hr-SINFONIEKONZERT hr-SINFONIEORCHESTER PIERRE-LAURENT AIMARD KLAVIER DAVID AFKHAM DIRIGENT LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827) 5. Klavierkonzert Es-Dur op. 73 (1809–10) ca. 38’ Allegro Adagio un poco moto Rondo. Allegro, ma non troppo 19 UHR | KONZERTEINFÜHRUNG mit Christiane Hillebrand PAUSE 2 DAS KONZERT IM INTERNET: Freitag, 3. Februar 2017, 20.00 Uhr (Video-Livestream) auf concert.arte.tv und hr-sinfonieorchester.de, im Anschluss dort auch als Video-on-Demand verfügbar DAS KONZERT IN hr2-KULTUR: Freitag, 3. Februar 2017, 20.04 Uhr (live) | Dienstag, 14. Februar 2017, 20.04 Uhr – auch als Livestream im Internet unter hr2-kultur.de Übernommen wird das Konzert von Radiosendern in Estland, Griechenland, Irland, Südkorea, der Tschechischen Republik und den USA. DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH 5. Sinfonie d-Moll op. 47 (1937) Moderato Allegretto Largo Allegro non troppo ca. 25’ (1906–1975) ca. 48’ 3 DAS PROGRAMM ZWEIMAL DIE NUMMER FÜNF, BITTE! Ein Klavierkonzert von Beethoven und eine Schostakowitsch-Sinfonie: Diese Kombination stand auch auf dem Programm des Preisträgerkonzerts bei den Salzburger Festspielen 2010 anlässlich der Verleihung des »Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award« an den damals 26-jährigen David Afkham. Spätestens seitdem zählt er zu den meistbeachteten jungen Dirigenten Deutschlands. Nachdem er bei einigen der ersten Adressen in der internationalen Orchesterwelt – etwa dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam oder dem Philharmonia Orchestra London – seine künstlerische Visitenkarte hinterlassen hatte, gab David Afkham 2014 auch beim hr-Sinfonieorchester sein Debüt. Jetzt ist er erstmals in einem hr-Sinfoniekonzert in der Alten Oper zu erleben, und wie damals in Salzburg erklingen erneut Werke von Beethoven und Schostakowitsch – diesmal allerdings zweimal die »Nummer fünf«: Beethovens 5. Klavierkonzert sowie die 5. Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch. Ludwig van Beethoven schrieb sein Es-DurKlavierkonzert zur Zeit der napoleonischen Besatzung Wiens. Er schuf dabei einen Gegenentwurf von besonderer musikalischer Strahlkraft zu den kriegerischen Zuständen und zum »zerstörenden wüsten Leben« um ihn herum. Als Solist wirkt der französische Klaviervirtuose Pierre-Laurent Aimard mit, der unser Publikum schon vor einem Jahr im Rahmen unseres Beethoven-Projekts »Ludwig van...« mit seinem intensiven, nuancenreichen und ausdrucksstarken Spiel fasziniert hat. Anschließend ist Schostakowitschs 5. Sinfonie zu hören – eine Komposition, mit der sich der 31-jährige sowjetische Künstler auf dem Höhepunkt des stalinistischen Terrors »rehabilitierte«, nachdem seine Musik zuvor massiv von der Kommunistischen Partei angegriffen worden war. Dass allerdings hinter der positiv-affirmativen Fassade, dem optimistischen Jubel des Finales ganz andere Intentionen verborgen lagen, konnten die Kulturbürokraten der UdSSR nicht erkennen. Adam Gellen 5 LUDWIG VAN BEETHOVEN 5. KLAVIERKONZERT DER KOMPONIST Ludwig van Beethoven, 1770 in Bonn geboren und 1827 in Wien gestorben, ist der wohl bekannteste Komponist der abendländischen Musikgeschichte. Weltweit gilt er als der Repräsentant Klassischer