hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Mathematik Vorkurs G. Finsel S. Heitmann K. Ronneberger 2. Auflage 2004 Inhaltsverzeichnis 1 Zahlensysteme 1.1 1.2 1.3 1.4 2 4 Natürliche und ganze Zahlen . . . Rationale Zahlen . . . . . . . . . 1.2.1 Teilbarkeitsregel . . . . . 1.2.2 Die vier Grundrechenarten 1.2.3 Das Rechnen mit Brüchen Reelle Zahlen . . . . . . . . . . . 1.3.1 Potenzen . . . . . . . . . 1.3.2 Binomische Formeln . . . 1.3.3 Wurzeln . . . . . . . . . . 1.3.4 Irrationale Zahlen . . . . . 1.3.5 Logarithmen . . . . . . . Komplexe Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funktionen 2.1 2.2 2.3 2.4 4 5 5 6 8 11 11 11 12 14 17 18 21 Der Begriff der Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . Darstellung von Funktionen . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Analytische Darstellung . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Darstellung durch Wertetabellen . . . . . . . . 2.2.3 Graphische Darstellung . . . . . . . . . . . . . 2.2.4 Parameterdarstellung . . . . . . . . . . . . . . Eigenschaften von Funktionen . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Monotonie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2 Gerade/ungerade Funktionen . . . . . . . . . . 2.3.3 Beschränktheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.4 Injektive, surjektive und bijektive Funktionen . Umkehrfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Rechnerische Bestimmung der Umkehrfunktion 2.4.2 Graph von Funktion und Umkehrfunktion . . . 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 21 21 22 22 23 24 24 24 25 26 28 28 29 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 2.5 3 4 Rationale Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Lineare Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.2 Lösung von linearen Gleichungen und von linearen Gleichungssystemen mit 2 oder 3 Variablen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.3 Quadratische Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.4 Lösen von quadratischen Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.5 Ganzrationale Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.6 Gebrochenrationale Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.7 Bruch- und Wurzelgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.8 Transzendente Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.9 Exponentialgleichungen und logarithmische Gleichungen . . . . 30 30 32 36 40 41 45 49 50 52 Trigonometrische Funktionen 54 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 54 55 57 58 61 63 64 69 69 69 71 Winkeleinheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Recht- und schiefwinklige Dreiecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Definition der trigonometrischen Funktion am Kreis . . . . . . . . . . . . Graphen der trigonometrischen Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . Additionstheoreme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goniometrische Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zyklometrische Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berechnungen am Dreieck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8.1 Rechtwinklige Dreiecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8.2 Schiefwinklige Dreiecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.9 Näherungsformel für trigonometrische Funktionen . . . . . . . . . . . . 3.9.1 Zusammenhang der trigonometrischen Funktionen mit der Exponentialfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.10 Die Hyperbelfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.11 Die Areafunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 75 77 Einführung in die Vektorrechnung 79 4.1 4.2 4.3 4.4 Geometrie von Vektoren . . Norm (Betrag) eines Vektors Skalarprodukt von Vektoren Kreuzprodukt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 83 84 87 1 Zahlensysteme 1.1 Natürliche und ganze Zahlen Darstellung der natürlichen Zahlen auf der Zahlengerade: +1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Abkürzungen: N – Menge der natürlichen Zahlen N0 – Menge der natürlichen Zahlen einschließlich der Null Es gibt keine größte natürliche Zahl Darstellung der ganzen Zahlen auf der Zahlengerade: -1 +1 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 +1 +2 +3 +4 +5 +6 bzw. -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 Abkürzung: Z – Menge der ganzen Zahlen 4 5 6 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 1.2 Rationale Zahlen 1.2.1 Teilbarkeitsregel Definition: Läßt sich eine natürliche Zahl b ohne Rest durch eine natürliche Zahl a teilen, so wird der Divisor a Teiler der Zahl b genannt. Spezialfälle: 1. Jede natürliche Zahl ist Teiler von sich selbst. 2. Jede natürliche Zahl ist Teiler der Zahl 0. 3. Jede natürliche Zahl hat den Teiler 1. Eine natürlich Zahl, die keinen echten Teiler besitzt (d.h. nur sich selbst und 1 als Teiler besitzt), wird Primzahl genannt, z.B.: 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29, . . . Eine natürlich Zahl, die echte Teiler hat, wird zusammengesetzte Zahl genannt, z.B.: 4, 6, 8, 9, 10, 12, 14, 15, 16, 18, . . . Sieht man von der Reihenfolge ab, so läßt sich jede zusammengesetzte Zahl eindeutig in ein Produkt aus Primfaktoren zerlegen, z.B.: 165 = 3 · 5 · 11 Teilbarkeitsregeln: Eine Zahl ist genau dann durch • 2 teilbar, wenn ihre letzte Ziffer durch 2 teilbar ist. • 3 teilbar, wenn ihre Quersumme durch 3 teilbar ist. • 4 teilbar, wenn die aus ihren letzten beiden Ziffern gebildete Zahl durch 4 teilbar ist, oder die letzten beiden Ziffern Nullen sind. • 5 teilbar, wenn ihre letzte Ziffer 5 oder 0 ist. • 6 teilbar, wenn sie gerade ist und ihre Quersumme durch 3 teilbar ist. • 8 teilbar, wenn die aus ihren letzten 3 Ziffern gebildete Zahl durch 8 teilbar ist. • 9 teilbar, wenn ihre Quersumme durch 9 teilbar ist. 5 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Definition: Jede Zahl, die sich als Quotient ganzer Zahlen darstellen läßt heißt rationale Zahl. Darstellung der rationalen Zahlen auf der Zahlengerade: -3 -2 - 9 4 -1 3 - 01 4 1 4 Abkürzung: Q – Menge der rationalen Zahlen. 1.2.2 Die vier Grundrechenarten Addition Grundregeln: (1) a + b = b + a (2) a + 0 = 0 + a = a (3) (a + b) + c = a + (b + c) Kommutativgesetz neutrales Element Assoziativgesetz Vorzeichenregelung: (1) (+a) + (+b) = +a + b = a + b (2) (−a) + (−b) = −a − b = −(a + b) (3) (+a) + (−b) = +a − b = a − b (4) (−a) + (+b) = −a + b = −(a − b) 6 2 5 3 2 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Subtraktion Die Subtraktion ist die Umkehroperation der Addition. Vorzeichenregelung: Eine wird. (1) (2) (3) (4) Zahl wird subtrahiert, indem sie mit entgegengesetztem Vorzeichen addiert (+a) − (+b) = (+a) + (−b) = a − b (−a) − (−b) = (−a) + (+b) = −a + b (+a) − (−b) = (+a) + (+b) = a + b (−a) − (+b) = (−a) + (−b) = −a − b Multiplikation Grundregeln: (1) a · b = b · a (2) a · 1 = 1 · a = a (3) (a · b) · c = a · (b · c) (4) a · (b + c) = a · b + a · c = (b + c) · a Kommunikativgesetz neutrales Element Assoziativgesetz Distributivgesetz Vorzeichenregelung: Zwei Faktoren mit gleichen Vorzeichen ergeben ein positives, mit ungleichen Vorzeichen ein negatives Produkt. (1) (+a) · (+b) = +a · b = ab (2) (−a) · (−b) = +a · b = ab (3) (+a) · (−b) = −a · b = −ab (4) (−a) · (+b) = −a · b = −ab Spezialfälle: a·0 = 0 (a + b) · (c + d) = a · (c + d) + b · (c + d) = ac + ad + bc + bd Multiplikation von Klammern 7 