Kinematik und Dynamik (Mechanik II) - Prof. Popov SoSe 2015, KW 26 Seite 1 Schwerpunkt- und Drallsatz, Arbeitssatz für Starrkörpersysteme Version vom 12. Juni 2015 10. Tutorium Tutorium 92. Die Stange m1 gleitet ohne Reibung an der linken Wand ab. Zwischen der Stange und dem Rad m2 wirkt das konstante Reibmoment MR . Bestimmen Sie mit Hilfe des Arbeitssatzes die Geschwindigkeit des Punktes A zu dem Zeitpunkt, an dem die Stange genau waagerecht ist. Dabei soll angenommen werden, daß der Punkt A mit der Wand in Kontakt bleibt. B 1 Geg.: r, L, g, m1 , J1S = 12 m1 L2 , m2 , J2B = 12 m2 r2 , MR = konst., Anfangsbedingungen: ϕ(0) = π6 , ϕ̇(0) = 0 110. Auf einem keilförmigen starren Körper der Masse M , der y sich reibungsfrei längs der x-Achse bewegen kann, rollt im x Schwerefeld eine homogene zylindrische Walze der Masse m und des Radius b. Am Keil wirkt dabei eine konstante Kraft F in dessen Bewegungsrichtung. F (a) Ermittle die beiden Bewegungsgleichungen von M und m in x und ξ! (b) Wie groß müßte die Kraft F sein, damit die Walze relativ zum Keil in Ruhe bleibt? Geg.: M , m, F , β, b, g. B ξ g b m M β Kinematik und Dynamik (Mechanik II) - Prof. Popov SoSe 2015, KW 26 Seite 2 Schwerpunkt- und Drallsatz, Arbeitssatz für Starrkörpersysteme Version vom 12. Juni 2015 Hausaufgaben r2 87. Zwei Massen sind über eine Rolle miteinander verbunden. (a) Für welche Werte des Haftreibbeiwertes µ0 kann sich die Masse m2 nach unten in Bewegung setzen? (b) Berechnen Sie unter Verwendung des Arbeitssatzes die Beschleunigung der Masse m2 . (c) Nachdem die Masse m2 am Boden auftrifft, bewegt sich die Masse m1 weiter und kommt an ihrem höchsten Punkt zum Stillstand. Welchen Weg L hat die Masse m1 insgesamt zurückgelegt? m1 α ΘS 111111111111111r 000000000000000 000000000000000 111111111111111 000000000000000 111111111111111 000000000000000 111111111111111 m 000000000000000 111111111111111 µ, µ 000000000000000 111111111111111 000000000000000 111111111111111 000000000000000 111111111111111 g h 000000000000000 111111111111111 000000000000000 111111111111111 000000000000000 111111111111111 000000000000000 111111111111111 1 2 0 Tip: Arbeitssatz Geg.: m1 , m2 , ΘS , r1 , r2 , (µ0 ), µ, g, h, α 116. Auf einer Rolle ist ein Seil aufgewickelt. Der Zug dieses Seils sowie die Gleitreibung am Boden beeinflussen die Abwärtsbewegung der Rolle im Schwerefeld. Berechnen Sie die Geschwindigkeit des Schwerpunkts der Rolle abhängig von t, wenn der Schwerpunkt für t = 0 die Anfangsgeschwindigkeit v0 besitzt. (a) Geben Sie die kinematische Beziehung zwischen der Geschwindigkeit des Schwerpunkts ẋ und der Winkelgeschwindigkeit ϕ̇ an. Seil g ϕ, ϕ̇, ϕ̈ r m, ΘS x, ẋ, ẍ Rutschen mit µ α (b) Bestimmen Sie die Bewegungsdifferentialgleichung für die Koordinate x(t). (c) Was muss für µ gelten, damit die Geschwindigkeit ẋ mit der Zeit größer wird, wenn für den Neigungswinkel gilt: 0 < α < 12 π? Geg.: r, µ, α, g, m, Massenträgheitsmoment bezogen auf den Schwerpunkt ΘS = Anfangsgeschwindigkeit ẋ(t = 0) = v0 . 