Aufgabensammlung zur Übung „Einführung in die Mikroökonomik I:“ Lösungsansätze (für Studierende der Politik-, der Regionalund der Verwaltungswissenschaften sowie des Lehramtes Politische Bildung) Allgemeiner Hinweis: Auf den nachfolgenden Blättern werden Lösungsansätze für einen Teil der bezeichneten Sammlung von Übungsaufgaben skizziert. Diese Skizzen sollen die Mitarbeit in der Übung (bzw. deren Vor- und Nachbereitung) erleichtern – mehr nicht! Dipl.-Volksw. Albrecht Kauffmann Karl-Marx-Str. 67 Zimmernr.: 203 Tel.: (0331) 977-4671 [email protected] Aufgabe 11) Transformationskurve im 2-Güter-Modell • Repräsentiert alternative Produktionsmengen bei technisch effizienter Produktion • Begrenzt die Fläche der Produktionsmöglichkeiten (Produktionsmöglichkeitenkurve): − Punkte auf der Transformationskurve – effiziente Produktion, − Punkte innerhalb – ineffiziente Produktion, − Punkte außerhalb – nicht erreichbar • Anstieg der Transformationskurve widerspiegelt die Opportunitätskosten der Produktion einer Einheit des Gutes x in Einheiten des Gutes y • Bei konkaver (=neoklassischer) Produktionsfunktion: zunehmende Opportunitätskosten • Stets abnehmender Verlauf • Form der Transformationskurve wird von den Formen der Produktionsfunktionen bestimmt 11–1 Produktionsfunktion des Gutes y Produktionsfunktion des Gutes x y x y = g(Ay ) x = f (Ax ) Ax Ay Graphische Herleitung der Transformationskurve: y IV. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes y. I. Quadrant: Transformationskurve. y = g(Ay ) y = φ(x) x = φ−1 (y) x Ay Ā = Ax + Ay Ax = Ā − Ay Ay = Ā − Ax II. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes x. x = f (Ax ) III. Quadrant: Faktorrestriktion. Ax Graphische Herleitung der Transformationskurve aus zwei konkaven Produktionsfunktionen 11–2 Produktionsfunktion des Gutes y Produktionsfunktion des Gutes x y x x = f (Ax ) y = g(Ay ) Ax Ay Graphische Herleitung der Transformationskurve: y IV. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes y. I. Quadrant: Transformationskurve. y = g(Ay ) y = φ(x) x = φ−1 (y) x Ay Ā = Ax + Ay Ax = Ā − Ay Ay = Ā − Ax II. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes x. x = f (Ax ) III. Quadrant: Faktorrestriktion. Ax Graphische Herleitung der Transformationskurve aus einer konkaven und einer linearen Produktionsfunktion 11–3 Produktionsfunktion des Gutes y Produktionsfunktion des Gutes x y x y = g(Ay ) x = f (Ax ) Ax Ay Graphische Herleitung der Transformationskurve: y IV. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes y. I. Quadrant: Transformationskurve. y = g(Ay ) y = φ(x) x = φ−1 (y) x Ay Ā = Ax + Ay Ax = Ā − Ay Ay = Ā − Ax II. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes x. x = f (Ax ) III. Quadrant: Faktorrestriktion. Ax Graphische Herleitung der Transformationskurve aus zwei linearen Produktionsfunktionen (I) 11–4 Produktionsfunktion des Gutes y Produktionsfunktion des Gutes x y x x = f (Ax ) y = g(Ay ) Ax Ay Graphische Herleitung der Transformationskurve: y IV. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes y. I. Quadrant: Transformationskurve. y = g(Ay ) y = φ(x) x = φ−1 (y) x Ay Ā = Ax + Ay Ax = Ā − Ay Ay = Ā − Ax II. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes x. x = f (Ax ) III. Quadrant: Faktorrestriktion. Ax Graphische Herleitung der Transformationskurve aus zwei linearen Produktionsfunktionen (II) 11–5 Produktionsfunktion des Gutes y Produktionsfunktion des Gutes x y x x = f (Ax ) y = g(Ay ) Ax Ay Graphische Herleitung der Transformationskurve: y IV. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes y. I. Quadrant: Transformationskurve. y = g(Ay ) y = φ(x) x = φ−1 (y) x Ay Ā = Ax + Ay Ax = Ā − Ay Ay = Ā − Ax II. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes x. x = f (Ax ) III. Quadrant: Faktorrestriktion. Ax Graphische Herleitung der Transformationskurve aus einer ertragsgesetzlichen und einer linearen Produktionsfunktion 11–6 Produktionsfunktion des Gutes y Produktionsfunktion des Gutes x y x y = g(Ay ) x = f (Ax ) Ax Ay Graphische Herleitung der Transformationskurve: y IV. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes y. y = g(Ay ) I. Quadrant: Transformationskurve. y = φ(x) x = φ−1 (y) x Ay Ā = Ax + Ay Ax = Ā − Ay Ay = Ā − Ax II. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes x. x = f (Ax ) III. Quadrant: Faktorrestriktion. Ax Graphische Herleitung der Transformationskurve aus zwei ertragsgesetzlichen Produktionsfunktionen 11–7 Produktionsfunktion des Gutes y Produktionsfunktion des Gutes x y x y = g(Ay ) x = f (Ax ) Ax Ay Graphische Herleitung der Transformationskurve: y IV. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes y. I. Quadrant: Transformationskurve. y = g(Ay ) y = φ(x) x = φ−1 (y) x Ay Ā = Ax + Ay Ax = Ā − Ay Ay = Ā − Ax II. Quadrant: Produktionsfunktion des Gutes x. x = f (Ax ) III. Quadrant: Faktorrestriktion. Ax Graphische Herleitung der Transformationskurve aus einer ertragsgesetzlichen und einer konkaven Produktionsfunktion 11–8 Aufgabe 13) Wie kann es sein, daß Diamanten zur Verwendung als Schmuck weitaus teurer sind als Wasser, ein lebensnotwendiges Gut? P KRD ∗ PD s qD KRW d d qW , qD ∗ PW s qW ∗ qD ∗ qW q Konsumentenrente bei Wasser und Diamanten Der Abbildung liegen folgende Annahmen zugrunde: • • • • Identische Nachfragefunktionen für beide Güter Konstante Grenzkosten Homogene Güter Wettbewerbsmärkte 13–1 • Angebotsseite („Arbeitswert“): − Bei Diamanten: hohe Grenzkosten − Bei Wasser: niedrige Grenzkosten • Nachfrageseite („Gebrauchswert“): − Bei Diamanten: hoher Grenznutzen (hohe marginale Zahlungsbereitschaft) − Bei Wasser: geringer Grenznutzen (geringe marginale Zahlungsbereitschaft) • Das gleichzeitige Wirken angebots- und nachfrageseitiger Kräfte in Verbindung mit der Markttransparenz führt dazu, daß für Wasser ein nur relativ geringer Preis erzielt wird, obwohl es sicher Nachfrager gibt, deren Zahlungsbereitschaft wesentlich höher sein dürfte. Entscheidend sind jedoch die Zahlungsbereitschaft des letzten Nachfragers, wie auch die Grenzkosten des letzten Anbieters. • Die Form der Nachfragefunktion, geringer Grenznutzen und niedrige Grenzkosten führen zu einer hohen Konsumentenrente auf dem Wassermarkt. • Eine spezielle Nachfragefunktion für Diamanten mit höherer Preiselastizität i.V. mit steigenden Grenzkosten ließe den Diamantenpreis noch weiter ansteigen. (Warum?) 13–2 Aufgabe 14) a) Wie ist der ökonomische Begriff „Elastizität“ definiert? Relative Änderung der abhängigen Größe Elastizität = Relative Änderung der unabhängigen Größe • Sei x die unabhängige, y die abhängige Größe. Dann bezeichnen wir die Elastizität von y bezüglich x z.B. mit εy,x. • Bogenelastizität (= Reagibilität): endlich kleiner Zuwachs ∆x, εy,x = • ∆y y ∆x x = ∆y ∆x y x ∆y x = ∆x y Punktelastizität: Grenzwert der Reagibilität, wenn ∆x → 0: εy,x = εy,x dy y dx x = dy dx y x = dy x , dx y f 0(x) d ln y =x = xw(y) = . f (x) d ln x 14–1 • Interpretation der Elastizität: εy,x gibt an, um wieviel % sich y in Richtung des Vorzeichens ändert, wenn x um 1 % steigt. b) Bestimmen Sie die Preiselastizität der Nachfrage für ein Gut mit nichtlinearem Verlauf der Nachfragefunktion geometrisch in einem P -x-Diagramm. P Q α Z P0 x(P ) x0 0 R x Nichtlineare Nachfragefunktion εx,P 0R 0P0 P0 P0 = f (P ) = tan α =− x0 x0 0Q 0x0 0 14–2 εx,P = − x0R 0P0 x0R ZR x0R 0P0 =− =− =− , 0x0 x0Z 0x0 0P0 0x0 QZ bzw. εx,P P0Z 0P0 0x0 0P0 0P0 ZR =− =− =− =− . 0x 0x P0 Q 0 P0 Q 0 P0 Q QZ Geometrisch wird die Elastizität in einem Punkt Z also vom Verhältnis der Abschnitte der durch Z verlaufenden Tangente an x(P ) der Länge QR bestimmt, die von Z geteilt wird. Diese Relation kann selbstverständlich auch auf den Koordinatenachsen abgelesen werden. Insbesondere gelten: εx,P = −1: die Tangente wird in der Mitte geteilt – Nachfrage fällt proportional bei steigendem Preis; εx,P < −1, bzw. |εx,P | > 1: der Zählerabschnitt ist größer als der Nennerabschnitt (preiselastische Nachfrage); εx,P > −1, bzw. |εx,P | < 1: der Zählerabschnitt ist kleiner als der Nennerabschnitt (preisunelastische Nachfrage). 