Schlaf im Alter • Zunahme der Leichtschlafphasen • Geringe Toleranz für die Verschiebung von SchlafWach-Rhythmus • Nickerchen am Tag steigen an Wovon soll ich müde sein? Schlafstörungen bei Menschen mit Demenz 18. Symposium der Alzheimer Angehörigen Initiative e.V. è 50% aller älteren Menschen > 65 Jahren leiden an diesen Veränderungen Berlin, 4. November 2016 Christina Kuhn, Stuttgart Schlafstörungen Betroffen sind ca. 1/3 aller älteren Menschen • Hypersomnie: erhöhtes Schlafbedürfnis mit vielen Schlafperioden am Tag, die nicht erholsam sind • Insomnie: Ein- und Durchschlafstörung mit frühem Erwachen, Körper kann sich nicht erholen èHäufigstes Gesundheitsproblem im Alter Happe & Paulus 2005; Penzel et al. 2005 Einflussfaktoren • Licht • Ernährung • Medikamente • Genussmittel • Schlafgewohnheiten • Psychische Faktoren Problem: Tagesschläfrigkeit Tagesschläfrigkeit Probleme bei extremer Tagesschläfrigkeit 4 Hauptursachen für pathologische Tagschläfrigkeit: • Negative Wirkung auf Kognition • Zunehmende Depression • Schwindende Konzentration • Schlafdefizit durch fragmentierten Nachtschlaf • Schädigung des zentralen Nervensystems durch neurologische Erkrankungen • circadiane Rhythmusstörungen • Einnahme von sedierenden Medikamenten è Diese Veränderungen findet man verstärkt bei Menschen mit einer Alzheimer-Demenz (Forbes et al. 2009) Happe & Paulus 2005 Was ist die „Innere“ Uhr? „Innere“ Uhr • 1814 prägte der Mediziner Virey den Begriff der „inneren Uhr“ • alle Lebewesen (Einzeller bis Mensch) unterliegen Rhythmen • Dauer der biologischer Rhythmen: Sekundenbruchteile bis Jahre • Biologische Uhr des Menschen: 24-StundenLauf der Sonne, Wechsel von Tag und Nacht • Zeitzentrale: suprachiasmatischer Nucleus, der die Zirbeldrüse „anweist“, das Schlafhormon Melatonin zu bilden Licht Lichteinfall! • Menschen mit AD: Rückbildung des suprachiasmatischen Kerns Unterer und nasaler Bereich muss beleuchtet werden, um Melatoninausschüttung zu unterdrücken • Reaktivierung des suprachiasmatischen Kerns u.U. durch Licht (Forbes et al. 2009) Zeichnungen Magdalena Czolnowska Schlafregulierung • Dämmrig oder dunkel: Melatonin wird produziert (Deschenes & McCurry 2009) • Schwellenwert bei ca. 300 lx und Melatoninstop ab 600 lx (Gammack 2008) Abbildung: Osram GmbH in dess_orientiert 1/2010, S. 21 Licht im Pflegeheim Pflegeheimbewohner: durchschnittliche Lichtexposition • Im Tagesdurchschnitt: 54 lx (Shochat et al. 2000) • Mehr als 1000 Lux/Tag: 10,5 Minuten • Intensität und Dauer der Lichtexposition wirkt auf circadianen Rhythmus und Melatoninausschüttung: Wichtig für alte Menschen! è unzureichende Umweltbedingungen, die verstärkt zu „gestörten“ Verhaltensweisen führen können (Burns et al. 2009) è Rahmenempfehlungen: gute Lichtverhältnisse notwendig für Sicherheit, Wohlbefinden und Gesundheit der Bewohner (BMG 2006) Studien: Lichttherapie Studien: Lichttherapie Verhaltens- und Schlafstörungen bei MmD Verhaltens- und Schlafstörungen bei MmD Studie: 10 Personen mit Alzheimer Demenz; 7 Tage 2-stündige Lichttherapie mit 2000 lx Studie: 12 BW MID; 10 BW mit AD, 2 Wochen morgendliche Lichttherapie 5000-8000 lx (Satlin et. al. 1992, CRex) • Verbesserung des SchlafWachverhaltens • Verringerung der nächtlichen Aktivität Tipps für gesunden Schlaf • Regelmäßiges Schlafengehen und Aufstehen • Bettzeiten kurz halten • Körperliche Aktivität am Tag (z.B. 1 Stunde Spaziergang) • Sich draußen im hellen Licht aufhalten (mind. 30 Min.) • Mittagsschlaf kurz halten (max. 20 Min.) (Mishima et al., 1998, CRin) • BW mit MID: signifikanter Rückgang nächtlicher Aktivität im Vergleich mit BW mit AD Praxisbeispiel Spezialeinrichtung für 55 BW mit Demenz • Vermehrt nächtliche Aktivitäten von BW • Frühes Aufstehen • Störung des Nachtschlafs bei BW • Erhöhung der Personalpräsenz in der Nacht • Abends kein Koffein oder Nikotin Zeichnungen Magdalena