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Division Die Division ist die Umkehroperation der Multiplikation. Vorzeichenregelung: Der Quotiont ist positiv, wenn Divident und Divisor gleiche Vorzeichen haben, negativ bei ungleichen Vorzeichen. a (1) (+a) : (+b) = +a : b = b a (2) (−a) : (−b) = +a : b = b a (3) (+a) : (−b) = −a : b = − b a (4) (−a) : (+b) = −a : b = − b Spezialfälle: a a −a = − = b b −b (a + b) : c = a : c + b : c = a b + c c a ma = b mb m ∈Z, Erweitern ma a = mb b m ∈Z, Kürzen 1.2.3 Das Rechnen mit Brüchen Addition/Subtraktion von Brüchen Gleichnamige Brüche werden addiert (subtrahiert), indem man den Zähler addiert (subtrahiert) und den Nenner beibehält. a b a+b + = c c c bzw. a b a−b − = c c c a, b, c ∈Z Ungleichnamige Brüche müssen vor der Addition (Subtraktion) gleichnamig gemacht werden (→ geschicktes Erweitern, so daß beide Brüche den gleichen Nenner haben). a c ad cb ad + cb + = + = b d bd bd bd 8 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Multiplikation von Brüchen a c ac · = b d bd a am ·m = b b a, b, c, d, m ∈Z Division von Brüchen Man dividiert durch einen Bruch, indem man mit dem Kehrwert des Bruchs multipliziert. a: b c ac = a· = c b b a a 1 a :c= · = b b c bc a a d a c : = bc = · Doppelbruch b d b c d ∀a, b, c ∈Z Das Umrechnen von Dezimalzahlen in Brüche Endliche Dezimalzahlen Endliche Dezimalzahlen können durch Erweitern mit einer Zehnerpotenz und anschließendes Kürzen sehr einfach in Brüche umgerechnet werden. Sei d eine Dezimalzahl mit x Nachkommastellen, so gilt: d= p · 10x 10x 9 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Unendliche periodische Dezimalzahlen Für eine unendliche periodische Dezimalzahl p mit Periodenlänge y gilt analog: p= d(10y − 1) 10y − 1 Beispiele: (1) 0.25 · 102 0.25 = 102 25 = 100 Kürzen mit 25: ⇒ 0.25 = 1 4 (2) 0.45 · (102 − 1) 0.45 = 102 − 1 45.45 − 0.45 = 99 45 = 99 Kürzen mit 9: ⇒ 0.45 = 10 5 11 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 1.3 Reelle Zahlen 1.3.1 Potenzen Definition: an ist die abkürzende Schreibweise für a · a · a · . . . · a, und zwar n-mal. Potenz Exponent an Basis Rechenregel: ∀ a > 0 oder b > 0 oder m, n ∈Z (1) am · an = am+n (2) an · bn = (a · b)n 1 (3) a−n = n a m a (4) n = am−n a an a n (5) n = b b n m (6) (a ) = an·m = (am )n Spezialfälle: (7) a1 = a, a0 = 1 für a 6= 0 0n = 0 für n 6= 0, 1n = 1 (8) (−a)2n = +a2n , (−a)2n+1 = −a2n+1 1.3.2 Binomische Formeln (1) (a + b)2 = a2 + 2ab + b2 (2) (a − b)2 = a2 − 2ab + b2 (3) (a + b)(a − b) = a2 − b2 Höhere Potenzen: (a ± b)3 = a3 ± 3a2 b + 3ab2 ± b3 (a ± b)4 = a4 ± 4a3 b + 6a2 b2 ± 4ab3 + b4 11 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Für die n-te Potenz des Ausdruckes (a ± b) erhält man die Koeffizienten der gemischten Terme mit Hilfe des Pascalschen Dreiecks. Pascalsches Dreieck 0 1 2 3 4 5 6 1 1 1 1 1 1 1 2 1 3 4 5 6 1 3 6 4 10 15 1 10 20 1 5 15 1 6 1 Verschiedene Aspekte des Potenzierens an = b: 1. Potenzrechnung gegeben: a, n gesucht: b n Schreibweise: a = b Beispiel: 23 = 8 2. Wurzelrechnung gegeben: b, n gesucht: a √ √ n Beispiel: 3 8 = 2 Schreibweise: b = a 3. Logarithmenrechnung gegeben: a, b gesucht: n Schreibweise: loga b = n Beispiel: log2 8 = 3 1.3.3 Wurzeln Definition: √ Unter der n-ten Wurzel n b aus einer Zahl b versteht man diejenige Zahl a, die mit n potenziert b ergibt. (1. Umkehrung des Potenzierens). √ n b=a ⇔ 12 an = b hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Rechenregeln: (1) √ n √ n (2) (3) (4) (5) √ n 1 n, m ∈Z a = an m am = a n a > 0 oder b > 0 Zusammenhang mit der Potenzrechnung p √ a · n b = n (ab) √ na √ n b = p n a b p p√ √ √ n m a = n·m a = m n a √ n √ am = ( n a)m Spezialfälle: (6) √ n 1=1 √ n 0=0 √ n n a =a (7) √ 1 a=a (8) √ 2 a= √ a spezielle Bezeichnungsweise 13 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 1.3.4 Irrationale Zahlen Behauptung: Es gibt keine rationale Zahl, die mit sich selbst multipliziert den Wert 2 ergibt! Beweis: Es sei x die Zahl, deren Quadrat 2 ergibt: x2 = 2 ⇔ x= √ 2 Annahme: x ist eine rationale Zahl, d.h. x = ab , mit a, b ∈Z, wobei a und b keinen gemeinsamen Teiler mehr besitzen (d.h. der Bruch ist vollständig gekürzt). a2 b2 ⇒ x2 = 2 = ⇒ 2b2 = a2 ⇒ a2 ist gerade a2 kann aber nur dann gerade sein, wenn in der Primzahlzerlegung von a eine 2 vorkommt, also a2 ist durch 4 teilbar. und damit 2b2 ist durch 4 teilbar. ⇒ b2 ist durch 2 teilbar ⇒ b ist durch 2 teilbar ⇒ a ist kürzbar im Widerspruch zur Annahme b ⇒ x ist keine rationale Zahl! 14 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Man kann die Zahl √ 2 jedoch durch rationale Zahlen nähern: Intervallschachtelung 12 = 1, 22 = 4 ⇒ 1.52 = 2.25 ⇒ 1.252 = 1.5625 ⇒ 1.42 = 1.96 ⇒ 1.452 = 2.1025 ⇒ 1.422 = 2.0164 ⇒ 1.412 = 1.9881 ⇒ 1.4152 = 2.002225 ⇒ 1.4142 = 1.999396 ⇒ √ 2<2 √ 1 < 2 < 1.5 √ 1.25 < 2 < 1.5 √ 1.4 < 2 < 1.5 √ 1.4 < 2 < 1.45 √ 1.4 < 2 < 1.42 √ 1.41 < 2 < 1.42 √ 1.41 < 2 < 1.415 √ 1.414 < 2 < 1.415 1< usw. Schneller funktioniert das Heronverfahren Das Heronverfahren ist ein iteratives Verfahren zur Berechnung eines Nährungs√ wertes für a. Man startet mit einem groben Nährungswert x0 und berechnet mit dessen Hilfe einen besseren Nährungswert x1 . Diesen benutzt man wiederum, um einen noch besseren Nährungswert x2 zu berechnen und so fort: 1 a xn+1 = xn + n = 0, 1, 2 . . . 2 xn Beispiel: √ 6, → a = 6, 1 6 x1 = x0 + = 2 x0 1 6 x2 = x1 + = 2 x1 1 6 x3 = x2 + = 2 x2 x4 = 2.449489743, x0 = 3 1 6 1 3+ = · 5 = 2.5 2 3 2 1 6 2.5 + = 2.45 2 2.5 1 6 2.45 + = 2.449489 2 2.45 x5 = · · · 15 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Der Taschenrechner liefert: √ 6 = 2.449489743 Beide Prozesse lassen sich beliebig lange fortsetzen, ohne daß man den genauen Wert erhält oder sich eine periodische Wiederholung der Dezimalstellen ergibt. Daher √ √ sind 2, 6 usw. unendliche, nichtperiodische Dezimalbrüche. Definition: Unendliche, nicht periodische Dezimalbrüche nennt man irrationale Zahlen. Die irrationalen Zahlen bilden zusammen mit den rationalen Zahlen die Menge der reellen Zahlen R. Für je zwei reelle Zahlen a, b gilt genau eine der folgenden drei Beziehungen: a<b oder a = b oder a > b Beziehungen der Form a < b und a > b werden als Ungleichungen bezeichnet. Zu ihnen zählt man auch die Beziehungen a ≥ b und a ≤ b. Definition: Unter dem Betrag einer reellen Zahl wird der Abstand des zugeordneten Bildpunktes zum Nullpunkt verstanden. Er wird durch das Symbol |a| gekennzeichnet und ist stets positiv: a a > 0 |a| = 0 falls a = 0 −a a<0 Es gilt: |a| ≥ 0 Beispiele: |3| = 3 | − 5| = 5 ( |2x + 2| = |π| = π 2x + 2 falls x ≥ −1 −(2x + 2) falls x < −1 denn es gilt: 2x + 2 ≥ 0 ⇔ 2x ≥ −2 ⇔ x ≥ −1 2x + 2 < 0 ⇔ 2x < −2 ⇔ x < −1 16 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Spezielle Teilmengen von R N0 = {0, 1, 2, 3, 4, . . .} N= {1, 2, 3, 4, . . .} Z= {0, ±1, ±2, ±3, . . .