spuren zeitung für zeitgenossInnen September 05 · 2. Ausgabe · Klangspuren Schwaz · www.klangspuren.at · tel +43 5242 73582 WIR ÜBER ANDERE UND UNS Seite 2 URAUFFÜHRUNG VON RITUAL IN GALTÜR Carsten Fastner · Seite 3 DIE GITARRE IN DER NEUEN MUSIK Gunter Schneider · Seite 4, 5 OUR WORK HIS GLORY Barbara Hundegger · Seite 6, 7 NOCH NEBELSPUREN Julia Wallnöfer · Seite 8 LANDESAUSSTELLUNG 05 Nina Schedlmayer · Seite 9 NACHBARSPUREN Karin Pernegger, Michael M. Kasper · Seite 10 SPURENFREUNDE Milena Miller · Seite 11 CHOR UND ZEITGENÖSSISCHE MUSIK Reinhard Schulz · Seite 12 SPUREN VON FEUER Hans Augustin · Seite 13 TRANSART 05 Peter Paul Kainrath · Seite 14 KLANGSPUREN ZUGABE Seite 15 KLANGSPUREN PROGRAMM Seite 16 2 SCHÖNWETTER spuren September 05 LIEBE LESERIN, LIEBER LESER! „Hunger auf Kunst und Kultur?“, erscheint als Frage in satten Zeiten wie diesen deplatziert. Das Schauspielhaus Wien hat in Zusammenarbeit mit der österreichischen Armutskonferenz die Frage in eine gleichnamige Aktion verwandelt und dafür angesehene Partner wie das Klangforum Wien, das Tanzquartier Wien und das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig gewonnen: Menschen, die sich Kultur zurzeit nicht leisten können, wie Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Flüchtlinge erhalten freien Zutritt zu Theater- und Konzertveranstaltungen sowie zu Museen. Ein Bravo dieser Initiative: die Klangspuren werden sich Ähnliches überlegen. Kunst und Kultur sind ein soziales Grundbedürfnis – das sollte öfters klar gesagt werden – und ist als Botschaft eigentlich interessanter als die zurzeit vielerorts zu lesenden Bestandsaufnahmen der zeitgenössischen klassischen Musik: die deutsche Kulturzeitschrift Der Merkur glaubt die Bedeutungslosigkeit der zeitgenössischen Musik feststellen zu müssen, die Tagespresse sieht im Verdi-Spektakel der Salzburger Festspiele den letzten Rettungsanker einer dahinsiechenden Schallplattenindustrie, die ihre Umsatzmaßstäbe oft aus der Popbranche nimmt. Jenseits dieses Geplänkels sieht die Realität zum Glück viel versprechender aus: das Lucerne Festival erweitert sein Engagement für Neue Musik, das Ensemble Modern baut weiter am Akademiemodell als Vermittler neuer Spieltechniken samt Musikverständnis, kleine Labels halten sich mit einem intelligenten Nischenprogramm immer noch wacker am Markt, selbstverwaltete Ensembles wie die Neuen Vocalsolisten Stuttgart eilen von Erfolg zu Erfolg – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Szene Neuer Musik ist reich an Inhalten, innovativen Strategien und intelligenten Initiativen. Aus der Sicht der Klangspuren ist der neue europäische Osten besonders interessant: der Lettische Radio-Chor, das Ensemble Rigas Kamermuziki, der polnische Cellist Andrzej Bauer, der künstlerische Leiter des Warschauer Herbstes und Komponist Tadeusz Wielecki, die junge polnische Komponistin Joanna Wozny sowie ihr Landsleute Michael Talma-Sutt, Ewa Trebacz, Cezary Duchnowski und die lettischen Komponisten Gundega Smite, Eriks Esenvalds, Andris Dzenitis, Maija Einfelde – alle sind sie bei den diesjährigen Klangspuren im Rahmen eines polnisch-lettischen Länderschwerpunktes zu hören. Das sind europäische Realitäten, die jahrzehntelang eigene Wege gehen mussten und jetzt aus dieser Epochenüberschreitung durch den Beitritt zur EU ein ganz eigenes Kapitel eröffnen werden. Vom Abenteuer der Neuen Musik ist gerne die Rede – bei den Klangspuren ereignet sich dieses Abenteuer. KLANGSPUREN ON AIR An jedem dritten Dienstag im Monat berichten die Klangspuren aus der Welt der neuen Musik: auf Freirad, 105.9MH. Die nächsten Termine sind 20.9., 18.10., 15.11. und 20.12, jeweils von 11.00-12.00. Das Freie Radio Innsbruck – FREIRAD 105.9MHz fördert die freie Meinungsäußerung, ist werbefrei, nichtkommerziell und auf Gemeinnützigkeit ausgerichtet. FREIRAD steht allen Einzelpersonen und Gruppen offen, die das Medium Radio nutzen möchten, vor allem jenen die sonst schwer oder gar nicht die Öffentlichkeit erreichen. Programmschwerpunkte sind Kultur, Integration (Fremdsprachenradio) und Demokratiepolitik. Infos & Programm: www.freirad.at Backbeat Boys Bei der Eröffnung der Langen Nacht der Musik am 18. Juni im Wiener Museumsquartier lockten die Backbeat Boys an die 500 kleine & große Menschen an, die sich von ihren Percussion-Klängen begeistern ließen. In der letzten Ausgabe der „spuren“ fragten wir, welche versteckte Schwazer Sehenswürdigkeit auf den Fotos auf Seite 16 zu sehen ist. Antwort: Der Dachstuhl der 1502 geweihten Schwazer Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Es ist der größte und einzige begehbare und sich im Originalzustand befindliche Dachstuhl dieser Art in ganz Österreich. Der Gewinner der Hörfloßfahrt am Inn von Innsbruck nach Schwaz, inklusive Abendessen und Konzertbesuch, ist Mario Maier aus Schwaz DIALOGE Neue, gereinigte Hörerlebnisse, Dialoge zwischen Mozart, der zeitgenössischen Musik, Tanz und Literatur, zueinander in Beziehung gesetzt durch vier starke Lebensmotive, die Hörer, Künstler und Kunst unserer Zeit aufs Engste mit Mozart verbinden: das sind die „dialoge“, eine Veranstaltungsreihe der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg im Mozart-Jahr 2006. Termine: „religion“ (1. bis 4.12.05), „spiel“ (29.3. bis 2.4.06), „liebe“ (17. bis 21.5.06), „tod“ (1. bisd 5.12.06). Nähere Infos unter www.mozarteum.at, Tel. 0043-662-87 31 54. Lehrlinge Viel Applaus ernteten die Lehrlinge der Firma MPREIS für ihren Auftritt bei der Galanacht der Lehrlinge am 2. Juni in den Raiffeisensälen Innsbruck. Gemeinsam mit Stefan Schwarzenberger und Andreas Schiffer von The Next Step gaben sie ein Stück für Bananenschachteln und Fliegenklatschen sowie einen feurigen Samba, gespielt mit Lebensmitteln und traditionellen brasilianischen Instrumenten, zum Besten. CD-TIPPS Helmut Lachenmann Mouvement (– vor der Erstarrung); Consolation II. Klangforum Wien, Hans Zender; SCHOLA HEIDELBERG; Walter Nußbaum. (KAIROS 0012202KAI) Eine der faszinierendsten Lachenmann-CDs! „Mouvement“ mit dem exorbitanten Klangforum Wien erklingt genau in dem Spannungsfeld zwischen manischer Rhythmik und Leerlauf, in dem es kompositorisch konzipiert wurde. Luigi Nono Streichquartett „Fragmente – Stille, An Diotima“. Pellegrini Quartett. (BVHAAST CD 9507) Die Referenzaufnahme dieses Stücks ist immer noch die Einspielung mit dem LaSalle-Quartett, mit dem Nono die Uraufführung wochenlang einstudierte. Inzwischen haben viele Quartettbesetzungen dieses Stück im Repertoire. Es ist eine ausgesprochen filigrane, zerbrechliche und zugleich intensive Quartettkomposition an der Grenze zwischen Stille und leiser, tief blickender Regung. Luigi Nono Canti per 13. Ensemble UntitledBerlin, Peter Hirsch. (Wergo WER 6631-2) Luigi Nono hat sich musikalisch immer am Gesang orientiert. Die frühe Komposition „Canti per 13“ von 1955 ist ein streng serielles Stück mit punktuellen Strukturen (die Instrumente spielen einen Ton und geben dann die Linie an andere weiter). Dennoch wächst der Eindruck kontinuierlichen Singens empor. Das Team der Klangspuren Architekturfahrt „Der Weg ist das Ziel“ lautete das Motto der Architekturfahrt, die am 3. Juli von Innsbruck nach Galtür führte, und auf der gemeinsam mit Arno Ritter (von aut. architektur und tirol) architektonische Juwelen im Tiroler Oberland – wie die Pitzenklammbrücke oder die Trisanna- und Rosanna-Brücken – entdeckt, erklettert und besichtigt wurden. Alpensinfonie Über eine Woche lang probte das Ensemble Modern Orchestra mit 135 Musikern in Schwaz für ein Konzert im Rahmen des Lucerne Festivals. Als Dankeschön an die Klangspuren gab das EMO ein Abschlussprobenkonzert in der Binder Lagerhalle Jenbach - siehe auch Artikel Seite 13. LÖSUNG DES spuren01 RÄTSELS Unendlich Schade 20 Generalpassbesitzer haben die Gelegenheit genutzt zum Menuhin Festival nach Gstaad in die Schweiz zu fahren. Der Ausflug war so schön, dass wir vergessen haben zu fotografieren. Georg Friedrich Haas Streichquartett Nr. 2. Kairos Quartett. (edition zeitklang ez-19017) Der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas arbeitet intensiv mit mikrotonalen Strukturen in denen der Klang subtil aus Obertonstrukturen zusammengesetzt wird. Es gelingt ihm hierbei eine klangliche Sogkraft zu entwickeln, in die der Hörer unwillkürlich hineingezogen wird. Georg Friedrich Haas natures mortes. SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Sylvain Cambreling. (col legno WWE 2CD 20230) In diesem Orchesterwerk von 2003 kombiniert Haas über weite Strecken differenzierte spektrale Strukturen mit gleichförmigen rhythmischen Rastern, die an Maltechniken etwa eines Roy Lichtenstein denken lassen. Pierre Boulez Klaviersonaten 1-3. a. Idil Biret. (Naxos 8.553353) b. Paavali Jumppainen. (DG 00289 477 5328) Die drei Klaviersonaten von Pierre Boulez (1946, 1947-48, 1955-57) sind schon ins Repertoire einiger Pianisten eingegangen. Vergleiche sind möglich, etwa zwischen der nervig gespannten Aufnahme der weit unterschätzten türkischen Pianistin Idil Biret, die 1995 entstand, mit der von Paavali Jumppainen von 2005, in der mehr Wert auf klangliche Delikatesse gelegt wird. Andreas Dohmen Portraits und Wiederholung. Neue Vocalsolisten Stuttgart, Manfred Schreier. (col legno WWE 1CD 20031) Spannende Arbeit mit neuen Vokaltechniken und elektronischen Verzerrungen, durch die die Stimmen unkenntlich oder teilweise unkenntlich werden. Terje Rypdal Lux aeterna (3. Satz: Escalator). Terje Rypdal und andere. (ECM 1818) Musikalischer Schönklang eines Musikers, der zwischen Jazz, Pop und Avantgarde wandelt und Crossover als die Ineinander sinnlich magischer Berührungspunkte aus den unterschiedlichsten Quellen versteht. Franui Ende vom Lied. 2 CDs, Circus Prod, 575 151 (SunnyMoon) FAZ Bestenliste der Schallplattenkritik Hörproben: Am 8.9 findet um 19.00 Uhr im arcustik – Musik am Domplatz 3 6020 Innsbruck, T 0512/583586, [email protected] eine Einführung in das Festivalprogramm der Klangspuren durch Reinhard Schulz statt – CDs dort erhältlich Herausgeber Klangspuren Schwaz · Klangspurengasse 1/Ullreichstraße 8a · A 6130 Schwaz · Austria · T +43 5242 73582 · F +43 5242 73582-20 · [email protected] · www.klangspuren.at · DVR 0096016 · Redaktion Maria-Luise Mayr · Anita Moser · Reinhard Schulz · Peter Paul Kainrath · Grafik Lilly Moser · Irene Daz · büro54 · offi[email protected] · www.buero54.at · Fotos ohne Bildunterschrift: Klangspuren oder privat · Druck Salzburger Druckerei Wir bitten im Sinne einer verbesserten Lesbarkeit um Verständnis, dass auf geschlechtsspezifische Formulierungen verzichtet wird. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen. spuren ALPIN 3 September 05 MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND Carsten Fastner DIE URAUFFÜHRUNG EINER FREILUFTMUSIK VON GEORG FRIEDRICH HAAS IN GALTÜR WAR „RITUAL“ UND REFLEXION ZUGLEICH. Fotos Dave Bullock „STEINADLER EINS AN STEINADLER ZWEI, BITTE KOMMEN!“ Auf dem Flachdach des neuen Themenmuseums Alpinarium Galtür spielen Stefan Schwarzenberger und Andreas Schiffer mit ihren Walkie-Talkies und blödeln in der Pose des lässigen Funkers. Die beiden Schlagzeuger vom Percussion-Ensemble The Next Step haben ausgezeichnete Laune – und ein Problem: Am nächsten Tag sollen sie für eine große Freiluftmusik gemeinsam mit zehn Kollegen aus zweieinhalb Kilometern Entfernung einen Feldweg entlang in Richtung Alpinarium marschieren und dabei ihre großen Trommeln schlagen. Und zwar im Takt. Der wiederum soll ihnen vom Alpinarium aus als so genannte Klickspur über Funk zugespielt werden – doch die gerade erst gelieferten Funkgeräte schalten sich alle sechzig Sekunden automatisch ab. Und das ist nicht das einzige technische Problem, das bei dieser Probe für die Uraufführung von Georg Friedrich Haas’ „Ritual“ in Galtür irgendwie gelöst wird. Am Tag darauf, exakt um 17 Uhr 56 Minuten und 54 Sekunden, heben auf dem Südhang des Grießkogel über Galtür die ersten Töne der Freiluftmusik an, und Schlag neunzehn Uhr ist klar, dass die Uraufführung dieser in vielerlei Hinsicht beachtlichen Komposition gelungen ist. Da sind „Steinadler eins“ und „Steinadler zwei“ und die anderen Trommler ganz im Takt auf ihrem Feldweg vor dem Alpinarium angekommen; da haben sich drei Blaskapellen mit insgesamt 180 Musikerinnen und Musikern unter der Regie von vier Hauptund 18 Subdirigenten wie geplant kreuz und quer über den Hang bewegt, unterstützt von Dutzenden Technikern, Signalgebern, Stoppuhrbetreibern, beobachtet und belauscht von über tausend Besuchern. Pünktlich um neunzehn Uhr haben die Glocken der östlich gelegenen Pfarrkirche Mariä Geburt den letzten Abschnitt der Komposition eingeläutet; sogar der Westwind hat mitgespielt und ist ein wenig abgeflaut, so dass das finale Geläut nicht verweht wurde, sondern dem Publikum auf der Wiese hinter dem Alpinarium deutlich vernehmbar blieb. Nur eine Durchlauf- und eine Generalprobe standen für dieses ungewöhnliche Konzert zur Verfügung; zuvor hatten sich alle beteiligten Ensembles über Wochen in eigenen Proben vorbereitet: die Stadtmusik Landeck-Perjen mit ihrem Leiter Hermann Delago, die Swarovski Musik Wattens mit Franz Schieferer, die Militärmusik Vorarlberg unter Major Karl Gamper, der anschließend die Gesamtleitung des musikalischen Großmanövers übernahm. Eine enorme Leistung der beiden Laienkapellen, aber auch der Profis vom Bundesheer. Denn Haas’ filigrane Musik verlangt höchste Akribie und Gewissenhaftigkeit, schon im Konzertsaal, erst Recht aber auf nicht nur akustisch schwierigem Terrain. Vor allem die sinnlichen Phänomene des Klangs interessieren den 53-jährigen Komponisten, der international lange schon als einer der wichtigsten Vertreter der österreichischen Musikszene geschätzt wird. Haas experimentiert mit mikrotonalen Stimmsystemen, mit halb- und vierteltönig temperierten Skalen, mit Flageoletts und Obertonreihen, aus denen er von expressiven Melodien durchwirkte schwebende, schwirrende Klangflächen gestaltet, feingliedrige, mal abgedunkelte, mal leuchtend erhellte Klangstrukturen, die sich aneinander reiben und in sich drehen, sich kaum merklich tastend verändern in sanft gleitenden Übergängen. Klangliche Irritationen, irreal wirkende Klangsphären einer schillernden Zwischenwelt. Präzisionsarbeit für die Interpreten. Für die Klangspuren Schwaz hat Georg F. Haas seine musikalischen Konzepte aus dem Konzertsaal in die freie Natur übertragen. „Ritual“ ist Musik, die durch die Landschaft konturiert wird und selbst die Landschaft belebt, die sich mit ihrer Umgebung symbiotisch vereinigt. Und die mit der veränderten Wahrnehmung von Klängen aus ungewohnter Ferne spielt. Denn die im Konzertsaal gültigen Gesetze des Raums sind im offenen Gelände außer Kraft, die Zeit ist kein fester Parameter mehr: 330 Meter legt der Schall in einer Sekunde zurück, und Haas hat die Musiker in einem Areal von zweieinhalb Kilometern Ausdehnung verteilt. Dass die Zeit so ihre Objektivität verliert, wird am besten deutlich anhand der zwölf Schlagwerker: Sie sind auf ihrem Weg zum Alpinarium anfangs über eine Strecke von 1400 Metern aufgestellt, und wenn sie, geleitet von der Klickspur via Funk, gleichzeitig auf ihre Trommeln schlagen, dann haben die Schallwellen dieser Schläge unterschiedlich lange Wege zu den Ohren des Publikums. Ein Schlag nach dem anderen treffen sie ein. Topografie, Windrichtung, Schallgeschwindigkeit und Echo: Alles hat Haas bei der Komposition von „Ritual“ berücksichtigt. In einer fast hundertseitigen Partitur (Universal Edition Wien) hat er nicht nur seine Musik notiert, sondern auch eine ausgeklügelte Choreografie, nach der er die Musiker über den Hang des Grießkogel leitet: Aus der diffusen Klangverteilung der Anfangsaufstellung in einzelnen Instrumentengruppen formiert er die Interpreten immer wieder neu, lässt Klangflächen von hier nach dort tragen, Schallmauern errichten und wieder zusammenbrechen, Melodien mal von links, mal von rechts herüberwehen; unter dem strengen Rhythmus eines Marschfragmentes führt er die Musiker schließlich in ihren eigenen Ensembles zusammen; zuletzt gehen, unter dem Geläut der Galtürer Kirche, alle getrennter Wege ab. In einem Publikumsgespräch am Abend vor der Uraufführung erläuterte Haas ausführlich seine musikalischen Vorstellungen und Techniken, gab Einblick in die logistischen und technischen Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Aber er nahm auch außermusikalisch Bezug zum konkreten Ort seiner Musik, erzählte, dass er, selbst in den Bergen aufgewachsen, von Kind an gelernt habe, „die Natur in ihrer Gewalt und in ihrer Schönheit zu fürchten und zu lieben“. Und er erzählt, sichtlich beeindruckt, eine Geschichte aus dem Vorarlberger Bergdorf Parthenen: Dort habe es eines Winters einmal nicht mehr aufgehört zu schneien. Der kleine Ort sei beinahe schon von der Außenwelt abgeschnitten gewesen, und dennoch habe niemand ernsthaft daran gedacht, Haus und Hof zu verlassen. Bis auf einmal ein alter Mann die Bewohner zusammenrief und bestimmte: „Jetzt gemma!