Kinematik und Dynamik - Mechanik II / Prof. Popov / Vorlesung 7. Arbeit, kinetische und potentielle Energie, Elastischer Stoß Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 1.2.7 I. Mechanische Arbeit, Arbeitssatz Betrachten wir einen Körper mit der Masse m, der sich unter der Wirkung einer (im Allgemeinen zeit- oder ortsabhängigen) Kraft F bewegt. Das zweite Newtonsche Gesetz für den Körper dv lautet: m F. dt Indem wir diese Gleichung mit v multiplizieren, erhalten wir dv (1) m v F v (Skalarprodukt!) dt Die linke Seite der Gleichung kann in der Form 2 dv m d v v m d v m v dt 2 dt 2 dt dargestellt werden. Die rechte Seite schreiben dr wir wie folgt um: F v F . dt Die Gleichung (1) nimmt die Form m d v 2 F dr 2 an. Bestimmte Integration ergibt v2 r2 m 2 v 2 d v r F dr oder 1 1 r mv22 mv12 2 F dr . 2 2 r1 Die Größe K (2) mv 2 ist die kinetische Energie 2 des Körpers. r2 Das Integral W F dr nennt man die von r1 der Kraft F auf dem Weg zwischen r1 und r2 geleistete Arbeit. Gleichung (2) sagt aus, dass Änderung der kinetischen Energie eines Objektes gleich der durch die einwirkenden Kräfte geleisteten Arbeit ist. K2 K1 W . (Arbeitssatz) II. Eigenschaften der Arbeit. r2 -Arbeit ist als Integral W F dr definiert. r1 -Bei einer konstanten Kraft gilt r2 W F dr F r2 r1 F r r1 W F r cos F r - Wann ist W=0? F 0 oder r 0 oder 90 . - Die Arbeit von A nach B ist gleich Minus die Arbeit von B nach A. -Die Arbeit ist eine additive Größe (Die Arbeit mehrerer gleichzeitig wirkender Kräfte ist gleich der Summe der Arbeiten einzelner Kräfte). Folgt aus der Definition. III. Leistung Betrachten wir die Bewegung innerhalb eines infinitesimal kleinen Zeitintervalls dt , so kann man den Arbeitssatz in der Differentialform schreiben: dK dW . dK dW Dividieren durch dt ergibt . (3) dt dt Die Größe dW / dt heißt Leistung der Kraft. Gleichung (3) bedeutet, dass die zeitliche Änderung der kinetischen Energie eines Objektes gleich der durch die einwirkenden Kräfte aufgebrachten Leistung ist. Einheiten: [ Arbeit ] Newton Meter {Joule} [ Leistung ] Joule pro Sekunde {Watt} 1 Kilowattstunde 103 3600 J = 3, 6 106 Joule IV. Potentielle Energie, Energieerhaltungssatz Betrachten wir eine eindimensionale Bewegung unter der Einwirkung einer Kraft F ( x) , die nur von der Koordinate abhängt. Das zweite Newtonsche Gesetz lautet: mv F x . Multiplizieren mit v ergibt dv dx m v F x oder mvdv F x dx dt dt Bestimmte Integration ergibt x mv 2 mv02 F x dx U x0 U x , 2 2 x0 (4) wobei U x F x dx Stammfunktion zur Funktion F ( x) ist (unbestimmtes Integral). 1 (4) kann wie folgt umgeschrieben werden: mv 2 mv 2 (5) U x 0 U x0 . 2 2 Die Größe U ( x) heißt potentielle Energie und mv 2 die Summe E U x K U - volle 2 Energie des Systems. Gleichung (5) besagt, dass die volle Energie des Systems erhalten bleibt (Energieerhaltungssatz): E K U konst . Der Energieerhaltungssatz in dieser Form gilt nur dann, wenn die Kräfte nur von der Koordinate abhängen (im Allgemeinen Fall gilt das für konservative Kräfte, s. nächste Vorlesung). Bemerkung: Aus der Definition der potentielU len Energie folgt, dass F x . Diese x Gleichung nennt man 1. Satz von Castigliano. V. Beispiele 1. Potentielle Energie der Schwerekraft. Die Schwerekraft ist gleich F mg . Die Potentielle Energie ist demnach U mgdh mgh C . C ist eine beliebige Konstante, die z.B. gleich Null gesetzt werden kann. Der Energieerhaltungssatz hat mv 2 mgh konst . die Form 2 2. Potentielle Energie einer elastischen Feder. Die Federkraft ist gleich F cx . Die potentielle Energie demnach x2 U cxdx c . 2 mv 2 x2 c konst . Energieerhaltungssatz: 2 2 3. Potentielle Energie der Gravitationskraft im allgemeinen Fall. Mm F G 2 . r Mm Mm U G 2 dr G . r r Energieerhaltungssatz: mv 2 Mm E G konst . 2 r Ist ein Perpetuum mobile möglich? Die auf dem geschlossenen Weg geleistete Arbeit ist gleich 1 1 1 1 1 1 1 1 W GMm 0 r2 r1 r4 r3 r6 r5 r8 r7 Kräfte, deren Arbeit auf jedem geschlossenen Weg Null ist, heißen konservativ. VI. Ein Pendel Zu bestimmen ist das Bewegungsgesetz und die Stangenkraft für ein Pendel bestehend aus einem leichten Stab und einer Kugel, die man als ein Massenpunkt betrachten kann. Zum Zeitpunkt t 0 wird es aus der Ruhelage um den Winkel 0 ausgelenkt und freigelassen. Lösung: Wir schreiben zunächst den Energiemv02 mv 2 erhaltungssatz mgh mgh0 . 2 2 Unter Berücksichtigung der geometrischen Beziehung h l (1 cos ) und v0 0 ergibt v2 gl (1 cos ) gl (1 cos 0 ) 2 Daraus folgt v 2 gl cos cos 0 . sich Wir wollen das 2. Newtonsche Gesetz in polarer Basis schreiben. Die zirkularen und radialen Komponenten der Beschleunigung sind gleich 2 a l , ar l Für die zirkularen und radialen Kraftkomponenten haben wir: F mg sin Fr mg cos FN Das 2.N.G. ist dann: ml mg sin , ml mg cos FN Aus der zweiten Gleichung können wir die Stangenkraft als Funktion des Winkels berechnen: v2 FN mg cos m mg 3cos 2cos 0 . l Das Bewegungsgesetz bekommen wir aus der d 2 gl cos cos 0 Gleichung v l dt durch Trennung der Variablen und Integration. 2 2