Enzymkinetik Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1.1. Enzyme 1.2. Enzymaktivität 1.3. Cofaktoren 1.4. Reaktionsgeschwindigkeit 1.5. Enzym-Substrat-Affinität 1.6. Michaelis-Menten 1.7. Lineweaver-Burk 1.8. Enzymhemmung 1.9. Extinktion 1.10. Glykolyse, Milchsäuregärung 2. Aufgabenstellung 3. Material, Methoden und Versuchsdurchführung 3.1. Versuch 1 3.2. Versuch 2 3.3. Funktionsprinzip des Spektralphotometers 4. Ergebnisse 4.1. Versuch 1 4.1.1. Berechnung der tatsächlichen Pyruvatkonzentration in der Küvette 4.1.2. Berechnung der Extinktion ∆E 4.1.3. Berechnung der Reaktionsgeschwindigkeit 4.1.4. Diagramm nach Michaelis-Menten 4.1.5. Diagramm nach Lineweaver-Burk 4.1.6. Berechnung der Enzymaktivität 4.2. Versuch 2 5. Diskussion 5.1. Versuch 1 5.2. Versuch 2 6. Literaturverzeichnis 7. Abbildungsverzeichnis 8. Anhang 1 Enzymkinetik 1. Einleitung 1.1. Enzyme Enzyme gehören zur Klasse der Proteine und erfüllen im Stoffwechsel eine wichtige biologische Funktion. Sie katalysieren chemische Reaktionen, indem sie die Aktivierungsenergie EA herabsetzen, d.h. die Energie, die zum Start einer Reaktion nötig ist. Dadurch können auch Reaktionen mit sehr hoher Aktivierungsenergie bei Körpertemperatur ablaufen. Die Enzyme werden während der Katalysereaktion weder verbraucht noch in ihrer chemischen Struktur verändert. Man kann Enzyme aufgrund ihrer Wirkungsweise klassifizieren: Oxydoreduktasen: katalysieren Redoxreaktionen (Bsp.: Lactat-Dehydro- genase) Transferasen: Katalyse von Gruppenübertragungen wie Phosphorylierung oder Methylierung Hydrolasen: verantwortlich für Hydrolysereaktionen Lyasen: Bildung von Doppelbindungen durch Hinzufügen oder Entfernen von einzelnen Atomen oder Molekülgruppen Isomerasen: katalysieren die Bildung von Konstitutionsisomeren Ligasen: fügen einzelne Moleküle unter ATP-Verbrauch zusammen Auch in ihrer chemischen Struktur können Enzyme unterschieden werden: Reine Proteine: bestehen aus Aminosäuren, die durch Peptidbindungen miteinander verknüpft sind Holoenzyme: zusammengesetzte Proteine aus einem Apoenzym (Proteinanteil) und einem Cofaktor Enzyme sind aufgrund verschiedener Eigenschaften hochspezifisch. Sie sind in der Lage selektiv Substrate auszuwählen und in ihre entsprechenden Produkte umzusetzen (Substratspezifität). Dabei müssen die Substrate nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip zum aktiven Zentrum des Enzyms passen. Einige Enzyme können sogar Konstitutionsisomere oder andere nah verwandte Verbindungen unterscheiden. 2 Enzymkinetik Wenn nun ein spezifisches Substrat am aktiven Zentrum bindet, kann jeder Enzymtyp nur eine ganz bestimmte chemische Reaktion katalysieren (Wirkungsspezifität). Zum Beispiel kann das Enzym Saccharase nur das Disaccharid Saccharose in Glukose und Fructose spalten. Im Folgenden soll nun der Ablauf einer enzymatischen Reaktion erklärt werden. Voraussetzungen hierfür sind, dass Substrate in ausreichender Menge vorhanden und die aktiven Zentren der Enzyme nicht besetzt sind. Ein Substrat bindet unter Bildung einer schwachen Wechselwirkung an das katalytische Zentrum, sodass ein Enzym-Substrat-Komplex (ES) entsteht. Durch die Enzym-Substrat-Wechselwirkung verändert das aktive Zentrum seine Konformation, um sich noch enger an das Substrat anzulagern. Anschließend wandelt das aktive Zentrum das Substrat in seine Produkte um, welche anschließend wieder freigesetzt werden. Nach der Reaktion liegt das Enzym wieder in seiner ursprünglichen Konformation vor und kann daher mit einem neuen Substratmolekül einen Komplex bilden. In Abbildung 1 soll dieser Vorgang noch mal verdeutlicht werden. Hierbei dient als Beispiel die Umsetzung von Saccharose in Glukose und Fructose. Abb. 1: Hydrolyse von Saccharose in Glukose und Fructose durch das Enzym Saccharase (aus: Campbell, Biologie,1997) 3 Enzymkinetik 1.2. Enzymaktivität Unter Enzymaktivität versteht man die katalytische Wirksamkeit eines Enzyms. Sie wird als Wechselzahl gemessen, d.h. die Anzahl der Substratmoleküle, die pro Zeiteinheit von einem Mol Enzym umgesetzt werden. WechselzahlW = MolSubstratumsatz MolEnzym × Zeiteinheit Die Enzymaktivität kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden: Temperatur: Jedes Enzym besitzt ein bestimmtes Temperaturoptimum, bei dem seine Umsatzrate am höchsten ist. Bei steigender Temperatur nimmt die enzymatische Aktivität stets zu, weil sich durch eine schnellere Molekülbewegung (Brownsche Molekularbewegung) die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Substrat und Enzym aufeinandertreffen. Wenn die Temperatur jedoch zu hoch wird, nimmt die Aktivität rapide ab, da Enzyme ab einer bestimmten Temperatur denaturiert werden. Durch die hohe Wärmeenergie werden kovalente Bindungen gelöst und so die Tertiärstruktur des Proteins irreversibel zerstört. Das Temperaturoptimum menschlicher Enzyme liegt nahe der Körpertemperatur. Jedes Enzym kann aufgrund einer typischen Reaktionsgeschwindigkeits-TemperaturKurve charakterisiert werden (siehe Abb.2). Abb. 2: Temperaturoptima am Beispiel zweier Enzyme (aus: Campbell, Biologie, 1997) pH-Wert: Neben einem Temperaturoptimum besitzen Enzyme auch einen pH-Bereich, bei dem sie optimal wirken können. Häufig sind elektrostatische Bindungen an der Bildung eines Enzym-Substrat-Komplexes beteiligt. 