Musik, und an ihm kam nach ihm auch kein Komponist vorbei. Keines Musikers Biografie aber wurde auch so zum Mythos heroisch durchlittenen Künstlerdaseins stilisiert. Beethovens früh einsetzendes Gehörleiden, das zu seiner gänzlichen Ertaubung führte, seine widrigen Lebensumstände und die völlige Hingabe an seine Kunst boten dafür reichlich Stoff. Die Spannung von existenziellen Krisen und selbstbewusster schöpferischer Kraft durchzieht dabei Beethovens gesamte Lebensgeschichte. Von Joseph Haydn, Johann Georg Albrechtsberger und Antonio Salieri in Wien unterrichtet, machte sich Beethoven zunächst als Pianist und Improvisator einen Namen. Eine feste Stellung an einem Hof, wie sie für Haydn zunächst noch selbstverständlich war und die Mozart zeitlebens suchte, strebte er gar nicht mehr an. Beethoven lebte als freier Künstler – freilich nicht ohne Unterstützung adliger Förderer – und komponierte, was und vor allem wie er wollte. Dabei sprengte er alle kompositorischen Konventionen seiner Zeit. Neben der Form rückte für ihn auch der Inhalt ins Zentrum seines Interesses. So ließ er in seinen Sinfonien außermusikalische Ideen in die Struktur hineinwirken. Seine Musik mit ihrem unbedingten Wirkungswillen gewinnt damit neben ihren ästhetischen auch ethische Dimensionen. Im Spätwerk stellte Beethoven schließlich alle Parameter der Gestaltung radikal in Frage und entwickelte eine musikalische Sprache, die in ihrer Reflexion der eigenen Traditionen geradezu zeitlose Modernität gewinnt. 7 8 DAS WERK Es war ein Konzert von ungewöhnlich heroischem Charakter, das Ludwig van Beethoven unmittelbar nach Abschluss seiner 5. und 6. Sinfonie 1809 in Angriff nahm. Im patriotischen Jahr seiner EgmontMusik entstand ein dreisätziges Werk von ungeheurer Strahlkraft, das als singuläre Erscheinung in die Gattung Klavierkonzert eingehen sollte. Beethoven komponierte sein letztes Klavierkonzert dabei in einer Zeit, die außerordentliche Widrigkeiten bescherte. Napoleons Truppen belagerten und besetzten damals die Stadt Wien. Ende Juli 1809 schreibt Beethoven: »Wir haben ein recht zusammengedrängtes Elend erlebt, wenn ich Ihnen sage, dass ich seit dem 4. Mai wenig Zusammenhängendes auf die Welt gebracht, beinahe nur hier und da ein Bruchstück. Der ganze Hergang der Sachen hat bei mir auf Leib und Seele gewirkt... Welch zerstörendes, wüstes Leben um mich her! Nichts als Trommeln, Kanonen, Menschenelend in aller Art!« Gleichwohl zeigt das 5. Klavierkonzert keinerlei resignative Züge, vielmehr strotzt es von Optimismus. Die Tonart Es-Dur wählte Beethoven seinerzeit für das Konzert dabei ganz bewusst. Es ist, als wollte er damit an seine heroische 3. Sinfonie erinnern und bekunden, dass die Kunst und der Geist des Menschen ihre eigene Realität beanspruchen, die von den tatsächlichen Lebensumständen nicht zwangsläufig getroffen wird. Und so emphatisch und zupackend wurde auch niemals zuvor ein Solokonzert angegangen: Die lapidare Es-Dur-Kadenz in vollem Orchesterklang, unterbrochen von rauschenden Virtuosenpassagen des Klaviers, die nicht einmal im Ansatz Thematisches erahnen lassen: Dies war fürwahr eine singuläre Eröffnung für ein Klavierkonzert, kaum zwei Jahrzehnte nach Mozarts Tod. Unterwerfung des ehemals kritischen »Widersachers« Klavier unter die »Allmacht« des Orchesters. Der Solist kann die Architektur des Orchesterraumes zwar noch improvisatorisch ausfüllen, eine musikalische Gegenrealität aufzustellen ist ihm nicht mehr möglich. War Beethovens 4. Klavierkonzert mit rund halbstündiger Dauer schon nicht gerade kurz, so bringt es das 5. Klavierkonzert nun auf knapp 40 Minuten. Dabei liegt der Schwerpunkt des Geschehens auf dem ersten Satz, der mit seinen 582 Takten sogar den Eröffnungssatz von Beethovens 9. Sinfonie übertrifft. Der sublime Dialog zweier gleichberechtigter Partner von Solo und Orchester, wie Mozart ihn in unvergleichlicher Weise entwickelte, wird dabei mit einem Schlage von einem allumfassenden sinfonischen Anspruch abgelöst. Hier geht es nicht mehr um das spontane Agieren auf einer imaginären Bühne, um das diskret pointierte Mit- und Gegeneinander; nein, hier herrscht eine Sogkraft, die Klavier und Orchester gleichermaßen in ihren Bann zieht. Und mehr noch: Die ersten Takte des 5. Klavierkonzerts bedeuten die unwiderrufliche Wie unbeirrbar konsequent Beethoven die fundamentale Strukturwandlung der Gattung Konzert vorantreibt, zeigt auch die Solokadenz des Kopfsatzes, die eigentlich keine mehr ist. Dieser Abschnitt, der vormals eine Ruhepause im musikalischen Kontext war, gab dem Solisten Gelegenheit, sich frei fantasierend zu präsentieren, seine Eigenständigkeit gegenüber dem Tutti herauszustellen und vor allem aus seiner Sicht wesentliche thematische Zusammenhänge zu reflektieren. Nichts davon findet sich im 5. Klavierkonzert. Die Kadenz ist strukturell im Satzganzen verankert und nicht mehr austauschbar; eine kurze Episode, die kein Ausscheren aus dem eindeutig definierten Zusammenhang ermöglicht. Das traditionelle ad libitum des Solisten weicht der Einheit des sinfonischen Gedankens und sollte von nun an auch nicht mehr in die Gattung des Klavierkonzerts zurückkehren. Andreas Maul 9 DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH 5. SINFONIE DER KOMPONIST Dmitrij Schostakowitsch, 1906 in St. Petersburg geboren und 1975 in Moskau gestorben, war neben Igor Strawinsky und Sergej Prokofjew der bedeutendste russische Komponist im 20. Jahrhundert. Kein musikalischer Weltbürger wie jene beiden, griff er die musikalische Tradition Mussorgskijs auf, vor allem dessen Realismus und die Körperhaftigkeit seiner Musik, und suchte nach einem neuen, spezifisch russischen Idiom, das bei aller Kühnheit stets verständlich bleiben sollte. Als einer der letzten großen Sinfoniker seiner Zeit wies ihm dabei der »Ton« Tschaikowskys und insbesondere Gustav Mahlers den musikalischen Weg. Schostakowitschs Verhältnis zum kommunistischen System der Sowjetunion war ambivalent: Durchaus ein überzeugter »Linker«, gleichzeitig wie die meisten großen Künstler ein glühender Humanist, lehnte er die totalitäre Diktatur des stalinistischen Staatsapparates ab. Zweimal, in den Jahren 1936 und 1948, geriet er auch selbst in die gefährlichen Mühlen der sow- jetischen Willkürherrschaft. Um das eigene Überleben in seiner geliebten russischen Heimat und die Existenz seiner Familie zu sichern, sah sich Schostakowitsch daher letztlich gezwungen, sich die offizielle Partei-Linie zu eigen zu machen. Gegenüber dem