- Klangspuren|Schwaz

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spuren
zeitung für zeitgenossInnen
September 05 · 2. Ausgabe · Klangspuren Schwaz · www.klangspuren.at · tel +43 5242 73582
WIR ÜBER ANDERE UND UNS Seite 2
URAUFFÜHRUNG VON RITUAL IN GALTÜR Carsten Fastner · Seite 3
DIE GITARRE IN DER NEUEN MUSIK Gunter Schneider · Seite 4, 5
OUR WORK HIS GLORY Barbara Hundegger · Seite 6, 7
NOCH NEBELSPUREN Julia Wallnöfer · Seite 8
LANDESAUSSTELLUNG 05 Nina Schedlmayer · Seite 9
NACHBARSPUREN Karin Pernegger, Michael M. Kasper · Seite 10
SPURENFREUNDE Milena Miller · Seite 11
CHOR UND ZEITGENÖSSISCHE MUSIK Reinhard Schulz · Seite 12
SPUREN VON FEUER Hans Augustin · Seite 13
TRANSART 05 Peter Paul Kainrath · Seite 14
KLANGSPUREN ZUGABE Seite 15
KLANGSPUREN PROGRAMM Seite 16
2 SCHÖNWETTER spuren
September 05
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER!
„Hunger auf Kunst und Kultur?“, erscheint
als Frage in satten Zeiten wie diesen deplatziert. Das Schauspielhaus Wien hat in
Zusammenarbeit mit der österreichischen
Armutskonferenz die Frage in eine gleichnamige Aktion verwandelt und dafür angesehene Partner wie das Klangforum Wien,
das Tanzquartier Wien und das Museum
Moderner Kunst Stiftung Ludwig gewonnen: Menschen, die sich Kultur zurzeit nicht
leisten können, wie Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Flüchtlinge erhalten freien
Zutritt zu Theater- und Konzertveranstaltungen sowie zu Museen. Ein Bravo dieser Initiative: die Klangspuren werden sich Ähnliches überlegen. Kunst und Kultur sind ein
soziales Grundbedürfnis – das sollte öfters
klar gesagt werden – und ist als Botschaft
eigentlich interessanter als die zurzeit vielerorts zu lesenden Bestandsaufnahmen
der zeitgenössischen klassischen Musik:
die deutsche Kulturzeitschrift Der Merkur
glaubt die Bedeutungslosigkeit der zeitgenössischen Musik feststellen zu müssen,
die Tagespresse sieht im Verdi-Spektakel
der Salzburger Festspiele den letzten Rettungsanker einer dahinsiechenden Schallplattenindustrie, die ihre Umsatzmaßstäbe
oft aus der Popbranche nimmt. Jenseits
dieses Geplänkels sieht die Realität zum
Glück viel versprechender aus: das Lucerne
Festival erweitert sein Engagement für
Neue Musik, das Ensemble Modern baut
weiter am Akademiemodell als Vermittler
neuer Spieltechniken samt Musikverständnis, kleine Labels halten sich mit einem
intelligenten Nischenprogramm immer
noch wacker am Markt, selbstverwaltete
Ensembles wie die Neuen Vocalsolisten
Stuttgart eilen von Erfolg zu Erfolg – um nur
einige Beispiele zu nennen. Die Szene Neuer Musik ist reich an Inhalten, innovativen
Strategien und intelligenten Initiativen.
Aus der Sicht der Klangspuren ist der neue
europäische Osten besonders interessant:
der Lettische Radio-Chor, das Ensemble
Rigas Kamermuziki, der polnische Cellist
Andrzej Bauer, der künstlerische Leiter des
Warschauer Herbstes und Komponist Tadeusz Wielecki, die junge polnische Komponistin Joanna Wozny sowie ihr Landsleute
Michael Talma-Sutt, Ewa Trebacz, Cezary
Duchnowski und die lettischen Komponisten Gundega Smite, Eriks Esenvalds,
Andris Dzenitis, Maija Einfelde – alle sind
sie bei den diesjährigen Klangspuren im
Rahmen eines polnisch-lettischen Länderschwerpunktes zu hören. Das sind europäische Realitäten, die jahrzehntelang eigene
Wege gehen mussten und jetzt aus dieser
Epochenüberschreitung durch den Beitritt
zur EU ein ganz eigenes Kapitel eröffnen
werden.
Vom Abenteuer der Neuen Musik ist gerne
die Rede – bei den Klangspuren ereignet
sich dieses Abenteuer.
KLANGSPUREN ON AIR
An jedem dritten Dienstag im Monat berichten die Klangspuren aus der Welt der neuen Musik:
auf Freirad, 105.9MH. Die nächsten Termine sind 20.9., 18.10., 15.11. und 20.12, jeweils von
11.00-12.00. Das Freie Radio Innsbruck – FREIRAD 105.9MHz fördert die freie Meinungsäußerung, ist werbefrei, nichtkommerziell und auf Gemeinnützigkeit ausgerichtet. FREIRAD steht
allen Einzelpersonen und Gruppen offen, die das Medium Radio nutzen möchten, vor allem jenen
die sonst schwer oder gar nicht die Öffentlichkeit erreichen. Programmschwerpunkte sind Kultur,
Integration (Fremdsprachenradio) und Demokratiepolitik.
Infos & Programm: www.freirad.at
Backbeat Boys
Bei der Eröffnung der Langen Nacht der Musik am 18. Juni im Wiener Museumsquartier
lockten die Backbeat Boys an die 500 kleine
& große Menschen an, die sich von ihren
Percussion-Klängen begeistern ließen.
In der letzten Ausgabe der „spuren“ fragten wir, welche versteckte Schwazer Sehenswürdigkeit auf den Fotos auf Seite 16 zu sehen ist. Antwort: Der Dachstuhl der 1502 geweihten
Schwazer Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Es ist der größte und einzige begehbare und sich
im Originalzustand befindliche Dachstuhl dieser Art in ganz Österreich. Der Gewinner der
Hörfloßfahrt am Inn von Innsbruck nach Schwaz, inklusive Abendessen und Konzertbesuch, ist
Mario Maier aus Schwaz
DIALOGE
Neue, gereinigte Hörerlebnisse, Dialoge zwischen Mozart, der zeitgenössischen Musik, Tanz
und Literatur, zueinander in Beziehung gesetzt durch vier starke Lebensmotive, die Hörer,
Künstler und Kunst unserer Zeit aufs Engste mit Mozart verbinden: das sind die „dialoge“, eine
Veranstaltungsreihe der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg im Mozart-Jahr 2006.
Termine: „religion“ (1. bis 4.12.05), „spiel“ (29.3. bis 2.4.06), „liebe“ (17. bis 21.5.06), „tod“
(1. bisd 5.12.06). Nähere Infos unter www.mozarteum.at, Tel. 0043-662-87 31 54.
Lehrlinge
Viel Applaus ernteten die Lehrlinge der Firma
MPREIS für ihren Auftritt bei der Galanacht
der Lehrlinge am 2. Juni in den Raiffeisensälen Innsbruck. Gemeinsam mit Stefan Schwarzenberger und Andreas Schiffer von The Next
Step gaben sie ein Stück für Bananenschachteln und Fliegenklatschen sowie einen feurigen Samba, gespielt mit Lebensmitteln und
traditionellen brasilianischen Instrumenten,
zum Besten.
CD-TIPPS
Helmut Lachenmann
Mouvement (– vor der Erstarrung); Consolation II. Klangforum Wien, Hans Zender; SCHOLA HEIDELBERG; Walter Nußbaum.
(KAIROS 0012202KAI)
Eine der faszinierendsten Lachenmann-CDs!
„Mouvement“ mit dem exorbitanten Klangforum Wien erklingt genau in dem Spannungsfeld
zwischen manischer Rhythmik und Leerlauf, in
dem es kompositorisch konzipiert wurde.
Luigi Nono
Streichquartett „Fragmente – Stille, An Diotima“. Pellegrini Quartett. (BVHAAST CD 9507)
Die Referenzaufnahme dieses Stücks ist
immer noch die Einspielung mit dem LaSalle-Quartett, mit dem Nono die Uraufführung
wochenlang einstudierte. Inzwischen haben
viele Quartettbesetzungen dieses Stück im
Repertoire. Es ist eine ausgesprochen filigrane, zerbrechliche und zugleich intensive Quartettkomposition an der Grenze zwischen Stille
und leiser, tief blickender Regung.
Luigi Nono
Canti per 13. Ensemble UntitledBerlin, Peter
Hirsch. (Wergo WER 6631-2)
Luigi Nono hat sich musikalisch immer am Gesang orientiert. Die frühe Komposition „Canti
per 13“ von 1955 ist ein streng serielles Stück
mit punktuellen Strukturen (die Instrumente
spielen einen Ton und geben dann die Linie an
andere weiter). Dennoch wächst der Eindruck
kontinuierlichen Singens empor.
Das Team der Klangspuren
Architekturfahrt
„Der Weg ist das Ziel“ lautete das Motto der
Architekturfahrt, die am 3. Juli von Innsbruck
nach Galtür führte, und auf der gemeinsam mit
Arno Ritter (von aut. architektur und tirol) architektonische Juwelen im Tiroler Oberland – wie
die Pitzenklammbrücke oder die Trisanna- und
Rosanna-Brücken – entdeckt, erklettert und
besichtigt wurden.
Alpensinfonie
Über eine Woche lang probte das Ensemble
Modern Orchestra mit 135 Musikern in
Schwaz für ein Konzert im Rahmen des
Lucerne Festivals. Als Dankeschön an die
Klangspuren gab das EMO ein Abschlussprobenkonzert in der Binder Lagerhalle Jenbach
- siehe auch Artikel Seite 13.
LÖSUNG DES spuren01 RÄTSELS
Unendlich Schade
20 Generalpassbesitzer haben die Gelegenheit genutzt zum Menuhin Festival
nach Gstaad in die Schweiz zu fahren. Der
Ausflug war so schön, dass wir vergessen
haben zu fotografieren.
Georg Friedrich Haas
Streichquartett Nr. 2. Kairos Quartett. (edition
zeitklang ez-19017)
Der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas arbeitet intensiv mit mikrotonalen
Strukturen in denen der Klang subtil aus
Obertonstrukturen zusammengesetzt wird.
Es gelingt ihm hierbei eine klangliche Sogkraft
zu entwickeln, in die der Hörer unwillkürlich
hineingezogen wird.
Georg Friedrich Haas
natures mortes. SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Sylvain Cambreling.
(col legno WWE 2CD 20230)
In diesem Orchesterwerk von 2003 kombiniert Haas über weite Strecken differenzierte
spektrale Strukturen mit gleichförmigen rhythmischen Rastern, die an Maltechniken etwa
eines Roy Lichtenstein denken lassen.
Pierre Boulez
Klaviersonaten 1-3. a. Idil Biret. (Naxos 8.553353)
b. Paavali Jumppainen. (DG 00289 477 5328)
Die drei Klaviersonaten von Pierre Boulez
(1946, 1947-48, 1955-57) sind schon ins
Repertoire einiger Pianisten eingegangen.
Vergleiche sind möglich, etwa zwischen der
nervig gespannten Aufnahme der weit unterschätzten türkischen Pianistin Idil Biret, die
1995 entstand, mit der von Paavali Jumppainen von 2005, in der mehr Wert auf klangliche
Delikatesse gelegt wird.
Andreas Dohmen
Portraits und Wiederholung. Neue Vocalsolisten Stuttgart, Manfred Schreier. (col legno
WWE 1CD 20031)
Spannende Arbeit mit neuen Vokaltechniken
und elektronischen Verzerrungen, durch die
die Stimmen unkenntlich oder teilweise unkenntlich werden.
Terje Rypdal
Lux aeterna (3. Satz: Escalator). Terje Rypdal
und andere. (ECM 1818)
Musikalischer Schönklang eines Musikers, der
zwischen Jazz, Pop und Avantgarde wandelt
und Crossover als die Ineinander sinnlich
magischer Berührungspunkte aus den unterschiedlichsten Quellen versteht.
Franui
Ende vom Lied. 2 CDs, Circus Prod, 575 151
(SunnyMoon) FAZ Bestenliste der Schallplattenkritik
Hörproben: Am 8.9 findet um 19.00 Uhr im arcustik – Musik am
Domplatz 3 6020 Innsbruck, T 0512/583586, [email protected]
eine Einführung in das Festivalprogramm der Klangspuren durch
Reinhard Schulz statt – CDs dort erhältlich
Herausgeber Klangspuren Schwaz · Klangspurengasse 1/Ullreichstraße 8a · A 6130 Schwaz · Austria · T +43 5242 73582 · F +43 5242 73582-20 · [email protected] · www.klangspuren.at · DVR 0096016 · Redaktion Maria-Luise Mayr ·
Anita Moser · Reinhard Schulz · Peter Paul Kainrath · Grafik Lilly Moser · Irene Daz · büro54 · offi[email protected] · www.buero54.at · Fotos ohne Bildunterschrift: Klangspuren oder privat · Druck Salzburger Druckerei
Wir bitten im Sinne einer verbesserten Lesbarkeit um Verständnis, dass auf geschlechtsspezifische Formulierungen verzichtet wird. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.
spuren ALPIN 3
September 05
MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND
Carsten Fastner
DIE URAUFFÜHRUNG EINER FREILUFTMUSIK VON GEORG FRIEDRICH HAAS IN GALTÜR
WAR „RITUAL“ UND REFLEXION ZUGLEICH.
Fotos Dave Bullock
„STEINADLER EINS AN STEINADLER ZWEI, BITTE KOMMEN!“
Auf dem Flachdach des neuen Themenmuseums Alpinarium Galtür spielen Stefan
Schwarzenberger und Andreas Schiffer mit
ihren Walkie-Talkies und blödeln in der Pose
des lässigen Funkers. Die beiden Schlagzeuger vom Percussion-Ensemble The Next
Step haben ausgezeichnete Laune – und ein
Problem: Am nächsten Tag sollen sie für eine
große Freiluftmusik gemeinsam mit zehn Kollegen aus zweieinhalb Kilometern Entfernung
einen Feldweg entlang in Richtung Alpinarium
marschieren und dabei ihre großen Trommeln
schlagen. Und zwar im Takt. Der wiederum
soll ihnen vom Alpinarium aus als so genannte
Klickspur über Funk zugespielt werden – doch
die gerade erst gelieferten Funkgeräte schalten sich alle sechzig Sekunden automatisch
ab. Und das ist nicht das einzige technische
Problem, das bei dieser Probe für die Uraufführung von Georg Friedrich Haas’ „Ritual“ in
Galtür irgendwie gelöst wird.
Am Tag darauf, exakt um 17 Uhr 56 Minuten
und 54 Sekunden, heben auf dem Südhang
des Grießkogel über Galtür die ersten Töne
der Freiluftmusik an, und Schlag neunzehn
Uhr ist klar, dass die Uraufführung dieser in
vielerlei Hinsicht beachtlichen Komposition
gelungen ist. Da sind „Steinadler eins“ und
„Steinadler zwei“ und die anderen Trommler
ganz im Takt auf ihrem Feldweg vor dem
Alpinarium angekommen; da haben sich drei
Blaskapellen mit insgesamt 180 Musikerinnen
und Musikern unter der Regie von vier Hauptund 18 Subdirigenten wie geplant kreuz und
quer über den Hang bewegt, unterstützt von
Dutzenden Technikern, Signalgebern, Stoppuhrbetreibern, beobachtet und belauscht
von über tausend Besuchern. Pünktlich um
neunzehn Uhr haben die Glocken der östlich
gelegenen Pfarrkirche Mariä Geburt den letzten Abschnitt der Komposition eingeläutet;
sogar der Westwind hat mitgespielt und ist
ein wenig abgeflaut, so dass das finale Geläut
nicht verweht wurde, sondern dem Publikum
auf der Wiese hinter dem Alpinarium deutlich
vernehmbar blieb.
Nur eine Durchlauf- und eine Generalprobe
standen für dieses ungewöhnliche Konzert zur
Verfügung; zuvor hatten sich alle beteiligten
Ensembles über Wochen in eigenen Proben
vorbereitet: die Stadtmusik Landeck-Perjen
mit ihrem Leiter Hermann Delago, die Swarovski Musik Wattens mit Franz Schieferer,
die Militärmusik Vorarlberg unter Major Karl
Gamper, der anschließend die Gesamtleitung
des musikalischen Großmanövers übernahm.
Eine enorme Leistung der beiden Laienkapellen, aber auch der Profis vom Bundesheer.
Denn Haas’ filigrane Musik verlangt höchste
Akribie und Gewissenhaftigkeit, schon im
Konzertsaal, erst Recht aber auf nicht nur
akustisch schwierigem Terrain. Vor allem die
sinnlichen Phänomene des Klangs interessieren den 53-jährigen Komponisten, der international lange schon als einer der wichtigsten
Vertreter der österreichischen Musikszene
geschätzt wird. Haas experimentiert mit mikrotonalen Stimmsystemen, mit halb- und vierteltönig temperierten Skalen, mit Flageoletts und
Obertonreihen, aus denen er von expressiven
Melodien durchwirkte schwebende, schwirrende Klangflächen gestaltet, feingliedrige,
mal abgedunkelte, mal leuchtend erhellte
Klangstrukturen, die sich aneinander reiben
und in sich drehen, sich kaum merklich
tastend verändern in sanft gleitenden Übergängen. Klangliche Irritationen, irreal wirkende
Klangsphären einer schillernden Zwischenwelt. Präzisionsarbeit für die Interpreten.
Für die Klangspuren Schwaz hat Georg F.
Haas seine musikalischen Konzepte aus dem
Konzertsaal in die freie Natur übertragen.
„Ritual“ ist Musik, die durch die Landschaft
konturiert wird und selbst die Landschaft
belebt, die sich mit ihrer Umgebung symbiotisch vereinigt. Und die mit der veränderten
Wahrnehmung von Klängen aus ungewohnter
Ferne spielt. Denn die im Konzertsaal gültigen
Gesetze des Raums sind im offenen Gelände
außer Kraft, die Zeit ist kein fester Parameter mehr: 330 Meter legt der Schall in einer
Sekunde zurück, und Haas hat die Musiker
in einem Areal von zweieinhalb Kilometern
Ausdehnung verteilt. Dass die Zeit so ihre
Objektivität verliert, wird am besten deutlich
anhand der zwölf Schlagwerker: Sie sind auf
ihrem Weg zum Alpinarium anfangs über
eine Strecke von 1400 Metern aufgestellt,
und wenn sie, geleitet von der Klickspur via
Funk, gleichzeitig auf ihre Trommeln schlagen,
dann haben die Schallwellen dieser Schläge
unterschiedlich lange Wege zu den Ohren
des Publikums. Ein Schlag nach dem anderen
treffen sie ein.
Topografie, Windrichtung, Schallgeschwindigkeit und Echo: Alles hat Haas bei der Komposition von „Ritual“ berücksichtigt. In einer
fast hundertseitigen Partitur (Universal Edition
Wien) hat er nicht nur seine Musik notiert,
sondern auch eine ausgeklügelte Choreografie, nach der er die Musiker über den Hang
des Grießkogel leitet: Aus der diffusen Klangverteilung der Anfangsaufstellung in einzelnen
Instrumentengruppen formiert er die Interpreten immer wieder neu, lässt Klangflächen von
hier nach dort tragen, Schallmauern errichten
und wieder zusammenbrechen, Melodien
mal von links, mal von rechts herüberwehen;
unter dem strengen Rhythmus eines Marschfragmentes führt er die Musiker schließlich in
ihren eigenen Ensembles zusammen; zuletzt
gehen, unter dem Geläut der Galtürer Kirche,
alle getrennter Wege ab.
In einem Publikumsgespräch am Abend vor
der Uraufführung erläuterte Haas ausführlich
seine musikalischen Vorstellungen und Techniken, gab Einblick in die logistischen und technischen Schwierigkeiten bei der Umsetzung.