“ Kurze Zeit später ging eine Lawine nieder und zerstörte das leere Dorf. Haas ist felsenfest davon überzeugt, dass dieser Mann die drohende Gefahr gespürt habe, er geht von einer Fähigkeit jenseits von Naturbeobachtung und Erfahrung aus: von einem Gefühl für die Natur, ähnlich dem Instinkt der Tiere, die Gefahren wittern. Und dieses Gefühl für die Natur, meint Haas, sei heute nicht nur in den urbanen Zentren, sondern auch in der tourismusorientierten Bergwelt verloren gegangen. Für ihn, betont Haas, sei auch das ein zentraler Gedanke bei der Komposition von „Ritual“ gewesen. Es ist ein bezeichnender Gedanke für den gesellschaftspolitisch hellwachen Komponisten, der mit seiner wahrnehmungsintensiven Musik doch auch Sphären des Unbewussten erreicht. Sein Stück ist gleichermaßen „Ritual“ und Reflexion – und das an besonderer Stelle: Die Musiker spielen mit dem Rücken zu jener Wand des Grießkogel, von der am 23. Februar 1999 eine gewaltige Lawine abging und 31 Menschenleben forderte. Die Außenmauer des Alpinariums ist Teil des neu errichteten Lawinenschutzwalls. An diesem Ort kann „Ritual“ gar nicht anders gehört werden denn als große Trauermusik. Deswegen belässt es Haas nicht bei einer Naturbeschwörung, deswegen fragt er zugleich nach der Verantwortung des Raubbau treibenden, Profit maximierenden Menschen für die Naturkatastrophe – nicht ohne einen entscheidenden Hinweis auf das wahre Verhältnis zwischen Mensch und Natur zu geben: Die geballten sonoren Kräfte dreier Blaskapellen und eines Dutzends Schlagwerker nämlich, sie verpuffen auf dieser Bühne zu vom Winde verwehten Klangschwaden. Gegen den Berg ist selbst mit militär-musikalischer Hilfe kein Ankommen. Carsten Fastner ist Kulturredakteur des „Falter“, Wien Mehr zur Entstehungsgeschichte von „Ritual“: www.klangspuren.at/fortsetzung.php 4 SCHWERPUNKT spuren September 05 DIE GITARRE IN DER NEUEN MUSIK Gunter Schneider STREIFZÜGE UND MOMENTAUFNAHMEN Salut für Caudwell, Helmut Lachenmann Um 1900 galt die Gitarre den meisten Menschen in Mitteleuropa als großteils anspruchsloses volkstümliches Begleitinstrument. Das ganze 19. Jahrhundert hindurch hatten ernsthafte Komponisten, gewiss auch wegen der nur dem aktiven Ko-Tha, Giacinto Scelsi Spieler zugänglichen Handhabung, die Gitarre gemieden, sie höchstens zur Begleitung einfacher romantischer Lieder im Volkston (Beethoven, Schubert, Weber) oder zur koloristischen Einfärbung eines Ständchens in der Oper (Rossini) verwendet und sie im Übrigen den artistischen Darbietungen von Virtuosen wie Sor, Giuliani und Mertz überlassen. So blieb es dem Spanier Manuel de Falla vorbehalten, mit Homenaja 1920 das erste Gitarrenstück eines Komponisten von Rang zu schreiben, ein schlichtes, sehr subtil angelegtes Stück Musik über Musik, das ausgehend von Zitaten aus einem Klavierstück Debussys die Welt der kubanischspanischen Habanera mit herzzerreißender Klage um den Tod des verehrten Freundes verbindet und in impressionistischer Leichtigkeit zu einem versöhnlichen Schluss findet. Dabei wird die Gitarre als Inbegriff der spanischen Musik unterstützt durch die impressionistische Klangwelt der Quartenund Quintenakkorde transzendiert zu einem neu zu entdeckenden Klangkörper, dessen sechs in Quarten und einer Terz gestimmte Saiten, als Grundklang weit in die Zukunft weist – über Turina, Britten, Scelsi bis hin zu Lachenmann und darüber hinaus. Mitte der 20er Jahre taucht die Gitarre unerwartet in der Musik der 2. Wiener Schule auf – zuerst freilich, ganz in der Tradition Mahlers, der sie zusammen mit der Mandoline so auch in der 2. Nachtmusik seiner 7. Sinfonie einsetzte, als Begleitinstrument zur Darstellung des Volkstümlichen, des – durchaus auch gebrochenen – Idylls, des Ständchens. So hört man in der Wirtshausszene im 2. Akt von Alban Bergs Wozzeck einige schräge Gitarrenakkorde. Schönberg gab der Gitarre ihren ersten großen Part in seiner Serenade op. 24 für sieben Instrumente und tiefe Männerstimme im Mittelsatz, einem der ersten zwölftönigen Stücke. Die Serenade ist ein zwischen Karikatur und Innigkeit changierendes Ständchen im Spannungsfeld von Schrammelmusik, Mahler und dem Pierrot lunaire. Auch Webern ging in seinen Liedern für hohe Stimme, EsKlarinette und Gitarre über volkstümliche Texte von der populären Aura der Gitarre, entdeckte aber ihre subtile Klanglichkeit, die er auch in seinen aphoristisch-fragmentarischen Orchesterstücken nützte. Knapp 30 Jahre später, 1953/54, standen Schönbergs Serenade und Pierrot lunaire Pate bei der Konzeption von Le marteau sans maître von Pierre Boulez, einem Schlüsselwerk im Schaffen von Boulez und der Neuen Musik insgesamt. Hier, in einem Ensemble der dämmrigen, dunkel lodernden Farbigkeit der Altlagen – Altstimme, G-Flöte, Bratsche, Gitarre, Xylorimba, Vibraphon und Schlagzeug – wurde alles neu definiert oder zumindest gesucht, der Weg der Musik zwischen Serialität und freier Komposition sowie Semantik, Behandlung und Klang der Instrumente. Anklänge sind am ehesten an weit Enferntes zu hören, etwa Gamelanmusik oder, im Fall der Gitarre, an fernöstliche Saiteninstrumente, keine Rede von Volkstümlichkeit! Diese freilich, vor allem spanisch-südamerikanisch orientiert, bestimmte und bestimmt den mainstream der Gitarrenmusik von VillaLobos und Joaquin Turina über komponierende Gitarristen wie Barrios und Lauro bis hin zu Luciano Berios Hommage an den Flamenco Sequenza XI aus der einst neue und ungewohnte Spieltechniken auslotenden avantgardistische Serie von Instrumentalsoli. spuren SCHWERPUNKT 5 September 05 auf den Knien liegend spielen. Giacinto Scelsi, spät entdeckter Monolith in der Brandung der Avantgarde, definierte 1967 die Schlaggitarre auf radikalste Weise neu – ebenfalls auf die Knie gelegt wird sie in Ko-Tha, drei Tänze des Shiva als Perkussionsinstrument wiedergeboren. Auf die Veränderung von Tonhöhen durch das Verkürzen der Saiten wird hier verzichtet – zugunsten einer virtuosen Choreografie beider Hände, die Corpus und Saiten durch verschiedenartiges Schlagen, Zupfen, Wischen und Reiben zum Klingen bringen. Bald direkt, bald resonierend mitschwingend weht der Grundklang der freischwingenden Saiten wie der Bordunklang der Tanbura in der indischen Musik durch das ganze Stück, das die Geschichte von der Erschaffung, Blüte und dem Vergehen der Welt erzählt. Das titelgebende Sanskritwort ko-tha bedeutet soviel wie verwesen, vergehen. Zehn Jahre später, 1977, löste Helmut Lachenmann in seinem Duo „für zwei Gitarristen“ Salut für Caudwell das Dilemma von einer notwendigen Einsicht in die hochspezialisierte Spieltechnik der Gitarre und dem dann darin verhaftet Bleiben für sich noch einmal neu. Er, der ja überhaupt betont, dass er sich die Instrumente für jedes Stück neu zusammenbaue, behielt zwar die grundsätzlichen Spieltechniken bei, reduzierte sie jedoch radikal und gewann daraus neue Vielfalt. Zusammen mit einer subtilen Dämpf- und Resonanztechnik wird die Gitarre im Salut völlig neu erfahren, es öffnen sich neue Klang- und Hörräume, der Nähe und der Ferne, leiseste und brachiale, und doch tauchen vertraute Aspekte, vielleicht auf ungewohnte Weise wieder auf, die Rolle des allgemein verfügbaren, schlichten Begleitinstruments, der Träger inniger und geheimer Sehnsüchte, das kraftvolle powerplay. Kurze Schatten II, Brian Ferneyhoughs Daneben haben freilich auch Komponisten wie Frank Martin, Hans Werner Henze oder Benjamin Britten, die sich deutlich innerhalb einer fortzuführenden europäischen kunstmusikalischen Tradition verstanden, der Gitarre altes Terrain wieder erschlossen, oder, wie der europäisch ausgebildete Japaner Toru Takemitsu, ihr transkulturelle Beziehungen eröffnet. Brittens Nocturnal after John Dowland ist seit seiner Uraufführung 1964 durch Julian Bream ein zentrales Stück des neueren Gitarrenrepertoires. Martin hatte schon 1933 die teils zwölftönigen, teils an die barocke Suitenpraxis anknüpfenden Quatre pièces brèves für Andres Segovia komponiert, die, von diesem aber wegen ihrer Modernität nicht gespielt, erst in den 50er Jahren bekannt wurden. Und Henze, der die Aura der Gitarre besonders schätzt, hat mit großem, auch virtuosem Einfühlungsvermögen eine Reihe von Werken für und mit Gitarre komponiert, von der Kammermusik 1958 über die beiden großen Solosonaten nach Motiven von Shakespeare, Royal Winter Music, bis hin zum abendfüllenden Rezital El Cimarròn für Bariton, Flöte, Gitarre und Schlagzeug nach der Biografie des entlaufenen Sklaven Esteban Montejo aus der Zeit des kubanischen Freiheitskampfes gegen die Spanier. In diesem 1970/71 in Kuba komponierten Melodram hat der generell nonkonformistisch konservative Henze den Spagat zwischen kubanischer Folklore und Aleatorik, zwischen Dschungelsounds und erweiterten Spieltechniken geschafft, letzteres wohl unter einem gewissen Einfluss des kubanischen Gitarristen und Komponisten Leo Brouwer. Dieser wiederum, dessen Etüden Generationen von Gitarreschülern mit Begeisterung übten, hatte bis in die 60er Jahre von der kubanischer Folklore bestimmte Musik geschrieben. In seinen Werken um 1970 wie La espiral eterna, Parabola, Tarantos oder Per suonare a due für zwei Gitarren, aber auch in seinen Orchesterwerken und Filmmusiken dieser Zeit suchte er die Auseinandersetzung mit der und den Anschluss an die europäische Avantgarde, ehe er sich später der Faszination minimalistischer Pattern und romantischer Klänge schubertscher Prägung zuwandte. In den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstand Musik, die allen Instrumenten und gerade auch der im Kontext des avancierten Komponierens neu entdeckten Gitarre eine Fülle unerhörter Spiel- und Klangmöglichkeiten eröffnete. Mauricio Kagel verwendete die Gitarre, sowohl als „spanische“ als auch als elektrische in Sonant 1960/...zusammen mit Harfe, Kontrabass und Fellinstrumenten. In umfangreichen Spielanweisungen und Zeichenerklärungen entwickelt er aus den Instrumenten neue Klangwelten und, als Meister von auf Selbsterfahrung zielender psychologischer Zwickmühlen, den Musikern neue Bereiche der Kommunikation und Interaktion. Die elektrische Gitarre lässt er gelegentlich in Erinnerung an die Hawaigitarre flach Zwei Mitte der 80er Jahre entstandene Stücke für Gitarre zeigen das weite Spektrum dessen, was avancierte Komponisten mit diesem Instrument verbinden. Brian Ferneyhoughs Kurze Schatten II nach einem Text von Walter Benjamin versucht, Komplexität und Dichte auf die Spitze zu treiben. Als ob (unbewusst) mehrere Stücke gleichzeitig spielend heißt die Vorschrift über dem 7. und letzten Satz dieser Suite. Ferneyhough nützt für dieses auch dem Gitarristen höchste Virtuosität abverlangende Werk zur klanglichen Bereicherung vierteltönige Umstimmungen, die im Verlauf sukzessive zurückgestimmt werden. (Das erste vierteltönige Stück für Gitarre hat übrigens der Mexikaner Juan Carrillo schon 1925 komponiert.) Eine vierteltönige Auffächerung des Gitarrengrundklangs verwendet auch Beat Furrer in seinem Gitarrentrio ...y una canciòn desesperada nach einem Gedicht von Pablo Neruda, hier freilich im Gegensatz zu Ferneyhough in größter Reduktion. Es geht um das Verklingen der oft als Flageoletts zu spielenden ohnehin leisen Gitarrenklänge und das ihnen Nachhören bis in die Stille. Seit den 60er Jahren hat sich die – meist elektrisch verstärkte – Gitarre freilich im weiten Feld der freien improvisierten Musik, wo die Erforschung und Entwicklung neuer, ungewohnter Spiel- und Klangtechniken noch wichtiger war, einen Platz erworben, dies vor allem durch Derek Bailey, die Vaterfigur der freien Musik vor allem in England der 60er bis 80er Jahre, und durch Keith Rowe. Dieser hat, wie er selber sagte, in Analogie zum Maler Jackson Pollock, der für seine action paintings die Leinwände auf den Boden legte, die Gitarre flach auf den Tisch gelegt und sie mit Küchengeräten und Werkzeug, Bürsten und anderen Gegenständen präpariert und bearbeitet. Die von vielen Gitarristen bis heute verwendete table guitar wurde zum aktionistischen Pendant der elektroakustischen und konkreten Musik und stellt einen befreiend anarchischen Widerpart zur elektronisierten und computerisierten Musik dar. Gunter Schneider ist Komponist, Musiker und Dozent für Gitarre und Musik der Gegenwart an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. 6 NACHBAR spuren September 05 „OUR WORK – HIS GLORY“ Barbara Hundegger Wer sich, wie es die Galerie im Taxispalais diesen Sommer getan hat, mit dem Thema „Arbeit“ befasst und dabei besonders das Prekäre der Verhältnisse in den Blick nimmt, wird zwangsläufig und richtigerweise oft bei den Frauen landen – Sexarbeit, Migration, Teilzeit-, Tele-/Heimarbeit, Arbeitslosigkeit, Ausbeutung, Globalisierung, und Streiks: künstlerische „Arbeits“-Positionen der letzten 40 Jahre. Rundgang, auszugsweise, durch einen gemeinhin geduldeten Abgrund. Über 250 Migranten-Gruppierungen versuchen in Hongkong ihre jeweiligen Communities im Sinne eines „Migrant Empowerment“ zum Widerstand gegen Ausbeutung, Ungerechtigkeiten und migrationsfeindliche Gesetze zu animieren – und auf dem Video sehen wir Frau Hamto, wie sie im Rahmen einer „Street Action“, einer Weihnachtsparty im Dezember 2004 in der Chater Road, das Gedicht WOMEN vorträgt, und wir sehen die Zeile: „I am a woman, weak, afraid to assert, suffering in silence“, aber hinter ihr noch etliche andere auf dem Gehsteig, und was sie gerade tun, ist das Schweigen kurz brechen ... Zum Beispiel das Video „Remote Sensing“ der Schweizerin Ursula Biemann, 2001 entstanden, eine „Topografie des globalen Sexhandels im Zeitalter der digitalen Bildproduktion“. Beeindruckend nicht nur der überbordende Informationsgehalt und die multi-perspektivische Bildsprache dieses Filmes, sondern auch sein Text, zeitweise hochpoetisch, seinem Aussichtspunkt gerecht, dem Blick auf einen von Frauenhandel gigantischen Ausmaßes durchzogenen Globus, Geografien, „die ihre Geschlechtlichkeit verbergen“, Fakten in Wörter gekleidet, die so zurückgenommen brisant sind, dass man sie in sich neben allem anderen auch als lange und intensive Textdeklamation im Gedächtnis behält. Personal Participation, aus Russische Antidepressiva, Olga Chernysheva Das Wort „Arbeit“, so steht es im DudenHerkunftswörterbuch, sei „wahrscheinlich eine Bildung zu einem im germanischen Sprachbereich untergegangenen Verb mit der Bedeutung ,verwaist sein, ein zu schwerer körperlicher Tätigkeit verdingtes Kind sein’“. Das Wort habe noch bis ins Neuhochdeutsche hinein „schwere, körperliche Anstrengung, Mühsal, Plage“ bedeutet, und erst das Zutun Luthers mit seiner „Lehre vom allgemeinen Priestertum“ habe „den herabsetzenden Sinn“ des Wortes zurückgedrängt und „den sittlichen Wert der Arbeit als Beruf des Menschen in der Welt“ konstituiert. Und wurde seitdem weidlich genutzt, will man dazusagen – diese überhöhte Verquickung von Beruf und Berufung, aus der sich eine der bis heute gültigen Hauptsäulen nicht nur bürger- Klassekampen, Kirsten Justesen lichen Lebens ableitet: Sinn durch Arbeit. Wie propagandistisch, wie zynisch eine solche Vorgabe ist, auch das zeigt diese Ausstellung, wie ausbeutbar und wie nah an ihrer ursprünglichen Bedeutung. Zum Beispiel die „Chat(t)ter Gardens“ der Österreicherin Moira Zoitl, „Stories by and about Filipina Workers“, ein seit 2002 andauerndes Projekt, das sich der Situation von Arbeitsmigrantinnen aus Süd- und Südostasien in Hongkong widmet: maßstabgetreu das winzige Zimmer, nein: