VIDEO 1 PSYCHOTHER APIE Vortrag in Psychologische Gesprächsführung und Intervention Jan-Philip Knirsch, Paula Muser, Theda Pollmann, Simone Reinhard GRUNDLAGEN: WAS IST PSYCHOTHERAPIE? Voraussetzung • Vorhandensein einer psychischen Störung Ziele • Veränderung der Lebensgestaltung des Patienten • Reduktion der lebensbeeinträchtigenden Symptomatik Differenzierung zur Paarberatung, Erziehungsberatung und berufliches Coaching GRUNDLAGEN: WAS IST PSYCHOTHERAPIE? • Bedeutet IMMER Arbeit an sich selbst («Anleitung zur Selbsthilfe») • Wirksamkeit ist empirisch-wissenschaftlich nachgewiesen • Altersungebunden • Zentrales Instrument: Gespräch • 5% der Bevölkerung pro Jahr in Psychotherapie 10% der Bevölkerung eigentlich nötig (WHO, 2010) GRUNDLAGEN: WANN HILFT PSYCHOTHERAPIE? Depressionen Ängste Psychosomatische Störungen Zwangsgedanken & Zwangshandlungen Stressbedingte Erkrankungen Traumata Verhaltensstörungen Substanzabhängigkeitsstörungen Persönlichkeitsstörungen Schlafstörungen / Insomnie Sexuelle Dysfunktionen GRUNDLAGEN: WER SIND PSYCHOTHERAPEUT(INN)EN? zwei Wege 1. Psychologie Studium 2. Medizin Studium à Weiterbildung zur Psychotherapie ist die gleiche: Therapeutenausbildung • Psychologie + Weiterbildung = psychologischer Psychotherapeut • Medizin + Weiterbildung = ärztlicher Psychotherapeut mit Bewilligung zur Medikamentenverschreibung GRUNDLAGEN: FUNKTION & NUTZEN • Vorgehen auf individuelle Problemstellung abgestimmt • Dauer abhängig von verschiedenen Faktoren (Patient, Ausprägung, Therapeut etc.) à Fördert persönliche & soziale Kompetenzen, Arbeits- & Beziehungsfähigkeit und psychische Belastbarkeit à Nachhaltige & dauerhafte Wirkung GESCHICHTE DER PSYCHOTHERAPIE • Spätes 18. Jahrhundert: Anfänge der Psychiatrie àUrsprung der Psychotherapie • Eigentliche Psychotherapie seit ca. 100 Jahren • Sigismund Schlomo Freud (1856-1939): Psychoanalyse • Drei Generationen: 1. Verhaltenstherapie (Skinner, Konditionierung als Basis) 2. Kognitive Verhaltenstherapie (Aaron T. Beck) 3. Neuere Therapieformen (z.B. Emotionsbasierte Therapie) ANSÄTZE UND FORMEN DER PSYCHOTHERAPIE • Tiefenpsychologische Ansätze à Psychoanalyse, Transaktionsanalyse • Kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze à KVT, Schematherapie, Reiz-Konfrontationstherapie • Humanistisch-existenzialistische Ansätze à Klientenzentrierte Psychotherapie, Gestalttherapie, Humanistische Therapieform ANSÄTZE UND FORMEN DER PSYCHOTHERAPIE • Systemische Ansätze à Systemische Psychotherapie, Strukturelle Familientherapie, Kommunikationstherapie • Körperorientierte Ansätze à Körperorientierte Psychotherapie, Strukturanalyse, Somatic Experiencing PSYCHOANALYSE Geschichte • 1890 von Sigmund Freud begründet ­ 1856-1939 ­ geboren in Freiberg, Österreich ­ lebte unter anderem in Wien und London • Grundstein für die Tiefenpsychologie ­ „das Unbewusste“ als unscharfe Form ­ Vorgänger: Nietzsche, Carus, Herbart ­ Freud: erster, der eine wissenschaftliche Methode erfand, um das Unbewusste zu untersuchen PSYCHOANALYSE Theoretische Grundlagen • freie Assoziation ­ freier/ spontaner Einfall zu Symbolen, Ereignissen, Bildern ­ Einfall muss ohne Zensur sein ­ Aussagen müssen immer ungefiltert sein (bei allen Freud‘schen Methoden) • Traumdeutung ­ Botschaft (Ängste, Erwartungen, etc.) hinter dem Geträumten ­ geht bis in die Antike zurück • Fehlleistungen ­ der „Freud‘sche Versprecher“ ­ unbeabsichtigte Handlung PSYCHOANALYSE PSYCHOANALYSE Das Strukturmodell der Psyche • Das „Drei-Instanzen-Modell“ • Es ­ ohne Regeln, triebgesteuert, handelt nach dem „Lustprinzip“ ­ orale Phase (angeboren) ­ erfüllte Phasen oder nicht? à Triebtheorie • Über-Ich ­ soziale