} a Q= {x|x = , mit a ∈Z, b ∈N} b natürliche Zahlen mit 0 natürliche Zahlen ganze Zahlen rationale Zahlen Wichtige Intervalle 1. Endliche Intervalle • [a, b] = {x|a ≤ x ≤ b} abgeschlossenes Intervall • [a, b) = {x|a ≤ x < b} halboffenes Intervall • (a, b] = {x|a < x ≤ b} halboffenes Intervall • (a, b) = {x|a < x < b} offenes Intervall 2. Unendliche Intervalle • [a, ∞), (a, ∞) • (−∞, b], (−∞, b) • (−∞, 0] =R− 0, [0, ∞) =R+ 0 • (−∞, ∞) =R 1.3.5 Logarithmen Das Logarithmieren ist die zweite Umkehrung des Potenzierens. Mit Hilfe des Logarithmus läßt sich bei bekannter Potenz b und Basis a der Exponent n ermitteln: Numerus n = log a b Logarithmus Sprechweise: Basis n ist der Logarithmus von b zur Basis a. Rechenregeln: (1) aloga b = b (2) loga (b · c) = loga b + loga c 17 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences b (3) loga = loga b − loga c c (4) loga (bx ) = x · loga b Spezialfälle: (5) loga a = 1 loga 1 = 0 1 (6) loga = − loga b b √ 1 (7) loga x b = · loga b x Spezielle Bezeichnungsweise: • log10 → lg Dekadischer Logarithmus • loge → ln Natürlicher Logarithmus • log2 → lb Binärer Logarithmus Umrechnung von einer Basis auf die andere: loga b = logc b logc a Beweis: nach (1) gilt: ⇒ mit (4) ⇒ ⇒ aloga b = b logc aloga b = logc b loga b · logc a = logc b logc b loga b = logc a 1.4 Komplexe Zahlen Eine Quadratwurzel aus einer negativen Zahl ist eine imaginäre Zahl: p √ √ √ −9 = 9 · (−1) = 9 · −1 = 3 −1 q p √ √ √ 2 −a = a2 · (−1) = a2 · −1 = a −1 √ √ −1 wird als eine neue Zahl eingeführt, die nach Euler imaginäre Einheit genannt und mit dem Buchstaben j bezeichnet wird. j2 = −1 j= 18 √ −1 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Imaginäre Zahlen sind nun neben der imaginären Einheit j auch alle reellen Vielfachen a · j, a ∈ R, also z.B. √ 3 j, − j, − 17 j Zu beachten ist, daß vor Anwendung von Rechenregeln auf imaginäre Zahlen diese stets als Produkt zu schreiben sind, das den Faktor j enthält, also √ √ −a = j a √ √ √ √ √ √ −a −b = j a j b = j2 ab = − ab √ √ √ √ √ −3 −27 = j 3 j 27 = j2 81 = −9 Definition: Als komplexe Zahl z bezeichnet man die Zahl z = a + jb a, b ∈R Abkürzung: C - Menge der komplexen Zahlen Gleichheit von Komplexen Zahlen: a + jb = c + jd genau dann, wenn a = c und b = d Sonderfälle: a=0 b=0 imaginäre Zahl reelle Zahl Darstellung in der Gaußschen Zahlenebene: Im(z) (imaginäre Achse) 5j 4j 3j 2j 1j −6 −5 −4 −3 −2 −1 −1 j −2 j −3 j −6−3 j −4 j −5 j −6 j 4+3 j 1 2 3 4 5 6 19 Re(z) (reelle Achse) hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Rechenregeln: (1) (a + jb) + (c + jd) = (a + c) + j(b + d) (2) (a + jb) − (c + jd) = (a − c) + j(b − d) (3) (a + jb) · (c + jd) = (ac − bd) + j(ad + bc) Binomische Formeln: (1) (a + jb)2 = a2 + 2 jab − b2 (2) (a − jb)2 = a2 − 2 jab − b2 (3) (a + jb) · (a − jb) = a2 + b2 Division: a + jb a b = +j c c c a + jb j(a + jb) ja − b b a (2) = = = −j 2 jc j c −c c c (1) (3) (a + jb) (a + jb) · (c − jd) = (c + jd) (c + jd) · (c − jd) ac + bd + j(bc − ad) = c2 + d 2 ac + bd bc − ad = 2 + j c + d2 c2 + d 2 20 2 Funktionen 2.1 Der Begriff der Funktion Definition: Eine Funktion ist eine Menge geordneter Paare (x, y). Dabei wird jedem Element x aus einer Menge D genau ein Element y aus einer Menge W zugeordnet. Die Elemente x ∈ D heißen Argument oder unabhängige Variable, die Elemente y = f (x) ∈ W heißen Funktionswert oder abhängige Variable der Funktion. Die Menge D aller Argumente bildet den Definitionsbereich, die Menge W den Wertebereich der Funktion. Die Menge aller Funktionswerte f (D) wird Wertemenge genannt, für sie gilt f (D) ⊆ W. 2.2 Darstellung von Funktionen 2.2.1 Analytische Darstellung f: D→W x → y = f (x) (Angabe der Zuordnungsvorschrift), bzw. f: Leseart: • y = f (0) • y = f (a) • y = f (x1 ) y = f (x) oder f: y = y(x) Funktionswert an der Stelle x = 0 Funktionswert an der Stelle x = a Funktionswert an der Stelle x = x1 Die Zuordnungsvorschrift wird i.A. durch eine Gleichung (Funktionsgleichung) dargestellt, z.B. y = 2x + 5 oder y − 2x − 5 = 0 21 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Man nennt die verschiedenen Formen der Funktionsgleichungen: • explizite Form nach y y = f (x) z.B. y = 2x − 1 • explizite Form nach x x = f (y) z.B. x = 21 y + 12 z.B. y − 2x + 1 = 0 • implizite Form F(x, y) = 0 2.2.2 Darstellung durch Wertetabellen x 1 2 3 4 y = 2x − 1 y 1 3 5 7 Dies findet häufige Verwendung bei der Aufnahme von Meßergebnissen und für Funktionentafeln. 2.2.3 Graphische Darstellung Kartesisches Koordinatensystem Es kann jedem Punkt ein geordnetes Paar (x, y) zugeordnet werden. Die Menge graph f = {(x, y)|x ∈ D, y ∈ W : y = f (x)} bildet dann den Graphen oder die Kurve der Funktion f. Polarkoordinaten Um die Lage eines Punktes in der Ebene festzulegen, kann man statt der kartesischen Koordinaten (a, b) auch den Abstand r vom Ursprung (0, 0) und den Winkel ϕ, den die Verbindungslinie zwischen Punkt und Ursprung mit der x-Achse bildet, angeben. Der Winkel ϕ wird gegen den Uhrzeigersinn positiv gezählt. y b P(a,b) r ϕ x a 22 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Umrechnung von kartesischen Koordinaten in Polarkoordinaten: r= p a2 + b2 , tan ϕ = b a Umrechnung von Polarkoordinaten in kartesische Koordinaten: a = r · cos ϕ b = r · sin ϕ 2.2.4 Parameterdarstellung Es ist möglich, sowohl x als auch y in Abhängigkeit einer Hilfsvariablen oder eines Parameters darzustellen: x = Φ(t) y = Ψ(t) t : Hilfsvariable Die Parameterdarstellung ist häufig vorteilhaft bei der Beschreibung von Bewegungsvorgängen. Beispiel: Waagerechter Wurf 1 y = − gt 2 2 Die Parameterdarstellung kann in kartesische Form gebracht werden, indem eine der beiden Gleichungen nach t hin umgestellt und dann in die andere eingesetzt wird: x = ν0 · t t= x ν0 ⇒ 2 x 1 y=− g 2 ν0 ⇒ y=− g · x2 2ν02 Der resultierende Graph ist eine Parabel (Wurfparabel). 23 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 2.3 Eigenschaften von Funktionen 2.3.1 Monotonie Definition: Eine Funktion f heißt in einem Intervall I monoton steigend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I gilt: x1 < x2 ⇒ f (x1 ) ≤ f (x2 ) Eine Funktion f heißt unter den gleichen Bedingungen monoton fallend, falls gilt: x1 < x2 ⇒ f (x1 ) ≥ f (x2 ) Man spricht von streng monoton steigend bzw. streng monoton fallend, falls gilt: x1 < x2 ⇒ f (x1 ) < f (x2 ) bzw. x1 < x2 ⇒ f (x1 ) > f (x2 ) 2.3.2 Gerade/ungerade Funktionen Definition: Eine Funktion f heißt gerade Funktion, wenn mit jedem x ∈ D auch −x ∈ D ist, und für alle x ∈ D gilt: f (x) = f (−x) Die Kurven gerader Funktionen sind stets symmetrisch zur y-Achse (Achsensymmetrie). Eine Funktion f heißt ungerade Funktion, wenn mit jedem x ∈ D auch −x ∈ D ist, und für alle x ∈ D gilt: f (x) = − f (−x) Die Kurven ungerader Funktionen sind stets symmetrisch zum Koordinatenursprung (Punktsymmetrie). Beispiele: (1) f (x) = x2 − 1 x2 + 1 f (−x) = ist gerade, denn (−x)2 − 1 x2 − 1 = = f (x) (−x)2 + 1 x2 + 1 24 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences (2) f (x) = 3x(x2 − 5) ist ungerade, denn f (−x) = 3(−x)((−x)2 − 5) = −3x(x2 − 5) = − f (x) (3) f (x) = x2 + 2x + 3 ist weder gerade noch ungerade, denn f (−x) = (−x)2 + 2(−x) + 3 = x2 − 2x + 3 6= f (x) 6= − f (x) 13 11 9 7 5 (3) unsym− metrisch 3 1 −1 (1) achsen− symmetrisch −3 −5 (2) punkt− symmetrisch −7 −9 −11 −13 −4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4 2.3.3 Beschränktheit Definition: Eine Funktion heißt nach oben beschränkt bzw. nach unten beschränkt, wenn die Wertemenge f (D) nach oben bzw. nach unten begrenzt ist. Sie heißt beschränkt, wenn sie sowohl nach oben als auch nach unten beschränkt ist. Beispiele: (1) y = x3 + 3x D = R, f (D) = R nicht beschränkt (2) y = x2 − 2 √ (3) y = 3 − x D = R, f (D) = [−2, ∞) nach unten beschränkt D = (−∞, 3], f (D) = [0, ∞) nach unten beschränkt (4) y = ln(9 − x2 ) D = (−3, 3), f (D) = (−∞, ln 9] nach oben beschränkt 25 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 10 (2) (1) 5 (3) 0 −5 (4) −10 −4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4 2.3.4 Injektive, surjektive und bijektive Funktionen Definition: Eine Funktion f : D → W, x → y = f (x) heißt injektiv, wenn für alle x1 , x2 ∈ D gilt: x1 6= x2 ⇒ f (x1 ) 6= f (x2 ), d.h. falls jedem y ∈ W höchstens ein x ∈ D zugeordnet ist. Sie heißt surjektiv, falls f (D) = W, d.h. falls jedem y ∈ W mindestens ein x ∈ D zugeordnet ist. Ist eine Funktion sowohl injektiv als auch surjektiv, so wird sie bijektiv genannt, d.h. jedem y ∈ W ist genau ein x ∈ D zugeordnet und umgekehrt. 