Aber er nahm auch außermusikalisch Bezug
zum konkreten Ort seiner Musik, erzählte,
dass er, selbst in den Bergen aufgewachsen,
von Kind an gelernt habe, „die Natur in ihrer
Gewalt und in ihrer Schönheit zu fürchten und
zu lieben“. Und er erzählt, sichtlich beeindruckt, eine Geschichte aus dem Vorarlberger
Bergdorf Parthenen: Dort habe es eines Winters einmal nicht mehr aufgehört zu schneien.
Der kleine Ort sei beinahe schon von der
Außenwelt abgeschnitten gewesen, und dennoch habe niemand ernsthaft daran gedacht,
Haus und Hof zu verlassen. Bis auf einmal
ein alter Mann die Bewohner zusammenrief
und bestimmte: „Jetzt gemma!“ Kurze Zeit
später ging eine Lawine nieder und zerstörte
das leere Dorf. Haas ist felsenfest davon überzeugt, dass dieser Mann die drohende Gefahr
gespürt habe, er geht von einer Fähigkeit
jenseits von Naturbeobachtung und Erfahrung
aus: von einem Gefühl für die Natur, ähnlich
dem Instinkt der Tiere, die Gefahren wittern.
Und dieses Gefühl für die Natur, meint Haas,
sei heute nicht nur in den urbanen Zentren,
sondern auch in der tourismusorientierten
Bergwelt verloren gegangen.
Für ihn, betont Haas, sei auch das ein zentraler
Gedanke bei der Komposition von „Ritual“
gewesen. Es ist ein bezeichnender Gedanke
für den gesellschaftspolitisch hellwachen
Komponisten, der mit seiner wahrnehmungsintensiven Musik doch auch Sphären des
Unbewussten erreicht. Sein Stück ist gleichermaßen „Ritual“ und Reflexion – und das an
besonderer Stelle: Die Musiker spielen mit
dem Rücken zu jener Wand des Grießkogel,
von der am 23. Februar 1999 eine gewaltige
Lawine abging und 31 Menschenleben forderte. Die Außenmauer des Alpinariums ist
Teil des neu errichteten Lawinenschutzwalls.
An diesem Ort kann „Ritual“ gar nicht anders gehört werden denn als große Trauermusik. Deswegen belässt es Haas nicht bei
einer Naturbeschwörung, deswegen fragt
er zugleich nach der Verantwortung des
Raubbau treibenden, Profit maximierenden
Menschen für die Naturkatastrophe – nicht
ohne einen entscheidenden Hinweis auf
das wahre Verhältnis zwischen Mensch und
Natur zu geben: Die geballten sonoren Kräfte
dreier Blaskapellen und eines Dutzends
Schlagwerker nämlich, sie verpuffen auf dieser Bühne zu vom Winde verwehten Klangschwaden. Gegen den Berg ist selbst mit
militär-musikalischer Hilfe kein Ankommen.
Carsten Fastner ist Kulturredakteur des
„Falter“, Wien
Mehr zur Entstehungsgeschichte von „Ritual“:
www.klangspuren.at/fortsetzung.php
4 SCHWERPUNKT spuren
September 05
DIE GITARRE IN DER NEUEN MUSIK
Gunter Schneider
STREIFZÜGE UND MOMENTAUFNAHMEN
Salut für Caudwell, Helmut Lachenmann
Um 1900 galt die Gitarre den meisten
Menschen in Mitteleuropa als großteils
anspruchsloses volkstümliches Begleitinstrument. Das ganze 19. Jahrhundert
hindurch hatten ernsthafte Komponisten,
gewiss auch wegen der nur dem aktiven
Ko-Tha, Giacinto Scelsi
Spieler zugänglichen Handhabung, die Gitarre
gemieden, sie höchstens zur Begleitung
einfacher romantischer Lieder im Volkston
(Beethoven, Schubert, Weber) oder zur
koloristischen Einfärbung eines Ständchens
in der Oper (Rossini) verwendet und sie
im Übrigen den artistischen Darbietungen
von Virtuosen wie Sor, Giuliani und Mertz
überlassen.
So blieb es dem Spanier Manuel de Falla
vorbehalten, mit Homenaja 1920 das erste
Gitarrenstück eines Komponisten von Rang
zu schreiben, ein schlichtes, sehr subtil
angelegtes Stück Musik über Musik, das
ausgehend von Zitaten aus einem Klavierstück Debussys die Welt der kubanischspanischen Habanera mit herzzerreißender
Klage um den Tod des verehrten Freundes
verbindet und in impressionistischer Leichtigkeit zu einem versöhnlichen Schluss
findet. Dabei wird die Gitarre als Inbegriff
der spanischen Musik unterstützt durch die
impressionistische Klangwelt der Quartenund Quintenakkorde transzendiert zu einem
neu zu entdeckenden Klangkörper, dessen
sechs in Quarten und einer Terz gestimmte
Saiten, als Grundklang weit in die Zukunft
weist – über Turina, Britten, Scelsi bis hin zu
Lachenmann und darüber hinaus.
Mitte der 20er Jahre taucht die Gitarre
unerwartet in der Musik der 2. Wiener
Schule auf – zuerst freilich, ganz in der
Tradition Mahlers, der sie zusammen mit
der Mandoline so auch in der 2. Nachtmusik
seiner 7. Sinfonie einsetzte, als Begleitinstrument zur Darstellung des Volkstümlichen, des – durchaus auch gebrochenen
– Idylls, des Ständchens. So hört man in der
Wirtshausszene im 2. Akt von Alban Bergs
Wozzeck einige schräge Gitarrenakkorde.
Schönberg gab der Gitarre ihren ersten großen
Part in seiner Serenade op. 24 für sieben
Instrumente und tiefe Männerstimme im
Mittelsatz, einem der ersten zwölftönigen
Stücke. Die Serenade ist ein zwischen Karikatur und Innigkeit changierendes Ständchen
im Spannungsfeld von Schrammelmusik,
Mahler und dem Pierrot lunaire. Auch Webern
ging in seinen Liedern für hohe Stimme, EsKlarinette und Gitarre über volkstümliche
Texte von der populären Aura der Gitarre, entdeckte aber ihre subtile Klanglichkeit, die er
auch in seinen aphoristisch-fragmentarischen
Orchesterstücken nützte.
Knapp 30 Jahre später, 1953/54, standen
Schönbergs Serenade und Pierrot lunaire
Pate bei der Konzeption von Le marteau
sans maître von Pierre Boulez, einem
Schlüsselwerk im Schaffen von Boulez und
der Neuen Musik insgesamt. Hier, in einem
Ensemble der dämmrigen, dunkel lodernden
Farbigkeit der Altlagen – Altstimme, G-Flöte, Bratsche, Gitarre, Xylorimba, Vibraphon
und Schlagzeug – wurde alles neu definiert
oder zumindest gesucht, der Weg der Musik
zwischen Serialität und freier Komposition
sowie Semantik, Behandlung und Klang der
Instrumente. Anklänge sind am ehesten an
weit Enferntes zu hören, etwa Gamelanmusik
oder, im Fall der Gitarre, an fernöstliche
Saiteninstrumente, keine Rede von Volkstümlichkeit!
Diese freilich, vor allem spanisch-südamerikanisch orientiert, bestimmte und bestimmt
den mainstream der Gitarrenmusik von VillaLobos und Joaquin Turina über komponierende Gitarristen wie Barrios und Lauro bis hin
zu Luciano Berios Hommage an den Flamenco
Sequenza XI aus der einst neue und ungewohnte Spieltechniken auslotenden avantgardistische Serie von Instrumentalsoli.
spuren SCHWERPUNKT 5
September 05
auf den Knien liegend spielen. Giacinto Scelsi,
spät entdeckter Monolith in der Brandung der
Avantgarde, definierte 1967 die Schlaggitarre
auf radikalste Weise neu – ebenfalls auf die
Knie gelegt wird sie in Ko-Tha, drei Tänze des
Shiva als Perkussionsinstrument wiedergeboren. Auf die Veränderung von Tonhöhen durch
das Verkürzen der Saiten wird hier verzichtet
– zugunsten einer virtuosen Choreografie beider Hände, die Corpus und Saiten durch verschiedenartiges Schlagen, Zupfen, Wischen
und Reiben zum Klingen bringen. Bald direkt,
bald resonierend mitschwingend weht der
Grundklang der freischwingenden Saiten
wie der Bordunklang der Tanbura in der indischen Musik durch das ganze Stück, das die
Geschichte von der Erschaffung, Blüte und
dem Vergehen der Welt erzählt. Das titelgebende Sanskritwort ko-tha bedeutet soviel
wie verwesen, vergehen.
Zehn Jahre später, 1977, löste Helmut
Lachenmann in seinem Duo „für zwei
Gitarristen“ Salut für Caudwell das Dilemma von einer notwendigen Einsicht in die
hochspezialisierte Spieltechnik der Gitarre
und dem dann darin verhaftet Bleiben für
sich noch einmal neu. Er, der ja überhaupt
betont, dass er sich die Instrumente für
jedes Stück neu zusammenbaue, behielt
zwar die grundsätzlichen Spieltechniken
bei, reduzierte sie jedoch radikal und gewann daraus neue Vielfalt. Zusammen mit
einer subtilen Dämpf- und Resonanztechnik
wird die Gitarre im Salut völlig neu erfahren, es öffnen sich neue Klang- und Hörräume, der Nähe und der Ferne, leiseste
und brachiale, und doch tauchen vertraute
Aspekte, vielleicht auf ungewohnte Weise
wieder auf, die Rolle des allgemein verfügbaren, schlichten Begleitinstruments, der
Träger inniger und geheimer Sehnsüchte,
das kraftvolle powerplay.
Kurze Schatten II, Brian Ferneyhoughs
Daneben haben freilich auch Komponisten wie Frank Martin, Hans Werner
Henze oder Benjamin Britten, die sich
deutlich innerhalb einer fortzuführenden
europäischen kunstmusikalischen Tradition verstanden, der Gitarre altes Terrain
wieder erschlossen, oder, wie der europäisch ausgebildete Japaner Toru Takemitsu,
ihr transkulturelle Beziehungen eröffnet.
Brittens Nocturnal after John Dowland ist
seit seiner Uraufführung 1964 durch Julian
Bream ein zentrales Stück des neueren
Gitarrenrepertoires. Martin hatte schon
1933 die teils zwölftönigen, teils an die
barocke Suitenpraxis anknüpfenden Quatre
pièces brèves für Andres Segovia komponiert,
die, von diesem aber wegen ihrer Modernität
nicht gespielt, erst in den 50er Jahren bekannt
wurden.
Und Henze, der die Aura der Gitarre besonders schätzt, hat mit großem, auch
virtuosem
Einfühlungsvermögen
eine
Reihe von Werken für und mit Gitarre
komponiert, von der Kammermusik 1958
über die beiden großen Solosonaten nach
Motiven von Shakespeare, Royal Winter
Music, bis hin zum abendfüllenden Rezital
El Cimarròn für Bariton, Flöte, Gitarre und
Schlagzeug nach der Biografie des entlaufenen Sklaven Esteban Montejo aus der Zeit
des kubanischen Freiheitskampfes gegen
die Spanier. In diesem 1970/71 in Kuba
komponierten Melodram hat der generell
nonkonformistisch konservative Henze den
Spagat zwischen kubanischer Folklore und
Aleatorik, zwischen Dschungelsounds und
erweiterten Spieltechniken geschafft, letzteres wohl unter einem gewissen Einfluss
des kubanischen Gitarristen und Komponisten Leo Brouwer. Dieser wiederum, dessen
Etüden Generationen von Gitarreschülern
mit Begeisterung übten, hatte bis in die
60er Jahre von der kubanischer Folklore
bestimmte Musik geschrieben. In seinen
Werken um 1970 wie La espiral eterna,
Parabola, Tarantos oder Per suonare a due
für zwei Gitarren, aber auch in seinen Orchesterwerken und Filmmusiken dieser Zeit
suchte er die Auseinandersetzung mit der und
den Anschluss an die europäische Avantgarde,
ehe er sich später der Faszination minimalistischer Pattern und romantischer Klänge schubertscher Prägung zuwandte.
In den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstand Musik, die
allen Instrumenten und gerade auch der
im Kontext des avancierten Komponierens neu entdeckten Gitarre eine Fülle
unerhörter Spiel- und Klangmöglichkeiten
eröffnete. Mauricio Kagel verwendete die
Gitarre, sowohl als „spanische“ als auch
als elektrische in Sonant 1960/...zusammen
mit Harfe, Kontrabass und Fellinstrumenten.
In umfangreichen Spielanweisungen und
Zeichenerklärungen entwickelt er aus den
Instrumenten neue Klangwelten und, als
Meister von auf Selbsterfahrung zielender
psychologischer Zwickmühlen, den Musikern
neue Bereiche der Kommunikation und Interaktion. Die elektrische Gitarre lässt er gelegentlich in Erinnerung an die Hawaigitarre flach
Zwei Mitte der 80er Jahre entstandene
Stücke für Gitarre zeigen das weite Spektrum dessen, was avancierte Komponisten mit diesem Instrument verbinden.
Brian Ferneyhoughs Kurze Schatten II nach
einem Text von Walter Benjamin versucht,
Komplexität und Dichte auf die Spitze zu
treiben. Als ob (unbewusst) mehrere Stücke
gleichzeitig spielend heißt die Vorschrift
über dem 7. und letzten Satz dieser Suite.
Ferneyhough nützt für dieses auch dem
Gitarristen höchste Virtuosität abverlangende Werk zur klanglichen Bereicherung
vierteltönige Umstimmungen, die im Verlauf sukzessive zurückgestimmt werden.
(Das erste vierteltönige Stück für Gitarre hat
übrigens der Mexikaner Juan Carrillo schon
1925 komponiert.) Eine vierteltönige Auffächerung des Gitarrengrundklangs verwendet auch Beat Furrer in seinem Gitarrentrio
...y una canciòn desesperada nach einem
Gedicht von Pablo Neruda, hier freilich im
Gegensatz zu Ferneyhough in größter Reduktion. Es geht um das Verklingen der oft als
Flageoletts zu spielenden ohnehin leisen
Gitarrenklänge und das ihnen Nachhören bis
in die Stille.
Seit den 60er Jahren hat sich die – meist
elektrisch verstärkte – Gitarre freilich im
weiten Feld der freien improvisierten Musik, wo die Erforschung und Entwicklung
neuer, ungewohnter Spiel- und Klangtechniken noch wichtiger war, einen Platz
erworben, dies vor allem durch Derek
Bailey, die Vaterfigur der freien Musik vor
allem in England der 60er bis 80er Jahre,
und durch Keith Rowe. Dieser hat, wie er
selber sagte, in Analogie zum Maler Jackson Pollock, der für seine action paintings
die Leinwände auf den Boden legte, die
Gitarre flach auf den Tisch gelegt und sie
mit Küchengeräten und Werkzeug, Bürsten und anderen Gegenständen präpariert
und bearbeitet. Die von vielen Gitarristen
bis heute verwendete table guitar wurde
zum aktionistischen Pendant der elektroakustischen und konkreten Musik und stellt
einen befreiend anarchischen Widerpart
zur elektronisierten und computerisierten
Musik dar.
Gunter Schneider ist Komponist, Musiker
und Dozent für Gitarre und Musik der Gegenwart an der Universität für Musik und
darstellende Kunst in Wien.
6 NACHBAR spuren
September 05
„OUR WORK – HIS GLORY“
Barbara Hundegger
Wer sich, wie es die Galerie im Taxispalais diesen Sommer getan hat, mit dem Thema „Arbeit“ befasst und dabei besonders das Prekäre der Verhältnisse in den Blick nimmt, wird zwangsläufig und richtigerweise oft bei den Frauen landen – Sexarbeit, Migration,
Teilzeit-, Tele-/Heimarbeit, Arbeitslosigkeit, Ausbeutung, Globalisierung, und Streiks: künstlerische „Arbeits“-Positionen der letzten
40 Jahre. Rundgang, auszugsweise, durch einen gemeinhin geduldeten Abgrund.
Über 250 Migranten-Gruppierungen versuchen in Hongkong ihre jeweiligen Communities im Sinne eines „Migrant Empowerment“ zum Widerstand gegen Ausbeutung,
Ungerechtigkeiten und migrationsfeindliche
Gesetze zu animieren – und auf dem Video
sehen wir Frau Hamto, wie sie im Rahmen
einer „Street Action“, einer Weihnachtsparty
im Dezember 2004 in der Chater Road, das
Gedicht WOMEN vorträgt, und wir sehen
die Zeile: „I am a woman, weak, afraid to
assert, suffering in silence“, aber hinter
ihr noch etliche andere auf dem Gehsteig,
und was sie gerade tun, ist das Schweigen
kurz brechen ...
Zum Beispiel das Video „Remote Sensing“ der
Schweizerin Ursula Biemann, 2001 entstanden, eine „Topografie des globalen Sexhandels im Zeitalter der digitalen Bildproduktion“.
Beeindruckend nicht nur der überbordende
Informationsgehalt und die multi-perspektivische Bildsprache dieses Filmes, sondern auch
sein Text, zeitweise hochpoetisch, seinem
Aussichtspunkt gerecht, dem Blick auf einen
von Frauenhandel gigantischen Ausmaßes
durchzogenen Globus, Geografien, „die ihre
Geschlechtlichkeit verbergen“, Fakten in
Wörter gekleidet, die so zurückgenommen
brisant sind, dass man sie in sich neben allem
anderen auch als lange und intensive Textdeklamation im Gedächtnis behält.
Personal Participation, aus Russische Antidepressiva, Olga Chernysheva
Das Wort „Arbeit“, so steht es im DudenHerkunftswörterbuch, sei „wahrscheinlich
eine Bildung zu einem im germanischen
Sprachbereich untergegangenen Verb mit der
Bedeutung ,verwaist sein, ein zu schwerer
körperlicher Tätigkeit verdingtes Kind sein’“.
Das Wort habe noch bis ins Neuhochdeutsche
hinein „schwere, körperliche Anstrengung,
Mühsal, Plage“ bedeutet, und erst das Zutun
Luthers mit seiner „Lehre vom allgemeinen
Priestertum“ habe „den herabsetzenden
Sinn“ des Wortes zurückgedrängt und „den
sittlichen Wert der Arbeit als Beruf des Menschen in der Welt“ konstituiert.
Und wurde seitdem weidlich genutzt, will man
dazusagen – diese überhöhte Verquickung von
Beruf und Berufung, aus der sich eine der bis
heute gültigen Hauptsäulen nicht nur bürger-
Klassekampen, Kirsten Justesen
lichen Lebens ableitet: Sinn durch Arbeit. Wie
propagandistisch, wie zynisch eine solche
Vorgabe ist, auch das zeigt diese Ausstellung,
wie ausbeutbar und wie nah an ihrer ursprünglichen Bedeutung.
Zum Beispiel die „Chat(t)ter Gardens“ der
Österreicherin Moira Zoitl, „Stories by and
about Filipina Workers“, ein seit 2002 andauerndes Projekt, das sich der Situation von
Arbeitsmigrantinnen aus Süd- und Südostasien
in Hongkong widmet: maßstabgetreu das
winzige Zimmer, nein: die Kammer, nein: die
Kabine der Philippinin Maria Theresa Hamto,
die bei einer chinesischen Familie in einem
Außenbezirk Hongkongs als Hausarbeiterin
arbeitet; auf dem Bettbezug in gestickter
Schrift „the maid’s rule-book“, das ihr u.a.
aufträgt, sich auch nachts um das Baby zu
kümmern, die eigene Wäsche separat von der
der Arbeitgeber zu waschen und keine engen
Hosen, kurze T-Shirts zu tragen – Letzteres
wie immer auch zu lesen als die Täter-Absicherungsklausel, die eingebaute Deckung für
die sexuellen Übergriffe, die gegen die Frauen
gang und gäbe sind.