sowjetischen Staat blieb er stets loyal, 1960 trat er – wohl auf entsprechenden Druck hin – in die KPdSU ein, war von 1957 bis 1968 Sekretär des Komponistenverbandes der UdSSR und wurde 1962 sogar in den Obersten Sowjet gewählt. Gleichzeitig veröffentlichte Schostakowitsch Kompositionen, die der Doktrin des Sozialistischen Realismus zumindest nach außen hin entsprachen, und hielt »problematischere« Werke weitgehend zurück. Was er indes wirklich dachte, vertraute der Meister der musikalischen Doppelbödigkeit seiner Musik an. Und so spielte er die Rolle des »Gottesnarren« der Zarenzeit, der hinter der Maske der Einfältigkeit die Wahrheit verbarg. 11 12 DAS WERK Die Vorgeschichte der 5. Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch begann 1936 mit Stalins höchstpersönlichem und brutalen Eingriff in die Belange der sowjetischen Kunst. Bis zum Beginn der 1930er Jahre hatte es in der Sowjetunion zahlreiche Aufführungen zeitgenössischer westlicher Musik gegeben, doch damit hatte es spätestens jetzt ein abruptes Ende. Denn 1936 hatte Stalin eine Aufführung von Schostakowitschs neuer, bis dahin sehr erfolgreich gespielter Oper Lady Macbeth von Mzensk besucht. Was der Diktator dort sah und hörte, erregte seinen maßlosen Zorn. Dies führte umgehend zu einer hässlichen und im wahrsten Sinne bedrohlichen Kampagne gegen Schostakowitsch. In dem unter der Überschrift »Chaos statt Musik« in der »Prawda« anonym publizierten Verriss der Oper wurde Schostakowitsch vorgeworfen, ein »musikalisches Chaos« voller »Gepolter, Geprassel und Geschrei« geschaffen zu haben; alles sei »grob, primitiv und vulgär« und so durcheinandergebracht, dass die Musik »nur noch für Ästheten und Formalisten, die ihren guten Geschmack verloren haben«, genießbar sei. Als Reaktion darauf zog Schostakowitsch seine 4. Sinfonie mit ihren satirischen Episoden und modernen »Filmschnitt«-Techniken unmittelbar vor ihrer Uraufführung zurück und behielt sie sicherheitshalber für 25 Jahre in der Schublade. Ein Jahr nach der berüchtigten »Prawda«Abrechnung schrieb Schostakowitsch innerhalb nur weniger Wochen seine 5. Sinfonie d-Moll. Ihre Uraufführung 1937 in Leningrad anlässlich des 20. Jahrestages der Oktoberrevolution brachte für den Komponisten nicht nur seine Rehabilitierung, sondern geriet zu einem seiner größten Erfolge überhaupt. – Ist die 5. Sinfonie also eine »gewendete« Sinfonie? In einem 1938 veröffentlichten Artikel bezeichnet Schostakowitsch seine Fünfte selbst ausdrücklich als die »schöpferische Antwort eines sowjetischen Künstlers auf eine berechtigte Kritik«. In diesem Sinne ist die 5. Sinfonie denn auch verstanden und gedeutet worden, bis sich mit dem Erscheinen der 1979 von Solomon Wolkow herausgegebenen SchostakowitschMemoiren ein ganz anderer Sinn der Sinfonie offenbarte: »Was in der Fünften vorgeht, sollte meiner Meinung nach jedem klar sein. Der Jubel ist unter Drohung erzwungen ... als schlage man uns mit einem Knüppel und verlange dazu: ›Jubeln sollt ihr, jubeln sollt ihr.‹ Und der geschlagene Mensch erhebt sich, kann sich kaum auf den Beinen halten, geht, marschiert, murmelt vor sich hin: ›Jubeln solln wir, jubeln solln wir.‹ Das ist doch keine Apotheose. Man muss ein kompletter Trottel sein, um das nicht zu hören.