Anlage 4 Eigenbetrieb Münchner Kammerspiele Jahresabschluss für das Wirtschaftsjahr 2010/2011 Lagebericht I. Zusammenfassung 2 II. Struktur des Eigenbetriebes 2 III. Künstlerischer Geschäftsverlauf 2 1. Betriebsteil Münchner Kammerspiele 2 2. Betriebsteil Theater der Jugend 5 3. Betriebsteil Otto-Falckenberg-Schule 7 Wirtschaftlicher Geschäftsverlauf 8 1. Wirtschaftliches Umfeld 8 2. Erträge 9 3. Aufwendungen 9 4. Ergebnis 9 5. Personal 10 6. Investitionen 11 7. Vermögens- und Finanzierungsverhältnisse 11 8. Rückstellungen 12 Darstellung der Lage 12 1. Vermögens-, Finanz- und Ertragslage 12 2. Liquiditätslage 13 3. Cashflow 13 VI. Chancen und Risiken 14 VII. Vorgänge von besonderer Bedeutung nach Schluss des Wirtschaftsjahres 15 IV. V. Seite 1 von 15 I. Zusammenfassung Der Eigenbetrieb Münchner Kammerspiele blickt auf eine erfolgreiche Spielzeit 2010/2011 zurück. Im ersten Jahr der Intendanz von Johan Simons verzeichneten die Kammerspiele ein gleichbleibendes Publikumsinteresse. Über 150.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die 425 Veranstaltungen. Auch im Theater der Jugend blieb der Publikumszuspruch mit über 37.000 Besucherinnen und Besuchern auf dem gewohnt hohen Niveau. Wirtschaftlich haben die Münchner Kammerspiele die Berichtsperiode mit einem geringen Jahresverlust in Höhe von - 58 T€ abgeschlossen, der allerdings durch die anteilige Auflösung der zweckgebundenen Rücklage für den Intendantenwechsel an den Kammerspielen ausgeglichen wird. Auf der Erlösseite konnte das außerordentlich positive Ergebnis der Vorperiode bei den Umsatzerlösen nicht wiederholt werden (3.894 T€, Vorjahr 4.315 T€). An den Theaterkassen wurde das Vorjahresniveau mit 3.030 T€ (Vorjahr: 3.088 T€) jedoch behauptet. Als letzter Schritt in der Umsetzung des 4. Haushaltskonsolidierungsprogramms sank der Zuschuss der Landeshauptstadt an den Eigenbetrieb um 368 T€ auf insgesamt 31.587 T€ im Vergleich zum Vorjahr (31.955 T€). II. Struktur des Eigenbetriebes Die Münchner Kammerspiele wurden zusammen mit dem Theater der Jugend und der Otto-Falckenberg-Schule zum 01.01.2004 in einen Eigenbetrieb umgegründet. Das Theater der Jugend ist künstlerisch selbstständig, die Otto-Falckenberg-Schule (Fachakademie der Ausbildungsrichtung Darstellende Kunst) untersteht der künstlerischen Oberleitung des Intendanten der Münchner Kammerspiele. Aufgaben und Rechtsstellung des Schulleiters bleiben jedoch unberührt. Das Wirtschaftsjahr des Eigenbetriebs ist deckungsgleich mit der Spielzeit der Theater. Es beginnt jeweils am 01.09. und endet am 31.08. des Folgejahres. III. Künstlerischer Geschäftsverlauf 1. Betriebsteil Kammerspiele Insgesamt haben im Wirtschaftsjahr 150.580 (Vorjahr: 150.285) Zuschauer die 425 (Vorjahr: 487) Veranstaltungen der Kammerspiele in München besucht. Dabei lag die Auslastung bei 74,5 % (Vorjahr: 71,4 %). Hinzu kommen weitere 13.555 (Vorjahr: 29.795) Besucherinnen und Besucher, die unsere Aufführungen andernorts im Rahmen von Gastspielaufführungen sehen konnten. Insgesamt gastierten wir 18 mal an 13 verschiedenen Orten mit 30 Vorstellungen. Die Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten nahm ab: 4.953 (Vorjahr: 5.059). Sehr erfreulich entwickelte sich wiederum das Interesse an der TheaterCard. Im Schnitt waren in der Saison 1.856 (Vorjahr: 1.572) TheaterCard-Nutzer registriert. Seite 2 von 15 Die Spielzeit 2010/2011 stellt einen neuen Abschnitt in der künstlerischen Ausrichtung der Münchner Kammerspiele dar. Nach dem Ausscheiden von Frank Baumbauer und der Interimsspielzeit übernahm Johan Simons als neuer Intendant die künstlerische Leitung der Kammerspiele. Im Schauspielhaus wurden insgesamt acht Neuproduktionen zur Aufführung gebracht. Dabei wurde die bewährte Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Jossi Wieler („Angst“), Sebastian Nübling („Alpsegen“), Armin Petras („Hermannsschlacht“), Alvis Hermanis („Ruf der Wildnis“), Andreas Kriegenburg („Alles nur der Liebe wegen“) und Karin Henkel („Macbeth“) fortgesetzt. Erstmalig dem Münchner Publikum präsentierten sich der holländische Regisseur Ivo van Hove („Ludwig II“), von der Toneelgroep Amsterdam und die jungen Regisseurinnen Julie Van den Berghe und Susanne Kennedy. Johan Simons selbst inszenierte „Winterreise“ und „Erfolg“ von Lion Feuchtwanger, ein außerordentlich erfolgreicher monatlicher Lesemarathon mit dem Ensemble. Im Neuen Haus wurde die Spielhalle eröffnet, eine neue, flexible Theaterhalle. Hier werden zukünftig Produktionen entwickelt, die diesen Ort für einen längeren Zeitraum besetzt halten. Eingeweiht wurde die Spielhalle mit der Eröffnungspremiere „Hotel Savoy“ nach dem Roman von Joseph Roth, in der Regie von Johan Simons. Es folgten zwei weitere Neuinszenierungen: „Agatha“, inszeniert von der jungen belgischen Regisseurin Julie Van den Berghe, und den Erfindungsabenden „Holt mich hier raus (ich bin hier vor der Wand)“ von Schorsch Kamerun. Im Werkraum, welcher von dem Bühnenbildner Bert Neumann einen radikalen Gesichtswechsel erhielt, wurden drei Stücke inszeniert. Insbesondere „XY Beat“, in der Regie von René Pollesch, stieß auf große Resonanz beim Publikum. Des weiteren inszenierte die junge Regisseurin Susanne Kennedy „They shoot