Czolnowska Zeichnungen Magdalena Czolnowska Sundowning • Sonderform der Circadianen Rhythmusstörung (Volicer et al. 2001) • Nur im Zusammenhang mit Demenz • Tritt bei 10-25% Heimbewohner auf • erhöhte Erregbarkeit: Dämmerung und frühe Abendstunden (Staedt 2007) • Wirkung: Desorientiertheit und unkontrolliertes Schreien • Auslöser: äußere Stimuli (z.B. Schreien anderer BW oder irritierende Geräusche z.B. Essenswagen) • Ursache: Dämmerung führt zur Aktivitätsminderung s.N., Praxiserhebung Liegezeit im Bett %-Verteilung Weniger als 12 Std. im Bett 11,30 % 12 Stunden im Bett 82,60 % Mehr als 12 Stunden im Bett 6,10 % MA-Begründung für lange Liegezeiten: Viele immobile BW mit fortgeschrittener Demenz: hohes Ruhebedürfnis Körper stellt auf Non-REM-Schlaf , Verarbeitung behindert, Agitation bleibt Zeichnungen Magdalena Czolnowska Schlaf: schwere Demenz Datenauswertung Menschen mit schwerer Demenz in Mobile Bewohner/innen Anteil in % Pflegeoase und Kontrollgruppe: WB 1 57,1% - 66,6% Weniger als 12 Std. 11,30 % WB 2 42,1%-52,6% 12 Stunden im Bett 82,60 % è Schlafdauer und Schlafperioden WB 3 45,0%-75,0% Mehr als 12 Stunden 6,10 % Liegezeit im Bett % annähernd gleich (mehr als 14 Std.) è Anteil mobiler BW und Liegezeiten nicht plausibel è„Umkehrung des Tag-NachtRhythmus" in beiden Gruppen èSchlafstörungen: settingunabhängig Zeichnungen Magdalena Czolnowska Tagesgestaltung Externe Zeitgeber Licht Körperliche Aktivität Zeichnungen Magdalena Czolnowska Schlafhygiene Tagesstruktur Soziale Aktivität Schlafhygiene • Frühaufsteher oder Langschläfer • Rituale • EZ • Pflegeabläufe in der Nacht • Umgebung: Ruhe, Dunkelheit Zeichnungen Magdalena Czolnowska Körperliche Aktivitäten • Abendgestaltung: Vorbereitung für Nacht • Schlafrituale kennen und einsetzen: Puppe/Teddybär im Bett, Nachtlicht, Einschlafmusik, Geschichte erzählen, wichtige Gegenstände in Reichweite des Bettes haben z.B. Schlüsselbund • Umgebungsgestaltung: gewohnter Bettausstieg, Bett vorwärmen, Rolladen geschlossen oder Spalt offen lassen • Wärmehaushalt beachten: Wollsocken, Wärmflasche, warme Krischkern- oder Hirsesäckchen Zeichnungen Magdalena Czolnowska Film: Wer rastet, rostet Zeichnungen Magdalena Czolnowska Blumenpflege-Studie Aktivitätshindernisse • Bewegung • Soziale Kontakte èVerringerung Tagschlaf èVerbesserung Nachtschlaf èErhöhung Schlafeffizienz èPositive Wirkung: Agitation Zeichnung: Magdalena Czolnowska Lee und Kim 2008 Soziale Aktivitäten Konzeptarbeit Ziele für die aktive Tagesgestaltung Ziele der Nachtpflege • Der „Gute Schlaf“ der Bewohner/-innen ist das oberste Pflegeziel. Ungestörten Schlaf trotz Pflegehandlungen gewährleisten • Mitarbeiter/-innen verhalten sich leise • Nachtlicht nutzen bei pflegerischen Handlungen im Bewohnerzimmer • Eine BW-Lagerung langsam anbahnen (BW ansprechen, Initialberührung, Information, pflegerische Handlung, Abschied) Maßnahmen für nachtaktive Bewohner/-innen • Getränke und Speisen anbieten • Alternative Schlaforte wie Sofa etc. sind ok Film: Das Herz wird nicht dement Zeichnungen Magdalena Czolnowska Eine Frage Was bewegt Familien, ihren demenzerkrankten Angehörigen ins Heim zu bringen? 1. 2. 3. 4. 5. „Er ist nicht mehr der, den wir kannten.“ „Er sieht Menschen, die nachts durch sein Zimmer laufen.“ „Er nässt regelmäßig ein.“ Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! Die Filme finden Sie unter: http://www.modellprojektdemos.de/ergebnisse/kurzfilme-demos/ Ausgabe Dess_orientiert: Licht http://www.demenzsupport.de/Repository/dessjournal_1_2010_k orr_Licht.pdf „Er wandert nachts durch alle Räume.“ „Er isst nicht regelmäßig.“ Punkt 4: Verhaltensstörung bedingt durch Schlafstörung, die auch die Gesundheit von Angehörigen angreift Bernd Ibach Kontakt: Weitere Publikationen und Informationen: http://www.demenz-support.de/home Foto: www.modellprojekt-demos.de [email protected] 0711-99 787 13