die Kammer, nein: die Kabine der Philippinin Maria Theresa Hamto, die bei einer chinesischen Familie in einem Außenbezirk Hongkongs als Hausarbeiterin arbeitet; auf dem Bettbezug in gestickter Schrift „the maid’s rule-book“, das ihr u.a. aufträgt, sich auch nachts um das Baby zu kümmern, die eigene Wäsche separat von der der Arbeitgeber zu waschen und keine engen Hosen, kurze T-Shirts zu tragen – Letzteres wie immer auch zu lesen als die Täter-Absicherungsklausel, die eingebaute Deckung für die sexuellen Übergriffe, die gegen die Frauen gang und gäbe sind. Nur an jedem Sonntag, ihrem Tag, versammeln sich die Haushaltsarbeiterinnen mitten im renommierten Finanz- und Shoppingviertel Hongkongs und nehmen mittels Decken, Plastikplanen, Kartons, Spielkarten, gemeinsamem Essen und Gesprächen den öffentlichen Raum für sich ein: kurzes Präsentsein jener, die sie verrichten, die nieder(gehalten)e Arbeit, für die man sie sich auf fünf Quadratmetern hält. Widerstand (2005), Christine S. Prantauer Zum Beispiel das „Monument to Working Women“ der Engländerinnen Ross/Cameron/ Silver aus 1985, Teil mehrerer Performances unter dem Titel „Triple Transformations“, Erinnerungen der Arbeiterklasse gewidmet, welche „durch den industriellen Wandel während der Thatcher-Ära völlig demontiert wurde“. Auf Fotos dokumentiert die künstlerische Intervention: das Denkmal für John Bright, einflussreicher Industrieller; in Arbeiterinnenkleidung gehen Ross/Cameron/Silver von der Kunstgalerie, die auch von Bright errichtet wurde, zu seiner Statue und funktionieren sie zu einem temporären Denk-, einem Mahnmal für die Arbeiterinnen der Textilindustrie um, einst weltweit größtes gewerkschaftlich organisiertes weibliches Arbeitskräftepotenzial, „our work – his glory“, „his profit – her labour“, „her poverty – his reward“ steht da zu lesen, und so wird benannt, was der Kapitalismus verschweigt: dass es den Ausbeutern, zumindest Profiteuren nach den Profiten gelingt, sich auch noch als Philanthropen zu inszenieren. Zum Beispiel die Großplakatwand „Widerstand“ (2005) der Tirolerin Christine S. Prantauer, die täglich stattfindende, von den spuren NACHBAR 7 September 05 dürfen. Oder „Turn on“ (2004) des Albaners Adrian Paci, die atmosphärisch überaus dichte Darstellung von auf Arbeit wartenden Männern, brachliegender Männerarbeitskraft, Generatoren-Bereitschaft, Glühbirnen-Beweise, Gesichtszüge wie vergessene Landschaften. Oder „Personal Participation“ (1996) der Moskauerin Olga Chernysheva, Teil eines Projekts namens „Russische Antidepressiva“: statt der produzierten Bonbons setzt sie in Bonbongröße die Gesichter der Produzentinnen auf die Bonbonschachtel. Oder Alexis Hunters (GB) „The Marxist’s Wife (still does the housework)“ – eine Arbeit aus dem Jahr 1978, die man sich auch zu einem „The Manager’s/ Journalist’s/Lawyer’s/Artist’s Wife (still does the relational work)” updaten könnte ... Oder zum Beispiel die beiden Arbeiten, die einen/eine halbwegs heiter zurücklassen angesichts der Abgründe rundum: seine „24 jobs“, die Robert Adrian X. (CAN/A) machen hat müssen, um als Künstler zu überleben, als humor- wie liebevolle Plastillin-Mini-Installation; und der ironisch tableauxhaft und großformatig inszenierte Digitaldruck der Dänin Kirsten Justesen, „Klassekampen“ (1976): ein heute archaisch-klassisch wirkendes, witzigwahres Ur-Bild feministischen Antriebs. Dann noch der Zufall vor „Housekeeping“ (1996) des Kanadiers Jeff Wall – Teil einer Serie über Putzfrauen und Putzmänner – bei der Seniorenführung, die von der Taxisgalerie im Rahmen ihres Vermittlungsprogrammes regelmäßig angeboten wird – eigentlich Seniorinnenführung, 8 Frauen, 1 Mann, Angehörige einer Generation, in der die Rollenaufteilung einzementiert war: Sie sind zwischendurch alle irgendwie befremdet, wie eine so alltägliche Sache wie die auf dem Bild, vor dem sie grad stehen, zum Gegenstand von Kunst werden kann, diese Frauen haben alle selbst viel geputzt in ihrem Leben, und ihre leise Ratlosigkeit, eine Art Peinlichkeit gegen das Sichtbarmachen der unsichtbar gehaltenen Arbeit – wie der ihren –, macht sie für einen Augenblick fast zum Teil dieser Riesenfotografie ... Housekeeping, Jeff Wall Es braucht einiges an Einlassen und Zeit, an Wiederkommen und In-Tranchen-Rezipieren – einer der Filme braucht allein 90 Minuten –, damit sich etliche der Arbeiten und alle Aspekte dieser Ausstellung erschließen. So ist sie auch in dem, wie sie ist, etwas von dem, was sie behandelt: Arbeit. Chat(t)ler Garden, Stories by and about Filipina Workers, Moira Zoitl Medien nicht gerade prominent platzierte, weltweite Arbeitskämpfe thematisiert: das unscharfe Bild einer Demonstration wird bei ständigem Update mit Papierstreifen überklebt, auf denen die gerade aktuellen Ausstände, Widerstände, Streiks der Arbeitenden aufgeführt werden – und es geht dabei, wenn man den Gründen für diese Auseinandersetzungen nachgeht, nicht um das Erkämpfen von Unverschämtheiten, sondern etwa darum, dass die Textilarbeiterinnen in Jakarta dagegen streiken, dass ihnen die Klopause aus der Arbeitszeit herausgerechnet wird ... Auf der Rückseite der Taxis-Galerie positioniert, ist Prantauers Plakat in und an den öffentlichen Raum gerichtet, sinnigerweise auf den Landhausplatz hin, der ja für von lokalen Initiativen organisierte Demonstrationen hierorts einer der prominentesten Versammlungsplätze ist. Zum Beispiel Video, Kittel und Mousepad der deutschen Künstlerinnengruppe -Innen plus, Ergebnis einer Aktion auf der CeBit Hannover, der weltgrößten Computermesse, Titel der Inszenierung: „-Innen im Frühling“, 1996: „im Gegensatz zur zukunftsweisenden Technologie“ sei dort „in Bezug auf Geschlechterrollen ein erstaunlicher Hang zur Tradition“ festzustellen. Hintergrund der Aktion, bei der die Künstlerinnen in Messeuniformen kostenlos Mousepads verteilen, bedruckt mit MultipleChoice-Antworten zu Fragen des Themenbereichs Geschlechterrollen, Technik und Sex, waren „inoffizielle Informationen seitens der Messe-Organisation, denen zufolge ... für die Dauer der CeBit ca. 2000 Prostituierte aus Thailand eingeflogen wurden“. Zum Beispiel „fünfnullplus“ (2004) der Vorarlbergerin Ruth Schnell aus der Werkreihe „Lichtbilder“: eine aalglatte blaue Epoxyharzplatte mit weißen Leuchtdioden, die, wenn man sie direkt anschaut, von ihrem smarten Erscheinungsbild her bruchlos in jedes Designerbüro passen würde, die aber, wenn man schon anderes und sie nur mehr indirekt im Aug hat, wie nebenbei und unter Nutzung des optischen „Nachzieheffekts“ perfiderweise und sekundenbruchteillang hologrammartig dutzende Wörter aus sich hinausfetzt, welche „die Deregulierung von Wirtschaft und Gesellschaft und hier besonders die Situation von Frauen über 50 auf dem Arbeitsmarkt“ skizzieren – also „Nachteil“, „Alter“, „Problem“, „ungleich“, „Vermögen“, „Verteilung“, „unbezahlt“, „Familie“, „Risiko“, „Isolation“, „Sexualität“, „wenig“ ... Oder „Beyond Caring“ (1984/85) des Briten Paul Graham, der die wartenden Menschen in den für sich selbst sprechenden Szenerien der Sozialhilfeämter zeigt – Orte, an denen „wirtschaftliche Entscheidungen und Menschenleben frontal aufeinandertreffen“. Oder „Drift: Diagram VI“ (2002) von Anne Tallentire, ebenfalls Großbritannien, die auf hochmalerische Weise Alltagsarbeiten in Superzeitlupe filmt, „prosaische Routinehandlungen, die nötig sind, um die Stadt zu erhalten“, und ihnen dadurch eine Präsenz einschreibt, die sie im „normalen“ Leben nicht einnehmen Und gerne würde man die Erfinder und Erfinderinnen des im ORF gespielten „Hättiwari-Spots“ samt AuftraggeberInnen – der IAA, International Advertising Association, Austrian Chapter (Kooperationspartner u.a. Henkel, Michelin, Red Bull, Kraft Foods, Meinl, Porsche, Verlagsgruppe News, Androsch, Zeilinger usw.) in dieser Ausstellung sehen, tagelang, welche es sich in schierem Zynismus leisten, die Verknappung, Verdunkelung, Verschlimmerung der Verhältnisse für die Masse der Menschen einem phantasierten Gejammere der Bevölkerung à la „Raunzerzone“ zuzuschreiben – als wäre das Nicht-mehr-auskommen-Können mit dem Einkommen eine Angelegenheit mangelnden Antriebs und nicht Ergebnis einer profithörigen Politik, die die tendenzielle Verbilligung von Audis, Jachten, Supersachen in einen statistischen Topf wirft mit der Verteuerung aller Güter des täglichen Gebrauchs, Brot, Strom, Selbstbehalte, Gasthausessen, Mannerschnitten, und sich daraus in fröhlicher Ignoranz eine geschönte Bilanz bastelt, die mit Mindestrenten, Durchschnittseinkommen, Armutsgrenzen, also echten Leuten, rein gar nichts mehr zu tun hat. Zur Ausstellung ist auch ein zweisprachiger (dt./engl.), doppelt-roter und umfangreicher Katalog erschienen, erhältlich in der Galerie im Taxispalais, Innsbruck, zum Preis von 16,– Euro. Barbara Hundegger ist Schriftstellerin und Korrektorin. Publikationen in Kultur- und Literaturzeitschriften sowie Gedichtbände und Theatertexte. Fotos Barbara Hundegger 8 NOCH NEBELSPUREN spuren September 05 KÜNSTLERRESIDENZEN – EIN POSTGRADUATE-MODELL FÜR INNSBRUCK? INGEBORG ERHART UND ANDREI SICLODI IM GESPRÄCH Julia Wallnöfer Die aktuelle Diskussion über eine Kunstuniversität für Innsbruck hat nun auch die Tiroler Künstlerschaft veranlasst, sich Gedanken zu machen, welche Art von Institution für Kunstschaffende die Stadt tatsächlich braucht. Nachdem beim derzeitigen Konzept ein Schwerpunkt im Bereich Musik zu erkennen ist, tritt die Tiroler Künstlerschaft nun mit ihrem eigenen Konzept in den Diskurs ein. Dabei gehe es nicht etwa darum, die Kunstuniversität an sich abzulehnen, sondern in einem konstruktiven Prozess geeignete Modelle für den Bereich „Bildende Kunst“ anzuregen. Ingeborg Erhart, Kuratorin und Geschäftsleiterin der Tiroler Künstlerschaft dazu: „Im Vorstand und im Vorsitz der Tiroler Künstlerschaft hat sich der Tenor herausgebil- an einem bestimmten Ort bekommen. Es ist eine wechselseitige Geschichte, nicht nur dass die Leute, die vor Ort arbeiten, davon profitieren, sondern auch dass ein Austausch stattfindet, und das ist total wichtig.“ Diesen interaktiven Aspekt betont auch Ingeborg Erhart: „Mit den diskursiven Veranstaltungen wird auch die Szene vor Ort sehr stark eingebunden. Was mir auch wichtig erscheint, ist, dass jetzt ein Teil der Stipendien an Theoretiker vergeben wird.“ Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist, dass kommendes Jahr erstmals eine Jury mit internationaler Beteiligung über die Vergabe der Stipendien entscheiden wird und statt heuer acht, nur noch sechs Künstler, dafür aber statt zwei, künftig drei Theoretiker ein zur Erweiterung des derzeitigen Programms am Künstlerhaus Büchsenhausen, das auch an einem anderen, neu zu schaffenden Ort denkbar ist, oder aber als Kombination aus dem derzeitigen Künstlerhaus, das räumlich allerdings schon jetzt aus allen Nähten platzt, und weiteren Werkstätten innerhalb Innsbrucks. Hier könnte man sich von Seiten der Tiroler Künstlerschaft auch eine Kooperation mit der geplanten Kunstuniversität vorstellen, die aller Voraussicht nach auch Werkstätten beherbergen wird. Andrei Siclodi dazu: „Es wäre für unsere Einrichtung auch wichtig, dass unsere ‚Fellows’ – so nennen wir sie seit heuer – auch Zugang zu diesen Werkstätten haben.“ Was zeichnet nun aber so ein für Österreich Für Andrei Siclodi zählt vor allem „die Qualität der Auseinandersetzung, die auf hohem Niveau stattfinden muss. Wir als Künstlerschaft sind sehr dafür, dass das alles einen Forschungscharakter hat, eine Art künstlerischer Forschung, die nicht automatisch auf eine Ausstellung gerichtet ist, sondern langfristig funktioniert und dafür braucht man Zeit und die entsprechenden Mittel.“ Der Bonus für die Stadt besteht laut Tiroler Künstlerschaft vor allem in einer Aufwertung des Standortes, „dass man sich überregional als Kunststadt etablieren könnte, dass man wirklich gute, interessante Künstlerinnen und Künstler und professionell arbeitende Leute anzieht und das ist sehr viel. Das ist auch ein Renommee für eine Stadt.“ Ingeborg Symposion, März 2004, mit vlnr: Janwillem Schrofer, Präsident der Rijksakademie Amsterdam, Miro Zahra, Künstlerhaus Schloss Plüschow, Mag. Ingeborg Erhart, Geschäftsleiterin Tiroler Künstlerschaft, Andrei Siclodi, Kurator Künstlerhaus Büchsenhausen, Mag. Jürgen Steinberger, Vertretung des Rektors der Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Markus Neuwirth, Institut für Kunstgeschichte Innsbruck Hilde Zach, Bürgermeisterin und Kulturreferentin der Stadt Innsbruck, Dr. Klaus Duregger, Vertreter der Kulturabteilung der Tiroler Landesregierung det, dass man dem Projekt Kunstuniversität Innsbruck grundsätzlich sehr positiv gegenübersteht, aber doch das Wie die große Frage ist. Und nur das Modell Salzburg zu klonen erscheint wenig sinnvoll. Es sollte hier in Innsbruck etwas für Österreich Einzigartiges entstehen.“ Und das könnte vielleicht ein eigenes Postgraduate-Programm sein. Ausgangspunkt für diese Überlegung ist die seit drei Jahren andauernde Umstrukturierung des Modells Künstlerhaus Büchsenhausen und des dortigen Artist in Residence-Programms. Internationale Künstler werden zu dreimonatigen Gastaufenthalten nach Innsbruck eingeladen, an deren Ende jeweils die Präsentation der vor Ort entstandenen Arbeiten steht. Unter der Leitung von Andrei Siclodi hat sich das einst ziemlich verstaubte Atelierhaus zu einem international beachteten „Kunstlabor“ entwickelt, das vor allem mit einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm von theoretischen Vorträgen bis zu Ausstellungen für fruchtbare Synergien mit der ortsansässigen Kunstszene sorgt. Andrei Siclodi: „Es geht nicht darum, dass die Tiroler Künstlerinnen und Künstler von den internationalen Künstlerinnen und Künstlern belehrt, oder korrigiert werden, sondern es geht um die professionelle Reibungsfläche, die dabei entsteht. Dadurch steigt auch die Qualität. Es sind verschiedene Leute im selben Alter etwa zwischen 20 und 40, die sich treffen und die Möglichkeit einer Förderung Stipendium erhalten werden, sodass immer zwei KünstlerInnen und ein Theoretiker bzw. eine Theoretikerin für drei Monate parallel in Büchsenhausen leben werden. So wird der Diskurs weiter vorangetrieben. Doch damit ist es für die Tiroler Künstlerschaft noch lange nicht getan. Der nächste Schritt müsste eine auf hohem Niveau agierende PostgraduateEinrichtung sein, die nicht im herkömmlichen Sinn ausbildet, sondern „die Möglichkeit der Weiterentwicklung der Teilnehmer in einem professionellen, spannenden Umfeld bietet. Das ist viel strukturierter und hat viel mehr mit inhaltlicher Qualität zu tun. Artist in Residence-Programm bedeutet, man fährt für eine bestimmte Zeit wohin und arbeitet dort, gewinnt neue Freunde und lernt andere Künstlerinnen und Künstler kennen, dann fährt man wieder heim, das war’s. Eine Postgraduate-Einrichtung hat ein Ziel vor Augen, ist als Institution nicht bloß ein Mittel für einen Austausch, sondern bietet eine echte Förderung junger Künstlerinnen und Künstler“, so Andrei Siclodi. Bereits im Frühjahr 2004 veranstaltete das Künstlerhaus Büchsenhausen zur Entwicklung eines solchen Modells ein hochkarätig besetztes Symposium und eine Arbeitskonferenz für politische Entscheidungsträger, wo auch die Leiter renommierter Vorbilder in Sachen Postgraduate-Institution wie der Jan van Eyck Academie Maastricht oder der Rijksakademie Amsterdam zu Wort kamen. Herausgekommen ist ein gedankliches Konzept einzigartiges Postgraduate-Modell aus? Andrei Siclodi: „Im Zentrum steht ein offener Diskurs zwischen verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern, Theoretikerinnen und Theoretikern, das ist unser Ansatzpunkt. Es gibt ‚Artists in Residence’ und ‚Advising Research Artists’, also die Künstler, die vor Ort arbeiten und gefördert werden, und dann gibt es die Künstler, die an der Institution administrative Funktionen übernehmen und mehr berufliche Erfahrung mitbringen, international anerkannte Persönlichkeiten sind. Die Künstlerinnen und Künstler können mit ihnen reden, Fragen stellen, sich austauschen.