V( Spin − Bahn ) ∝ Lˆ ⋅ sˆ Wechselwirkung der 'Elektronen' untereinander Korrkturen können durch Störungrechnungen bestimmt werden 3 (c) Meyers Lexikonverlag (6-13) 92 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Pfeile geben die Verschiebung der Niveaus durch die Korrekturen an Anzahl von Zuständen pro 'Schale' Schale Haupt-QZ, Spin Anzahl Elemente n N Gesamt K 1s 2 ⋅1 = 2 2 L 2s 2 p 2 ⋅ (1 + 3) = 8 10 M 3s 3 p N 4 s 3d 4 p O 5s 4d 5 p P 6 s 4 f 5d 6 p Q 7 s 5 f 6d ... Alkalimetalle: 2 ⋅ (1 + 3) = 8 2 ⋅ (1 + 5 + 3) = 18 2 ⋅ (1 + 5 + 3) = 18 2 ⋅ (1 + 7 + 5 + 3) = 32 18 36 54 86 ( Schema wird komplexer ) 1 'Elektron' in neuer Schale Erdalkalimetalle: 2 'Elektronen' in neuer Schale Nebengruppen: (6-14) Spin d-Zustände ( l=2 ) Landthaniden: Actiniden: f-Zustände ( l=3) f-Zustände ( l=3) Halogene: 1 'Elektronen' fehlen in Schale Edelgase: Schale ist voll ( Wasserstoff, Lithium, Natrium, Kalium, ...) ( Beryllium, Mangan, Calcium, ...) ( Fluor, Chlor, ...) ( Helium, Neon, Argon, Krypton, ...) (6-15) Ausnahmen: Actinium-Lanthan, Kupfer, Chrom 5. Streuung an Zentralpotentialen 93 94 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten 4. Quantenbit, Quantenteleportation und Quantencomputer 2-Spin-Zustände Es ist ψ ( S =0, M =0) 12 = ( s1 , s2 ) S = 0, M = 0 = 1 2 ( ↑↓ − ↓↑ 12 12 = 1 2 ( 1 2 , 12 ) 12 , − 12 1 1 2 2 − 12 , − 12 1 1 2 , 12 2 ) (6-16) Beweis: (6-17) mit σ1 ⋅σ 2 1 2 , + 12 1 1 2 , − 12 2 ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎜ 0 1 1 ⎟ ⎜ 0 1 0 ⎟ ⎛ 0 −i 1 ⎞ ⎛ 0 −i 0 ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎟ ⎜⎛ ⎞⎛ ⎞⎟ ⎛ ⎞⎛ ⎞ ⎛ ⎞⎛ ⎞ = ⎜⎜ + ⎜⎜ ⎟ ⎜⎜ ⎟ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎟⎜ ⎟ ⎜ ⎝ 1 0 ⎠ ⎝ 0 ⎠ ⎟ ⎜ ⎝ 1 0 ⎠ ⎝ 1 ⎠ ⎟ ⎝ ⎝ i 0 ⎠⎝ 0 ⎠ ⎠1 ⎝ ⎝ i 0 ⎟⎠ ⎜⎝ 1 ⎟⎠ ⎠ 2 ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ 1 1 1 1 ⎝ σ1 x 2 ,+ 2 1 ⎠1 ⎝ σ 2 x 2 ,− 2 2 ⎠2 ⎛ ⎛ 1 0 ⎞⎛ 1 ⎞ ⎞ ⎛ ⎛ 1 0 ⎞ ⎛ 0 ⎞ ⎞ +⎜⎜ ⎟⎜ ⎟ ⎟ ⎜ ⎜ ⎟⎜ ⎟⎟ ⎝ ⎝ 0 −1⎠⎝ 0 ⎠ ⎠1 ⎝ ⎝ 0 −1⎠ ⎝ 1 ⎠ ⎠2 ⎛ 0 ⎞ ⎛ 1 ⎞ ⎛ 0 ⎞ ⎛ −i ⎞ ⎛ 1 ⎞ ⎛ 0 ⎞ = ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ +⎜ ⎟ ⎜ ⎟ +⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎝ 1 ⎠1 ⎝ 0 ⎠2 ⎝ i ⎠1 ⎝ 0 ⎠ 2 ⎝ 0 ⎠1 ⎝ −1⎠2 = 2 12 , − 12 1 12 , + 12 2 − 12 , + 12 1 12 , − 12 (1−i ) 2 2 und σ1 ⋅σ 2 1 2 , − 12 1 1 2 , 12 2 = 2 12 , + 12 , − 12 1 1 2 2 − 12 , − 12 1 1 2 , + 12 2 ist σ 1 ⋅ σ 2 ψ ( S =0, M =0) 12 = 1 2 = 1 2 (σ (2 ⋅σ 2 1 1 2 , − 12 − 2 ,+ = 1 2 (3 = −3 ψ 1 2 , 12 1 1 2 , − 12 1 1 2 , + 12 2 1 2 1 2 1 1 2 1 2 , − 12 1 1 2 ,− 2 − σ1 ⋅σ 2 − 12 , + 12 1 2 2 , + 12 2 + 1 2 ,− 1 1 2 1 2 , − 12 1 1 2 1 2 − 3 12 , + 12 , − 12 1 1 2 ,+ 2 1 2 2 , − 12 2 1 1 2 , 12 2 ) ) ) ( S = 0, M = 0 ) 12 also: 2 Sˆ 2 = ( sˆ1 + sˆ2 ) = S = 0, M = 0 ) Sˆ 2 ψ ( Sˆz ψ ( S =0, M =0) 12 12 1 4 (σ 1 + σ 2 ) = ⎛ ⎞ = 14 ⎜ σ 12 + σ 22 + 2σ 1 ⋅ σ 2 ⎟ ⎜ ⎟ 3 ⎝ 3 ⎠ =0 1 2 (6-18) ( 3 + 3 − 2 ⋅ 3) = 0 = ( sˆ1 + sˆ2 ) ψ ( S = 0, M =0) = Analog: 1 1 2 4 2 (( 1 2 − 1 2 ) 1 2 , 1 1 2 1 2 12 , − 12 2 − ( − 12 + 12 ) 12 , − 12 1 1 2 , 12 2 ) 5. Streuung an Zentralpotentialen 95 ψ ( S =1, M =1) ψ ( S =0, M =0) ψ ( S =0, M =−1) 12 12 12 = ↑↑ = 1 2 ( = ↓↓ (6-19) 12 ↑↓ 12 + ↓↑ 12 ) 12 Kein Nichtlokaler Austausch von Information direkten Übermittlung von Informationen ohne Zeitverzug: Alice in Amsterdam präpariert S=0,M=0 Spin-Zustand sie schickt das zweite Spinquant an Bob nach Boston sie nimmt am ersten Spinquant Messung (in Richtung a) vor im Moment der Messung wird Quantenfunktion reduziert und eindeutige Richtung des ersten Spins festgelegt Instantan wird damit auch Richtung des zweiten Spins in Boston festgelegt (Entfernung spielt keine Rolle) Mißt Bob seinen Spin in derselben Richtung wie Alice, wird sein Spin genau die entgegengesetzte Orientierung haben aber er erhält keine Information über das Verhalten von Alice. wird sich auch nicht ändern, wenn Bob eine andere Richtung für die Spinmessung wählt als Alice Nichtlokalität feststellen durch Korrelation der Messungen von Alice und Bob (Einstein, Podolsky und Rosen in EPR-Experimente) Alice in Amsterdam ψ (0, 0 ) ψ (0 , 0 ) Bob in Boston (↑ ,↑ ) 1 12 2 (↑ ) (↑ ) 1 12 2 Messung → ψ 1, ψ 2 =σx ψ 1 ⎧⎪ ↑ ⎪⎩ ↓ ψ 1=⎨ 1 oder ψ 2 1 ⎧⎪ ↓ oder =⎨ 2 ⎪⎩ ↑ 2 =σx ψ 1 Fig. 6-1 Quantenbits 1 'Elektronenspin' kann mehr Information übertragen als ein klassisches Bit Alice in