1.3.8.5 Gekoppelte Schwingkreise verhalten sich wie gekoppelte mechanische Pendel Zwei induktiv gekoppelte LC-Kreise verhalten sich analog zu zwei gekoppelten Federn/Pendeln. Wie in der Mechanik kommt es zu einer Schwebung. Wird der Kondensator des 1. Kreises aufgeladen, fängt dieser an zu schwingen. Über die Kopplung (mttels Eisenjoch wie beim Transformator (oberes Bild) oder durch Ineinanderschieben der Spulen (unteres Bild)) fängt der 2. Kreis ebenfalls an zu schwingen, wodurch dem 1. Kreis (Schwingungs-)Energie entzogen wird, bis nur noch der 2. Kreis schwingt; dann kehrt sich der Vorgang um. Quelle: Staudt 2, Abb. 6.135, S.145 Schwebungen zeigen sich nur bei zwei nahe beieinander liegenden Eigenfrequenzen. Wie bei den Federn sind diese dadurch charakterisiert, dass in einem Fall die Systeme (Mechanik: Masse; hier: Ströme) in Phase (ϕ = 0°) bzw. gerade in Gegenphase (ϕ = 180°) oszillieren. Die Schwebefrequenz ist wieder ωSchwebung = ω2 – ω1. 1.3.8.6 Abstrahlung transversaler elektromagnetischer Wellen von einem offenen Schwingkreis: Hertz’scher Dipol Obwohl in einem Schwingkreis hochfrequente elektromagnetische Schwingungen auftreten, ist er für eine Abstrahlung elektromagnetischer Wellen nicht geeignet; d.h. sie bleiben im Schwingkreis gefangen und können sich nicht als Radio- oder Fernsehwellen im Raum ausbreiten, da sich elektrisches und magnetisches Feld fast ausschließlich im Inneren von Kondensator und Spule ausbilden. Um elektromagnetische Wellen abstrahlen zu können, wird eine Antenne benötigt, die auch „(Hertz’scher) Dipol“ genannt wird. (Mit Dipol ist nicht der elektrische µel oder magnetische µmag Dipol gemeint.) Dabei handelt es sich um einen gestreckten Leiter, der als „offener“ Schwingkreis angesehen werden kann, bei dem Kapazität C und Induktivität L nicht mehr getrennt, sondern über den ganzen Dipol gleichmäßig verteilt sind. Im gewissen Sinne ist ein solcher Dipol damit die rudimentärste bzw. abstrahierte Form eines LC-Schwingkreises. Übergang vom geschlossenen LC-Schwingkreis durch dessen Vereinfachung und Öffnung zwischen den Kondensatorplatten zu einem lang gestreckten Draht. Quellen: Demtröder, Abb. 6-14, S170 und Physik Gesamtband, S.184. E5.17 gekoppelte Schwingung Beim „Öffnen" des Kondensators und dem Übergang von den Kondensatorplatten und der Spule zu einem gestreckten Draht, dem Dipol bzw. der (Dipol-)Antenne, verringern sich Kapazität und Induktivität der Anordnung ganz erheblich. Ein Dipol hat damit eine höhere Eigenfrequenz als der LCSchwingkreis, aus dem man sich ihn entstanden denken kann. Änderung des elektromgnetischen Feldverteilung beim Übergang vom LC-Schwingkreis (a) mit räumlich begrenzten elektrischen und magnetischen Feldern über eine einzelne Leiterschleife (b) zum Dipol (c), dem offenen Schwingkreis mit Feldern, die weit in den Raum hinausreichen (und sich vom Dipol ablösen können). Quelle: Demtröder, Abb. 6.15, S.170. Im LC-Schwingkreis werden die Elektronen durch die Spule hindurch periodisch im Rhythmus der Hochfrequenz zwischen den Kondensatorplatten beschleunigt (a). Im Dipol schwingen die Elektronen im Rhythmus der Hochfrequenz zwischen den Dipolenden (c). Zeitlicher Verlauf der E und B-Felder im Dipol. Quelle: Staudt, Abb. 6.141, S.152 Nach einer viertel Periode (t = 1/4T) besteht an einem Ende des Dipols ein Elektronenüberschuss und am anderen ein Elektronenmangel. Zu diesem Zeitpunkt existiert ein starkes elektrisches Feld (c: E-Feldlinien). Im mittleren Teil des Dipols ist jeweils eine Viertelperiode später (t = 1/2T) die Stromstärke am größten. Dabei schwingen die Elektronen am stärksten: Es besteht ein starkes magnetisches Feld (c: B-Feldlinien). Elektrische Feldlinien E und Magnetfeldlinien B stehen dabei immer senkrecht aufeinander. Wie bei einem geschlossenen Schwingkreis tritt auch bei einem Dipol eine