Programmheft

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hr-SINFONIEKONZERT
hr-SINFONIEORCHESTER
PIERRE-LAURENT AIMARD KLAVIER
DAVID AFKHAM DIRIGENT
LUDWIG VAN BEETHOVEN
(1770–1827)
5. Klavierkonzert Es-Dur op. 73 (1809–10)
ca. 38’
Allegro
Adagio un poco moto
Rondo. Allegro, ma non troppo
19 UHR | KONZERTEINFÜHRUNG
mit Christiane Hillebrand
PAUSE
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DAS KONZERT IM INTERNET:
Freitag, 3. Februar 2017, 20.00 Uhr (Video-Livestream)
auf concert.arte.tv und hr-sinfonieorchester.de,
im Anschluss dort auch als Video-on-Demand verfügbar
DAS KONZERT IN hr2-KULTUR:
Freitag, 3. Februar 2017, 20.04 Uhr (live) | Dienstag, 14. Februar 2017, 20.04 Uhr
– auch als Livestream im Internet unter hr2-kultur.de
Übernommen wird das Konzert von Radiosendern in Estland, Griechenland, Irland, Südkorea,
der Tschechischen Republik und den USA.
DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH
5. Sinfonie d-Moll op. 47 (1937)
Moderato
Allegretto
Largo
Allegro non troppo
ca. 25’
(1906–1975)
ca. 48’
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DAS PROGRAMM
ZWEIMAL DIE NUMMER FÜNF, BITTE!
Ein Klavierkonzert von Beethoven und eine
Schostakowitsch-Sinfonie: Diese Kombination stand auch auf dem Programm des
Preisträgerkonzerts bei den Salzburger
Festspielen 2010 anlässlich der Verleihung
des »Nestlé and Salzburg Festival Young
Conductors Award« an den damals 26-jährigen David Afkham.
Spätestens seitdem zählt er zu den meistbeachteten jungen Dirigenten Deutschlands. Nachdem er bei einigen der ersten
Adressen in der internationalen Orchesterwelt – etwa dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam oder dem Philharmonia
Orchestra London – seine künstlerische
Visitenkarte hinterlassen hatte, gab David
Afkham 2014 auch beim hr-Sinfonieorchester sein Debüt. Jetzt ist er erstmals in
einem hr-Sinfoniekonzert in der Alten Oper
zu erleben, und wie damals in Salzburg
erklingen erneut Werke von Beethoven
und Schostakowitsch – diesmal allerdings
zweimal die »Nummer fünf«: Beethovens
5. Klavierkonzert sowie die 5. Sinfonie von
Dmitrij Schostakowitsch.
Ludwig van Beethoven schrieb sein Es-DurKlavierkonzert zur Zeit der napoleonischen
Besatzung Wiens. Er schuf dabei einen
Gegenentwurf von besonderer musikalischer Strahlkraft zu den kriegerischen
Zuständen und zum »zerstörenden wüsten
Leben« um ihn herum. Als Solist wirkt der
französische Klaviervirtuose Pierre-Laurent
Aimard mit, der unser Publikum schon
vor einem Jahr im Rahmen unseres Beethoven-Projekts »Ludwig van...« mit seinem intensiven, nuancenreichen und ausdrucksstarken Spiel fasziniert hat.
Anschließend ist Schostakowitschs 5. Sinfonie zu hören – eine Komposition, mit der
sich der 31-jährige sowjetische Künstler
auf dem Höhepunkt des stalinistischen
Terrors »rehabilitierte«, nachdem seine
Musik zuvor massiv von der Kommunistischen Partei angegriffen worden war. Dass
allerdings hinter der positiv-affirmativen
Fassade, dem optimistischen Jubel des
Finales ganz andere Intentionen verborgen
lagen, konnten die Kulturbürokraten der
UdSSR nicht erkennen.