Amsterdam möchte eine Zweibitnachricht an Bob in Boston übersenden Bob in Boston präpariert einen Zweispinzustand |ψ>12 er sendet das erste Spinquant an Alice (keine Wechselwirkung mit Umgebung! Dekohärenz) 96 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Alice dreht Spin in B-Feld um i-Achs i ∈ {0,1, 2,3} ( keine Drehung, um x, y, z -Achse ) Alice sendet Spin zurück an Bob er analysiert 2-Spin-Zustand und analysiert 'i' also: Alice sendte Spin mit 2 Einstellungsmöglichkeiten (1 Bit), Bob erhält jedeoch 2 Bits das ist Grundlage des Quantencomputers ψ (0, 0 ) ψ (0, 0 ) Alice in Amsterdam Bob in Boston 2 bit: i∈{0,..,3} (↑ ,↑ ) (↑ ) (↑ ) 1 12 1 2 2 12 Drehung um i-Achse σ i(1) ψ (0,0 ) σ i(1) ψ (0,0 ) 12 12 (↵ ↑ ) (↑ ) Transfer von einem Qubit , i ∈ {0,..,3} 1 2 (↵ ↑ ,↑ ) , i ∈ {0,..,3} 1 2 Analyse des Zustandes → 2 bit: i∈{0,..,3} Bobs Analyse: σ (1) 0 σ (1) 1 σ (1) 2 σ (1) 3 ψ ( 0,0 ) ψ ( 0,0 ) ψ ( 0,0 ) ψ ( 0,0 ) 12 12 12 12 ⎛1 0⎞ =⎜ ⎟ ⎝0 1⎠ (1) ⎛0 1⎞ =⎜ ⎟ ⎝1 0⎠ (1) ⎛ 0 −i ⎞ =⎜ ⎟ ⎝i 0 ⎠ ψ ( 0,0) ψ ( 0,0) (1) ⎛1 0 ⎞ =⎜ ⎟ ⎝ 0 −1 ⎠ (1) 12 12 ψ ( 0,0) ψ ( 0,0) = 1 2 { ↑↓ 12 = 1 2 ( ↓↓ 12 12 12 =i = 1 2 1 2 { ↓↓ { ↑↓ − ↓↑ − ↑↑ 12 12 (6-20) 12 }= ψ( 12 )= (ψ( + ↑↑ + ↓↑ 0,0 ) 12 1, −1) 1 2 12 12 }=i (ψ( 1, −1) 1 2 }= ψ( − ψ (1,1) 12 12 + ψ (1,1) ) 12 ) 1,0 ) 12 12 Zur Analyse schickt man den 2-Spin-Zustand durch verschiedene orientierte inhomogene Magnetfelder. 5. Streuung an Zentralpotentialen 97 Quantenteleportation Die Realisierung der Quantenteleportation durch die Innsbrucker Forschergruppe [BOUW97] erregte in den öffentlichen Medien großes Interesse. Es wurde als erster Schritt zur Realisierung des vom Raumschiff Enterprise bekannten 'beamen' interpretiert (Spoke: 'Beam me up Scotty, there is no intelligence on earth!') Experiment: Alice in Amsterdam (↑ ) , ψ ( A) 1 = α ↑ 1 + β ↓ 1 ψ (↑ 123 P12( 0,0 ) ψ (↑ 123 1 1 ,↑ 2 , ↑ 2 ), ψ Bob in Boston 1 (↑ , ↑ ) , 2 ψ (0, 0 ) 3 23 (↑ ) ) 3 (↑ ), ( 0 ,0 ) 3 12 Projektion → Teleportation: ψ ( A) 1 ψ ( A) → ψ 3 ( A) 3 Fig. 6-2 Alice präpariert Spinquant mit unbekanntem Zustand ψ ( A) 1 = α ↑ 1 + β ↓ (6-21) 1 Bob präpariert zwei Spinquanten