14–3 c) Was wird unter einer Kreuzpreiselastizität verstanden? Verbal: Relative Änderung der Nachfrage nach dem Gut y bei Änderung des Preises des Gutes x Formal (Punktelastizität): εqy ,px = dqy qy dpx px d) Welchen Einfluß hat die Substitutionsbeziehung zwischen zwei Gütern auf den Wert der Kreuzpreiselastizität? • unabhängige Güter: εqy ,px = 0 • substitutive Güter: εqy ,px > 0 • komplementäre Güter: εqy ,px < 0 14–4 Aufgabe 15) geg.: Nachfragefunktion x2 = (0, 5E + 5p1) p2 mit: pi = Preis des Gutes i, xi = Nachfrage nach Gut i, E = Einkommen des Haushalts a) direkte Preiselastizität der Nachfrage: εx2,p2 = − 0.5E + 5p1 p2 0.5E + 5p1 1 x2 = − = − = −1. p22 x2 p2 x2 x2 b) Kreuzpreiselastizität: εx2,p1 p2 5 p1 5p1 5p1 = = > 0. = p2 x2 p2 0.5E + 5p1 0.5E + 5p1 c) Einkommenselastizität der Nachfrage: εx2,E = 0.5 E 0.5E p2 0.5E = = > 0. p2 x2 p2 0.5E + 5p1 0.5E + 5p1 15–1 Aufgabe 16) Abbildung zur Konvexität von Indifferenzkurven: x2 λS1 + (1 − λ)S2 (S1 , S2 ) 0<λ<1 S1 T Ū2 (x1 , x2 ) Ū1 (x1 , x2 ) 0 S2 x1 16–1 Aufgabe 18) Zeigen Sie bitte, daß ein Überschneiden der Indifferenzkurven inkonsistentes Verhalten des Konsumenten impliziert. Beispiel des Zwei-Güter-Falls (Abb. nächste Folie): • Höherer Konsum beider Güter (z.B. in Q auf Ū1 im Vergleich zu R auf Ū2) impliziert höheren Nutzen (Axiom der Nichtsättigung): QR • Das sowohl R und S als auch Q und S auf ein und derselben Indifferenzkurve liegen, muß gelten R ∼ S, • Q∼S Axiom der Transitivität fordert Q ∼ R wenn R∼S∧Q∼S = Widerspruch! 18–1 x2 S Q Ū1 (x1 , x2 ) Ū2 (x1 , x2 ) R 0 x1 Einander schneidende Indifferenzkurven 18–2 Aufgabe 19) rot rechte 0 blau 0 a) Streichhölzer linke b) Schuhe frisch 0 schimmelig c) Brot 19–1 Aufgabe 20) geg.: x1 : Konsum von Zigaretten x2 : Konsum von Schnaps U = x1x2 x1*x2 25 z 20 15 10 5 00 1.25 5 3.75 2.5 x2 2.5 x1 3.75 1.25 5 0 Dreidimensionale Darstellung der Nutzenfunktion 20–1 Dreidimensionale Darstellungen der Nutzenfunktion mit Höhenlinien 20–2 x1 x2 = Ū x1 Ū = 3, 00 Ū = 2, 50 Ū = 2, 00 Ū = 1, 50 Ū Ū Ū Ū 0 = 1, 00 = 0, 75 = 0, 50 = 0, 25 x2 Einige Indifferenzkurven der Nutzenfunktion 20–3 b) Konsument Uwe ist es gewohnt, jeden Abend 2 Schnäpse zu trinken und 2 Zigaretten zu rauchen. Wieviel müßte er trinken, um trotz Verzichts auf eine Zigarette dasselbe Nutzenniveau zu erreichen? x1 x2 = 7 4 x1 x1 : Zigaretten 6 x2 : Schnaps 5 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 6 7 x2 Substitution einer Zigarette durch Schnäpse 20–4 c) Budget: 4 Euro, die wie folgt aufzuteilen sind: 4 = 0, 25x1 + x2 bzw.: x1 = 16 − 4x2 Graphische Lösung: Näherungsweises Herantasten durch Einsetzen neuer Nutzenniveaus in die Hyperbel x1 = xŪ2 , bis Hyperbel die Budgetgerade tangiert. x1 16 x2 = 14 Ū x1 x1 : Zigaretten 12 x2 : Schnaps 10 8 6 4 2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 x2 20–5 d) Uwe möchte lieber 2 Euro spendiert haben, als 2 Schnäpse. Warum? x1 16 x2 = 14 Ū x1 x1 : Zigaretten 12 x2 : Schnaps 10 “2 Schnäpse spendiert” 8 6 4 2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 x2 20–6 x1 24 x2 = 20 Ū x1 x1 : Zigaretten x2 : Schnaps 16 Neues Budget: “2 Euro spendiert” 12 8 4 0 4 8 12 16 20 24 x2 20–7 Exkurs: Lagrange-Ansatz Sei z = f (x, y) eine Funktion zweier Veränderlicher, die durch die Nebenbedingung φ(x, y) = 0 miteinander verknüpft sind. z(x, y) kann 3-dimensional als Fläche im Raum dargestellt werden, während φ(x, y) als Kurve K 0 in der x, y-Ebene gezeichnet werden kann. Ist z(x, y) die – hier: zu maximierende – Zielfunktion, und φ(x, y) eine Restriktion, so können nur solche z erreicht werden, die auf der Kurve K liegen, die auf der 3d-Fläche z(x, y) liegt und als φ(x, y) in die x, y-Ebene projiziert werden kann. 20–8 (Man stelle sich vor, aus dem Körper, der von der x, y-Ebene und z(x, y) begrenzt ist, werde ein Stück so herausgeschnitten, daß das Messer immer senkrecht steht und „am Boden“ der Funktion φ(x, y) folgt.) Besitzt die Kurve K ein Maximum, so ist genau dies der maximal erreichbare Wert der Zielfunktion (in der Graphik: E), dessen Wert sei c. Sei H die „Höhenlinie“ der Funktion z(x, y), auf der E liegt. Auf allen Punkten von H gilt z(x, y) = c. 20–9 Die Projektionen von H und E auf die x, y-Ebene seien H 0 und E 0. Da H 0 und K 0 einander in E 0 berühren, müssen die Differentialquotienten (Ableitungen) von z(x, y) und φ(x, y) in diesem Punkt einander gleichen. Es kann gezeigt werden, daß die partiellen Ableitungen von z(x, y) und φ(x, y) einander proportional sind, d.h.: ∂z ∂φ = −λ , ∂x ∂x , bzw. ∂z ∂φ = −λ ∂y ∂y ∂z ∂φ +λ = 0, ∂x ∂x ∂z ∂φ +λ = 0. ∂y ∂y Die linken Seiten dieser Gleichungen sind genau die Ableitungen der Funktion L(x, y, λ) = z(x, y) + λφ(x, y). 