“ Genau dieser diskursive Charakter unterscheide das Projekt auch von einer gängigen Kunstuniversität, meint Ingeborg Erhart: „Diese intensive Diskussion wird an einer Kunstuniversität weniger stattfinden können, gerade wenn man die Entwicklung an den Universitäten im Allgemeinen betrachtet, wo immer mehr versucht wird, das Programm zu raffen und zu verschulen.“ Mindestens sechs Monate sollten Künstlerinnen und Künstler im Rahmen der neuen Postgraduate-Einrichtung in Innsbruck die Möglichkeit bekommen, sich fortzubilden, alle drei bis fünf Jahre könnte der administrative Künstler- bzw. Theoretikerstab wechseln. In welcher Größe das Modell in Innsbruck realisiert werden könnte, müsste natürlich noch geklärt werden. In Amsterdam gibt es allein 50 administrative Künstler, doch, so Ingeborg Erhart, „es kann auch und gerade im Kleinen gut gearbeitet werden.“ Erhart sieht aus Sicht der Tiroler Künstlerinnen und Künstler noch einen weiteren, ganz praktischen Aspekt: „Einerseits zeichnet ein Postgraduate-Programm die große Internationalität aus, andererseits könnten so aber auch Künstlerinnen und Künstler aus Tirol, die weggegangen sind, Lust bekommen, temporär für Projekte wieder zurück zu kommen. Man sieht es zunehmend auch an der Entwicklung in Büchsenhausen, dass so ein Format in Innsbruck sehr gewünscht ist, und vor allem die diskursive Ebene ganz wichtig zu sein scheint, also dass es diese internationale Auseinandersetzung gibt, einen Input, der von außen kommt, der die Szene sehr gut beleben kann.“ Der geplanten Kunstuniversität steht man im Übrigen weiterhin positiv und offen gegenüber. „Sollte es diese Kunstuniversität in Innsbruck also tatsächlich geben, werden wir versuchen, gegenseitige Synergien zu nutzen, aber parallel mit dem Künstlerhaus Büchsenhausen eigenständig neue Wege zu beschreiten“, so Ingeborg Erhart weiter. Doch was diese neuen Wege betrifft, so stellt sich am Ende für Andrei Siclodi zuerst eine grundsätzliche Frage: „Wieweit ist eine Gesellschaft oder die Politik bereit, ein Modell zu fördern, das keinen unmittelbaren Nutzen bringt, sondern ein internationales Netzwerk aufbaut?“ Julia Wallnöfer arbeitet als freie TV-Redakteurin in Deutschland. spuren ZUKUNFT 9 September 05 NATUR IM KALEIDOSKOP Nina Schedlmayer DIE LANDESAUSSTELLUNG 05 STELLT DIE FRAGE NACH DER „ZUKUNFT DER NATUR“. ZUM GLÜCK VERSUCHT SIE NICHT, DIESE ZU BEANTWORTEN. SONDERN KÜMMERT SICH ERST MAL UM DIE GEGENWART. STRENGE WISSENSCHAFT IST DABEI ALLERDINGS NICHT ANGESAGT. LANGEWEILE ABER AUCH NICHT. Treffen sich zwei Planeten. „Wie geht´s so?“, fragt der eine. „Schlecht“, erwidert der andere, „ein blöder Hautausschlag plagt mich, Homo sapiens heißt er angeblich.“ – „Ach, das kenne ich“, antwortet sein Bekannter, „ist aber nichts Lebensbedrohliches, und es geht wieder vorbei.“ Wenn in den Medien Saure-Gurken-Zeit herrscht, dann sind Schreckensmeldungen zu zivilisationsbedrohenden Naturkatastrophen recht beliebt. Grassierte in den 80er-Jahren noch die Angst vor dem Waldsterben und dem sauren Regen, so stand eine Dekade später das Ozonloch an erster Stelle in den Hilfe-wir-sterben-aus-Charts, und als Evergreen schlägt die globale Erwärmung. Zwischendurch versuchen Forscher zu beruhigen: Eh alles nicht so schlimm, reinste Panikmache werde betrieben. Und doch: Die Sorge um die Natur treibt die Gesellschaft offensichtlich. Geschieht tatsächlich Drastisches – Hochwasser, Tsunami, Lawinenabgänge – lautet die Diagnose, oft aus weiter Ferne getroffen: „Die Natur schlägt zurück“. Als würden Natur und Zivilisation einander bekriegen. Ob es die Kontinentalverschiebungen, die Eiszeiten oder eben die Technologien sind, die der Mensch entwickelt: Über die Jahrmillionen hinweg bewegte sich die Erde ständig. Ein bisschen Homo sapiens kann vielleicht ihre Haut nem Zimmer ins nächste schlüpfen. Schon aus purer Neugier, aus simplen Voyeurismus möchte man es ihnen sofort gleichtun – was verbirgt sich hinter dieser Türe, was hinter jener? Allerdings tappt man nicht in stinknormale Hotelzimmer, sondern auch in Räume, die üblicherweise nicht für Hotelgäste zugänglich sind. Diesen wurden je nach Funktion die passende Fragestellung zugeordnet. „Was schmeckt der Natur“ fragt etwa die „Küche“, „Wird die Natur zum Pflegefall“ die „Sauna“, und der „Kosmetikraum“ möchte klären, ob die Natur hässlich sein könne. Man merkt es schon: Nicht Zeigefinger-Didaktik lautet das Motto, sondern Spiel, nicht wissenschaftliche Strenge, sondern lockere Veranschaulichung. Dementsprechend sieht auch die Gestaltung aus – wie etwa in einer „verwüsteten Suite“: Kästen und Fernsehmonitore, Lampen und Betten stapeln sich in wildem Durcheinander übereinander. Eine gruselige Anaconda-Haut schlängelt sich aus einer Kommode. Ein makabrer Raubtier-Bettvorleger stiert uns aus künstlichen Augen an. Und in einem Video der Künstlerin Anna Möller wird ein harmloses Kätzchen wenig schmeichelhaft als „herrisch“ oder „großkotzig“ bezeichnet. Alles klar: Die Perversionen im Umgang mit der Natur werden hier demonstriert. In der „Bar“ dagegen kann man weder Die Bar im HOTEL: Mit wem lässt sich die Natur ein? verätzen, umbringen kann er sie wahrscheinlich nicht so leicht. Allerdings sich selbst. Die Landesausstellung 05 mit dem Titel „Die Zukunft der Natur“ versteigt sich weder in Allmachtsfantasien noch in Ökofundamentalismus, malt nicht den Teufel, aber auch keine lieblichen Idyllen an die Wand. Vorgenommen hat man sich viel: nämlich die „Darstellung und Deklinierung der Welt mit den Mitteln Tirols“. Das schreibt Intendant Martin Heller, der mit Projektleiter Benedikt Erhard die Federführung übernommen hat. Für die Ausstellung, die in Kooperation mit Südtirol und dem Trentino durchgeführt wurde, hat man aus etwa 170 Einreichungen zwei Teams gewählt. Die beiden denkbar verschiedenen Konzepte und Inszenierungen wurden an zwei Orten umgesetzt, die auf unterschiedliche Weise belastet sind: Hall, dessen Saline heute nur noch an den Niedergang einer Industrie erinnert. Und Galtür, das trotz eines wieder aufkeimenden Tourismus in den meisten Köpfen unweigerlich mit dem Lawinenabgang im Jahr 1999 verbunden wird. Im ehemaligen Salzlager Hall haben der Berliner Künstler Via Lewandowsky und der Zürcher Architekt Piet Eckert für ihren Zugang zur Natur eine hochzivilisatorische Metapher gewählt: In der Tourismusregion Tirol nicht ganz unpassend, haben sie ihren Teil der Ausstellung in den hohen Hallen als Hotel konzipiert. Hat man erst einmal an einem der Eingänge eingecheckt, wandelt man durch Korridore, entdeckt Notausgangs-Pläne, sieht Türen sich öffnen und schließen, Besucher von ei- nografie kaum vorstellbar. Schon gar nicht im Alpinarium, das 1999 als Teil der großen Lawinenmauer errichtet wurde. Hier sind die Ausstellungsgestalter – die deutsche Künstlerin Franziska Bark und Holzer Kobler Architekturen subtiler an das Thema herangegangen. Wird im „Hotel“ der Begriff der Natur generell befragt, so bohren Bark/Holzer Kobler tiefer. Für ihr Konzept haben sie an Türen geklingelt, sich zum Kaffee eingeladen, lange mit den Bewohnern des Paznauntals geplaudert, ohne freilich bereits von Anfang an zu wissen, was sie eigentlich herausfinden wollten. Erfahren haben sie dennoch vieles, wie sich in der Ausstellung zeigt. „Die Mauer“ erzählt vom Leben und Überleben im Gebirge, davon, wie sich der Mensch – siehe Lawinenmauer – der Natur anpasst. Selten, aber doch führt man auch hier Sachverhalte ähnlich plakativ vor Augen wie im „Hotel“. Da präsentiert man etwa auf Regalen eine ganze Reihe von Gegenständen fürs Survival-Training im Gebirge. Um etwa in die Haut eines Salamanders zu schlüpfen, müsste sich der Mensch schon ziemlich kostspielig ausstaffieren: Samentaschen für die erfolgreiche Fortpflanzung, eine Taschenlampe zur Verstärkung der schwächlichen Menschenaugen, eine Dose Pfefferspray zur Verteidigung. Neben dem kleinen präparierten Salamander nimmt sich das humane Überle- Innsbrucker Architekten Helmut Reitter entworfen wurde. Mächtige Stahlträger halten tausende Baumstämme, aus denen man 8 Millionen Tageszeitungen drucken oder über 60 Millionen Bleistifte herstellen könnte, in Zaum. Sieht aus, als würden die Stämme jederzeit auseinanderkullern – diese Angst ist allerdings unbegründet. Der Turm fungiert an der Rückseite des Alpinariums als temporärer Eingang: „Die Mauer“, sagt Benedikt Erhard, „sollte sichtbarer werden.“ Betritt der Besucher nämlich von der Straße her das Alpinarium über seinen regulären Eingang, so bleibt ihm die Lawinenmauer verborgen. Um den hölzernen Turm zu besteigen, muss er hingegen an der Mauer entlanggehen – einem Bollwerk, das elf Tonnen Schneemasse pro m³ aufhalten kann. Ihre Wände sind vergleichbar mit jenen der Wiener Flaktürme, einen, an manchen Stellen eineinhalb Meter. Applizierte Steine verbergen den Betonkern, und an einer Stelle zieht sich die amorphe Oberkante giebelähnlich nach oben – soll das eine urtümliche Wehrhaftigkeit deutlich machen? Gegenüber der Mauer erhebt sich bedrohlich-faszinierend der Berg, der Lawinenkegel, von dem die für 31 Menschen tödliche Staublawine abging. Von tragischen Schicksalen erzählt Benedikt Erhard, Familien, die beim Nachmittagskaffee in der Küche überrascht wurden, aber auch Die Rezeption im HOTEL: Welches Zimmer nimmt die Natur? einen Drink zu sich nehmen noch fette Zigarren rauchen – dafür an Telefonen den Tipps einer Sexualtherapeutin à la Dr. Sommer lauschen: Da beklagt sich etwa ein australischer Tarnfliegenmann, dass er immer wieder von den Weibchen durchgeprügelt werde, wenn er sich auf deren Abwehr hin zurückziehe. „Zum Teufel mit der Political Correctness“, herrscht ihn die Briefkastentante an, „die Mädels wollen, dass Sie Ihnen zeigen, wo es lang geht!“ Stehen offensichtlich auf sadistischen Sex, diese australischen Tarnfliegenfrauen. Bunte Tierpenisse und witzige Limericks von Robert Gernhardt ergänzen den schummrigen Raum, der uns – Schlagwort Verführung – die animalische Libido näher bringen will. Recht ernsthaft klingt das vielleicht nicht gerade. Eine wilde Mischung aus Naturalia und Artificialia breitet sich aus in diesem eigenartigen Hotel; und doch ist all das sortiert – wie in den faszinierenden Kunst- und Wunderkammern des 16. und 17. Jahrhunderts. Hier allerdings selten wie damals nach Materialien, sondern meist nach Themen. Das hat Charme, ist riskant und geht manchmal schief. Der Erkenntnisgewinn bleibt machmal oberflächlich. In ihrer waghalsigen Inszenierung, die in der Geschichte der Landesausstellungen eine Novität darstellt, wandern die Ausstellungsmacher auf einem schmalen Grat zwischen Witz und Übertreibung. Dennoch: Entziehen kann man sich ihren schrägen Ideen schwer. Konventioneller geht es im zweiten Teil der Ausstellung zu. Kein Wunder: An einem Ort wie Galtür wäre eine derartige Erlebnis-Sze- bens-Gerät recht aufwändig aus. In den anderen Räumen gingen die Ausstellungsmacher mehr auf die Bergbewohner der Gattung Homo sapiens ein. Arme Familien, so erfahren wir etwa, schickten ihren Nachwuchs im 19. Jahrhundert zum Arbeiten ins Schwabenland. Beim Abschied auf der „Reanhütten“ haben die Väter ihre weinenden Knirpse oft mit der Rute verdroschen – „damit sie kein Heimweh kriegen“, wie ein alter, gütig dreinblickender Mann in einem Video erzählt. Amüsanter klingt da die Geschichte von der eingeschworenen Tiroler Gemeinde Treze Tílias, zu deutsch Dreizehnlinden, in Brasilien: Während der Wirtschaftskrise waren 1933 junge Tiroler dorthin ausgewandert. Über siebzig Jahre lang haben die Bewohner in ihrer Enklave ihre Kultur wie in einem Rexglas konserviert: Fotos von jodelnden Trachtenpärchen oder ein Telefonbuch, dessen Einträge sich weitgehend lesen wie jene aus Wattens oder Landeck bezeugen das. Auch wenn es zunächst nicht so aussehen mag: Auch über all diese Erzählungen erfahren wir viel über das Verhältnis zwischen Mensch und Natur in dieser Region, und: Migration kann naturgemäß auch in den Tiroler Alpen ein Thema sein – wer zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Bergen nicht leben kann, muss ihnen eben entfliehen. Entdeckungen wie diese setzen Bark/Kobler dem Klischee vom engstirnigen, unbeweglichen Älpler entgegen: „Wer in den Bergen lebt“, so das Fazit, „muss sich in Bewegung setzen.“ Hoffentlich tut das nicht der Turm, der vom Hotelbesitzern, die sich gerade noch in den Keller retten konnten und damit wenigstens ihr eigenes Leben. Die Natur schlägt zurück. Die Natur, ein Racheengel in eigener Mission? Eine willentlich die Zivilisation attackierende dämonische Größe? Oder am Ende der verlängerte Arm Gottes? „Die Natur“, schreibt die Schriftstellerin Stefanie Holzer, „ist viel mehr Vorstellung als Wirklichkeit.“ Die Landesausstellung 05 führt uns keine singuläre Vorstellung von Natur vor, sondern ein ganzes Kaleidoskop, überhöht nicht, sondern mikroskopiert. Sie legt eher die Gegenwart dar, als kühne Zukunftsprognosen zu wagen. Und dennoch, eines scheint gewiss: Einige Jahre wird es der Planet mit dem Hautausschlag Homo sapiens noch aushalten müssen. Nina Schedelmayr ist Kulturredakteurin von Profil, der Wiener Zeitung und Camera Austria. www.la05.at, bis 6.11.2005 Täglich 10-18 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr Landesausstellung 05 Das Hotel – Salzlager Hall Saline 18, 6060 Hall i. T. Tel +43 5223 5855.450 Die Mauer – Alpinarium Galtür Hauptstraße 29c, 6563 Galtür Tel +43 5443 20000 10 NACHBAR spuren September 05 EIN BILD VON FREUNDSCHAFT ALS ANSTOSS FÜR DIE BETRIEBSAMKEIT DES AUSSTELLENS Karin Pernegger Die diesjährige Herbstausstellung der Galerie der Stadt Schwaz hat sich den Aufruf zu „Neuen Freunden“ auf ihre Fahnen geschrieben. Mit flottem Spruch findet sich in den heiligen Ausstellungshallen eine Hommage an die Freundschaft, deren früheste Zeichen wir schon mit Kuchenförmchen im Sandkasten zu backen wussten. führen, die seiner eigenen oft gar nicht so fremd erscheint. Die ausgestellten Werke ringen nicht lauthals um Aufmerksamkeit, sondern sprudeln aus dem energetischen Moment zwischen Realität und Intention der Kunst und vermögen auch urplötzlich ihrem Betrachter einen Haken zu schlagen. Die Ausstellung strickt sich aus einem leichten Band von Verführungen, Erwartungen und Täuschungen, das das reichhaltige Netzwerk des Phänomens Freundschaft illustriert und dem Betrachter oft ein Schmunzeln abringt. Charlie Tweed aus seinem Video „LETS START AGAIN“ In der bunten Zusammenstellung mit österreichischen Künstlern wie Anna Jermolaewa, Markus Schinwald und der Künstlergruppe Gelatin blicken Vertreter des englischen Humors, wie Charlie Tweed aus London, die Schweizerin Nicoletta Stalder, aber auch nicht zu vergessen unsere lieben Nachbarn aus Deutschland, Ulla von Brandenburg und Andreas Slominski, augenzwinkernd auf die Magie der Freundschaft: wie es sich liebt und neckt, streitet und versöhnt. Natürlich steht das Thema „Neue Freunde“ auch symptomatisch für den Beginn einer neuen Ausstellungstätigkeit in der Galerie der Stadt Schwaz. Die Partitur dieser Ausstellung besteht nicht allein aus kunsthistorischem Bodensatz und aus dem Höhenmaß der verwendeten Nägel, um die Bilder zu halten, sondern aus dem Zauber, den Betrachter für einen Augenblick in eine Welt zu ent- Wie sonst könnte man den hintergründigen Witz deuten, wenn man die der Puppenstube entsprungenen Objekte von Andreas Slominski im Ausstellungsraum sieht. Eine kinder-große Kirche reiht sich an ein mit „Röslein und Näglein“ besticktes Hochzeitsbett, die beide von einem schräg gezimmerten Polizeihubschrauber bewacht werden. Der Reiz der beschriebenen Kleinskulpturen liegt nicht in ihrer äußerlichen Erscheinung, sondern in der im Inneren verborgenen, gefinkelten Falle, so als ob man „verliebte Mäuse“ per Expresszustellung in den siebten Himmel verschicken wollte. Was nur bestätigt, dass heute Vorsicht geboten ist, wo immer man auch seine Nase rein zu stecken versucht. Das bedachte auch der Londoner Künstler Charlie Tweed mit seiner ganz speziellen Pirsch im britischen Unterholz. Verzweifelt zeigt er seine Endeckung, die ein fatales Bündnis zwischen Flora und Fauna im verborgenen Geschäft der Abhörtechnik offen legt. Diese unverbrüchliche Einheit aus Freund und Feind oder Jäger und Gejagten ist der saure Zahnschmelz der Zeit, der letztlich den Mittelpunkt unseres Seins zwischen Neugier, Wissen, Nähe und Angst ausmacht und das Duo namens Leben und Freundschaft