« Die Struktur der 5. Sinfonie ist wesentlich knapper und reduzierter als die der vorangegangenen Sinfonien. Schostakowitsch greift darin auf Sprachmittel mit spätromantischem Gestus zurück, hat die gewissermaßen erzwungene Änderung des Stils jedoch auf hintersinnige Weise positiv gewendet. Äußerlich verwirklicht er ein »Durch-Nacht-zum-Licht«-Prinzip, gleichzeitig integriert die Musik unverhohlen eine Haltung von Trauer, ja Depression. Das wird schon im Hauptthema des ersten Satzes deutlich: eine Mischung aus energischem Aufbäumen und abfl auender Kraft. Schostakowitsch erzielt dabei die unmittelbare Anschaulichkeit und Suggestivität der Musik durch ein aus der Sinfonik Mahlers bekanntes Verfahren: die Variantentechnik. Die oftmals wiederholten Themen verändern mit jeder Wiederholung ihren Charakter, ihre rhythmischen Konturen werden geschärft oder aufgelöst, ihre Instrumentierung geändert und ihr musikalischer Zusammenhang und Kontext verändert. Die Sätze zwei und drei unterstreichen die Zweiteilung der kompositorischen Anlage. Der zweite Satz, ein bizarr doppelbödiges Scherzo, nimmt mit seinem volkstümlichen Ländler-Ton und seinem hintergründigen Humor Mahler’sche Züge an, der dritte ist ein emphatisches Largo, das »in mancherlei Hinsicht ... den Kern des ganzen Werkes« darstelle, so Schostakowitsch. Und in der Tat scheint im Finale der Fünften ein »Durchbruch« herbeigeführt, der jedoch schon durch die ungeschlachte Instrumentierung des Hauptthemas zu Beginn das Moment des Erzwungenen, Gemachten immer mitschwingen lässt. Demnach wäre Schostakowitschs 5. Sinfonie also auf zwei verschiedenen Ebenen zu hören: als das Dokument einer äußerlichen Anpassung und »Läuterung« und zugleich als ein Werk des inneren Widerstands und tief empfundener Tragik. Andreas Maul 13 DIE INTERPRETEN PIERRE-LAURENT AIMARD ist eine international anerkannte Schlüsselfigur der zeitgenössischen Musikszene und ein einzigartiger Interpret des Klavierrepertoires der verschiedensten Epochen. Er tritt weltweit mit den renommiertesten Orchestern unter Dirigenten wie Esa-Pekka Salonen, Vladimir Jurowski, Peter Eötvös, Simon Rattle und Riccardo Chailly auf. Im Rahmen zahlreicher Residenzen hat er sich als Macher, Dirigent und Pianist hervorgetan, etwa bei Projekten für die Carnegie Hall und das Lincoln Center in New York, das Wiener Konzerthaus, die Berliner Philharmonie, das Lucerne Festival, das Mozarteum Salzburg, die Cité de la Musique in Paris, das Tanglewood Festival und das Londoner Southbank Centre. Aimard war zudem 2009–2016 Künstlerischer Leiter des Aldeburgh Festivals. Als Professor an der Musikhochschule Köln sowie durch weltweite Konzert-Vorträge und Workshops verbreitet er sein umfangreiches Wissen über Musik in einer inspirierenden und sehr persönlichen Art und Weise. Geboren 1957 in Lyon, studierte PierreLaurent Aimard am Pariser Conservatoire bei Yvonne Loriod und in London bei Maria Curcio. Zu seinen frühen Erfolgen gehören der Erste Preis beim Olivier-MessiaenWettbewerb 1973 im Alter von 16 Jahren und die Ernennung zum ersten Klaviersolisten des Ensemble intercontemporain von Pierre Boulez drei Jahre später. Aimard hat eng mit zahlreichen bedeutenden Komponisten zusammengearbeitet, darunter Kurtág, Stockhausen, Carter, Boulez, Benjamin und György Ligeti, dessen Klavierwerke er komplett eingespielt hat. 2015 startete er in Zusammenarbeit mit dem Klavier-Festival Ruhr ein großangelegtes Online-Archiv rund um Ligetis Klaviermusik. Für seine CD-Aufnahmen erhielt PierreLaurent Aimard zahlreiche Preise, darunter den »Diapason d’Or«, mehrfach den »ECHO Klassik« sowie 2005 einen »Grammy Award«. 