Nur an jedem Sonntag, ihrem Tag, versammeln sich die Haushaltsarbeiterinnen
mitten im renommierten Finanz- und Shoppingviertel Hongkongs und nehmen mittels
Decken, Plastikplanen, Kartons, Spielkarten,
gemeinsamem Essen und Gesprächen
den öffentlichen Raum für sich ein: kurzes
Präsentsein jener, die sie verrichten, die
nieder(gehalten)e Arbeit, für die man sie
sich auf fünf Quadratmetern hält.
Widerstand (2005), Christine S. Prantauer
Zum Beispiel das „Monument to Working
Women“ der Engländerinnen Ross/Cameron/
Silver aus 1985, Teil mehrerer Performances
unter dem Titel „Triple Transformations“,
Erinnerungen der Arbeiterklasse gewidmet,
welche „durch den industriellen Wandel
während der Thatcher-Ära völlig demontiert
wurde“. Auf Fotos dokumentiert die künstlerische Intervention: das Denkmal für John
Bright, einflussreicher Industrieller; in Arbeiterinnenkleidung gehen Ross/Cameron/Silver
von der Kunstgalerie, die auch von Bright
errichtet wurde, zu seiner Statue und funktionieren sie zu einem temporären Denk-,
einem Mahnmal für die Arbeiterinnen der
Textilindustrie um, einst weltweit größtes
gewerkschaftlich organisiertes weibliches
Arbeitskräftepotenzial, „our work – his glory“,
„his profit – her labour“, „her poverty – his
reward“ steht da zu lesen, und so wird benannt, was der Kapitalismus verschweigt:
dass es den Ausbeutern, zumindest Profiteuren nach den Profiten gelingt, sich auch noch
als Philanthropen zu inszenieren.
Zum Beispiel die Großplakatwand „Widerstand“ (2005) der Tirolerin Christine S.
Prantauer, die täglich stattfindende, von den
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September 05
dürfen. Oder „Turn on“ (2004) des Albaners
Adrian Paci, die atmosphärisch überaus dichte
Darstellung von auf Arbeit wartenden Männern, brachliegender Männerarbeitskraft, Generatoren-Bereitschaft, Glühbirnen-Beweise,
Gesichtszüge wie vergessene Landschaften.
Oder „Personal Participation“ (1996) der Moskauerin Olga Chernysheva, Teil eines Projekts
namens „Russische Antidepressiva“: statt
der produzierten Bonbons setzt sie in Bonbongröße die Gesichter der Produzentinnen
auf die Bonbonschachtel. Oder Alexis Hunters (GB) „The Marxist’s Wife (still does the
housework)“ – eine Arbeit aus dem Jahr 1978,
die man sich auch zu einem „The Manager’s/
Journalist’s/Lawyer’s/Artist’s Wife (still does
the relational work)” updaten könnte ...
Oder zum Beispiel die beiden Arbeiten, die
einen/eine halbwegs heiter zurücklassen
angesichts der Abgründe rundum: seine „24
jobs“, die Robert Adrian X. (CAN/A) machen
hat müssen, um als Künstler zu überleben,
als humor- wie liebevolle Plastillin-Mini-Installation; und der ironisch tableauxhaft und großformatig inszenierte Digitaldruck der Dänin
Kirsten Justesen, „Klassekampen“ (1976): ein
heute archaisch-klassisch wirkendes, witzigwahres Ur-Bild feministischen Antriebs.
Dann noch der Zufall vor „Housekeeping“
(1996) des Kanadiers Jeff Wall – Teil einer
Serie über Putzfrauen und Putzmänner – bei
der Seniorenführung, die von der Taxisgalerie
im Rahmen ihres Vermittlungsprogrammes
regelmäßig angeboten wird – eigentlich Seniorinnenführung, 8 Frauen, 1 Mann, Angehörige
einer Generation, in der die Rollenaufteilung
einzementiert war: Sie sind zwischendurch
alle irgendwie befremdet, wie eine so alltägliche Sache wie die auf dem Bild, vor dem
sie grad stehen, zum Gegenstand von Kunst
werden kann, diese Frauen haben alle selbst
viel geputzt in ihrem Leben, und ihre leise
Ratlosigkeit, eine Art Peinlichkeit gegen das
Sichtbarmachen der unsichtbar gehaltenen
Arbeit – wie der ihren –, macht sie für einen
Augenblick fast zum Teil dieser Riesenfotografie ...
Housekeeping, Jeff Wall
Es braucht einiges an Einlassen und Zeit, an
Wiederkommen und In-Tranchen-Rezipieren
– einer der Filme braucht allein 90 Minuten –,
damit sich etliche der Arbeiten und alle Aspekte dieser Ausstellung erschließen. So ist sie
auch in dem, wie sie ist, etwas von dem, was
sie behandelt: Arbeit.
Chat(t)ler Garden, Stories by and about Filipina Workers, Moira Zoitl
Medien nicht gerade prominent platzierte,
weltweite Arbeitskämpfe thematisiert: das
unscharfe Bild einer Demonstration wird bei
ständigem Update mit Papierstreifen überklebt, auf denen die gerade aktuellen Ausstände, Widerstände, Streiks der Arbeitenden
aufgeführt werden – und es geht dabei, wenn
man den Gründen für diese Auseinandersetzungen nachgeht, nicht um das Erkämpfen
von Unverschämtheiten, sondern etwa darum,
dass die Textilarbeiterinnen in Jakarta dagegen
streiken, dass ihnen die Klopause aus der Arbeitszeit herausgerechnet wird ...
Auf der Rückseite der Taxis-Galerie positioniert, ist Prantauers Plakat in und an den
öffentlichen Raum gerichtet, sinnigerweise
auf den Landhausplatz hin, der ja für von lokalen Initiativen organisierte Demonstrationen
hierorts einer der prominentesten Versammlungsplätze ist.
Zum Beispiel Video, Kittel und Mousepad der
deutschen Künstlerinnengruppe -Innen plus,
Ergebnis einer Aktion auf der CeBit Hannover,
der weltgrößten Computermesse, Titel der
Inszenierung: „-Innen im Frühling“, 1996: „im
Gegensatz zur zukunftsweisenden Technologie“ sei dort „in Bezug auf Geschlechterrollen
ein erstaunlicher Hang zur Tradition“ festzustellen. Hintergrund der Aktion, bei der die
Künstlerinnen in Messeuniformen kostenlos
Mousepads verteilen, bedruckt mit MultipleChoice-Antworten zu Fragen des Themenbereichs Geschlechterrollen, Technik und Sex,
waren „inoffizielle Informationen seitens der
Messe-Organisation, denen zufolge ... für die
Dauer der CeBit ca. 2000 Prostituierte aus
Thailand eingeflogen wurden“.
Zum Beispiel „fünfnullplus“ (2004) der Vorarlbergerin Ruth Schnell aus der Werkreihe
„Lichtbilder“: eine aalglatte blaue Epoxyharzplatte mit weißen Leuchtdioden, die, wenn
man sie direkt anschaut, von ihrem smarten
Erscheinungsbild her bruchlos in jedes Designerbüro passen würde, die aber, wenn man
schon anderes und sie nur mehr indirekt im
Aug hat, wie nebenbei und unter Nutzung des
optischen „Nachzieheffekts“ perfiderweise
und sekundenbruchteillang hologrammartig
dutzende Wörter aus sich hinausfetzt, welche
„die Deregulierung von Wirtschaft und Gesellschaft und hier besonders die Situation von
Frauen über 50 auf dem Arbeitsmarkt“ skizzieren – also „Nachteil“, „Alter“, „Problem“,
„ungleich“, „Vermögen“, „Verteilung“, „unbezahlt“, „Familie“, „Risiko“, „Isolation“,
„Sexualität“, „wenig“ ...
Oder „Beyond Caring“ (1984/85) des Briten
Paul Graham, der die wartenden Menschen
in den für sich selbst sprechenden Szenerien
der Sozialhilfeämter zeigt – Orte, an denen
„wirtschaftliche Entscheidungen und Menschenleben frontal aufeinandertreffen“. Oder
„Drift: Diagram VI“ (2002) von Anne Tallentire,
ebenfalls Großbritannien, die auf hochmalerische Weise Alltagsarbeiten in Superzeitlupe
filmt, „prosaische Routinehandlungen, die
nötig sind, um die Stadt zu erhalten“, und
ihnen dadurch eine Präsenz einschreibt, die
sie im „normalen“ Leben nicht einnehmen
Und gerne würde man die Erfinder und
Erfinderinnen des im ORF gespielten „Hättiwari-Spots“ samt AuftraggeberInnen – der
IAA, International Advertising Association,
Austrian Chapter (Kooperationspartner u.a.
Henkel, Michelin, Red Bull, Kraft Foods,
Meinl, Porsche, Verlagsgruppe News, Androsch, Zeilinger usw.) in dieser Ausstellung
sehen, tagelang, welche es sich in schierem
Zynismus leisten, die Verknappung, Verdunkelung, Verschlimmerung der Verhältnisse
für die Masse der Menschen einem phantasierten Gejammere der Bevölkerung à la
„Raunzerzone“ zuzuschreiben – als wäre das
Nicht-mehr-auskommen-Können mit dem
Einkommen eine Angelegenheit mangelnden
Antriebs und nicht Ergebnis einer profithörigen Politik, die die tendenzielle Verbilligung
von Audis, Jachten, Supersachen in einen
statistischen Topf wirft mit der Verteuerung
aller Güter des täglichen Gebrauchs, Brot,
Strom, Selbstbehalte, Gasthausessen, Mannerschnitten, und sich daraus in fröhlicher
Ignoranz eine geschönte Bilanz bastelt, die
mit Mindestrenten, Durchschnittseinkommen, Armutsgrenzen, also echten Leuten,
rein gar nichts mehr zu tun hat.
Zur Ausstellung ist auch ein zweisprachiger
(dt./engl.), doppelt-roter und umfangreicher
Katalog erschienen, erhältlich in der Galerie
im Taxispalais, Innsbruck, zum Preis von
16,– Euro.
Barbara Hundegger ist Schriftstellerin und
Korrektorin. Publikationen in Kultur- und Literaturzeitschriften sowie Gedichtbände und
Theatertexte.
Fotos Barbara Hundegger
8 NOCH NEBELSPUREN spuren
September 05
KÜNSTLERRESIDENZEN –
EIN POSTGRADUATE-MODELL FÜR INNSBRUCK?
INGEBORG ERHART UND ANDREI SICLODI IM GESPRÄCH Julia Wallnöfer
Die aktuelle Diskussion über eine Kunstuniversität für Innsbruck hat nun auch die
Tiroler Künstlerschaft veranlasst, sich Gedanken zu machen, welche Art von Institution
für Kunstschaffende die Stadt tatsächlich
braucht. Nachdem beim derzeitigen Konzept
ein Schwerpunkt im Bereich Musik zu erkennen ist, tritt die Tiroler Künstlerschaft nun
mit ihrem eigenen Konzept in den Diskurs
ein. Dabei gehe es nicht etwa darum, die
Kunstuniversität an sich abzulehnen, sondern
in einem konstruktiven Prozess geeignete
Modelle für den Bereich „Bildende Kunst“
anzuregen. Ingeborg Erhart, Kuratorin und
Geschäftsleiterin der Tiroler Künstlerschaft
dazu: „Im Vorstand und im Vorsitz der Tiroler
Künstlerschaft hat sich der Tenor herausgebil-
an einem bestimmten Ort bekommen. Es ist
eine wechselseitige Geschichte, nicht nur
dass die Leute, die vor Ort arbeiten, davon
profitieren, sondern auch dass ein Austausch
stattfindet, und das ist total wichtig.“ Diesen
interaktiven Aspekt betont auch Ingeborg
Erhart: „Mit den diskursiven Veranstaltungen
wird auch die Szene vor Ort sehr stark eingebunden. Was mir auch wichtig erscheint, ist,
dass jetzt ein Teil der Stipendien an Theoretiker vergeben wird.“
Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist,
dass kommendes Jahr erstmals eine Jury mit
internationaler Beteiligung über die Vergabe
der Stipendien entscheiden wird und statt
heuer acht, nur noch sechs Künstler, dafür
aber statt zwei, künftig drei Theoretiker ein
zur Erweiterung des derzeitigen Programms
am Künstlerhaus Büchsenhausen, das auch
an einem anderen, neu zu schaffenden Ort
denkbar ist, oder aber als Kombination aus
dem derzeitigen Künstlerhaus, das räumlich
allerdings schon jetzt aus allen Nähten platzt,
und weiteren Werkstätten innerhalb Innsbrucks. Hier könnte man sich von Seiten der
Tiroler Künstlerschaft auch eine Kooperation
mit der geplanten Kunstuniversität vorstellen,
die aller Voraussicht nach auch Werkstätten
beherbergen wird. Andrei Siclodi dazu: „Es
wäre für unsere Einrichtung auch wichtig,
dass unsere ‚Fellows’ – so nennen wir sie
seit heuer – auch Zugang zu diesen Werkstätten haben.“
Was zeichnet nun aber so ein für Österreich
Für Andrei Siclodi zählt vor allem „die Qualität
der Auseinandersetzung, die auf hohem Niveau stattfinden muss. Wir als Künstlerschaft
sind sehr dafür, dass das alles einen Forschungscharakter hat, eine Art künstlerischer
Forschung, die nicht automatisch auf eine
Ausstellung gerichtet ist, sondern langfristig
funktioniert und dafür braucht man Zeit und
die entsprechenden Mittel.“
Der Bonus für die Stadt besteht laut Tiroler
Künstlerschaft vor allem in einer Aufwertung
des Standortes, „dass man sich überregional
als Kunststadt etablieren könnte, dass man
wirklich gute, interessante Künstlerinnen und
Künstler und professionell arbeitende Leute
anzieht und das ist sehr viel. Das ist auch
ein Renommee für eine Stadt.“ Ingeborg
Symposion, März 2004, mit vlnr: Janwillem Schrofer, Präsident der Rijksakademie Amsterdam, Miro Zahra, Künstlerhaus Schloss Plüschow, Mag. Ingeborg Erhart, Geschäftsleiterin Tiroler Künstlerschaft,
Andrei Siclodi, Kurator Künstlerhaus Büchsenhausen, Mag. Jürgen Steinberger, Vertretung des Rektors der Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Markus Neuwirth, Institut für Kunstgeschichte Innsbruck
Hilde Zach, Bürgermeisterin und Kulturreferentin der Stadt Innsbruck, Dr. Klaus Duregger, Vertreter der Kulturabteilung der Tiroler Landesregierung
det, dass man dem Projekt Kunstuniversität
Innsbruck grundsätzlich sehr positiv gegenübersteht, aber doch das Wie die große Frage
ist. Und nur das Modell Salzburg zu klonen
erscheint wenig sinnvoll. Es sollte hier in
Innsbruck etwas für Österreich Einzigartiges
entstehen.“
Und das könnte vielleicht ein eigenes Postgraduate-Programm sein. Ausgangspunkt
für diese Überlegung ist die seit drei Jahren
andauernde Umstrukturierung des Modells
Künstlerhaus Büchsenhausen und des dortigen Artist in Residence-Programms. Internationale Künstler werden zu dreimonatigen
Gastaufenthalten nach Innsbruck eingeladen,
an deren Ende jeweils die Präsentation der
vor Ort entstandenen Arbeiten steht.
Unter der Leitung von Andrei Siclodi hat sich
das einst ziemlich verstaubte Atelierhaus zu
einem international beachteten „Kunstlabor“
entwickelt, das vor allem mit einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm von theoretischen Vorträgen bis zu Ausstellungen für
fruchtbare Synergien mit der ortsansässigen
Kunstszene sorgt.
Andrei Siclodi: „Es geht nicht darum, dass die
Tiroler Künstlerinnen und Künstler von den
internationalen Künstlerinnen und Künstlern
belehrt, oder korrigiert werden, sondern es
geht um die professionelle Reibungsfläche,
die dabei entsteht. Dadurch steigt auch die
Qualität. Es sind verschiedene Leute im selben Alter etwa zwischen 20 und 40, die sich
treffen und die Möglichkeit einer Förderung
Stipendium erhalten werden, sodass immer
zwei KünstlerInnen und ein Theoretiker bzw.
eine Theoretikerin für drei Monate parallel in
Büchsenhausen leben werden. So wird der
Diskurs weiter vorangetrieben. Doch damit
ist es für die Tiroler Künstlerschaft noch lange
nicht getan. Der nächste Schritt müsste eine
auf hohem Niveau agierende PostgraduateEinrichtung sein, die nicht im herkömmlichen
Sinn ausbildet, sondern „die Möglichkeit
der Weiterentwicklung der Teilnehmer in
einem professionellen, spannenden Umfeld
bietet. Das ist viel strukturierter und hat viel
mehr mit inhaltlicher Qualität zu tun. Artist in
Residence-Programm bedeutet, man fährt
für eine bestimmte Zeit wohin und arbeitet
dort, gewinnt neue Freunde und lernt andere
Künstlerinnen und Künstler kennen, dann
fährt man wieder heim, das war’s. Eine Postgraduate-Einrichtung hat ein Ziel vor Augen,
ist als Institution nicht bloß ein Mittel für
einen Austausch, sondern bietet eine echte
Förderung junger Künstlerinnen und Künstler“, so Andrei Siclodi.
Bereits im Frühjahr 2004 veranstaltete das
Künstlerhaus Büchsenhausen zur Entwicklung eines solchen Modells ein hochkarätig
besetztes Symposium und eine Arbeitskonferenz für politische Entscheidungsträger,
wo auch die Leiter renommierter Vorbilder in
Sachen Postgraduate-Institution wie der Jan
van Eyck Academie Maastricht oder der Rijksakademie Amsterdam zu Wort kamen. Herausgekommen ist ein gedankliches Konzept
einzigartiges Postgraduate-Modell aus? Andrei Siclodi: „Im Zentrum steht ein offener Diskurs zwischen verschiedenen Künstlerinnen
und Künstlern, Theoretikerinnen und Theoretikern, das ist unser Ansatzpunkt. Es gibt
‚Artists in Residence’ und ‚Advising Research
Artists’, also die Künstler, die vor Ort arbeiten
und gefördert werden, und dann gibt es die
Künstler, die an der Institution administrative
Funktionen übernehmen und mehr berufliche
Erfahrung mitbringen, international anerkannte Persönlichkeiten sind. Die Künstlerinnen
und Künstler können mit ihnen reden, Fragen
stellen, sich austauschen.“ Genau dieser diskursive Charakter unterscheide das Projekt
auch von einer gängigen Kunstuniversität,
meint Ingeborg Erhart: „Diese intensive
Diskussion wird an einer Kunstuniversität
weniger stattfinden können, gerade wenn
man die Entwicklung an den Universitäten
im Allgemeinen betrachtet, wo immer mehr
versucht wird, das Programm zu raffen und
zu verschulen.“ Mindestens sechs Monate
sollten Künstlerinnen und Künstler im Rahmen der neuen Postgraduate-Einrichtung in
Innsbruck die Möglichkeit bekommen, sich
fortzubilden, alle drei bis fünf Jahre könnte
der administrative Künstler- bzw. Theoretikerstab wechseln. In welcher Größe das Modell
in Innsbruck realisiert werden könnte, müsste natürlich noch geklärt werden. In Amsterdam gibt es allein 50 administrative Künstler,
doch, so Ingeborg Erhart, „es kann auch und
gerade im Kleinen gut gearbeitet werden.“
Erhart sieht aus Sicht der Tiroler Künstlerinnen und Künstler noch einen weiteren, ganz
praktischen Aspekt: „Einerseits zeichnet ein
Postgraduate-Programm die große Internationalität aus, andererseits könnten so aber
auch Künstlerinnen und Künstler aus Tirol,
die weggegangen sind, Lust bekommen,
temporär für Projekte wieder zurück zu kommen. Man sieht es zunehmend auch an der
Entwicklung in Büchsenhausen, dass so ein
Format in Innsbruck sehr gewünscht ist, und
vor allem die diskursive Ebene ganz wichtig
zu sein scheint, also dass es diese internationale Auseinandersetzung gibt, einen Input,
der von außen kommt, der die Szene sehr
gut beleben kann.“ Der geplanten Kunstuniversität steht man im Übrigen weiterhin
positiv und offen gegenüber. „Sollte es diese
Kunstuniversität in Innsbruck also tatsächlich
geben, werden wir versuchen, gegenseitige
Synergien zu nutzen, aber parallel mit dem
Künstlerhaus Büchsenhausen eigenständig
neue Wege zu beschreiten“, so Ingeborg Erhart weiter. Doch was diese neuen Wege betrifft, so stellt sich am Ende für Andrei Siclodi
zuerst eine grundsätzliche Frage: „Wieweit
ist eine Gesellschaft oder die Politik bereit,
ein Modell zu fördern, das keinen unmittelbaren Nutzen bringt, sondern ein internationales Netzwerk aufbaut?“
Julia Wallnöfer arbeitet als freie TV-Redakteurin in Deutschland.
spuren ZUKUNFT 9
September 05
NATUR IM KALEIDOSKOP
Nina Schedlmayer
DIE LANDESAUSSTELLUNG 05 STELLT DIE FRAGE NACH DER „ZUKUNFT DER NATUR“. ZUM GLÜCK VERSUCHT SIE NICHT, DIESE ZU BEANTWORTEN. SONDERN KÜMMERT SICH ERST MAL UM DIE GEGENWART.