wie Pech und Schwefel zusammen hält. Auch die Schweizerin Nicoletta Stalder zeigt uns, dass man nicht nur mit trickreichen Konstruktionen sich seine Interessenten angeln kann. Mit ihrem Kreativ-HausfrauenPseudonym lancierte sie im Schweizer Boulevardblatt „Blick“, das dem Format unserer heimischen Kronenzeitung entspricht, eine ganzseitige Meldung der besonderen Art, die weit über den Nudelholz-Äquator hinweg eine brisante Gewürzmischung der Kunst eröffnete: „Hausfrau backt Monument“. Die Meldung berichtet von einem Traum aus Salzteig, Herd und selbst geschnitzter Auswalkmodeln, um es ihren Landesvätern gleich zu tun. Für die Ausstellung in Schwaz wird sie kurzerhand ihre Küche übersiedeln und bei Anisplätzchen für die Besucher weiter aus dem Nähkästen so manche Finten zu erzählen wissen. Die Irritation liegt nicht nur im Mischungsverhältnis altbekannter Rollenzuschreibungen und neuer Lebensmodelle, sondern liegt im wahrsten Sinne des Wortes in der Sache selbst, was man für sie – im übertragenen Sinne – in die Welt zu setzen vermag. Die österreichische Gruppe Gelatin hat sprichwörtlichen den Hasen aus dem Pfeffer gegraben und legt einen 50 Meter langen rosa Häkel-Hasen in das Wiesenbett einer ober-italienischen Tallandschaft. Auf 20 Jahre ist der Schlummerschlaf des ausgegliederten Schmusegefährten angesetzt, um aus der Wurzel der Freundschaft zwischen Natur und Mensch ein zartes Pflänzchen wachsen zu lassen. Den Hasen im Zylinder hingegen schickt die Hamburgerin Ulla von Brandenburg gänzlich auf Urlaub und verordnet ihren Zauberlehrlingen schmunzelnd Übungsstunden. In ihrem Video lädt sie ihre Freunde ein, Zaubertricks vom Stapel zu lassen, deren aufschwingende Illusionsakrobatik eher charmantem Achselzucken entgegenkommt denn einem gekonnten Hochseilakt. Stimmt es denn wirklich, dass die Kunst Freude an Freundschaften hat? Oh Freundchen, ich hör dir trapsen, mit gewiefter Nase lässt sich so mancher Happen schnappen. So geschehen auch in der von Anna Jermolaewa initiierten Zeichner-Performance, zu der sie im Sommer d.J. die Schwazer Bevölkerung eingeladen hatte, sich porträtieren zu lassen. Mit Hilfe von vier russischen Künstlerkollegen Alina Fyodorova, Andrej Romasjukov, Alexander Frolov und Anna Frolova entstanden gewissenhaft ausgeführte Porträts, die aber auf den zweiten Blick die Gretchen-Frage der Kunst stellen: Was ist es letztendlich, das uns an der Kunst fasziniert? Und wer entscheidet darüber, was gute oder schlechte Kunst ist? Über den Sommer hinweg beobachtete Jermolaewa die Porträtmaler auf den Plätzen vor Museen und Denkmälern, um diese Fragen ins Bild zu setzen. Als letztes sei noch das Video von Markus Schinwald beschrieben, das die ernste Note der Ausstellung unterstreicht. Mit der Bildmetapher des Rattenfängers von Hameln zeigt er einen Kinderchor, der einer lebensgroßen Marionette mit ständig wechselnden Gesichtzügen folgt. Die Verheißungen der Verführung und die Bitterkeit der enttäuschten Erwartungen finden hier ihren kongenialen filmischen Ausdruck. In diesem Sinne ergibt die Ausstellung einen geschlossenen Kreislauf, die die Freundschaft als symbolischen Eröffnungsgestus für die Stadt Schwaz, ihre Galerie, ihre Einwohner und die Künstler in den Vordergrund stellt. Karin Pernegger ist Kuratorin und Leiterin der Galerie der Stadt Schwaz Galerie der Stadt Schwaz Palais Enzenberg, Franz-Josef-Straße 27/I A-6130 Schwaz/Tirol Tel +43 5242/73983, Fax +43 5242/66896 offi[email protected] www.galeriestadtschwaz.at „Neue Freunde“ mit Ulla von Brandenburg (D), Gelatin (A), Anna Jermolaewa (A), Markus Schinwald (A), Andreas Slominski (D), Nicoletta Stalder (CH), Charlie Tweed (GB) Eröffnung am Samstag, den 10. September um 18.30 gemeinsam mit den Klangspuren, zu sehen bis 29. Oktober 2005 Öffnungszeiten: Mi 10 bis 19 Uhr, Do/Fr 13 bis 19 Uhr, Sa 10 bis 13 Uhr DIE INTERNATIONALE ENSEMBLE MODERN AKADEMIE BEIM PAXOS SPRING MUSIC FESTIVAL 7.-18. JUNI 2005 Michael M. Kasper Vom 7. bis 18. Juni 2005 fand auf Paxos (Griechenland) zum zweiten Mal das Paxos Spring Music Festival statt, das sich ausschließlich der Musik des 20. Jahrhunderts widmet. Veranstaltet und finanziert vom Paxos Festival Trust Ltd., London, und der Paxos Cultural Union, wird dieses Festival künstlerisch geplant und durchgeführt von der Internationalen Ensemble Modern Akademie, Frankfurt. Die Internationale Ensemble Modern Akademie (IEMA) wurde im Jahre 2003 von den Musikern des Ensemble Modern gegründet, mit der Zielrichtung einer Weitergabe der 25-jährigen Erfahrung im Umgang mit neuen musikalischen Konzepten, Stilrichtungen und den damit verbundenen erforderlichen Spieltechniken. Hochbegabten und qualifizierten jungen Musikern wird in der IEMA die Chance gegeben, an dem „kollektiven Gedächtnis“ dieses Ausnahmeensembles teilzuhaben und von diesem zu profitieren. Die Aktivitäten der IEMA drücken sich in verschiedenen Arbeitskonzepten aus: Zum einen erhalten die durch Probespiel gefundenen Musiker (Instrumentalisten, Komponisten, Dirigenten, Tontechniker) in Frankfurt über ein Stipendienjahr hindurch, intensiven Einzelund Kammermusikunterricht bei den Mitgliedern des Ensemble Modern. Weiterhin geht die IEMA „on Tour“, das heißt: entweder das gesamte Ensemble Modern befindet sich auf Konzertreise, die pädagogischen Arbeiten finden während einer Konzerttour statt (wie im Juli 2005 in Japan und Korea), oder ein Teil der Musiker führt an Orten außerhalb Frankfurts komplette Kurse für Neue und Aktuelle Musik durch, wie z.B. in Schwaz (Tirol) oder auf Paxos. Die jeweiligen Kursteilnehmer werden von einer Jury aus Mitgliedern des Ensemble Modern anhand der von den Bewerbern eingesandten CDs ausgewählt. Für das diesjährige Paxos Spring Festival wur- den folgende zehn Teilnehmer ausgewählt: Natalia Gerakis (Flöte), Yumi Schmuck (Klarinette), Despina Apostulu und Eleni Pappa (Klavier), Konstantinos Panagiotidis, Emorfia Papadimitriu und Theodor Patsalis (alle Violine), Angela Giannaki (Viola), Angelos Liakakis und Dimitri Travlos (Violoncello). Dozenten waren Roland Diry (Klarinette), Ueli Wiget (Klavier), Jagdish Mistry (Violine) und Michael M. Kasper (Violoncello). In der am 3. Juni begonnenen Arbeitsphase wurden 21 Solo- und Kammermusikwerke des 20. Jahrhunderts erarbeitet und zunächst in vier Konzerten auf Paxos vorgestellt. Ein Konzertprogramm war ausschließlich griechischen Komponisten – Borboudakis, Skalkottas, Travlos, Vlitakis und dem aus Paxos stam- menden Aperghis – gewidmet. Die jungen Musiker hatten sich auf unterschiedlichste technische Schwierigkeiten und ungewohnten musikalischen Ausdruck einzustellen. So erfordert das Werk des Spektralkomponisten Tristan Murail eine andere Herangehensweise als das technisch extrem schwierige 1. Streichquartett von György Ligeti; die Meister einer intensiven Ausdruckssprache auf kleinstem Raum wie Anton Webern und György Kurtag müssen wiederum anders geübt und interpretiert werden als die Maschinerie des Minimal-Komponisten Rzewski. Was zunächst oft nach der übergeordneten Hand eines Dirigenten rufen ließ, wurde nach harter Probenzeit von den Musikern selber auf hohem Niveau kammermusikalisch gelöst. spuren FREUNDE 11 September 05 WINDKRAFT – KAPELLE FÜR NEUE MUSIK zweifach besetzten Kapelle, d.h. ungefähr fünfundzwanzig Musikern besteht: Flöte, Klarinette, Oboe, Saxofon, Trompete, Horn, Tuba, Posaune und Schlagzeug sind vertreten. Dabei kann jederzeit die Besetzung verstärkt und um andere Instrumente erweitert werden – so geschehen beispielsweise bei der im Rahmen der Klangspuren 2004 uraufgeführten „Stunde der Seele“ der großen Komponistin Sofia Gubaidulina – einem Konzertereignis der besonderen Art, dessen live-Mitschnitt demnächst auf der ersten, im September des Jahres herauskommenden Windkraft-CD nachhörbar sein wird und einen Höhepunkt der bisherigen Arbeit des Ensembles darstellt. RÜCKBLICK Sofia Gubaidulina, Nathalie Stutzmann STARKE AUFTRITTE In den Nonsberger Märtyrerberichten aus dem Jahr 397 n.Chr. wird davon berichtet, dass die Einheimischen dieses Südtiroler Tales mit dem Klang ihrer Tuben (wahrscheinlich einer Art von Rindentrompeten) die Gemeinde zusammenriefen, um sodann christliche Missionare, die sie bekehren hatten wollen, anzusingen, mit der Tuba anzublasen und anschließend zu töten. Für starke Auftritte haben Bläserformationen, oft unterstützt durch Schlagwerk, schon immer gesorgt: Trommler und Pfeifer, häufig in einer Person vereinigt, mit der einen Hand trommelnd, in der anderen die Schwegelpfeife, als Begleiter von Aufmärschen vor allem kriegerischer Art seit dem Mittelalter, Turmbläser, Stadtpfeifer und daraus sich entwickelnde Ensembles – vielfältig war der Einsatz dieser instrumentalen Kombination, die sich besetzungsmäßig stets vergrößerte. Auch vom Konzil von Konstanz (15. Jahrhundert), wo sich die musikalische Elite Europas ein Stelldichein gab, erzählte man sich, dass Friedrich IV. (der legendäre „Friedl mit der leeren Tasche“) dort mit „stärkster Musik“ – bestehend aus Pfeifern, Trompetern und Die Realisierung der Uraufführung eines Werkes von Manolis Vlitakis (Auftragskomposition von IEMA und Paxos Festival Trust) schließlich war ein weiterer Höhepunkt der mehr als zweiwöchigen Aktivitäten. Die Menge und der Schwierigkeitsgrad der geplanten Werke konnte nur in einem extrem engen Arbeitsplan bewältigt werden. So fanden bis auf eine dreistündige Mittagspause die Proben täglich von 9 bis 22 Uhr statt. Die Ergebnisse dieser erfolgreichen Arbeit wurden in sieben Konzerten öffentlich vorgestellt, davon die vier Workshop-Konzerte auf Paxos, sowie weitere auf Korfu, Karystos und in Athen. Zum Abschluss des Festivals und zur Honorierung von besonders herausragenden Leistungen stellte John Gough, Chairman des Paxos Festival Trusts, vier Halbjahresstipendien an folgende Teilnehmer zur Verfügung: Lefki Karpodini (Klavier, Teilnehmerin 2004), Angela Giannaki (Viola), Angelos Liakakis (Violoncello) und Dimitri Travlos (Violoncello). Diesen Stipendiaten soll es ermöglicht werden, die IEMA über ein halbes Jahr in Frankfurt zu besuchen, um die begonnenen Studien zu vertiefen. Die gemeinsamen Ziele der IEMA und des Paxos Festival Trust weisen weit in die Zukunft: 1. Über ein kontinuierliches Arbeiten mit jungen griechischen Musikern sollen diese in die Lage versetzt werden, selber in Ensembles- oder Kammermusikformationen Neue Musik in Griechenland auf höchstem Niveau zur Aufführung zu bringen. Posaunenspielern – aufgekreuzt sei und dementsprechend Eindruck gemacht habe, was ihm allerdings offenbar nichts dagegen genützt hat, geächtet zu werden und auf abenteuerlichen Wegen nach Tirol flüchten zu müssen. Effektvolle Begleiterscheinung waren diese Ensembles, die im 19. Jahrhundert dann „Banden“ hießen und hitverdächtige sinfonische Kompositionen in Bearbeitung allerorts darboten, allemal, und Blasmusik hat in Tirol eine ungemindert starke Präsenz – bekanntermaßen gibt es heute mehr Tiroler Musikkapellen als Tiroler Gemeinden. KAPELLE DER ANDEREN ART Bei Windkraft – Kapelle für Neue Musik handelt es sich zwar nicht um eine dieser zahlreichen traditionellen Tiroler Musikkapellen, auch haben sich die durchschnittlich noch sehr jungen Musiker und Musikerinnen ausschließlich der Aufführung von Zeitgenössischem verschrieben, man lehnt sich in der Konstellation aber bewusst an das Schema der traditionellen Blaskapelle an, was heißt, dass neben den Bläsern das Schlagzeug als wichtiger Faktor in der Besetzung aufscheint, wobei der Grundstock von Windkraft aus einer höchstens 2. Durch kontinuierliches Musizieren muss auch ein neues Publikum an die Neue und Aktuelle Kunst herangeführt werden 3. Private und öffentliche Geldgeber müssen überzeugt werden, dass es sich lohnt, in die junge Kunst im eigenen Land zu investieren. Vorraussetzung ist: Paxos Spring Music Festival ist ein Festival für Neue Musik in Griechenland in erster Linie für griechische Musiker. Aufgrund der hervorragenden Ergebnisse sowohl 2004 als auch 2005 planen der Paxos Festival Trust und die IEMA eine Fort- und Weiterführung der gemeinsamen Arbeit im Mai 2006. Vorgesehen ist die Einbindung der Universitäten von Thessaloniki und Korfu, vorstellbar ist etwa die Zulassung von passiven Kursteilnehmern aus dem Kreis der dortigen interessierten Studenten. Dadurch wären zukünftig über den reinen Solo- und Kammermusikunterricht hinausgehend Zusatzkurse oder Seminare über Komponisten, Musikkonzepte, Interpretationen und Spieltechniken möglich. Konzerte der Kursteilnehmer sind in Tessaloniki, Athen und Patras geplant. Michael M. Kasper ist Mitglied und Gesellschafter des Ensemble Modern Näheres unter: www.paxosfestival.org.uk www.internationale-em-akademie.de www.klangspuren.at/akademie.php Geboren wurde Windkraft von den Klangspuren: Der Bedarf an speziell zusammengestellten Ensembles ebenso wie das Interesse seitens der Komponisten an unüblichen Besetzungen, die sie als Vorgabe verwenden konnten, waren groß. Zudem legte die auffallende Dichte an hochqualifizierten, dem Neuen gegenüber aufgeschlossenen Bläsern sowie ein beachtliches Potential an ebensolchen Schlagzeugern im Tiroler Raum die Bildung eines dergestalt besetzten Ensembles nahe. Unter der Leitung des als Dirigent Neuer Musik bekannten, ehemaligen Innsbrucker Musikdirektors Kasper de Roo brachte das Ensemble bei seinem Debüt im September 2000 die Kirche des Stiftes Fiecht auf beeindruckende Weise zum Tönen – mit intensivster Musik von Edgar Varése, Iannis Xenakis, Oliviér Messiaen und Galina Ustvolskaja. Man hatte sich auf einen erfolgreichen Weg gemacht, es folgten weitere Konzerte mit speziell interessanten Programmen. Schließlich wurde Windkraft zum selbstständigen Verein, als dessen künstlerischer Leiter Kasper de Roo, als dessen Obfrau Martina Streiter (GE Jenbacher) und als dessen Geschäftsführer Stefan Schwarzenberger (als Schlagzeuger Mitglied von The Next Step) tätig sind. Mittlerweile kann man nicht nur auf ein stets anwachsendes Repertoire Neuer Musik, sondern auch auf eine ebenso wachsende Zahl von zeitgenössischen Komponisten verweisen, die Werke speziell für das Ensemble komponiert haben: so unterschiedliche Komponisten wie Herbert Grassl, Johannes Maria Staud, Sofia Gubaidulina, Michael Riessler, Gunter Schneider, Eduard Demetz, Franz Schreyer, Germán Toro-Pérez, Olli Virtaperko, Jürg Wyttenbach und Otto M. Zykan konnten Aufsehen erregende Uraufführungen durch von Milena Meller. Windkraft erleben, das mit Kompositionen von Erkki-Sven Tüür oder Vincent d’Indy, Kevin Volans, Wolfgang Rihm, Werner Pirchner oder Giya Kancheli eine stilistisch sehr bunte Palette von „Blasmusik“ ins Repertoire aufgenommen hat (um nur einen Teil davon zu nennen). AUSBLICK Nach einem Auftritt Ende August 2005 zur Eröffnung der Meraner Festwochen mit „Rondo de Banda“ des Südtiroler Komponisten Eduard Demetz, das schon im Rahmen der Klangspuren 2003 von Windkraft-Mitgliedern aus der Taufe gehoben wurde, geht Windkraft im Oktober dieses Jahres auf eine Tournee, die nach Riga und Vilnius führen wird, nachdem man bei den Klangspuren 2005 gemeinsam mit der Swarovski Musik Wattens ein Konzert mit Uraufführungen der jungen Tiroler Komponisten Johannes Maria Staud und Christof Dienz, der polnischen, in den USA lebenden Komponistin Ewa Trebacz sowie „Akrata“ von Iannis Xenakis und Octandre von Varése aufgeführt haben wird. Bei den Auftritten in Lettland und Litauen, durch deren schwerpunktmäßige Präsenz im Rahmen der Klangspuren auch musikalisch kein unbekanntes Terrain mehr, wird Windkraft, gemeinsam mit Kasper de Roo, Magnus Lindbergs „Gran Duo“, Iannis Xenakis’ „Akrata“, Edgar Varéses „Octandre“ und Uraufführungen von J. M. Staud sowie eines jungen litauischen Komponisten spielen. Man ist nicht nur in der Besetzung flexibel und schöpft aus dem reichhaltigen Pool in Nord- und Südtirol vorhandener Musiker, geplant ist für die Zukunft auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit verschiedenen jungen Dirigenten. So wird man auch weiterhin auf starke Auftritte von Windkraft gespannt sein können. Milena Meller ist Musikwissenschaftlerin und freie Musikjournalistin kapelle für neue musik windkraft sofia gubaidulina – stunde der seele 12 SCHWERPUNKT spuren September 