Am 28. November wird der französische Ethnologe Claude Lévi-Strauss einhundert Jahre alt Mit „Traurige Tropen“ schrieb er ein Standardwerk über die indigenen Völker Brasiliens Der Begründer des Strukturalismus lehrte Soziologie an der Universität von Sao Paulo Copy Kein Werk des 20. Jahrhunderts hat der Welt die Lebensproblematik der indigenen Völker Brasiliens so nahe gebracht wie „Traurige Tropen“. 1955 veröffentlichte Claude Lévi-Strauss, der am 28. November 100 Jahre alt wird, sein publikumswirksamstes Buch, mit dem er durch langjährige Feldforschung die Grundlage für seine Theorie des Strukturalismus legte. Der in Brüssel geborene Sohn französischer Eltern gilt seit über einem halben Jahrhundert als einer der bedeutendsten Ethnologen und Anthropologen des 20. Jahrhunderts. Er studierte in Paris Jura und Philosophie und ging 1935 als Professor für Soziologie an die Universität von Sao Paulo. Zwischen 1935 und 1939 unternahm er mehrere Forschungsreisen nach Zentralbrasilien und in die Regenwälder Amazoniens. Seine Begegnungen mit den indigenen Völkern der Boróro und Tupi-Kawahib beschreibt er in „Traurige Tropen“ mit so großer 1 literarischer Kunst, dass er seither als ein Belletrist der Wissenschaft gilt. Erst 1994 wurden unter dem Titel „Saudades do Brasil“ seine Fotos der Forschungsreisen ins Innere Brasiliens veröffentlicht (dt. Brasilianisches Album, Hanser). Claude Lévi-Strauss, der immer wieder nach Brasilien zurückkehrte, beschrieb die indigenen Völker als „armes, gehetztes Wild in den Fängen der Zivilisation“. Seinen Fotoband beschreibt er als „nicht bedeutungsloses Zeugnis für Brasilien und seine Einwohner aus der Zeit vor mehr als einem halben Jahrhundert, denen ich, gleichwie meiner fernen Jugend, einen freundschaftlichen und wehmütigen Gruß entbieten möchte.“ 2