Phasenverschiebung zwischen Spannung U(t) und Stromstärke I(t) um eine viertel Periode (1/4T) auf. Wie lässt sich nun überhaupt eine Schwingung in einem solchen geraden Draht (dem Dipol) erzeugen? Der Dipol kann durch kapazitive oder galvanische Kopplung oder durch elektromagnetische Induktion zum Schwingen angeregt werden. Im letzteren Fall wird dazu der mittlere Teil des Dipols vom Magnetfeld der Spule eines separaten LC-Schwingkreises durchsetzt. Induktive Kopplung eines LCDadurch kommt es zur Energieübertragung vom Kreises an einen Dipol der Länge l. Schwingkreis auf den Dipol (s.a. Faraday’sches Gesetz V11). Ganz analog zur Erzeugung stehender Wellen auf einer Violinen-Saite, werden bei einer bestimmten Erregerfrequenz, der Eigenfrequenz ν0 des Dipols, im Dipol stehende Stromwellen erzeugt. Diese Resonanz tritt genau dann ein, wenn die halbe Wellenlänge λ/2 der Erregung (oder ein n-Faches davon) genau der Länge l des Drahtes entspricht, d.h. für l = n⋅ λErreger 2 mit λ= c ν = Ausbreitungsgeschw. der Welle Frequenz wobei c, Ausbreitungsgeschwindigkeit, Lichtgeschwindigkeit ist. die die a) y-Auslenkung einer schwingenden Saite (Mechanik) und stehende Stromwelle einer Ladungs-Schwingung in einem geraden Draht (Antenne, Dipol). Die Längen von Saite und Dipol sind dabei halb so groß wie die Wellenlänge λ. Die Stromverteilung I(z, t0) und die Spannungsverteilung U(z, t0) sind für einen Zeitpunkt t0 angegeben. b) Der Strombauch der stehenden Welle kann mit Hilfe von Glühlämpchen bestätigt werden, die in der Mitte des Dipols am hellsten leuchten, an den Enden dagegen gar nicht. Quellen: Demtröder, Abb. 6.18, S. 172 und Gesamtband Physik, S. 187. M.a.W.: Schwingt ein Dipol mit seiner Eigenfrequenz, dann hat die elektromagnetische Welle im Dipol eine Wellenlänge, die doppelt so lang wie der Dipol ist. Beispiel: Abmessungen der Antenne eines Ultrakurzwellen (UKW) Radiosenders [meist FM (frequency modulated)], der bei 92,0 MHz (gewöhnlich zwischen 87 und 107 MHz) empfangen werden kann: m s ≈ 3,3 m . λ= 6 1 92, 0 ⋅10 s 2,99 ⋅108 Quelle: Gesamtband Physik, S. 191 Die im Dipol erzeugten Wellen und daran geknüpften E- bzw. B-Felder können sich vom Dipol ablösen und in den Raum ausbreiten. Abschnüren geschlossener elektrischer Feldlinien (Wirbelfeld) vom Dipol und Ausbreitung im Raum. Ablösen der magnetischen Feldlinien vom Dipol und Ausbreitung im Raum. Quelle: Physik Gesamtband, S. 184. Oszillation, Orientierung und Ablösen von E- und B-Feld. Quelle: Heywang, Physik für techn. Berufe, S.361 Elektromagnetische (EM) Welle, (die sich vom Dipol der Länge h und vergleichsweise kleinen Breite dx ablöst,) dargestellt durch einen Ausbreitungsstrahl in x-Richtung und zwei Wellenfronten, die eine Wellenlänge λ voneinander entfernt sind. Darunter dieselbe Welle als „Schnappschuss“ der beiden sinusförmig oszillierenden E- und B-Felder, die beide senkrecht zueinander und ebenfalls senkrecht zur Ausbreitungsrichtung der Wellenfront stehen (E, B und Ausbreitungsrichtung folgen der Rechte-HandRegel): es handelt sich also um eine Transversalwelle (s.a. 1. Semester). Die Wellenfronten breiten sich mit der Geschwindigkeit c aus, die der Lichtgeschwindigkeit entspricht. Fernfeld: E- und B-Feld sind in weiter Entfernung zum Dipol nicht zueinander phasenverschoben: Wellenbäuche, Nulldurchgänge und Wellentäler fallen also zeitlich zusammen. Nahfeld: In direkter Nähe zum Dipol, d.h. beim Ablöseprozess, sind E- und B-Feld dagegen um 90° zueinander phasenverschoben, d.h. d.h. um eine viertel Periode T zueinander versetzt (Wellenmaxima/-minima von E-Feld fallen mit Nulldurchgängen von B-Feld (magn. Flussdichte) zusammen) (nicht gezeigt). Mit zunehmendem Abstand vom Dipol verringert sich diese Phasenverschiebung, d.h. das Nahfeld geht kontinuierlich in das Fernfeld über. Quelle: Halliday, Abb. 345, S.971