STRENGE WISSENSCHAFT IST DABEI ALLERDINGS NICHT ANGESAGT. LANGEWEILE ABER AUCH NICHT.
Treffen sich zwei Planeten. „Wie geht´s so?“,
fragt der eine. „Schlecht“, erwidert der andere, „ein blöder Hautausschlag plagt mich,
Homo sapiens heißt er angeblich.“ – „Ach,
das kenne ich“, antwortet sein Bekannter, „ist
aber nichts Lebensbedrohliches, und es geht
wieder vorbei.“
Wenn in den Medien Saure-Gurken-Zeit
herrscht, dann sind Schreckensmeldungen zu
zivilisationsbedrohenden Naturkatastrophen
recht beliebt. Grassierte in den 80er-Jahren
noch die Angst vor dem Waldsterben und
dem sauren Regen, so stand eine Dekade
später das Ozonloch an erster Stelle in den
Hilfe-wir-sterben-aus-Charts, und als Evergreen schlägt die globale Erwärmung. Zwischendurch versuchen Forscher zu beruhigen:
Eh alles nicht so schlimm, reinste Panikmache
werde betrieben. Und doch: Die Sorge um die
Natur treibt die Gesellschaft offensichtlich.
Geschieht tatsächlich Drastisches – Hochwasser, Tsunami, Lawinenabgänge – lautet
die Diagnose, oft aus weiter Ferne getroffen:
„Die Natur schlägt zurück“. Als würden Natur
und Zivilisation einander bekriegen.
Ob es die Kontinentalverschiebungen, die
Eiszeiten oder eben die Technologien sind, die
der Mensch entwickelt: Über die Jahrmillionen
hinweg bewegte sich die Erde ständig. Ein
bisschen Homo sapiens kann vielleicht ihre Haut
nem Zimmer ins nächste schlüpfen. Schon
aus purer Neugier, aus simplen Voyeurismus
möchte man es ihnen sofort gleichtun – was
verbirgt sich hinter dieser Türe, was hinter
jener? Allerdings tappt man nicht in stinknormale Hotelzimmer, sondern auch in Räume,
die üblicherweise nicht für Hotelgäste zugänglich sind. Diesen wurden je nach Funktion die
passende Fragestellung zugeordnet. „Was
schmeckt der Natur“ fragt etwa die „Küche“,
„Wird die Natur zum Pflegefall“ die „Sauna“,
und der „Kosmetikraum“ möchte klären, ob
die Natur hässlich sein könne.
Man merkt es schon: Nicht Zeigefinger-Didaktik lautet das Motto, sondern Spiel, nicht
wissenschaftliche Strenge, sondern lockere
Veranschaulichung. Dementsprechend sieht
auch die Gestaltung aus – wie etwa in einer
„verwüsteten Suite“: Kästen und Fernsehmonitore, Lampen und Betten stapeln sich
in wildem Durcheinander übereinander. Eine
gruselige Anaconda-Haut schlängelt sich aus
einer Kommode. Ein makabrer Raubtier-Bettvorleger stiert uns aus künstlichen Augen an.
Und in einem Video der Künstlerin Anna Möller
wird ein harmloses Kätzchen wenig schmeichelhaft als „herrisch“ oder „großkotzig“
bezeichnet. Alles klar: Die Perversionen im
Umgang mit der Natur werden hier demonstriert. In der „Bar“ dagegen kann man weder
Die Bar im HOTEL: Mit wem lässt sich die Natur ein?
verätzen, umbringen kann er sie wahrscheinlich
nicht so leicht. Allerdings sich selbst.
Die Landesausstellung 05 mit dem Titel „Die
Zukunft der Natur“ versteigt sich weder in
Allmachtsfantasien noch in Ökofundamentalismus, malt nicht den Teufel, aber auch keine
lieblichen Idyllen an die Wand. Vorgenommen
hat man sich viel: nämlich die „Darstellung
und Deklinierung der Welt mit den Mitteln
Tirols“. Das schreibt Intendant Martin Heller,
der mit Projektleiter Benedikt Erhard die Federführung übernommen hat. Für die Ausstellung, die in Kooperation mit Südtirol und dem
Trentino durchgeführt wurde, hat man aus
etwa 170 Einreichungen zwei Teams gewählt.
Die beiden denkbar verschiedenen Konzepte
und Inszenierungen wurden an zwei Orten
umgesetzt, die auf unterschiedliche Weise
belastet sind: Hall, dessen Saline heute nur
noch an den Niedergang einer Industrie erinnert. Und Galtür, das trotz eines wieder aufkeimenden Tourismus in den meisten Köpfen
unweigerlich mit dem Lawinenabgang im Jahr
1999 verbunden wird.
Im ehemaligen Salzlager Hall haben der Berliner Künstler Via Lewandowsky und der Zürcher Architekt Piet Eckert für ihren Zugang zur
Natur eine hochzivilisatorische Metapher gewählt: In der Tourismusregion Tirol nicht ganz
unpassend, haben sie ihren Teil der Ausstellung in den hohen Hallen als Hotel konzipiert.
Hat man erst einmal an einem der Eingänge
eingecheckt, wandelt man durch Korridore,
entdeckt Notausgangs-Pläne, sieht Türen
sich öffnen und schließen, Besucher von ei-
nografie kaum vorstellbar. Schon gar nicht
im Alpinarium, das 1999 als Teil der großen
Lawinenmauer errichtet wurde. Hier sind die
Ausstellungsgestalter – die deutsche Künstlerin Franziska Bark und Holzer Kobler Architekturen subtiler an das Thema herangegangen.
Wird im „Hotel“ der Begriff der Natur generell
befragt, so bohren Bark/Holzer Kobler tiefer.
Für ihr Konzept haben sie an Türen geklingelt,
sich zum Kaffee eingeladen, lange mit den
Bewohnern des Paznauntals geplaudert, ohne
freilich bereits von Anfang an zu wissen, was
sie eigentlich herausfinden wollten. Erfahren
haben sie dennoch vieles, wie sich in der Ausstellung zeigt. „Die Mauer“ erzählt vom Leben
und Überleben im Gebirge, davon, wie sich
der Mensch – siehe Lawinenmauer – der Natur anpasst. Selten, aber doch führt man auch
hier Sachverhalte ähnlich plakativ vor Augen
wie im „Hotel“. Da präsentiert man etwa auf
Regalen eine ganze Reihe von Gegenständen
fürs Survival-Training im Gebirge. Um etwa
in die Haut eines Salamanders zu schlüpfen,
müsste sich der Mensch schon ziemlich
kostspielig ausstaffieren: Samentaschen für
die erfolgreiche Fortpflanzung, eine Taschenlampe zur Verstärkung der schwächlichen
Menschenaugen, eine Dose Pfefferspray zur
Verteidigung. Neben dem kleinen präparierten
Salamander nimmt sich das humane Überle-
Innsbrucker Architekten Helmut Reitter entworfen wurde. Mächtige Stahlträger halten
tausende Baumstämme, aus denen man 8
Millionen Tageszeitungen drucken oder über
60 Millionen Bleistifte herstellen könnte, in
Zaum. Sieht aus, als würden die Stämme
jederzeit auseinanderkullern – diese Angst
ist allerdings unbegründet. Der Turm fungiert
an der Rückseite des Alpinariums als temporärer Eingang: „Die Mauer“, sagt Benedikt
Erhard, „sollte sichtbarer werden.“ Betritt
der Besucher nämlich von der Straße her das
Alpinarium über seinen regulären Eingang, so
bleibt ihm die Lawinenmauer verborgen. Um
den hölzernen Turm zu besteigen, muss er
hingegen an der Mauer entlanggehen – einem
Bollwerk, das elf Tonnen Schneemasse pro m³
aufhalten kann. Ihre Wände sind vergleichbar
mit jenen der Wiener Flaktürme, einen, an
manchen Stellen eineinhalb Meter. Applizierte
Steine verbergen den Betonkern, und an einer
Stelle zieht sich die amorphe Oberkante giebelähnlich nach oben – soll das eine urtümliche
Wehrhaftigkeit deutlich machen? Gegenüber
der Mauer erhebt sich bedrohlich-faszinierend
der Berg, der Lawinenkegel, von dem die für
31 Menschen tödliche Staublawine abging.
Von tragischen Schicksalen erzählt Benedikt
Erhard, Familien, die beim Nachmittagskaffee
in der Küche überrascht wurden, aber auch
Die Rezeption im HOTEL: Welches Zimmer nimmt die Natur?
einen Drink zu sich nehmen noch fette Zigarren rauchen – dafür an Telefonen den Tipps
einer Sexualtherapeutin à la Dr. Sommer lauschen: Da beklagt sich etwa ein australischer
Tarnfliegenmann, dass er immer wieder von
den Weibchen durchgeprügelt werde, wenn
er sich auf deren Abwehr hin zurückziehe.
„Zum Teufel mit der Political Correctness“,
herrscht ihn die Briefkastentante an, „die Mädels wollen, dass Sie Ihnen zeigen, wo es lang
geht!“ Stehen offensichtlich auf sadistischen
Sex, diese australischen Tarnfliegenfrauen.
Bunte Tierpenisse und witzige Limericks von
Robert Gernhardt ergänzen den schummrigen
Raum, der uns – Schlagwort Verführung – die
animalische Libido näher bringen will.
Recht ernsthaft klingt das vielleicht nicht gerade. Eine wilde Mischung aus Naturalia und Artificialia breitet sich aus in diesem eigenartigen
Hotel; und doch ist all das sortiert – wie in den
faszinierenden Kunst- und Wunderkammern
des 16. und 17. Jahrhunderts. Hier allerdings
selten wie damals nach Materialien, sondern
meist nach Themen. Das hat Charme, ist riskant und geht manchmal schief. Der Erkenntnisgewinn bleibt machmal oberflächlich. In
ihrer waghalsigen Inszenierung, die in der Geschichte der Landesausstellungen eine Novität darstellt, wandern die Ausstellungsmacher
auf einem schmalen Grat zwischen Witz und
Übertreibung. Dennoch: Entziehen kann man
sich ihren schrägen Ideen schwer.
Konventioneller geht es im zweiten Teil der
Ausstellung zu. Kein Wunder: An einem Ort
wie Galtür wäre eine derartige Erlebnis-Sze-
bens-Gerät recht aufwändig aus.
In den anderen Räumen gingen die Ausstellungsmacher mehr auf die Bergbewohner der
Gattung Homo sapiens ein. Arme Familien, so
erfahren wir etwa, schickten ihren Nachwuchs
im 19. Jahrhundert zum Arbeiten ins Schwabenland. Beim Abschied auf der „Reanhütten“ haben die Väter ihre weinenden Knirpse
oft mit der Rute verdroschen – „damit sie kein
Heimweh kriegen“, wie ein alter, gütig dreinblickender Mann in einem Video erzählt. Amüsanter klingt da die Geschichte von der eingeschworenen Tiroler Gemeinde Treze Tílias, zu
deutsch Dreizehnlinden, in Brasilien: Während
der Wirtschaftskrise waren 1933 junge Tiroler
dorthin ausgewandert. Über siebzig Jahre
lang haben die Bewohner in ihrer Enklave ihre
Kultur wie in einem Rexglas konserviert: Fotos
von jodelnden Trachtenpärchen oder ein Telefonbuch, dessen Einträge sich weitgehend
lesen wie jene aus Wattens oder Landeck
bezeugen das.
Auch wenn es zunächst nicht so aussehen
mag: Auch über all diese Erzählungen erfahren
wir viel über das Verhältnis zwischen Mensch
und Natur in dieser Region, und: Migration
kann naturgemäß auch in den Tiroler Alpen ein
Thema sein – wer zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Bergen nicht leben kann, muss
ihnen eben entfliehen. Entdeckungen wie
diese setzen Bark/Kobler dem Klischee vom
engstirnigen, unbeweglichen Älpler entgegen:
„Wer in den Bergen lebt“, so das Fazit, „muss
sich in Bewegung setzen.“
Hoffentlich tut das nicht der Turm, der vom
Hotelbesitzern, die sich gerade noch in den
Keller retten konnten und damit wenigstens
ihr eigenes Leben. Die Natur schlägt zurück.
Die Natur, ein Racheengel in eigener Mission?
Eine willentlich die Zivilisation attackierende
dämonische Größe? Oder am Ende der verlängerte Arm Gottes? „Die Natur“, schreibt
die Schriftstellerin Stefanie Holzer, „ist viel
mehr Vorstellung als Wirklichkeit.“ Die Landesausstellung 05 führt uns keine singuläre
Vorstellung von Natur vor, sondern ein ganzes
Kaleidoskop, überhöht nicht, sondern mikroskopiert. Sie legt eher die Gegenwart dar, als
kühne Zukunftsprognosen zu wagen. Und
dennoch, eines scheint gewiss: Einige Jahre
wird es der Planet mit dem Hautausschlag
Homo sapiens noch aushalten müssen.
Nina Schedelmayr ist Kulturredakteurin
von Profil, der Wiener Zeitung und Camera
Austria.
www.la05.at, bis 6.11.2005
Täglich 10-18 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr
Landesausstellung 05
Das Hotel – Salzlager Hall
Saline 18, 6060 Hall i. T.
Tel +43 5223 5855.450
Die Mauer – Alpinarium Galtür
Hauptstraße 29c, 6563 Galtür
Tel +43 5443 20000
10 NACHBAR spuren
September 05
EIN BILD VON FREUNDSCHAFT ALS ANSTOSS FÜR
DIE BETRIEBSAMKEIT DES AUSSTELLENS
Karin Pernegger
Die diesjährige Herbstausstellung der Galerie der Stadt Schwaz hat sich den Aufruf zu „Neuen Freunden“ auf ihre Fahnen
geschrieben. Mit flottem Spruch findet sich in den heiligen Ausstellungshallen eine Hommage an die Freundschaft, deren früheste
Zeichen wir schon mit Kuchenförmchen im Sandkasten zu backen wussten.
führen, die seiner eigenen oft gar nicht so
fremd erscheint. Die ausgestellten Werke
ringen nicht lauthals um Aufmerksamkeit,
sondern sprudeln aus dem energetischen
Moment zwischen Realität und Intention der
Kunst und vermögen auch urplötzlich ihrem
Betrachter einen Haken zu schlagen. Die
Ausstellung strickt sich aus einem leichten
Band von Verführungen, Erwartungen und
Täuschungen, das das reichhaltige Netzwerk
des Phänomens Freundschaft illustriert und
dem Betrachter oft ein Schmunzeln abringt.
Charlie Tweed aus seinem Video
„LETS START AGAIN“
In der bunten Zusammenstellung mit österreichischen Künstlern wie Anna Jermolaewa,
Markus Schinwald und der Künstlergruppe
Gelatin blicken Vertreter des englischen
Humors, wie Charlie Tweed aus London,
die Schweizerin Nicoletta Stalder, aber auch
nicht zu vergessen unsere lieben Nachbarn
aus Deutschland, Ulla von Brandenburg und
Andreas Slominski, augenzwinkernd auf die
Magie der Freundschaft: wie es sich liebt
und neckt, streitet und versöhnt. Natürlich
steht das Thema „Neue Freunde“ auch
symptomatisch für den Beginn einer neuen
Ausstellungstätigkeit in der Galerie der Stadt
Schwaz. Die Partitur dieser Ausstellung
besteht nicht allein aus kunsthistorischem
Bodensatz und aus dem Höhenmaß der
verwendeten Nägel, um die Bilder zu halten,
sondern aus dem Zauber, den Betrachter
für einen Augenblick in eine Welt zu ent-
Wie sonst könnte man den hintergründigen
Witz deuten, wenn man die der Puppenstube entsprungenen Objekte von Andreas
Slominski im Ausstellungsraum sieht. Eine
kinder-große Kirche reiht sich an ein mit „Röslein und Näglein“ besticktes Hochzeitsbett,
die beide von einem schräg gezimmerten Polizeihubschrauber bewacht werden. Der Reiz
der beschriebenen Kleinskulpturen liegt nicht
in ihrer äußerlichen Erscheinung, sondern
in der im Inneren verborgenen, gefinkelten
Falle, so als ob man „verliebte Mäuse“ per
Expresszustellung in den siebten Himmel
verschicken wollte. Was nur bestätigt, dass
heute Vorsicht geboten ist, wo immer man
auch seine Nase rein zu stecken versucht.
Das bedachte auch der Londoner Künstler
Charlie Tweed mit seiner ganz speziellen
Pirsch im britischen Unterholz. Verzweifelt
zeigt er seine Endeckung, die ein fatales
Bündnis zwischen Flora und Fauna im verborgenen Geschäft der Abhörtechnik offen legt.
Diese unverbrüchliche Einheit aus Freund
und Feind oder Jäger und Gejagten ist der
saure Zahnschmelz der Zeit, der letztlich den
Mittelpunkt unseres Seins zwischen Neugier,
Wissen, Nähe und Angst ausmacht und das
Duo namens Leben und Freundschaft wie
Pech und Schwefel zusammen hält.
Auch die Schweizerin Nicoletta Stalder zeigt
uns, dass man nicht nur mit trickreichen
Konstruktionen sich seine Interessenten
angeln kann. Mit ihrem Kreativ-HausfrauenPseudonym lancierte sie im Schweizer Boulevardblatt „Blick“, das dem Format unserer
heimischen Kronenzeitung entspricht, eine
ganzseitige Meldung der besonderen Art,
die weit über den Nudelholz-Äquator hinweg
eine brisante Gewürzmischung der Kunst
eröffnete: „Hausfrau backt Monument“.
Die Meldung berichtet von einem Traum
aus Salzteig, Herd und selbst geschnitzter
Auswalkmodeln, um es ihren Landesvätern
gleich zu tun. Für die Ausstellung in Schwaz
wird sie kurzerhand ihre Küche übersiedeln
und bei Anisplätzchen für die Besucher weiter aus dem Nähkästen so manche Finten zu
erzählen wissen. Die Irritation liegt nicht nur
im Mischungsverhältnis altbekannter Rollenzuschreibungen und neuer Lebensmodelle,
sondern liegt im wahrsten Sinne des Wortes
in der Sache selbst, was man für sie – im
übertragenen Sinne – in die Welt zu setzen
vermag. Die österreichische Gruppe Gelatin
hat sprichwörtlichen den Hasen aus dem
Pfeffer gegraben und legt einen 50 Meter
langen rosa Häkel-Hasen in das Wiesenbett
einer ober-italienischen Tallandschaft. Auf 20
Jahre ist der Schlummerschlaf des ausgegliederten Schmusegefährten angesetzt, um aus
der Wurzel der Freundschaft zwischen Natur
und Mensch ein zartes Pflänzchen wachsen
zu lassen. Den Hasen im Zylinder hingegen
schickt die Hamburgerin Ulla von Brandenburg gänzlich auf Urlaub und verordnet ihren
Zauberlehrlingen schmunzelnd Übungsstunden. In ihrem Video lädt sie ihre Freunde ein,
Zaubertricks vom Stapel zu lassen, deren
aufschwingende
Illusionsakrobatik
eher
charmantem Achselzucken entgegenkommt
denn einem gekonnten Hochseilakt.