horses, don't they“ und Stefan Pucher „Mjunik Disco“. Zusammen mit den Übernahmen aus vorherigen Spielzeiten konnte dem Münchner Publikum ein reichhaltiges Repertoire von insgesamt 27 verschiedenen Stücken angeboten werden. Gegen Ende der Spielzeit verließen wir wiederum die gewohnten Spielorte an der Maximilianstraße und zogen in die eigens für unser Stadtraumprojekt angemietete Bayernkaserne in der Heidemannstraße. Johan Simons inszenierte dort mit dem Ensemble der Münchner Kammerspiele, einem Bürgerchor aus Senioren und jungen Flüchtlingen aus Bosnien, Somalia, Uganda und dem Irak das älteste Theaterstück der Weltliteratur „Die Perser“. Zudem wurden jeweils drei Stunden vor jeder Vorstellung die Kasernentore für unser Publikum geöffnet, um die Umgebung des außergewöhnlichen Spielorts und des Stücks in Führungen, Begegnungen und Ausstellungen zu erkunden. Die Inszenierung „Die Perser“ stieß beim Publikum (alle 14 Vorstellungen waren ausverkauft) auf eine so große Resonanz, dass wir uns entschieden haben, „Die Perser“ in der Spielzeit 2011/2012 wiederaufzunehmen. Wie jedes Jahr wurde das Vorstellungsprogramm durch verschiedene Veranstaltungsreihen ergänzt. Neben verschiedenen Lesungen und Konzerte boten die Münchner Kammerspiele zum ersten Mal auch eine Kammermusik-Nacht in Zusammenarbeit mit dem Münchener Kammerorchester an. Ehrende Einladungen unterstrichen das Ansehen unseres Theaters weit über München hinaus. Insgesamt waren die Münchner Kammerspiele zu Gastspielen in 13 verschiedenen Orten eingeladen. Besonders hervorzuheben ist eine GastspieleinlaSeite 3 von 15 dung des Goethe-Instituts an das Cameri Theater in Tel Aviv. An zwei Abenden gastierten wir dort mit „Rechnitz (Der Würgeengel)“ von der Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Regie Jossi Wieler. Die Bedeutung des Gastspiels für die Gesellschaft vor Ort war an der intensiven Berichterstattung abzulesen. Israelische Tageszeitungen berichteten über die Vorstellungen intensiv und mit durchweg positiver Resonanz. Das Publikum zeigte ebenfalls großes Interesse an der Inszenierung; Überlebende des Massakers waren unter den Zuschauern. Des weiteren waren die Münchner Kammerspiele zu Gast in Moskau: Mit „Hiob“, Regie Johan Simons waren wir zum 6. Internationalen Theaterfestival und mit „Späte Nachbarn“, Regie Alvis Hermanis waren wir zum New European Theatre (NET) Festival eingeladen. Als Gäste konnten wir in München auch in dieser Saison befreundete Bühnen begrüßen: Das Thalia Theater Hamburg mit „Hamlet“, die Schaubühne Berlin mit „Holzschlachten. Ein Stück Arbeit“ sowie das NT Gent mit „Gift“. Aber auch Neues wurde dem Münchner Publikum vorgestellt: Die Münchner Kammerspiele sind mit dem Smeds Ensemble (Finnland) unter dem Arbeitstitel „Datscha Europa“ eine langfristige künstlerische Partnerschaft eingegangen. Gefördert wird diese Partnerschaft vom Fonds Wanderlust der Kulturstiftung des Bundes. In der Spielzeit 2010/2011 stellte sich das Smeds Ensemble bereits mit drei Gastspielen („Der Kirschgarten“ von Anton Tschechow, „Gott ist Schönheit“ von Kristian Smeds nach Paavo Rintala und „Sad songs from the heart of Europe“ ebenfalls von Kristian Smeds nach F.M. Dostojewski) dem Münchner Publikum vor. Die amerikanische Tänzerin und Choreografin Meg Stuart war mit ihrer in Brüssel ansässigen Company Damaged Goods mit zwei Aufführungen („Maybe forever“ und „Do animals cry“) in München zu Gast. Sie wird in der nächsten Spielzeit an den Kammerspielen eine neue Produktion inszenieren. Des weiteren gastierte der Belgier Alain Platel mit seiner Inszenierung „Gardenia“ an den Kammerspielen. Als Regisseur überschreitet er die Grenzen zwischen Tanz, Theater, Musik und Bildender Kunst. Alain Platel wird zukünftig immer wieder als Regisseur an den Kammerspielen arbeiten. Abgerundet wurde die erfreuliche Spielzeitbilanz durch zahlreiche Auszeichnungen für am Hause arbeitende Künstlerinnen und Künstler: Hildegard Schmahl wurde mit dem Hermine-Körner-Ring ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird von der Sektion Darstellende Kunst der Akademie der Künste an eine „Schauspielerin mit ernsthaftem Streben“ vergeben. Hildegard Schmahl ist die vierte Trägerin des Rings. Brigitte Hobmeier erhielt gleich zwei Auszeichnungen: Für ihre Schauspiel-Leistungen in der Titelrolle in „Susn“ wurde sie mit dem Preis der 28. Bayerischen Theatertage ausgezeichnet. Des weiteren erhielt sie den Theaterpreis der Landeshauptstadt München. Elfriede Jelineks „Winterreise“ erhielt ebenfalls zwei Auszeichnungen: Einmal den Mülheimer Dramatikerpreis und in der alljährlichen Kritikerumfrage der Zeitschrift Theaterheute wurde „Winterreise“ zum besten deutschsprachigen Stück gewählt. Ebenfalls von Theaterheute wurde Kristof van Boven zum besten Nachwuchsschauspieler des Jahres für seine Rolle in „Winterreise“ gekürt. Außerdem gewann Elsie de Brauw für ihre Darstellung in „Gift“ bereits zum zweiten Mal den niederländischen Theaterpreis Theo D'Or als beste Schauspielerin des Jahres. Seite 4 von 15 2. Betriebsteil Theater der Jugend In der Spielzeit 2010/2011 hatte das Theater der Jugend 322 Vorstellungen (im Vorjahr: 359) im eigenen Haus mit insgesamt 23 verschiedenen Produktionen (eigene und