Vortrag im RC Wiesbaden am 26.07.2005 v. H.O.Geißler: Rotary und die Moral Vorbemerkung: Meinen Vortrag möchte ich unserem Freund Hans Franzen widmen, der mich seit mehr als 20 Jahren in das Gespräch über die Fragen der Max Weberschen Ethik gezogen hat, wobei ich ihn oft auf später vertrösten musste. Dies ist jetzt eine Reaktion, die sich seiner Fragestellung nach Gesinnungs- und Verantwortungsethik verdankt, wenn auch diese nicht beantwortet. 1. Einleitung: Vor drei Wochen befand ich mich in London, als die Terroristen die ersten Attentate in den U-Bahnen und auf den Bus verübten, bei denen 56 Menschen starben. Da alle Bewohner Londons durch die Polizei über das Fernsehen gebeten wurden, zu bleiben, wo sie sich befanden, verfolgten wir die Vorgänge am Fernsehschirm. Was mich aufmerken ließ, waren die Ansprachen zunächst von Tony Blair. Er brachte seine Betroffenheit sichtbar und hörbar zum Ausdruck, schwor aber dann nicht Rache und Vergeltung, sondern beschwor vielmehr die Gemeinschaft der Briten, die sich durch solche Taten nicht ihren Lebensstil und ihre Überzeugungen nehmen lassen würden. Man fühlte sich erinnert an die Reden Churchills in der Zeit der deutschen Bombenangriffe auf London und andere englische Städte. Genauso wie Blair jetzt hatte Churchill damals gesprochen. Deshalb war ich auch nicht überrascht, als aus dem Munde der Queen am nächsten Tag das Gleiche zu hören war. In Gedanken war ich schon beschäftigt mit meinem Thema über die Moral bei Rotary. Deshalb fiel mir auf, dass hier die „Moral“ der Briten beschworen wurde. Also, so folgerte ich, ist das nicht nur eine Sache des moralischen Verhaltens, wie in der 4-Fragen-Probe ausgedrückt, sondern darüber hinaus noch eine viel grundlegendere Frage, nämlich eine Frage nach dem „Geist“ Rotarys in dem Sinne: Was hält Rotary zusammen? Zu Hause nahm ich das Fremdwörterbuch des Schüler-Dudens (21984) zur Hand, schlug das Stichwort Moral nach und fand Folgendes unter Moral: „1. System von auf Tradition, Gesellschaftsform, Religion beruhenden sittlichen Grundsätzen und Normen, das zu einem bestimmten Zeitpunkt das zwischenmenschliche Verhalten reguliert. 2. Sittenlehre, philosophische Lehre von der Sittlichkeit. 3. das sittliche Verhalten eines einzelnen oder einer 1 Gruppe. 4. Bereitschaft, sich einzusetzen, Kampfgeist. 5.(ohne Plural) lehrreiche Nutzanwendung.“ Da stand es ausdrücklich: Bereitschaft sich einzusetzen, Kampfgeist. Doch zugleich fielen mir noch zwei weitere Punkte in der Definition auf: a) dass die Regeln für das menschliche Verhalten „zu einem bestimmten Zeitpunkt“ wirksam sind, also keineswegs ewig gültig sind, und b) dass man unter Moral das sittliche Verhalten von Gruppen oder auch von Einzelnen verstehen kann. Dies machte mich schwankend, ob ich bei meinem Thema „Rotary und die Moral“ bleiben sollte oder nicht besser zu formulieren hätte: „Rotary und seine Moral“. Ich habe mich dann doch entschieden, bei der ersten Formulierung zubleiben. Sie werden am Schluss verstehen, warum. Ich wende mich der ersten Frage nach der Moral Rotarys zu. 2. Was hält Rotary zusammen? Der „Geist“ Rotarys. Die Formulierung aus dem Schüler-Duden lässt bereits keine Unsicherheit zu. Dort war die Rede von der „Bereitschaft sich einzusetzen“. In rotarischer Begrifflichkeit heißt dies: Dienstbereitschaft – „Service above Self“ – selbstlose Dienstbereitschaft. Das ist der „Geist“ Rotarys, der die weltweite Gemeinschaft zusammenhält. Dieser Moral sind alle anderen Verhaltensregeln zugeordnet. So lautet das Ziel Rotarys (Object of Rotary) offiziell: “Das Ziel Rotarys ist Dienstbereitschaft im täglichen Leben.“ Englisch: „The object of Rotary is to encourage and foster the ideal of service as a basis of worthy enterprise“, wörtlich übersetzt etwa: „Das Ziel Rotarys ist es, zum Ideal des Dienens zu ermutigen und es zu fördern als die Grundlage für lohnendes Engagement.