Gründungstext des europäischen Bundes alter ekolo für ein anderes Europa, angenommen in Lüttich am 23. Oktober 2005 alter.ekolo.org Aufruf an die europäischen Umweltaktivisten und Grünen für ein ökologisches, solidarisches und "anders globalisierendes" Europa Wir sind Europäer, Umweltaktivisten und "Anders-Globalisierer". Die Europäische Union, wie sie heute ist, errichtet im Prinzip das, wogegen die Umweltaktivisten sich immer geschlagen haben. Sie legitimiert den Produktivismus, indem sie sich Kreislaufsystemen und jeder wirtschaftlichen und sozialen Alternative widersetzt. Die Umweltaktivisten können nicht mit gutem Gewissen ohne Stimme bleiben. Das Dogma des Wachstums um des Wachstums Willen verträgt sich nicht damit, dass wir gerade dieses herrschende Entwicklungsmodell in Frage stellen. Angesichts der globalen Erwärmung, der Verschwendung im Bereich der Energie, der intensiven Landwirtschaft, der Vermarktung des Wassers, der Erde, der Luft, der Bildung, der Gesundheit und der Kultur ist es unverantwortlich, es einfach geschehen zu lassen. Die Plünderung der Ressourcen des Südens zugunsten des Nordens, der Ausschluss und die Marginalisierung von ganzen Kontinenten, die ethnischen und religiösen Konflikte, die durch die liberale Globalisierung verursacht wurden, verseuchen die Welt. Unsere Konzeption der Ökologie, eine Ökologie des gesellschaftlichen Wandels, steht der Flickschuster-Ökologie gegenüber. Wir müssen uns entscheiden: ist das erste Ziel, Abgeordnete zu haben, die klassische rechte oder linke Politik begleiten und ein wenig Chlorophyll auf eine Welt gießen, die in Richtung Abgrund geht, oder die Welt zugunsten aller zu verändern? Im Verlauf der Debatte über den europäischen Verfassungsvertrag, dort, wo er stattfinden konnte und durfte, haben sich diese zwei Konzeptionen bekämpft, wie sie sich auch in den Reihen der grünen Parteien bekämpfen. Ist denn nur eine einzige Politik möglich: die den Liberalismus begleiten würde, indem sie ihn in der Marge grün färben würde? Gibt es nur eine Gesellschaftsalternative, jene der grenzlosen Globalisierung unter der Fuchtel der NATO? Gibt es nur ein mögliche Wahl, und zwar der Vermarktung des ganzen Lebens unter Missachtung der Ethik und der kommenden Generationen? In dieser unerträglichen Welt muss Europa eine andere Politik für ein anderes Entwicklungsmodell vorschlagen. Damit es nicht zu einer politisch machtlosen Freihandelszone verkommt, muss etwas geschehen. Das Nein zur europäischen Verfassung ist das Ergebnis einer dreifachen Krise: die der Wirtschafts- und Finanzpolitik, die des Projektes selbst und die der demokratischen Vertretung, also des Bruchs zwischen den Führungseliten und dem Volk. Angesichts dieser dreifachen Krise müssen die Grünen Vorschläge an die Gesellschaft machen. Denn Europa weiß nicht mehr, was es will, was es ist und wo es hingeht. Es wird kein politisches Europa geben, wenn es nicht auch sozial und ökologisch ist; da muss man den Anfang machen. Die Debatte über den Inhalt des Verfassungsvertrages liegt nicht hinter uns, denn wir müssen daraus die Konsequenzen für die grünen Ziele ziehen. Die Feststellung, dass der Verfassungsvertrag endgültig zu den Akten gelegt worden ist, muss zu einer Debatte führen, in der die Grundlagen der Union neu definiert werden, damit sie in demokratischerer Form neu gegründet wird. Wir wollen eine demokratische Beteiligung an der konstituierenden Debatte und eine GEWÄHLTE konstituierende