05 CHOR UND ZEITGENÖSSISCHE MUSIK Reinhard Schulz Man stelle sich vor: Nur etwa 1,6 Mio. Einwohner zählt Estland, aber beim Sängerfest in Tallinn im Juni 1990 sang ein Chor von 30.000 vor einem Publikum von 500.000 Menschen. Zieht man in Betracht, dass auf der Bühne nur die Sieger der regionalen Sängerwettbewerbe stehen, so darf man getrost davon ausgehen, dass jeder Lette, Este oder Litauer zumindest einmal in seinem Leben an einem solchen Fest mitgewirkt hat. Clytus Gottwald, einer der großen Protagonisten der zeitgenössischen Chormusik, hat immer wieder darauf verwiesen, dass Musik für Chor, vor allem für Chor a Cappella, eine ideale Form interkommunikativen Handelns repräsentiere. Gemeint war hiermit wohl in erster Linie der strukturelle Aspekt, also die Interaktion unter einer Anzahl solistisch besetzter Sänger, in der sich individuelle Aktion, Reaktion auf andere und Integration in einen Gesamtklang auf vollkommenste Weise musikalisch verwirklicht. Wirklich waren die meisten wesentlichen Chorkompositionen nach 1950 gerade daraufhin angelegt. Das geschah freilich nur zögernd, gerade die Chormusik in Deutschland – und hier lag das Zentrum avantgardistischer Auseinandersetzung – war mit dem Odium von Gesangsbünden, Männerchor-Selbstgefälligkeit und Singbewegungen mit konservativem bis reaktionärem inhaltlichen Selbstverständnis schwer belastet. Gegen diese Haltung kämpften denn auch die vokalen Arbeiten eines Dieter Schnebel, Heinz Holliger, György Ligeti, Brian Ferneyhough, Mauricio Kagel, Helmut Lachenmann und vieler anderer beharrlich an (ich erwähne Luigi Nono hier nicht, da seine großartigen Arbeiten für Chor offensichtlich von einem selbstverständlicheren Umgang mit Stimme auf der Basis italienischer Gesangstradition geprägt waren). Chormusik verstand sich in diesem Umfeld als Reaktion, ja als Gegenentwurf zur landläufigen Auffassung des Chorgesangs. Das war zweifelsohne geschichtlich notwendig, es war ein Reinigungsprozess, ein Purgatorium, so wie zum Beispiel Helmut Lachenmann sein ganzes schöpferisches Arbeiten in den 60er und 70er Jahren als Wirken gegen verhärtetes (und damit falsches) Verstehen von Klang, von Musik begriff. Musik aber, die sich in erster Linie als Gegenentwurf, als Provokation (im besten Sinne) versteht, hat den Tribut zu zollen, nicht in extenso zum Eigenen vorzudringen. Sie war Abwehrarbeit, definierte sich als Aufweichung oder als radikal gesetzter Widerpart zum Tradierten, oder besser zum schlecht Tradierten – ganz im Sinne Gustav Mahlers, der ja einmal den Musikern der Wiener Hofoper vorhielt, dass das, was sie als Tradition bezeichneten, nichts anderes als deren Schlamperei sei. Im Zeichen dieses Tuns, es war übergreifend und beschränkte sich keineswegs nur auf chorisches Arbeiten, baute die Musik eine Barriere zwischen sich und das Publikum (wie immer sich dieses auch definiert). Wenn Heinz Klaus Metzger einmal in den Raum stellte, dass sich große Musik vielleicht nicht daran definiere, was sie schaffe, sondern vielmehr dadurch, was sie abschaffe, dann reagierte dieses Statement auf jenen Zustand. Musik aber braucht beides, sie kann Schaffen und Abschaffen gar nicht auseinander definieren. So wie Schaffen ohne Abschaffen im Alten be- fangen bleiben muss, bleibt Abschaffen ohne Schaffen hohl und letztlich perspektivlos. Das wurde – bewusst oder unbewusst – durchaus wahrgenommen. Die Abkehr des Publikums von der zeitgenössischen „E-Musik“, seine Hinwendung zum Easy-Listening popdeterminierter Hörwelten, ist Reaktion darauf. Man hatte keine Lust, sich in innermusikalische Debatten einzuleben – oder man empfand keine Lust dabei. Das Argument, dass das Neue eben immer einer gewissen Anlaufszeit bedürfe, dass es zur Trägheit des Jetzt im Widerpart stehe (was fraglos stimmt), kann nicht über gegenwärtig sich auftuende Gräben hinweg täuschen. Hier nun wird ein anderer Aspekt von Gottwalds „interkommunikativer Handlung“ im chorischen Singen wichtig. Kommunikation ist dabei nicht nur intern im innermusikalischen Prozess zu begreifen, sondern auch nach außen, hin zum Publikum. Helmut Lachenmann hat einmal im Umfeld der Erläuterungen zu seiner Oper „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ das Defizit hervorgehoben, wenn ein Komponist sich dem ursprünglichsten Instrument, also der menschlichen Stimme, verweigere. In einer Erläuterung zur Genesis des Werks schrieb er: „So ging es mir immer wieder um die Auseinandersetzung mit den vertrauten Werkgattungen – sozusagen in paradigmatisch verwandeltem Zusammenhang. Zum Beispiel natürlich auch um die Beantwortung der Frage: ‚Wie hältst Du’s mit dem Gesang?‘ Bis heute ist für mich diese Frage traumatisch geblieben. Ein Musikbegriff, der der Stimme ausweicht, gar den Gesang aussperrt, bei dem stimmt etwas nicht. Das war mir bewusst, nagte an mir. Wenn wir über die Genese des ‚Mädchens’ sprechen, dann gehört dazu, dass diese Oper sich nicht zuletzt der – noch nicht beendeten – Auseinandersetzung mit der singenden Stimme verdankt.“ Diese Ursprünglichkeit der Stimme aber hat sich bis heute eine ganz eigene Aura bewahrt. Während der Instrumentalist, vor allem im orchestralen Kontext, Gefahr läuft, als nur ausführendes Organ vernommen zu werden, bleibt beim Sänger weit stärker das Moment, direktes Organ zu sein. Hier steht der Mensch gleichsam schutzlos vor dem zu erzeugenden Klang, als nacktes Individuum verantwortet er sein Laut-Geben. Die Barrieren zum Hörer sind auch dann geringer, wenn er sich gesteht, dass die eigene Stimme zu den vernommenen Höhenflügen nicht hinlangt. In einem Vortrag beim Jahreskongress des Bundesverbandes Deutscher Gesangspädagogen hat Peter Gülke 2002 auf diese Ursprünglichkeit des Singens hingewiesen: „Bis in die Zeiten des jungen Beethoven hinein stand für das ästhetische Denken außer Frage, dass die Musik allein in Verbindung mit dem Wort ihrer wahren Bestimmung zuzuführen sei, womit unter anderem dem längst vorliegenden Instrumentalwerk Haydns oder Mozarts noch ein Schatten von Inferiorität verblieb – André-Ernest Modeste Grétry, von der Ästhetik der französischen Aufklärer her kommend, pries Haydns Sinfonien als Steinbruch, aus dem wertvolle musikalische Brocken bezogen und in der Verbindung mit Worten ihrem eigentlichen Zweck zugeführt werden sollten. In der Konstellation eines zum oder im Orchester spielenden Solo-Instruments – das gilt für das barocke Solokonzert nicht minder wie etwa die Sologeige im zweiten Satz von Brahms‘ erster Sinfonie – bleibt allemal das Moment der als handelndes Subjekt aus dem Ensemble heraustretenden ‚vox humana‘ der Hinblick auf den singenden Menschen mitenthalten.“ „Vox humana“ – die menschliche Stimme: Das hat eine ganz eigenwillige Doppelbedeutung. Nicht nur ist es die Stimme, die dem Menschen zugehört, es ist zugleich eine Stimme mit menschlicher, als sich zum Menschen innig hinwendender Ansprache. Diesen Aspekt aber hatte die zeitgenössische Musik in ihrer kritischen wie technologischen Überfrachtung zumindest partiell zurückgedrängt. Auch von da her rührten Berührungsängste mit der Stimme, der man sich lieber experimentell, im Abklopfen ihrer Potenzen, näherte, als sie als menschliche Appellhaftigkeit zu verstehen. Hier aber setzte in den letzten Jahren ein Umdenkprozess ein. Die extremen Grenzgänge wirken ausgeschritten, das Bedürfnis zu schöpferischer Ansprache im Gegensatz zur kritischen Destruktion ist spürbar gewachsen. In diesem Umfeld wächst dem Gesang, insbesondere der Chormusik eine zentrale Bedeutung zu. Es ist ein geschichtlich gewachsenes, zugleich psychologisch wie physiologisch unschwer begründbares Faktum, dass die Barrieren vom Professionellen zum musikalischen Laien, zum Amateur geringer sind. Schon die experimentelle Musik (etwa Dieter Schnebel, John Cage, Cornelius Cardew oder Hans-Joachim Hespos) hatten über vokale Ensemblearbeit, zum Beispiel im Bereich neuer Schulmusik, Näherungen zum musikalischen Laien gesucht. Heute sind die Distanzen über mehrere Brücken noch geringer geworden. Genannt müssen werden die Versuche einer Verknüpfung von Pop- und Jazz-Elementen mit zeitgenössischen Techniken, sowie die Auseinandersetzung mit der Folklore (zum Beispiel in Nord- und Osteuropa, etwa das schwedische Kulning-Singen), mit alten Kirchenmusiktraditionen oder auch mit außereuropäischen Stilistika des Singens (besonders faszinierend wirkten hier die verschiedenen Versuche mit Techniken des Obertonsingens, die in der tibetanischen Musik bis hin zu den Mongolen Sibiriens verwurzelt sind). Hier nun gewinnt Clytus Gottwalds Begriff des kommunikativen Handelns eine zweite Reinhard Schulz ist Musikwissenschafter und Musikjournalist der Süddeutschen Zeitung, der musikzeitung und des 17.08.2005 Bayerischen 13:46 insneuen dialoge 67,4x127,5Bel Rundfunks. religionspielliebetod Foto Lettischer Radio-Chor wesentliche Bedeutung. Chorsingen als kommunikativer Austausch betrifft nicht nur interne Fragen (also die Wechselwirkung unter den einzelnen Sängern), sondern auch den Austausch mit dem Publikum. Kompositorische Verfahrensweisen, die im rein instrumentalen Bereich auf Befremden und Unverständnis stoßen mögen, vermitteln sich über den singenden Menschen, also via „Vox humana“, weit unmittelbarer, da der Klang direkt als menschliche Lautgebung begriffen wird. Hier liegt ein weites Feld offen vor uns, das zu erschließen in zeitgemäßer, heutiger Form erst begonnen wird. Die menschliche Stimme, insbesondere das gruppenintegrative Singen im Chor, kann maßgeblich dazu beitragen, der Musik heute aus ihrer Isolation zu verhelfen. Manches ist hier schon in öffnendem Sinne geschehen, verwiesen soll nur werden auf die Bedeutungs-Expandierung der nordischen oder der osteuropäischen Musik (Namen wie Jennefelt, Schnittke oder Pärt stehen paradigmatisch dafür), sowie auf manche Ergebnisse der so genannten Weltmusik (sofern diese, wie leider häufig üblich, die Stilistika nicht nur zur Dekoration fast im touristischen Sinne einsetzt). Diese frischen und zugleich in der Tradition verwurzelten Ansätze bestimmen mehr und mehr unser heutiges musikalisches Bewusstsein. Die Angst vor dem Gesang (wir denken an den Ausdruck „traumatisch“ von Lachenmann) nimmt unter den avantgardistischen Komponisten spürbar ab. Dabei erfährt auch der Begriff der Avantgarde eine Neubewertung. Avantgarde definiert sich heute nicht allein, wie in den 50er bis 70er Jahren üblich, über die Weitung des Materials, also in technizistischer Hinsicht, sondern zumindest gleichgewichtig über die Intensivierung des musikalischen Ausdrucks hin auf heutige Hörformen. Wer Avantgarde so begreift, braucht nicht die falsche Flucht nach hinten anzutreten, wie es zumindest eine verkürzt verstandene Postmoderne unter Ablehnung, ja Unmöglichkeits-Erklärung von Avantgardismus tat. Es ist die große Chance der Chormusik heute, Gräben zuzuschütten. Wenn Musik im Heutigen vereinsamt, dann erübrigt sie sich letztlich, verschwindet wie Kafkas Hungerkünstler. Es gibt aber keinen Grund dafür. Denn der Mensch sucht immer wieder die unmittelbare Begegnung zum Jetzt, er will gefordert, keineswegs aber vor den Kopf gestoßen sein. Vielleicht, es gibt durchaus Zeichen dafür, erleben wir heute in diesem Sinne eine umfassende Renaissance des chorischen Singens. Dialoge zu vier Themen – zwischen Tanz, zeitgenössischer Musik, Literatur und – Mozart. Ein Projekt der Internationalen Stiftung Mozarteum zum Mozart-Jahr 2006. www.mozarteum.at religion 1.–4.12.05 Christoph Schlingensief Camerata Salzburg Marc Albrecht · Josef Bierbichler · Hagen Quartett · Klangforum Wien · 7 Klangräume von Georg Friedrich Haas · Ivor Bolton Mozarteum Orchester Salzburg u. a. spiel 29. 3.–2. 4. 06 Tanzimprovisation von Meg Stuart · PierreLaurent Aimard and friends · Markus Stockhausen · Malcolm Goldstein · Klangforum Wien · Österreichisches Ensemble für Neue Musik · Johannes Kalitzke u. a liebe 17.–21. 5. 06 Choreographien von Philipp Gehmacher, Johanne Saunier Alexander Lonquich, Klavier Klangforum Wien · Dino Saluzzi Trio · Texte von Handke, Jelinek, Esterházy, Tabori u. a. · Hermann Beil Isabel Mundry · Hilliard Ensemble u. a. tod 1.–5.12. 06 Hagen Quartett Klangforum Wien Mozarteum Orchester Salzburg · Peter Ruzicka Jörg Widmann Östereichisches Ensemble für Neue Musik Nikolaus Harnoncourt Concentus Musicus u. a. dia oge [email protected] Kartenbüro der Internationalen Stiftung Mozarteum Theatergasse 2 · A-5020 Salzburg T +43-662-87 31 54 · F 87 44 54 spuren HOLZ 13 September 05 SPUREN VON FEUER Hans Augustin Mit dem KulturKonzept „FeuerWerk“ im Biomasseheizwerk zeigt die Unternehmensgruppe BinderHolz in Fügen Mut für eine sehr ansprechende Verbindung von Kultur und Wirtschaft Mit dem Effekt, dass Produktionsraum, Komposition, Können der Musiker und Klangeffekt zu einem unvergleichlich interessanten Hörerlebnis wurden. Die Alpen waren lange vor der Überquerung und der teilweisen Inbesitznahme durch die Römer ein Refugium verschiedenster Ethnien, die sich mit den klimatischen und topografischen Bedingungen zu arrangieren wussten. Dazwischen ereignete sich die Tiroler Geschichte. Und erst Ende des 18. Jahrhunderts kamen durch spektakuläre Gipfelbesteigungen die Alpen wieder ins Gerede oder vielmehr in den Wunschhorizont von Forschern und anderen Einzelgängern. In diesem Fall auch Musikern, Schriftstellern und Malern. Der Gymnasiast Richard Strauss (1864-1949) schrieb 1879 aus den Ferien an einen Freund: „Neulich machten wir eine große Bergpartie auf den Heimgarten, an welchem Tage wir zwölf Stunden gingen. Die Partie war bis zum höchsten Grad interessant, apart und originell. Am nächsten Tage habe ich die ganze Partie auf dem Klavier dargestellt. Natürlich riesige Tonmalereien und Schmarrn“ (zitiert nach R. Wagner). Zweiunddreißig Jahre später begann der reife Komponist mit seiner letzten Sinfonischen Dichtung, die an diesen „Schmarrn“ anknüpfte: „Eine Alpensinfonie“ – entstanden zwischen 1911 und 1915, uraufgeführt am 28. Oktober 1915 in Berlin. Die Idee der Alpensinfonie war, mit musikalischen Mitteln die Besteigung eines Alpengipfels und die Rückkehr ins Tal während eines Tages zu gestalten. Ein typisches Beispiel für Programmmusik. Der Zuhörer besteigt mit dem Komponisten einen Berg in den Alpen. Nur besteht dieser aus Noten. Im herkömmlichen Verständnis ist eine Tankstelle eine Tankstelle, eine Fabrik eine Fabrik und ein Kraftwerk ein Kraftwerk. In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass die Werks- und Fertigungshallen großer Unternehmen für kulturelle Ereignisse zur Verfügung gestellt werden. Das bedeutet eine Veränderung im Verständnis künstlerischer Arbeit sowohl des Künstlers als auch der Rezeption des Publikums und eine Mobilisierung von Kunstperformance und –marketing. KUNST IM WIRTSCHAFTLICHEN PRODUKTIONSBEREICH Die Trennung von Alltagsleben und kultureller Veranstaltung findet also nicht in eigens dafür gebauten und vorgesehenen „Kunstgebäuden“ statt, sondern verlagert sich in den wirtschaftlichen Produktionsbereich. Dadurch wird Kunst offensichtlich zur „Ware“ und unterliegt in bestimmten Bereichen vermehrt auch den gängigen Markt- und Wettbewerbsmechanismen. Es gibt dazu in der Öffentlichkeit medial positive Ergebnisse, in bezug auf das Konsumverhalten allerdings negative. Kunst kennt nicht den „Sommer- oder Winterschlußverkauf“ und nicht die „Nimm-drei-zahlzwei“-Strategie. Sie setzt zur Rezeption ein gewisses Grundmaß an Bildung und Interesse voraus. Diese ist beim Kauf von Waschmittel oder Socken nicht unbedingt notwendig. Kommerzialisierungen sind daher mit Vorsicht zu genießen. (Wir wissen noch nicht, welche Auswirkungen es z.B. auf kompositorischem Gebiet hat, wenn eine Oper für die Kristallwelt oder die Montagehalle bei Tyrolit geschrieben wird. Man weiß allerdings, dass es einen wesentlichen Einfluß hatte, ob Verdi für die Oper in Mailand oder Paris geschrieben hat). Ein weiterer nicht zu übersehender Punkt ist, dass sich die öffentliche Hand durch eine vermehrte finanzielle Beteiligung privater Unternehmen – nicht ungern – aus der Verantwortung zurückzieht. Kunst und Kultur ist aber nicht nur eine Angelegenheit von privaten Unternehmen, die sich das leisten (können oder wollen), sondern gehört zur Lebensbefindlichkeit