20–10 Hieraus folgt die Multiplikatorregel: 1. Bilde mit Hilfe des unbestimmten Multiplikators λ die Hilfsfunktion (Lagrange-Funktion) L(x, y, λ) = z(x, y) + λφ(x, y) 2. Leite die Funktion nach den Variablen x und y sowie λ ab (die letzte Ableitung ist die Nebenbedingung φ(x, y)), und setze alle Ableitungen Null 3. Es ergibt sich ein Gleichungssystem mit den Unbekannten x, y und λ. Löse dieses System! 4. In ökonomischen Fragestellungen kann der Multiplikator λ häufig als „Schattenpreis“ interpretiert werden, d.h. als Konsequenz aus einer quantitativen Veränderung der Nebenbedingung. 20–11 Nutzenmaximierung bei beschränktem Budget (Bezeichnungen wie in der Abb. auf Folie 20-9) 20–12 Exkurs: Nutzenmaximierung des Haushalts im Falle zweier Güter Seien x1 und x2 Güter, p1 und p2 deren gegebene Preise, und B das gegebene Budget des Haushalts, dessen Nutzen entsprechend seiner Nutzenfunktion U = U (x1, x2) maximiert werden soll. Aus der Zielfunktion U = U (x1, x2) und der Nebenbedingung B − p1x1 − p2x2 = 0 kann der Lagrange-Ansatz L(x1, x2, λ) = U (x1, x2) + λ(B − p1x1 − p2x2) (1) aufgestellt werden. Die Null gesetzten Ableitungen nach den Variablen x1, x2 und λ ergeben das Gleichungssystem ∂L ∂U = − λp1 = 0 ∂x1 ∂x1 (2) ∂L ∂U = − λp2 = 0 ∂x2 ∂x2 (3) ∂L = B − p1x1 − p2x2 = 0. ∂λ (4) 20–13 Die ersten beiden Gleichungen, nach λ umgestellt, lauten ∂U ∂U λ= ∂x1 p1 , λ= ∂x2 p2 ; (5) d.h., die mit den reziproken Güterpreisen gewichteten Grenznutzen der Güter sind im Optimum gleich. Außerdem gilt ∂U ∂x1 ∂U ∂x2 = p1 , p2 d.h., die Güterpreise verhalten sich zueinander wie die Relation der Grenznutzen Da die Relation der Grenznutzen gleich dem Betrag der Grenzrate der Substitution ist, gilt somit: Preisverhältnis = GRS bzw. p1 dx2 = . p2 dx1 Aus Gl. (4) folgt B − p2x2 x1 = , p1 B − p1x1 x2 = . p2 (6) (7) 20–14 Somit lautet die Nutzenfunktion (bei festem x2) U = U (x1, (B, x1)) bzw. (bei gegebenem B) U = U (x1). Lassen wir nun Variationen des Budgets (d.h., der Nebenbedingung) zu, wird U = U (x1(B)). Unter Anwendung der Kettenregel ergibt sich für die Ableitung der Nutzenfunktion dU ∂U ∂x1 = , dB ∂x1 ∂B mit ∂x1 ∂B = 1 p1 (Ableitung von Gl. (6)): ∂U dU = ∂x1 . dB p1 Dies ist aber genau der in Gl. (5) bezeichnete Wert des Lagrange-Multiplikators λ, der somit – hier – als Grenznutzen des Einkommens interpretiert werden kann. 20–15 Aufgabe 23) Tim S. ist 9 Monate alt und verspeist gerne Milchreis (M ) und Karottenbrei (K). Seine Nutzenfunktion lautet U (M, K) = 2(M K)0,5. Tims Vater ist Ökonom, kennt den Geschmack seines Lütten und hält jeden Monat 120 Euro für dessen Verköstigung bereit. Die Preise je Mahlzeit betragen pM = 2 für Milchreis bzw. pK = 1 für Karottenbrei. a) Wie teilt Tims Vater das Babynahrungsbudget auf, wenn er will, daß es seinem kleinen Racker so gut wie möglich geht? Wie hoch ist dieser maximale Nutzen? geg.: 2 Güter (M : Milchreis, K: Karottenbrei) pM = 2, pK = 1 (Güterpreise) U (M, K) = 2(M K)0,5 (Nutzenfkt. des Tim) y = 120 (Tims Position in Vaters Budget) ges.: A∗M , A∗K , U ∗ Lösung: Maximierungsproblem unter einer Nebenbedingung. Max.: u. d. NB. U (M, K) = 2(M K)0,5 120 − pM M − pK K = 0 23–1 Lagrange-Ansatz: L(M, K, λ) = 2(M K)0,5 +λ(120−pM M −pK K) (1) Ableiten nach M , K und λ: ∂L = M −0,5K 0,5 − pM λ = 0 ∂M (2) ∂L = M 0,5K −0,5 − pK λ = 0 ∂K (3) ∂L = 120 − pM M − pK K = 0 ∂λ (4) (2) = (3): M −0,5K 0,5 M 0,5K −0,5 λ= = pM pK r r K M = pM pK M K M pK = pM K K= pM M pK (5) 23–2 (5) in (4): 120 − pM M − pk pM M =0 pK (6) 120 − 2pM M = 0 120 = 2 × 2M M = 30 −→ in (5): K = 60 A∗M = 60, A∗K = 60 √ U = 2 30 × 60 ≈ 85. ∗ Tims Vater gibt 60 Euro für Milchreis und 60 Euro für Karottenbrei aus; damit erreicht Tim ein Nutzenniveau von ca. 85. 23–3 b) Tims Vater entdeckt, dass es bei einem Discounter neuerdings Milchreis gleicher Qualität günstiger gibt; fortan gilt pM = 50 Cent. Wie wirkt sich das auf den Speiseplan aus? geg.: pM = 0, 5 ges.: M , K Lösung: Der einmal aufgestellte (allgemeine) LagrangeAnsatz kann wieder verwendet werden, so daß der neue Preis für Milchreis nur noch in die Budgetrestriktion (6) eingesetzt werden muß: 120 − 0, 5M − 0, 5M = 0 (7) 120 − M = 0 M = 120 −→ in (5) einsetzen: K = 0, 5 × 120 K = 60 Fortan muß Tim im Monat 120 Portionen Milchreis nebst 60 Gläschen Karottenbrei vertilgen. 