26 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Beispiele: 16 y = x2 12 8 4 0 −4 −6 • • • • f f f f : : : : −4 R → R, R → R+ 0, + R0 → R, + R+ 0 → R0 , −2 x → y = x2 x → y = x2 x → y = x2 x → y = x2 0 2 4 6 weder injektiv noch surjektiv surjektiv injektiv bijektiv 1 x2 + y2 = 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −0.2 −0.4 −0.6 −0.8 −1 −1 • • • • • D=W=R D = [−1, 1] D = [−1, 1] D = [0, 1] D = [0, 1] −0.5 W = [−1, 1] W = [0, 1] W = R+ 0 W = [0, 1] 0 keine Funktion keine Funktion surjektiv injektiv bijektiv 27 0.5 1 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 2.4 Umkehrfunktionen Ist f : D → W, x → y = f (x) bijektiv, so gibt es zu jedem y ∈ W genau ein Urbild x mit f (x) = y. Man nennt die Funktion, welche jedem y ∈ W sein Urbild x zuordnet, die Umkehrfunktion zu f ; sie ist ebenfalls bijektiv und wird mit f −1 : W → D, y → x = f −1 (y) bezeichnet. Meist behält man die unübliche Schreibweise der Variablen nicht bei, sondern vertauscht x und y und schreibt: f −1 : y = f −1 (x) 2.4.1 Rechnerische Bestimmung der Umkehrfunktion Es gibt zwei Möglichkeiten: 1. y = f (x) nach x auflösen und anschließend die Variablen vertauschen. 2. zunächst die Variablen vertauschen und dann x = f (y) nach y auflösen. Beispiel: y = 2x + 1 f: 2x = y − 1 1. y = f (x) nach x auflösen: y−1 2 x−1 y= 2 x= Variablen vertauschen: f −1 : x = 2y + 1 2. Variablen tauschen: x = f (y) nach y auflösen x − 1 = 2y x−1 =y 2 x−1 f −1 : y= 2 Es gilt: f −1 ( f (x)) = x bzw. 28 f ( f −1 (x)) = x hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Beispiel: f: y = f (x) = x2 f −1 : y = f −1 (x) = ⇒ √ x x ∈R+ √ f −1 ( f (x)) = f −1 (x2 ) = x2 = x √ √ f ( f −1 (x)) = f ( x) = ( x)2 = x 2.4.2 Graph von Funktion und Umkehrfunktion Für eine graphische Darstellung bedeutet eine Vertauschung der Variablen eine Vertauschung der Koordinaten. Man erhält die graphische Darstellung der Umkehrfunktion, indem man den Graph der Funktion f an der Geraden y = x spiegelt. Beispiele: 10 y=x 5 y = exp(x) 0 y = ln(x) −5 −5 0 5 29 10 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 10 y = x2 y=x 5 y = +√ x 0 y = −√ x −5 −5 0 5 2.5 Rationale Funktionen 2.5.1 Lineare Funktionen Die allgemeine Form einer linearen Funktion (Funktion 1. Grades) lautet: y = mx + b wobei m und b beliebige Konstanten aus R sind. Die Kurve einer Funktion 1. Grades ist stets eine Gerade. y y= mx + b y 2 Steigungsdreieck y b 1 x x x 1 2 m = xy - yx 2 2 30 1 1 10 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences In der Funktion y = mx + b ist b der Abschnitt auf der y-Achse (Achsenabschnitt) und m die Steigung der Geraden. Für diese gilt: m= 10 8 6 f (x2 ) − f (x1 ) y2 − y1 = x2 − x1 x2 − x1 y y y 3 2 y 1 4 y1 = 2x 2 y3 = −2x − 2 -4 -6 -8 -10 -8 -6 -4 -2 Spezialfälle: 1. b = 0 2. m = 0 3. x = a y2 = 3x x 0 -2 0 y = mx y=b a ∈R 2 4 6 8 Gerade durch den Ursprung Gerade parallel zur x-Achse Gerade parallel zur y-Achse (KEINE Funktion!) Abgesehen von den beiden zuletzt genannten Spezialfällen sind Geraden stets streng monoton steigend (m > 0) oder streng monoton fallend (m < 0). Daher sind Geraden immer bijektive Funktionen. Nullstellen einer linearen Funktion Die Stelle x, an der die Funktion die x-Achse schneidet, nennt man Nullstelle. Sie kann der graphischen Darstellung entnommen werden, oder aber rechnerisch bestimmt werden. Rechnerische Bestimmung der Nullstelle: In die Funktionsgleichung für y den Wert 0 einsetzen und die entstehende Gleichung nach x auflösen. 31 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Beispiel: y = 2x + 3 0 = 2x + 3 | − 3 Nullstelle: −3 = 2x 3 x = − 2 |:2 2.5.2 Lösung von linearen Gleichungen und von linearen Gleichungssystemen mit 2 oder 3 Variablen Lineare Gleichungen Eine lineare Gleichung mit einer Variablen ax + b = 0, a 6= 0 besitzt genau eine Lösung b a Die Lösung einer linearen Gleichung mit einer Variablen stimmt mit der Nullstelle der zugehörigen Funktion y = ax + b überein. x=− → graphische Lösungsmöglichkeit Lineare Gleichungen mit zwei Variablen Eine lineare Gleichung mit zwei Variablen läßt sich stets in folgender Form angeben: ax + by = c Ein Zahlpaar (x, y), das diese Gleichung zu einer wahren Aussage macht heißt Lösung dieser Gleichung. Eine Gleichung mit zwei Variablen hat i.A. uendlich viele Lösungen, die, graphisch dargestellt, auf der Geraden ax + by = c liegen. Um zwei Variablen eindeutig festzulegen, reicht eine einzige Gleichung nicht aus. Erst ein System aus zwei Gleichungen kann ein Wertepaar (x, y) eindeutig festlegen, das sowohl die erste als auch die zweite Gleichung löst. 32 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Beispiel: 3x + y = 15 5x − 6y = 2 ) Lineares Gleichungssystem mit zwei Variablen 10 9 3x+y=15 8 7 6 5 4 3 Schnittpunkt (4,3) 2 1 0 −1 −2 −3 5x−6y=2 −4 −5 −5 −4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Für die Lösbarkeit eines linearen Gleichungssystems mit zwei Variablen ergeben sich drei Möglichkeiten: 1. Die Geraden schneiden sich → genau eine Lösung 2. Die Geraden sind parallel → keine Lösung 3. Die Geraden sind gleich → unendlich viele Lösungen Numerische Verfahren zur Lösung des Gleichungssystems: Einsetzverfahren Eine der beiden Gleichungen wird nach einer Variablen umgestellt. Der enstehende Ausdruck wird dann an Stelle dieser Variablen in die zweite Gleichung eingesetzt. Es entsteht eine neue Gleichung mit einer Unbekannten, die man lösen kann. 33 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Beispiel: (1) 3x + y = 15 (2) 5x − 6y = 2 (1) nach y auflösen: (3) y = 15 − 3x In (2) einsetzten: 5x − 6(15 − 3x) = 2 Ausrechnen: 5x − 90 + 18x = 2 23x = 92 ⇒ x=4 Ergebnis für x in (3) einsetzen: y = 15 − 3 · 4 = 3 Gleichsetzungsverfahren Man löst beide Gleichungen nach derselben Variablen auf und setzt die so entstehenden Ausdrücke gleich. Es entsteht wiederum eine Gleichung mit nur einer Variablen. Beispiel: (1) 3x + y = 15 (2) 5x − 6y = 2 Auflösung beider Gleichungen nach y: (3) y = 15 − 3x (4) −6y = 2 − 5x Gleichsetzen: ⇒ 5 1 y = x− 6 3 5 1 15 − 3x = x − 6 3 Auflösen nach x: 90 − 18x = 5x − 2 −23x = −92 ⇒ x=4 Wert für x in (3) einsetzen: y = 15 − 3 · 4 = 3 34 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Additionsverfahren Man multipliziert eine der Gleichungen mit einem geeigneten Faktor, so daß eine der Variablen herausfällt, wenn man die neuen Gleichungen addiert. Es entsteht wieder eine Gleichung mit einer Variablen. Beispiel: (1) 3x + y = 15 (2) 5x − 6y = 2 Multiplikation von (1) mit 6: (3) 18x + 6y = 90 (4) 5x − 6y = 2 Addition von (3) und (4): 18x + 5x + 6y − 6y = 90 + 2 ⇒ x=4 23x = 92 Wert für x in (2) einsetzen: 5 · 4 − 6y = 2 −6y = −18 ⇒ y=3 Lineare Gleichungssysteme (drei Gleichungen mit drei Variablen) Zur Lösung dieser Gleichungssysteme werden ebenfalls Einsetz–, Gleichsetz– und Additionsverfahren verwendet. Beispiel: (1) 4x + y − 2z = 0 (2) 3x + 2y + 3z = 16 (3) 5x − y + 3z = 12 (1) + (3) : (4) 9x + z = 12 (2) + 2 · (3) : (5) 13x + 9z = 40 −9(4) + (5) : (6) −68x = −68 35 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences x=1 (4) z = 12 − 9x = 12 − 9 · 1 = 3 (1) y = 2z − 4x = 2 · 3 − 4 · 1 = 2 Probe: 4·1+2−2·3 = 4+2−6 = 0 √ 3 · 1 + 2 · 2 + 3 · 3 = 3 + 4 + 9 = 16 √ 5 · 1 − 2 + 3 · 3 = 5 − 2 + 9 = 12 √ 2.5.3 Quadratische Funktionen Eine Funktion der Form y = ax2 + bx + c a, b, c ∈R, a 6= 0 heißt quadratische Funktion. Spezielle Formen: 1. y = x2 Normalparabel Eigenschaften: • gerade Funktion • Scheitelpunkt bei S = (0, 0) • D=R 2. f (D) = R+ 0 surjektiv y = x2 + q Eigenschaften: • Die Normalparabel ist um q auf der y-Achse verschoben • gerade Funktion • S = (0, q) • D=R f (D) = [q, ∞) surjektiv 36 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 8 7 y=x2+2 6 5 4 3 2 S=(0,2) 1 0 y=x2 −1 Scheitelpunkt S −2 y=x2−4 −3 −4 S=(0,−4) −5 −4 3. −3 −2 −1 0 1 2 3 4 y = x2 + px + q Eigenschaften: • Die entstehende Normalparabel ist sowohl in x– als auch in y-Richtung verschoben • weder gerade noch ungerade • Die Bestimmung des Scheitelpunktes anhand der gegebenen Form der Gleichung ist schwierig. Es läßt sich jedoch jede Gleichung der Form y = x2 + px+ q durch geeignete Umformung (quadratische Ergänzung) in die Gestalt y = (x − xs )2 + ys bringen. Der Scheitelpunkt ist dann gegeben durch S = (xs , ys ) 37 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Beispiel: y = x2 − 6x + 7 ⇔ y = x2 − 6x + 9 − 9 + 7 ⇔ y = x2 − 6x + 9 − 2 ⇔ y = (x − 3)2 − 2 • D=R f (D) = [ys , ∞) surjektiv 10 8 y=(x−2)2+4 6 4 S=(2,4) y=x2 2 y=(x−2)2 0 S=(2,0) −2 −4 4. −2 0 2 4 6 y = ax2 + bx + c Eigenschaften: • Der Faktor a vor dem x2 bewirkt eine Streckung oder Stauchung der Normalparabel. Für Werte a < 0 ist die Parabel nach unten geöffnet. 38 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 10 2 8 y=2x 6 y=0.5x2 4 y=x2 2 0 −2 −4 −6 y= −0.5x2 y= −x2 −8 −10 −8 −6 −4 −2 0 2 4 6 • Auch hier läßt sich der Scheitelpunkt nach entsprechender quadratischer Ergänzung direkt ablesen. Beispiel: y = − 12 x2 + 2x + 3 y = − 21 (x2 − 4x − 6) | Faktor − 12 ausklammern y = − 21 (x2 − 4x + 4 − 4 − 6) | Quadratische Ergänzung y = − 21 (x2 − 4x + 4 − 10) y = − 21 ((x − 2)2 − 10) y = − 21 (x − 2)2 + 5 | Faktor − 21 einmultiplizieren S = (2, 5) | Scheitelpunkt ablesen 39 8 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 2.5.4 Lösen von quadratischen Gleichungen Jede quadratische Gleichung der Form: ax2 + bx + c = 0 läßt sich in die Normalform x2 + px + q = 0 umwandeln. Die Lösung einer in Normalform gegebener quadratischen Gleichung läßt sich mit der p-q-Formel berechnen: r p p 2 x1/2 = − ± −q 2 2 Eine quadratische Gleichung besitzt je nach dem Zahlenwert unter der Wurzel: p 2 Lösungen (1) ( )2 − q > 0 2 p (2) ( )2 − q = 0 1 Lösungen 2 p keine reellen Lösungen (3) ( )2 − q < 0 2 Graphische Lösung quadratischer Gleichungen 1. Möglichkeit: Man zeichnet die zugehörige Parabel und liest die Nullstellen ab. 2. Möglichkeit: Man bringt das quadratische Glied allein auf eine Seite x2 = −px − q und zeichnet y = x2 und y = −px − q Die Schnittstellen beider Kurven sind dann die Nullstellen. 40 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Beispiel: y = x2 + x − 2 10 y=x2 8 6 (−2,4) 4 2 y=x2+x−2 (1,1) 0 y= −x+2 −2 −4 −6 −4 −2 0 2 4 6 2.5.5 Ganzrationale Funktionen Eine Funktion der Form f (x) = an xn + an−1 xn−1 + · · · + a2 x2 + a1 x + a0 mit an , an−1 , · · · , a1 , a0 ∈R, an 6= 0 wird ganzrationale Funktion n-ten Grades oder auch Polynomfunktion n-ten Grades genannt. Beispiele: • f (x) = 2x5 − 3x4 + 2x2 + 3 Polynom 5. Grades • f (x) = x3 + 23 x2 − 5x + 4 Polynom 3. Grades in Normalform • f (x) = 2x4 − 7x3 − 5x + 2 Polynom 4. Grades in Normalform 41 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 250 f(x)=2x4−7x3−5x+2 200 150 100 50 0 −50 −100 f(x)=2x5−3x4+2x2+3 −150 2 2 f(x)=x3+ − x −5x+4 −200 3 −250 −8 −6 −4 −2 0 2 4 6 8 Kurvenverlauf: • Die Kurve verläuft durch den Punkt (0, a0 ). • Die Funktion ist entweder nach unten oder nach oben beschränkt, falls n gerade ist: an > 0: nach unten beschränkt an < 0: nach oben beschränkt • Die Funktion ist nicht beschränkt, falls n ungerade ist. Bestimmung von Nullstellen: (1) graphisch, indem man die Kurve der Funktion zeichnet und die Schnittpunkte an der x-Achse abliest. (2) Zwischen zwei x-Werten, für die der eine Funktionswert positiv und der andere negativ ist, liegt mindestens eine Nullstelle. Daher gibt es die Möglichkeit der Intervallschachtelung. Beispiel: f (x) = x3 − 2x + 3 f (−2) = −1, ⇒ im Intervall (-2,-1) liegt eine Nullstelle. 42 f (−1) = 4 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences −2 < x0 < −1.5 −2 < x0 < −1.75 −2 < x0 < −1.85 −1.90 < x0 < −1.85 −1.90 < x0 < −1.88 −1.90 < x0 < −1.89 −1.895 < x0 < −1.890 f (−1.5) = 2.625 f (−1.75) = 1.140625 f (−1.85) = 0.368375 f (−1.9) = −0.059 f (−1.88) = 0.115328 f (−1.89) = 0.028731 f (−1.895) = −0.014992374 usw. Merkregel: Existiert bei Polynomen mit ganzzahligen Koeffizienten eine ganzzahlige Nullstelle, so ist diese Teiler von a0 . Beispiel: f (x) = x3 + 6x2 + 21x + 26 26 hat die Teiler 1, 2, 3, 13, 26 f (1) = 54 f (−1) = 10 f (2) = 100 f (−2) = 0 f (13) = 3510 f (−13) = −1430 f (26) = 22204 f (−26) = −14040 ⇒ x0 = −2 ist die Nullstelle. (3) Für ein Polynom 2. Grades lassen sich die Nullstellen mit Hilfe der p-q-Formel berechnen. Insbesondere läßt sich jedes Polynom der Form f (x) = ax4 + bx2 + c durch die Substitution t = x2 in die Form eines Polynoms 2. Grades bringen: f (t) = at 2 + bt + c Polynomdivision Ist fn (x) ein Polynom n-ten Grades, und ist x0 eine Nullstelle von fn (x) ohne Rest, so ist fn (x) durch (x − x0 ) teilbar: fn (x) = (x − x0 ) · fn−1 (x) Der Grad des Polynoms fn−1 ist um 1 niedriger als der von fn (x). Man bestimmt fn−1 (x) durch Polynomdivision. 43 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Beispiel: fn (x) = x3 − 6x2 + 11x − 6 hat die Nullstelle x0 = 1 (x3 − 6x2 + 11x − 6) : (x − 1) = x2 − 5x + 6 x2 (x − 1) −→ −(x3 − x2 ) −5x2 + 11x −5x(x − 1) −→ −(−5x2 + 5x) 6x − 6 (6x − 1) −→ −(6x − 6) 0 ⇒ f (x) = (x − 1) · (x2 − 5x + 6) Die weiteren Nullstellen lassen sich dann mit der p-q-Formel berechnen. Die Betragsfunktion Die Funktion f: R→R+ x → f (x) = |x| heißt Betragsfunktion. Man erhält die graphische Darstellung des Betrages einer Funktion | f (x)|, indem man alle Punkte der graphischen Darstellung von f (x) die unterhalb der x-Achse liegen an dieser spiegelt. 44 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 15 10 f(x)=|x+1|+|x−1|+|x| 5 f(x)=|x2−2| 0 f(x)=x2−2 −5 −6 −4 −2 0 2 4 6 2.5.6 Gebrochenrationale Funktionen Jede Funktion, deren Funktionsgleichung sich auf die Form f (x) = g(x) an xn + an−1 xn−1 + · · · + a1 x + a0 = h(x) bm xm + bm−1 xm−1 + · · · b1 x + b0 mit g(x), h(x) ganzrationale Funktionen n-ten, bzw. m-ten Grades bringen läßt, heißt gebrochen rationale Funktion. Es werden die beiden Fälle unterschieden: n ≥ m: unecht gebrochenrational n < m: echt gebrochenrational Unecht gebrochenrationale Funktionen lassen sich durch Polynomdivision auf die Form f (x) = g(x) g0 (x) = f 0 (x) + h(x) h(x) bringen, wobei f 0 (x) ganzrationale Funktion g0 (x) echt gebrochenrationale Funktion. h(x) Definitionsbereich: i.A. R ohne die Nullstellen des Nenners. 45 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Definition: Die reelle Zahl x p heißt Pol (bzw. Polstelle) einer gebrochenrationalen Funtion f (x) = g(x) h(x) , falls h(x p ) = 0 und g(x p ) 6= 0. An den Polstellen ist der Funktionswert nicht definiert. In der Umgebung der Polstelle wächst der Funktionswert über alle Grenzen. Beispiel: f (x) = x2 − 1 x3 + x2 − 8x − 12 hat die Polstellen x p1 = 3 und x p2 = −2 g(3) = 9 − 1 = 8 g(−2) = 4 − 1 = 3 h(3) = 27 + 9 − 24 − 12 = 0 h(−2) = −8 + 4 + 16 − 12 = 0 6 x2−1 f(x)= 3 2 x +x −8x−12 4 2 0 Asymptote Pol Pol −2 −4 −6 −10 −8 −6 −4 −2 0 2 4 6 8 Nullstellen gebrochenrationaler Funktionen Die reelle Zahl x0 ist die Nullstelle von f (x) = g(x0 ) = 0 und g(x) h(x) , falls h(x0 ) 6= 0 → Reduktion auf Nullstellenbestimmung von ganzrationalen Funktionen. 