2009 wurde er mit dem Ehrenpreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und erhält in diesem Jahr den renommierten und mit 250.000 Euro dotierten »Ernst von Siemens Musikpreis«. 15 DAVID AFKHAM 16 ist Chefdirigent des Spanischen Nationalorchesters und gehört zu den gefragtesten jungen Dirigenten aus Deutschland. In den vergangenen Jahren wurde er bereits zu vielen renommierten Orchestern eingeladen, so etwa zum Concertgebouw-Orchester Amsterdam, dem Philharmonia Orchestra London, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Orchestre National de France, zu den Münchner Philharmonikern, zum Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, zur Staatskapelle Dresden, zu den Wiener Symphonikern, dem Los Angeles Philharmonic, dem Chicago Symphony Orchestra, zum Boston Sympony Orchestra im Rahmen des Tanglewood Festivals sowie nach Cleveland, Houston und Seattle. 2013 trat David Afkham darüber hinaus auch im Rahmen des »Mostly Mozart«Festivals zum ersten Mal in New York auf. 2014 gab David Afkham sein viel beachtetes Debüt als Operndirigent mit Verdis La Traviata beim Glyndebourne Festival. Zukünftige Pläne auf diesem Gebiet umfassen die musikalische Leitung von Inszenierungen am Teatro Real Madrid, an der Oper Frankfurt und am Theater an der Wien. 2008 gewann David Afkham den Londoner Donatella-Flick-Wettbewerb und wurde zwei Jahre lang mit dem Posten des Assistant Conductor des London Symphony Orchestra betraut. 2009–2012 war er zudem Assistenzdirigent des Gustav Mahler Jugendorchesters. Er erhielt 2010 als erster Preisträger überhaupt den »Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award«. 1983 in Freiburg geboren, begann David Afkham im Alter von sechs Jahren mit dem Klavier- und Geigenunterricht. Mit 15 Jahren wurde er Jungstudent in den Fächern Klavier, Musiktheorie und Dirigieren an der Musikhochschule seiner Heimatstadt und schloss sein Dirigierstudium an der Musikhochschule Weimar ab. David Afkham war der erste Stipendiat des »Bernard Haitink Fund for Young Talent« und assistierte seinem Mentor Bernard Haitink bei zahlreichen Projekten, darunter bei größeren Konzertzyklen mit dem ConcertgebouwOrchester Amsterdam, dem Chicago Symphony Orchestra und dem London Symphony Orchestra. hr-SINFONIEORCHESTER Das hr-Sinfonieorchester, 1929 als eines der ersten Rundfunk-Sinfonieorchester Deutschlands gegründet, meistert erfolgreich den Spagat zwischen der Pflege der Tradition und den Herausforderungen eines modernen Spitzenorchesters. Konzertreihen mit unterschiedlichen Programmschwerpunkten, in denen große Sinfonik auf Alte Musik und Konzerte mit Neuer Musik auf Projekte für junge Konzertbesucher treffen, markieren sein künstlerisches Profil. 