1 2 mr2 , Kinematik und Dynamik (Mechanik II) - Prof. Popov SoSe 2015, KW 26 Lösungshinweise Seite 1 Schwerpunkt- und Drallsatz, Arbeitssatz für Starrkörpersysteme Version vom 12. Juni 2015 Tutorium Werte am Ende: π 2 = |Lϕ˙2 sin ϕ2 | = Lϕ˙2 1 = vA2 L L 1 = ϕ˙2 = vA2 2 2 = Lϕ˙2 cos ϕ2 = 0 L = ϕ˙2 cos ϕ2 = 0 r L L = sin ϕ2 = r r ϕ2 = Aufgabe 92 vA2 Arbeitssatz: ⇒ ϕ̇2 T2 + U2 − T1 − U1 = Ŵ12 (1) vS2 vB2 kin. und pot. Energie am Anfang: T1 = 0 , U1 = m1 gyS ψ˙2 (2) ψ2 kin. und pot. Energie am Ende: 2 1 1 1 1 m1 vS2 2 + J1S ϕ˙2 2 + m2 vB2 2 + J2B ψ˙2 2 2 2 2 U2 = 0 T2 = Kinematik: (6) (7) xB = L sin ϕ yB = 0 (8) (9) (5) S ψ y B eξ = ex cos β − ey sin β ⇒ xS = (10) ẋS (11) ⇒ vS ẋ2B ⇒ vB = + 2 ẏB = ẋB = Lϕ̇ cos ϕ ⇒ vA = |ẏA | = Lϕ̇ sin ϕ L vB = ϕ̇ cos ϕ ⇒ ψ̇ = r r L ψ = sin ϕ (mit ϕ = 0 ⇔ ψ = 0) r (12) π 6 1L L ψ1 = sin ϕ1 = r 2r √ L π 3 yS1 = cos = L 2 6 4 (28) (29) (30) (14) S N1 β eξ H X X MS (33) S L = Θ ωez (34) M S = −beη × Heξ (35) S ⇒ Θ ω̇ = H b (36) Schwerpunktsatz: mẍI = Heξ + N1 eη − mgey H (17) N1 F (37) Schwerpunktsatz: M ẍII = F ex + N2 ey (18) M g N2 (21) S L̇ = eξ (16) (20) (32) S (15) (19) (31) mg (13) eη Drallsatz: eη ω Werte am Anfang: ϕ1 = (27) Wir verwenden zwei um den ey Winkel β gegeneinander gedrehte Vektorbasen ex , ey , ez und eξ , ex eη , ez . ez eη = ex sin β + ey cos β ẏS (26) (a) x yS (25) Aufgabe 110 ϕ 1 L (xA + xB ) = sin ϕ 2 2 L = ϕ̇ cos ϕ 2 1 L = (yA + yB ) = cos ϕ 2 2 L = − ϕ̇ sin ϕ 2 q L = ẋ2S + ẏS2 = ϕ̇ 2 q (24) √ 1 1 1 1 1 3 m1 v A 2 2 + m1 L2 2 vA2 2 − m1 gL 2 4 2 12 L 4 π π 1L = −MR − + 2 6 2r r MR 3√ L ⇒ v A2 = 3gL − 2π + 3 2 m1 r (4) A xA = 0 yA = L cos ϕ (23) alles eingesetzt in (1): (3) Arbeit des Reibmoments: W12 = −MR ϕ2 + ψ2 − (ϕ1 + ψ1 ) (22) − Heξ − N1 eη − M gey (38) Der Drallsatz liefert eine Aussage über den Kraftangriffspunkt der resultierenden Normalkraft N2 (wenn der Kraftangriffspunkt von F bekannt ist). Das interessiert hier nicht. Wir setzen voraus, dass sich der Klotz nicht drehen kann. Dann haben wir mit ẍI , ω und ẍII fünf kinematische und mit N1 , N2 und H drei dynamische Unbekannte. Kinematik und Dynamik (Mechanik II) - Prof. Popov SoSe 2015, KW 26 Lösungshinweise Seite 2 Schwerpunkt- und Drallsatz, Arbeitssatz für Starrkörpersysteme Version vom 12. Juni 2015 Hausaufgaben Kinematik: ξeξ S b Aufgabe 87 (a) A xI Es soll der Bereich des Haftreibungskoeffizienten µ0 bestimmt werden, für den eine Bewegung des Systems noch stattfindet. Die obere Schranke für den Haftreibungskoeffizienten ist gerade durch die Bedingung d O xII Bestimmung der Schwerpunktsgeschwindigkeiten und beschleunigungen: xII = xex + yey (39) ẋII = ẋex + ẏey = ẋex (40) ẍII = ẍex (41) xI = xII + d + ξeξ ˙ ẋ = ẋ + 0 + ξe (42) ¨ = ẍe + ξe ¨ ẍI = ẍII + ξe ξ x ξ (44) I II ξ H = µ0 N gegeben. Es gibt gerade noch Haften. Man kann daher statisch rechnen. 