Verhandlungen, Konfliktarbeit, Mediation Konflikte im Unternehmen mit Hilfe von Mediation lösen Interview mit Christof Lehmann, Director Marketing Euroimmun AG Dr. Christof Lehmann ist im Lübecker Unternehmen Euroimmun AG für das Marketing verantwortlich und hat im Juli 2015 die einjährige Weiterbildung Mediation im Osterberg-Institut abgeschlossen. Akademie aktuell hat ihn zu seinen Erfahrungen befragt. Herr Lehmann, warum macht man eine Mediationsausbildung, wenn man im Unternehmen für Marketing zuständig ist? Das kann man so sagen. Einerseits werden bei Konflikten natürlich die zuständigen Vorgesetzten aktiv. Darüber hinaus haben wir jetzt noch zusätzlich die Möglichkeit, dass jemand, der nicht direkt in den Konflikt involviert ist, die Situation als neutrale, allparteiliche Person betrachtet. Das hat eine ganz andere Qualität, als wenn direkt am Konflikt Beteiligte nach einer Lösung suchen. Kann man Mediation nicht Das liegt daran, dass ich auch bei einem Wochennicht nur für das Markeendseminar lernen? ting, sondern auch für die internen WeiterbilMan kann sicher auch in dungen verantwortlich einem Wochenendseminar bin, bei denen es um die Anregungen für KonfliktThemen Konfliktmanagelösungen bekommen, eine ment und KommunikaMediationsausbildung ist Dr. Christof Lehmann tionspsychologie geht. aber viel umfassender. Außerdem moderiere ich Man trifft sich regelmäßig immer wieder größere in Peergroups, bekommt Veranstaltungen, bei denen Konflikte Tipps und Tricks erfahrener Mediatoren auftreten können. und vor allem: Man übt. In jeder Seminareinheit haben wir etliche Rollenspiele Was bringt Ihnen die Mediations-Ausbilgemacht und verschiedene Situationen dung in Ihrem Berufsalltag? durchgespielt. Sie ist zum einen bei Konflikten in Fühlen Sie sich für zukünftige Konflikte meiner Abteilung hilfreich, bei denen gut gewappnet? ich nun aus einem anderen Blickwinkel heraus agiere. Darüber hinaus habe ich Ja, auf jeden Fall. Natürlich ist es immer jetzt auch die nötigen Kompetenzen, um ein „learning by doing“ und ich gehe als firmeninterner Mediator professionell davon aus, dass ich in fünf Jahren noch zwischen Konfliktparteien zu vermitteln. mehr Kompetenz haben werde als jetzt. Aber ich habe bereits jetzt das VertrauUm welche Arten von Konflikten geht es en, die Medianten sicher durch das Verbeispielsweise? fahren führen zu können. Das sind zum Beispiel KompetenzkonViele Menschen machen um Konflikte flikte: Wo fangen meine Zuständigkeiten lieber einen großen Bogen und versuan, wo hören sie auf? Oder es sind Situchen sie zu vermeiden. Macht Mediation ationen bei denen die Kommunikation auch Spaß? aus dem Ruder gelaufen ist. Das heißt, mit ihrer Ausbildung haben Sie ein professionelles Konfliktmanagement im Unternehmen etabliert? Ich finde Konflikte auch nicht schön, aber mit der Mediation hat man ein Handwerkszeug an der Hand, das es ermöglicht, Menschen strukturiert bei der Konfliktlösung zu begleiten. Dabei ist es spannend zu sehen, wenn bei den Konfliktparteien ein Verständnis für die jeweils andere Seite entsteht. Und es ist motivierend, wenn man dazu beitragen kann, dass die Medianten eine gute Lösung für ihren Konflikt finden. Gibt es aus Ihrer Sicht Eigenschaften, die eine Mediatorin bzw. ein Mediator mitbringen sollte? Ja. Auf jeden Fall sollte man sich für andere Menschen interessieren und empathisch sein. Eine gewisse Gelassenheit und die Fähigkeit, sich abzugrenzen und einen kühlen Kopf zu bewahren, sind außerdem hilfreich. Man lernt manches davon in der Ausbildung, aber ohne ein Mindestmaß an Empathiefähigkeit sollte man nicht Mediator werden. Wie ist Ihr Fazit bezüglicher Ihrer Mediationsausbildung beim Osterberg-Institut? Das ist sehr positiv. Es waren sehr gute Referenten, schöne Seminarräume – kurz: das gesamte Ambiente hat mir gut gefallen, auch das hervorragende Essen. Und es ist ein großer Pluspunkt, dass man direkt vor Ort übernachten und in den Pausen die schöne Natur genießen kann. Das alles zusammen macht die Weiterbildung äußerst effektiv. Rechtlicher Rahmen für Mediation in Deutschland Mediation ist ein außergerichtliches strukturiertes Verfahren, in dem Konfliktparteien mit Hilfe eines neutralen und allparteilichen Dritten (Mediator/in) eine interessen- und bedürfnisgerechte einvernehmliche Lösung ihres Konflikts suchen. Erst im Jahre 2012 hat der Gesetzgeber zur Vereinheitlichung der Tätigkeit von Mediator/inn/en das Mediationsgesetz beschlossen. Danach muss jeder, der in Zukunft die Berufsbezeichnung „zertifizierte/r Mediator/in“ führen möchte, bestimmte Anforderung erfüllen. Diese Anforderungen sollen in einer Verordnung über die Aus- und Fortbildung von zertifizierten Mediator/innen (ZMediatAusbV) festgeschrieben werden, so dass die Standards der verschiedenen Mediationsverbände an Relevanz ver- lieren dürften. Seit Anfang 2014 gibt es davon einen Entwurf des Bundesministeriums der Justiz, der auch den verschiedenen Interessenverbänden zugeleitet wurde. Seither ist das Verfahren aber nicht weiter fortgeführt worden. Bundesjustizminister Heiko Maas erklärte im Januar 2015 in einem Interview im Anwaltsblatt, dass 2015 in seinem Haus die Umsetzung der ADR-Richtlinie („Richtlinie 2013/11/EU des Europäischen Parlaments und Rates vom 21. Mai 2013 über die alternative Beilegung verbraucherrechtlicher Streitigkeiten“) Priorität gegenüber der ZMediatAusbV habe. Einen Zeitpunkt für den Erlass der ZMediatAusbV nannte er noch nicht. Die Mediations-Ausbildung im Osterberg-Institut entspricht den Anforderungen des Mediationsgesetzes und erfüllt die Vorgaben des Entwurfs der ZMediatAusbV. Absolventen der Mediationsausbildung am Osterberg-Institut werden nach heutigem Kenntnisstand alle Voraussetzungen erfüllt haben, um die Berufsbezeichnung Zertifizierte/r Mediator/in führen zu dürfen und so auch an langfristig voraussichtlich wachsenden Anwendungen von Mediation zu partizipieren. Weiterbildung Mediation Seminar 6915 Beginn: 04.07.2016 Leitung: Susann Barge-Marxen | Katja Ihde | Ann Christine Hlawaty Programm Akademie 2016, Seite 44 5