4 Enzymkinetik Durch eine Zunahme des pH-Wertes wird die Anzahl der negativen aktiven Zentren erhöht, wobei eine Bindung mit den positiven Gruppen des Substrats erleichtert wird. Bei einer Abnahme des pH-Wertes erhöht sich die Anzahl der positiven Zentren, die mit den negativen Substratgruppen reagieren können. Je nach Wirkungsort unterscheiden sich die pH-Optima verschiedener Enzyme. Der optimale pH-Wert liegt für die meisten Enzyme zwischen 6 und 8. Im Gegensatz dazu bevorzugen Verdauungsenzyme im sauren Millieu des Magens einen niedrigen pH-Wert (Bsp.: Pepsin, pH 2), während Enzyme im Darm an einen alkalischen pHBereich angepasst sind (Bsp.: Trypsin, pH 8). Abb. 3: pH-Optima der Enzyme Pepsin und Trypsin (aus: Campbell, Biologie, 1997) Chemische Substanzen: Die Aktivität von Enzyme kann durch bestimmte Moleküle gehemmt werden. Solche Inhibitoren können das aktive Zentrum reversibel und sogar irreversibel verändern, sodass die Enzyme nicht mehr funktionsfähig sind. Genaueres dazu wird auf Seite 10 erläutert. 1.3. Cofaktoren Viele Enzyme benötigen für ihre katalytische Aktivität die Mitwirkung kleinerer Moleküle, sogenannter Cofaktoren. Diese können permanent und fest mit dem Apoenzym verbunden sein; man nennt sie dann auch prosthetische Gruppe (wenn organisch). Wenn sie eine reversible Bindung mit dem Enzym eingehen, heißen sie Cosubstrate (wenn organisch), da sie zusammen mit dem Substrat an das aktive Zentrum gebunden werden. Nach der katalytischen Reaktion werden sie mit den Produkten wieder freigesetzt. Bei Cofaktoren kann es sich um anorganische Moleküle, wie zum Beispiel die Metallionen Zink, Eisen und Kupfer, handeln. Aber auch organische Moleküle können Cofaktoren sein; die meisten davon sind Vitamine. 1.4. Reaktionsgeschwindigkeit 5 Enzymkinetik Die Geschwindigkeit einer Katalysereaktion hängt von der Konzentration des Substrats, des Produkts und des aktiven Enzyms ab. Erhöht man bei konstanter Enzymkonzentration die Konzentration des Substrates, steigt automatisch die Reaktionsgeschwindigkeit an, da die aktiven Zentren öfter mit Substratmolekülen besetzt werden. Die maximale Reaktionsgeschwindigkeit ist erreicht, wenn alle Enzyme mit Substrat gesättigt sind. In diesem Zustand bringt eine weitere Erhöhung der Substratkonzentration keine Zunahme der Reaktionsgeschwindigkeit mehr mit sich. Man spricht dabei von einer Sättigung. Nur eine Erhöhung der Enzymkonzentration kann jetzt die Geschwindigkeit der Reaktion noch beeinflussen. Weitere Faktoren, von der die Katalysegeschwindigkeit abhängt, sind die Temperatur und der pH-Wert. 1.5. Enzym-Substrat-Affinität Eine enzymatische Reaktion erreicht ihre größtmögliche Reaktionsgeschwindigkeit, wenn alle beteiligten Enzym mit Substratmolekülen gesättigt sind. Die Enzymkonzentration muss also einschränkend auf die Geschwindigkeit wirken, während die Konzentration der Substratmoleküle größer als die der Enzymmoleküle sein muss. Das Maß für die Affinität eines Enzyms zu seinem Substrat wird als MichaelisKonstante bezeichnet. Sie wird durch die Bestimmung des Substratumsatzes (in v) in Abhängigkeit von der Substratkonzentration {S} ermittelt. Hat die Konstante einen hohen Wert, ist die Halbsättigung erst bei einer relativ hohen Substratkonzentration erreicht (die Hälfte des Enzyms ist gesättigt). Ein Enzym wird bevorzugt das Substrat umsetzen, mit dem es die kleinste Michaelis-Konstante hat. Mit steigender Affinität sinkt also die Substratkonzentration, die erforderlich ist, um alle Enzymmoleküle zu sättigen. 