Gastspiele), davon wurden 13 auf der Bühne und 10 im Foyer oder der Studiobühne gezeigt. Insgesamt sahen 37.406 Besucherinnen und Besucher (Vorjahr: 38.905) die Vorstellungen auf den Spielstätten des Theaters der Jugend. Die Platzausnutzung betrug 96,4 % (Vorjahr: 96,0 %). Das Theater der Jugend führte insgesamt 16 Vorstellungen im Rahmen von Gastspielen auf, die von 4.784 Zuschauerinnen und Zuschauern gesehen wurden im Deutschen Theater München, in Rio de Janeiro, Sao Paolo, Erlangen, Mülheim und Bamberg (Bayerische Theatertage). Im Theater der Jugend eröffneten wir die Spielzeit mit der Uraufführung einer Rockmusik-Theaterfassung des Literaturklassikers „Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury. Für die Bearbeitung und Regie war Gil Mehmert verantwortlich, die Musik stammt von der Bad Tölzer Band Bananafishbones, die nicht nur für die Komposition verantwortlich zeichnete, sondern auch jede Vorstellung live spielte. Dem Thema entsprechend suchten wir eine adäquate Bühnenumsetzung und entschieden uns für die Form eines animierten Comics. Der renommierte Comic-Zeichner Fufu Frauenwahl aus Berlin zeichnete und animierte speziell für diese Inszenierung Comics, so dass die Musiker und Schauspieler live mit einem Comic-Film spielten. Diese experimentelle Form fand bei Jugendlichen ab 15 Jahren großen Anklang. Danach zeigten wir eine Uraufführungs-Produktion für Kinder ab 6 Jahren. Der Münchner Autor Rudolf Herfurtner hatte im Auftrag des Theaters der Jugend ein Stück geschrieben über den Mythos der mongolischen Pferdekopfgeige unter dem Titel „Das Geschenk des weißen Pferdchens“. Dem Thema entsprechend saßen die Zuschauer in einer echten Jurte. Und selbstverständlich spielte außer dem Ensemble auch ein mongolischer Musiker mit, der das Spiel der Pferdekopfgeige beherrscht und mit seinem ungewöhnlichen Oberton-Gesang junge und ältere Zuschauer faszinierte. Geschichten aus einem fremden, nicht-europäischen Kulturkreis haben bei jungen Zuschauern mit Migrationshintergrund immer eine besondere Wirkung. Sie fühlen sich verstanden und ernst genommen. Diesen Effekt konnten wir bei dieser Arbeit auffallend feststellen. Die Produktion war nominiert für den Mülheimer Dramatiker-Preis für Kinder. Anfang Januar kam die Uraufführung der Produktion „Prinz Eisenherz“ heraus. Der Regisseur und Ausstatter Peer Boysen war auch der Bearbeiter nach den Comic-Vorlagen von Hal Foster. Die Produktion „Prinz Eisenherz“ ist als Mehrteiler konzipiert und als großes Heldenepos für ein Publikum ab 10 Jahren angelegt. In der opulenten Vorstellung faszinieren die Schauspieler sowie Live-Musiker, überdimensionale Puppen und überraschende Bühneneffekte Kinder wie Eltern und Großeltern. Unter dem Titel „Kein Geld für niemand“ untersuchte die Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Jule Ronstedt die Frage, welche Rolle Geld im Leben eines jeden Menschen spielt. Auf witzige und pointierte Weise geht sie in diesem Uraufführungsstück, das sie im Auftrag des Theaters der Jugend verfasst hat, der Frage nach, wie ein Leben ganz ohne Geld wäre. Ein tagesaktueller Stoff, aufbereitet für Kinder ab 10 Jahren. Seite 5 von 15 „Paranoid Park“ war die Bühnenbearbeitung eines zeitgenössischen amerikanischen Jugendromans durch den Regisseur Beat Fäh, der selber die Uraufführung am Theater der Jugend inszenierte. Es ist die Geschichte eines Jugendlichen, der unabsichtlich den Tod eines Wachmanns zu verantworten hat. Dieser winzige Schicksalsmoment verändert sein ganzes Leben. Eine großartige Geschichte von Schuld und Sühne aus dem Jugendmilieu von Skatern und S-Bahn-Surfern, die punktgenau Fragen und Themen der jugendlichen Zuschauer formuliert. Daneben fanden zahlreiche Sonderveranstaltungen statt: „Heldenträume“ hieß eine Tanztheater-Vorstellung von Johanna Richter in Zusammenarbeit mit dem Verein „mitSprache e.V.“, der die Hauptschule am Winthirplatz und ihre Schüler mit Migrationshintergrund in besonderer Weise fördert. Die Arbeit wurde vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München unterstützt. In der choreographierten Inszenierung erarbeiteten 18 Schülerinnen und Schüler aus Mazedonien, Bulgarien, Ägypten, Litauen, Bosnien, dem Irak, den USA, dem Kosovo, Rumänien, Lettland, Brasilien, Afghanistan, Honduras und der Türkei einen Bilderbogen zu ihrer Lebenssituation in einem fremden Land. „Heldenträume“ war die Fortsetzung der Arbeit, die mit „Helden“ im Vorjahr begann. Der Produktion „Helden“ wurde am Ende der Spielzeit der „Kinder-zum Olymp“-Preis der Kulturstiftung der Länder in Berlin verliehen. „Scuderi“, die erfolgreiche Rock-Musik-Theater-Produktion nach der Erzählung „Das Fräulein von Scuderi“ von E.T.A. Hoffmann von Gil Mehmert und den Bananafishbones konnte auf Einladung des Deutschen Theaters mit 6 Vorstellungen nochmals in München gezeigt werden. Außerdem leistete das Theater der Jugend einen Beitrag bei der Eröffnungs-Gala zur Ballsaison im Deutschen Theater. “Auf Olga Benario!” ist der Titel einer Produktion über die Schwabinger Antifaschistin Olga Benario, die in Brasilien verraten und an die Nazis ausgeliefert wurde. Nach der Geburt ihrer Tochter starb sie mit 34 Jahren im KZ Bernburg. Während Olga Benario in Deutschland nur