wieder in einen Singulettzustand ψ ( 0,0 ) 23 = Bob schickt das Spinquant zwei an Alice Gesamtquantenfeld: 1 2 {↑↓ 23 − ↓↑ 23 } (6-22) 98 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten ψ b A g ψ b 0,0g 1 23 { A + β B } 21 { AB − BA } 1 = {α AAB − α ABA + β BAB − β BBA } 2 1 = {α AAB − β BBA } 2 R F I 1 F 1| 1 + S− α G ABA + BAA JJ + 2 β GG BAB + ABB 2| 2 G K H T H R F I 1 F 1| 1 JJ + 2 β GG BAB − ABB G + − ABA − BAA α S 2| 2 G K H T H 1 b g 1 b g = ψ αB − ψ βA 2 2 1 − ψ b g eα A − β B j 2 = α 1 1 23 (6-23) 23 123 123 123 123 123 123 123 123 123 +a 123 123 +b 123 123 −b −a 123 I U| JJ V K |W I U| JJ V K |W 1, −1 1,1 3 12 12 3 1, 0 3 12 − 1 b 0,0g ψ 2 12 ψ b Ag 3 3 Dreiquantenfeld enthält eine Komponente mit drittem Quant im Zustand |ψ(A)> Wenn Alice ihre zwei Spinquanten auf diesen Singulettzustand projiziert, reduziert Sie das Quantenfeld genau so, dass Quant drei in den ursprünglichen Zustand von Alicens Quant eins wechselt instantaner Prozess: im Moment der Projektion wird Zustand teleportiert Quantencomputer Die faszinierenden Möglichkeiten von Alice und Bob können zum Bau von Quantencomputern verwendet werden ein Qubit mehr Information enthält als klassisches Bit man entwickelt gerade quantenmechanische Logikschaltungen, bei denen die Superposition quantenmechanischer Zustände für hochgradig parallele Datenverarbeitung ausgenutzt wird Rechenaufgabe: a + b = c; a, b ∈ {1 2} ⇒ c ∈ {2 3 4} Klassischer Computer ⎧1 + 1 = 2 ⎪1 + 2 = 3 ⎪ vier Rechenschritte ⎨ ⎪2 + 1 = 3 ⎪⎩2 + 2 = 4 Quantencomputer ρ ({11} , {12} , {21} , {2 2} ) Wahrscheinlichkeiten für zu addierende Zahlenpaare ↓ Addition ↓ ρ ({2} , {3} , {3} , {4} ) Wahrscheinlichkeit für Ergebniss der Addition (6-24) 5. Streuung an Zentralpotentialen 99 Faktorisierungsalgorithmus von Shor (1994) Zerlegung natürliche Zahlen in Primfaktoren ist wichtig für Kryptographie Klassischer Computer mit 10^10 Divisionen/Sekunde braucht für Faktorisierung einer Zahl mit 100 Stellen mehr als 10 Milliarden Jahre (durch ausprobieren) Durch Superposition der Rechenschritte könnte das Problem in sehr kurzer Zeit gelöst werden Suchalgorithmus von