Update - Asthmatherapie bei Kindern (Peter Voitl 09.2012)

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Update - Asthmatherapie
Update - Asthmatherapie bei Kindern
P. Voitl
25.9.2012
Schulärzte-Fortbildung
Update - Asthmatherapie
Wichtige Hinweise auf
Asthma bronchiale
• Asthma bronchiale ist der klinische Ausdruck einer
chronischen Entzündung der Bronchialschleimhaut.
• Pfeifende oder keuchende Atemgeräusche mit/ohne
Husten, Gefühl der Brustenge.
• Besonders nachts und/oder bei Anstrengung.
• Familienanamnese
25.9.2012
Schulärzte-Fortbildung
8
Update - Asthmatherapie
Ist chron. Husten gleich Asthma?
• Bronchiale Hyperreagibilität
• Kinder mit chronischem Husten ohne Giemen/Wheezing
haben später nicht häufiger Asthma als Kinder ohne Husten
• Chronischer Husten ist keine Indikation für
bronchodilatatorische oder entzündungshemmende Therapie
25.9.2012
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Differenzierung von
Husten
…nach den Leitlinien N7 der Deutschen Gesellschaft für
Kinder- und Jugendmedizin
Husten
Akuter Husten
(< 2 Wochen)
Trockener Husten
(nicht produktiv)
Subaktuer Husten
(2-4 Wochen)
Schleimiger Husten
(produktiv)
Chronischer Husten
(>4 Wochen)
Trockener Husten
(nicht produktiv)
Schleimiger Husten
(produktiv)
25.9.2012
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Update - Asthmatherapie
Diagnostik bei chronischem
Husten
Röntgenthorax + Spirometrie
normal
Differentialdiagnosen:
• Postinfektiös
• Sinubronchiales Syndrom
• Reflux
• Funtionelle Störungen
• Chronische inhalative Noxen
• Medikamente (Beta-/ACE-Blocker)
Beurteilung von Risikofaktoren für
folgende Krankheitsbilder
Kardiale
Ursachen
• Echo
• Herz-Katheter
Chronische/
seltene Infekte
• Serologie
• HNO- Untersuchung
• Breischluck
• pH-Metrie
abnormal
Interstitielle
Lungekrankheiten
Reversible
Atemwegsobstruktion
Asthma
• HR-CT
• Biospsie
Aspiration
• Breischluck
• Mantoux-Probe
• Bronchoskopie/Lavage
• Bronchosk.
• Videofluorosk.
25.9.2012
• pH-Metrie
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Therapieoptionen
 Symptomatische Therapie
 Bronchodilatation
 Antiinflammatorisch
 Kausale Therapie
 SLIT / SCIT
 Allergieberatung
 Zukünftige Strategien
 Individuelle Therapieformen (Mepolizumab, Lebrikizumab)
 Anti-IgE-Antikörper Omalizumab (Xolair®) ab 12 Jahren
25.9.2012
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Therapieziele









Reduktion der asthmabedingten Letalität
Minimale (idealerweise keine) chronischen Symptome
Minimale Exazerbationsrate
Keine Notfallaufnahmen
Minimaler (idealerweise kein) Bedarf an kurzwirksamen ß2Agonisten
Keine Einschränkungen im Alltag, auch bei sportlicher Betätigung
PEF Variabilität < 20%
(Annähernd) Normale PEF
Minimale (oder keine) Nebenwirkungen der Medikamente
Auszug aus den GINA „Global Initiative for Asthma“ Workshopreport, 2002
25.9.2012
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Therapieoptionen
Despite the availability of effective treatment, the
current use of medications in children with asthma is
suboptimal.
Medication Use in Children with Asthma: Not a Child Size Problem.
Grover C, J Asthma. 2011 Oct 21.