wenig bekannt ist, gilt sie in Brasilien noch immer als Heldin. Die Vorstellung wurde mit Unterstützung des Goethe-Instituts nach Brasilien eingeladen und spielte in Rio de Janeiro und Sao Paolo vor einem begeisterten Publikum. Um die Zusammenarbeit zwischen Theatern, die für Kinder und Jugendliche spielen, und Schulen zu intensivieren, hat das Theater der Jugend in Zusammenarbeit mit der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche „Assitej“, eine Länderkonferenz organisiert. In dieser Konferenz wurden zum Thema „Kulturelle Bildung“ unterschiedliche Kooperationsmodelle vorgestellt und ausgewertet. In der vergangenen Spielzeit konnten wir unserem Publikum erneut interessante Gastspiele präsentieren: Dabei eignen sich Tanz-Produktionen besonders gut für Schüler, die Deutsch nicht als Muttersprache haben. Das Theater der Jugend kooperiert daher langfristig mit mehreren Tanzcompanien. Gauthier Dance aus Stuttgart ist inzwischen eine feste Größe im Repertoire. Wenn Gastspiele angekündigt werden, ist die Resonanz sowohl bei Schulen wie beim freien Publikum sehr groß. Die Company gastierte noch einmal mit ihrer Produktion „Don Q.“ nach Motiven von Don Quichote, sowie mit den beiden neuen Produktionen „Lucky Seven“ und „Eight Watchers“. Diese Vorstellungen bestehen aus mehreren kurzen, meist sehr humorvollen Choreographien. Sie wurde vorrangig beworben bei Schülern ohne gute Deutschkenntnisse. Die Resonanz war fantastisch. Außerdem hat „Lucky Seven“ unsere Reihe „Viertel-Takt“ erSeite 6 von 15 gänzt. Gauthier Dance trat 3 Mal in karitativen Einrichtungen (Altenheim, KinderKrebsklinik, Frauenhaus) auf und erreichte 598 Zuschauer. Die zweite Tanzcompany, mit der wir längerfristig zusammen arbeiten, ist Plan D aus Rotterdam. Sie zeigten ihre Zirkus-Tanzvorstellung „Santa Sangre oder Das Schwert des Damokles“ für Kinder ab 6 Jahren (6 Vorstellungen). „Die Pyromantiker“ aus Berlin wurden ebenfalls wegen der begeisterten Publikumsreaktionen zum wiederholten Mal an das Theater der Jugend eingeladen, diesmal mit ihrer Produktion „Zirkus der Kuscheltiere“ für Kinder ab 4 Jahren (6 Vorstellungen). Weiter erfolgreich fortgeführt haben wir auch unsere Vorstellungsreihen. „Dichter ran!“ nennt sich die Workshop-Reihe für Schüler, die in der sechsten Spielzeit veranstaltet wird. Schülerinnen und Schüler lernen unter professioneller Schreibanleitung durch Profis der Poetry-Slam-Szene, ihre Gefühle und Talente zu formulieren und zu veröffentlichen. Unter dem Titel Gmelch-Test gibt es Jazz vom Feinsten seit 12 Jahren. Die Reihe unter der Leitung von Leo Gmelch gilt seit langem als Kultveranstaltung der Münchner Jazzszene. Die Reihe „SchauBurg im Vierteltakt“ wurde fortgesetzt. In dieser Reihe zeigen wir Kinderstücke in Münchner Bürgerhäusern der Außenbezirke, um Lehrern, Erziehern und Kindern die Begegnung mit anspruchsvollem Kindertheater niederschwellig zu ermöglichen. Die gesamte Organisation, Verwaltung, Kosten, Werbung, Kartenverkauf etc. wird dabei vom Theater der Jugend getragen. Insgesamt zeigten wir 14 Mal Kindervorstellungen aus dem Repertoire. Hierbei wurden 855 Besucher gezählt. Viertel-Takt fand statt in den Stadtteilen Milbertshofen, Giesing und Fürstenried. 3. Betriebsteil Otto-Falckenberg-Schule Als einzige Schauspiel- und Regieschule im deutschsprachigen Raum ist die Otto-Falckenberg-Schule einem Theater, den Münchner Kammerspielen, angegliedert. So kann sich die Fachakademie auf Grund ihrer einzigartigen Struktur in der von Hochschulen geprägten Ausbildungslandschaft besonders profilieren, indem sie Ausbildung und Theaterpraxis vereint. Diese Allianz von Ausbildung und Theaterpraxis bewährt sich weiterhin: Auch im letzten Schuljahr spielten einige Studierende bereits während der Ausbildung in Inszenierungen der Münchner Theater. Außerdem wurden erneut nahezu alle Absolventen nach Beendigung der Otto-Falckenberg-Schule engagiert. Die Studierenden des vierten Jahrgangs erfreuen sich also andauernder Beliebtheit bei Theatern und Agenturen. Nach wie vor ist das Interesse an der Fachakademie Otto-Falckenberg-Schule als eine der renommiertesten Schauspielschulen im deutschen Sprachgebiet ungebrochen: Im vergangenen Schuljahr bewarben sich für die Fachrichtung Schauspiel 843 Jugendliche. So konnte die Otto-Falckenberg-Schule erneut einen Zuwachs bei der Bewerberzahl verzeichnen. Für eine Ausbildung in der Fachrichtung Regie zeigten sich 24 junge Kandidaten an der Otto-Falckenberg-Schule interessiert. Bei der Jahrgangsinszenierung „Jeff Koons“ konnte die Otto-Falckenberg-Schule einen Zuschauerrekord verbuchen. Die hohen Besucherzahlen geben hier dem öffentlichen Interesse an schuleigenen Aufführungen und Projekten der Regiestudie- Seite 7 von 15 renden in den Räumen der Otto-Falckenberg-Schule und den Münchner Kammerspielen Ausdruck. Der Erfolg der Ausbildung spiegelt sich auch in Einladungen zu Gastspielen wieder: So wurde die Jahrgangsinszenierung „Jeff Koons“ sowohl zum Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender auf Kampnagel in Hamburg, als auch zu den Bayerischen Theatertagen in Bamberg eingeladen. Ebenfalls nach Hamburg, zum Körber Studio Junge Regie, reiste die Abschlussinszenierung „Schule und Sühne“ des