1. Freischneiden: m3 g x1 m1 g ϕ S1 S1 (43) Ax R, H Bestimmung von ω (bzw. ω̇) mit der Eulerschen Geschwindigkeitsformel: Punkt A auf der Rolle hat die Geschwindigkeit des Klotzes (v A = ẋII ). v S = v A + ωez × beη ẋI = ẋII − ωbeξ ˙ = −ωbe ẋI − ẋII = ξe ξ ξ 1 1˙ ω = − ξ , ω̇ = − ξ¨ b b S2 Ay N S2 y (45) x2 (46) x (47) m2 g (48) Impulssatz für m1 (im statischen Fall Kräftegleichgewicht) Eliminiere H aus Gl. (37) und (38) mit Gl. (36) und (48) und setze Gl. (41) und (44) ein: ΘS ¨ mẍ + m + 2 ξ cos β − N1 sin β ex . . . b S Θ ¨ . . . + − m + 2 ξ sin β − N1 cos β + mg ey = 0 (49) b ΘS ¨ M ẍ − 2 ξ cos β + N1 sin β − F ex . . . b S Θ ¨ ξ sin β + N cos β − N + M g ey = 0 (50) ... + 1 2 b2 0 = S1 − m1 g sin α − H 0 = N − m1 g cos α (54) (55) Der Impulssatz für die Rolle erlaubt die Berechnung der Lagerkräfte, an denen wir aber nicht interessiert sind. Deshalb wird für die Rolle nur der Drehimpulssatz angeschrieben (im statischen Fall Momentengleichgewicht): 0 = −S1 r1 + S2 r2 (56) 0 = m2 g − S 2 (57) Impulssatz für m2 : Das sind vier skalare Gleichungen. Eliminiere N1 und N2 und setze das Massenträgheitsmoment für einen homogenen Zylinder ΘS = 12 mb2 ein: 2. Gleichungssystem reduzieren: (m + M )ẍ + m cos β ξ¨ = F 3 m cos β ẍ + m ξ¨ = mg sin β 2 (51) (52) (b) Die Walze bleibt in Ruhe, wenn ξ˙ = ξ¨ = 0. In diesem Fall können wir aus den Gln. (51) und (52) ẍ eliminieren und F bestimmen: F = (m + M )g tan β (53) Aus Gl. (56) folgt S1 = r2 S2 . r1 (58) In Gl. (57) eingesetzt ergibt sich S1 = r2 m2 g . r1 In Gl. (54) eingesetzt ergibt sich r2 H=g m2 − m1 sin α . r1 (59) (60) Kinematik und Dynamik (Mechanik II) - Prof. Popov SoSe 2015, KW 26 Lösungshinweise Seite 3 Schwerpunkt- und Drallsatz, Arbeitssatz für Starrkörpersysteme Version vom 12. Juni 2015 Aus Gl. (55) erhalten wir N = m1 g cos α . (61) Damit sich die Masse m2 nach unten bewegt, muß demnach gelten µ0 ≤ r2 m2 − sin α r1 m1 1 . cos α (b) 1. Kinematische Beziehung: Aus ϕ= x2 x1 = r1 r2 (62) ẋ1 = 2. Arbeitssatz Auch der Arbeitssatz wurde bereits in Aufgabenteil (b) für die Bewegung vor dem Aufprall der Masse m2 aufgestellt. Im Moment des Aufpralls gilt x2 = h, und man erhält aus Gl. (64) die Geschwindigkeit von m2 genau im Moment vor dem Aufprall von m2 und daraus mit der kinematischen Beziehung die Geschwindigkeit der Masse m1 genau im Moment vor dem Aufprall von m2 . v u u m2 − m1 rr12 (µ cos α + sin α) v1 = u . (66) 2gh 2 t S m1 + m2 rr21 + Θr2 1 folgt für die Geschwindigkeiten ω = ϕ̇ = nur von der Seilkraft abgebremst wird. Diese ist positiv (Seil gespannt), solange die Beschleunigung von m1 