1.6. Michaelis-Menten-Gleichung Diese Gleichung drückt die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit v von der Substratkonzentration {S} aus, wobei hier immer nur ein Substrat katalysiert wird. 6 Enzymkinetik v = anfängliche Reaktionsgeschwindigkeit bei der Substratkonzentration {S} vmax = Reaktionsgeschwindigkeit bei einem Überschuss an Substrat Km = Michaelis-Menten-Konstante {S} = Substratkonzentration Abb. 4: die normale Sättigungskurve eines Enzyms nach Michaelis-Menten (durchgezogene Linie) sowie deren Verlauf bei kompetitiver bzw. nichtkompetitiver Hemmung. (aus: Penzlin, Lehrbuch der Tierphysiologie, 1989) 1.7. Lineweaver-Burk-Gleichung Die Lineweaver-Burk-Gleichung ergibt sich aus der algebraischen Umformung der Michaelis-Menten-Gleichung in die reziproke Form. Sie wird verwendet, um die enzymatische Reaktion besser zu veranschaulichen, da diese in einer Geradengleichung linear dargestellt wird. In Abb. 5 wurde zu dieser besseren Darstellung der Umkehrwert der Reaktionsgeschwindigkeit 1/v gegen den Umkehrwert der Substratkonzentration 1/{S} aufgetragen. Die Gerade (durchgezogene Linie) hat zwei Schnittpunkte: den Schnittpunkt mit der x-Achse bei -1/Km und den Schnittpunkt mit der y-Achse bei 1/vmax. Abb. 5: Lineweaver-Burk-Diagramm (aus: Penzlin, Lehrbuch der Tierphysiologie, 1989) 1.8. Enzymhemmung Bestimmte chemische Stoffe können selektiv eine hemmende Wirkung auf spezielle Enzyme ausüben. 7 Enzymkinetik Dabei kann die Inaktivierung irreversibel sein, wenn sich der Inhibitor stabil an das Enzym bindet (z.B. Schwermetalle wie Blei). Bei einer reversiblen Hemmung bindet der Hemmstoff nur über schwache Wechselwirkungen an das Enzym ; dadurch wird das Maß an enzymatisch katalysierten Reaktionen reguliert. Viele Hemmstoffe ähneln chemisch den Substraten und konkurrieren mit diesen um den Eintritt in das aktive Zentrum. Andere Inhibitoren wirken indirekt, da sie nicht an das aktive Zentrum binden, verhindern aber ebenfalls die Substratbindung. Ein Sonderfall ist hier die unkompetitive Hemmung, bei der der Inhibitor erst am Enzym-Substrat Komplex angreift. Abb. 6: links: Ein Substrat bindet an das aktive Zentrum eines Enzyms rechts: Ein kompetitiver Inhibitor konkurriert mit dem Substrat um das aktive Zentrum. (aus: Campbell, Biologie, 1997) Kompetitive Inhibitoren Stoffe, welche die Aktivität von Enzymen herabsetzen, indem sie das Substrat an der Besetzung des aktiven Zentrums hindern, bezeichnet man als kompetitive Inhibitoren (Abb.6). Normalerweise ist die kompetitive Hemmung reversibel und kann durch eine Erhöhung der Substratkonzentration überwunden werden, da auch hier das Massenwirkungsgesetz gilt. Dieses besagt, dass durch die Erhöhung der Substratkonzentration das Enzymmolekül viel häufiger mit einem Substrat als mit einem Inhibitormolekül zusammentrifft. Das heißt, vmax ist ohne und mit Inhibitor gleich groß, wie aus Abb. 4 ersichtlich ist. (KM erhöht; Vmax konstant) Nichtkompetitive Inhibitoren Anders als oben verhält sich die nichtkompetitive Hemmung. Hier ist vmax bei Anwesenheit des Hemmstoffs stets kleiner als im Normalfall (Abb.4). Der Inhibitor konkurriert nicht mit dem Substrat um das Enzym, sondern blockiert die Katalysereaktion von einer anderen Stelle des Enzymmoleküls, die nicht der Substratbindung dient. Diese Wechselwirkung führt dazu, dass das Enzymmolekül seine Gestalt ändert. Dadurch kann das aktive Zentrum so verändert werden, dass 8 Enzymkinetik das Substrat zwar noch gebunden, aber weniger effektiv in das Produkt umgesetzt werden kann. Die Substratbindung kann aber auch ganz unmöglich sein. Diese Hemmung kann nicht durch eine Änderung der Substratkonzentration beeinflusst werden. Erst die Beseitigung des Hemmstoffes oder eventuell eine Verdünnung kann der Hemmung entgegenwirken. (KM konstant; Vmax erniedrigt) Abb. 7: Ein nichtkompetitiver Inhibitor bindet sich an einer vom aktiven Zentrum entfernten Stelle an das Enzym. Dadurch ändert sich die Struktur des Enzyms so stark, dass das aktive Zentrum nicht länger voll funktionsfähig ist. (aus: Campell, Biologie, 1997) Im Lineweaver-Burk Diagramm von Abb. 5 wird bei der kompetitiven Hemmung die Neigung der Geraden bei unverändertem y-Achsenschnittpunkt und bei der nichtkompetitiven Hemmung bei unverändertem x-Achsenschnittpunkt steiler. Allosterische Regulation Die selektive Hemmung und Aktivierung von Enzymen durch in der Zelle natürlich vorkommende Moleküle (Liganden) ist ein sehr wichtiger Mechanismus der Stoffwechselkontrolle. Meistens binden Liganden an einen spezifischen Bereich des Enzymmoleküls, der oft weit vom aktiven Zentrum entfernten liegt; dieser Teil wird auch das allosterische Zentrum genannt (Abb.8a). Die meisten Enzyme mit allosterischen Zentren sind Proteine, die aus zwei oder mehr Polypeptidketten bzw. Untereinheiten bestehen. Jede Untereinheit besitzt ihr eigenes aktives Zentrum. Die allosterischen Zentren befinden sich dort, wo die Untereinheiten aneinander stoßen. Der gesamte Komplex pendelt zwischen zwei Zuständen hin und her; einem katalytisch aktiven und einem inaktiveren (Abb.8b). Die Bindung eines Aktivators an ein allosterisches Zentrum stabilisiert die aktive Konformation, während die Bindung eines allosterischen Inhibitors die inaktivere Form stabilisiert. Da sich diese allosterischen Effektoren über schwache Bindungen an Enzyme heften, ändert sich bei wechselnder Regulatorkonzentration auch die Enzymaktivität. Selten gleichen sich Inhibitor und Aktivator allerdings so sehr in ihrer Gestalt, dass sie um das selbe allosterische Zentrum konkurrieren. 