Grover (1994) Suche in Telefonbuch mit 1.000.000 Einträgen nach bestimmter Nummer: Einzelne Einträge müssen nacheinander überprüft werden Im Mittel brauch man N/2 Versuche (500.000 ) Mit Quantenalgorithmus von Grover benötigt man √N Versuche (1000) Realisierung von Quantencomputer Viele Möglichkeiten, z.B. Ionenfallen: einzelne Ionen (Bits) werden durch Felder (LASER) in Raumbereiche gesperrt und beeinfluss (Tunneln,…) Problem ist Kühlung (fast 0 Grad), möglich für etwa 10-20 Ionen Kernspinresonanz: Quantencomputer besteht aus einzelnem Molekül mit etwa 10 Atomen Zustände durch Spinflips der Atome 5. EPR-Experimente und die Bell‘schen Ungleichungen Unschärfe der Quantenmechanik führt zur Statistik Einstein: Gott würfelt nicht, Wechselwirkung ist kausal (lokal), Quantenmechanik ist unvollständig (verborgene Parameter) Experimente zur Klärung vorgeschlagen von Einstein, Podolsky und Rosen (EPR) 1935 Berühmtes Experiment: Aspect et.al 1983 Mathematische Behandlung: Ungleichungen von Bell 1987 100 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten Experiment α1 ↑ 1 + β1 ↓ 1 ψ 12( 0,0) ←⎯ ⎯ ⎯⎯ → α 2 ↑ + β2 ↓ 2 Singulett Zustand zerfällt Messung A 2 Messung B Abstrakte Beschreibung der Analyse (1) ⎧ ⎪+1 für sa = ↑ Messung A : A a , μa , b , μb , λA , λB , λ ) = ⎨ (1) ⎪⎩−1 für sa = ↓ verborgene Polarisation & ( Parameter Geräteparameter ⎧+1 für sb(2) = ↑ ⎪ Messung B : B a , μa , b , μb , λ A , λB , λ = ⎨ (2) ⎪⎩−1 für sb = ↓ ( ) ! ! ( ) Bell: lokaler Kontext: A = A ( a , μa , λ A , λ ) , B = B b , μb , λB , λ . Mittelung über Geräteparameter: A ( a , λA , λ ) = PA ( μ A ) A ( a , μ A , λA , λ ) d μ A ∫ ( ) ( ) B b , λB , λ = ∫ PB ( μ B ) B b , μ B , λB , λ d μ B Verteilungen ( ) A ( a , μ A , λA , λ ) = B b , μ B , λB , λ = ±1 = 1 ⇒ A ( a , λA , λ ) ≤ 1 und ( ) B b , λB , λ ≤ 1 Spin-Korrelationen mit Mittelung über verborene Parameter: ( ) ( ) P a , b = AB = ∫ P ( λA , λB , λ ) A ( a , λ A , λ ) B b , λB , λ d λA d λB d λ → Bellsche Ungleichung: ( ) ( ) ( ) P a , b − P ( a , c ) + P d , c + P d , b ≤ 2. Beispiele für Spinkorrelationen Messreihe: A : 1 1 −1 1 B : 1 −1 1 −1 C : −1 −1 1 −1 