18 Mit internationalen Gastspielen und preisgekrönten CD-Produktionen genießt das Orchester als Frankfurt Radio Symphony zugleich weltweit einen hervorragenden Ruf. Regelmäßige Tourneen nach Japan, Korea und China sind ebenso selbstverständlich wie die stete Präsenz auf bedeutenden europäischen Konzertpodien etwa in Budapest, Madrid, Prag, Salzburg und Wien. Für seine hervorragenden Bläser, seinen satten Streicherklang und seine dynamische Spielkultur berühmt, steht das hrSinfonieorchester mit seinem Chefdirigen- ten Andrés Orozco-Estrada dabei heute für musikalische Exzellenz wie für ein interessantes und vielseitiges Repertoire. Bekannt geworden durch seine Maßstäbe setzenden Einspielungen der romantischen Literatur, zählt das hr-Sinfonieorchester Frankfurt seit Jahrzehnten zu den international führenden Mahler- und BrucknerOrchestern – eine Tradition, die vom langjährigen Chefdirigenten Eliahu Inbal über seine Nachfolger Dmitrij Kitajenko und Hugh Wolff ausstrahlte bis hin zur vielbeachteten Arbeit von Paavo Järvi, dem heutigen »Conductor Laureate« des hr-Sinfonieorchesters. Entscheidende Akzente in seinem Engagement für die Tradition wie für die zeitgenössische Musik setzte das Orchester bereits mit seinem ersten Chefdirigenten Hans Rosbaud. In den 1960er bis 1980er Jahren entwickelte sich das hr-Sinfonieorchester unter Dean Dixon und Eliahu Inbal schließlich zu einem Orchester von internationalem Format mit Gastspielen in aller Welt und wichtigen, vielfach ausgezeichneten Schallplatten- und CD-Editionen. NEWS-TICKER mit Sie uns Erleben hemaligen e unserem nten! e ig Chefdir SOLTI-DIRIGENTENWETTBEWERB Das hr-Sinfonieorchester gehört seit vielen Jahren zu den Hauptträgern des renommierten »Internationalen Dirigentenwettbewerbs Sir Georg Solti« und bestreitet im Wechsel mit dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester die Vor-, Zwischenund Finalrunden. Bei der achten Ausgabe des Solti-Wettbewerbs vom 7. bis 12. Februar 2017 in Kooperation mit der Frankfurter Museums-Gesellschaft e.V., der Oper Frankfurt und der Alten Oper Frankfurt ist das hr-Sinfonieorchester wieder der musikalische Partner der Teilnehmer im Halbfinale und in der Finalrunde. Beim Abschlusskonzert der drei Finalisten in der Alten Oper am Sonntag, 12. Februar um 11 Uhr entscheidet aber nicht nur die Jury über den Gewinner, sondern auch das Publikum kürt seinen Favoriten. Tickets erhalten Sie unter Tel. (069) 1340-400. Neben Geldpreisen erwarten die Gewinner u.a. auch Einladungen zu Dirigaten des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters und des hr-Sinfonieorchesters. PROGRAMMHEFT-DOWNLOAD Als Abonnentin bzw. Abonnent der hr-Sinfoniekonzerte können Sie im Rahmen unseres Konzert-Info-Service das vollständige Programmheft bereits im Voraus als PDF herunterladen und sich in Ruhe umfassend über das jeweilige Konzert informieren. Wenn Sie unseren kostenlosen E-Mail-InfoService noch nicht nutzen, schicken Sie einfach eine E-Mail mit dem Betreff »Donnerstag-Abo« bzw. »Freitag-Abo« und der Angabe Ihrer hr-Kundennummer an [email protected]. Künftig erhalten Sie dann rechtzeitig vor dem jeweiligen Konzert einen entsprechenden Link zugeschickt, der Sie zum aktuellen Programmheft-Download führt. 21 GESELLSCHAFT DER FREUNDE UND FÖRDERER MÖCHTEN SIE DIE ARBEIT DES hr-SINFONIEORCHESTERS UNTERSTÜTZEN? Dann werden Sie Mitglied der »Gesellschaft der Freunde und Förderer des hr-Sinfonieorchesters e.V.