Adam Gellen
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LUDWIG VAN BEETHOVEN
5. KLAVIERKONZERT
DER KOMPONIST
Ludwig van Beethoven, 1770 in Bonn geboren und 1827 in Wien gestorben, ist der
wohl bekannteste Komponist der abendländischen Musikgeschichte. Weltweit gilt
er als der Repräsentant Klassischer Musik,
und an ihm kam nach ihm auch kein Komponist vorbei. Keines Musikers Biografie
aber wurde auch so zum Mythos heroisch
durchlittenen Künstlerdaseins stilisiert.
Beethovens früh einsetzendes Gehörleiden,
das zu seiner gänzlichen Ertaubung führte,
seine widrigen Lebensumstände und die
völlige Hingabe an seine Kunst boten dafür
reichlich Stoff. Die Spannung von existenziellen Krisen und selbstbewusster schöpferischer Kraft durchzieht dabei Beethovens gesamte Lebensgeschichte.
Von Joseph Haydn, Johann Georg Albrechtsberger und Antonio Salieri in Wien unterrichtet, machte sich Beethoven zunächst
als Pianist und Improvisator einen Namen.
Eine feste Stellung an einem Hof, wie sie
für Haydn zunächst noch selbstverständlich war und die Mozart zeitlebens suchte,
strebte er gar nicht mehr an. Beethoven
lebte als freier Künstler – freilich nicht
ohne Unterstützung adliger Förderer – und
komponierte, was und vor allem wie er
wollte. Dabei sprengte er alle kompositorischen Konventionen seiner Zeit. Neben
der Form rückte für ihn auch der Inhalt ins
Zentrum seines Interesses. So ließ er in
seinen Sinfonien außermusikalische Ideen
in die Struktur hineinwirken. Seine Musik
mit ihrem unbedingten Wirkungswillen
gewinnt damit neben ihren ästhetischen
auch ethische Dimensionen. Im Spätwerk
stellte Beethoven schließlich alle Parameter der Gestaltung radikal in Frage und
entwickelte eine musikalische Sprache,
die in ihrer Reflexion der eigenen Traditionen geradezu zeitlose Modernität gewinnt.
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DAS WERK
Es war ein Konzert von ungewöhnlich
heroischem Charakter, das Ludwig van
Beethoven unmittelbar nach Abschluss
seiner 5. und 6. Sinfonie 1809 in Angriff
nahm. Im patriotischen Jahr seiner EgmontMusik entstand ein dreisätziges Werk von
ungeheurer Strahlkraft, das als singuläre
Erscheinung in die Gattung Klavierkonzert
eingehen sollte. Beethoven komponierte
sein letztes Klavierkonzert dabei in einer
Zeit, die außerordentliche Widrigkeiten
bescherte. Napoleons Truppen belagerten
und besetzten damals die Stadt Wien. Ende
Juli 1809 schreibt Beethoven: »Wir haben
ein recht zusammengedrängtes Elend
erlebt, wenn ich Ihnen sage, dass ich seit
dem 4. Mai wenig Zusammenhängendes
auf die Welt gebracht, beinahe nur hier und
da ein Bruchstück. Der ganze Hergang der
Sachen hat bei mir auf Leib und Seele
gewirkt... Welch zerstörendes, wüstes
Leben um mich her! Nichts als Trommeln,
Kanonen, Menschenelend in aller Art!«
Gleichwohl zeigt das 5. Klavierkonzert keinerlei resignative Züge, vielmehr strotzt
es von Optimismus.
Die Tonart Es-Dur wählte Beethoven seinerzeit für das Konzert dabei ganz bewusst. Es
ist, als wollte er damit an seine heroische
3. Sinfonie erinnern und bekunden, dass
die Kunst und der Geist des Menschen ihre
eigene Realität beanspruchen, die von den
tatsächlichen Lebensumständen nicht
zwangsläufig getroffen wird. Und so emphatisch und zupackend wurde auch niemals
zuvor ein Solokonzert angegangen: Die
lapidare Es-Dur-Kadenz in vollem Orchesterklang, unterbrochen von rauschenden
Virtuosenpassagen des Klaviers, die nicht
einmal im Ansatz Thematisches erahnen
lassen: Dies war fürwahr eine singuläre
Eröffnung für ein Klavierkonzert, kaum
zwei Jahrzehnte nach Mozarts Tod.