23–4 c) Nachdem Tims Vater im Skiurlaub zu viel Geld verprasst hat, sieht er sich gezwungen, das Babynahrungsbudget zu halbieren. Was bekommt Tim nun zu essen? geg.: y = 60 ges.: M , K Lösung: Wir nehmen an, daß sich die Preise auf die Aufgabenstellung von b) beziehen. Dann hat sich gegenüber b) ausschließlich das Einkommen geändert, so daß wir anstelle von (7) schreiben können: 60 − 0, 5M − 0, 5M = 0. Da das Budget halbiert wurde und die Haushaltsbeschränkung eine lineare Restriktion ist, können wir, ohne groß zu rechnen, die Ergebnisse von b) halbieren: M = 60 K = 30 Nunmehr muß sich Tim mit 60 Portionen Milchreis und 30 Gläschen Karottenbrei begnügen. 23–5 d) Was passiert, wenn sich Tims Präferenzen ändern und nun unter sonst gleichen Bedingungen gilt: U (M, K) = 2K 0,5M ? Wir nehmen an, daß „sonst gleich“ sich auf b) bezieht, und beschränken uns auf die Ermittlung der Mengen. Der Vergleich beider Nutzenfunktionen läßt uns darauf schließen, daß Tim nun – anders als bisher – starken Unmut äußert, wenn er nach 2 Portionen Milchreis bereits zum Karottenbrei übergehen soll, für den er zunehmend weniger Sympathie erkennen läßt. Wollen wir es genau wissen, müssen wir jedoch den Lagrange-Ansatz neu aufstellen (wir schreiben die Preise gleich in die Budgetbeschränkung hinein): L(M, K, λ) = 2K 0,5M + λ(60 − 0, 5M − 1K) (10) Ableiten nach M , K und λ: ∂L = 2K 0,5 − 0, 5λ = 0 ∂M (20) ∂L = K −0,5M − λ = 0 ∂K (30) ∂L = 60 − 0, 5M − K = 0 ∂λ (40) 23–6 (2’) = (3’): √ r 4 K= 1 M K (50) M = 4K (5’) in (4’): 60 − 0, 5 ∗ 4K − K = 0 60 = 3K K = 20 −→ in (5’): M = 80 Um Tims gestiegenen Bedürfnissen gerecht zu werden, bekommt er nun 80 Portionen Milchreis und 20 Gläschen Karottenbrei. 23–7 Aufgabe 24) a) Was besagt die Slutsky-Gleichung? Der von einer Preissteigerung eines Gutes ausgelöste zu beobachtende Gesamteffekt der Änderung der Nachfrage eines Haushalts nach diesem Gut kann als aus einem Substitutionseffekt und einem Einkommenseffekt zusammengesetzt betrachtet werden, d.h.: Gesamteffekt = Substitutionseffekt + Einkommenseffekt, bzw.: Steigung der unkompensierten Nachfragefunktion = Steigung der kompensierten Nachfragefunktion = ∗ dq1,k dp1 dU =0 − Steigung der Engelkurve × Gleichgewichtsmenge, bzw.: dq1∗ dp1 dy=0 dp2 =0 dp2 =0 ∗ ∗ dq1 q1 ∗ dy dp − 1 =0 dp2 =0 24–1 Hintergrund: Preisänderungen signalisieren dem Haushalt geänderte Knappheitsverhältnisse und rufen Reaktionen des Haushalts hervor: Der Haushalt reagiert, indem er die Zusammensetzung des von ihm auf Märkten bezogenen Güterbündels korrigiert. Dabei kann per se keine Aussage über die zu erwartende Richtung der Reaktion getroffen werden: Im Allgemeinen wird der Haushalt weniger von einem Gut konsumieren, dessen Preis gestiegen ist. Es lassen sich jedoch auch Ausnahmen von diesem „normalen“ Verhalten beobachten, deren Begründung nachgegangen werden muß. Die Untersuchung des Nachfrageverhaltens erweist sich u.a. deswegen als schwierig, weil eine Preisänderung (fast) immer auch zu einer Änderung des Realvermögens – also des verfügbaren Haushalseinkommens – führt: Im Zwei-Güter-Fall führt z.B. eine Preiserhöhung des Gutes 1 zu einer Drehung der Budgetgerade in Richtung Ursprung (man verdeutliche sich dies augenblicklich an einer handgefertigten Skizze). Damit werden jedoch die Wahlmöglichkeiten des Haushalts (d.h., sein Handlungsspielraum) eingeschränkt: Einen Teil der ihm bisher zur Auswahl stehenden Güterkombinationen kann er sich nun nicht mehr leisten, das aus dem Güterkonsum realisierte Nutzenniveau sinkt. 24–2 Der Idee des Nutzenkonzepts folgend, könnte man z.B. fragen: Wie verhielte sich der Haushalt gegenüber der Preiserhöhung eines Gutes (bei sonst konstanten Preisen), wenn man ihm soviel zusätzliches Einkommen „von außen“ zuführte, daß sein Nutzenniveau unverändert bliebe? In diesem Fall würde er – sofern die bis dato erreichte Indifferenzkurve der Nutzenfunktion eine negative Steigung aufweist – einen Teil des teurer gewordenen Gutes 1 durch Gut 2 ersetzen (wir wollen den ursprünglichen Tangentialpunkt von Budgetgerade und Höhenlinie mit A bezeichnen; der dem neuen Preisverhältnis entsprechende Punkt auf der Indifferenzkurve enthält die Bezeichnung B). Dieser Effekt wird als Substitutionseffekt bezeichnet und ist in seiner Richtung immer negativ bezüglich des von der Preissteigerung betroffenen Gutes (et vice versa im Falle einer Preissenkung). 