« und profitieren Sie dabei auch von vielen exklusiven Vorteilen. Informieren Sie sich auf hr-sinfonieorchester.de unter »Förderverein« oder senden Sie eine Mail an [email protected]. 22 QUELLEN UND TE X TNACHWEISE Der Konzertführer – Orchestermusik von 1700 bis zur Gegenwart, hrsg. v. Attila Csampai / Dietmar Holland, Hamburg 1987; Wulf Konold: Lexikon Orchestermusik Klassik, München 1987; Bernd Feuchtner: »Und Kunst geknebelt von der groben Macht« – Dmitrij Schostakowitsch, künstlerische Identität und staatliche Repression, Frankfurt 1986; Harenberg Konzertführer, Dortmund 1996; Solomon Wolkow: Zeugenaussage – Die Memoiren des Dmitrij Schostakowitsch, New York 1979/80. BILDNACHWEISE Foto: Pierre-Laurent Aimard (1+2) © Marco Borggreve / DG; Foto: hr-Sinfonieorchester (1) © Werner Kmetitsch; Foto: David Afkham © Felix Broede; Foto: hr-Sinfonieorchester (2) © Ben Knabe. HER AUSGEBER Hessischer Rundfunk REDAK TION Adam Gellen GESTALTUNGSKONZEPT Birgit Nitsche SATZ UND DRUCK Imbescheidt | Frankfurt KONZERT-TIPP PHILIPPE HERREWEGHE DIRIGIERT SCHUMANN-RARITÄT Es ist ein eigenwilliges Werk, schwer einzuordnen und kaum je zu hören, von berührender Schönheit und bezaubernd lyrischer Gestalt: Das Paradies und die Peri. Robert Schumann selbst nannte es nicht nur einmal seine beste Arbeit. Es sei, so der Komponist, zwar der Form nach ein Oratorium, »aber nicht für den Betsaal – sondern für heitere Menschen«. Es geht um eine Peri, also ein Kind eines gefallenen Engels und einer Sterblichen, die aufgrund dieser unreinen Herkunft an der Himmelspforte abgewiesen wird. Sie sammelt Tränen, letzte Blutstropfen und ebensolche Seufzer von Helden und Büßern, um doch noch Einlass zu erhalten. Eine anrührende, an romantisch-orientalischen Symbolen überreiche Geschichte also, von Robert Schumann in paradiesische Musik gefasst. Dass für den großartigen fl ämischen Dirigenten Philippe Herreweghe dieses Werk zum absolut Schönsten aus Schumanns Feder zählt, wundert nicht. Schließlich ist Herreweghe selbst ein Freund und Meister der delikaten Zwischentöne und damit wie gemacht für diese Klang gewordene Delikatesse. Freitag | 17. Februar 2017 | 20 Uhr Alte Oper | hr-Sinfoniekonzert Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-sinfonieorchester.de 23 DIE NÄCHSTEN KONZERTE So_12.02.2017 | 11 Uhr | Alte Oper | 8. Internationaler Dirigentenwettbewerb Sir Georg Solti | Abschlusskonzert DIRIGENTEN DER FINALRUNDE Werke von Carl Maria von Weber, Hector Berlioz, Paul Dukas, Maurice Ravel und Edward Elgar Fr_17.02.2017 | 20 Uhr | Alte Oper | hr-Sinfoniekonzert JULIA KLEITER | Peri MA XIMILIAN SCHMITT | Erzähler / Jüngling CHRISTINA LANDSHAMER | Jungfrau GERHILD ROMBERGER | Verlassener Jüngling / Engel KREŠIMIR STRAŽANAC | Gassner u.a. COLLEGIUM VOCALE GENT PHILIPPE HERREWEGHE | Dirigent Schumann | Das Paradies und die Peri So_19.02.2017 | 18 Uhr | hr-Sendesaal | Kammermusik ANDREAS HEPP | Klavier / Schlagzeug PETER REITER | Klarinette / Saxofon / Klavier A XEL PAPE | Schlagzeug DIETMAR FUHR | Bass HÁBA QUARTETT »Sternenklänge« Hepp / Reiter | Sonne, Mond und Sterne Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-sinfonieorchester.de