Fachbereichs Regie. Die Produktion des dritten Jahrgangs Regie „Die Freier“ setzte die Zusammenarbeit mit PATHOS münchen vom letzten Jahr erfolgreich fort. Ein weiteres Projekt des Fachbereichs Regie im dritten Jahr, „Die Anstalt der besseren Mädchen“, war bei der Young Actors Week in Salzburg zu Gast. Der Studiengang Schauspiel gastierte gleich mit mehreren Produktionen im Ausland. So war die Jahrgangsinszenierung des dritten Jahrgangs Schauspiel aus dem Vorjahr „...in Effigie! Büchner's Brain und die Fische sterben ewig“ – unterstützt vom Goethe-Institut – nach Mexiko-Stadt zum alljährlich stattfindenden universitären Theaterfestival der UNAM (Universidad Nacional Autonoma de Mexico) geladen. Der zweite Jahrgang Schauspiel fuhr mit dem Projekt „Medienikonen & Testsieger“ beim Kontrapunkt Festival ins polnische Stettin. Erneut fand im vergangenen Schuljahr eine Koproduktion mit der Toneelacademie Maastricht statt. Die in München geprobte Inszenierung „Die Altruisten“ gastierte in Maastricht und beim ITs Festival in Amsterdam. IV. Wirtschaftlicher Geschäftsverlauf 1. Wirtschaftliches Umfeld Nach dem massiven Rückgang der Wirtschaftsleistung in der Finanzkrise 2008/2009 hat sich Deutschland im Verlaufe des Jahres 2010 wirtschaftlich überdurchschnittlich schnell erholt. Der Aufschwung wurde jedoch durch die Schuldenkrise im Euro-Raum (verschärft durch die Rettung der Banken sowie der Konjunktur mit öffentlichen Mitteln) wieder jäh gebremst. Mittlerweile wird ein konjunktureller Abschwung prognostiziert, der mittelfristig zu Mindereinnahmen im Münchner Haushalt führen kann. Angesichts dieser skeptischen Einnahmeprognose einerseits sowie strukturell steigender Auszahlungen andererseits wird von Seiten der Stadt mittelfristig nicht mit einer Entspannung im Haushalt gerechnet. Trotz dieser Prognose ist die Situation für die Kultureinrichtungen der Stadt München im Vergleich zu anderen Kommunen weiter als positiv zu bewerten. Bestandsgefährdende Mittelkürzungen sind trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes nicht absehbar. Der Kulturbereich genießt traditionell einen hohen Stellenwert innerhalb der Stadt. Die konjunkturellen Schwankungen und unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben im Verlaufe des Berichtsjahres keine messbaren Auswirkungen auf das Nachfrageverhalten der Zuschauer des Eigenbetriebes gehabt. Seite 8 von 15 2. Erträge Bei den Umsatzerlösen ist mit 3.894 T€ (Vorjahr: 4.315 T€) ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Gastspiele und Medienproduktionen blieben mit 849 T€ (Vorjahr: 1.202 T€) unter dem Spitzenwert des Vorjahres. Der Betriebszuschuss der Stadt betrug 31.587 T€ (Vorjahr: 31.955 T€). Die Reduzierung ergibt sich als Folge der dem Eigenbetrieb aufgegebenen Umsetzung des Haushaltskonsolidierungskonzepts (HSK 4). Die Erträge aus Spenden und sonstigen Zuschüssen belaufen sich auf 907 T€ (Vorjahr: 972 T€). 3. Aufwendungen Der „Personalaufwand“, der bedeutendste Kostenfaktor, liegt mit 22.796 T€ leicht unter Vorjahresniveau (Vorjahr: 23.267 T€). Enthalten ist der Personalaufwand aus einer Aufstockung der Rückstellung für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen in Höhe von 756 T€ (Vorjahr: 2.134 T€). Die Vorjahreszahl beinhaltet einmalige Effekte aus der Umstellung auf das neue Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz, die sich im außerordentlichen Ergebnis widergespiegelt haben. Insofern ist die Vorjahreszahl nicht direkt vergleichbar. Die vorhandene Rückstellung führt zukünftig zu einer Kostenentlastung des Eigenbetriebs, der die Lasten aus Pensionsverpflichtungen tragen muss. Der „Sachaufwand für Produktionen“ lag mit 639 T€ leicht unter dem Vorjahresniveau (Vorjahr: 659 T€). Die „Sonstigen betrieblichen Aufwendungen“ schließen mit 6.338 T€ über Vorjahresniveau (Vorjahr: 6.152 T€). Einem leichten Rückgang der „Aufwendungen für den Spielbetrieb“ (2.426 T€ gegenüber 2.584 T€ im Vorjahr) stehen deutliche Mehrausgaben im Allgemeinen Betriebsaufwand gegenüber (3.912 T€ gegenüber 3.568 T€ im Vorjahr). Grund hierfür sind insbesondere die im Eigenbetrieb durchgeführten Maßnahmen des Brandschutzes und der Sicherheit. Das zum 01.01.2010 in Kraft getretene Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) führt dazu, dass sich Zinsen und ähnliche Aufwendungen (4.057 T€ gegenüber 3.806 T€ im Vorjahr) erhöhen. Die Vorjahreszahl ist nur eingeschränkt vergleichbar. Ursächlich hierfür ist der erstmalige Ausweis des Zinsaufwandes (342 T€) aus der Abzinsung langfristiger Rückstellungen im Finanzergebnis. In entsprechender Höhe wird der Personalaufwand entlastet, so dass der Eigenbetrieb im Ergebnis keine zusätzlichen Belastungen tragen muss. Der Gesamtaufwand des Eigenbetriebes liegt mit 37.853 T€ deutlich unter dem Vorjahresniveau (Vorjahr: 38.868 T€). Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Vorjahr von Einmaleffekten der Umstellung auf das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) und Vorbereitungskosten der Intendanz von Johan Simons beeinflusst war. 4. Ergebnis Bei der Aufstellung des Wirtschaftsplanes war ein Verlust von -269 T€ kalkuliert. Erfreulicherweise führen leicht gestiegene Erträge (+218 T€) und Aufwendungen, die im Saldo nur leicht über der Planung (+7 T€) liegen, zu einem niedrigeren Defizit von -58 T€. Seite 9 von 15 5. Personal Im Wirtschaftsjahr waren durchschnittlich 334,6 (Vorjahr: 334,8) Personen (gerechnet in Vollzeitäquivalenten) beim Eigenbetrieb beschäftigt. Im Einzelnen handelt es sich dabei um 109 Beschäftigungsverhältnisse nach NV Bühne, 214 Beschäftigungsverhältnisse nach TVöD, 13 Beamte und 12 Sonstige. Anzumerken ist noch, dass der Eigenbetrieb 6 Ausbildungsplätze vorhält und damit seinen Beitrag leistet, jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Gleichzeitig wird damit erreicht, dass auch künftig den Theatern qualifiziert ausgebildetes Personal zur Verfügung steht. Außerdem ist der Eigenbetrieb Einsatzstelle für das Freiwillige Soziale Jahr in der Kultur für 4 Freiwillige. Der Personalaufwand gliedert sich wie folgt: Löhne und Gehälter Soziale Abgaben/Altersversorgung Summe Personalaufwand 2010/2011 Vorjahr 17.358 T€ (17.178 T€) 5.438 T€ (6.089 T€) 22.796 T€ (23.267 T€) Im Personalaufwand sind auch die Aufwendungen für die als Gäste engagierten Künstlerinnen und Künstler erfasst. Der Eigenbetrieb unternimmt erhebliche Anstrengungen, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig fortzubilden. Das Angebot reicht von EDV-Fortbildungen, Fortbildungen für die technischen Abteilungen bis zu Veranstaltungen aus dem allgemeinen Fortbildungsprogramm der Landeshauptstadt München. Insgesamt haben 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 166 Fortbildungsveranstaltungen besucht. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement wurde ab dem Jahr 2010 im Eigenbetrieb Münchner Kammerspiele nach den städtischen Vorgaben und Richtlinien der „Dienstvereinbarung Betriebliches Eingliederungsmanagement“ eingeführt. Die Beschäftigten sowie sämtliche Führungsebenen wurden entsprechend informiert. Erste Schulungen fanden im Jahr 2010 statt. Weitere folgen. Die innerbetrieblichen Strukturen wurden nach den Richtlinien der stadtweit gültigen „Dienstvereinbarung zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement“ geschaffen. Ziel ist die nachhaltige Implementierung der gesundheitsfördernden Strukturen im laufenden Betrieb. Der Arbeitskreis Gesundheit sowie die Gesundheitszirkel bilden hierbei die Grundlage. Im Rahmen des neu eingeführten Betrieblichen Gesundheitsmanagements wurde in der Spielzeit 2010/2011 im Betriebsteil Kammerspiele ein Rückencoaching – bestehend aus einem Theorie- und einem Praxisteil - für die technischen Abteilungen durchgeführt. Die Resonanz war sehr positiv. Das Rückencoaching wird im Theater der Jugend in der Spielzeit 2011/2012 durchgeführt. Darüber hinaus wurde zu Projektbeginn eine Mitarbeiterbefragung mit Unterstützung des Personal- und Organisationsreferates sowie des Statistischen Amts durchgeführt. Der daraus resultierende Work Ability Index gab Aufschluss über die aktuelle – von den Beschäftigten eigens eingeschätzte – Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch weitere gezielte Fragestellungen konnten Schwachstellen zu einzelnen Themenbereichen wie z.B. der „Information und Mitsprache“ oder der „ZuSeite 10 von 15 sammenarbeit“ herausgefiltert werden. Diese Schwachstellen werden ab der nächsten Spielzeit im Rahmen der Arbeit in den Gesundheitszirkeln aufgegriffen und Lösungsvorschlägen zugeführt. Den Belangen des Arbeitsschutzes wird besonderes Gewicht beigemessen. In den regelmäßig stattfindenden Sitzungen des Arbeitsschutzausschusses wurden betriebliche Schwachpunkte durchleuchtet und geeignete Abhilfemaßnahmen auf den Weg gebracht. Die Zertifizierung des Eigenbetriebs zum „Öko-Profit-Betrieb 2004/2005“ war Ansporn umweltverträgliches und ressourcensparendes Verhalten im Betrieb zu fördern. Die weitgehende Kostenstabilität im Bereich der Hausbewirtschaftung belegt den Erfolg des eingeschlagenen Weges. 6. Investitionen Für den Betriebsteil Theater der Jugend wurde in der Sommerpause die Generalsanierung der Zuschauertribüne in Angriff genommen. Bis zum Bilanzstichtag fiel fast die Hälfte der Baukosten an (145 T€). Die Maßnahme wird nach einer aktuellen Kostenprognose innerhalb des geplanten Budgets von 300 T€ abgewickelt werden können. Im übrigen wurden Investitionen in Höhe von 642 T€ (Vorjahr: 511 T€) für „Betriebsund Geschäftsausstattungen“ des Eigenbetriebes getätigt. Dazu gehörte unter anderem eine Schwerhörigenanlage sowie eine verbesserte Videoausstattung und Aufführungstechnik. Im Zuge des Intendantenwechsels wurden die öffentlichen Bereiche der Spielstätten im Betriebsteil Münchner Kammerspiele neu gestaltet und sind nunmehr schlussgerechnet. Als Gegenfinanzierung der anfallenden Kosten für Abschreibungen erfolgt die anteilige Auflösung der zweckgebundenen Rücklage in Höhe von 63 T€, die im Zuge des Jahresabschlusses 2006/2007 zur Finanzierung der mit dem Intendantenwechsel verbundenen Aufwendungen gebildet worden war. 7. Vermögens- und Finanzierungsverhältnisse Das Vermögen des Eigenbetriebs beträgt nunmehr 126.761 T€ (Vorjahr: 128.550 T€). Insgesamt verfügt der Eigenbetrieb über Finanzanlagen in Höhe von 24.670 T € (Vorjahr: 22.678 T€), die primär als Deckungsreserve für künftige Reinvestitionen und Pensionsverpflichtungen dienen. Die Gelder sind risikoarm in Pfandbriefen, Schuldscheindarlehen und Länderanleihen angelegt. Im Wirtschaftsjahr wurden 44 T€ abgeschrieben. Die Forderungseingänge werden laufend überwacht; sofern erforderlich, erfolgen Mahnungen. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten betragen 72.358 T€ (Vorjahr: 73.799 T€), die Verbindlichkeiten insgesamt belaufen sich auf 73.163 T€ (Vorjahr: 75.325 T€). Die Veränderungen gegenüber der Vorperiode ergeben sich im wesentlichen aus planmäßigen Tilgungen. Seite 11 von 15 Die längerfristigen Verbindlichkeiten des Eigenbetriebs bestehen aus drei Schuldscheindarlehen. Die Zinsfestschreibung für 96% der Darlehenssumme läuft bis 2033; für die restlichen 4% endet sie 2016. Die übrigen Verbindlichkeiten des Eigenbetriebs weisen eine Restlaufzeit bis zu einem Jahr aus. Die Verpflichtungen aus den Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten aus Zins und Tilgung für gewährte Darlehen werden jeweils fristgerecht bedient. Im übrigen werden sämtliche Verbindlichkeiten ständig in einer offenen Postenliste mit Zahlungsziel erfasst und unter Ausnutzung von Skonti pünktlich beglichen. Eigenkapitalentwicklung Das Stammkapital beträgt unverändert 500 T€. Zum 31.08.2010 konnte der Eigenbetrieb ein Eigenkapital in Höhe von 43.334 T€ vorweisen. Gemäß Ergebnisverwendung zum Jahresabschluss 2009/2010 wurden Rücklagen in Höhe von 329 T€ aufgelöst und in Höhe von 114 T€ zugeführt. Zum 31.08.2011 beträgt das Eigenkapital 43.276 T€. Der Jahresverlust in Höhe von -58 T€ ist dabei berücksichtigt. 8. Rückstellungen Die Rückstellungen (Zahlen in T€) haben sich wie folgt entwickelt: Rückstellungen für Pensionen u. ä. V. Sonstige Rückstellungen davon Rückstellungen für Altersteilzeit Rückstellungen gesamt Stand Verbrauch/ 01.09.10 Auflösung Zuführung 5.207 453 1.209 2.919 1.607 1.281 911 188 92 8.126 2.060 2.490 V. Darstellung der Lage 1. Vermögens-, Finanz- und Ertragslage Stand 31.08.11 5.963 2.593 815 8.556 Aktiva und Passiva schließen zum Bilanzstichtag mit einem Betrag von 126.761 T€ (Vorjahr: 128.550 T€). Der Eigenbetrieb zeichnet sich mit einem Faktor von 96,1 % (Vorjahr: 95,7 %) unverändert durch eine hohe Anlagenintensität aus. Erforderliche Neu- und Ersatzinvestitionen kann der Betrieb auch weiterhin ohne Aufnahme von Krediten finanzieren. Die Eigenkapitalquote beträgt 34,5 % (Vorjahr: 34,1 %); die Eigenkapitalausstattung ist damit angemessen im Sinne der Körperschaftssteuerrichtlinien. Entwicklungen, die einen kritischen Eigenkapitalverzehr besorgen lassen, sind derzeit nicht erkennbar. Der Verschuldungskoeffizient beträgt 52,7 % (Vorjahr: 51,7 %). Der Eigenbetrieb erwirtschaftete im Wirtschaftsjahr 14,3 % (Vorjahr: 15,1 %) seiner Aufwendungen aus eigenen Erlösen und nicht-städtischen Zuschussleistungen, Seite 12 von 15 Spenden und Sponsoringleistungen. Die vorgenannten Erlöse sind nominal um 661 T€ gesunken. Wenn sich daraus ein Trend entwickelt, muss dem über eine Eintrittspreiserhöhung gegen gesteuert werden. Für Vergleiche mit anderen Theatern ist zu berücksichtigen, dass der Eigenbetrieb infolge seiner Einbindung in die gesamtstädtische Kostenrechnung mit einer Steuerungsumlage von 347 T€ (Vorjahr: 389 T€) belastet wird. Aufgrund des infolge der Umsetzung des Haushaltskonsolidierungskonzepts der Landeshauptstadt München (HSK4) verringerten städtischen Betriebszuschusses (gegenüber dem Basisjahr 2005 um jährlich -1.500 T€) muss der Eigenbetrieb auf mittlere Sicht mit negativen Jahresergebnissen rechnen, die jedoch durch Verwendung der dafür gebildeten Konsolidierungsrücklage im Finanzplanungszeitraum ausgeglichen werden können. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die aktuelle Finanz- und Vermögenslage des Eigenbetriebs weiterhin als solide wirtschaftliche Basis für die Erfüllung des betrieblichen Zwecks bewertet werden kann. Die Ertragslage und in der Folge auch die künftige Finanz- und Vermögenslage hängen maßgebend von der Bereitschaft der Landeshauptstadt München als Träger der Theater und der Otto-Falckenberg-Schule ab, den gemeinnützigen Betriebszweck des Eigenbetriebs über einen jährlichen Betriebszuschuss in Höhe der in der Finanzplanung angesetzten Beträge zu fördern. 2. Liquiditätslage Zur Liquiditätslage des Eigenbetriebs zum 31.08.2011 können folgende Kennzahlen genannt werden: Liquidität 1. Grades 71,75% = Liquide Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten Liquidität 2. Grades 108,35% = Liquide Mittel + kurzfristige Forderungen / Liquidität 3. Grades 127,09% = Liquide Mittel + kurzfristige Forderungen kurzfristige Verbindlichkeiten + Vorräte / kurzfristige Verbindlichkeiten Durch die Einbindung des Eigenbetriebs in den Kassenverbund der Stadt ist der Großteil der kurzfristigen Forderungen des Eigenbetriebs kurzfristig verfügbar. Die Liquiditätslage ist deshalb gut. 3. Cashflow Der vereinfacht ermittelte Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit beträgt inklusive erhaltener Betriebszuschüsse in Höhe von 31.587 T€ (Vorjahr: 31.955 T€) im Wirtschaftsjahr 2.395 T€ (Vorjahr: 6.800 T€). Der Cashflow aus der Investitionstätigkeit führte zu einem Mittelabfluss in Höhe von – 2.823 T€ (Vorjahr: - 4.370 T€). Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeiten in Höhe von -1.418 T€ (Vorjahr: - 1.418 T€) resultiert aus der Tilgung von Krediten. Seite 13 von 15 VI. Chancen und Risiken der künftigen Entwicklung Die Risikosituation des Unternehmens wird nach festen Regeln, die in einem Handbuch zum Risikomanagement dokumentiert sind, regelmäßig durchleuchtet und von den jeweiligen Risikoverantwortlichen auf Aktualität überprüft. Die Stabsstelle Controlling und Innenrevision koordiniert die Aktivitäten zum Risikomanagement und berichtet regelmäßig gegenüber der Werkleitung. Zusammenfassend ist aufgrund der Meldungen der Risikoverantwortlichen festzustellen, dass aktuell keine bestandsgefährdende Risikosituation erkennbar ist. Bei dieser Bewertung wurde unterstellt, dass die Zuschüsse seitens der Landeshauptstadt München weiterhin entsprechend der Beschlussfassung des Stadtrats vom 17./23.07.2008 über die Betriebszuschüsse im Finanzplanungszeitraum bis 2013 gesichert sind. Davon ist derzeit deswegen mit großer Wahrscheinlichkeit auszugehen, da sogenannte Transferleistungen, unter die auch die Zuschüsse an den Eigenbetrieb fallen, aus dem vom Stadtrat aufgelegten 6. Haushaltskonsolidierungskonzept ausgenommen sind. Sollte es jedoch infolge der Schuldenkrise im Euro-Raum zu Haushaltsentwicklungen kommen, die den Stadtrat zwingen, bestehende Finanzierungszusagen zurück zu nehmen, so ist die Risikosituation neu zu bewerten. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass der Eigenbetrieb im Berichtszeitraum gerade erst den letzten Schritt des 4. Haushaltskonsolidierungskonzepts vollzogen und eine Absenkung des Zuschusses um 368 T€ auf insgesamt 31.587 T€ erfahren hat. Im Einzelnen ist auf folgende Risikofaktoren gesondert hinzuweisen: Aufgrund des hohen Personalkostenanteils stellen Tarifabschlüsse generell einen beträchtlichen Risikofaktor für den Eigenbetrieb dar. Der Abschluss der Tarifrunde 2010/2011 für den TVöD-Bereich, der auch auf die Beschäftigungsverhältnisse nach NV-Bühne wirkt, hat noch zu einer überschaubaren Zusatzbelastung geführt. Für die Tarifrunde 2012/2013 sind jedoch – trotz Schuldenkrise – höhere Tarifabschlüsse zu erwarten, die in der mittelfristigen Finanzplanung des Eigenbetriebs nicht einkalkuliert sind. Daneben gibt es im Personalbereich eine kleine Gruppe von langfristig beurlaubten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die grundsätzlich ein Rückkehrrecht auf einen Arbeitsplatz im Eigenbetrieb haben. Eine solche Rückkehr würde eine erhebliche Belastung des Budgets der Münchner Kammerspiele bedeuten. Ein weiterer Risikofaktor sind die Erlöse aus Festival- und Gastspieleinladungen. Sie stehen zum einen mit dem künstlerischen Erfolg der Theater und bestehenden bzw. aufzubauenden Netzwerken in Zusammenhang; zum anderen hängen sie von der finanziellen Ausstattung der Gastspielpartner ab. Aufgrund der rückläufigen Einnahmen der öffentlichen Träger ist mittelfristig von einer geringeren Finanzausstattung bei unseren Partnern auszugehen, was nicht ohne Einfluss auf die Erlöse des Eigenbetriebs bleiben dürfte. Entsprechendes gilt für die Akquise von Drittmitteln. Auf Sachkostenebene drohen überdurchschnittliche Steigerungen. Insbesondere im Bereich der bezogenen Leistungen (Einlassdienste, Bewachung, Reinigung) Seite 14 von 15 kommt aufgrund von verbindlichen Regelungen für Lohnuntergrenzen und Tarifbindungen ein erheblicher Mehraufwand auf den Eigenbetrieb zu. Chancen, die aufgezeigten Risiken aufzufangen, bestehen in einer Steigerung der Erlöse einerseits und in weiteren Einsparungen im Aufwandsbereich andererseits. Die Möglichkeiten auf der Aufwandsseite sind jedoch zunehmend begrenzt. Bereits die Erfüllung der Konsolidierungsvorgaben aus dem 4. Haushaltskonsolidierungskonzept hat zu Einschnitten geführt. Weitere Einsparungen drohen die außerordentliche Qualität der künstlerischen Arbeit zu beschädigen, für die die Münchner Kammerspiele stehen. Auf der Erlösseite sind Steigerungen aus Ticketverkäufen über eine Preiserhöhung denkbar. Die ausgeprägte Bindung des Publikums an die Theater des Eigenbetriebs (die hohe Zahl an Abonnenten sowie die steigende Zahl der TheaterCard-Nutzer zeugen davon) spricht für eine gesteigerte Toleranz für Preiserhöhungen. Allerdings ist andererseits eine begrenzte Preiselastizität mit Blick auf die wirtschaftliche Gesamtentwicklung zu berücksichtigen. Chancen für zusätzliche Erlöse bietet unter Umständen auch die zunehmende internationale Ausrichtung der Kammerspiele unter der Leitung von Johan Simons. Über Kooperationen und Gastspiele lassen sich theoretisch Mehreinnahmen erzielen. Die Antwort auf die Frage, inwieweit sich diese Möglichkeiten im Rahmen eines im Kern als Repertoiretheater angelegten Hauses realisieren lassen, steht jedoch aus. VII. Vorgänge von besonderer Bedeutung nach Schluss des Wirtschaftsjahres Mit Beginn der Spielzeit 2011/2012 (1. September 2011) hat es einen Wechsel in der Kaufmännischen Werkleitung gegeben. Herr Oliver Beckmann ist Herrn Dr. Siegfried Lederer nachgefolgt. Weitere Vorgänge von besonderer Bedeutung sind nicht zu vermelden. München, den 25.11.2011 Eigenbetrieb Münchner Kammerspiele Oliver Beckmann Kaufmännischer Werkleiter Johan Simons Intendant George Podt Intendant Seite 15 von 15