Stimmt es denn wirklich, dass die Kunst
Freude an Freundschaften hat? Oh Freundchen, ich hör dir trapsen, mit gewiefter Nase
lässt sich so mancher Happen schnappen. So
geschehen auch in der von Anna Jermolaewa
initiierten Zeichner-Performance, zu der sie
im Sommer d.J. die Schwazer Bevölkerung
eingeladen hatte, sich porträtieren zu lassen.
Mit Hilfe von vier russischen Künstlerkollegen Alina Fyodorova, Andrej Romasjukov,
Alexander Frolov und Anna Frolova entstanden gewissenhaft ausgeführte Porträts, die
aber auf den zweiten Blick die Gretchen-Frage der Kunst stellen: Was ist es letztendlich,
das uns an der Kunst fasziniert? Und wer
entscheidet darüber, was gute oder schlechte Kunst ist? Über den Sommer hinweg beobachtete Jermolaewa die Porträtmaler auf
den Plätzen vor Museen und Denkmälern,
um diese Fragen ins Bild zu setzen.
Als letztes sei noch das Video von Markus
Schinwald beschrieben, das die ernste Note
der Ausstellung unterstreicht. Mit der Bildmetapher des Rattenfängers von Hameln
zeigt er einen Kinderchor, der einer lebensgroßen Marionette mit ständig wechselnden
Gesichtzügen folgt. Die Verheißungen der
Verführung und die Bitterkeit der enttäuschten Erwartungen finden hier ihren kongenialen filmischen Ausdruck.
In diesem Sinne ergibt die Ausstellung einen
geschlossenen Kreislauf, die die Freundschaft
als symbolischen Eröffnungsgestus für die
Stadt Schwaz, ihre Galerie, ihre Einwohner
und die Künstler in den Vordergrund stellt.
Karin Pernegger ist Kuratorin und Leiterin der
Galerie der Stadt Schwaz
Galerie der Stadt Schwaz
Palais Enzenberg, Franz-Josef-Straße 27/I
A-6130 Schwaz/Tirol
Tel +43 5242/73983, Fax +43 5242/66896
offi[email protected]
www.galeriestadtschwaz.at
„Neue Freunde“ mit Ulla von Brandenburg
(D), Gelatin (A), Anna Jermolaewa (A),
Markus Schinwald (A), Andreas Slominski (D),
Nicoletta Stalder (CH), Charlie Tweed (GB)
Eröffnung am Samstag, den 10. September
um 18.30 gemeinsam mit den Klangspuren,
zu sehen bis 29. Oktober 2005
Öffnungszeiten: Mi 10 bis 19 Uhr,
Do/Fr 13 bis 19 Uhr, Sa 10 bis 13 Uhr
DIE INTERNATIONALE ENSEMBLE MODERN
AKADEMIE BEIM PAXOS SPRING MUSIC FESTIVAL
7.-18. JUNI 2005
Michael M. Kasper
Vom 7. bis 18. Juni 2005 fand auf Paxos (Griechenland) zum zweiten Mal das Paxos Spring Music Festival statt, das sich
ausschließlich der Musik des 20. Jahrhunderts widmet. Veranstaltet und finanziert vom Paxos Festival Trust Ltd., London,
und der Paxos Cultural Union, wird dieses Festival künstlerisch geplant und durchgeführt von der Internationalen Ensemble
Modern Akademie, Frankfurt.
Die Internationale Ensemble Modern Akademie (IEMA) wurde im Jahre 2003 von den
Musikern des Ensemble Modern gegründet,
mit der Zielrichtung einer Weitergabe der
25-jährigen Erfahrung im Umgang mit neuen
musikalischen Konzepten, Stilrichtungen und
den damit verbundenen erforderlichen Spieltechniken. Hochbegabten und qualifizierten
jungen Musikern wird in der IEMA die Chance
gegeben, an dem „kollektiven Gedächtnis“
dieses Ausnahmeensembles teilzuhaben und
von diesem zu profitieren.
Die Aktivitäten der IEMA drücken sich in verschiedenen Arbeitskonzepten aus: Zum einen
erhalten die durch Probespiel gefundenen
Musiker (Instrumentalisten, Komponisten,
Dirigenten, Tontechniker) in Frankfurt über
ein Stipendienjahr hindurch, intensiven Einzelund Kammermusikunterricht bei den Mitgliedern des Ensemble Modern.
Weiterhin geht die IEMA „on Tour“, das
heißt: entweder das gesamte Ensemble
Modern befindet sich auf Konzertreise, die
pädagogischen Arbeiten finden während
einer Konzerttour statt (wie im Juli 2005 in
Japan und Korea), oder ein Teil der Musiker
führt an Orten außerhalb Frankfurts komplette Kurse für Neue und Aktuelle Musik durch,
wie z.B. in Schwaz (Tirol) oder auf Paxos. Die
jeweiligen Kursteilnehmer werden von einer
Jury aus Mitgliedern des Ensemble Modern
anhand der von den Bewerbern eingesandten
CDs ausgewählt.
Für das diesjährige Paxos Spring Festival wur-
den folgende zehn Teilnehmer ausgewählt:
Natalia Gerakis (Flöte), Yumi Schmuck (Klarinette), Despina Apostulu und Eleni Pappa
(Klavier), Konstantinos Panagiotidis, Emorfia
Papadimitriu und Theodor Patsalis (alle Violine), Angela Giannaki (Viola), Angelos Liakakis
und Dimitri Travlos (Violoncello). Dozenten
waren Roland Diry (Klarinette), Ueli Wiget
(Klavier), Jagdish Mistry (Violine) und Michael
M. Kasper (Violoncello).
In der am 3. Juni begonnenen Arbeitsphase
wurden 21 Solo- und Kammermusikwerke
des 20. Jahrhunderts erarbeitet und zunächst
in vier Konzerten auf Paxos vorgestellt. Ein
Konzertprogramm war ausschließlich griechischen Komponisten – Borboudakis, Skalkottas, Travlos, Vlitakis und dem aus Paxos stam-
menden Aperghis – gewidmet. Die jungen
Musiker hatten sich auf unterschiedlichste
technische Schwierigkeiten und ungewohnten musikalischen Ausdruck einzustellen. So
erfordert das Werk des Spektralkomponisten
Tristan Murail eine andere Herangehensweise als das technisch extrem schwierige 1.
Streichquartett von György Ligeti; die Meister
einer intensiven Ausdruckssprache auf kleinstem Raum wie Anton Webern und György
Kurtag müssen wiederum anders geübt und
interpretiert werden als die Maschinerie des
Minimal-Komponisten Rzewski.
Was zunächst oft nach der übergeordneten
Hand eines Dirigenten rufen ließ, wurde nach
harter Probenzeit von den Musikern selber auf
hohem Niveau kammermusikalisch gelöst.
spuren FREUNDE 11
September 05
WINDKRAFT – KAPELLE FÜR NEUE MUSIK
zweifach besetzten Kapelle, d.h. ungefähr
fünfundzwanzig Musikern besteht: Flöte, Klarinette, Oboe, Saxofon, Trompete, Horn, Tuba,
Posaune und Schlagzeug sind vertreten. Dabei
kann jederzeit die Besetzung verstärkt und um
andere Instrumente erweitert werden – so
geschehen beispielsweise bei der im Rahmen
der Klangspuren 2004 uraufgeführten „Stunde
der Seele“ der großen Komponistin Sofia Gubaidulina – einem Konzertereignis der besonderen Art, dessen live-Mitschnitt demnächst
auf der ersten, im September des Jahres
herauskommenden Windkraft-CD nachhörbar
sein wird und einen Höhepunkt der bisherigen
Arbeit des Ensembles darstellt.
RÜCKBLICK
Sofia Gubaidulina, Nathalie Stutzmann
STARKE AUFTRITTE
In den Nonsberger Märtyrerberichten aus
dem Jahr 397 n.Chr. wird davon berichtet,
dass die Einheimischen dieses Südtiroler Tales mit dem Klang ihrer Tuben (wahrscheinlich
einer Art von Rindentrompeten) die Gemeinde zusammenriefen, um sodann christliche
Missionare, die sie bekehren hatten wollen,
anzusingen, mit der Tuba anzublasen und anschließend zu töten.
Für starke Auftritte haben Bläserformationen,
oft unterstützt durch Schlagwerk, schon immer gesorgt: Trommler und Pfeifer, häufig in
einer Person vereinigt, mit der einen Hand
trommelnd, in der anderen die Schwegelpfeife, als Begleiter von Aufmärschen vor
allem kriegerischer Art seit dem Mittelalter,
Turmbläser, Stadtpfeifer und daraus sich
entwickelnde Ensembles – vielfältig war der
Einsatz dieser instrumentalen Kombination,
die sich besetzungsmäßig stets vergrößerte.
Auch vom Konzil von Konstanz (15. Jahrhundert), wo sich die musikalische Elite Europas
ein Stelldichein gab, erzählte man sich, dass
Friedrich IV. (der legendäre „Friedl mit der
leeren Tasche“) dort mit „stärkster Musik“
– bestehend aus Pfeifern, Trompetern und
Die Realisierung der Uraufführung eines Werkes von Manolis Vlitakis (Auftragskomposition
von IEMA und Paxos Festival Trust) schließlich war ein weiterer Höhepunkt der mehr als
zweiwöchigen Aktivitäten. Die Menge und
der Schwierigkeitsgrad der geplanten Werke
konnte nur in einem extrem engen Arbeitsplan bewältigt werden. So fanden bis auf eine
dreistündige Mittagspause die Proben täglich
von 9 bis 22 Uhr statt. Die Ergebnisse dieser
erfolgreichen Arbeit wurden in sieben Konzerten öffentlich vorgestellt, davon die vier Workshop-Konzerte auf Paxos, sowie weitere auf
Korfu, Karystos und in Athen. Zum Abschluss
des Festivals und zur Honorierung von besonders herausragenden Leistungen stellte John
Gough, Chairman des Paxos Festival Trusts,
vier Halbjahresstipendien an folgende Teilnehmer zur Verfügung: Lefki Karpodini (Klavier,
Teilnehmerin 2004), Angela Giannaki (Viola),
Angelos Liakakis (Violoncello) und Dimitri
Travlos (Violoncello). Diesen Stipendiaten
soll es ermöglicht werden, die IEMA über ein
halbes Jahr in Frankfurt zu besuchen, um die
begonnenen Studien zu vertiefen.
Die gemeinsamen Ziele der IEMA und des Paxos Festival Trust weisen weit in die Zukunft:
1. Über ein kontinuierliches Arbeiten mit
jungen griechischen Musikern sollen
diese in die Lage versetzt werden, selber
in Ensembles- oder Kammermusikformationen Neue Musik in Griechenland
auf höchstem Niveau zur Aufführung zu
bringen.
Posaunenspielern – aufgekreuzt sei und
dementsprechend Eindruck gemacht habe,
was ihm allerdings offenbar nichts dagegen
genützt hat, geächtet zu werden und auf
abenteuerlichen Wegen nach Tirol flüchten zu
müssen. Effektvolle Begleiterscheinung waren diese Ensembles, die im 19. Jahrhundert
dann „Banden“ hießen und hitverdächtige
sinfonische Kompositionen in Bearbeitung
allerorts darboten, allemal, und Blasmusik
hat in Tirol eine ungemindert starke Präsenz
– bekanntermaßen gibt es heute mehr Tiroler
Musikkapellen als Tiroler Gemeinden.
KAPELLE DER ANDEREN ART
Bei Windkraft – Kapelle für Neue Musik handelt es sich zwar nicht um eine dieser zahlreichen traditionellen Tiroler Musikkapellen, auch
haben sich die durchschnittlich noch sehr jungen Musiker und Musikerinnen ausschließlich
der Aufführung von Zeitgenössischem verschrieben, man lehnt sich in der Konstellation
aber bewusst an das Schema der traditionellen Blaskapelle an, was heißt, dass neben den
Bläsern das Schlagzeug als wichtiger Faktor in
der Besetzung aufscheint, wobei der Grundstock von Windkraft aus einer höchstens
2. Durch kontinuierliches Musizieren muss
auch ein neues Publikum an die Neue und
Aktuelle Kunst herangeführt werden
3. Private und öffentliche Geldgeber müssen
überzeugt werden, dass es sich lohnt,
in die junge Kunst im eigenen Land zu
investieren.
Vorraussetzung ist: Paxos Spring Music
Festival ist ein Festival für Neue Musik
in Griechenland in erster Linie für griechische Musiker.
Aufgrund der hervorragenden Ergebnisse
sowohl 2004 als auch 2005 planen der Paxos
Festival Trust und die IEMA eine Fort- und
Weiterführung der gemeinsamen Arbeit im
Mai 2006. Vorgesehen ist die Einbindung der
Universitäten von Thessaloniki und Korfu, vorstellbar ist etwa die Zulassung von passiven
Kursteilnehmern aus dem Kreis der dortigen
interessierten Studenten. Dadurch wären
zukünftig über den reinen Solo- und Kammermusikunterricht hinausgehend Zusatzkurse
oder Seminare über Komponisten, Musikkonzepte, Interpretationen und Spieltechniken
möglich. Konzerte der Kursteilnehmer sind in
Tessaloniki, Athen und Patras geplant.
Michael M. Kasper ist Mitglied und Gesellschafter des Ensemble Modern
Näheres unter:
www.paxosfestival.org.uk
www.internationale-em-akademie.de
www.klangspuren.at/akademie.php
Geboren wurde Windkraft von den Klangspuren: Der Bedarf an speziell zusammengestellten Ensembles ebenso wie das Interesse
seitens der Komponisten an unüblichen
Besetzungen, die sie als Vorgabe verwenden konnten, waren groß. Zudem legte die
auffallende Dichte an hochqualifizierten, dem
Neuen gegenüber aufgeschlossenen Bläsern
sowie ein beachtliches Potential an ebensolchen Schlagzeugern im Tiroler Raum die Bildung eines dergestalt besetzten Ensembles
nahe. Unter der Leitung des als Dirigent Neuer Musik bekannten, ehemaligen Innsbrucker
Musikdirektors Kasper de Roo brachte das Ensemble bei seinem Debüt im September 2000
die Kirche des Stiftes Fiecht auf beeindruckende Weise zum Tönen – mit intensivster Musik
von Edgar Varése, Iannis Xenakis, Oliviér
Messiaen und Galina Ustvolskaja. Man hatte
sich auf einen erfolgreichen Weg gemacht,
es folgten weitere Konzerte mit speziell interessanten Programmen. Schließlich wurde
Windkraft zum selbstständigen Verein, als
dessen künstlerischer Leiter Kasper de Roo,
als dessen Obfrau Martina Streiter (GE Jenbacher) und als dessen Geschäftsführer Stefan
Schwarzenberger (als Schlagzeuger Mitglied
von The Next Step) tätig sind.
Mittlerweile kann man nicht nur auf ein stets
anwachsendes Repertoire Neuer Musik,
sondern auch auf eine ebenso wachsende
Zahl von zeitgenössischen Komponisten verweisen, die Werke speziell für das Ensemble
komponiert haben: so unterschiedliche Komponisten wie Herbert Grassl, Johannes Maria
Staud, Sofia Gubaidulina, Michael Riessler,
Gunter Schneider, Eduard Demetz, Franz
Schreyer, Germán Toro-Pérez, Olli Virtaperko,
Jürg Wyttenbach und Otto M. Zykan konnten
Aufsehen erregende Uraufführungen durch
von Milena Meller.
Windkraft erleben, das mit Kompositionen
von Erkki-Sven Tüür oder Vincent d’Indy, Kevin
Volans, Wolfgang Rihm, Werner Pirchner oder
Giya Kancheli eine stilistisch sehr bunte Palette
von „Blasmusik“ ins Repertoire aufgenommen hat (um nur einen Teil davon zu nennen).
AUSBLICK
Nach einem Auftritt Ende August 2005 zur Eröffnung der Meraner Festwochen mit „Rondo
de Banda“ des Südtiroler Komponisten Eduard
Demetz, das schon im Rahmen der Klangspuren 2003 von Windkraft-Mitgliedern aus der
Taufe gehoben wurde, geht Windkraft im Oktober dieses Jahres auf eine Tournee, die nach
Riga und Vilnius führen wird, nachdem man
bei den Klangspuren 2005 gemeinsam mit der
Swarovski Musik Wattens ein Konzert mit Uraufführungen der jungen Tiroler Komponisten
Johannes Maria Staud und Christof Dienz, der
polnischen, in den USA lebenden Komponistin Ewa Trebacz sowie „Akrata“ von Iannis
Xenakis und Octandre von Varése aufgeführt
haben wird. Bei den Auftritten in Lettland und
Litauen, durch deren schwerpunktmäßige Präsenz im Rahmen der Klangspuren auch musikalisch kein unbekanntes Terrain mehr, wird
Windkraft, gemeinsam mit Kasper de Roo,
Magnus Lindbergs „Gran Duo“, Iannis Xenakis’
„Akrata“, Edgar Varéses „Octandre“ und Uraufführungen von J. M. Staud sowie eines jungen litauischen Komponisten spielen. Man ist
nicht nur in der Besetzung flexibel und schöpft
aus dem reichhaltigen Pool in Nord- und Südtirol vorhandener Musiker, geplant ist für die
Zukunft auch eine verstärkte Zusammenarbeit
mit verschiedenen jungen Dirigenten.
So wird man auch weiterhin auf starke Auftritte von Windkraft gespannt sein können.
Milena Meller ist Musikwissenschaftlerin und
freie Musikjournalistin
kapelle für neue musik windkraft
sofia gubaidulina – stunde der seele
12 SCHWERPUNKT spuren
September 05
CHOR UND ZEITGENÖSSISCHE MUSIK
Reinhard Schulz
Man stelle sich vor: Nur etwa 1,6 Mio. Einwohner zählt Estland, aber beim Sängerfest in Tallinn im Juni 1990 sang ein Chor von
30.000 vor einem Publikum von 500.000 Menschen. Zieht man in Betracht, dass auf der Bühne nur die Sieger der regionalen
Sängerwettbewerbe stehen, so darf man getrost davon ausgehen, dass jeder Lette, Este oder Litauer zumindest einmal in seinem
Leben an einem solchen Fest mitgewirkt hat.
Clytus Gottwald, einer der großen Protagonisten der zeitgenössischen Chormusik, hat
immer wieder darauf verwiesen, dass Musik
für Chor, vor allem für Chor a Cappella, eine
ideale Form interkommunikativen Handelns
repräsentiere. Gemeint war hiermit wohl
in erster Linie der strukturelle Aspekt, also
die Interaktion unter einer Anzahl solistisch
besetzter Sänger, in der sich individuelle Aktion, Reaktion auf andere und Integration in
einen Gesamtklang auf vollkommenste Weise
musikalisch verwirklicht. Wirklich waren die
meisten wesentlichen Chorkompositionen
nach 1950 gerade daraufhin angelegt. Das
geschah freilich nur zögernd, gerade die Chormusik in Deutschland – und hier lag das Zentrum avantgardistischer Auseinandersetzung
– war mit dem Odium von Gesangsbünden,
Männerchor-Selbstgefälligkeit und Singbewegungen mit konservativem bis reaktionärem
inhaltlichen Selbstverständnis schwer belastet. Gegen diese Haltung kämpften denn auch
die vokalen Arbeiten eines Dieter Schnebel,
Heinz Holliger, György Ligeti, Brian Ferneyhough, Mauricio Kagel, Helmut Lachenmann
und vieler anderer beharrlich an (ich erwähne
Luigi Nono hier nicht, da seine großartigen
Arbeiten für Chor offensichtlich von einem
selbstverständlicheren Umgang mit Stimme
auf der Basis italienischer Gesangstradition
geprägt waren). Chormusik verstand sich in
diesem Umfeld als Reaktion, ja als Gegenentwurf zur landläufigen Auffassung des Chorgesangs. Das war zweifelsohne geschichtlich
notwendig, es war ein Reinigungsprozess,
ein Purgatorium, so wie zum Beispiel Helmut
Lachenmann sein ganzes schöpferisches Arbeiten in den 60er und 70er Jahren als Wirken
gegen verhärtetes (und damit falsches) Verstehen von Klang, von Musik begriff. Musik
aber, die sich in erster Linie als Gegenentwurf,
als Provokation (im besten Sinne) versteht,
hat den Tribut zu zollen, nicht in extenso zum
Eigenen vorzudringen. Sie war Abwehrarbeit,
definierte sich als Aufweichung oder als
radikal gesetzter Widerpart zum Tradierten,
oder besser zum schlecht Tradierten – ganz
im Sinne Gustav Mahlers, der ja einmal den
Musikern der Wiener Hofoper vorhielt, dass
das, was sie als Tradition bezeichneten, nichts
anderes als deren Schlamperei sei.