Korrelationen: AA = 1 4 AB = 1 4 AC = 1 4 (1⋅1 + 1⋅1 + ( −1) ⋅ ( −1) + 1⋅1) = 1 (1⋅1 + 1⋅ ( −1) + ( −1) ⋅1 + 1⋅ ( −1) ) = − (1⋅ ( −1) + 1⋅ ( −1) + ( −1) ⋅1 + 1⋅ ( −1) ) = −1 1 4 Um Bereiche zu finden, für welche die Bell'schen Ungleichungen verletzt werden, wählen wir die Winkel α, β und γ wie folgt 5. Streuung an Zentralpotentialen 101 Also: Quantenmechanik und Aspect-Experimente sind mit lokalem Kontext (verborgenen Parametern) nicht verträglich Quantenphänomene sind nichtlokal (nichtklassisch) Quantenmechanische Berechnung der Spinkorrelation ( ) P a , b = S = 0, S z = 0 eˆ( a ) ⋅ σ ( A)eˆ(b ) ⋅ σ ( B ) S = 0, S z = 0 ∈ ] − 1,1[ . (6-25) Zur Berechnung verwenden wir die Definition a+ = 1 2 (a x + ia y ) , a− = 1 2 (a x − ia y ) (6-26) und erhalten a ⋅ b = (a− + a+ )(b− + b+ ) − (a− − a+ )(b− − b+ ) + az bz (6-27) = (a−b− + a+b+ + a−b+ + a+b− ) − (a−b− + a+b+ − a−b+ − a+b− ) + az bz = 2(a−b+ + a+b− ) + az bz , oder mit den Spinmatrizen a ⋅ σ = 2(a−σ + + a+σ − ) + azσ z . Spin-Flip-Matrizen: (6-28) 102 Kurt Bräuer: Quantenmechanik für Lehramtskandidaten ⎛ ⎞ ⎜ 1 ⎛ 0 1 ⎞ ⎛ 0 −i ⎞ ⎟ ⎛ 0 σ+ = ⎜⎜ ⎟+i⎜ ⎟⎟ = ⎜ 2 ⎜⎝1 0⎠ ⎝ i 0 ⎠⎟ ⎝0 ⎜ σ ⎟ σxy x ⎝ ⎠ ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ 1 ⎛ 0 1 ⎞ ⎛ 0 −i ⎞ ⎛ 0 σ− = ⎜⎜ ⎟−i⎜ ⎟⎟ = ⎜ 2 ⎜⎝1 0⎠ ⎝ i 0 ⎠⎟ ⎝1 ⎜ σ ⎟ σxy x ⎝ ⎠ ⎛1 0 ⎞ σz = ⎜ ⎟, ⎝ 0 −1⎠ (6-29) 1⎞ ⎟, 0⎠ ⎧ ⎪σ + ↑ = 0 ⎨ ⎪⎩σ + ↓ = ↑ 0⎞ ⎟, 0⎠ ⎧σ − ↑ = ↓ ⎪ ⎨ ⎪⎩σ − ↓ = 0 ⎧ ⎪σ z ↑ = ↑ ⎨ ⎪⎩σ z ↓ = − ↓ Damit berechnen wir zunächst die Matrixelemente M ↑↓ ,↑↓ = ↑↓ eˆ(a ) ⋅ σ ( A)eˆ(b ) ⋅ σ ( B ) ↑↓ = −ez(a ) ⋅ ez(b ) , M ↓↑ ,↓↑ = ↓↑ eˆ(a ) ⋅ σ ( A)eˆ(b ) ⋅ σ ( B ) ↓↑ = −ez(a ) ⋅ ez(b ) , M ↑↓ ,↓↑ = ↑↓ eˆ(a ) ⋅ σ ( A)eˆ(b ) ⋅ σ ( B ) ↓↑ = 4e+( a )e−( b ) , M ↓↑ ,↑↓ = ↓↑ eˆ(a ) ⋅ σ ( A)eˆ(b ) ⋅ σ ( B ) ↑↓ = 4e−( a )e+( b ) . Damit wird insgesamt (6-30) 5. Streuung an Zentralpotentialen 103 ( ) (6-31) P a , b = S = 0, S z = 0 eˆ ( a ) ⋅ σ (1) eˆ ( b ) ⋅ σ ( 2) S = 0, S z = 0 1 (↑↓ − ↓↑) eˆ ( a ) ⋅ σ (1) eˆ (b) ⋅ σ (2) (↑↓ − ↓↑) 2 1 = M ↑↓,↑↓ + M ↓↑,↓↑ − M ↑↓,↓↑ − M ↓↑,↑↓ 2 = −eˆ z( a ) ⋅ eˆ z( b ) − 2eˆ+( a ) ⋅ eˆ−(b ) − 2eˆ−( a ) ⋅ eˆ+( b ) = ( ) = −eˆ ( a ) ⋅ eˆ ( b ) ( ) = − cos a , b .