“ Ich denke, es ist schon hier deutlich, dass es bei diesem „service“ keineswegs um soziale Unternehmungen in der Freizeit geht. Gemeint ist vielmehr, dass gerade der Beruf der Ort sein soll, an dem Rotarier das Ideal des Dienens verwirklichen. Die vier Punkte, die das Ziel Rotarys näher umschreiben, entfalten dies. Leider ist es in der deutschen Fassung nicht so deutlich wie im Englischen. Der 2. Punkt heißt aus dem Englischen übersetzt: „Rotary will den Geist des Dienens ermutigen und festigen durch hohe ethische Grundsätze in Beruf und im Geschäftsleben, zugleich damit die Anerkennung des Wertes jeder nützlichen Tätigkeit für die Gemeinschaft und die Auszeichnung der Tätigkeit eines jeden Rotariers als eine Gelegenheit zu dienen (oder: sich verdient zu machen).“ 2 Dasselbe wird unterstrichen durch den nächsten, den 3. Satz: Ziel von Rotary ist „die Anwendung des Ideals des Dienens im persönlichen, geschäftlichen und öffentlichen Leben eines jeden Rotariers“ – in unserer offiziellen Übersetzung: „F ö r d e r u n g verantwortungsbewusster privater, geschäftlicher und öffentlicher Betätigung aller Rotarier“. Es ist klar: Rotary ist eine Vereinigung berufstätiger und öffentlich wirksamer Menschen, kein Club von Oldies, die ihre Dienstbereitschaft mehr oder weniger nur mit dem Scheckbuch zum Ausdruck bringen, so wichtig dies ja auch ist. Ein Erlebnis: Als Präsident war mir zu Ohren gekommen, dass ein verehrtes Clubmitglied, langjähriger Fabrikleiter einer Firma am Rhein und häufig auch Verfasser geistvoller Beiträge bei rotarischen Festen, sich mit dem Gedanken trug, aus dem Club auszutreten. Ich machte ihm einen Besuch, hörte seine Gründe an: er war schwerhörig, bekam in Meetings nur noch wenig mit und fühlte sich als Belastung für die anderen, vor allem aber erklärte er, er könne das Clubleben nicht mehr bereichern und kein nützlicher Rotarier mehr sein. Zwar gelang es mir, ihn vom Austritt abzuhalten, aber er zögerte ihn nur hinaus, bis mein Präsidentenjahr vorüber war. Später habe ich nichts mehr über ihn erfahren weder über sein Ergehen noch über seinen Tod. Beim Nachdenken über mein heutiges Thema kamen mir Zweifel, ob mein gut gemeinter Versuch richtig war, einen Rotarier der alten Schule bei uns festhalten zu wollen. Das aber hängt zugleich mit dem Thema zusammen, das als nächstes zu bedenken ist: das Thema Freundschaft. In den deutschen Fassungen der offiziellen Formulierungen kommt das Wort Freundschaft mehrfach vor. Nicht so in den englischen Texten. Dort gebraucht nur die 4-Fragenprobe das Wort friendship in der 3. Frage und zwar im Plural: „Will it build goodwill and better friendships?“ Also: „Wird mein Verhalten eine positive Atmosphäre – eigentlich: Wohlwollen - und bessere Freundschaften schaffen?“ Es scheint so, als gelte die Hoffnung hier gar nicht meiner Freundschaft mit meinen Partnern, sondern den Verhältnissen meiner Partner untereinander und in diesem Rahmen auch mit mir. Es geht also um eine allgemein freundliche und freundschaftliche Atmosphäre, die durch mein Verhalten befördert werden soll. Hängt nicht damit zusammen, dass englische Rotarier wünschen, dass sich auch die deutschen duzen? (Für uns hat das eher den Ruch des Kumpelhaften.) Im deutschen Text klingt das sehr anders: „Wird es (mein Verhalten) Freundschaft und guten Willen bewirken?