Versammlung. Wir wollen eine echte Verfassung, die nicht von politischen Inhalten, sondern nur von Werten handelt, von Menschen- und Grundrechten und von demokratischen Spielregeln. Wir wollen eine Verfassung, die den Vorrang des Grundsatzes des Allgemeinwohls vor dem Recht auf Wettbewerb anerkennt, wir wollen eine Verfassung, die den Vorrang des Vorsorgeprizips vor produktivistischer Misswirtschaft anerkennt. Wir wollen Institutionen, die den Grundkriterien jeder Demokratie entsprechen: Gewaltenteilung, Transparenz von Entscheidungsprozessen, ein Parlament, das die Macht hat, Gesetze einzubringen, über Einnahmen und die Ausgaben abzustimmen, die Exekutive zu sanktionieren und die Verwaltung, die Wahl der Politik und die Teilnahme an den internationalen Verhandlungen zu kontrollieren. Die Verfassung muss revidierbar sein. Weil wir kein Europa à la carte wollen, wollen wir, dass Europa der Bürger sich ihrer selbst bewusst wird. Deshalb muss die Verfassung von einer zu diesem Zweck gewählten Versammlung verfasst und angenommen werden. Sie soll durch eine Volksabstimmung ratifiziert werden, die am einem einzigen Tag abgehalten wird in allen Ländern, die im Prinzip dazu gehören wollen. Regionale Ausrichtung der Wirtschaft, Umverteilung von Reichtum und Arbeitszeit, Neuorientierung der Produktion und der Industrie, Interventionsrecht der Bürger und Lohnabhängigen auf das Management von Betrieben und öffentlichen Diensten. Legalisierung des Initiativrechtes für die Bürger, das sie sich soeben erstritten haben, Garantie an die am meisten benachteiligten Volksschichten für die Ausübung ihres Rechtes, würdig zu leben, Verleihung der vollen und ganzen Staatsbürgerschaft an alle europäischen Einwohner. Das sind einige Wege, die zu einem anderen Europa führen würden. Ab jetzt führt jede europäische Konstruktion über die Ausarbeitung eines Vertrages für ein soziales und ökologisches Europa. Darin sollen starke Garantien enthalten sein in Bezug auf die Sozialversicherung, die Festschreibung der öffentlichen Dienste und Bekämpfung von Diskriminierung, sowie gegen die galoppierende Verschlechterung unserer Gesellschaft. Sie sollte harmonisierte Steuervorschriften umfassen, sowie Werkzeuge zur Wirtschaftsregulierung, um dieses Projekt und die Unterordnung der Europäischen Zentralbank unter die demokratische Kontrolle zu verwirklichen. Um Europa zu retten haben viele von uns gewagt, nein zu sagen. Einige haben ja gesagt. Die Mehrzahl konnte ihre Meinung gar nicht erst äußern. Wie dem auch sei, das französische und das niederländische Nein machen es ab jetzt unmöglich, Europa über die Köpfe der Bürger hinweg zu machen. Um ein Europa zum Leben zu erwecken, das unseren Wünschen entspricht, wollen wir von alter ekolo der Gesellschaft das Wort erteilen, um eine politische Union der europäischen Bürger zu bauen, ein Europa des Gemeinwohls. alter ekolo für ein anderes Europa hat die folgenden Zielsetzungen: Ein Netzwerk von grünen und umweltbewussten Europäern für eine antiliberale und antiproduktivistische Alternative aufzubauen. Am Aufbau eines anderen, umweltbewussten, anders globalisierenden und solidarischen Europa zu arbeiten. Zu brechen mit der Flickschusterökologie, um eine politische Ökologie der Umwandlung aufzubauen. Zur Demokratisierung Europas und seiner Institutionen beizutragen. Jede Aktion und Kampagne in Verbindung mit diesen Zielsetzungen auf europäischer Ebene in Netzwerk zu organisieren.