Im Zeichen dieses Tuns, es war übergreifend
und beschränkte sich keineswegs nur auf
chorisches Arbeiten, baute die Musik eine
Barriere zwischen sich und das Publikum (wie
immer sich dieses auch definiert). Wenn Heinz
Klaus Metzger einmal in den Raum stellte,
dass sich große Musik vielleicht nicht daran
definiere, was sie schaffe, sondern vielmehr
dadurch, was sie abschaffe, dann reagierte
dieses Statement auf jenen Zustand. Musik
aber braucht beides, sie kann Schaffen und
Abschaffen gar nicht auseinander definieren.
So wie Schaffen ohne Abschaffen im Alten be-
fangen bleiben muss, bleibt Abschaffen ohne
Schaffen hohl und letztlich perspektivlos. Das
wurde – bewusst oder unbewusst – durchaus
wahrgenommen. Die Abkehr des Publikums
von der zeitgenössischen „E-Musik“, seine
Hinwendung zum Easy-Listening popdeterminierter Hörwelten, ist Reaktion darauf. Man
hatte keine Lust, sich in innermusikalische
Debatten einzuleben – oder man empfand
keine Lust dabei. Das Argument, dass das
Neue eben immer einer gewissen Anlaufszeit
bedürfe, dass es zur Trägheit des Jetzt im
Widerpart stehe (was fraglos stimmt), kann
nicht über gegenwärtig sich auftuende Gräben
hinweg täuschen.
Hier nun wird ein anderer Aspekt von Gottwalds „interkommunikativer Handlung“ im
chorischen Singen wichtig. Kommunikation ist
dabei nicht nur intern im innermusikalischen
Prozess zu begreifen, sondern auch nach außen, hin zum Publikum. Helmut Lachenmann
hat einmal im Umfeld der Erläuterungen zu
seiner Oper „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ das Defizit hervorgehoben, wenn
ein Komponist sich dem ursprünglichsten
Instrument, also der menschlichen Stimme,
verweigere. In einer Erläuterung zur Genesis
des Werks schrieb er: „So ging es mir immer
wieder um die Auseinandersetzung mit den
vertrauten Werkgattungen – sozusagen in paradigmatisch verwandeltem Zusammenhang.
Zum Beispiel natürlich auch um die Beantwortung der Frage: ‚Wie hältst Du’s mit dem
Gesang?‘ Bis heute ist für mich diese Frage
traumatisch geblieben. Ein Musikbegriff, der
der Stimme ausweicht, gar den Gesang aussperrt, bei dem stimmt etwas nicht. Das war
mir bewusst, nagte an mir. Wenn wir über die
Genese des ‚Mädchens’ sprechen, dann gehört dazu, dass diese Oper sich nicht zuletzt
der – noch nicht beendeten – Auseinandersetzung mit der singenden Stimme verdankt.“
Diese Ursprünglichkeit der Stimme aber hat
sich bis heute eine ganz eigene Aura bewahrt.
Während der Instrumentalist, vor allem im
orchestralen Kontext, Gefahr läuft, als nur
ausführendes Organ vernommen zu werden,
bleibt beim Sänger weit stärker das Moment,
direktes Organ zu sein. Hier steht der Mensch
gleichsam schutzlos vor dem zu erzeugenden
Klang, als nacktes Individuum verantwortet
er sein Laut-Geben. Die Barrieren zum Hörer
sind auch dann geringer, wenn er sich gesteht,
dass die eigene Stimme zu den vernommenen
Höhenflügen nicht hinlangt.
In einem Vortrag beim Jahreskongress des
Bundesverbandes Deutscher Gesangspädagogen hat Peter Gülke 2002 auf diese
Ursprünglichkeit des Singens hingewiesen:
„Bis in die Zeiten des jungen Beethoven hinein stand für das ästhetische Denken außer
Frage, dass die Musik allein in Verbindung mit
dem Wort ihrer wahren Bestimmung zuzuführen sei, womit unter anderem dem längst
vorliegenden Instrumentalwerk Haydns oder
Mozarts noch ein Schatten von Inferiorität verblieb – André-Ernest Modeste Grétry, von der
Ästhetik der französischen Aufklärer her kommend, pries Haydns Sinfonien als Steinbruch,
aus dem wertvolle musikalische Brocken
bezogen und in der Verbindung mit Worten
ihrem eigentlichen Zweck zugeführt werden
sollten. In der Konstellation eines zum oder im
Orchester spielenden Solo-Instruments – das
gilt für das barocke Solokonzert nicht minder
wie etwa die Sologeige im zweiten Satz von
Brahms‘ erster Sinfonie – bleibt allemal das
Moment der als handelndes Subjekt aus dem
Ensemble heraustretenden ‚vox humana‘ der
Hinblick auf den singenden Menschen mitenthalten.“
„Vox humana“ – die menschliche Stimme:
Das hat eine ganz eigenwillige Doppelbedeutung. Nicht nur ist es die Stimme, die
dem Menschen zugehört, es ist zugleich
eine Stimme mit menschlicher, als sich zum
Menschen innig hinwendender Ansprache.
Diesen Aspekt aber hatte die zeitgenössische
Musik in ihrer kritischen wie technologischen
Überfrachtung zumindest partiell zurückgedrängt. Auch von da her rührten Berührungsängste mit der Stimme, der man sich lieber
experimentell, im Abklopfen ihrer Potenzen,
näherte, als sie als menschliche Appellhaftigkeit zu verstehen. Hier aber setzte in den
letzten Jahren ein Umdenkprozess ein. Die
extremen Grenzgänge wirken ausgeschritten,
das Bedürfnis zu schöpferischer Ansprache im
Gegensatz zur kritischen Destruktion ist spürbar gewachsen.
In diesem Umfeld wächst dem Gesang, insbesondere der Chormusik eine zentrale Bedeutung zu. Es ist ein geschichtlich gewachsenes,
zugleich psychologisch wie physiologisch
unschwer begründbares Faktum, dass die
Barrieren vom Professionellen zum musikalischen Laien, zum Amateur geringer sind.
Schon die experimentelle Musik (etwa Dieter
Schnebel, John Cage, Cornelius Cardew oder
Hans-Joachim Hespos) hatten über vokale Ensemblearbeit, zum Beispiel im Bereich neuer
Schulmusik, Näherungen zum musikalischen
Laien gesucht. Heute sind die Distanzen über
mehrere Brücken noch geringer geworden.
Genannt müssen werden die Versuche einer
Verknüpfung von Pop- und Jazz-Elementen
mit zeitgenössischen Techniken, sowie die
Auseinandersetzung mit der Folklore (zum
Beispiel in Nord- und Osteuropa, etwa das
schwedische Kulning-Singen), mit alten Kirchenmusiktraditionen oder auch mit außereuropäischen Stilistika des Singens (besonders
faszinierend wirkten hier die verschiedenen
Versuche mit Techniken des Obertonsingens,
die in der tibetanischen Musik bis hin zu den
Mongolen Sibiriens verwurzelt sind).
Hier nun gewinnt Clytus Gottwalds Begriff
des kommunikativen Handelns eine zweite
Reinhard Schulz ist Musikwissenschafter und
Musikjournalist der Süddeutschen Zeitung,
der
musikzeitung
und des 17.08.2005
Bayerischen 13:46
insneuen
dialoge
67,4x127,5Bel
Rundfunks.
religionspielliebetod
Foto Lettischer Radio-Chor
wesentliche Bedeutung. Chorsingen als kommunikativer Austausch betrifft nicht nur interne Fragen (also die Wechselwirkung unter den
einzelnen Sängern), sondern auch den Austausch mit dem Publikum. Kompositorische
Verfahrensweisen, die im rein instrumentalen
Bereich auf Befremden und Unverständnis
stoßen mögen, vermitteln sich über den
singenden Menschen, also via „Vox humana“, weit unmittelbarer, da der Klang direkt
als menschliche Lautgebung begriffen wird.
Hier liegt ein weites Feld offen vor uns, das
zu erschließen in zeitgemäßer, heutiger Form
erst begonnen wird. Die menschliche Stimme,
insbesondere das gruppenintegrative Singen
im Chor, kann maßgeblich dazu beitragen, der
Musik heute aus ihrer Isolation zu verhelfen.
Manches ist hier schon in öffnendem Sinne
geschehen, verwiesen soll nur werden auf
die Bedeutungs-Expandierung der nordischen
oder der osteuropäischen Musik (Namen wie
Jennefelt, Schnittke oder Pärt stehen paradigmatisch dafür), sowie auf manche Ergebnisse
der so genannten Weltmusik (sofern diese,
wie leider häufig üblich, die Stilistika nicht
nur zur Dekoration fast im touristischen Sinne
einsetzt). Diese frischen und zugleich in der
Tradition verwurzelten Ansätze bestimmen
mehr und mehr unser heutiges musikalisches
Bewusstsein. Die Angst vor dem Gesang (wir
denken an den Ausdruck „traumatisch“ von
Lachenmann) nimmt unter den avantgardistischen Komponisten spürbar ab. Dabei erfährt
auch der Begriff der Avantgarde eine Neubewertung. Avantgarde definiert sich heute nicht
allein, wie in den 50er bis 70er Jahren üblich,
über die Weitung des Materials, also in technizistischer Hinsicht, sondern zumindest gleichgewichtig über die Intensivierung des musikalischen Ausdrucks hin auf heutige Hörformen.
Wer Avantgarde so begreift, braucht nicht die
falsche Flucht nach hinten anzutreten, wie es
zumindest eine verkürzt verstandene Postmoderne unter Ablehnung, ja Unmöglichkeits-Erklärung von Avantgardismus tat.
Es ist die große Chance der Chormusik heute,
Gräben zuzuschütten. Wenn Musik im Heutigen vereinsamt, dann erübrigt sie sich letztlich, verschwindet wie Kafkas Hungerkünstler.
Es gibt aber keinen Grund dafür. Denn der
Mensch sucht immer wieder die unmittelbare
Begegnung zum Jetzt, er will gefordert, keineswegs aber vor den Kopf gestoßen sein.
Vielleicht, es gibt durchaus Zeichen dafür, erleben wir heute in diesem Sinne eine umfassende Renaissance des chorischen Singens.
Dialoge zu vier Themen
– zwischen Tanz,
zeitgenössischer Musik,
Literatur und – Mozart.
Ein Projekt der
Internationalen
Stiftung Mozarteum
zum Mozart-Jahr 2006.
www.mozarteum.at
religion 1.–4.12.05
Christoph Schlingensief
Camerata Salzburg
Marc Albrecht · Josef
Bierbichler · Hagen
Quartett · Klangforum
Wien · 7 Klangräume
von Georg Friedrich
Haas · Ivor Bolton
Mozarteum Orchester
Salzburg u. a.
spiel 29. 3.–2. 4. 06
Tanzimprovisation von
Meg Stuart · PierreLaurent Aimard and
friends · Markus
Stockhausen · Malcolm
Goldstein · Klangforum
Wien · Österreichisches
Ensemble für Neue
Musik · Johannes
Kalitzke u. a
liebe 17.–21. 5. 06
Choreographien von
Philipp Gehmacher,
Johanne Saunier
Alexander Lonquich, Klavier
Klangforum Wien · Dino
Saluzzi Trio · Texte von
Handke, Jelinek, Esterházy,
Tabori u. a. · Hermann Beil
Isabel Mundry · Hilliard
Ensemble u. a.
tod 1.–5.12. 06
Hagen Quartett
Klangforum Wien
Mozarteum Orchester
Salzburg · Peter Ruzicka
Jörg Widmann
Östereichisches Ensemble
für Neue Musik
Nikolaus Harnoncourt
Concentus Musicus u. a.
dia oge
[email protected]
Kartenbüro der
Internationalen Stiftung Mozarteum
Theatergasse 2 · A-5020 Salzburg
T +43-662-87 31 54 · F 87 44 54
spuren HOLZ 13
September 05
SPUREN VON FEUER
Hans Augustin
Mit dem KulturKonzept „FeuerWerk“ im Biomasseheizwerk zeigt die Unternehmensgruppe BinderHolz in Fügen Mut für eine sehr
ansprechende Verbindung von Kultur und Wirtschaft
Mit dem Effekt, dass Produktionsraum, Komposition, Können der Musiker und Klangeffekt
zu einem unvergleichlich interessanten Hörerlebnis wurden.
Die Alpen waren lange vor der Überquerung
und der teilweisen Inbesitznahme durch die
Römer ein Refugium verschiedenster Ethnien,
die sich mit den klimatischen und topografischen Bedingungen zu arrangieren wussten.
Dazwischen ereignete sich die Tiroler Geschichte. Und erst Ende des 18. Jahrhunderts
kamen durch spektakuläre Gipfelbesteigungen
die Alpen wieder ins Gerede oder vielmehr in
den Wunschhorizont von Forschern und anderen Einzelgängern. In diesem Fall auch Musikern, Schriftstellern und Malern.
Der Gymnasiast Richard Strauss (1864-1949)
schrieb 1879 aus den Ferien an einen Freund:
„Neulich machten wir eine große Bergpartie
auf den Heimgarten, an welchem Tage wir
zwölf Stunden gingen. Die Partie war bis zum
höchsten Grad interessant, apart und originell.
Am nächsten Tage habe ich die ganze Partie
auf dem Klavier dargestellt. Natürlich riesige
Tonmalereien und Schmarrn“ (zitiert nach R.
Wagner). Zweiunddreißig Jahre später begann
der reife Komponist mit seiner letzten Sinfonischen Dichtung, die an diesen „Schmarrn“
anknüpfte: „Eine Alpensinfonie“ – entstanden
zwischen 1911 und 1915, uraufgeführt am 28.
Oktober 1915 in Berlin.
Die Idee der Alpensinfonie war, mit musikalischen Mitteln die Besteigung eines Alpengipfels und die Rückkehr ins Tal während eines
Tages zu gestalten. Ein typisches Beispiel für
Programmmusik. Der Zuhörer besteigt mit
dem Komponisten einen Berg in den Alpen.
Nur besteht dieser aus Noten.
Im herkömmlichen Verständnis ist eine Tankstelle eine Tankstelle, eine Fabrik eine Fabrik
und ein Kraftwerk ein Kraftwerk.
In den letzten Jahren ist zu beobachten,
dass die Werks- und Fertigungshallen großer
Unternehmen für kulturelle Ereignisse zur
Verfügung gestellt werden. Das bedeutet eine
Veränderung im Verständnis künstlerischer
Arbeit sowohl des Künstlers als auch der Rezeption des Publikums und eine Mobilisierung
von Kunstperformance und –marketing.
KUNST IM WIRTSCHAFTLICHEN
PRODUKTIONSBEREICH
Die Trennung von Alltagsleben und kultureller
Veranstaltung findet also nicht in eigens dafür
gebauten und vorgesehenen „Kunstgebäuden“ statt, sondern verlagert sich in den
wirtschaftlichen Produktionsbereich. Dadurch
wird Kunst offensichtlich zur „Ware“ und
unterliegt in bestimmten Bereichen vermehrt
auch den gängigen Markt- und Wettbewerbsmechanismen.
Es gibt dazu in der Öffentlichkeit medial positive Ergebnisse, in bezug auf das Konsumverhalten allerdings negative.
Kunst kennt nicht den „Sommer- oder Winterschlußverkauf“ und nicht die „Nimm-drei-zahlzwei“-Strategie. Sie setzt zur Rezeption ein
gewisses Grundmaß an Bildung und Interesse
voraus. Diese ist beim Kauf von Waschmittel
oder Socken nicht unbedingt notwendig.
Kommerzialisierungen sind daher mit Vorsicht
zu genießen. (Wir wissen noch nicht, welche
Auswirkungen es z.B. auf kompositorischem
Gebiet hat, wenn eine Oper für die Kristallwelt
oder die Montagehalle bei Tyrolit geschrieben
wird. Man weiß allerdings, dass es einen wesentlichen Einfluß hatte, ob Verdi für die Oper
in Mailand oder Paris geschrieben hat).
Ein weiterer nicht zu übersehender Punkt
ist, dass sich die öffentliche Hand durch eine
vermehrte finanzielle Beteiligung privater
Unternehmen – nicht ungern – aus der Verantwortung zurückzieht. Kunst und Kultur ist aber
nicht nur eine Angelegenheit von privaten Unternehmen, die sich das leisten (können oder
wollen), sondern gehört zur Lebensbefindlichkeit einer Gesellschaft und ist daher eine res
publica, eine öffentliche Sache. Noch dazu
sich gerade die Politik, bei allen möglichen
und unmöglichen Gelegenheiten mit Kultur
und Besonderheiten der Kunst umgibt und
schmückt und so eine uneingeschränkte
Benützung bzw. Zurverfügungstellung signalisiert, die ihr überhaupt nicht zusteht und
auch nicht der Budgetrealität entspricht. Weil
sie aus Steuergeldern und nicht aus der Privatschatulle des Politikers bezahlt wurde.
Diese im Grunde ungerechtfertigte Inbesitznahme bedarf einer Evaluierung.
Kultur, als Ausdruck einer kreativen Reflexion und Inszenierung der Entwicklung einer
Gesellschaft, muß im prinzipiellen Interesse
eines Landes sein. Daher wären Ausbildung,
Förderung und Bereitstellung öffentlicher
Möglichkeiten für die Ausübung der Kunst und
die Rezeption des kulturellen Wirkens weitestgehend aus öffentlichen Mitteln abzudecken.
Die Integration privater Unterstützung – wie
hoch sie auch sein mag – kann nur die Ausnahme, niemals die Regel sein.
Ungeachtet dessen müssen Kulturschaffende
und -vermittler diese Entwicklung – einer bis
an die Schmerzgrenze reichenden Kommerzialisierung – zur Kenntnis nehmen, weil derzeit
vorwiegend nur über diesen Mechanismus
eine einigermaßen zufriedenstellende mediale
Publikumsbindung und damit eine bessere
Wirtschaftlichkeit erreicht wird.
EIN KRAFTWERK ALS
KULTURRAUM
Die Überlegungen, das BioMasseHeizwerk
„FeuerWerk“ der Unternehmensgruppe BinderHolz in Fügen als permanenten Kulturort
zu etablieren, stellt in dieser Hinsicht eine
Besonderheit dar. Einerseits weil es derzeit
im Bereich Kraftwerk europaweit nichts Vergleichbares gibt und andererseits weil mit
dieser Implantierung eines KulturRaumes
völlig andere logistische aber auch inhaltliche
Erfordernisse und Konsequenzen verbunden
sind.
Das „Kultur-Heizwerk“ stellt sich grundsätzlich auf zwei Ebenen dar:
a) als architektonische Besonderheit, mit
modernster technischer Ausstattung und
dem Produkt dieser Energiefabrik in Form von
Strom, Fernwärme und Pellets, als Modell für
nachhaltige Energiewirtschaft in einer Region, die ein Übermaß an nachwachsendem
Rohstoff – sprich Holz - für verschiedenste
Anwendungen zur Verfügung hat.