25.9.2012
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Leitliniengerechte Therapie
• GINA (Global Initiative for Asthma) Leitlinien
–
–
–
–
Klassifizierung nach Schweregrad
4 Schweregrade, 5 Therapiestufen
Schweregrad erlaubt keinen Rückschluss auf Ansprechen
Nach erfolgreicher Kontrolle Reduktion erst nach Stabilisierung
25.9.2012
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Schweregrad
Symptome
Seltenes
episodisches Asthma
Episoden seltener als
alle 6 Wochen
Betamimetika bei
Bedarf
Lungenfunktion
episodisch obstruktiv
(bei wiederholten
Messungen)
Anti-inflammatorische
Therapie plus
Betamimetika bei
Bedarf
Episoden häufiger als
alle 6 Wochen
Lungenfunktion
normal oder
obstruktiv
Anti-inflammatorische
Therapie plus
Betamimetika bei
Bedarf
Dauernde
Beschwerden
Lungenfunktion
obstruktiv
Anti-inflammatorische
Therapie plus
Betamimetika bei
Bedarf
II
Persistierendes
Asthma
Therapie
Lungenfunktion
normal
I
Häufiges
episodisches Asthma
Lungenfunktion
III
F. Eitelberger, Aktuelle Therapie des Asthma bronchiale
im Kindes- und Jugendalter 2006
25.9.2012
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Programm für nationale
Versorgungsleitlinien 2009
25.9.2012
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Leitliniengerechte Therapie
Bei Patienten mit schwerem Asthma bronchiale, die bereits mit relativ
hohen Dosen inhalativer Kortikosteroide und Beta-2-Mimetika, z.T.
auch mit oralen Kortikosteroiden behandelt werden, hat eine
Zusatztherapie mit Montelukast keinen signifikanten zusätzlichen
therapeutischen Effekt.
D. S. Robinson et al. Lancet 2001
25.9.2012
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Leitliniengerechte Therapie
Wenn Leitlinien zur Behandlung des Asthma bronchiale im Kindesalter
die langfristige regelmäßige Inhalation von LABA empfehlen,
übernehmen sie die (umstrittene) Evidenz bei Erwachsenen und
übertragen sie ungeprüft auf Kinder.
Bisgaard, H., und Szefler, S.: Lancet 2006, 367, 286
25.9.2012
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Inhalationstechnik
MDI mit Spacer
Vernebler
Trockeninhalation
25.9.2012
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Inhalationsmodi nach Lebensalter
bis 2 MDI Spacer Maske +++
MDI Spacer
+
MDI
meiden
Düsenvernebler +
Trockeninhal
‐
Jahre
2 bis 5
ab 6 ++
+
+++
++
meiden
meiden
+
‐
gelegentlich +++
25.9.2012
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Inhalationstechnik
•
Patienten sollen eine Einweisung in die korrekte
Arzneimittelanwendung und Inhalationstechnik erhalten.
•
Die korrekte Arzneimittelanwendung sowie Inhalationstechnik sollen
regelmäßig überprüft werden.
•
Für Kinder bis zu fünf Jahren sollten für die Inhalation von Beta-2Sympathomimetika oder Corticosteroiden Aerosole mit Spacer
bevorzugt werden.
•
Eine Gesichtsmaske (cave: Leck) soll nur so lange angewendet
werden, bis ein Kind nachweislich durch das Mundstück eines Spacers
atmen kann.
25.9.2012
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Therapie allergisches Asthma
•
SCIT – subcutane Immuntherapie
•
SLIT – sublinguale Immuntherapie
•
Allergenkarenz
25.9.2012
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SLIT
WAO Leitlinien
•
Es wurde eine Vielzahl von gut angelegten, randomisierten,
klinischen Versuchen zur sublingualen Immuntherapie veröffentlicht.
•
Die hoch dosierte sublinguale Allergen-Immuntherapie ist bei
sorgfältig ausgewählten Patienten mit Rhinitis, Konjunktivitis
und/oder Asthma, die entweder durch Pollen-oder
Hausstaubmilben-Allergie verursacht wurde, wirksam.
•
Randomisierte klinische Versuche haben bestätigt, dass die
sublinguale Allergen-Immuntherapie sowohl bei Erwachsenen als
auch bei Kindern ab 5 Jahren sicher ist.
25.9.2012
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Sicherheitsprofil
Häufigste Nebenwirkungen, die während der Behandlung auftraten (Auftreten  5%)
% 100
Placebo n=156
90
80
Patienten
70
100 IR
n=157
300 IR
n=155
500 IR
n=160
60
50
40
30
20
10
0
Juckreiz im Ohr



Mundödem
Juckreiz im Mund
Zungenödem
Reiz in der Kehle
SLIT wurde allgemein gut vertragen
Die meisten Nebenwirkungen waren mild bis mäßig und brauchten keine medizinische
Intervention
Es wurden keine ernsthaften systemischen Ereignisse beobachtet
25.9.2012
Referenz
Didier A et al. JACI 2007
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Therapieprobleme
 Compliance
 30%
 In klinischen Studien 50%
 Adäquate Therapie
 Leichtes Asthma oft übertherapiert
 Schweres Asthma oft untertherapiert
 “Verniedlichungs-Diagnosen“
 Viele Patienten NICHT ausreichend kontrolliert
25.9.2012
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Therapieprobleme
 Von den 6–8-Jährigen Kindern gaben 9,9 % an, pfeifende oder
keuchende Atemgeräusche in den vergangenen 12 Monaten gehabt
zu haben, von den 12–15-Jährigen Jugendlichen waren es
11,9%.(Dorner, österr. Allergiebericht 2006).