Unterwerfung des ehemals kritischen
»Widersachers« Klavier unter die »Allmacht« des Orchesters. Der Solist kann
die Architektur des Orchesterraumes
zwar noch improvisatorisch ausfüllen, eine
musikalische Gegenrealität aufzustellen
ist ihm nicht mehr möglich. War Beethovens 4. Klavierkonzert mit rund halbstündiger Dauer schon nicht gerade kurz, so
bringt es das 5. Klavierkonzert nun auf
knapp 40 Minuten. Dabei liegt der Schwerpunkt des Geschehens auf dem ersten
Satz, der mit seinen 582 Takten sogar den
Eröffnungssatz von Beethovens 9. Sinfonie
übertrifft.
Der sublime Dialog zweier gleichberechtigter Partner von Solo und Orchester, wie
Mozart ihn in unvergleichlicher Weise entwickelte, wird dabei mit einem Schlage von
einem allumfassenden sinfonischen Anspruch abgelöst. Hier geht es nicht mehr
um das spontane Agieren auf einer imaginären Bühne, um das diskret pointierte
Mit- und Gegeneinander; nein, hier herrscht
eine Sogkraft, die Klavier und Orchester
gleichermaßen in ihren Bann zieht. Und
mehr noch: Die ersten Takte des 5. Klavierkonzerts bedeuten die unwiderrufliche
Wie unbeirrbar konsequent Beethoven die
fundamentale Strukturwandlung der Gattung Konzert vorantreibt, zeigt auch die
Solokadenz des Kopfsatzes, die eigentlich
keine mehr ist. Dieser Abschnitt, der vormals eine Ruhepause im musikalischen
Kontext war, gab dem Solisten Gelegenheit,
sich frei fantasierend zu präsentieren,
seine Eigenständigkeit gegenüber dem Tutti
herauszustellen und vor allem aus seiner
Sicht wesentliche thematische Zusammenhänge zu reflektieren. Nichts davon findet
sich im 5. Klavierkonzert. Die Kadenz ist
strukturell im Satzganzen verankert und
nicht mehr austauschbar; eine kurze Episode, die kein Ausscheren aus dem eindeutig definierten Zusammenhang ermöglicht.
Das traditionelle ad libitum des Solisten
weicht der Einheit des sinfonischen Gedankens und sollte von nun an auch nicht mehr
in die Gattung des Klavierkonzerts zurückkehren.
Andreas Maul
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DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH
5. SINFONIE
DER KOMPONIST
Dmitrij Schostakowitsch, 1906 in St. Petersburg geboren und 1975 in Moskau gestorben, war neben Igor Strawinsky und Sergej
Prokofjew der bedeutendste russische
Komponist im 20. Jahrhundert. Kein musikalischer Weltbürger wie jene beiden, griff
er die musikalische Tradition Mussorgskijs
auf, vor allem dessen Realismus und die
Körperhaftigkeit seiner Musik, und suchte
nach einem neuen, spezifisch russischen
Idiom, das bei aller Kühnheit stets verständlich bleiben sollte. Als einer der letzten
großen Sinfoniker seiner Zeit wies ihm dabei der »Ton« Tschaikowskys und insbesondere Gustav Mahlers den musikalischen
Weg.
Schostakowitschs Verhältnis zum kommunistischen System der Sowjetunion war
ambivalent: Durchaus ein überzeugter
»Linker«, gleichzeitig wie die meisten großen Künstler ein glühender Humanist,
lehnte er die totalitäre Diktatur des stalinistischen Staatsapparates ab. Zweimal, in
den Jahren 1936 und 1948, geriet er auch
selbst in die gefährlichen Mühlen der sow-
jetischen Willkürherrschaft. Um das eigene
Überleben in seiner geliebten russischen
Heimat und die Existenz seiner Familie zu
sichern, sah sich Schostakowitsch daher
letztlich gezwungen, sich die offizielle Partei-Linie zu eigen zu machen. Gegenüber
dem sowjetischen Staat blieb er stets loyal,
1960 trat er – wohl auf entsprechenden
Druck hin – in die KPdSU ein, war von 1957
bis 1968 Sekretär des Komponistenverbandes der UdSSR und wurde 1962 sogar in
den Obersten Sowjet gewählt. Gleichzeitig
veröffentlichte Schostakowitsch Kompositionen, die der Doktrin des Sozialistischen
Realismus zumindest nach außen hin entsprachen, und hielt »problematischere«
Werke weitgehend zurück. Was er indes
wirklich dachte, vertraute der Meister der
musikalischen Doppelbödigkeit seiner
Musik an. Und so spielte er die Rolle des
»Gottesnarren« der Zarenzeit, der hinter
der Maske der Einfältigkeit die Wahrheit
verbarg.