Und b) als KulturRaum mit einem kontinuierlichen Programm in Form von Ausstellungen
(bildhauerischer und grafischer Auseinandersetzung), Konzerten (nicht nur mit Holzinstrumenten), Theateraufführungen und Lesungen
sowie die Einbindung dieses KulturRaumes
für Veranstaltungen wie z.B. jener der Klangspuren etc.
Dieser KulturRaum versteht sich auch als
Anknüpfungspunkt für eine Renaissance der
Verwendung des Werkstoffes Holz, der in
den letzten Jahren einigermaßen ins Abseits
gedrängt wurde. Besonders bei druckgrafischen Techniken wie Holzschnitt, weiters
Papierkunst, dann die Verwendung von Holz
als landschaftsgestaltendes Element, Entwicklung neuer Formen und Techniken im
HolzWohnbau, sowie Holzdesign im Bereich
Innenausbau, der Möblierung usw.
Das Kraftwerk als KulturRaum ist insofern
auch eine Besonderheit, als es dem gängigen
Gebrauch von Mehrzwecksälen, Barocksälen,
Schlössern, Landestheatern, Kirchenräumen
und selbst Kellerbühnen etc. nicht entspricht.
Auch nicht Werkhallen, die wochentags dem
Produktionsprozeß dienen. Denn das „FeuerWerk“ verfügt über eine eigene Galerie, einen
Kinoraum sowie einen für Konzert und Theaterinszenierungen geeigneten Mediensaal.
Kraftwerk als KulturRaum ist darauf ausgerichtet, eine eigenständige Marke und ein
eigenständiger Begriff zu werden. Und es ist
unerlässlich, langfristig und kontinuierlich den
Wert dieser Einrichtung zu kommunizieren.
Dass sich damit auch das Image des Unternehmens BinderHolz für den Kulturbereich
verbindet, dürfte selbstverständlich sein.
BINDERHOLZ – MARKE EINER
KULTURELLEN SENSIBILITÄT
Ungeachtet der architektonischen Bedingungen und der fest definierten inhaltlichen
Ausrichtung des Werkes durch seine Produkte (Strom, Fernwärme, Pellets), spiegelt das
Programm den Akzent von Holz, als allseits
bekannter und ökologisch dennoch besonderer Rohstoff, in bewusster Weise wider. Was
nicht heißt, dass ein Konzert aus der Barockzeit nicht stattfinden darf.
Zweifelsohne stellt dieses Angebot von Kultur
auch eine Besonderheit in der Unternehmenskommunikation dar und wird auch im Rahmen
von (internationalen) Messen aktiv und positiv
einbezogen werden.
ALPENSINFONIE OP. 64
IN DEN ALPEN
In den vergangenen Jahren ist es der Unternehmensgruppe BinderHolz gelungen,
ein kluges Zusammenwirken von Kunst
und Wirtschaft zu ermöglichen. In den
Produktionshallen des Werkes in Jenbach
wurde Raum für Konzertveranstaltungen
der Klangspuren geschaffen.
Fotos BinderHolz
Im Grunde ist dieses Gemälde, das er mit
15 Jahren skizzierte, eine Hommage an ein
Naturereignis, dem sich nicht viele entziehen
können.
Man muß dem Lucerne Festival und dem
Ensemble Modern Orchestra aus Frankfurt
– ein Klangkörper wie ein Gebirge – mit seinem Dirigenten Markus Stenz danken, dass
das Vorkonzert für die Aufführung in Luzern
in der Lagerhalle von BinderHolz in Jenbach
stattfinden konnte. Unter dem Dach moderner Holzindustriearchitektur erklang am 18.
August 2005 die vom Ensemble Modern Orchestra beeindruckend interpretierte Alpensinfonie von Richard Strauss. Der Schlusspunkt
seiner sinfonischen Dichtung. Und mit größter
Sicherheit war diese Präsentation in seiner
Qualität um kein Jota weniger alpin himmlisch
als die Premiere in Luzern.
Hans Augustin ist Schriftsteller, Journalist
und Lektor, Publikationen in Literaturzeitschriften und im ORF.
Feuer Werk Öffnungszeiten
Di - So 10 - 18 Uhr
Gruppen gegen Voranmeldung
Tel 05288/601-550, Fax 05288/601-559
www.binder-feuerwerk.com
14 PARTNER spuren
TRANSART 05
September 05
Peter Paul Kainrath
PARTNERFESTIVAL DER KLANGSPUREN SCHWAZ · WWW.TRANSART.IT / 15.9.-9.10.2005
DONNERSTAG 15.9.
transart opening > music .
Bozen. Bahnhofsremise . Officine FS . Schlachthofstr. 24 . 20.30 Uhr
Bernhard Lang . DW 8 for looped Orchestra and two Turntables . Jorge Sánchez - Chiong . trapos
/ Catwalk en Guantànamo IE/PI . Orchestra Haydn Orchester .
FREITAG 16.9.
Transart clubbing > electronics .
Bozen. Bahnhofsremise . Officine FS . Schlachthofstr. 24 . 22 Uhr
devious behaviour . Dieb 13 . Sudden Infant . Jorge Sánchez-Chiong . Wang Inc. . Special Guest:
Darren Price/Underworld .
SAMSTAG 17.9.
art . video . music .
Bruneck. Lagerhalle Lodenfabrik Moessmer. Walther-von-der Vogelweidestr. 6 . 20.30 Uhr
Bornefeld_Kammerer_Riant . saint sain sein . Skoltz_Kolgen . Flux :/terminal
DIENSTAG 20.9.
music
Eppan. Lanzerhaus . Johann Georg Platzer Str. 22-24 . 20.30 Uhr
Luigi Nono .. Jonathan Harvey . Arditti Quartet . IRCAM Technik
Foto Chris Watson, Thailand
MI 21.9. / DO 22.9.
film
Bozen. Filmclub . Dr. Streitergasse 6 . 17 Uhr . 20.30 Uhr . Matthew Barney . Cremaster Cycle
FREITAG 23.9.
music
Bozen. Selectra . Pacinottistr. 11 . 20.30 Uhr
Absolute/Zappa® . Absolute Ensemble . Kristjan Järvi .
MONTAG 26.9.
music
Bozen. Dominikanerkirche . Dominikanerplatz . 20.30 Uhr
Latvian Chamber Choir . Rigas Kamermuziki
MITTWOCH 28.9.
theatre . video . music .
Bozen. Gärtnerei Schullian. Meranerstr. 75 20.30 Uhr . Chris Watson . Weather Report . Radian
FREITAG 30.9.
Transart_cocktail night > electronics . noise
Kastelbell. Wasserkraftwerk Seledison 20.30 Uhr
DJ Spooky . Next Step. Electric project . Tetsuo Furudate . Music against Turbines
Jan Fabre, Angel of Death, performed by Ivana Jozic, Foto Wonge Bergmann
TRANSART steht für ein regionales Festival
zeitgenössischer Kultur zwischen Brenner
und Rovereto. Gegründet wurde es auf einen
Denkanstoß der Klangspuren Schwaz: gemeinsam mit Maria-Luise Mayr und Thomas
Larcher haben wir uns die Frage gestellt, ob
es denn nicht auch in Südtirol ein Potential
für ein Festival Neuer Musik samt innovativer
Vermittlungsstrategien gäbe. Schnell wurde
klar, dass es weder eine Klangspuren-Kopie
noch eine -Filiale sein kann. So oft die Zusammenarbeit zwischen dem nördlichen und
südlichen Teil Tirols vor allem von politischer
Seite her auch beschworen wurde und wird:
die in den letzten Jahrzehnten gewachsenen
Realitäten sind doch sehr unterschiedlich.
Wir entschieden uns für einen eigenen Zuschnitt, einen eigenen Namen und Verein.
Die positiven Klangspuren-Erfahrungen – mit
ungewöhnlichen Hör- und Schauplätzen, mit
Kommunikationsstrategien jenseits etablierter Inseratenwerbung sowie mit begeisterten
Entscheidungsträgern aus der Privatwirtschaft
– waren Ausgangspunkt für die De-finition der
TRANSART-Formel. Dank engster programmatischer Zusammenarbeit mit den Klangspuren konnte in kürzester Vorlaufzeit – von etwa
4 Monaten – TRANSART 2001 in der Bozner
Industriezone aus der Taufe gehoben werden.
Der Erfolg war groß und hat Mut zur Arbeit an
zeitgenössischer Kulturvermittlung gemacht
– mit einem wesentlichen Unterschied zu den
Klangspuren: vermitteln diese in erster Linie
reine Musikprogramme, setzt TRANSART auf
einen spartenübergreifenden Kulturbegriff.
Südtirol hat in den letzten 15 Jahren einen
beachtlichen Aufschwung zeitgenössischer
Kultur vor allem im Bereich der darstellenden
Künste erlebt; man denke nur an das Museion
Bozen, an ar/ge kunst Bozen, an kunstmeran
und darüber hinaus an das Mart in Rovereto
und jüngst auch an die städtische Galerie in
Trient; da gab und gibt es viele Projekte, die
auch im internationalen Konzert der Ausstellungen Beachtung finden. Und eben da
will TRANSART sein Publikum abholen: der
Museionsbesucher ist bei Neuer Musik in der
Regel vorurteilsfreier als der Haydnorchesterabonnent; öffnet man ihm die Tür mittels
einer vertrauten Künstlerpersönlichkeit, ist er
auch bereit, sich neugierig und offen neuen
Tönen zu stellen. Marina Abramovic, Kendell
Geers, Saburo Teshigawara, Lisa D und andere Nicht-Musiker haben TRANSART zu einem
generations- und spartenübergreifenden Publikum verholfen, das in dieser Konstellation
und in dieser Region wohl kaum anderswo zu
finden ist.
Nach vier Ausgaben war es nun an der Zeit,
die Neue Musik – also den eigentlichen Anlass unserer ersten Gründungsüberlegungen
– ins Zentrum von TRANSART 05 zu stellen:
vom rockenden Absolute Ensemble aus
New York über das uraufführungsreichste
Streichquartett Arditti aus London bis hin zum
heimischen Haydnorchester samt DJ aus
Caracas spannen sich die Klangbögen, vom
japanischen Noisetheater in der Kraftwerkszentrale bis hin zum amerikanischen Minimalmusic-Horizont reicht das Spektrum der dynamischen Extreme, und von der klingenden
Müllhalde bis hin zum Märchenbild öffnet sich
das Kinderprogramm „play transart“ dem Publikum von Morgen; darüber hinaus artikuliert
sich die Grenzüberschreitung der einzelnen
Gattungen von kanadischen Videopionieren
über schwedisches Theater im Zeichen einer
Geheimdienstpsychologie bis hin zu deutschen Multimedialisten.
Dem Pathos nicht gänzlich abgeneigt behaupten wir: TRANSART ist und bleibt das
Abenteuer zeitgenössischer Kultur.
Peter Paul Kainrath ist künstlerischer Leiter
von TRANSART und den Klangspuren Schwaz
SONNTAG 2.10.
music . video . dance .
Bozen. Arte . Esperantostr. 3 20.30 Uhr
Christian Ziegler . Turned . Kazue Ikeda . Sean Reed . Florian Meyer . IE/PI
MITTWOCH 5.10.
theatre . music . dance
Trento . Museo Gianni Caproni . 20.30 Uhr . Troubleyn/Jan Fabre . Angel of Death
DONNERSTAG 6.10.
theatre . sound .
Bozen. Alumix . Voltastr. 11 . 20.30 Uhr
Carl Michael Von Hausswolff . Physical interrogation techniques
SAMSTAG 8.10.
theatre . music . dance
Bozen. Neues Stadttheater . Verdi Platz 40 . 20.30 Uhr . Troubleyn/Jan Fabre . Angel of Death .
SA 8.10. / SO 9.10.
film
Rovereto . MART . corso Bettini 43 . 17 Uhr . 20.30 Uhr . Matthew Barney . Cremaster Cycle
SONNTAG 9.10.
video
. music .
ST 120-02_127,5x67,4_4Wo_schwaz
08.08.2005
St. Lorenzen Innerhofer . Bruneckerstr. 14 . 20.30 Uhr
Jean Pichè & Purform . Elektra Festival Canada . IE/PI
16:39 Uhr
Seite 1
4 Wochen
gratis lesen.
Die Zeitung für Leser
4 Wochen gratis lesen:
www.derStandard.at/Abo oder 0810 / 20 30 40
spuren KLANG 15
September 05
KLANGSPUREN ZUGABE
DONNERSTAG 8.9.
Cinematograph · Innsbruck · 19.00 Uhr
STUMMFILMPIONIERINNEN BEGLEITET VON
CORDULA BÖSZE
kinovi[sie]on – ein Projekt des Otto-Preminger-Instituts
(Leokino/Cinematograph) – stellt einmal monatlich
(jeweils am 8.) das Filmschaffen von Frauen in den
Mittelpunkt. Der Filmzyklus kinovi[sie]on will nicht nur
darauf aufmerksam machen, dass Frauen als Filmemacherinnen signifikant unterrepräsentiert sind, sondern
Cordula Bösze
vor allem dieser Tatsache entgegenwirken. Der so genannte „weibliche Blick“ wird nicht auf typische Themen fokussiert, sondern geweitet, gesplittert gesehen. kinovi[sie]on stellt ein Prisma dieses Blicks dar und bietet der oft kontroversiellen
Vielfältigkeit des Filmschaffens von Frauen Raum. Im September 2005 würdigt kinovi[sie]on die
Pionierinnen der Filmkunst, deren Werke leider oft in Archiven verstauben oder in Kellern von
Kleinverleihen schlummern und dem Kinopublikum kaum zugänglich gemacht werden. Zu sehen
sind Kurzfilmraritäten von Louis Weber (A JAPANESE IDYL), Lotte Reiniger (DORNRÖSCHEN)
und Alice Guy-Blaché (A HOUSE DIVIDED), die bereits 1896 ihren ersten Film realisiert hatte.
Künstlerischer Höhepunkt dieses Programms ist Germain Dulacs LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN (Die Muschel und der Kleriker), der erste surrealistische Film der Filmgeschichte. Für die
Vertonung dieses Stummfilmprogramms sorgt Cordula Bösze mit innovativer Live-Improvisation
(an der Schnittstelle Elektronik – Neue Musik).
Cordula Bösze: Studium Querflöte/Konzertfach an der Wiener Musikhochschule; 1995 Gründung
des “böszen salonorchesters” zur Verursachung und Aufführung zeitgenössischer Salonmusik;
seit 1997 vor allem Projekte im Bereich der frei improvisierten Musik und der Elektronik; 2004
Butch Morris Ensemble “Conduction 140” (Konfrontationen, Nickelsdorf); 2005 Chris Burn‘s
Ensemble (Generator, Konzerthaus Wien).
Infos www.leokino.at, Kontakt: Gerlinde Schwarz/Gertraud Eiter, [email protected]
FREITAG 9.9.
Georg Friedrich Haas, Foto Dave Bullock
Foyer Tennishalle · Schwaz · 10.00 Uhr
GENERALPROBENBESUCH BEIM TIROLER SYMPHONIEORCHESTER INNSBRUCK BLÄSERENSEMBLE
DER SWAROVSKI MUSIK WATTENS · JAZZORCHESTER TIROL mit Reinhard Schulz · € 5,00 (beim Kauf
einer Eintrittskarte für das Abendkonzert ist der Generalprobenbesuch frei)
SAMSTAG 10.9.
Löwenhaus · Innsbruck · 14.00
GEFÜHRTE HÖRFLOSSFAHRT am Inn von Innsbruck
nach Schwaz mit Karin Pegoraro und Manfred Föger
(Technisches Büro für Biologie und Landschaftsökologie) · Dauer ca. 3,5 Stunden · € 26,00 (bei starkem
Regen Ersatztermin) · anschließend gemeinsames
Abendessen und Konzertbesuch von Windkraft Tirol ·
Rückfahrt mit Shuttlebus
Hören – Nichthören – Andershören. Eine vertraute Landschaft aus neuer Perspektive entdecken... Mit Antritt der Floßfahrt verlassen wir die alltägliche Klangwelt und tauchen ein in die
Klanglandschaft Inn. Der Lauf des Wassers mit all seiner Kontinuität und allen seinen Unregelmäßigkeiten – Flusswindungen, Steine am Ufer, Brückenpfeiler – bestimmt, was wir hören. Die
bekannten Klänge des Ufers werden verändert, Leises geht im Rauschen und Plätschern unter,
Lauteres wird verfremdet und ist kaum mehr erkennbar. War es wirklich ein bellender Hund, das
Rufen spielender Kinder oder doch etwas ganz anderes? Die tierischen Bewohner des Inns müssen in ihrem Leben mit dieser Klangumwelt zurecht kommen. Die Stimmen von Flussvögeln sind
hoch und scharf, sie durchdringen das Rauschen. Wie sonst wäre hier Kommunikation möglich?
Andere Tiere hingegen wollen nicht wahrgenommen werden und führen an den Ufern ein akustisch verstecktes, oft auch nächtliches Leben. So wirkt der Fluss auf seine Lebensgemeinschaften und sein Umfeld. Doch dieser Prozess ist keine Einbahn; die Laute der Umgebung dringen
ihrerseits in die Welt des Flusses ein. Und weil wir auf dem Floß unterwegs sind, nehmen wir
an diesen Wechselbeziehungen teil. Erst aus der Gesamtheit aller Klänge entsteht die komplexe
Klanglandschaft Fluss.
Was genau werden wir hören? Dies lässt sich nicht vorhersehen. Ist der Fluss nach einem
nächtlichen Gewitter wild und rauschend oder nach einer Trockenperiode sanft und zart? Rufen
wandernde Zugvögel über uns oder springt eine Forelle aus dem Wasser und taucht wieder platschend in die kalten Fluten ein? Und außerdem bleibt das Klangerlebnis stets ein Sachverhalt der
Wahrnehmung... und damit zutiefst subjektiv! (Karin Pegoraro/Manfred Föger)
MONTAG 12.9.
Franziskanerkloster · Schwaz · 18.00
SINNESWANDERUNG · Wir beginnen mit einer Führung durch den duftenden Klostergarten, die Franziskanerkirche und den Friedhof mit Guardian Pater
Florenz Graf und setzen die Führung durch den Kreuzgang mit Restaurator Wolfgang Götzinger fort.
Aus welcher Zeit wohl der abgebildetet Ninja Turtle
stammt?
Wir sind neugierig, ob sie ihn entdecken · € 5,00
Ninja Turtle
16.-18. SEPTEMBER
Das Literaturfestival Sprachsalz in Hall in Tirol
SPUREN VON SALZ UND DER KLANG DER SPRACHE
„Hören heißt differenzieren“ war in der Mai-Ausgabe
der Klangspuren-Zeitung zu lesen: Was für Musik gelten
mag, ist auch für die Literatur gültig. Nicht wenige Texte
entfalten erst beim Vorlesen ihren Klang, und wenn der
Autor/die Autorin selbst liest, kommt ein ganz spezieller,
unverwechselbarer Ton dazu.
Sprachsalz gibt seit drei Jahren den Büchern und Texten
Foto M. Kauz
Klang und Stimme. Mehr als 3000 BesucherInnen machten Sprachsalz letztes Jahr ihre Aufwartung, was belegt, dass Literatur eine stimmige Alternative
zu bieten vermag in einer Zeit, wo der Mensch von Lärm überflutet wird.
Auch dieses Jahr lesen im Verlauf dreier Tage rund 20 AutorInnen aus ihren Büchern. Die FestivalbesucherInnen können auswählen: Prosa, Lyrik, ins Deutsche übersetzte Werke oder Arbeiten
in Originalsprache. Das Parkhotel und Kurhaus in Hall in Tirol bieten den gewohnt vornehmen
Rahmen, Eintritt wird keiner erhoben.
