Wie stehen Konsens, Konflikt und Verfassung zueinander? Die Verfassung regelt und beschreibt sowohl Konsens als auch Konflikt: Den Konsens inhaltlich sowie den Konflikt formell. Die Verfassung selber besteht aus dem Grundkonsens (Artikel 1 bis 20), welcher unveränderbar ist, als auch dem veränderbaren, konfliktorientierten Rest. Warum ist ein Konsens notwendig? Hat eine Gesellschaft keine festgelegte innere Ordnung, so ist sie anarchisch. Daher gibt es ein verfassungsmäßigen Konsens über die Ordnung und Gerechtigkeit in dem Staat. Die politische Herrschaft wird über den Grundkonsens also legitimiert, denn nur durch die Einführung von Ordnung und Gerechtigkeit wird ein Individuum den Gesellschaftsvertrag eingehen. Wie unterscheiden sich die beiden „Grundmuster“ Entscheidung über den Konsens? Pluralistisch, konfliktorientiert für die Einheitlich, totalitär Interessensvielfalt Interessenseinheit Prozess- und Formbeschreibung, aber kaum inhaltliche Einschränkungen (keine Wahrheitsfindung) inhaltliche Festlegung (oder zumindest Festlegung der Quelle des Inhalts) auf die Wahrheit Freiheit im Rahmen der Grundrechte Freiheit für alle durch Umsetzung der Wahrheit Verfassungsmäßige Konkretisierung beider Grundmuster Pluralistisch Einheitlich Es gibt viele Parteien, die eine Mehrheit suchen (und somit nicht die Wahrheit als Ziel haben) Es gibt eine Partei, welche die Wahrheit findet („Die Partei hat Recht“). Es gibt ein hohes Maß an Grundrechten. Alles gilt unter Wahrheitsvorbehalt – damit hat der Machthaber unumschränkte Gewalt. Was bedeutet die Mehrheitsregel in der deutschen Verfassung für den Grundkonsens? Die Mehrheit kann über den Grundkonsens hinaus die Politik mit Inhalten füllen, kann jedoch die verfassungsgegebenen Vorgaben nicht überschreiben: Der Minderheitenschutz darf nicht umgangen werden. Warum ist die Verfassung zwar historisch und langfristig, aber nicht unabänderlich? Der Grundkonsens wird nur so lange akzeptiert, wie er legitimiert erscheint. Dies ist nicht möglich, wenn man ihm nicht widersprechen kann: Eine unabänderbare Verfassung wird zwangsnotwendigerweise langfristig durchbrochen werde und somit die Gültigkeit verlieren. Dennoch sind die Werte (etc.) sinnvoll und sollten aufrechterhalten werden, um Stabilität zu sichern. Im Grundgesetz gibt es eine Zweiteilung: ein unabänderbarer Kern (bis Artikel 20) sowie ein veränderbarer Rest. Warum führen Verfassungsbestimmungen zu politischen Auseinandersetzungen, und welche Problemlösungen gibt es? Jede Partei wird immer anhand der machtvollsten Instanz argumentieren, und dies ist die Verfassung. Damit ist diese automatisch Ziel von Interpretationen. Weiterhin sind die meisten Verfahrensartikel in der Verfassung offen gehalten, d.h. es handelt sich nur um Rahmenvorgaben: Sie sind auf Interpretierbarkeit angelegt.