24–3 Der von der Änderung des Realeinkommens ausgelöste Mengeneffekt kann nun ermittelt werden, indem man dem Haushalt das zum Nutzenausgleich zusätzlich zugeführte Einkommen wieder „wegnimmt“: Nun beschränkt sich der Handlungsspielraum des Haushaltes auf die Möglichkeiten, die ihm die neue Budgetgerade übrig läßt: Dabei zeigt sich, daß sowohl (q1, q2)Kombinationen möglich sind, die einen im Vergleich zum Punkt B geringeren Konsum des teurer gewordenen Gutes 1 ausdrücken (dies ist stets möglich und auch zu erwarten), als auch solche, die einen gegenüber der reinen Substitution bei konstantem Nutzen wieder stärkeren Konsum ebendieses Gutes ausweisen. Dem Haushalt stehen ja auch diese Möglichkeiten des Konsums ausdrücklich offen! Der Einkommenseffekt ist somit dem Substitutionseffekt gleich- oder entgegengerichtet; er kann ihn somit verstärken oder (teilweise) kompensieren. 24–4 In bestimmten Fällen kann die nach erfolgter Preissteigerung beobachtete Konsummenge des Gutes 1 sogar über dem vor der Preissteigerung beobachteten Verbrauch liegen – vorausgesetzt, der Preisanstieg ist nicht zu hoch. Robert Giffen (1837–1910) hat diesen Fall bei am Rande des Existenzminimum befindlichen Haushalten möglicherweise beobachtet, daher heißen solche (absolut lebensnotwendigen) Güter auch Giffen-Güter. Ihre tatsächliche Existenz ist umstritten – gegenwärtige Untersuchungen in China lassen unter den Bedingungen der ärmsten Bevölkerungsschichten die Giffen-Eigenschaft bei Reis und Nudeln vermuten. Güter, deren Konsum bei gestiegenem Einkommen zunimmt (et vice versa!, werden in der deutschsprachigen Literatur als superior bezeichnet. Wird ein Anstieg des Konsums durch einen Einkommensrückgang ausgelöst, spricht man von einem inferiorem Gut. Güter, deren Nachfrage bei steigendem Preis sinkt, werden in der deutschsprachigen Literatur als normale (im umgekehrten Falle als anomale) Güter bezeichnet. Die Aufspaltung des Gesamteffekts der Nachfrageänderung in Substitutions- und Einkommenseffekt läßt klar erkennen, daß ein anomales Gut immer auch ein inferiores Gut sein muß (zeige, daß dies umgekehrt nicht der Fall ist!). 24–5 b) Erläutern Sie in einem 2-Güter-Diagramm Einkommens-, Substitutions- und Gesamteffekt der Preiserhöhung eines Gutes jeweils für superiore Güter, inferiore Güter, den Giffen-Fall, perfekte Komplemente und perfekte Substitute. q2 ∗ q2,k q2∗ B A0 A q2 Ū2 Ū1 0 q1∗ q1 ∗ q1,k EE q1 SE Einkommens- und Substitutionseffekt im Falle zweier superiorer Güter 24–6 q2 ∗ q2,k B A q2 q2∗ Ū2 A0 Ū1 0 ∗ q1,k q1∗ q1 SE EE q1 Teilweise Kompensation des Substitutionseffekts im Falle eines inferioren und eines superioren Gutes 24–7 q2 ∗ q2,k q2 B A Ū2 q2∗ A0 Ū1 0 ∗ q1 q ∗ q1,k 1 SE EE q1 „Durchschlagender“ Einkommenseffekt im sog. Giffen-Fall 24–8 Aufgabe 25) Die gesamte, für Freizeit (F) und Arbeit zur Verfügung stehende Zeit sei 16h pro Tag (T̄ = 16). Hans E., dessen Präferenzen für Konsum und Freizeit durch die Nutzenfunktion symbolisiert werden, kann auf dem Arbeitsmarkt einen Bruttolohn von 10 Euro erzielen. Der Preis des Konsumguts sei auf 1 normiert. Hans hat kein anderes Einkommen neben seinem Arbeitslohn. geg.: T̄ = 16h Zeitbudget: T̄ = TF + TA TF : Freiz., TA: Arbeitsz. 1/2 U = U (TF , C) = TF + C 1/2 C: Konsum l = 10 Lohnsatz p = 1 Preisindex des Konsumgüterbündels y = (T̄ − TF )l (verfügbares) Einkommen τ = 0 Steuersatz ges.: a) TA, TF , C Lösung: Es wird hier lediglich der Lösungsansatz aufgestellt. Versuchen Sie bitte, den Ansatz zu vervollständigen, und die Abbildungen selbständig nachzugestalten! 25–1 Lagrange-Ansatz: Zielfunktion: Max. U ! Budgetrestriktion: (T̄ − TF )l − pC = 0, mit p = 1 : 1/2 L(TF , C, λ) = TF + C 1/2 + λ((T̄ − TF )l − C) .. Ergebnisse: TF = 16 11 TA = 160 11 1600 C= 11 (U ≈ 13, 27) Die nachfolgende Abbildung enthält eine vollständige Indifferenzkurve. Beachte, daß bei der vorliegenden Nutzenfunktion die Indifferenzkurven die Achsen schneiden! 25–2 pC pC ∗ A 0TF∗ 16 T Lösungsskizze: vollständige Indifferenzkurve 25–3 pC pC ∗ A 0 TF∗ TF 16 T TA Lösungsskizze: relevanter Ausschnitt der vorigen Abbildung 25–4 b) geg.: τ = 0, 2 lv = l(1 − τ ) = 8 Euro verfügb. Lohn) ges.: TA, TF , S (nach Steuerabz. (S : Steuerlast) Lösung: 1/2 L(TF , C, λ) = TF + C 1/2 + λ((T̄ − TF )lv − C) Im vorigen Ansatz ist lediglich der Lohnsatz zu modifizieren. .. Ergebnisse: 16 9 128 TA = 9 256 S= 9 TF = (U = 12) Da Hans E. nicht mehr über den vollen Lohnsatz verfügt, dreht sich in der Grafik die Budgetgerade. In der vorliegenden Konstellation verringert sich sein Arbeitsangebot. 