Ein besonderer Gast ist dieses Jahr der japanische Literatur-Nobelpreisträger Kenzaburo Oe, der
sein neues Buch „Tagame. Tokio-Berlin“ bei Sprachsalz vorstellen wird. Zudem sind viele andere
ErzählerInnen wie Edgar Hilsenrath oder die Französin Leslie Kaplan zu hören.
AutorInnen bei Sprachsalz: Friedrich Achleitner, Österreich. Diane Broeckhoven, Belgien. Christoph W. Bauer, Österreich. Ira Cohen, USA. Antonio Fian, Österreich. Takashi Hiraide, Japan.
Edgar Hilsenrath, Deutschland. Leslie Kaplan, Frankreich. Peter Kurzeck, Deutschland. Pedro
Lenz, Schweiz. Colum Mc Cann, USA. Kenzaburo Oe, Japan. Ilma Rakusa, Schweiz. Gerhard
Falkner, Deutschland. Ales Steger, Slowenien. Florian Vetsch, Schweiz. Elisabeth WandelerDeck, Schweiz. Josef Winkler, Österreich. Peter Zilahy, Ungarn. (Magdalena Kauz)
Mehr Infos unter www.sprachsalz.com
SAMSTAG 24.9.
Naturhotel Grafenast · Hochpillberg · Treffpunkt
Foyer · 13.00
PILZWANDERUNG AUF DEN SPUREN VON JOHN
CAGE · mit Hansjörg Unterlechner und Reinhard Schulz
anschl. gemeinsames Zubereiten und Essen · € 7,00
SONNTAG 25.9.
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt · Schwaz · 15.00
HÖRSPAZIERGANG mit Bürgermeister Hans Lintner
durch Schwazer Keller und Dachböden · FÜHRUNG
durch das Rabalderhaus mit Otto Larcher · Dauer ca. 1,5
- 2 Stunden · € 5,00
Der Wind im Grafenbogen, eine Schwazer Sage
Es gibt oft seltsame Freundschaften auf dieser schönen
Erde. Was ist da weiter verwunderlich, dass der Teufel
an dem hurtigen Wind Gefallen fand und beide recht
gute Freunde wurden. Der Wind ist ein recht beweglicher, lustiger Geselle mit viel krausen
Schnurren im leichtsinnigen Kopf, und der Teufel hatte am vielfältigen Possenspiel seines behänden Freundes die helle Freude. Da gingen dereinstmals der Wind und sein höllischer Kumpan
in schönster Eintracht vom Dorf herein gegen das Fuggerhaus. Wie die beiden Freunde zum
Grafenbogen kamen, der das Haus der Grafen Enzenberg mit der Pfarrkirche „Zu Unserer lieben
Frau“ verbindet, fiel dem Teufel eine wichtige Besorgung ein, er entschlüpfte hastig in das Palais
und hieß den Wind unterm Bogen warten. Der Teufel vergaß im Eifer seiner satanischen Geschäfte völlig auf den wartenden Freund, er geriet in die Gaststube des Grafenecks. Dort spielte
gerade eine Watterrunde, der Teufel witterte erfreut eine günstige Gelegenheit und schwang
sich auf den Ofen. Die edle Runde war in einem hitzigen Streit verwickelt, denn Gotteswort und
Watterstreit dauern fort in Ewigkeit, und spürte nicht den höllischen Odem, der vom grünen
Kachelofen herunterfauchte. Der Teufel hatte seinen Freund, den Wind, ganz und gar vergessen.
Doch der Streit war ihm zu lang und die Aussicht auf einen fetten Brocken zu ungewiss; er fuhr
wütend durch den Kamin aus dem Haus und geradewegs in den höllischen Pfuhl. Das war nicht
schön von ihm. Der Wind wartete geduldig auf den vergesslichen Teufel, der ließ sich nicht mehr
sehen. Das verdross zwar den getreuen Freund ein wenig, das Warten gab er aber nicht auf. Er
wartete und wartete. Und er wartet heute noch immer. Noch immer wartet der leichfüßige Wind
auf den Teufel, der ihn so schnöd verlassen hat, und wandelt wie eine pflichtgetreue Schildwache unterm Grafenbogen hin und her. Wenn du durch diesen Bogen gehst, dann begegnest du
in diesem alten Schwazer Winkel todsicher zu jeder Tageszeit dem Wind, der seit alten Zeiten
unablässig hin und her wandert und auf den ungetreuen Freund wartet.
(aus: Sagen aus Schwaz, ausgewählt und erzählt von Ludwig Knapp, Schwaz 2004)
KLANGSPUREN WELTWEIT UNTERWEGS
15.9. Eröffnung TRANSART · Eintritt für Klangspuren Generalpassbesitzer frei
30.9. Konzert THE NEXT STEP und DJ Spooky · Festival TRANSART in Kastelbell/Südtirol
10.10. - 16.10. Lettland und Litauen Tournee mit Windkraft · Arena und Gaida Festival
Abflug 10.10. Rückkehr 16.10.
5.11. Symposion 7 Stunden Wein und Musik · Weingut Alois Lageder
August 2006 Wir fahren auch wieder nach Gstaad zum Menuhin Festival
Buchung und Information: Klangspuren T +43 5242 73582
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9/9/05-25/9/05 schwaz/tirol
www.klangspuren.at
main sponsor: swarovski kristallwelten
FESTIVALPROGRAMM
fr 9.9. · Tennishalle · Schwaz
20.00 TIROLER SYMPHONIEORCHESTER INNSBRUCK · BLÄSERENSEMBLE DER
SWAROVSKI MUSIK WATTENS · JAZZORCHESTER TIROL · DIRIGENTEN · OLARI ELTS ·
FRANZ SCHIEFERER · CELLO · LUCAS FELS · GITARRE · RIHO SIBUL · Tadeusz Wielecki
· Schwärme · UA · G.F.Haas · Konzert für Violoncello und Orchester (2004) · ÖE · Witold
Lutoslawski · Fanfaren I, II, III · Erkki-Sven Tüür · Sinfonie Nr. 5
sa 10.9. · Ausstellungseröffnung der Galerie der Stadt Schwaz
18.30 VERNISSAGE · ERÖFFNUNGSAUSSTELLUNG „NEUE FREUNDE“ Ulla von Brandenburg
· Anna Jermolaewa · Gelatin · Markus Schinwald · Nicoletta Stalder · Andreas Slominski
· Charly Tweed · Dauer der Ausstellung: 10.9.-29.10.05 · Galerie der Stadt Schwaz ·
Palais Enzenberg · Franz-Josef-Straße 27 · A-6130 Schwaz · Tel +43-(0)5242-73983 ·
www.galeriestadtschwaz.at · Öffnungszeiten: Mi 10 bis 19 Uhr, Dr/Fr 13 bis 19 Uhr,
Sa 10 bis 13 Uhr
sa 10.9. · Tennishalle · Schwaz
20.00 WINDKRAFT – KAPELLE FÜR NEUE MUSIK · DIRIGENT · KASPER DE ROO · SAXOPHON · MARCUS WEISS · SWAROVSKI MUSIK WATTENS · Johannes Maria Staud ·
Violent Incidents (Hommage à Bruce Nauman) UA · Edgar Varese · 0ctandre · Christof
Dienz · Mob · Concertino für Bläserensemble und Blaskapelle · UA · Iannis Xenakis ·
Akrata · Ewa Trebacz · Ephemere · UA
so 11.9. · Autohaus Picker · Schwaz
11.00 TADEUSZ WIELECKI · JOANNA WOZNY · REINHARD SCHULZ · GESPRÄCH · GITARREN
MICHAEL UND MARTIN ÖTTL · GUNTER SCHNEIDER · SCHLAGWERK · THE NEXT
STEP · Joanna Wozny · Zum unberührten Schnee im fahlen Mondlicht für vier Schlagzeuger · Thomas Amann · Atti‘s Finger · UA · Joanna Wozny · UA · Beat Furrer · ...y a una
canción desesperada für drei Gitarren · Witold Lutoslawski · Bukoliki bearbeitet für Gitarre
· Haimo Wisser · Karikatüden
so 11.9. · Aula SoWi · Innsbruck
19.30 GUNTER SCHNEIDER HÖRT HELMUT LACHENMANN
20.00 ENSEMBLE MODERN · DIRIGENT · BRAD LUBMANN · BRATSCHE · WERNER DICKEL ·
HELMUT LACHENMANN ZUM 70. GEBURTSTAG · Helmut Lachenmann · Mouvement
· Luigi Nono · Canti per 13 · Bernhard Gander · Die Orpheus-Akte · Doppelkonzert für
Klavier und Bratsche · UA · Helmut Lachenmann · Concertini · ÖE
mo 12.9. · Mariensaal Franziskanerkloster · Schwaz
20.00 HELMUT LACHENMANN · ROLAND DIRY · GESPRÄCH · GITARREN · BARBARA
ROMEN · GUNTER SCHNEIDER · Helmut Lachenmann · Salut für Caudwell für zwei
Gitarristen
di 13.9. · Wirtschaftskammer · Schwaz
20.00 ABSCHLUSSKONZERT INTERNATIONALE ENSEMBLE MODERN AKADEMIE · Helmut
Lachenmann · Programm auf Ansage
mi 14.9. · Swarovski Kristallwelten · Wattens
20.00 PIERRE-LAURENT AIMARD · TAMARA STEFANOVICH · KLAVIER · ZUM 80. GEBURTSTAG VON PIERRE BOULEZ · DAS KLAVIERWERK · Structures IIa pour deux pianos ·
Douze Notations, 1945 · First Sonata, 1946 · Second Sonata, 1948 · Third Sonata, 19551957 · Incises, 1994
fr 16.9. · Treibhaus · Innsbruck
21.00 45 LEHRLINGE · THE NEXT STEP · DJ WAZ EXP · ALEX MAYER · Dinkhauser Remixed ·
MPREIS Remixed · Swarovski Remixed · Tyrolit Remixed · CD-Präsentation · In Zusammenarbeit mit KulturKontakt Austria
22.00 MARTIN PHILADELPHY UND FREUNDE · Karl Ritter · Burkhard Stangl · Martin
Siewert · Christof Dienz · Didier Hampl · Lukas Ligeti · PAINT · Eine Alte Dame Geht Heute
Ein · In Zusammenarbeit mit Sprachsalz Hall
sa 17.9. · Das Hotel – Salzlager · Hall
18.00 WOLFGANG MITTERER · PRÄPARIERTES KLAVIER UND ELECTRONICS · BARITON ·
GEORG NIGL · Wolfgang Mitterer · Improvisation über „langsam mahlen“ · Wolfgang
Mitterer · Liederzyklus „Im Sturm“ · In Zusammenarbeit mit Sprachsalz Hall u. Landesausstellung 05
so 18.9. · Feuerwerk Binderholz · Fügen · ACHTUNG ORTSÄNDERUNG!
19.30 LESUNG · AMANDA AIZPURIETE · In Zusammenarbeit mit dem Literaturforum Schwaz
20.45 NEUE VOCALSOLISTEN STUTTGART · Andreas Dohmen · Portraits und Wiederholung ·
Georg Friedrich Haas · 3 Liebesgedichte nach Texten von August Stramm · UA · Gerhard
E. Winkler · Meduse I · UA · Fredrik Zeller · Lautverschiebung · Bert Breit · all mein lieb ·
Bert Breit · bittrer winter · Bert Breit · Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehöret
di 20.9. · Swarovski Kristallwelten · Wattens
20.15 GUITAR UNLIMITED · GITARREN · GUNTER SCHNEIDER · MAGNUS ANDERSSON ·
WERNER RADITSCHNIG · BURKHARD STANGL · FLORIAN KMET · TETUZI AKIYAMA ·
I. Installation · II. Konzert · Brian Ferneyhough · Kurze Schatten II · Tetuzi Akiyama · Time
Between · Burkhard Stangl · Writing · Florian Kmet · Die schwebende Jungfrau · Werner
Raditschnig · Kanonak · III. Improvisation
mi 21.9. · Kirche St. Martin · Schwaz
19.30 GEORG FRIEDRICH HAAS HÖRT LUIGI NONO
20.00 ARDITTI QUARTET · Luigi Nono · Fragmente – Stille, an Diotima · Georg Friedrich Haas ·
2. Streichquartett · Helmut Lachenmann · Streichquartett Nr. 3 – Grido
do 22.9. · ADLER-Forum · ADLER-Werk Lackfabrik · Schwaz
19.30 LESUNG · ANDRZEJ STASIUK · CELLO · ANDRZEJ BAUER · SCHLAGWERK · THE NEXT
STEP · Ewa Trebacz · Spinning Zone for percussion trio and computer realized sound ·
Cezary Duchnowski · The Beard On The Cello, Peakam~ & Samples · UA · Michal TalmaSutt · Cellotronicum · In Zusammenarbeit mit dem Literaturforum Schwaz
fr 23.9. · Aula SoWi · Innsbruck
20.00 RIGAS KAMERMUZIKI · DIRIGENT · NORMUNDS SNE · GITARRE · TERJE RYPDAL ·
Gundega Smite · Yellow-Red-Blue · UA · Eriks Esenvalds · Frontiers of the Time · Michal
Talma-Sutt · Strings‘O‘tronic· UA · Terje Rypdal · Escalator – Lux Aeterna · Terje Rypdal ·
Horizon · Terje Rypdal · Whenever I seem to be far away
sa 24.9. · Alte Pfarrkirche hl. Laurentius · Wattens
20.00 ENSEMBLE RECHERCHE · SÄNGER · DEJAN TRKULJA · Georg Friedrich Haas · tria ex
uno · Peter Jakober · Für 8 MusikerInnen · UA · Slobodan Kajkut · 10 Min. für 2000 Euro ·
UA · Christian F. Schiller · un · UA · Georg Friedrich Haas · Nach-Ruf ... entgleitend ...
so 25.9. · Haus der Völker · Kirche St. Martin · Schwaz
19.30 GEORG FRIEDRICH HAAS · RAOUL SCHROTT · GESPRÄCH
20.30 LETTISCHER RADIO-CHOR · QUINTETT RIGAS KAMERMUZIKI · SCHLAGWERK · THE
NEXT STEP · DIRIGENT · KASPARS PUTNINS · BASSTUBA · TOM WALSH · Helmut Lachenmann · Consolation II für Chor · Andris Dzenitis · Four Madrigals by E.E. Cummings
· Eriks Esenvalds · Legende de la Femme Enmuree · UA · G.F. Haas · Blumenstück für
Chor, Streichquintett und Basstuba · Maija Einfelde · At the Edge of the Earth · Helmut
Lachenmann · Consolation I für Chor und vier Schlagzeuger
ZUGABE
fr 9.9. · Foyer Tennishalle · Schwaz
10.00 GENERALPROBENBESUCH beim Tiroler Symphonieorchester Innsbruck mit Reinhard
Schulz · € 5,00 (beim Kauf einer Eintrittskarte für das Abendkonzert ist der Generalprobenbesuch frei)
sa 10.9. · Löwenhaus · Innsbruck
14.00 GEFÜHRTE HÖRFLOSSFAHRT am Inn von Innsbruck nach Schwaz mit Karin Pegoraro
und Manfred Föger (Technisches Büro für Biologie und Landschaftsökologie) · Dauer ca.
3,5 Stunden · € 26,00 (bei starkem Regen Ersatztermin) · anschließend gemeinsames
Abendessen und Konzertbesuch von Windkraft Tirol · Rückfahrt mit Shuttlebus
mo 12.9. · Franziskanerkloster · Schwaz
18.00 SINNESWANDERUNG · Führung durch den Klostergarten, die Franziskanerkirche und
den Friedhof mit Guardian Pater Florenz Graf · Führung durch den Kreuzgang mit Restaurator Wolfgang Götzinger · € 5,00
sa 24.9. · Naturhotel Grafenast · Hochpillberg
13.00 PILZWANDERUNG · AUF DEN SPUREN VON JOHN CAGE · mit Hansjörg Unterlechner und
Reinhard Schulz · anschl. gemeinsames Zubereiten und Essen · € 7,00
so 25.9. · Pfarrkirche Maria Himmelfahrt · Schwaz
15.00 HÖRSPAZIERGANG mit Bürgermeister Hans Lintner durch Schwazer Keller und Dachböden · FÜHRUNG durch das Rabalderhaus mit Otto Larcher · € 5,00
sa 5.11. · Casòn Hirschprunn · Weingut Alois Lageder · Margreid Südtirol
17.00 SYMPOSION · EINE HOMMAGE AN PLATON · 7 STUNDEN WEIN UND MUSIK ·
KLANGFORUM WIEN · DIRIGENT N.N. · EIN RAUSCH IN ACHT ABTEILUNGEN · Franco
Donatoni · Arpege · György Kurtág · signs, games and messages · Michael Jarrell · Assonance III · Alain Poncart · Bläserquintett · Pierre Boulez · Dérive · Beat Furrer · Spur ·
Alvin Lucier · Silver Streetcar · Iannis Xenakis · Psappha · Salvatore Sciarrino · Gesualdo
– Bearbeitung 1 · Georg Friedrich Haas · Nach-Ruf...ent-gleitend... · Salvatore Sciarrino ·
Gesualdo – Bearbeitung 2 · György Ligeti · 10 Stücke für Bläserquintett · Bernhard Gander
· Neues Werk · Peter Ablinger · Membrane · Terry Riley · In C · € 70,00 · In Zusammenarbeit mit Transart
KLANGSPUREN BARFUSS · KINDERPROGRAMM
sa 3.9. · Rabalderhaus · Schwaz
16.00 DIE WELT DER FARBEN mit Helmut Dirnaichner · 6-10 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00
fr 9.9 · Ort und Uhrzeit werden noch bekannt gegeben
PROBENBESUCH bei Windkraft Tirol · ab 8 Jahre · Dauer ca. 30 Minuten · Eintritt frei
fr 16.9. · ORF Tirol kulturhaus · Innsbruck
17.00 Sergej Prokofiev · PETER UND DER WOLF · Swarovski Musik Wattens · Dirigent · Franz
Schieferer · Sprecher · Walter Pichler · ab 4 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00
sa 17.9. · ErlebnisSennerei Zillertal · Mayrhofen
16.00 Sergej Prokofiev · PETER UND DER WOLF · Swarovski Musik Wattens · Dirigent · Franz
Schieferer · Sprecher · Walter Pichler · ab 4 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00
sa 17.9. · Kulturlabor Stromboli · Hall
16.00 Max Vandervorst · SYMPHONIE FÜR WEGGEWORFENE DINGE · ab 8 Jahre · Dauer
ca. 1 Stunde · € 2,00 · In Zusammenarbeit mit dem Kulturlabor Stromboli und der Landesausstellung 05
so 18.9. · Wattens
11.00 Sergej Prokofiev · PETER UND DER WOLF · Swarovski Musik Wattens · Dirigent · Franz
Schieferer · Sprecher · Walter Pichler · ab 4 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00
so 18.9. · ORF Tirol kulturhaus · Innsbruck
17.00 BACKBEAT BOYS · ab 4 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00
fr 23.9. · Alte Pfarrkirche hl. Laurentius · Wattens
15.00 PROBENBESUCH beim ensemble recherche · Dauer ca. 1 Stunde · Eintritt frei
fr 21.10. · Swarovski Kristallwelten · Wattens
15.00 HÖRSPAZIERGANG · 6-12 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00
fr 18.11. · Orgelbau Pirchner · Steinach am Brenner · Treffpunkt Pfarrkirche Mariahilf · Innsbruck
14.00 Besuch beim ORGELBAUER PIRCHNER · mit Peter Waldner · ab 8 Jahre · Dauer
ca. 3 Stunden · € 5,00 (inkl. Busfahrt)
mo 28.11. · Klangspuren-Büro · Schwaz
15.00 HÖRNACHMITTAG · ab 5 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00
fr 16.12. · AUT. architektur und tirol im Adambräu · Innsbruck
15.00 MIT ALLEN SINNEN DURCHS ADAMBRÄU · ab 6 Jahre · Dauer ca. 1,5 Stunden · € 3,00 ·
In Zusammenarbeit mit AUT. architektur und tirol
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