•
•
•
Diagnose Asthma 1,7% (Wiener Gesundheitssurvey 2006)
Diagnose Schularzt 2,3 – 4 % (2000)
Diagnose Stellungspflichtige 2,7% (2008)
25.9.2012
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AIRE Umfrage
Asthma Insight and Reality in Europe
In den letzten 12 Monaten
• 63% der Befragten fühlen sich in ihren täglichen Aktivitäten eingeschränkt
• 17% der Erwachsenen haben Fehlzeiten am Arbeitsplatz
• 43% Versäumnisse der Schule bei den befragten Kind
Nur 5,1% der Befragten erfüllen alle Kriterien
einer optimalen Asthma-Kontrolle
In den letzten 4 Wochen
• 63% verwendeten kurzwirksame ß2-Agonisten
• 23% verwendeten inhalative Glukokortikoide
Auszug aus Rabe et al, Eur Respir J 1999
25.9.2012
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Prevalence of asthma control in Europe
Asthma control in Europe has not significantly improved and control of the
disease is still low in view of disease guidelines
Demoly P, Prevalence of asthma control among adults in France,
Germany, Italy, Spain and the UK; Eur Respir Rev 2009 18:105-112
25.9.2012
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Therapieprobleme - Compliance
•
Monotherapien kaum möglich
•
Komplizierte Dosierregime - verschiedene Inhalatoren
•
Geringe COMPLIANCE der Patienten
- speziell bei inhalativen Glukokortikoiden
• Keine spürbare Wirkung
• Steroidangst
- Verwechslung von Medikamenten
•
Komplementärmedizinische Therapieversuche
•
Zeitaufwändige Beratung!
25.9.2012
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Therapiekosten
Quelle: WGKK
25.9.2012
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Therapiekosten
Quelle: Arzneimittelkommission der deutschen
Ärzteschaft, Juni 2011
25.9.2012
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Therapiekosten
Quelle: Arzneimittelkommission der deutschen
Ärzteschaft, Juni 2011
25.9.2012
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Therapiekosten
Pädiatrische Allergologie · 13 · 2/2010
25.9.2012
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Überlegungen
aus extramuraler Sicht
• Nachschulung
– Firmenunabhängig
– Kooperation intra- extramural möglich?
• Zeitintensive Betreuung
– Dzt. keine Honorierung seitens der SV
– Einschulung fremdsprachiger Patienten
25.9.2012
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Physiologische Infektanfälligkeit
daher werden als normal erachtet:
– bis zu 10 fieberhafte Infekte pro Jahr beim
Kindergartenkind
– verschiedene Lokalisationen und unkomplizierter
Verlauf von Infekten
– meist virale HNO- oder Atemwegsinfekte ohne
Antibiotikabedarf
– rasches Ansprechen auf eventuell nötige
Antibiotikatherapie.
25.9.2012
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Update - Asthmatherapie
Pathologische Infektanfälligkeit:
12 Warnhinweise für einen Immundefekt
1.
2.
3.
4.
5.
Positive Familienanamnese für angeborene Immundefekte
acht oder mehr eitrige Mittelohrentzündungen pro Jahr
zwei oder mehr schwere Nebenhöhlenentzündungen pro Jahr
zwei oder mehr Lungenentzündungen innerhalb eines Jahres
Infektionen mit „normalen“ Keimen aber besonders schwerem Verlauf; Antibiotikatherapie über
zwei Monate pro Jahr ohne Effekt.
6. schwere Impfkomplikationen
7. Gedeihstörung im Säuglingsalter, ev. mit chronischen Durchfällen
8. Eiteransammlungen tief unter der Haut oder in inneren Organen
9. zwei oder mehr systemische oder schwere bakterielle Infektionen (zB. Sepsis, Osteomyelitis,
Meningitis) im Leben,
10. Hartnäckige Pilzinfektionen an Haut und Schleimhäuten (Candida) nach dem ersten Lebensjahr
11. bei kleinen Säuglingen: chronische Hautrötung am ganzen Körper, insbes. an Handflächen und
Fußsohlen (V.a. Graft-versus-Host-Erkrankung)
12. Wiederkehrende Infektionen mit sogenannten „atypischen Mykobakterien“
25.9.2012
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