9 Enzymkinetik Abb. 8: Allosterische Regulation (aus: Campbell, Biologie, 1997) a) R-Form von relaxed; T-Form von tense b) heterotroper Effekt Kooperativität Bei der oben besprochenen allosterischen Wechselwirkung unterscheidet sich der allosterische Effektor chemisch vom Substratmolekül. Man spricht daher auch vom heterotropen Effekt (Abb.8b). Dagegen beeinflussen beim homotropen Effekt die Substratmoleküle selbst die katalytische Wirksamkeit ihres Enzyms (Abb.9). Bei einem Enzym mit zwei oder mehr Untereinheiten kann die Wechselwirkung mit einem Substratmolekül in allen anderen Untereinheiten des Enzyms dieselbe günstige Strukturänderung hervorrufen. Dieser Mechanismus, der als Kooperativität bezeichnet wird, verstärkt die Substrataffinität eines Enzyms. Das erste gebundene Substratmolekül erleichtert es dem Enzym, weitere Substrate zu binden. In diesem Fall ergibt sich eine sigmoide v/s Kurve, das Enzym verhält sich nicht entsprechend der Michaelis-Menten Beziehung. Abb. 9: Kooperativität zwischen Substrat und Enzym (aus: Campbell, Biologie, 1997) 1.9. Extinktion Grundlage für die Berechnung der Absorption ist das Lambert-Beer´sche Gesetz: ∆E = є * ∆C * d E = Extinktion (Maß der Absorption); hier NADH є = Extinktionskoeffizient bzw. Stoffkonstante (von NADH 6,22*106 cm²/Mol) C = Konzentration der absorbierenden Substanz d = Lichtweg (hier 1cm) 1.10. Glykolyse, Milchsäuregärung 10 Enzymkinetik Als Glykolyse (Zuckerzerlegung) wird ein Vorgang im Cytoplasma bezeichnet, bei dem durch die Oxidation von Glucose zu Pyruvat Energie freigesetzt wird. Dabei wird ein Molekül Glukose (C6) zu zwei Molekülen Pyruvat (C3) umgewandelt. Gleichzeitig werden zwei Moleküle ATP und zwei Moleküle NADH + H+ synthetisiert. Wenn Sauerstoff vorhanden ist, kann durch oxidative Phosphorilierung weiteres ATP entstehen. Es gibt aber auch Zellen (z.B. Muskelzellen), die trotz Sauerstoffmangel durch Gärung ATP bilden können. Bei diesem Vorgang wird Pyruvat sofort von NADH + H+ zu Lactat (Anion der Milchsäure) reduziert (anaerobe Glykolyse). Diesen Vorgang nennt man Milchsäuregärung. Die Milchsäuregärung setzt ein, wenn bei hoher Belastung der Energiebedarf größer ist als die verfügbare Sauerstoffmenge. Bei der Umsetzung von einem Molekül Glucose zu zwei Molekülen Lactat werden nur zwei Moleküle ATP gebildet. Das sich ansammelnde Lactat, welches Muskelerschöpfung und zum Teil Muskelkater herbeiführt, wird nach und nach durch das Blut in die Leber transportiert und dort wieder zu Pyruvat umgesetzt. 2. Aufgabenstellung Die Grundlage der folgenden Versuche bildet die Reaktion von Pyruvat zu Lactat: Bei der Zellatmung entsteht durch die Glycolyse Pyruvat. Dieses wird bei der Milchsäuregärung durch das Enzym Lactatdehydrogenase (LDH) Abb.10: zu Lactat reduziert. Dabei wird des Co-Substrat NADH/H+ zu NAD+ oxidiert. Umsetzung des Pyruvats zu Lactat In den folgenden Versuchen soll nun die Reaktionsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Substratkonzentration und vom pH-Wert gemessen (aus: Skript Anfängerpraktikum werden. Hierzu macht Enzymkinetik 2004) man sich die Eigenschaften des Co-Substrats zu nütze: Wenn man das oxidierte NAD+ mit einer Wellenlänge von 340nm bestrahlt, absorbiert es nicht. NADH/H+ hingegen absorbiert Licht dieser Wellenlänge, was in einem Absorptionsspektrum sichtbar durch die Bildung eines Peaks wird. Diese Unterschiede beruhen auf der Veränderung des Pyridin-Rings des NADH + H+ bzw. NAD+ bei Oxidation und Reduktion. 