einer Gesellschaft und ist daher eine res publica, eine öffentliche Sache. Noch dazu sich gerade die Politik, bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten mit Kultur und Besonderheiten der Kunst umgibt und schmückt und so eine uneingeschränkte Benützung bzw. Zurverfügungstellung signalisiert, die ihr überhaupt nicht zusteht und auch nicht der Budgetrealität entspricht. Weil sie aus Steuergeldern und nicht aus der Privatschatulle des Politikers bezahlt wurde. Diese im Grunde ungerechtfertigte Inbesitznahme bedarf einer Evaluierung. Kultur, als Ausdruck einer kreativen Reflexion und Inszenierung der Entwicklung einer Gesellschaft, muß im prinzipiellen Interesse eines Landes sein. Daher wären Ausbildung, Förderung und Bereitstellung öffentlicher Möglichkeiten für die Ausübung der Kunst und die Rezeption des kulturellen Wirkens weitestgehend aus öffentlichen Mitteln abzudecken. Die Integration privater Unterstützung – wie hoch sie auch sein mag – kann nur die Ausnahme, niemals die Regel sein. Ungeachtet dessen müssen Kulturschaffende und -vermittler diese Entwicklung – einer bis an die Schmerzgrenze reichenden Kommerzialisierung – zur Kenntnis nehmen, weil derzeit vorwiegend nur über diesen Mechanismus eine einigermaßen zufriedenstellende mediale Publikumsbindung und damit eine bessere Wirtschaftlichkeit erreicht wird. EIN KRAFTWERK ALS KULTURRAUM Die Überlegungen, das BioMasseHeizwerk „FeuerWerk“ der Unternehmensgruppe BinderHolz in Fügen als permanenten Kulturort zu etablieren, stellt in dieser Hinsicht eine Besonderheit dar. Einerseits weil es derzeit im Bereich Kraftwerk europaweit nichts Vergleichbares gibt und andererseits weil mit dieser Implantierung eines KulturRaumes völlig andere logistische aber auch inhaltliche Erfordernisse und Konsequenzen verbunden sind. Das „Kultur-Heizwerk“ stellt sich grundsätzlich auf zwei Ebenen dar: a) als architektonische Besonderheit, mit modernster technischer Ausstattung und dem Produkt dieser Energiefabrik in Form von Strom, Fernwärme und Pellets, als Modell für nachhaltige Energiewirtschaft in einer Region, die ein Übermaß an nachwachsendem Rohstoff – sprich Holz - für verschiedenste Anwendungen zur Verfügung hat. Und b) als KulturRaum mit einem kontinuierlichen Programm in Form von Ausstellungen (bildhauerischer und grafischer Auseinandersetzung), Konzerten (nicht nur mit Holzinstrumenten), Theateraufführungen und Lesungen sowie die Einbindung dieses KulturRaumes für Veranstaltungen wie z.B. jener der Klangspuren etc. Dieser KulturRaum versteht sich auch als Anknüpfungspunkt für eine Renaissance der Verwendung des Werkstoffes Holz, der in den letzten Jahren einigermaßen ins Abseits gedrängt wurde. Besonders bei druckgrafischen Techniken wie Holzschnitt, weiters Papierkunst, dann die Verwendung von Holz als landschaftsgestaltendes Element, Entwicklung neuer Formen und Techniken im HolzWohnbau, sowie Holzdesign im Bereich Innenausbau, der Möblierung usw. Das Kraftwerk als KulturRaum ist insofern auch eine Besonderheit, als es dem gängigen Gebrauch von Mehrzwecksälen, Barocksälen, Schlössern, Landestheatern, Kirchenräumen und selbst Kellerbühnen etc. nicht entspricht. Auch nicht Werkhallen, die wochentags dem Produktionsprozeß dienen. Denn das „FeuerWerk“ verfügt über eine eigene Galerie, einen Kinoraum sowie einen für Konzert und Theaterinszenierungen geeigneten Mediensaal. Kraftwerk als KulturRaum ist darauf ausgerichtet, eine eigenständige Marke und ein eigenständiger Begriff zu werden. Und es ist unerlässlich, langfristig und kontinuierlich den Wert dieser Einrichtung zu kommunizieren. Dass sich damit auch das Image des Unternehmens BinderHolz für den Kulturbereich verbindet, dürfte selbstverständlich sein. BINDERHOLZ – MARKE EINER KULTURELLEN SENSIBILITÄT Ungeachtet der architektonischen Bedingungen und der fest definierten inhaltlichen Ausrichtung des Werkes durch seine Produkte (Strom, Fernwärme, Pellets), spiegelt das Programm den Akzent von Holz, als allseits bekannter und ökologisch dennoch besonderer Rohstoff, in bewusster Weise wider. Was nicht heißt, dass ein Konzert aus der Barockzeit nicht stattfinden darf. Zweifelsohne stellt dieses Angebot von Kultur auch eine Besonderheit in der Unternehmenskommunikation dar und wird auch im Rahmen von (internationalen) Messen aktiv und positiv einbezogen werden. ALPENSINFONIE OP. 64 IN DEN ALPEN In den vergangenen Jahren ist es der Unternehmensgruppe BinderHolz gelungen, ein kluges Zusammenwirken von Kunst und Wirtschaft zu ermöglichen. In den Produktionshallen des Werkes in Jenbach wurde Raum für Konzertveranstaltungen der Klangspuren geschaffen. Fotos BinderHolz Im Grunde ist dieses Gemälde, das er mit 15 Jahren skizzierte, eine Hommage an ein Naturereignis, dem sich nicht viele entziehen können. Man muß dem Lucerne Festival und dem Ensemble Modern Orchestra aus Frankfurt – ein Klangkörper wie ein Gebirge – mit seinem Dirigenten Markus Stenz danken, dass das Vorkonzert für die Aufführung in Luzern in der Lagerhalle von BinderHolz in Jenbach stattfinden konnte. Unter dem Dach moderner Holzindustriearchitektur erklang am 18. August 2005 die vom Ensemble Modern Orchestra beeindruckend interpretierte Alpensinfonie von Richard Strauss. Der Schlusspunkt seiner sinfonischen Dichtung. Und mit größter Sicherheit war diese Präsentation in seiner Qualität um kein Jota weniger alpin himmlisch als die Premiere in Luzern. Hans Augustin ist Schriftsteller, Journalist und Lektor, Publikationen in Literaturzeitschriften und im ORF. Feuer Werk Öffnungszeiten Di - So 10 - 18 Uhr Gruppen gegen Voranmeldung Tel 05288/601-550, Fax 05288/601-559 www.binder-feuerwerk.com 14 PARTNER spuren TRANSART 05 September 05 Peter Paul Kainrath PARTNERFESTIVAL DER KLANGSPUREN SCHWAZ · WWW.TRANSART.IT / 15.9.-9.10.2005 DONNERSTAG 15.9. transart opening > music . Bozen. Bahnhofsremise . Officine FS . Schlachthofstr. 24 . 20.30 Uhr Bernhard Lang . DW 8 for looped Orchestra and two Turntables . Jorge Sánchez - Chiong . trapos / Catwalk en Guantànamo IE/PI . Orchestra Haydn Orchester . FREITAG 16.9. Transart clubbing > electronics . Bozen. Bahnhofsremise . Officine FS . Schlachthofstr. 24 . 22 Uhr devious behaviour . Dieb 13 . Sudden Infant . Jorge Sánchez-Chiong . Wang Inc. . Special Guest: Darren Price/Underworld . SAMSTAG 17.9. art . video . music . Bruneck. Lagerhalle Lodenfabrik Moessmer. Walther-von-der Vogelweidestr. 6 . 20.30 Uhr Bornefeld_Kammerer_Riant . saint sain sein . Skoltz_Kolgen . Flux :/terminal DIENSTAG 20.9. music Eppan. Lanzerhaus . Johann Georg Platzer Str. 22-24 . 20.30 Uhr Luigi Nono .. Jonathan Harvey . Arditti Quartet . IRCAM Technik Foto Chris Watson, Thailand MI 21.9. / DO 22.9. film Bozen. Filmclub . Dr. Streitergasse 6 . 17 Uhr . 20.30 Uhr . Matthew Barney . Cremaster Cycle FREITAG 23.9. music Bozen. Selectra . Pacinottistr. 11 . 20.30 Uhr Absolute/Zappa® . Absolute Ensemble . Kristjan Järvi . MONTAG 26.9. music Bozen. Dominikanerkirche . Dominikanerplatz . 20.30 Uhr Latvian Chamber Choir . Rigas Kamermuziki MITTWOCH 28.9. theatre . video . music . Bozen. Gärtnerei Schullian. Meranerstr. 75 20.30 Uhr . Chris Watson . Weather Report . Radian FREITAG 30.9. Transart_cocktail night > electronics . noise Kastelbell. Wasserkraftwerk Seledison 20.30 Uhr DJ Spooky . Next Step. Electric project . Tetsuo Furudate . Music against Turbines Jan Fabre, Angel of Death, performed by Ivana Jozic, Foto Wonge Bergmann TRANSART steht für ein regionales Festival zeitgenössischer Kultur zwischen Brenner und Rovereto. Gegründet wurde es auf einen Denkanstoß der Klangspuren Schwaz: gemeinsam mit Maria-Luise Mayr und Thomas Larcher haben wir uns die Frage gestellt, ob es denn nicht auch in Südtirol ein Potential für ein Festival Neuer Musik samt innovativer Vermittlungsstrategien gäbe. Schnell wurde klar, dass es weder eine Klangspuren-Kopie noch eine -Filiale sein kann. So oft die Zusammenarbeit zwischen dem nördlichen und südlichen Teil Tirols vor allem von politischer Seite her auch beschworen wurde und wird: die in den letzten Jahrzehnten gewachsenen Realitäten sind doch sehr unterschiedlich. Wir entschieden uns für einen eigenen Zuschnitt, einen eigenen Namen und Verein. Die positiven Klangspuren-Erfahrungen – mit ungewöhnlichen Hör- und Schauplätzen, mit Kommunikationsstrategien jenseits etablierter Inseratenwerbung sowie mit begeisterten Entscheidungsträgern aus der Privatwirtschaft – waren Ausgangspunkt für die De-finition der TRANSART-Formel. Dank engster programmatischer Zusammenarbeit mit den Klangspuren konnte in kürzester Vorlaufzeit – von etwa 4 Monaten – TRANSART 2001 in der Bozner Industriezone aus der Taufe gehoben werden. Der Erfolg war groß und hat Mut zur Arbeit an zeitgenössischer Kulturvermittlung gemacht – mit einem wesentlichen Unterschied zu den Klangspuren: vermitteln diese in erster Linie reine Musikprogramme, setzt TRANSART auf einen spartenübergreifenden Kulturbegriff. Südtirol hat in den letzten 15 Jahren einen beachtlichen Aufschwung zeitgenössischer Kultur vor allem im Bereich der darstellenden Künste erlebt; man denke nur an das Museion Bozen, an ar/ge kunst Bozen, an kunstmeran und darüber hinaus an das Mart in Rovereto und jüngst auch an die städtische Galerie in Trient; da gab und gibt es viele Projekte, die auch im internationalen Konzert der Ausstellungen Beachtung finden. Und eben da will TRANSART sein Publikum abholen: der Museionsbesucher ist bei Neuer Musik in der Regel vorurteilsfreier als der Haydnorchesterabonnent; öffnet man ihm die Tür mittels einer vertrauten Künstlerpersönlichkeit, ist er auch bereit, sich neugierig und offen neuen Tönen zu stellen. Marina Abramovic, Kendell Geers, Saburo Teshigawara, Lisa D und andere Nicht-Musiker haben TRANSART zu einem generations- und spartenübergreifenden Publikum verholfen, das in dieser Konstellation und in dieser Region wohl kaum anderswo zu finden ist. Nach vier Ausgaben war es nun an der Zeit, die Neue Musik – also den eigentlichen Anlass unserer ersten Gründungsüberlegungen – ins Zentrum von TRANSART 05 zu stellen: vom rockenden Absolute Ensemble aus New York über das uraufführungsreichste Streichquartett Arditti aus London bis hin zum heimischen Haydnorchester samt DJ aus Caracas spannen sich die Klangbögen, vom japanischen Noisetheater in der Kraftwerkszentrale bis hin zum amerikanischen Minimalmusic-Horizont reicht das Spektrum der dynamischen Extreme, und von der klingenden Müllhalde bis hin zum Märchenbild öffnet sich das Kinderprogramm „play transart“ dem Publikum von Morgen; darüber hinaus artikuliert sich die Grenzüberschreitung der einzelnen Gattungen von kanadischen Videopionieren über schwedisches Theater im Zeichen einer Geheimdienstpsychologie bis hin zu deutschen Multimedialisten. Dem Pathos nicht gänzlich abgeneigt behaupten wir: TRANSART ist und bleibt das Abenteuer zeitgenössischer Kultur. Peter Paul Kainrath ist künstlerischer Leiter von TRANSART und den Klangspuren Schwaz SONNTAG 2.10. music . video . dance . Bozen. Arte . Esperantostr. 3 20.30 Uhr Christian Ziegler . Turned . Kazue Ikeda . Sean Reed . Florian Meyer . IE/PI MITTWOCH 5.10. theatre . music . dance Trento . Museo Gianni Caproni . 20.30 Uhr . Troubleyn/Jan Fabre . Angel of Death DONNERSTAG 6.10. theatre . sound . Bozen. Alumix . Voltastr. 11 . 20.30 Uhr Carl Michael Von Hausswolff . Physical interrogation techniques SAMSTAG 8.10. theatre . music . dance Bozen. Neues Stadttheater . Verdi Platz 40 . 20.30 Uhr . Troubleyn/Jan Fabre . Angel of Death . SA 8.10. / SO 9.10. film Rovereto . MART . corso Bettini 43 . 17 Uhr . 20.30 Uhr . Matthew Barney . Cremaster Cycle SONNTAG 9.10. video . music . ST 120-02_127,5x67,4_4Wo_schwaz 08.08.2005 St. Lorenzen Innerhofer . Bruneckerstr. 14 . 20.30 Uhr Jean Pichè & Purform . Elektra Festival Canada . IE/PI 16:39 Uhr Seite 1 4 Wochen gratis lesen. Die Zeitung für Leser 4 Wochen gratis lesen: www.derStandard.at/Abo oder 0810 / 20 30 40 spuren KLANG 15 September 05 KLANGSPUREN ZUGABE DONNERSTAG 8.9. Cinematograph · Innsbruck · 19.00 Uhr STUMMFILMPIONIERINNEN BEGLEITET VON CORDULA BÖSZE kinovi[sie]on – ein Projekt des Otto-Preminger-Instituts (Leokino/Cinematograph) – stellt einmal monatlich (jeweils am 8.) das Filmschaffen von Frauen in den Mittelpunkt. Der Filmzyklus kinovi[sie]on will nicht nur darauf aufmerksam machen, dass Frauen als Filmemacherinnen signifikant unterrepräsentiert sind, sondern Cordula Bösze vor allem dieser Tatsache entgegenwirken. Der so genannte „weibliche Blick“ wird nicht auf typische Themen fokussiert, sondern geweitet, gesplittert gesehen. kinovi[sie]on stellt ein Prisma dieses Blicks dar und bietet der oft kontroversiellen Vielfältigkeit des Filmschaffens von Frauen Raum. Im September 2005 würdigt kinovi[sie]on die Pionierinnen der Filmkunst, deren Werke leider oft in Archiven verstauben oder in Kellern von Kleinverleihen schlummern und dem Kinopublikum kaum zugänglich gemacht werden. Zu sehen sind Kurzfilmraritäten von Louis Weber (A JAPANESE IDYL), Lotte Reiniger (DORNRÖSCHEN) und Alice Guy-Blaché (A HOUSE DIVIDED), die bereits 1896 ihren ersten Film realisiert hatte. Künstlerischer Höhepunkt dieses Programms ist Germain Dulacs LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN (Die Muschel und der Kleriker), der erste surrealistische Film der Filmgeschichte. Für die Vertonung dieses Stummfilmprogramms sorgt Cordula Bösze mit innovativer Live-Improvisation (an der Schnittstelle Elektronik – Neue Musik). Cordula Bösze: Studium Querflöte/Konzertfach an der Wiener Musikhochschule; 1995 Gründung des “böszen salonorchesters” zur Verursachung und Aufführung zeitgenössischer Salonmusik; seit 1997 vor allem Projekte im Bereich der frei improvisierten Musik und der Elektronik; 2004 Butch Morris Ensemble “Conduction 140” (Konfrontationen, Nickelsdorf); 2005 Chris Burn‘s Ensemble (Generator, Konzerthaus Wien). Infos www.leokino.at, Kontakt: Gerlinde Schwarz/Gertraud Eiter, [email protected] FREITAG 9.9. Georg Friedrich Haas, Foto Dave Bullock Foyer Tennishalle · Schwaz · 10.00 Uhr GENERALPROBENBESUCH BEIM TIROLER SYMPHONIEORCHESTER INNSBRUCK BLÄSERENSEMBLE DER SWAROVSKI MUSIK WATTENS · JAZZORCHESTER TIROL mit Reinhard Schulz · € 5,00 (beim Kauf einer Eintrittskarte für das Abendkonzert ist der Generalprobenbesuch frei) SAMSTAG 10.9. Löwenhaus · Innsbruck · 14.00 GEFÜHRTE HÖRFLOSSFAHRT am Inn von Innsbruck nach Schwaz mit Karin Pegoraro und Manfred Föger (Technisches Büro für Biologie und Landschaftsökologie) · Dauer ca. 3,5 Stunden · € 26,00 (bei starkem Regen Ersatztermin) · anschließend gemeinsames Abendessen und Konzertbesuch von Windkraft Tirol · Rückfahrt mit Shuttlebus Hören – Nichthören – Andershören. Eine vertraute Landschaft aus neuer Perspektive entdecken... Mit Antritt der Floßfahrt verlassen wir die alltägliche Klangwelt und tauchen ein in die Klanglandschaft Inn. Der Lauf des Wassers mit all seiner Kontinuität und allen seinen Unregelmäßigkeiten – Flusswindungen, Steine am Ufer, Brückenpfeiler – bestimmt, was wir hören. Die bekannten Klänge des Ufers werden verändert, Leises geht im Rauschen und Plätschern unter, Lauteres wird verfremdet und ist kaum mehr erkennbar. War es wirklich ein bellender Hund, das Rufen spielender Kinder oder doch etwas ganz anderes? Die tierischen Bewohner des Inns müssen in ihrem Leben mit dieser Klangumwelt zurecht kommen. Die Stimmen von Flussvögeln sind hoch und scharf, sie durchdringen das Rauschen. Wie sonst wäre hier Kommunikation möglich? Andere Tiere hingegen wollen nicht wahrgenommen werden und führen an den Ufern ein akustisch verstecktes, oft auch nächtliches Leben. So wirkt der Fluss auf seine Lebensgemeinschaften und sein Umfeld. Doch dieser Prozess ist keine Einbahn; die Laute der Umgebung dringen ihrerseits in die Welt des Flusses ein. Und weil wir auf dem Floß unterwegs sind, nehmen wir an diesen Wechselbeziehungen teil. Erst aus der Gesamtheit aller Klänge entsteht die komplexe Klanglandschaft Fluss. Was genau werden wir hören? Dies lässt sich nicht vorhersehen. Ist der Fluss nach einem nächtlichen Gewitter wild und rauschend oder nach einer Trockenperiode sanft und zart? Rufen wandernde Zugvögel über uns oder springt eine Forelle aus dem Wasser und taucht wieder platschend in die kalten Fluten ein? Und außerdem bleibt das Klangerlebnis stets ein Sachverhalt der Wahrnehmung... und damit zutiefst subjektiv! (Karin Pegoraro/Manfred Föger) MONTAG 12.9. Franziskanerkloster · Schwaz · 18.00 SINNESWANDERUNG · Wir beginnen mit einer Führung durch den duftenden Klostergarten, die Franziskanerkirche und den Friedhof mit Guardian Pater Florenz Graf und setzen die Führung durch den Kreuzgang mit Restaurator Wolfgang Götzinger fort. Aus welcher Zeit wohl der abgebildetet Ninja Turtle stammt? Wir sind neugierig, ob sie ihn entdecken · € 5,00 Ninja Turtle 16.