“ Bei dem gewichtigen Wort Freundschaft in der Einzahl denken wir an wirkliche, dauerhafte Freundschaft, eine Verbindung des tieferen Verstehens und der Zuneigung. Freund Hecht hat 3 uns neulich darauf aufmerksam gemacht, dass die rotarischen Freundschaften jedenfalls in Amerika nicht diese Qualität besitzen. Die rotarische Struktur ist auf die mobile Gesellschaft zugeschnitten, in der es eine Hilfe bedeutet, an einem neuen Ort rasch neue positive Verbindungen zu knüpfen, die sich dann aber auch wieder lösen bei einem erneuten Ortswechsel. Wir bezeichnen solche Beziehungen leicht als „oberflächlich“, vielleicht nicht ganz zu Unrecht. Dem rotarischen Gedanken kommt es allerdings tatsächlich nicht auf die Innenbindung an, sondern auf die Wirkung, die durch die Rotarier in ihrem gesellschaftlichen Umfeld ausgelöst wird. Eine Formulierung unter den Zielen Rotarys hat mich immer befremdet gleich im 1. Satz: Rotary versucht dem Ziel der Dienstbereitschaft im täglichen Leben näher zu kommen „durch Pflege der Freundschaft als einer Gelegenheit, sich anderen nützlich zu erweisen“. Ist denn das der Sinn von Freundschaft, sich dem anderen nützlich zu erweisen, wo doch an anderer Stelle strikt verboten wird, einem Rotarier Privilegien oder Vorteile zu gewähren, die nicht auch anderen Partnern im Geschäfts- und Berufsleben zugewendet werden. (Deklaration von Rotariern in Geschäft und Beruf, 1989) Der Rotary Club ist kein Filz und betreibt keine Vetternwirtschaft. Mir wurde der Satz aus den Zielen Rotarys erst verständlich, als ich ihn in Englisch las. Dort ist nämlich gar nicht von Freundschaft die Rede. Er heißt: Ziel Rotarys ist es, zu ermuntern und zu fördern „the development of acquaintance as an opportunity for service“, also die Entwicklung von Bekanntschaft als eine Gelegenheit sich anderen nützlich zu erweisen. Auch hier ist m.E. nicht ausschließlich die Innenbindung unter den Clubmitgliedern im Blick, sondern die generelle Haltung anderen Menschen gegenüber, mit denen wir bekannt werden. Vielleicht denken Sie, dass ich die rotarischen Ideale allzu scharf interpretiert habe. Möglicherweise haben Sie dabei Recht. Jedoch fielen mir der Rigorismus und die völlige Unsentimentalität in den offiziellen rotarischen Formulierungen auf und ich fühlte mich in meiner Auffassung bestätigt, als ich die Artikel zum Jubiläum des RC im „Rotarier“ las mit ihrem Hinweis auf die Entstehung des rotarischen Gedankens aus dem Geist des asketischen Protestantismus, der nach Max Weber den Kapitalismus hervorgebracht haben soll. (Asketischer Protestantismus meint den Calvinismus und den daraus hervorgegangenen Puritanismus, nicht das Luthertum.) Es war das Anliegen der Gründer Rotarys, den Kapitalismus zu vermenschlichen, zu humanisieren. Deshalb die konsequente 4 Herausforderung an die Rotarier, sich dem uneigennützigen Dienst an der Vermenschlichung der zwischenmenschlichen Beziehungen kompromisslos zu widmen. Das, was Rotary zusammenhält, ist das Ideal des „Service above Self“, nicht aber die Freundschaft. Was die große rotarische Gemeinschaft zusammenschließt, ist der gemeinsame Blick auf dieses große Ziel, das es anzustreben gilt, nicht aber die persönliche Verbundenheit der Clubfreunde untereinander. Dies ist die Auffassung der weltweiten rotarischen Gemeinschaft. Nun ist es für uns Deutsche immer gefährlich, für uns einen Sonderweg zu beanspruchen. Das hat schon in der Politik des vorigen Jahrhunderts zu schlimmen Irrwegen geführt. Dennoch haben sich die Männer, die Rotary nach Deutschland brachten, wohl gründlich überlegt, als sie die englischen Formulierungen ins Deutsche übertrugen. Dabei haben sie der persönlichen Freundschaft einen höheren Stellenwert beigelegt. Wir verstehen unseren Club als ein Angebot, hier mehr als oberflächliche Freundschaften zu schließen. Dies ist eine große Bereicherung unseres Lebens wie auch Verpflichtung, den Freunden Freund zu sein. Wir sind keine Nachkommen der Puritaner, wir leben in einer Gesellschaft, für die der Sozialstaat ein wichtiges Erbe ist, das es auch für