11 Enzymkinetik Mit dem Spektralphotometer kann man die Umsetzung und damit die Reaktionsgeschwindigkeit des Enzyms LDH messen, da bei der Reaktion, wie oben beschrieben NADH/H+ zu NAD+ umgewandelt wird und somit die Absorptionsabnahme des NADH/H+ proportional zur Bildung des Produktes Lactat ist. 3. Material, Methoden und Versuchsdurchführung 3.1. Versuch 1: Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit von der Substratkonzentration (Pyruvat) Das Enzym Lactatdehydrogenase (LDH) wird aus einem Froschmuskel gewonnen. Hierfür werden 310,7mg eines Froschmuskels mit 10ml eines 0,05molaren kalten Kalium-Phosphatpuffers (pH=7) in einem Potter-Elvejhem-Homogenisator unter Eiskühlung homogenisiert. Hierdurch wird der Muskel zerkleinert und die Zellmembranen zerstört. Das dadurch gewonnene Extrakt wird in einer Beckman-Kühlzentrifuge bei 2°C und 10000 U/min 10 min lang zentrifugiert. Dabei werden die Bestandteile des Extraktes getrennt. Die schwereren bilden das Pellet (z.B. Mitochondrien, Zellkern...), wohingegen die leichten Bestandteile, u.a. auch LDH und weitere Elemente des Cytoplasmas als Überstand bezeichnet werden. Zu 1ml des Überstandes wird nun 1ml Phosphatpuffer hinzugefügt und anschließend gekühlt. Da die Konzentrationsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Substratkonzentration untersucht werden soll, werden Pyruvatlösungen verschiedener Konzentrationen durch Verdünnung mit dem Puffer hergestellt. Hiefür wird zuerst eine 100mmol/l 12 Enzymkinetik Stammlösung gewonnen, von der ausgehend die anderen Substratkonzentrationen wie folgt (in Tabelle1) hergestellt werden. Tabelle 1: Hergestellte Verdünnungen der Stammlösung Verdünnungen, hergestellt die Menge der verwendeten Menge werden Stammlösung in (µl) müssen: (mmol/l) des verwendeten Puffers (µl) 100 1000 --- 50 500 500 40 400 600 30 300 700 20 200 800 10 100 900 8 80 920 6 60 940 5 50 950 4 40 960 3 30 970 2 20 980 Ablauf des Versuches: 13 Enzymkinetik Um die Absorption in dem Spektralphotometer bei 340nm messen zu können, werden als mehrere Küvetten mit jeweils 3ml Phosphatpuffer und 0,05ml LDHExtrakt gefüllt. Um einen Fehler durch den Leerwert zu vermeiden, wird eine Küvette mit dieser Mischung in das Photometer eingesetzt. Dieser Vorgang wird als Nullwertabgleich bezeichnet. Dann werden die Lösungen in den Küvetten noch mit 0,05ml NADH/H+ versetzt und vermischt. Es wird eine Küvette in das Photometer eingesetzt, die Absorption ohne Substrat wird gemessen und von dem daran angeschlossenen Schreiber aufgezeichnet. Anschließend wird in die Küvette je 0,05ml einer bestimmten Substratkonzentration pipettiert und erneut die Absorption gemessen. Dieser Vorgang wird für alle Substratkonzentrationen zweimal durchgeführt (Doppelbestimmung). 3.2. Versuch 2: Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit vom pH-Wert Um die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit vom pH-Wert zu messen, ändert man den pH-Wert, wobei die Substratkonzentration immer gleich bleibt (30mmol/l). Um 0,05M Pufferlösungen mit pH-Werte von 4 bis 9 zu bekommen, benötigt man eine 0,05M Di-Kaliumhydrogenphosphat-Lösung (K2HPO4) (pH=9) und eine 0,05M Kaliumdihydrogenphosphat-Lösung (KH2PO4) (pH=4,5). Diese beiden Lösungen werden wie folgt (in Tabelle 2) vermischt um jeweils 200ml einer Lösung mit je unterschiedlichem pH-Wert herzustellen: Tabelle 2: Herstellung der Pufferlösungen pH-Wert KH2PO4 (in ml) K2HPO4 (in ml) Zusätze: 4 pur (200ml) --- 1 Tropfen HCl 5 pur (200ml) --- 1 Tropfen NaOH 6 175,4 24,6 --- 7 312* 488* --- 8 10,6 189,4 --- 9 --- pur (200ml) --- *Bei pH=7 werden 800ml Lösung benötigt, da dieser Puffer für Versuch1 verwendet wurde. 14 Enzymkinetik Der Versuch wird genauso durchgeführt wie der erste Versuch. 3.3. Funktionsprinzip eines Spektralphotometers: Das Spektralphotometer misst wie viel Licht durch eine Lösung dringt bzw. von ihr absorbiert wird. Dazu wird Licht auf ein Prisma fallen gelassen, welches das Licht in unterschiedliche Wellenlängen, also in monochromatisches Licht aufspaltet. Dieses wird dann durch die Lösung geschickt. Der durchgelassene Anteil wird von einer Photozelle registriert, die die Lichtenenergie in elektrischen Strom umwandelt, den im Anschluss ein Galvanometer misst. Das Galvanometer zeigt an, welcher Teil des Lichtes absorbiert (Extinktion) wurde bzw. welcher Teil durch gelassen wurde (Transmission). Der Schreiber des Photometers zeichnet dann die Daten auf. Durch die gemessene Absorption kann man nach Lambert-Beer die Konzentration des absorbierenden Stoffes messen. 4. Ergebnisse 4.1. Versuch 1 4.1.1. Berechnung der tatsächlichen Pyruvatkonzentration in der Küvette [SKüvette] Die Substratkonzentration in der Küvette [SKüvette] wird bestimmt, in dem man die Substratkonzentration [S] durch den Verdünnungsfaktor teilt. Der Verdünnungsfaktor VFp wird folgendermaßen berechnet: VFp = 0,05ml(Pyruvat ) + 0,05ml(LDH) + 0,05ml(NADH) + 3ml(Puffer ) 0,05ml(Pyruvat ) VFp=63 Substratkonzentration in der Küvette: [S Küvette ] = [S ] 63 Wenn nun zum Beispiel eine Substratkonzentration von [S]=100mmol/l gegeben ist, beträgt die Konzentration des Substrates in der Küvette: [S Küvette ] = 100mmol / l = 1,587 63 4.1.2. Berechnung der Extinktion ∆E 15 Enzymkinetik Die Absorption, die der Schreiber des