Vorgaben: Normen, Werte, Erwartungen (gesellschaftlicher Druck) ­ Stärke ist abhängig von Erziehung ­ Über-Ich kann sich auch „dagegen“ entscheiden • Ich ­ vermittelt zwischen „Es“ und „Über-Ich“ à oft schwierig ­ Selbstbewusstsein PSYCHOANALYSE Psychoanalyse als Therapieform • seit dem 20. Jahrhundert zu einer moderne Therapieform gewandelt • kein Training oder gar Prävention für Alltagssituationen • eher vertieftes Verständnis für sich selbst entwickeln ­ „Einsicht“ ­ Aufbrechen von Verdrängungen • 3-5 stündige Sitzungen pro Woche (oft auch über Jahre hinweg) ­ 300 Stunden werden in Deutschland von der Krankenkasse übernommen • deutet alles, was der Patient ungefiltert von sich gibt • heutzutage oft in Supervisionen, Workshops, etc. verwendet PSYCHOANALYSE Methoden • verdrängte Erfahrungen sollen aufgebrochen und in die Persönlichkeit des Patienten integriert werden • dieser soll daran wachsen und seine Persönlichkeit soll stärker werden • beinhaltet auch Trauerverarbeitung, neue Erfahrungen sammeln à verdrängte Erfahrungen werden verarbeitet und durch positive „ersetzt“ (doch nicht „übermalt“!) • Auf Therapeuten findet auch oft Projektion statt (z.B. Elternersatz) ­ die „Übertragung“ • Therapeut (hier: Analytiker) sitzt hinter dem Patienten (hier: Analysand) • Patient befindet sich meistens im liegendem Zustand PSYCHOANALYSE Wirksamkeit • umstritten • gilt als nicht empirisch belegbar • Wandel von Naturwissenschaft zu Hermeneutik Kritik • Hauptpunkt: selbsterfüllende Prophezeiung KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE Geschichte • im frühen 20. Jahrhundert erste Ansätze • Aaron T. Beck (1963): § bedeutendste Vertreter der Lehre § ergänzte Verhaltenstherapie mit kognitiven Konzepten § wandte sie vor allem bei Depression an KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE Was ist die KVT? • Kognitionen und Gefühle werden miteinbezogen und wo nötig verändert • Zentrale Bedeutung: Lernen & Umlernen (Menschliches Verhalten ist erlernt und somit auch veränderbar) • Vor allem bei Depression angewandt à schädliche und unsinnige Überzeugungen erkennen und aufgeben KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE Methoden • Gespräch, Kognitives Umstrukturieren, Problemlösetrainings, Modell-Lernen, etc. è Therapeut zeigt Patient, dass negative Gedanken eigene Interpretationen sind, die auch anders interpretiert werden können und sollen è Positive Verstärkung: Wenn eine angenehme Konsequenz auf ein Verhalten folgt, dann wird dieses Verhalten in Zukunft vermehrt auftreten KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE Kognitives Umstrukturieren • Entkatastrophisieren (Was ist das Schlimmste, was passieren kann?) • Realitätstestung von Übergeneralisierungen oder falschen Schlussfolgerungen • Reattribuierung von falschen Annahmen KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE Ziel der KVT • Hilfe zur Selbsthilfe • Patienten dabei unterstützen, ihre seelischen und zwischenmenschlichen Probleme selbständig zu lösen • den Alltag wieder produktiv zu bewältigen KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE Wirksamkeit • Effektivität erwiesen bei ­ Phobien ­ Panikattacken ­ Depressionen ­ Essstörungen • andere Therapieformen der KVT entweder ebenbürtig oder unterlegen (u.a. Fisher & Durham, 1999; Ruhmland & Margraf, 2001) KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE Kritik • von Anhängern der Psychoanalyse • Sehen nur reine Symptombehandlung à eigentliche Störung bleibt unbeachtet à Verschiebung von Symptome würde erfolgen • diese Kritik wurde jedoch empirisch nie nachgewiesen! VIDEO 2 SYSTEMISCHE THERAPIE Geschichte • Beginn 50er Jahre à