25–5 pC A pC ∗ 0 A0 TF∗ TF 16 T TA Lösungsskizze: Arbeits-Freizeit-Entscheidung bei Besteuerung des Lohnes 25–6 c) Einführung einer Kopfsteuer in Höhe von S = 256 9 : Max. U u. d. NB.: (T̄ − TF )l − S − C = 0. .. Ergebnisse: 13 TF ≈ 11 163 TA = 11 (U ≈ 12, 03) Da Hans E. einen fixen Geldbetrag – unabhängig von der Höhe seines Lohnsatzes! – an das Finanzamt überweisen muß, verschiebt sich seine Budgetgerade nach unten. In der Abbildung ist gut zu erkennen, welchen Teil seiner Arbeitszeit er für seinen Konsum verwendet (TAC ) bzw. für die Erwirtschaftung seiner Steuerlast (TAS ). In der vorliegenden Konstellation vergrößert sich sein Arbeitsangebot. 25–7 pC A pC ∗ A0 0 TF∗ TF 16 TAC T TAS Lösungsskizze: Arbeits-Freizeit-Entscheidung bei Besteuerung der Person 25–8 Aufgabe 26) geg.: FA(x1, x2) = x21 x22 1 2 1 3 FB (x1, x2) = 4x1 x2 ges.: ∂FA ∂x1 , ∂FB ∂x1 , ∂FA ∂x2 , ∂FB ∂x2 , dx2 dx1 , dFA =0 dx2 dx1 . dFB =0 Bestimmung der Grenzprodukte (=partielle Ableitungen der Produktionsfunktion nach dem Einsatz des jeweiligen Faktors) für FA: ∂FA = 2 x1 x22 ∂x1 ∂FA = 2 x21 x2 ∂x2 Bestimmung der Grenzrate der technischen Substitution für FA: ∂FA 2 x1 x22 x2 dx2 ∂x1 = − ∂FA = − 2 =− . dx1 dFA=0 2 x1 x2 x1 ∂x 2 26–1 Bestimmung der Grenzprodukte (=partielle Ableitungen der Produktionsfunktion nach dem Einsatz des jeweiligen Faktors) für FB : ∂FB − 21 13 = 2 x1 x2 ∂x1 4 12 − 23 ∂FB = x1 x2 ∂x2 3 Bestimmung der Grenzrate der technischen Substitution für FB : 2 1 − 21 13 ∂FB 3 dx2 2 x1 x2 2 x2 x23 3 x2 ∂x1 = − ∂FB = − 1 − 2 = − 1 1 = − . 4 2 4 dx1 dFB =0 2 x 3 2 2 1 ∂x2 3 x1 x2 3 x1 x1 26–2 Exkurs: Grenzrate der technischen Substitution Die Grenzrate der technischen Substitution (GRTS) zweier Produktionsfaktoren x1, x2 gibt an, in welchem Maße auf den Einsatz eines Faktors verzichtet werden kann, wenn der Einsatz des anderen Faktors um eine Einheit erhöht wird, der Output F (x1, x2) aber konstant bleiben soll. Analogie zur Grenzrate der Substitution zweier Güter: Sie sagt uns, in welchem Maße in einer Zwei-GüterWelt auf den Konsum eines Gutes verzichtet werden kann, wenn der Konsum des anderen Gutes um eine Einheit erhöht wird und das Nutzenniveau hierbei konstant bleibt. Das Vorzeichen der GRTS ist immer negativ. Dies impliziert, daß es sich bei der betrachteten Faktorallokation um eine sinnvolle Kombination handelt, m.a.W.: die Isoquanten zeigen einen fallenden, konvexen Verlauf. Der Wert der GRTS ist gleich dem Anstieg der Isoquante im betrachteten Punkt. 26–3 x2 GRT S = tan α α F̄ (x1 , x2 ) x1 0 GRTS als Anstieg der Isoquante 26–4 Die GRTS der Faktoren x1 und x2 entspricht dem umgekehrten Verhältnis ihrer Grenzprodukte. Dies läßt sich durch Nullsetzen des totalen Differentials – d.h., des Produkts des Vektors der partiellen Ableitungen der Produktionsfunktion mit dem Vektor endlich kleiner Variationen (Differentiale) der Produktionsfaktoren – zeigen: dF = ∂F ∂F dx1 + dx2 = 0 ∂x1 ∂x2 (Dies beschreibt den Umstand, daß sich der Output nicht ändern soll.) Somit gilt: bzw. ∂F ∂F dx1 = − dx2, ∂x1 ∂x2 ∂F dx1 2 . = − ∂x ∂F dx2 ∂x 1 Gelten die Annahmen vollständiger Konkurrenz auf den Faktormärkten, entspricht dies auch dem Verhältnis der Faktorentlohnungen. Frage: Welche Analogie zur GRS des Haushalts liegt hierbei vor? 26–5 Aufgabe 27) geg.: x(K, L) = K 0,25L0,25 (Produktionsfunktion) w = 1, r = 4 (Faktorpreise) ges.: a) Faktornachfragefunktionen L(x), b) kurzfristige Angebotsfunktion K(x) Lösungsvorschlag: Kostenminimierung bei gegebenem Output. Das heißt: Finde alle Faktorkombinationen (K, L) für beliebige Ausbringungsmengen x(K, L), die bei deren Herstellung die geringsten Kosten verursachen! Die jeweilige Minimalkostenkombination zeichnet sich vor allen anderen Kombinationen dadurch aus, daß die den Output x̄ repräsentierende Isoquante an dieser w Stelle den Anstieg − R – das Faktorpreisverhältnis – aufweist. Der Expansionspfad bildet das Kontinuum aller Minimalkostenkombinationen im Faktorraum ab. Werden die Produktionsfaktoren effizient kombiniert, wächst die Firma entlang dieses Pfades. 