Spektralphotometers aufzeichnet, hat Werte von 0 bis 100. Dies entspricht nach der Skalierung (Umrechnungsfaktor von 100) einer Absorption von 0 bis 1. Man muss also um die Graphen auswerten zu können, folgendes berechnen: ∆E Anfangswert Endwert 2 = − * min 100 100 min Wobei der Anfangswert, der Wert ist, den der Schreiber als erstes registriert hat. Der Schreiber läuft nun 30 Sekunden lang, was einer Kästchenanzahl in x-Richtung von 10 entspricht (dies entspricht 1Inch=2,54cm). Der Endwert ist somit 10 Kästchen in x-Richtung vom Anfangswert entfernt. Um die Extinktion pro Minute zu berechnen, muss der Term mit 2 multipliziert werden. Da wir für dieselben Substratkonzentrationen immer eine Doppelbestimmung gemacht haben, bildet man aus beiden noch den Mittelwert. Z.B. ist bei einer Substratkonzentration von 50mmol/l bei der ersten Bestimmung der Anfangswert bei 80,3. Der Endwert beträgt 57,0. 80,3 57,0 ∆E 1 = − * 2 = 0,466 100 100 81,0 51,2 ∆E 2 = − * 2 = 0,596 100 100 ∆E gesamt = ∆E1 + ∆E 2 0,466 + 0,596 = = 0,531 2 2 4.1.3. Berechnung der Reaktionsgeschwindigkeit v Die Reaktionsgeschwindigkeit v wird anhand des Lambert-Beerschen Gesetzes berechnet. Dieses Gesetz besagt, dass die Extinktion ∆E der Konzentration ∆c des absorbierenden Stoffes und der Schichtdicke d der Lösung proportional ist. Der Absorptionskoeffizient ist ε, er ist abhängig von der Art der Substanz und der Wellenlänge. (1) ∆E = ε * ∆c * d ∆c = (2) v = ∆E ε*d ∆c ∆c = v * ∆t ∆t 16 Enzymkinetik Die Geschwindigkeit der Absorptionszunahme ∆E ist zur Reaktionsgeschwindigkeit v proportional, deshalb kann man Gleichung (1) und (2) gleichsetzten: v * ∆t = (3) v = ∆E ε*d ∆E ε * d * ∆t Bei unserem Versuch hatten wir eine Schichtdicke bzw. Lichtweg d der Küvette von 2 1cm, der Absorptionskoeffizient ε von NADH ist 6,22*106 cm Mol . Die Wellenlänge beträgt 340nm und die Zeitspanne ∆t 1min. Durch einsetzten dieser Werte in Gleichung (3) ergibt sich: v= ∆E 6,22 v= 2 * 10 6 cm mol * 1cm * 1min = ∆E * mol ∆E mol = in 6 3 6 6,22 * 10 * cm * min 6,22 * 10 ml * min ∆E µmol in 6,22 ml * min Aus den bei 3.1.1, 3.1.2 und 3.1.3 berechneten Werten ergibt sich die Tabelle 3: Tabelle 3: Tabelle zur Reaktionsgeschwindigkeit [S] in [SKüvette] in 1/[SKüvette] in ∆E/min v in µmol ml * min 1/v mmol/l mmol/l l/mmol Mittelwert 100 1,587 0,63 0,57 *1 0,092 10,912 50 0,794 1,26 0,531 0,085 11,714 40 0,635 1,575 0,543 0,087 11,455 30 0,476 2,1 0,56 0,090 11,107 20 0,317 3,15 0,188 0,030 33,085 10 0,159 6,3 0,239 0,038 26, 025 8 0,127 7,5 0,153 0,025 40,654 6 0,095 10,5 0,067 0,011 92,836 5 0,079 12,6 0,03 0,005 207,333 4 0,063 15,75 0,031 0,005 200,654 3 0,048 21 0,012 *2 0,002 518,333 2 0,032 31,5 0,022 *2 0,003 282,727 in ml*min/µmol 1 * : nur einer der beiden Werte aus der Doppelbestimmung war repräsentativ 2 * : es ergab sich hier kaum eine Absorptionsänderung Werte werden im Diagramm 1 und 2 nicht 17 Enzymkinetik berücksichtigt 4.1.4. Diagramm nach Michaelis-Menten Diagramm 1: Michaelis-Menten-Diagramm Legende: blau= eigene Messwerte schwarz= an eigene Messwerte angenäherte Kurve rot= vmax türkis= 1/2vmax bzw. Km-Wert Der Kurvenverlauf zeigt, dass bei zunehmender Substratkonzentration die Reaktionsgeschwindigkeit ansteigt, bis die maximale Reaktionsgeschwindigkeit, die bei Sättigung des Enzyms mit Substrat eintritt, erreicht wird. Dies hat zur Folge, dass trotz zunehmender Substratkonzentration die Maximale Reaktionsgeschwindigkeit konstant bleibt. In Diagramm 1 wird dies durch ein Plateau dargestellt. Für vmax ergab sich aus unserem Diagramm der Wert: vmax=0,09. Bei Halbmaximaler Geschwindigkeit (1/2vmax) ist nach Definition die MichaelisMenten-Konstante Km erreicht. Bei uns hat Km den Wert: Km=0,173. Mit diesen beiden Werten wurde die angenäherte Kurve berechnet: f (S ) = 0,09 − 0,09 * e −4*S 4.1.5. Diagramm nach Lineweaver-Burk 18 Enzymkinetik Diagramm 2: Lineweaver-Burk-Diagramm Legende: rot= eigene Messwerte schwarz= angenäherte Gerade Unsere Messwerte ergaben ungefähr eine Gerade, so dass man gut den Messwerten eine Gerade anpassen konnte, die auf folgender Gleichung basiert: 1 1 f = 11 * + 12,5 [S] [S] Der Schnittpunkt der Geraden mit der x-Achse ergibt den Wert: −1 = −1,136 Km Km=0,880. Der y-Achsenabschnitt gibt die reziproke maximale Geschwindigkeit an: 1 = 12,5 vmax= 0,08 v max Aus dem Michaelis-Menten-Diagramm und dem Lineweaver-Burk-Diagramm ergibt sich ein Mittelwert für: v max = Km = 0,09 + 0,08 = 0,085 , sowie ein Mittelwert für 2 0.173 + 0,880 = 0,527 . 