Entwicklung aus Arbeit mit Familien • Ackerman: Bei Störung à Einbezug der gesamten Familie • Kerngedanke: Verständnis & Veränderung von Problemen weniger durch Person, sondern im (familiären) Zusammenhang • Bedeutende Therapieform SYSTEMISCHE THERAPIE Theoretischer Hintergrund Eine gestörte Psyche ist Ausdruck eines gestörten Systems • Entstehung des Problems im System (Familie, Arbeit, etc.) • Interesse auf Beziehungsprozessen, Interaktionen und Umfeld • Beteiligung an Entstehung & Aufrechterhaltung eines Problems • Veränderung zwischenmenschlicher Beziehungen à Veränderung beim Patienten SYSTEMISCHE THERAPIE Therapie • psychotherapeutisches Verfahren • Arbeit mit Einzelpersonen, Paaren, Gruppen & Organisationen • Einzel- oder Gruppentherapie Vorgehen • Konkretisierte Auftragsklärung • Wenige Sitzungen mit größeren zeitlichen Abständen • Dauer: einige Monate bis zu einem Jahr • Teils Einbezug von Außenstehenden SYSTEMISCHE THERAPIE Methoden • Metaphern, Parabeln und Geschichten à z.B. Positionen & Haltungen von Familienmitgliedern als Bild aufstellen • Soziogramm (grafische Darstellung sozialer Beziehungen) • Hausaufgaben zwischen Sitzungen § Entscheidende Prozesse zwischen Sitzungen § neue Erkenntnisse aus Sitzung à in Lebenspraxis SYSTEMISCHE THERAPIE Rolle des Therapeuten • Einbezug der Mitglieder des Systems • verborgene Stärken & Ressourcen bewusst machen Ziel • Stärkung der Autonomie & des Selbstwertes • Veränderung der leiderzeugenden Beziehungsmuster • Festigung des Zusammenhalts im System • Verbesserung von Kommunikation & Austausch zwischen Mitgliedern SYSTEMISCHE THERAPIE Wirksamkeit • Erwiesen für viele spezifische klinische Probleme, z.B.: - Antisoziales Verhalten und Straffälligkeit - Störungen des Essverhaltens - Suchtstörungen - Depressive Störungen / Suizidalität - Psychosomatische Störungen • Seit 2008 wissenschaftlich anerkanntes Psychotherapie-Verfahren VIDEO 3 KÖRPERORIENTIERTE PSYCHOTHERAPIE Geschichtlicher Hintergrund • Beginn des 20. Jahrhunderts (Ursprung in der Psychoanalyse) • W. Reich (1930) à Einbezug des Körpers in therapeutische Arbeit • Tiefenpsychologisch fundiert • Kaum Beachtung à ab 1990 Weiterentwicklung der Therapieform KÖRPERORIENTIERTE PSYCHOTHERAPIE Grundlagen • Psyche und Körper = untrennbare Einheit • Zugang zum Unbewussten über Körper • Speicherung emotionaler Informationen im Körper = „Kernüberzeugungen“ à verbundenes Gefühl & Körperreaktion à nur veränderbar durch andere Erfahrung auf gefühlter körperlicher Ebene • Einbezug des Körpers für Heilung KÖRPERORIENTIERTE PSYCHOTHERAPIE Anwendung • Techniken: 1. Berührungen 2. körperliche Übungen 3. Körperachtsamkeit • Fehlen von Trost, Schutz, Flucht, etc. in belastender Situation à Therapie: mit Körper das tun, was geholfen hätte à Lösen chronischer Anspannungen & Gefühl von Erleichterung • Anwendung z.B. bei PTBS, psychosomatischen Störungen, Angststörungen KÖRPERORIENTIERTE PSYCHOTHERAPIE Ziel • unbewusste psychische Prozesse à ins Bewusstsein gelangen • Verbesserte Wahrnehmung von Körper & Gefühlen • Selbstfindung durch Bewusstsein des Körpers Wirksamkeit • nicht wissenschaftlich anerkannt • Positive Erfahrungsberichte für Verfahren • Wirksamkeit einiger weniger körperorientierter Verfahren neurophysiologisch unterstützt LITERATURVERZEICHNIS “Kognitive Verhaltenstherapie.” Wikipedia, October 11, 2016. Martin Frick. “Zentrum Für Psychologie Und Verhaltenstherapie Abegglen, Isler & Partner: Was Ist Kognitive Verhaltenstherapie.” Accessed November 11, 2016. Peters, Uwe Henrik. Lexikon Psychiatrie, Psychotherapie, Medizinische Psychologie. 6th ed. 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