-18. SEPTEMBER Das Literaturfestival Sprachsalz in Hall in Tirol SPUREN VON SALZ UND DER KLANG DER SPRACHE „Hören heißt differenzieren“ war in der Mai-Ausgabe der Klangspuren-Zeitung zu lesen: Was für Musik gelten mag, ist auch für die Literatur gültig. Nicht wenige Texte entfalten erst beim Vorlesen ihren Klang, und wenn der Autor/die Autorin selbst liest, kommt ein ganz spezieller, unverwechselbarer Ton dazu. Sprachsalz gibt seit drei Jahren den Büchern und Texten Foto M. Kauz Klang und Stimme. Mehr als 3000 BesucherInnen machten Sprachsalz letztes Jahr ihre Aufwartung, was belegt, dass Literatur eine stimmige Alternative zu bieten vermag in einer Zeit, wo der Mensch von Lärm überflutet wird. Auch dieses Jahr lesen im Verlauf dreier Tage rund 20 AutorInnen aus ihren Büchern. Die FestivalbesucherInnen können auswählen: Prosa, Lyrik, ins Deutsche übersetzte Werke oder Arbeiten in Originalsprache. Das Parkhotel und Kurhaus in Hall in Tirol bieten den gewohnt vornehmen Rahmen, Eintritt wird keiner erhoben. Ein besonderer Gast ist dieses Jahr der japanische Literatur-Nobelpreisträger Kenzaburo Oe, der sein neues Buch „Tagame. Tokio-Berlin“ bei Sprachsalz vorstellen wird. Zudem sind viele andere ErzählerInnen wie Edgar Hilsenrath oder die Französin Leslie Kaplan zu hören. AutorInnen bei Sprachsalz: Friedrich Achleitner, Österreich. Diane Broeckhoven, Belgien. Christoph W. Bauer, Österreich. Ira Cohen, USA. Antonio Fian, Österreich. Takashi Hiraide, Japan. Edgar Hilsenrath, Deutschland. Leslie Kaplan, Frankreich. Peter Kurzeck, Deutschland. Pedro Lenz, Schweiz. Colum Mc Cann, USA. Kenzaburo Oe, Japan. Ilma Rakusa, Schweiz. Gerhard Falkner, Deutschland. Ales Steger, Slowenien. Florian Vetsch, Schweiz. Elisabeth WandelerDeck, Schweiz. Josef Winkler, Österreich. Peter Zilahy, Ungarn. (Magdalena Kauz) Mehr Infos unter www.sprachsalz.com SAMSTAG 24.9. Naturhotel Grafenast · Hochpillberg · Treffpunkt Foyer · 13.00 PILZWANDERUNG AUF DEN SPUREN VON JOHN CAGE · mit Hansjörg Unterlechner und Reinhard Schulz anschl. gemeinsames Zubereiten und Essen · € 7,00 SONNTAG 25.9. Pfarrkirche Maria Himmelfahrt · Schwaz · 15.00 HÖRSPAZIERGANG mit Bürgermeister Hans Lintner durch Schwazer Keller und Dachböden · FÜHRUNG durch das Rabalderhaus mit Otto Larcher · Dauer ca. 1,5 - 2 Stunden · € 5,00 Der Wind im Grafenbogen, eine Schwazer Sage Es gibt oft seltsame Freundschaften auf dieser schönen Erde. Was ist da weiter verwunderlich, dass der Teufel an dem hurtigen Wind Gefallen fand und beide recht gute Freunde wurden. Der Wind ist ein recht beweglicher, lustiger Geselle mit viel krausen Schnurren im leichtsinnigen Kopf, und der Teufel hatte am vielfältigen Possenspiel seines behänden Freundes die helle Freude. Da gingen dereinstmals der Wind und sein höllischer Kumpan in schönster Eintracht vom Dorf herein gegen das Fuggerhaus. Wie die beiden Freunde zum Grafenbogen kamen, der das Haus der Grafen Enzenberg mit der Pfarrkirche „Zu Unserer lieben Frau“ verbindet, fiel dem Teufel eine wichtige Besorgung ein, er entschlüpfte hastig in das Palais und hieß den Wind unterm Bogen warten. Der Teufel vergaß im Eifer seiner satanischen Geschäfte völlig auf den wartenden Freund, er geriet in die Gaststube des Grafenecks. Dort spielte gerade eine Watterrunde, der Teufel witterte erfreut eine günstige Gelegenheit und schwang sich auf den Ofen. Die edle Runde war in einem hitzigen Streit verwickelt, denn Gotteswort und Watterstreit dauern fort in Ewigkeit, und spürte nicht den höllischen Odem, der vom grünen Kachelofen herunterfauchte. Der Teufel hatte seinen Freund, den Wind, ganz und gar vergessen. Doch der Streit war ihm zu lang und die Aussicht auf einen fetten Brocken zu ungewiss; er fuhr wütend durch den Kamin aus dem Haus und geradewegs in den höllischen Pfuhl. Das war nicht schön von ihm. Der Wind wartete geduldig auf den vergesslichen Teufel, der ließ sich nicht mehr sehen. Das verdross zwar den getreuen Freund ein wenig, das Warten gab er aber nicht auf. Er wartete und wartete. Und er wartet heute noch immer. Noch immer wartet der leichfüßige Wind auf den Teufel, der ihn so schnöd verlassen hat, und wandelt wie eine pflichtgetreue Schildwache unterm Grafenbogen hin und her. Wenn du durch diesen Bogen gehst, dann begegnest du in diesem alten Schwazer Winkel todsicher zu jeder Tageszeit dem Wind, der seit alten Zeiten unablässig hin und her wandert und auf den ungetreuen Freund wartet. (aus: Sagen aus Schwaz, ausgewählt und erzählt von Ludwig Knapp, Schwaz 2004) KLANGSPUREN WELTWEIT UNTERWEGS 15.9. Eröffnung TRANSART · Eintritt für Klangspuren Generalpassbesitzer frei 30.9. Konzert THE NEXT STEP und DJ Spooky · Festival TRANSART in Kastelbell/Südtirol 10.10. - 16.10. Lettland und Litauen Tournee mit Windkraft · Arena und Gaida Festival Abflug 10.10. Rückkehr 16.10. 5.11. Symposion 7 Stunden Wein und Musik · Weingut Alois Lageder August 2006 Wir fahren auch wieder nach Gstaad zum Menuhin Festival Buchung und Information: Klangspuren T +43 5242 73582 05 klangspuren 9/9/05-25/9/05 schwaz/tirol www.klangspuren.at main sponsor: swarovski kristallwelten FESTIVALPROGRAMM fr 9.9. · Tennishalle · Schwaz 20.00 TIROLER SYMPHONIEORCHESTER INNSBRUCK · BLÄSERENSEMBLE DER SWAROVSKI MUSIK WATTENS · JAZZORCHESTER TIROL · DIRIGENTEN · OLARI ELTS · FRANZ SCHIEFERER · CELLO · LUCAS FELS · GITARRE · RIHO SIBUL · Tadeusz Wielecki · Schwärme · UA · G.F.Haas · Konzert für Violoncello und Orchester (2004) · ÖE · Witold Lutoslawski · Fanfaren I, II, III · Erkki-Sven Tüür · Sinfonie Nr. 5 sa 10.9. · Ausstellungseröffnung der Galerie der Stadt Schwaz 18.30 VERNISSAGE · ERÖFFNUNGSAUSSTELLUNG „NEUE FREUNDE“ Ulla von Brandenburg · Anna Jermolaewa · Gelatin · Markus Schinwald · Nicoletta Stalder · Andreas Slominski · Charly Tweed · Dauer der Ausstellung: 10.9.-29.10.05 · Galerie der Stadt Schwaz · Palais Enzenberg · Franz-Josef-Straße 27 · A-6130 Schwaz · Tel +43-(0)5242-73983 · www.galeriestadtschwaz.at · Öffnungszeiten: Mi 10 bis 19 Uhr, Dr/Fr 13 bis 19 Uhr, Sa 10 bis 13 Uhr sa 10.9. · Tennishalle · Schwaz 20.00 WINDKRAFT – KAPELLE FÜR NEUE MUSIK · DIRIGENT · KASPER DE ROO · SAXOPHON · MARCUS WEISS · SWAROVSKI MUSIK WATTENS · Johannes Maria Staud · Violent Incidents (Hommage à Bruce Nauman) UA · Edgar Varese · 0ctandre · Christof Dienz · Mob · Concertino für Bläserensemble und Blaskapelle · UA · Iannis Xenakis · Akrata · Ewa Trebacz · Ephemere · UA so 11.9. · Autohaus Picker · Schwaz 11.00 TADEUSZ WIELECKI · JOANNA WOZNY · REINHARD SCHULZ · GESPRÄCH · GITARREN MICHAEL UND MARTIN ÖTTL · GUNTER SCHNEIDER · SCHLAGWERK · THE NEXT STEP · Joanna Wozny · Zum unberührten Schnee im fahlen Mondlicht für vier Schlagzeuger · Thomas Amann · Atti‘s Finger · UA · Joanna Wozny · UA · Beat Furrer · ...y a una canción desesperada für drei Gitarren · Witold Lutoslawski · Bukoliki bearbeitet für Gitarre · Haimo Wisser · Karikatüden so 11.9. · Aula SoWi · Innsbruck 19.30 GUNTER SCHNEIDER HÖRT HELMUT LACHENMANN 20.00 ENSEMBLE MODERN · DIRIGENT · BRAD LUBMANN · BRATSCHE · WERNER DICKEL · HELMUT LACHENMANN ZUM 70. GEBURTSTAG · Helmut Lachenmann · Mouvement · Luigi Nono · Canti per 13 · Bernhard Gander · Die Orpheus-Akte · Doppelkonzert für Klavier und Bratsche · UA · Helmut Lachenmann · Concertini · ÖE mo 12.9. · Mariensaal Franziskanerkloster · Schwaz 20.00 HELMUT LACHENMANN · ROLAND DIRY · GESPRÄCH · GITARREN · BARBARA ROMEN · GUNTER SCHNEIDER · Helmut Lachenmann · Salut für Caudwell für zwei Gitarristen di 13.9. · Wirtschaftskammer · Schwaz 20.00 ABSCHLUSSKONZERT INTERNATIONALE ENSEMBLE MODERN AKADEMIE · Helmut Lachenmann · Programm auf Ansage mi 14.9. · Swarovski Kristallwelten · Wattens 20.00 PIERRE-LAURENT AIMARD · TAMARA STEFANOVICH · KLAVIER · ZUM 80. GEBURTSTAG VON PIERRE BOULEZ · DAS KLAVIERWERK · Structures IIa pour deux pianos · Douze Notations, 1945 · First Sonata, 1946 · Second Sonata, 1948 · Third Sonata, 19551957 · Incises, 1994 fr 16.9. · Treibhaus · Innsbruck 21.00 45 LEHRLINGE · THE NEXT STEP · DJ WAZ EXP · ALEX MAYER · Dinkhauser Remixed · MPREIS Remixed · Swarovski Remixed · Tyrolit Remixed · CD-Präsentation · In Zusammenarbeit mit KulturKontakt Austria 22.00 MARTIN PHILADELPHY UND FREUNDE · Karl Ritter · Burkhard Stangl · Martin Siewert · Christof Dienz · Didier Hampl · Lukas Ligeti · PAINT · Eine Alte Dame Geht Heute Ein · In Zusammenarbeit mit Sprachsalz Hall sa 17.9. · Das Hotel – Salzlager · Hall 18.00 WOLFGANG MITTERER · PRÄPARIERTES KLAVIER UND ELECTRONICS · BARITON · GEORG NIGL · Wolfgang Mitterer · Improvisation über „langsam mahlen“ · Wolfgang Mitterer · Liederzyklus „Im Sturm“ · In Zusammenarbeit mit Sprachsalz Hall u. Landesausstellung 05 so 18.9. · Feuerwerk Binderholz · Fügen · ACHTUNG ORTSÄNDERUNG! 19.30 LESUNG · AMANDA AIZPURIETE · In Zusammenarbeit mit dem Literaturforum Schwaz 20.45 NEUE VOCALSOLISTEN STUTTGART · Andreas Dohmen · Portraits und Wiederholung · Georg Friedrich Haas · 3 Liebesgedichte nach Texten von August Stramm · UA · Gerhard E. Winkler · Meduse I · UA · Fredrik Zeller · Lautverschiebung · Bert Breit · all mein lieb · Bert Breit · bittrer winter · Bert Breit · Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehöret di 20.9. · Swarovski Kristallwelten · Wattens 20.15 GUITAR UNLIMITED · GITARREN · GUNTER SCHNEIDER · MAGNUS ANDERSSON · WERNER RADITSCHNIG · BURKHARD STANGL · FLORIAN KMET · TETUZI AKIYAMA · I. Installation · II. Konzert · Brian Ferneyhough · Kurze Schatten II · Tetuzi Akiyama · Time Between · Burkhard Stangl · Writing · Florian Kmet · Die schwebende Jungfrau · Werner Raditschnig · Kanonak · III. Improvisation mi 21.9. · Kirche St. Martin · Schwaz 19.30 GEORG FRIEDRICH HAAS HÖRT LUIGI NONO 20.00 ARDITTI QUARTET · Luigi Nono · Fragmente – Stille, an Diotima · Georg Friedrich Haas · 2. Streichquartett · Helmut Lachenmann · Streichquartett Nr. 3 – Grido do 22.9. · ADLER-Forum · ADLER-Werk Lackfabrik · Schwaz 19.30 LESUNG · ANDRZEJ STASIUK · CELLO · ANDRZEJ BAUER · SCHLAGWERK · THE NEXT STEP · Ewa Trebacz · Spinning Zone for percussion trio and computer realized sound · Cezary Duchnowski · The Beard On The Cello, Peakam~ & Samples · UA · Michal TalmaSutt · Cellotronicum · In Zusammenarbeit mit dem Literaturforum Schwaz fr 23.9. · Aula SoWi · Innsbruck 20.00 RIGAS KAMERMUZIKI · DIRIGENT · NORMUNDS SNE · GITARRE · TERJE RYPDAL · Gundega Smite · Yellow-Red-Blue · UA · Eriks Esenvalds · Frontiers of the Time · Michal Talma-Sutt · Strings‘O‘tronic· UA · Terje Rypdal · Escalator – Lux Aeterna · Terje Rypdal · Horizon · Terje Rypdal · Whenever I seem to be far away sa 24.9. · Alte Pfarrkirche hl. Laurentius · Wattens 20.00 ENSEMBLE RECHERCHE · SÄNGER · DEJAN TRKULJA · Georg Friedrich Haas · tria ex uno · Peter Jakober · Für 8 MusikerInnen · UA · Slobodan Kajkut · 10 Min. für 2000 Euro · UA · Christian F. Schiller · un · UA · Georg Friedrich Haas · Nach-Ruf ... entgleitend ... so 25.9. · Haus der Völker · Kirche St. Martin · Schwaz 19.30 GEORG FRIEDRICH HAAS · RAOUL SCHROTT · GESPRÄCH 20.30 LETTISCHER RADIO-CHOR · QUINTETT RIGAS KAMERMUZIKI · SCHLAGWERK · THE NEXT STEP · DIRIGENT · KASPARS PUTNINS · BASSTUBA · TOM WALSH · Helmut Lachenmann · Consolation II für Chor · Andris Dzenitis · Four Madrigals by E.E. Cummings · Eriks Esenvalds · Legende de la Femme Enmuree · UA · G.F. Haas · Blumenstück für Chor, Streichquintett und Basstuba · Maija Einfelde · At the Edge of the Earth · Helmut Lachenmann · Consolation I für Chor und vier Schlagzeuger ZUGABE fr 9.9. · Foyer Tennishalle · Schwaz 10.00 GENERALPROBENBESUCH beim Tiroler Symphonieorchester Innsbruck mit Reinhard Schulz · € 5,00 (beim Kauf einer Eintrittskarte für das Abendkonzert ist der Generalprobenbesuch frei) sa 10.9. · Löwenhaus · Innsbruck 14.00 GEFÜHRTE HÖRFLOSSFAHRT am Inn von Innsbruck nach Schwaz mit Karin Pegoraro und Manfred Föger (Technisches Büro für Biologie und Landschaftsökologie) · Dauer ca. 3,5 Stunden · € 26,00 (bei starkem Regen Ersatztermin) · anschließend gemeinsames Abendessen und Konzertbesuch von Windkraft Tirol · Rückfahrt mit Shuttlebus mo 12.9. · Franziskanerkloster · Schwaz 18.00 SINNESWANDERUNG · Führung durch den Klostergarten, die Franziskanerkirche und den Friedhof mit Guardian Pater Florenz Graf · Führung durch den Kreuzgang mit Restaurator Wolfgang Götzinger · € 5,00 sa 24.9. · Naturhotel Grafenast · Hochpillberg 13.00 PILZWANDERUNG · AUF DEN SPUREN VON JOHN CAGE · mit Hansjörg Unterlechner und Reinhard Schulz · anschl. gemeinsames Zubereiten und Essen · € 7,00 so 25.9. · Pfarrkirche Maria Himmelfahrt · Schwaz 15.00 HÖRSPAZIERGANG mit Bürgermeister Hans Lintner durch Schwazer Keller und Dachböden · FÜHRUNG durch das Rabalderhaus mit Otto Larcher · € 5,00 sa 5.11. · Casòn Hirschprunn · Weingut Alois Lageder · Margreid Südtirol 17.00 SYMPOSION · EINE HOMMAGE AN PLATON · 7 STUNDEN WEIN UND MUSIK · KLANGFORUM WIEN · DIRIGENT N.N. · EIN RAUSCH IN ACHT ABTEILUNGEN · Franco Donatoni · Arpege · György Kurtág · signs, games and messages · Michael Jarrell · Assonance III · Alain Poncart · Bläserquintett · Pierre Boulez · Dérive · Beat Furrer · Spur · Alvin Lucier · Silver Streetcar · Iannis Xenakis · Psappha · Salvatore Sciarrino · Gesualdo – Bearbeitung 1 · Georg Friedrich Haas · Nach-Ruf...ent-gleitend... · Salvatore Sciarrino · Gesualdo – Bearbeitung 2 · György Ligeti · 10 Stücke für Bläserquintett · Bernhard Gander · Neues Werk · Peter Ablinger · Membrane · Terry Riley · In C · € 70,00 · In Zusammenarbeit mit Transart KLANGSPUREN BARFUSS · KINDERPROGRAMM sa 3.9. · Rabalderhaus · Schwaz 16.00 DIE WELT DER FARBEN mit Helmut Dirnaichner · 6-10 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00 fr 9.9 · Ort und Uhrzeit werden noch bekannt gegeben PROBENBESUCH bei Windkraft Tirol · ab 8 Jahre · Dauer ca. 30 Minuten · Eintritt frei fr 16.9. · ORF Tirol kulturhaus · Innsbruck 17.00 Sergej Prokofiev · PETER UND DER WOLF · Swarovski Musik Wattens · Dirigent · Franz Schieferer · Sprecher · Walter Pichler · ab 4 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00 sa 17.9. · ErlebnisSennerei Zillertal · Mayrhofen 16.00 Sergej Prokofiev · PETER UND DER WOLF · Swarovski Musik Wattens · Dirigent · Franz Schieferer · Sprecher · Walter Pichler · ab 4 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00 sa 17.9. · Kulturlabor Stromboli · Hall 16.00 Max Vandervorst · SYMPHONIE FÜR WEGGEWORFENE DINGE · ab 8 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00 · In Zusammenarbeit mit dem Kulturlabor Stromboli und der Landesausstellung 05 so 18.9. · Wattens 11.00 Sergej Prokofiev · PETER UND DER WOLF · Swarovski Musik Wattens · Dirigent · Franz Schieferer · Sprecher · Walter Pichler · ab 4 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00 so 18.9. · ORF Tirol kulturhaus · Innsbruck 17.00 BACKBEAT BOYS · ab 4 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00 fr 23.9. · Alte Pfarrkirche hl. Laurentius · Wattens 15.00 PROBENBESUCH beim ensemble recherche · Dauer ca. 1 Stunde · Eintritt frei fr 21.10. · Swarovski Kristallwelten · Wattens 15.00 HÖRSPAZIERGANG · 6-12 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00 fr 18.11. · Orgelbau Pirchner · Steinach am Brenner · Treffpunkt Pfarrkirche Mariahilf · Innsbruck 14.00 Besuch beim ORGELBAUER PIRCHNER · mit Peter Waldner · ab 8 Jahre · Dauer ca. 3 Stunden · € 5,00 (inkl. Busfahrt) mo 28.11. · Klangspuren-Büro · Schwaz 15.00 HÖRNACHMITTAG · ab 5 Jahre · Dauer ca. 1 Stunde · € 2,00 fr 16.12. · AUT. architektur und tirol im Adambräu · Innsbruck 15.00 MIT ALLEN SINNEN DURCHS ADAMBRÄU · ab 6 Jahre · Dauer ca. 1,5 Stunden · € 3,00 · In Zusammenarbeit mit AUT. architektur und tirol