46 10 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Asymptoten gebrochenrationaler Funktionen Als Asymptote einer gebrochenrationalen Funktion f (x) bezeichnet man diejenige Funktion a(x), an die sich der Graph der Funktion f (x) für x → ±∞ anschmiegt bzw. annähert. Es gilt: (1) Für m = n ist die Gerade f (x) = an bm Asymptote (2) Für n < m ist die x-Achse Asymptote (3) Für n > m ist nach Polynomdivision f (x) = Funktion f 0 (x) Asymptote. g(x) h(x) 0 (x) = f 0 (x) + gh(x) die ganzrationale 3.5 2 2x +3x+1 3 f(x)= x2+1 2.5 2 Asymptote f(x) = 1.5 an bm =2 1 0.5 0 −0.5 −1 −50 −40 −30 −20 −10 0 47 10 20 30 40 50 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 20 2 16 f(x) = 3x − 4x + 3 x−1 12 = 3x − 1 + 8 Asymptote 2 f(x) = 3x − 1 x−1 4 0 −4 Pol −8 −12 −16 −20 −10 −8 −6 −4 −2 0 2 4 6 8 10 15 10 Asymptote 5 f(x) = x2 + 2x 4 0 f(x) = x3 − 4x + 8 Pol 4x − 8 2 −5 −10 −12 = −8 x + 2x 4 + −4 2 x−2 0 48 4 8 12 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 2.5.7 Bruch- und Wurzelgleichungen Bruchgleichungen Bei Bruchgleichungen lassen sich die Brüche sofort beseitigen, indem man beide Seiten mit dem Hauptnenner multipliziert. Rechenweg: 1. 2. 3. 4. 5. Bestimmung des Hauptnenners Multiplikation mit dem Hauptnenner ergibt eine ganzrationale Gleichung Klammern auflösen, ordnen, zusammenfassen Gleichung nach x auflösen Probe Beispiel: 10 − x 13 + x 17 + 4x 7x + 26 + + = 3 7 21 x + 21 Hauptnenner links: 21 ⇒ ⇒ Hauptnenner rechts: (x+21) ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ Probe: , x 6= −21 7 · 10 − 7x + 13 · 3 + 3x + 17 + 4x 7x + 26 = 21 x + 21 6(x + 21) 7x + 26 0=− + x + 21 x + 21 7x + 26 6= x + 21 −6x − 126 + 7x + 26 0= x + 21 x − 100 0= x + 21 0 = x − 100 ⇒ x = 100 10 − 100 13 + 100 17 + 400 700 + 26 √ + + =6= 3 7 21 100 + 21 Wurzelgleichungen Bei Wurzelgleichungen lassen sich die Wurzeln sofort beseitigen, indem man die Gleichung entsprechend potenziert. Rechenweg: 1. 2. 3. 4. Wurzeln isolieren bzw. gleichverteilen Potenzieren der Gleichung (notfalls mehrmals) Klammern auflösen Probe 49 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Beispiel: √ x2 + 3x + 9 − x + 2 = 0 p 4 Quadrieren Nochmals quadrieren , x ≥ −2 √ x2 + 3x + 9 = x + 2 x2 + 3x + 9 = (x + 2)2 x2 + 3x + 9 = x2 + 4x + 4 x=5 ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ √ √ √ √ 4 2 5 +3·5+9 = 7 = 5+2 Probe: 2.5.8 Transzendente Funktionen Exponentialfunktionen Eine Funktion mit der Funktionsgleichung f: R→R+ x → f (x) = ax a ∈R heißt Exponentialfunktion. Eigenschaften • Alle Graphen haben einen gemeinsamen Punkt (0, 1) für f (x) = ax (0, −1) für f (x) = −ax • Die Funktionen besitzen keine Nullstellen. • Die x-Achse ist Asymptote. • Bei der Funktion f (x) = b · ax verschiebt sich der y-Achsenschnittpunkt nach (0, b). 50 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Beispiel: 10 8 f(x) = e−x f(x) = e2x 6 f(x) = ex 4 2 f(x) = 3ex 0 −2 −4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4 Die dargestellte Exponentialfunktionen mit der Eulerschen Zahl e als Basis spielen in der Mathematik eine besondere Rolle (Siehe hierzu auch Abschnitt 3.9.1 auf Seite 71). Die Eulersche Zahl e ist definiert als: ∞ e= 1 ∑ n! ' 2, 718 281 828 . . . n=0 Logarithmusfunktionen Eine Funktion mit der Funktionsgleichung f: R+ →R x → f (x) = loga x heißt Logarithmusfunktion. 51 a ∈R hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Die Logarithmusfunktion ist die Umkehrfunktion der zugehörigen Exponentialfunktion. Eigenschaften: • Alle Graphen haben den gemeinsamen Punkt (1, 0). • Alle Logarithmusfunktionen haben einen Pol an der Stelle x p = 0. • Sie sind streng monoton. 2 f(x) = lb(x) f(x) = ln(x) f(x) = lg(x) 0 −2 −4 −6 −1 0 1 2 3 4 wobei • log10 → lg • loge → ln • log2 → lb (vergleiche auch Seite 18) 2.5.9 Exponentialgleichungen und logarithmische Gleichungen Exponentialgleichungen Exponentialgleichungen können nach entsprechender Umformung durch Exponentenvergleich, Logarithmierung oder Substitution gelöst werden. Exponentenvergleich: ax = a p ⇔ x= p 52 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Logarithmieren: ax = b p Substitution: t = ax b · a2x + c · ax + d = 0 b · t2 + c · t + d = 0 ⇔ ⇔ ⇔ lg(ax ) = lg(b p ) x · lg(a) = p · lg(b) x = p·lg(b) lg(a) → Rückführung auf eine quadratische Gleichung Logarithmische Gleichungen 1. Gleichungen der Form haben die Lösung loga f (x) = b ⇔ aloga f (x) = ab f (x) = ab , f (x) > 0 2. Gleichungen der Form haben die Lösung loga f1 (x) = loga f2 (x) f1 (x) = f2 (x) 3. Gleichungen der Form loga f1 (x) = logb f2 (x) 1 logb f1 (x) = log f2 (x) loga b b lassen sich umrechnen in und damit auf den 2. Fall zurückführen 53 3 Trigonometrische Funktionen 3.1 Winkeleinheiten Gradmaß 1 Vollkreis = ˆ 360o 1o = ˆ 600 10 = ˆ 6000 Grad Minuten Sekunden Bogenmaß Das Bogenmaß ϕ̃ oder arcϕ ist das Verhältnis der Bogenlänge zum Radius am Kreisausschnitt mit dem Winkel ϕ: r ϕ b arcϕ = ϕ̃ = b r Ein Vollkreis : ϕ̃ = 2π Als Einheit des Bogenmaßes wird das Radiant (rad) verwendet. Da es das Verhältnis zweier Strecken ist, ist das Bogenmaß im engeren Sinne jedoch einheitslos. Umrechnung: ϕ = ϕ̃ · 180o π ϕ̃ = ϕ · in Grad, 54 π 180o in rad hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 3.2 Recht- und schiefwinklige Dreiecke Rechtwinklige Dreiecke Diejenige Seite eines rechtwinkligen Dreiecks, die dem rechten Winkel gegenüber liegt, heißt Hypotenuse, die beiden anderen Seiten, die den rechten Winkel bilden, werden Katheten genannt. Für das rechtwinklige Dreieck gilt der Satz des Pythagoras, der besagt, daß die Summe der Quadrate der Katheten a und b gleich dem Quadrat der Hypotenuse c ist: a2 + b2 = c2 Die Fläche A des rechtwinkligen Dreiecks berechnet sich nach der Formel 1 A = a·b 2 α sin α = a c cos α = b c tan α = a b cot α = b a c b . β a Schiefwinklige Dreiecke Sinussatz (siehe auch Seite 69): sin(α) = C γ b a sin(β ) = hc A . α hc b hc a β B c Es ergibt sich der Sinussatz: a b c = = sin α sin β sin γ 55 ⇒ sin(α) · b = sin(β ) · a hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Cosinussatz: (siehe auch Seite 70) C γ a hc b . α β c A Es gilt: a2 = b2 + c2 − 2bc cos α b2 = a2 + c2 − 2ac cos β c2 = a2 + b2 − 2ab cos γ 56 B hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 3.3 Definition der trigonometrischen Funktion am Kreis y-Achse r ϕ x y sin ϕ = y r cos ϕ = x r tan ϕ = y x cot ϕ = x y x-Achse Speziell r = 1 (Einheitskreis): y-Achse sin ϕ = y =y 1 1 cos ϕ = x =x 1 ϕ x y x-Achse 57 tan ϕ = y x cot ϕ = x y hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 3.4 Graphen der trigonometrischen Funktionen Sinus: f: R→ [−1, 1] x → f (x) = sin(x) Cosinus: f: R→ [−1, 1] x → f (x) = cos(x) cos x 1 sin x 0.5 0 −0.5 −1 −3 π −2 π −1 π 0π 58 1π 2π 3π hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Tangens: f : R \{(2n + 1) π2 | n ∈Z} →R → f (x) = tan(x) x 10 f(x) = tan x 8 6 4 2 0 −2 −4 −6 −8 −10 −3 π −2 π 0π −1 π 1π 2π 3π 2π 3π Cotangens: f : R \{nπ| n ∈Z} →R → f (x) = cot(x) x 10 8 f(x) = cot x 6 4 2 0 −2 −4 −6 −8 −10 −3 π −2 π −1 π 0π 59 1π hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Periodizität der trigonometrischen Funktionen Periode 2π: sin(x + k · 2π) = sin x cos(x + k · 2π)= cos x Periode