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DAS WERK
Die Vorgeschichte der 5. Sinfonie von Dmitrij
Schostakowitsch begann 1936 mit Stalins
höchstpersönlichem und brutalen Eingriff
in die Belange der sowjetischen Kunst. Bis
zum Beginn der 1930er Jahre hatte es in
der Sowjetunion zahlreiche Aufführungen
zeitgenössischer westlicher Musik gegeben,
doch damit hatte es spätestens jetzt ein
abruptes Ende. Denn 1936 hatte Stalin eine
Aufführung von Schostakowitschs neuer,
bis dahin sehr erfolgreich gespielter Oper
Lady Macbeth von Mzensk besucht. Was
der Diktator dort sah und hörte, erregte
seinen maßlosen Zorn.
Dies führte umgehend zu einer hässlichen
und im wahrsten Sinne bedrohlichen Kampagne gegen Schostakowitsch. In dem
unter der Überschrift »Chaos statt Musik«
in der »Prawda« anonym publizierten Verriss der Oper wurde Schostakowitsch vorgeworfen, ein »musikalisches Chaos« voller
»Gepolter, Geprassel und Geschrei« geschaffen zu haben; alles sei »grob, primitiv
und vulgär« und so durcheinandergebracht,
dass die Musik »nur noch für Ästheten und
Formalisten, die ihren guten Geschmack
verloren haben«, genießbar sei. Als Reaktion darauf zog Schostakowitsch seine
4. Sinfonie mit ihren satirischen Episoden
und modernen »Filmschnitt«-Techniken
unmittelbar vor ihrer Uraufführung zurück
und behielt sie sicherheitshalber für 25 Jahre
in der Schublade.
Ein Jahr nach der berüchtigten »Prawda«Abrechnung schrieb Schostakowitsch
innerhalb nur weniger Wochen seine 5. Sinfonie d-Moll. Ihre Uraufführung 1937 in
Leningrad anlässlich des 20. Jahrestages
der Oktoberrevolution brachte für den
Komponisten nicht nur seine Rehabilitierung, sondern geriet zu einem seiner größten Erfolge überhaupt. – Ist die 5. Sinfonie
also eine »gewendete« Sinfonie?
In einem 1938 veröffentlichten Artikel bezeichnet Schostakowitsch seine Fünfte
selbst ausdrücklich als die »schöpferische
Antwort eines sowjetischen Künstlers auf
eine berechtigte Kritik«. In diesem Sinne
ist die 5. Sinfonie denn auch verstanden
und gedeutet worden, bis sich mit dem
Erscheinen der 1979 von Solomon Wolkow
herausgegebenen SchostakowitschMemoiren ein ganz anderer Sinn der Sinfonie offenbarte: »Was in der Fünften vorgeht, sollte meiner Meinung nach jedem
klar sein. Der Jubel ist unter Drohung erzwungen ... als schlage man uns mit einem
Knüppel und verlange dazu: ›Jubeln sollt
ihr, jubeln sollt ihr.‹ Und der geschlagene
Mensch erhebt sich, kann sich kaum auf
den Beinen halten, geht, marschiert, murmelt vor sich hin: ›Jubeln solln wir, jubeln
solln wir.‹ Das ist doch keine Apotheose.