die Zukunft zu bewahren gilt. Das ist in anderen Ländern, vor allem auch in den USA anders. Wir können das rigide Engagement der amerikanischen Rotarier für die Humanisierung des Kapitalismus gut verstehen und verstehen es auch selber als Verpflichtung, die allerdings in unserem Rahmen verantwortet werden will. Dass dieses Ziel in der Zeit der Globalisierung nicht verloren geht, ist gerade unter den obwaltenden Umständen dringender denn je. 3. Verhaltensregeln, nicht nur für Businessmen. Ich will Ihnen jetzt noch etwas vorlesen bzw. erzählen über die Entstehung und Weiterentwicklung der 4-Fragenprobe, die doch so oft bei uns zitiert wird. Ich denke, es ist ganz eindrucksvoll, auch in letzter Zeit häufig im Rotarier angesprochen. Die vier Fragen sind Ergebnis von Überlegungen, wie aus einer desolaten wirtschaftlichen Situation einer Firma herauszukommen sei. Herbert J. Taylor war 1932 mit dem Versuch betraut worden, eine faktisch bankrotte Firma in Chicago zu sanieren. Da die Konkurrenz finanziell überlegen war, entschied man sich durch innere Reformen einen Vorsprung zu 5 gewinnen. Neues Personal wurde mit großer Sorgfalt ausgewählt, und die Personalförderung erhielt erhöhte Beachtung. Es ging dann darum, den Mitarbeitern einen möglichst kurzen, behaltbaren Verhaltenskodex an die Hand zu geben. Taylor berichtet: „Eines Tages im Juli 1932 beschloss ich, diese Sache im Gebet zu bedenken. An jenem Morgen stützte ich mich auf meinen Schreibtisch und betete zu Gott, uns eine einfache Anleitung zu geben, die uns helfen könne, das, was recht ist, zu denken, zu sagen und zu tun. Sogleich nahm ich eine weiße Karte und schrieb die 4-Fragen-Probe darauf.“ Taylor probierte die Fragen zunächst nur persönlich aus, ohne jemand etwas davon zu sagen. Seine Erfahrungen waren schlimm; fast alle Schriftlichkeiten, die über seinen Schreibtisch kamen, scheiterten schon an der ersten Frage. Ist es wahr? Beinahe habe er die 4 Fragen in den Papierkorb geworfen. Aber nach zwei Monaten begann er, mit anderen darüber zu sprechen, zunächst mit den Abteilungsleitern. Einer davon war Katholik, einer Calvinist, einer orthodoxer Jude und einer gehörte der Christlichen Wissenschaft an. Alle vier stimmten darin überein, dass sich Wahrheit, Gerechtigkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sehr gut mit ihren religiösen Idealen vertrugen. Dann wurden die 4 Fragen den Mitarbeitern nahe gebracht. Ihr Verhalten wurde in diesem Sinn geschult, die Sprache der Verlautbarungen wurde geändert, z.B. wurden alle Superlative aus der Werbung gestrichen. Auch das Verhältnis zur Konkurrenz wurde verbessert; es wurde vermieden negativ von den Mitbewerbern zu sprechen. Die Bemühungen zahlten sich aus. Innerhalb von 20 Jahren war die Firma schuldenfrei und fähig, Dividende zu zahlen. Die einzige Finanzspritze in dieser Zeit waren zu Beginn der Reform 6.500 $. Im Januar 1943, also 11 Jahre nach ihrer Entstehung, übernahm Rotary International die 4 Fragen als Leitfaden für das Verhalten der Mitglieder. Zahlreiches Material für Arbeitsprogramme, die die 4-Fragen-Probe bekannt machen und einüben innerhalb und außerhalb der Rotary Clubs, wird von Rotary International angeboten. Für uns klingt das alles ganz ähnlich wie die Bemühungen der Moralischen Aufrüstung, und in der Tat gehört Rotary auch in diese Kategorie der Weltverbesserungsbewegungen. Mag sein, dass wir heute über diese Tradition vielleicht die Nase rümpfen, aber es ist doch ein eindrucksvolles Zeugnis für den Ernst, mit dem Rotary die Verbesserung der Welt in der Arbeit an dem eigenen Selbst beginnen sieht. Herbert J. Taylor, der Autor der 4-Fragen-Probe wurde übrigens Präsident von RI 1954/55. Natürlich sind in der Zwischenzeit manche andere Texte formuliert worden, etwa