2 19 Enzymkinetik 4.1.6. Berechnung der Enzymaktivität Zur Berechnung der Enzymaktivität AE der Lactatdehydrogenase im Froschmuskel wird zur Vereinfachung angenommen, dass die Dichte des Gewebes 1 beträgt und dass das Gewicht des Froschmuskels (FG) vor und nach der Zentrifugation gleich groß ist. AE = v max µmol in Muske lg ewicht / ml mg * min Vmax wird aus dem Mittelwert der in den Diagrammen 1 und 2 erhaltenen Maximalgeschwindigkeit ermittelt. Um die in der Küvette vorhandene Gesamtverdünnung des Froschmuskels zu berechnen, wird das Gewicht, das der Froschmuskel (FG) bei der Einwaage hatte dividiert durch: [(das Gewicht des Froschmuskels in ml umgerechnet addiert mit dem Volumen der Pufferlösung (10ml)) * (dem Verdünnungsfaktor 63) * 2] Muske lg ewicht / ml = = AE = Einwaage(mg) = (Einwaage (ml) + 10) * 2 * 63 310,7(mg) mg = 0,239 (0,3107(ml) + 10) * 126 ml 0,085 µmol = 0.356 0,239 mg * min 4.2. Versuch 2 Berechnung der Extinktion ∆E Die Berechnung der Substratkonzentration wird nicht benötigt, da jeder Versuch bei einer Substratkonzentration von 30µmol/l durchgeführt wird, also [SKüvette]=0,467 und 1/[SKüvette]=2,1 ist. Die Berechnung der Extinktion folgt ebenfalls wie oben. Allerdings wurde die Messung mehrere Male versehentlich vorzeitig gestoppt. Somit wurden noch weitere Rechnungen notwendig: Da der x-Wert nicht mehr 10 Kästchen entsprach, wurde er abgemessen und entspricht xgem. xgem verhält sich zu der gesuchten Zeit t wie 2,54cm (=1Inch= 10Kästchen) zu Gesamtlaufzeit des Schreibers 30 sek. 20 Enzymkinetik x gem t = 2,54cm 30s t= x gem * 30s 2,54cm Um nun die Extinktion ∆E zu bekommen, berechnet man den Anfangswert/100 minus den Endwert/100, dies wird multipliziert mit dem Verhältnis der oben berechneten Zeit t zu der Gesamtzeit 60s. ∆E = 60 Anfangswert Endwert − t 100 100 Bei dem pH-Wert von 6 wurde z.B. der Schreiber nur 2,2cm lang laufen gelassen. Der Anfangswert ist 35, der Endwert 25. t= 2,2cm * 30s = 25,984 2,54cm ∆E = 60 35 25 − = 0,231 25,984 100 100 Die Reaktionsgeschwindigkeit v wird wie unter 4.1.3. berechnet. Daraus ergeben sich die in Tabelle 4 aufgelisteten Werte. Tabelle 4: Tabelle zur Berechnung der Extinktion pH-Wert ∆E/min (Mittelwert) v in µmol/(ml*min) 4 0,073 0,012 5 0,123 0,020 6 0,203 0,033 7 0,56 0,090 8 0,144 *1 0,023 9 *2 *2 1 * es wurde kein Mittelwert aus der Doppelbestimmung gebildet, da einer der beiden Werte nicht repräsentativ war 2 * Leider waren beide Messwerte nicht brauchbar. 21 Enzymkinetik Bei niedrigen pH-Werten war die Reaktionsgeschwindigkeit sehr niedrig. Mit zunehmendem pH-Wert ist sie gestiegen, bis sie ihr Optimum bei einem pH-Wert von 7 erreicht hat. Danach nahm die Reaktionsgeschwindigkeit bei steigendem pH-Wert ab. 5.Diskussion 5.1. Versuch 1: Bereits bei der ersten Messung der Substratkonzentration von 100mmol/l kam eine unerwartet hohe Extinktionsänderung (∆E=1,01) heraus, was eine Maximalgeschwindigkeit vmax=0,162 zur Folge hatte. Dieser Fehler könnte durch ungenaues Pipettieren entstanden sein: wahrscheinlich wurde eine zu große Menge an Enzym hinzugefügt. Deshalb wurde auch für die Ermittlung der Reaktionsgeschwindigkeit in der Tabelle 3 und den Diagrammen 1 und 2 nur der zweite Messwert bei der Substratkonzentration von 100mmol/l berücksichtigt. Die ermittelte Reaktionsgeschwindigkeit bei Substratkonzentrationen von 50mmol/l und 40mmol/l entsprachen unseren Erwartungen. Bei einer Substratkonzentration von 30mmol/l war die berechnete Reaktionsgeschwindigkeit vmax etwas über dem zu erwartenden Wert, was wiederum 22 Enzymkinetik auf eine etwas zu hohe Menge am Enzym LDH schließen lässt, was durch einen Pipettierfehler entstanden sein könnte. Die Reaktionsgeschwindigkeit vmax war bei der Substratkonzentration von 20mmol/l zu niedrig. Dieser Fehler kann zurückzuführen sein auf eine Verschmutzung der Küvette, z.B. durch Fingerabdrücke, was zur Folge hat, dass die durch die Küvette geschickten Wellen schon durch den Schmutz leicht absorbiert wurden und nicht von NADH/H+. Außerdem wäre es möglich, dass wir zu langsam gearbeitet haben, so dass die Reaktion schon eine Weile ablief, bevor wir den Schreiber gestartet haben. Eine andere Erklärung für die zu geringe Reaktionsgeschwindigkeit wäre, dass entweder zu wenig Enzym in die Küvette pipettiert wurde oder das Enzym am Rand der Küvette hängen blieb, da nicht richtig umgerührt wurde. Als weitere Fehlerquelle kann eine zu geringe Substratmenge oder eine zu niedrige Konzentration des Substrates angesehen werden. Die für die Reaktionsgeschwindigkeit ermittelten Werte bei Substratkonzentrationen von 10mmol/l, 8mmol/l und 6mmol/l liegen in einem zu erwartenden Bereich. Bei einer Substratkonzentration von 5mmol/l bis zu 2mmol/l wurde nur noch eine sehr geringe Extinktionsänderung gemessen, was