Man muss ein kompletter Trottel sein, um
das nicht zu hören.«
Die Struktur der 5. Sinfonie ist wesentlich
knapper und reduzierter als die der vorangegangenen Sinfonien. Schostakowitsch
greift darin auf Sprachmittel mit spätromantischem Gestus zurück, hat die gewissermaßen erzwungene Änderung des Stils
jedoch auf hintersinnige Weise positiv gewendet. Äußerlich verwirklicht er ein
»Durch-Nacht-zum-Licht«-Prinzip, gleichzeitig integriert die Musik unverhohlen eine
Haltung von Trauer, ja Depression. Das
wird schon im Hauptthema des ersten Satzes deutlich: eine Mischung aus energischem Aufbäumen und abfl auender Kraft.
Schostakowitsch erzielt dabei die unmittelbare Anschaulichkeit und Suggestivität der
Musik durch ein aus der Sinfonik Mahlers
bekanntes Verfahren: die Variantentechnik.
Die oftmals wiederholten Themen verändern mit jeder Wiederholung ihren Charakter, ihre rhythmischen Konturen werden
geschärft oder aufgelöst, ihre Instrumentierung geändert und ihr musikalischer
Zusammenhang und Kontext verändert.
Die Sätze zwei und drei unterstreichen die
Zweiteilung der kompositorischen Anlage.
Der zweite Satz, ein bizarr doppelbödiges
Scherzo, nimmt mit seinem volkstümlichen
Ländler-Ton und seinem hintergründigen
Humor Mahler’sche Züge an, der dritte ist
ein emphatisches Largo, das »in mancherlei Hinsicht ... den Kern des ganzen Werkes« darstelle, so Schostakowitsch. Und in
der Tat scheint im Finale der Fünften ein
»Durchbruch« herbeigeführt, der jedoch
schon durch die ungeschlachte Instrumentierung des Hauptthemas zu Beginn das
Moment des Erzwungenen, Gemachten
immer mitschwingen lässt. Demnach wäre
Schostakowitschs 5. Sinfonie also auf zwei
verschiedenen Ebenen zu hören: als das
Dokument einer äußerlichen Anpassung
und »Läuterung« und zugleich als ein Werk
des inneren Widerstands und tief empfundener Tragik.
Andreas Maul
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DIE INTERPRETEN
PIERRE-LAURENT AIMARD
ist eine international anerkannte Schlüsselfigur der zeitgenössischen Musikszene
und ein einzigartiger Interpret des Klavierrepertoires der verschiedensten Epochen.
Er tritt weltweit mit den renommiertesten
Orchestern unter Dirigenten wie Esa-Pekka
Salonen, Vladimir Jurowski, Peter Eötvös,
Simon Rattle und Riccardo Chailly auf. Im
Rahmen zahlreicher Residenzen hat er sich
als Macher, Dirigent und Pianist hervorgetan, etwa bei Projekten für die Carnegie
Hall und das Lincoln Center in New York,
das Wiener Konzerthaus, die Berliner Philharmonie, das Lucerne Festival, das Mozarteum Salzburg, die Cité de la Musique in
Paris, das Tanglewood Festival und das
Londoner Southbank Centre. Aimard war
zudem 2009–2016 Künstlerischer Leiter
des Aldeburgh Festivals. Als Professor an
der Musikhochschule Köln sowie durch
weltweite Konzert-Vorträge und Workshops verbreitet er sein umfangreiches
Wissen über Musik in einer inspirierenden
und sehr persönlichen Art und Weise.
Geboren 1957 in Lyon, studierte PierreLaurent Aimard am Pariser Conservatoire
bei Yvonne Loriod und in London bei Maria
Curcio. Zu seinen frühen Erfolgen gehören
der Erste Preis beim Olivier-MessiaenWettbewerb 1973 im Alter von 16 Jahren
und die Ernennung zum ersten Klaviersolisten des Ensemble intercontemporain
von Pierre Boulez drei Jahre später. Aimard
hat eng mit zahlreichen bedeutenden Komponisten zusammengearbeitet, darunter
Kurtág, Stockhausen, Carter, Boulez, Benjamin und György Ligeti, dessen Klavierwerke er komplett eingespielt hat. 2015
startete er in Zusammenarbeit mit dem
Klavier-Festival Ruhr ein großangelegtes
Online-Archiv rund um Ligetis Klaviermusik.