die Deklaration von Rotariern im Geschäfts- und Berufsleben von 1989, die den gleichen Ansatz 6 hat wie die 4-Fragen-Probe und den Beruf als die Gelegenheit zum Dienen herausstellt. Ich habe zuvor schon daraus zitiert. Jedoch möchte ich jetzt noch auf ein Thema hinweisen, das zur Zeit von manchen rotarischen Köpfen bewegt wir. 4. Humanität und Ethik für das 21. Jahrhundert Unter diesem Titel hielt der RC Innsbruck Goldnes Dacherl zusammen mit dem Club of Rome im Oktober 2001 ein Symposium ab, bei dem von Humanität, Weltfrieden, Ethik in der globalisierten Wirtschaft, ein neues Verhältnis Mensch/Tier und die Frage eines Weltethos ventiliert wurden. Gestatten Sie mir bitte noch zwei Gedankensplitter aus diesen Überlegungen anzufügen: Es wird eine neue Aktualität der ethischen Fragestellungen konstatiert und dafür werden folgende Gründe genannt (S. 13.): - „die Sorge, dass die normative Kraft des Faktischen uns in einer unkontrollierbaren Weise an die Regeln einer von uns nicht mehr bestimmbaren Realität ausliefert, - das schwierige Bemühen, eigene Entscheidungen rational zu legitimieren, - die Erfahrung, dass die bisherigen Normen entweder abgelehnt werden oder sich durch neue Entwicklungen als unzureichend erweisen, - die Erfahrung eigener Orientierungslosigkeit in einer psychischen und sozialen Welt, die nicht mehr von selbst zureichende Orientierungen liefert.“ Dies gilt auch besonders für die Wirtschaftsethik. Deshalb der 2. Gedanke: Rotarier erkennen die Bedingungen des Wirtschaftslebens an: Wettbewerb, Wachstum, Investitionen und Gewinnoptimierung. Sie fühlen sich nicht verpflichtet einer Gesinnungsethik, die Normen und Gebote umsetzen will, sondern einer Verantwortungsethik, die die Folgen der Handlungen bedenkt, die Folgen für die Mitwelt, die Umwelt und die Nachwelt (20). Im Zeichen der Globalisierung benötigen Weltpolitik und Weltwirtschaft eine ethische Grundorientierung, die für alle Menschen verbindlich ist. Deshalb interessieren sich die Rotarier auch für das Unternehmen des Weltethos, das unser rotarischer Freund Hans Küng in Gang gesetzt hat. Die Forderungen, die da erhoben werden, erweisen sich als den rotarischen Grundregeln sehr verwandt: Ehrfurcht vor dem Leben, gerechte und faire 7 Handlungsweisen, Wahrhaftigkeit im Reden und Handeln und um die gegenseitige Achtung und Liebe unter den Menschen. Für mich war es ermutigend festzustellen, dass sich Rotary auch mit diesen aktuellen Fragen auseinandersetzt, gerade weil die Rotarier nach wie vor daran festhalten, dass es auch in den Zeiten der Globalisierung darauf ankommt, dass die Gestaltung der Welt bei der Verbesserung des eigenen mitmenschlichen Verhaltens beginnt. Deshalb blieb ich bei der Formulierung: „Rotary und die Moral“. 5. Schluss Wir sind deutsche Rotarier und uns ist die persönliche dauerhafte Freundschaft sehr wichtig. Deshalb schließe ich mit einem Zitat von Aristoteles: „… ohne Freunde möchte niemand leben, auch wenn er die übrigen Güter alle zusammen besäße: gerade auch den reichen Leuten und denen, die Amt und Herrschaft haben, tun Freunde bekanntlich ganz besonders not.“ (Nik. Ethik, VIII,1) 8 Rotarische Grundtexte Zum Vortrag von Rot. H.O.Geißler am 26.07.2005: Rotary und die Moral Object of Rotary Das Ziel von Rotary The Object of Rotary is to encourage and Das Ziel von Rotary ist Dienstbereitschaft im foster the ideal of service as a basis of täglichen Leben. Rotary sucht diesem Ziel worthy enterprise and, in particular, näher zu kommen: encourage and foster: First. The development of acquaintance as an opportunity for service; 1. Durch Pflege der Freundschaft als einer Gelegenheit, sich anderen nützlich zu erweisen. 