bewirkt, dass die Reaktionsgeschwindigkeit sehr niedrig ist. Dies kann durch die oben bereits genannten Fehler auftreten, also Verschmutzung der Küvette, Pipettierfehler bei der Substratmenge bzw. –konzentration, sowie zu langsame Arbeitsweise. Am wahrscheinlichsten ist aber ein Fehler bei der Pipettierung des Enzyms, da es hierbei zur Bildung einer Luftblase in der Pipette gekommen ist und somit eine zu geringe Menge an Enzym zugesetzt worden ist. Die Werte für 2mmol/l und 3mmol/l wurden deshalb in den Diagrammen 1 und 2 nicht berücksichtigt. Trotz einiger Fehler sind unsere Kurven im Großen und Ganzen wie erwartet verlaufen. Die Graphen des Schreiberprotokolls sind mit sinkender Pyruvatkonzentration immer flacher verlaufen, was dadurch zu erklären ist, dass das LDH immer weniger Substrat zur Verfügung hatte und somit weniger häufig ein Enzym-Substart-Komplex gebildet wurde. Dies hat zur Folge, dass weniger NADH/H+ umgesetzt wurde und somit die Absorptionsänderung geringer ist. 23 Enzymkinetik 5.2. Versuch 2: Dieser Versuch musste wiederholt werden, weil die Absorption sich nicht geändert hatte, was passierte, da kein NADH/H+ hinzugefügt wurde. Als wir dann NADH/H+ hinzufügten, lief die Reaktion mit doppelter Geschwindigkeit ab, da wir zu Beginn versehentlich die doppelte Menge an Enzym hinzugefügt hatten. Da wir für pH=8 nur eine der beiden Lösungen in den Küvetten zur Doppelbestimmung erneuert hatten, spiegelt sich dieser Fehler bei der ersten pH=8 Bestimmung wider, weshalb nur der andere Wert berücksichtigt wurde. Bei sehr niedrigem pH-Wert ist für das Enzym LDH zu erwarten, dass die Reaktionsgeschwindigkeit sehr gering ist, da es durch zu viele Protonen im Umgebungsmilieu deformiert wird und somit die Aktivität eingeschränkt ist. Mit zunehmendem pH-Wert steigt dann die Reaktionsgeschwindigkeit, bis sie ihr Optimum bei einem pH-Wert von ca. 7 erreicht hat. Danach sinkt die Reaktionsgeschwindigkeit mit zunehmendem pH-Wert wieder. Die Ergebnisse bei der zweiten Durchführung des Versuches für die pH-Werte 4,5,6,7 und 8 entsprechen den gerade beschriebenen Erwartungen. Bei dem pH-Wert 9 ist uns bei beiden Messungen aus versehen ein Fehler unterlaufen, deshalb wird der pH-Wert von 9 im Diagramm 3 nicht berücksichtigt. Bei der ersten Messung wäre eine Reaktionsgeschwindigkeit von v=0,081 µmol/(ml*min) herausgekommen. Diese Reaktionsgeschwindigkeit ist ungefähr so hoch, wie die bei einem pH-Wert von 7, wo das Enzym sein optimales Umgebungsmilieu hat, in dem es am Leistungsfähigsten ist. Allerdings sollte dieser Wert doch deutlich unter dem Optimalen liegen, da mit zunehmendem pH-Wert nach dem Hochpunkt die Reaktionsgeschwindigkeit stetig sinkt. Der wahrscheinlichste Grund hierfür ist, dass wie auch bei pH=9 die doppelte Enzymmenge hinzu gegeben wurde. Bei der zweiten Messung war die Absorptionsänderung ∆E negativ. Dies bedeutet, dass die Absorption zugenommen hat, anstatt abzunehmen. Dies hat zur Folge, dass auch die Maximalgeschwindigkeit negativ wäre. Dem liegen wahrscheinlich zwei Fehler zugrunde. Als erstes kann kein Enzym hinzugefügt worden sein, da ansonsten eine, wenn auch geringe Absorptionsabnahme stattgefunden hätte. Wenn das NADH tatsächlich an der Wand hing, kann das Enzym auch nichts damit anfangen, ihr müsst es also nicht unbedingt vergessen haben! Zweitens muss das in die Küvette pipettierte NADH/H+ an den Wänden der Küvette hängen geblieben und im Verlauf des Schreibens in die Küvette getropft sein. Da nur hierdurch eine Absorptionszunahme möglich ist. 24 Enzymkinetik Wahrscheinlich habt ihr einfach nur nicht richtig gemischt oder es waren Luftblasen in der Küvette, auf diese Weisekommt es auch zu Schwankungen der Absorption. 6. Literaturverzeichnis 1. 2. 3. 4. 5. ECKERT, R.: Tierphysiologie. 4. Auflage, Thieme Verlag CAMPBELL, Neil A.: Biologie. 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag PENZLIN, H.: Lehrbuch der Tierphysiologie, 4.Auflage, Gustav Fischer Verlag Skript zum Praktikum Enzymkinetik WS 3004/05 Biologie heute, Schroedel Verlag 7. Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Campbell, Neil A.: Biologie, 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag Seite 108, 6.12 Abb. 2/3: Campbell, Neil A.: Biologie, 2. Auflage, Spektrum Verlag Seite 109, 6.13 Abb. 4/5: Penzlin, H.: Lehrbuch der Tierphysiologie, 4.Auflage, Gustav Fischer Verlag, Seite 27, 1.3 Abb. 6/7: Campbell, Neil A.: Biologie, 2. Auflage, Spektrum Verlag Seite110, 6.15 Abb. 8/9: Campbell, Neil A.: Biologie, 2. Auflage, Spektrum Verlag Seite 111, 6.16 Abb 10: Skript zum Praktikum Enzymkinetik, WS 2004/05 8. Anhang Ausdruck zur Enzymkinetik 25