Für seine CD-Aufnahmen erhielt PierreLaurent Aimard zahlreiche Preise, darunter den »Diapason d’Or«, mehrfach den
»ECHO Klassik« sowie 2005 einen »Grammy
Award«. 2009 wurde er mit dem Ehrenpreis der Deutschen Schallplattenkritik
ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und
erhält in diesem Jahr den renommierten
und mit 250.000 Euro dotierten »Ernst von
Siemens Musikpreis«.
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DAVID AFKHAM
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ist Chefdirigent des Spanischen Nationalorchesters und gehört zu den gefragtesten
jungen Dirigenten aus Deutschland. In den
vergangenen Jahren wurde er bereits zu
vielen renommierten Orchestern eingeladen,
so etwa zum Concertgebouw-Orchester
Amsterdam, dem Philharmonia Orchestra
London, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Orchestre National
de France, zu den Münchner Philharmonikern, zum Deutschen Symphonie-Orchester
Berlin, zur Staatskapelle Dresden, zu den
Wiener Symphonikern, dem Los Angeles
Philharmonic, dem Chicago Symphony
Orchestra, zum Boston Sympony Orchestra
im Rahmen des Tanglewood Festivals sowie nach Cleveland, Houston und Seattle.
2013 trat David Afkham darüber hinaus
auch im Rahmen des »Mostly Mozart«Festivals zum ersten Mal in New York auf.
2014 gab David Afkham sein viel beachtetes
Debüt als Operndirigent mit Verdis La Traviata beim Glyndebourne Festival. Zukünftige Pläne auf diesem Gebiet umfassen die
musikalische Leitung von Inszenierungen
am Teatro Real Madrid, an der Oper Frankfurt und am Theater an der Wien.
2008 gewann David Afkham den Londoner
Donatella-Flick-Wettbewerb und wurde
zwei Jahre lang mit dem Posten des Assistant Conductor des London Symphony
Orchestra betraut. 2009–2012 war er zudem Assistenzdirigent des Gustav Mahler
Jugendorchesters. Er erhielt 2010 als erster Preisträger überhaupt den »Nestlé
and Salzburg Festival Young Conductors
Award«.
1983 in Freiburg geboren, begann David
Afkham im Alter von sechs Jahren mit dem
Klavier- und Geigenunterricht. Mit 15 Jahren wurde er Jungstudent in den Fächern
Klavier, Musiktheorie und Dirigieren an der
Musikhochschule seiner Heimatstadt und
schloss sein Dirigierstudium an der Musikhochschule Weimar ab. David Afkham war
der erste Stipendiat des »Bernard Haitink
Fund for Young Talent« und assistierte seinem Mentor Bernard Haitink bei zahlreichen Projekten, darunter bei größeren
Konzertzyklen mit dem ConcertgebouwOrchester Amsterdam, dem Chicago Symphony Orchestra und dem London Symphony Orchestra.
hr-SINFONIEORCHESTER
Das hr-Sinfonieorchester, 1929 als eines
der ersten Rundfunk-Sinfonieorchester
Deutschlands gegründet, meistert erfolgreich den Spagat zwischen der Pflege der
Tradition und den Herausforderungen
eines modernen Spitzenorchesters. Konzertreihen mit unterschiedlichen Programmschwerpunkten, in denen große
Sinfonik auf Alte Musik und Konzerte mit
Neuer Musik auf Projekte für junge Konzertbesucher treffen, markieren sein
künstlerisches Profil.
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Mit internationalen Gastspielen und preisgekrönten CD-Produktionen genießt das
Orchester als Frankfurt Radio Symphony
zugleich weltweit einen hervorragenden
Ruf. Regelmäßige Tourneen nach Japan,
Korea und China sind ebenso selbstverständlich wie die stete Präsenz auf bedeutenden europäischen Konzertpodien etwa
in Budapest, Madrid, Prag, Salzburg und
Wien.