2. Durch Anerkennung hoher ethischer Grundsätze im Privat- und Berufsleben sowie des Wertes jeder für die Allgemeinheit nützlichen Tätigkeit. Second. High ethical standards in business and professions, the recognition of the worthiness of all useful occupations, and the dignifying of each Rotarian’s accupation as an opportunity to serve society; Third. The aapplication of the ideal of service in each Rotarian’s personal, business, and community life; 3. Durch Förderung verantwortungsbewusster privater, geschäftlicher und öffentlicher Betätigung aller Rotarier. Fourth. The advancement of international understanding, goodwill, and peace through a world fellowshipof business and professional persons united in the ideal of service. 4. Durch Pflege des guten Willens zur Verständigung und zum Frieden unter den Völkern durch eine Weltgemeinschaft berufstätiger Personen, geeint im Ideal des Dienens. The Four-Way-Test 4 Fragen über Dinge, die wir denken, sagen oder tun Is it the truth? Ist es wahr, bin ich aufrichtig? Is it fair to all concerned? Ist es fair für alle Beteiligten? Will it build goodwill und better friendships? Wird es Freundschaft und guten Willen fördern? Will it be beneficial to all concerned? Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen? 9 Declaration of Rotarians in Business and Professions (adopted by RI Council an Legislation 1989 to provide more spevific guidelines fort he high ethical standards called for in the Object of Rotary) As a Rotarian engaged in a business or Als Rotarier, tätig im Geschäft oder im profession, I am expected to: Beruf, wird von mir erwartet, - Consider my vocation to be another - dass ich meinen Beruf als opportunity to serve; Gelegenheit zum Dienen verstehe - Be faithful to the letter and to the - dass ich treu bin dem Buchstaben und spirit of the ethical codes of my Geist der ethischen Normen meines vocation, to the laws of my country, Berufs, den Gesetzen meines Landes and to the moral standards of my und den moralischen Grundsätzen community; meines Gemeinwesens; - Do all in my power to dignify my - dass ich alles in meiner Macht vocation and to promote the highest Stehende tue, um meinen Beruf zu ethical standards in my chosen ehren und um die höchsten ethischen vocation; Grundsätze in meinem gewählten Beruf voranzubringen; - Be fair to my employer, employees, - dass ich gerecht bin gegenüber associates, competitors, customers, meinem Arbeitgeber, meinen Arbeitthe public, and all those with whom I nehmern, Mitarbeitern, Konkurhave a business or professional renten, Kunden, der Öffentlichkeit relationship; und allen, mit denen ich eine geschäftliche oder berufliche Beziehung habe; - Recognize the honor and respect due - dass ich Ehre und Respekt zolle allen to all occupations which are useful to Beschäftigungen, die nützlich für die society; Gesellschaft sind; - Offer my vocational talents: to - dass ich meine Gaben einsetze, um provide opportunities für young jungen Leuten Chancen zu bieten, um people, to work for the relief of the für die Lösung besonderer Nöte special needs of others, and to anderer zu arbeiten und die improve the quality of my life in my Lebensqualität in meinem Gemeincommunity; wesen zu verbessern; - Adhere to honesty in my advertising - dass ich ehrlich bleibe in meiner and in all representations to the public Werbung und in allen Repräsenconcerning my business or tationen über meine Geschäfte und profession; über meinen Beruf in der Öffentlichkeit; - Neither seek from nor grant to a - dass ich weder ein Privileg noch fellow Rotarian a privilege or einen Vorteil von einem rotarischen advantage not normally accorded Freund erwarte noch ihm gewähre, others in a business or professional die ich nicht normalerweise anderen relationship. in einer geschäftlichen oder beruflichen Beziehung zuwende. 10