nach links gerichtet ist. ẋ2 r2 Nun kann man noch den Arbeitssatz vom Moment des Auftreffens von m2 bis zum Erreichen des höchsten Punktes von m1 aufstellen: ΘS 1 m1 + 2 v12 −s2 µm1 g cos α = m1 gs2 sin α − 2 r1 r1 ẋ2 r2 2. Arbeitssatz vom Ausgangszustand ( · )0 bis zu einem Zustand zum Hierbei bezeichnet s2 den vom Moment des Auftreffens Zeitpunkt t lautet W (t) = T (t) + U (t) − (T0 + U0 ), wo- von m2 bis zum bis zum Erreichen des höchsten Punktes bei W die Arbeit der nichtkonservativen Kräfte ist. Die von m1 zurückgelegten Weg. Damit ergibt sich Reibkraft µN = µm1 g cos α (vgl. Gl. (61)) hat bis zum m2 r1 ΘS − (µ cos α + sin α) 1 + 2 m r m r 1 2 1 1 aktuellen Zustand zur Zeit t die folgende Arbeit geleistet: . s2 = h 2 m2 r2 ΘS (µ cos α + sin α) 1 + m1 r1 + m1 r2 r1 1 W (t) = −x1 (t)µm1 g cos α = −x2 (t) µm1 g cos α (63) r2 Die gesuchte Rutschlänge ist L = s1 + s2 : Der Arbeitssatz lautet dann: − r1 µm1 g cos αx2 (t) r2 ! 2 1 r1 ΘS = m1 + m2 + 2 ẋ2 (t)2 2 r2 r2 r1 + m1 sin α − m2 gx2 (t) r2 L=h (64) Aufgabe 116 S mg cos α ẍ2 = g 1− 1+ m1 m2 Momentanpol x Da die Beschleunigung ẍ2 gesucht ist, wird der Arbeitssatz nach der Zeit abgeleitet. Solange sich die Masse nach unten bewegt, gilt ẋ2 6= 0, und man erhält das gesuchte Ergebnis m 1 r1 m 2 r2 m2 m1 r1 r2 (µ cos α + sin α) + m1 r12 + ΘS m1 (m1 r12 + m2 r22 + ΘS )(µ cos α + sin α) ΘS ϕ̈ mg sin α mẍ (sin α + µ cos α) . 2 r1 ΘS + 2 r2 m2 r 2 R (c) 1. Kinematische Beziehung: Man muß im folgenden zwei Zeitbereiche unterscheiden: vor dem Aufprall von m2 und nach dem Aufprall. Vor dem Aufprall gelten die kinematischen Beziehungen aus Aufgabenteil (b). Wenn m2 aufschlägt, hat m1 die Strecke s1 zurückgelegt: r1 (65) s1 = h . r2 Die Beziehung zwischen x1 und x2 gilt nur bis zum Aufschlag von m2 , die zwischen x1 und ϕ dagegen darüber hinaus, weil die Rolle sich reibungsfrei dreht und deshalb N (a) ẋ = rϕ̇ ⇒ ẍ = rϕ̈ (67) (b) dynamisches Gleichgewicht nach d’Alembert und Coulombsche Reibung: X F ր: N − mg cos α = 0 (68) Coulomb: X F ց: R = µN −mẍ + mg sin α − S − R = 0 (69) (70) Kinematik und Dynamik (Mechanik II) - Prof. Popov SoSe 2015, KW 26 Lösungshinweise Seite 4 Schwerpunkt- und Drallsatz, Arbeitssatz für Starrkörpersysteme Version vom 12. Juni 2015 (68), (69) in (70) einsetzen liefert: mẍ = mg sin α − S − µmg cos α S ẍ = g(sin α − µ cos α) − m (71) (72) Drehimpulssatz bezogen auf S: ΘS ϕ̈ = r(S − R) (73) (67),(68),(69) in (73): ΘS ẍ = rS − rµmg cos α r ΘS ẍ S = 2 + µmg cos α r (74) (75) (75) in (72): ẍ = g(sin α − µ cos α) − ẍ = ΘS ẍ − µg cos α mr2 g(sin α − 2µ cos α) 1+ (76) (77) ΘS mr 2 ΘS = 21 mr2 in (77): g(sin α − 2µ cos α) 1 + 21 2 = g(sin α − 2µ cos α) = konst. in t 3 2 ẋ = g(sin α − 2µ cos α)t + v0 3 (78) ẍ = | Z ( · )dt (79) (80) (c) sin α − 2µ cos α > 0 ⇒ µ < 1 tan α 2 Grenzwert: µ= 1 tan α 2 (81)