Für seine hervorragenden Bläser, seinen
satten Streicherklang und seine dynamische Spielkultur berühmt, steht das hrSinfonieorchester mit seinem Chefdirigen-
ten Andrés Orozco-Estrada dabei heute
für musikalische Exzellenz wie für ein interessantes und vielseitiges Repertoire.
Bekannt geworden durch seine Maßstäbe
setzenden Einspielungen der romantischen
Literatur, zählt das hr-Sinfonieorchester
Frankfurt seit Jahrzehnten zu den international führenden Mahler- und BrucknerOrchestern – eine Tradition, die vom langjährigen Chefdirigenten Eliahu Inbal über
seine Nachfolger Dmitrij Kitajenko und
Hugh Wolff ausstrahlte bis hin zur vielbeachteten Arbeit von Paavo Järvi, dem heutigen »Conductor Laureate« des hr-Sinfonieorchesters.
Entscheidende Akzente in seinem Engagement für die Tradition wie für die zeitgenössische Musik setzte das Orchester
bereits mit seinem ersten Chefdirigenten
Hans Rosbaud. In den 1960er bis 1980er
Jahren entwickelte sich das hr-Sinfonieorchester unter Dean Dixon und Eliahu
Inbal schließlich zu einem Orchester von
internationalem Format mit Gastspielen in
aller Welt und wichtigen, vielfach ausgezeichneten Schallplatten- und CD-Editionen.
NEWS-TICKER
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SOLTI-DIRIGENTENWETTBEWERB
Das hr-Sinfonieorchester gehört seit vielen
Jahren zu den Hauptträgern des renommierten »Internationalen Dirigentenwettbewerbs Sir Georg Solti« und bestreitet im
Wechsel mit dem Frankfurter Opern- und
Museumsorchester die Vor-, Zwischenund Finalrunden. Bei der achten Ausgabe
des Solti-Wettbewerbs vom 7. bis 12. Februar 2017 in Kooperation mit der Frankfurter Museums-Gesellschaft e.V., der Oper
Frankfurt und der Alten Oper Frankfurt ist
das hr-Sinfonieorchester wieder der musikalische Partner der Teilnehmer im Halbfinale und in der Finalrunde. Beim Abschlusskonzert der drei Finalisten in der
Alten Oper am Sonntag, 12. Februar um
11 Uhr entscheidet aber nicht nur die Jury
über den Gewinner, sondern auch das Publikum kürt seinen Favoriten. Tickets erhalten Sie unter Tel. (069) 1340-400. Neben
Geldpreisen erwarten die Gewinner u.a.
auch Einladungen zu Dirigaten des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters
und des hr-Sinfonieorchesters.
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Als Abonnentin bzw. Abonnent der hr-Sinfoniekonzerte können Sie im Rahmen unseres Konzert-Info-Service das vollständige
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herunterladen und sich in Ruhe umfassend
über das jeweilige Konzert informieren.
Wenn Sie unseren kostenlosen E-Mail-InfoService noch nicht nutzen, schicken Sie
einfach eine E-Mail mit dem Betreff »Donnerstag-Abo« bzw. »Freitag-Abo« und
der Angabe Ihrer hr-Kundennummer an
[email protected]. Künftig erhalten Sie
dann rechtzeitig vor dem jeweiligen Konzert einen entsprechenden Link zugeschickt, der Sie zum aktuellen Programmheft-Download führt.
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GESELLSCHAFT DER FREUNDE UND FÖRDERER
MÖCHTEN SIE DIE ARBEIT DES hr-SINFONIEORCHESTERS
UNTERSTÜTZEN?
Dann werden Sie Mitglied der »Gesellschaft der Freunde und Förderer des hr-Sinfonieorchesters e.V.« und profitieren Sie dabei auch von vielen exklusiven Vorteilen.
Informieren Sie sich auf hr-sinfonieorchester.de unter »Förderverein« oder senden
Sie eine Mail an [email protected].