27–1 K 1 4 x=K L 1 4 tan α = − wr x̄1 x̄2 x̄3 K ∗ (x̄3 ) K ∗ (x̄2 ) K ∗ (x̄1 ) 0 s nsion a p x E pfad α L∗ (x̄1 ) L∗ (x̄2 ) L∗ (x̄3 ) L Minimalkostenkombinationen und Expansionspfad (x̄1 = 1, 5, x̄2 = 2, x̄3 = 2, 25) 27–2 Formal kann das Kostenminimierungsproblem Min.! rK + wL u.d.NB. : x − K 0,25L0,25 = 0 mit Hilfe des Lagrange-Ansatzes L(K, L, λ) = rK + wL + λ(x − K 0,25L0,25) gelöst werden. Es sind nun die Optimalitätsbedingungen festzustellen. Die Ableitungen nach den Produktionsfaktoren lauten: ∂L = r − λ 0, 25K −0,75 L0,25 = 0, ∂K ∂L = w − λ 0, 25K 0,25L−0,75 = 0; ∂L somit r = λ 0, 25K −0,75 L0,25, w = λ 0, 25K 0,25 L−0,75; 4 L r = = ; w 1 K L = 4K. Die Ableitung nach dem Lagrange-Multiplikator lautet ∂L = x − K 0,25L0,25 = 0. ∂λ 27–3 Wird hierin z.B. L durch den bereits gefundenen Ausdruck substituiert, x − K 0,25(4K)0,25 = 0, führt √ √ √ √ 4 x= 4 K= 2 K zu x2 K(x) = , L(x) = 2x2. 2 Dies sind die gesuchten Faktornachfragefunktionen. b) kurzfristige Angebotsfunktion: Sei das in der Firma gebundene Kapital kurzfristig auf den Bestand K̄ fixiert. Die kurzfristige Kostenfunktion lautet dann: C(x) = rK̄ + wL(x), bzw., unter Verwendung unseres Ergebnisses aus a) und des gegebenen Lohnsatzes w, C(x) = rK̄ + 1 ∗ 2x2. Die kurzfristige Grenzkostenfunktion SM C(x) = lautet entsprechend dC dx SM C(x) = 4x. 27–4 Ist das Unternehmen Preisnehmer auf dem Markt (p = SM C), folgt daraus für das Angebot der Unternehmung p = 4x bzw. 1 p. 4 Die kurzfristige Durchschnittskostenfunktion SAC = C(x) x lautet x(p) = rK̄ + 2x. x Kurzfristig lohnt sich ein Angebot für die Firma, wenn die Grenzkosten (= der Preis) über den Durchschnittskosten liegen, d.h., es muß gelten SAC = SM C ≥ SAC. Die nachfolgende Abb. zeigt die kurzfristigen Kostenfunktionen für einen fixen Kapitalbestand von K̄ = 8. Es läßt sich leicht nachrechnen, daß sich ein Angebot für die Firma lohnt, wenn der Preis mindestens 16 beträgt (Schnittpunkt von kurzfristiger Durchschnittsund Grenzkostenfunktion). 27–5 100 Kurzfristige Kosten−, Grenzkosten− und Durchschnittskostenfunktionen, K=8, L variabel, Produktionsfunktion und Faktorpreise entspr. Aufg. 27 60 40 20 SMC(x) SAC(x) 0 C, SMC, SAC 80 C(x) 0 1 2 3 4 5 x Kurzfristige Kostenfunktionen bei fixem K̄ = 8 27–6 Aufgabe 29) geg.: x(A, B) = c A0,5 B 0,5 (Produktionsfunktion) pA = 2, pB = 4 (Faktorpreise) S = 200 (Budget) ges.: a) GRTS und optimale Faktorkombination A∗ , B ∗ GRTS: GRT S = ∂x − ∂A ∂x ∂B B c ∗ 0, 5A−0,5B 0,5 =− =− c ∗ 0, 5A0,5B −0,5 A Optimale Faktorkombination: Aus Aufgabe 21 ist bekannt (Analogieschluß vom Allokationsproblem des Haushalts auf das Allokationsproblem der Unternehmung!), daß bei einer CobbDouglas-Produktionsfunktion die Ausgabenanteile der Unternehmung den Exponenten (=Produktionselastizitäten) entsprechen. In unserem Fall wird die Unternehmung somit im Optimum je die Hälfte des Budgets für die Faktoren A und B ausgeben. Hierfür bekommt sie – bei gegebenen Faktorpreisen – 50 Einheiten des Faktors A und 25 Einheiten des Faktors B. Wer der Argumentation nicht folgen konnte, sehe bitte bei seiner Lösung zu Aufgabe 21 nach, stelle anschließend den Lagrangeansatz auf, und löse ihn. 29–1 Graphische Lösung: B 200 pB B∗ x̄ 0 A∗ 200 pA A Allokationsproblem der Unternehmung Es ist bekannt, daß die Grenzrate der Transformation dem (negativen) umgekehren Faktorpreisverhältnis entspricht. Mit Hilfe des Strahlensatzes läßt sich leicht zeigen, daß die optimalen Faktoreinsatzmengen A∗ und B ∗ jeweils in der Mitte zwischen dem Ursprung und den bei gegebenem Budget maximalen 29–2 Faktoreinsatzmengen liegen. In diesem Punkt beträgt der Anstieg der Isoquante − 12 . b) Anstieg des Faktorpreises pB : Die Budgetgerade der Unternehmung dreht sich im Uhrzeigersinn um den Punkt 200 pA . Sie wird (in unserer Darstellung) flacher; entsprechend weniger wird vom Faktor B eingesetzt und mehr von A (B wird durch A substituiert). Der erreichbare Output wird geringer. Die Faktorintensität des Faktors B, B A , wird geringer. c) Veränderung des Parameters c: Der Parameter c, der z.B. für technischen Fortschritt stehen kann, transformiert die Höhen des „Produktionsgebirges“ linear. Die Draufsicht – also die Krümmung und Lage der Isoquanten – ändert sich dabei nicht. Folglich ist die GRTS unabhängig vom Parameter c. ie Faktorintensität B A ändert sich daher nicht, wenn c sich ändert. 29–3