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QUELLEN UND TE X TNACHWEISE
Der Konzertführer – Orchestermusik von 1700 bis
zur Gegenwart, hrsg. v. Attila Csampai / Dietmar Holland, Hamburg 1987; Wulf Konold: Lexikon Orchestermusik Klassik, München 1987; Bernd Feuchtner:
»Und Kunst geknebelt von der groben Macht« –
Dmitrij Schostakowitsch, künstlerische Identität und
staatliche Repression, Frankfurt 1986; Harenberg
Konzertführer, Dortmund 1996; Solomon Wolkow:
Zeugenaussage – Die Memoiren des Dmitrij Schostakowitsch, New York 1979/80.
BILDNACHWEISE
Foto: Pierre-Laurent Aimard (1+2) © Marco Borggreve / DG; Foto: hr-Sinfonieorchester (1) © Werner
Kmetitsch; Foto: David Afkham © Felix Broede; Foto:
hr-Sinfonieorchester (2) © Ben Knabe.
HER AUSGEBER
Hessischer Rundfunk
REDAK TION
Adam Gellen
GESTALTUNGSKONZEPT
Birgit Nitsche
SATZ UND DRUCK
Imbescheidt | Frankfurt
KONZERT-TIPP
PHILIPPE HERREWEGHE DIRIGIERT
SCHUMANN-RARITÄT
Es ist ein eigenwilliges Werk, schwer einzuordnen und kaum je zu hören, von berührender Schönheit und bezaubernd lyrischer
Gestalt: Das Paradies und die Peri. Robert
Schumann selbst nannte es nicht nur einmal seine beste Arbeit. Es sei, so der Komponist, zwar der Form nach ein Oratorium,
»aber nicht für den Betsaal – sondern für
heitere Menschen«. Es geht um eine Peri,
also ein Kind eines gefallenen Engels und
einer Sterblichen, die aufgrund dieser unreinen Herkunft an der Himmelspforte abgewiesen wird. Sie sammelt Tränen, letzte
Blutstropfen und ebensolche Seufzer von
Helden und Büßern, um doch noch Einlass
zu erhalten. Eine anrührende, an romantisch-orientalischen Symbolen überreiche
Geschichte also, von Robert Schumann in
paradiesische Musik gefasst. Dass für den
großartigen fl ämischen Dirigenten Philippe
Herreweghe dieses Werk zum absolut
Schönsten aus Schumanns Feder zählt,
wundert nicht. Schließlich ist Herreweghe
selbst ein Freund und Meister der delikaten Zwischentöne und damit wie gemacht
für diese Klang gewordene Delikatesse.
Freitag | 17. Februar 2017 | 20 Uhr
Alte Oper | hr-Sinfoniekonzert
Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-sinfonieorchester.de
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DIE NÄCHSTEN KONZERTE
So_12.02.2017 | 11 Uhr | Alte Oper | 8. Internationaler Dirigentenwettbewerb
Sir Georg Solti | Abschlusskonzert
DIRIGENTEN DER FINALRUNDE
Werke von Carl Maria von Weber, Hector Berlioz, Paul Dukas, Maurice Ravel
und Edward Elgar
Fr_17.02.2017 | 20 Uhr | Alte Oper | hr-Sinfoniekonzert
JULIA KLEITER | Peri
MA XIMILIAN SCHMITT | Erzähler / Jüngling
CHRISTINA LANDSHAMER | Jungfrau
GERHILD ROMBERGER | Verlassener Jüngling / Engel
KREŠIMIR STRAŽANAC | Gassner u.a.
COLLEGIUM VOCALE GENT
PHILIPPE HERREWEGHE | Dirigent
Schumann | Das Paradies und die Peri
So_19.02.2017 | 18 Uhr | hr-Sendesaal | Kammermusik
ANDREAS HEPP | Klavier / Schlagzeug
PETER REITER | Klarinette / Saxofon / Klavier
A XEL PAPE | Schlagzeug
DIETMAR FUHR | Bass
HÁBA QUARTETT
»Sternenklänge«
Hepp / Reiter | Sonne, Mond und Sterne
Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-sinfonieorchester.de
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