π: tan(x + k · π) = tan x cot(x + k · π) = cot x Spezielle Funktionswerte x 0, 2π π 5 , π 6 6 π 3 , π 4 4 π 2 , π 3 3 π 2 π 3 π 2 0o , 360o 30o , 150o 45o , 135o 60o , 120o 90o 180o 270o 1 2 1√ 1√ 2 2 1√ ± 2 2 1√ 3 2 1 0 -1 0 -1 0 ∞ 0 ∞ 0 ∞ 0 f (x) sin(x) 0 cos(x) 1 ± tan(x) 0 ± cot(x) ∞ 2 3 1√ 3 3 √ ± 3 1 2 √ ± 3 ± ±1 ±1 ± 1√ 3 3 Beziehungen zwischen den Winkelfunktionen sin x = cos cos x = sin π π2 2 −x −x tan x = cot cot x = tan 2 tan x · cot x = 1 π π2 1 + tan x = 60 2 −x −x 1 cos2 x hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences sin2 x + cos2 x = 1 tan x = Trigonometrischer Pythagoras sin x cos x cot x = cos x sin x Man kann jede Funktion durch die anderen ausdrücken, z.B.: cos x = ± √ cot x 1 + cot2 x 3.5 Additionstheoreme E α AE OE AD + DE BC + DE = = OE OE BC DE = + OE OE BC OC EC DE · + · = OC OE OE EC sin(α + β ) = D C β O α = sin α · cos β + sin β · cos α A B Analog ergibt sich: sin(α ± β ) = sin α cos β ± cos α sin β cos(α ± β ) = cos α cos β ∓ sin α sin β tan α ± tan β 1 ∓ tan α tan β cot α cot β ∓ 1 cot(α ± β ) = cot β ± cot α tan(α ± β ) = 61 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Vielfache eines Winkels Aus den Additionstheoremen ergibt sich für α = β : sin(2α) = 2 sin α cos α cos(2α) = cos2 α − sin2 α tan(2α) = 2 tan α 1 − tan2 α cot(2α) = cot2 α − 1 2 cot α Setzt man in den Additionstheoremen β = 2α, 3α, . . . so ergeben sich entsprechende Formeln für sin(3α), sin(4α) usw. → Formelsammlung Produkte trigonometrischer Funktionen 1 1 cos(α − β ) − cos(α + β ) 2 2 1 1 cos α · cos β = cos(α − β ) + cos(α + β ) 2 2 1 1 sin α · cos β = sin(α − β ) + sin(α + β ) 2 2 sin α · sin β = Potenzen trigonometrischer Funktionen sin2 x = 1 − cos(2x) 2 cos2 x = 1 + cos(2x) 2 sin3 x = 3 sin x − sin(3x) 4 cos3 x = 3 cos x + cos(3x) 4 sin4 x = 3 − 4 cos(2x) + cos(4x) 8 cos4 x = 3 + 4 cos(2x) + cos(4x) 8 62 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 3.6 Goniometrische Gleichungen Die Auflösung der goniometrischen Gleichungen (Gleichungen, die die Winkelfunktionen enthalten) kann man in 5 Schritte aufgliedern: 1. 2. 3. 4. 5. Vereinheitlichung der Argumente Vereinheitlichung der Funktionstypen Substitution der übriggebliebenen Winkelfunktion Lösen der algebraischen Gleichung und anschließende Berechnung des Winkels Probe Beispiel: Für π sin x + sin x + =0 2 wird eine Lösung im Hauptwertebereich x ∈ [0, 2π) bzw. x ∈ [0◦ , 360◦ ) gesucht: Schritt 1: nach dem Additionstheorem gilt: sin x + sin x cos π2 + cos x sin π2 = 0 ⇒ sin x + cos x = 0 Schritt 2: ⇒ ⇒ sin x = − cos x tan x = −1 Schritt 3 und 4: ⇒ x = 135◦ oder 315◦ Schritt 5: √ sin 135◦ + sin(135◦ + 90◦ ) = 0 √ sin 315◦ + sin(315◦ + 90◦ ) = 0 ⇒ x = 135◦ bzw. x = 43 π und x = 315◦ bzw. x = 74 π sind Lösungen im Hauptwertebereich; oder allgemein: 3 7 x = π + 2kπ und x = π + 2kπ k ∈Z 4 4 63 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 3.7 Zyklometrische Funktionen Die Umkehrfunktionen der trigonometrischen Funktionen heißen zyklometrische Funktionen. Man bezeichnet mit y = arcsin x die Umkehrfunktion zu der auf [− π2 , π2 ] eingeschränkten Funktion y = sin x und nennt arcsin den arcussinus von x: f: π π [−1, 1] → [− , ] 2 2 x → y = arcsin x Umkehrfunktion zu y = cos x: f: [−1, 1] → [0, π] x → y = arccos x Umkehrfunktion zu y = tan x: f: π π R→ [− , ] 2 2 x → y = arctan x f: R→ [0, π] Umkehrfunktion zu y = cot x: x → y = arccot x 64 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Es gilt also: arcsin(sin x) = x arccos(cos x) = x arctan(tan x) = x arccot (cot x) = x und sin(arcsin x) = x cos(arccos x) = x tan(arctan x) = x cot(arccot x) = x Graphische Darstellung: 0.5 π y = arcsin x y = sin x 0 −0.5 π −0.5 π 0 65 0.5 π hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences π y = arccos x 0.5 π y = cos x 0 −1 −1 0.5 π 0 π π y = tan x 0.5 π y = arctan x 0 −0.5 π π π −0.5 π 0 66 0.5 π π hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences π y = cot x y = arcot x 0.5 π 0 −0.5 π π π −0.5 π 0.5 π 0 π Spezielle Werte: f (x)\x -1 π 2 − 1√ 3 2 − − π 3 arcsin − arccos π 5 π 6 f (x)\x √ − 3 arctan − arccot 5 π 6 π 3 1√ 2 2 − 1 2 0 1 2 1√ 2 2 1√ 3 2 1 π 4 − π 6 0 π 6 π 4 π 3 π 2 2 π 3 π 2 π 3 π 4 π 6 0 1√ 3 3 0 1√ 3 3 1 π 6 0 π 6 π 4 π 3 2 π 3 π 2 π 3 π 4 π 6 − 3 π 4 -1 − π 4 3 π 4 − − 67 √ 3 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Es gilt: arcsin x + arccos x = π 2 arccot x + arctan x = π 2 arccot x = arctan 1 x arcsin x = arctan √ ∀−1 ≤ x ≤ 1 ∀x>0 x 1 − x2 x arccot x = arccos √ 1 + x2 x arctan x = arcsin √ 1 + x2 x arccos x = arccot √ 1 − x2 ∀ |x| < 1 ∀|x| < 1 Arcusfunktionen negativer Argumente: y = arcsin(−x) = − arcsin x y = arccos(−x) = π − arccos x y = arctan(−x) = − arctan x y = arccot (−x) = π − arccot x Die zyklometrischen Additionstheoreme folgen aus den Additionstheoremen für trigonometrische Funktionen: arcsin z ∀ x12 + x22 ≤ 1 ∨ x1 x2 ≤ 0 arcsin x1 + arcsin x2 = π − arcsin z ∀ x12 + x22 > 1 ∧ x1 > 0 ∧ x2 > 0 −π − arcsin z ∀ x12 + x22 > 1 ∧ x1 < 0 ∧ x2 < 0 mit z = x1 q 1 − x22 + x2 q 1 − x12 weitere Formeln: Formelsammlung 68 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 3.8 Berechnungen am Dreieck 3.8.1 Rechtwinklige Dreiecke a c a tan α = b sin α = α c a2 + b2 = c2 b b c b cot α = a 1 A = ab 2 cos α = . β a sin β = b c cos β = a ··· c 3.8.2 Schiefwinklige Dreiecke Sinussatz: C hc b hc sin β = a γ sin α = b a hc A . α ⇒ b sin α = a sin β β B c Es ergibt sich: a b c = = sin α sin β sin γ 69 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Cosinussatz: C γ a2 = h2c + q2 a hc h2c = b2 − p2 b . | α p β B c A | q | ⇒ a2 = b2 + q2 − p2 | p = c+q ⇒ a2 = b2 + (c + q)2 − q2 = b2 + c2 + 2cq + q2 − q2 = b2 + c2 + 2cq da q = cos(180◦ − α) b = − cos α → q = −b cos α a2 = b2 + c2 − 2bc cos α ⇒ b2 = a2 + c2 − 2ac cos β c2 = a2 + b2 − 2ab cos γ 70 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 3.9 Näherungsformel für trigonometrische Funktionen x3 x5 x7 + − ±... x ∈R 3! 5! 7! x2 x4 x6 1− + − ±... x ∈R 2! 4! 6! 2 17 7 π 1 x +... x ∈R, |x| < x + x3 + x5 + 3 15 315 2 1 1 1 3 2 5 − x− x − x −... x ∈R, 0 < |x| < π x 3 45 945 1 x3 1 · 3 x5 1 · 3 · 5 x7 x+ · + · + · +... x ∈R, |x| < 1 2 3 2·4 5 2·4·6 7 π 1 x3 1 · 3 x5 −x− − · −... x ∈R, |x| < 1 2 2 3 2·4 5 x3 x5 x7 x− + − ±... x ∈R, |x| ≤ 1 3 5 7 π x3 x5 x7 −x+ − + ±... x ∈R, |x| ≤ 1 2 3 5 7 sin x = x − cos x = tan x = cot x = arcsin x = arccos x = arctan x = arccot x = Für kleine Winkel gilt insbesondere: sin x ≈ x ≈ tan x cos x ≈ 1 3.9.1 Zusammenhang der trigonometrischen Funktionen mit der Exponentialfunktion Eulersche Formeln: y = e jϕ − jϕ y =e = cos ϕ + j sin ϕ = cos ϕ − j sin ϕ 71 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Mit Hilfe der Eulerschen Formeln lassen sich komplexe Zahlen relativ einfach darstellen: Im(z) II I z 1= a 1+ jb 1 b1 r1 ϕ2 a2 ϕ1 Re(z) a1 r2 III IV b2 z2 = a 2+ jb 2 z = a + jb = r cos ϕ + jr sin ϕ = r(cos ϕ + j sin ϕ) = re jϕ a- = cosϕ r b- = sinϕ r b- = tan ϕ a r 2 = a2 + b2 Kartesische Form Goniometrische Form Exponentialform Bei der Überführung einer komplexen Zahl in die goniometrische Form oder in die Exponentialform sind besonders bei der Bestimmung des Winkels ϕ die entsprechenden Vorzeichen zu beachten: a=0 a b z liegt im ϕ liegt zwischen tan ϕ positiv positiv I. Quadranten 0◦ und 90◦ positiv negativ positiv II. Quadranten 90◦ und 180◦ negativ negativ negativ III. Quadranten 180◦ und 270◦ positiv positiv negativ IV. Quadranten 270◦ und 360◦ negativ ⇒ ϕ = 90◦ ϕ = 270◦ falls b > 0 falls b < 0 72 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences ⇒ b=0 Hauptwertebereich für ϕ = 0◦ ϕ = 180◦ falls a > 0 falls a < 0 ϕ: bzw. 0◦ bis 360◦ 0 bis 2π Multiplikation komplexer Zahlen in Exponentialform Seien z1 = r1 e jϕ1 und z2 = r2 e jϕ2 z1 z2 = r1 e jϕ1 r2 e jϕ2 = r1 r2 e jϕ1 e jϕ2 = r1 r2 e j(ϕ1 + jϕ2 ) = r1 r2 e j(ϕ1 +ϕ2 ) Beispiel: Im(z) ◦ z1 = 3 e j45 z ◦ z2 = 1.5 e j15 z = z1 z2 ◦ = 3 e j45 1.5 e j15 60° ◦ 4.5 ◦ ◦ = 3 · 1.5 e j45 e j15 15° z1 3 45° z2 1.5 ⇒ z = 4.5 e j60 ◦ Re(z) 15° Der Zeiger z1 wird um den Winkel ϕ = 15◦ gedreht und um den Faktor 1.5 gestreckt. Division komplexer Zahlen in Exponentialform z1 und z2 seien definiert wie gehabt, dann gilt: z1 r1 e jϕ1 r1 = e j(ϕ1 −ϕ2 ) = jϕ z2 r2 e 2 r2 73 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Beispiel: Im(z) ◦ z1 120° 5 z2 45° z 2.5 2 45° 75° ◦ z1 = 5 e j120 z2 = 2.5 e j45 z1 z = z2 ◦ 5 e j120 = ◦ 2.5 e j45 5 j(120◦ −45◦ ) = e 2.5 ◦ ⇒ z = 2 e j75 Re(z) Die komplexe Zahl z1 wird um den Winkel ϕ = −45◦ gedreht und um den Faktor r2 = 2.5 gestaucht. Potenzieren komplexer Zahlen in Exponentialform z = re jϕ ⇒ zn = (re jϕ )n = rn (e jϕ )n ⇒ zn = rn e jnϕ = rn (cos(nϕ) + j sin(nϕ)) Beispiel: √ z5 = (1 − j 3)5 umschreiben in Exponentialform: q √ √ 2 √ r = 12 + 3 = 1 + 3 = 4 = 2 √ √ − 3 tan ϕ = =− 3 ϕ 0 = −60◦ 1 a > 0, b < 0 ⇒ IV. Quadrant ⇒ ϕ = 360◦ + ϕ 0 = 300◦ √ ◦ ⇒ z = 1 − j 3 = 2e j300 also ◦ z5 = (2e j300 )5 = 25 e j1500 ⇒ ◦ z5 = 32 e j60 74 ◦ |1500◦ = 4 · 360◦ + 60◦ hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 3.10 Die Hyperbelfunktionen y = sinh x = ex − e−x 2 D=R W=R y = cosh x = ex + e−x 2 D=R W = [1, ∞) y = tanh x = ex − e−x sinh x = x cosh x e + e−x D=R W = (−1, 1) D = R\{0} W = R\[−1, 1] cosh x ex + e−x = x y = coth x = sinh x e − e−x Graphische Darstellung: 4 4 3 3 2 2 1 y = coth x 1 y = cosh x y = sinh x 0 0 −1 −1 −2 −2 −3 −3 −2 −1 0 1 2 −3 −3 3 y = tanh x −2 Beziehungen zwischen den Hyperbelfunktionen: ex = sinh x + cosh x e−x = cosh x − sinh x cosh2 x − sinh2 x = 1 tanh x coth x = 1 75 −1 0 1 2 3 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences sinh (−x) = − sinh x ungerade Funktion cosh (−x) = cosh x gerade Funktion tanh (−x) = − tanh x ungerade Funktion coth (−x) = − coth x ungerade Funktion Additionstheoreme sinh (x ± y) = sinh x cosh y ± cosh x sinh y cosh (x ± y) = cosh x cosh y ± sinh x sinh y sinh (2x) = 2 sinh x cosh x cosh (2x) = cosh2 x + sinh2 x Beziehung zwischen Einheitskreis und Hyperbelfunktionen 1.5 1.5 cot t 1 P coth t 1 P sinh t tan t 0.5 0.5 tanh t sin t 0 0 −0.5 −0.5 −1 −1 cos t cosh t −1.5 −1.5 ⇒ −1 −0.5 0 0.5 1 −1.5 1.5 −2 −1 0 1 x = cost x = cosht y = sint y = sinht x2 + y2 = cos2 t + sin2 t = 1 x2 − y2 = cosh2 t − sinh2 t = 1 x2 + y2 = 1 ⇒ Kreisgleichung x2 − y2 = 1 Hyperbelgleichung 76 2 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences 3.11 Die Areafunktionen Um die Umkehrfunktion der Hyperbelfunktionen zu bilden, führt man ein weiteres neues Funktionssymbol ein: Die Umkehrfunktion zu y = sinh x ist: y = arsinh x D=R W=R (gelesen: area sinus hyperbolicus) Entsprechend: y = arcosh x y = artanh x y = arcoth x D = [1, ∞) D = (−1, 1) D = (−∞, −1) ∪ (1, ∞) W = [0, ∞) W=R W = R\0 Graphische Darstellung: 3 3 2 2 1 1 0 0 −1 y = arcosh x y = arsinh x y = artanh x −1 −2 −3 −4 y = arcoth x −2 −2 0 2 −3 −4 4 −2 Es gilt: arsinh (sinh x) = sinh (arsinh x) = x arcosh (cosh x) = cosh (arcosh x) = x artanh (tanh x) = tanh (artanh x) = x arcoth (coth x) = coth (arcoth x) = x 77 0 2 4 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Wichtige Zusammenhänge: p y = arsinh x = ln(x + x2 + 1) √ ln(x + x2 − 1) x ≥ 1, y > 0 y = arcosh x = √ ln(x − x2 − 1) x ≥ 1, y < 0 1 1+x y = artanh x = ln |x| < 1 2 1−x 1+x 1 y = arcoth x = ln |x| > 1 2 x−1 78 4 Einführung in die Vektorrechnung 4.1 Geometrie von Vektoren In der Ebene und im Raum lassen sich Vektoren geometrisch als gerichtete Strecken oder Pfeile darstellen. Die Richtung des Vektors entspricht dann der Pfeilrichtung, sein Betrag der Pfeillänge. A: Anfangspunkt B B: Endpunkt ➜ v v: Länge des Vektors A ~v: Vektor mit seiner Richtung Vektoren heißen äquivalent, wenn ihre Länge und Richtung überein stimmen: ➜ u äquivalente Vektoren ➜ v ➜ w Da man Vektoren meist ausschließlich durch Länge und Richtung charakterisiert, betrachtet man äquivalente Vektoren als gleich, auch wenn sie verschiedene Anfangsund Endpunkte haben: ~v = ~w =~z Die Summe ṽ + w̃ zweier Vektoren ~v und ~w ist der folgendermaßen bestimmte Vektor: Man ordne ~v und ~w so an, daß der Anfangspunkt von ~w mit dem Endpunkt von ~v zusammenfällt. Der Vektor ~v + ~w entspricht dann dem Pfeil vom Anfangspunkt von ~v 79 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences zum Endpunkt von ~w. ➜ w ➜ ➜ w v ➜ ➜ v ➜ v +w ➜ ➜ w +v ➜ ➜ ➜ v +w v ➜ w Summe ~v + ~w ~v + ~w = ~w +~v Der zu ~v negative Vektor −ṽ ist der Vektor mit dem gleichen Betrag wie ~v, aber entgegengesetzter Richtung: | ➜ ➜ -v v Für diesen Vektor gilt: ~v + (−~v) = ~0 Die Differenz ṽ − w̃ ist dann definiert als: ~v − ~w =~v + (−~w) ➜ -w ➜ ➜ ➜ ➜ ➜ v- w v ➜ v v- w ➜ ➜ -w w ➜ w Haben~v und ~w denselben Anfangspunkt, so stellt der vom Endpunkt von ~w zum Endpunkt von ~v gehende Vektor die Differenz ~v − ~w dar. Das Produkt kṽ, k ∈ R ist der Vektor, dessen Länge sich als das |k|-fache der Länge von ~v ergibt; seine Richtung stimmt für k > 0 mit der Richtung von ~v überein, für k < 0 ist sie entgegengesetzt. | ➜ ➜ -3v 2v | ➜ 0.5 v | ➜ ➜ -v v 80 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Ein Vektor der Gestalt k~v heißt skalares Vielfaches von ~v. Skalare Vielfache sind parallele Vektoren. Vektoren im Koordinatensystem Bei der Behandlung von Vektoren erweist sich die Einführung rechtwinkliger Koordinaten oft als zweckmäßig. Ebene (2–dimensionaler Raum) Sei ~v ein Vektor in der Ebene, dessen Anfangspunkt im Ursprung eines rechtwinkligen Koordinatensystems liegt. Die Koordinaten (x1 , y1 ) seines Endpunktes sind die Komponenten von ṽ, was man als ~v = (x1 , y1 ) schreibt. y y 1 ➜ v x 0 x 1 Die Vektoraddition und Multiplikation mit einem Skalar lassen sich einfach auf die Komponentenschreibweise übertragen: y ➜ y ➜ v +w ~v = (x1 , y1 ) ➜ ~w = (x2 , y2 ) v 1 ➜ y ➜ v +w ➜ ➜ w w 2 ~v + ~w = (x1 + x2 , y1 + y2 ) ~v − ~w = (x1 − x2 , y1 − y2 ) ➜ v x x x 1 y y ➜ ➜ k .v 2 y 2 ➜ v- w ➜ y -y k ∈R y ➜ v- w ➜ 1 k~v = (kx1 , ky1 ) 2 k .y w 1 y ➜ x v 2 x -x 1 x 1 1 ➜ 1 k .v ➜ v x x 2 81 1 k .x x 1 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Raum (3–dimensionaler Raum) Analog zur Beschreibung von Vektoren in der Ebene durch Zahlenpaare kann man Vektoren im Raum nach der Einführung eines rechtwinkligen Koordinatensystems, durch Tripel reeller Zahlen darstellen: z z 1 P(x1 , y1 , z1 ) Punkt ➜ ~v = (x1 , y1 , z1 ) Vektor vom Ursprung zum Punkt P v y x y 1 1 x Liegt der Anfangspunkt eines Vektors ~v im Ursprung, so nennt man die Koordinaten des Endpunktes wieder Komponenten von ṽ: ~v = (x1 , y1 , z1 ) Es gilt dann: ~v = (x1 , y1 , z1 ) ~w = (x2 , y2 , z2 ) ~v + ~w = (x1 + x2 , y1 + y2 , z1 + z2 ) ~v − ~w = (x1 − x2 , y1 − y2 , z1 − z2 ) k~v = (kx1 , ky1 , kz1 ) k ∈R Der Anfangspunkt eines Vektors muß nicht unbedingt im Koordinatenursprung liegen. −−→ Für den Vektor ~v = P1 P2 mit dem Anfangspunkt P1 = (x1 , y1 , z1 ) und dem Endpunkt P2 = (x2 , y2 , z2 ) ist −−→ ~v = P1 P2 = (x2 − x1 , y2 − y1 , z2 − z1 ) 82 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences z P1 (x1 ,y1 ,z1 ) −−→ −−→ −−→ P1 P2 = OP2 − OP1 −−→ P1 P2 = (x2 , y2 , z2 ) − (x1 , y1 , z1 ) −−→ P1 P2 = (x2 − x1 , y2 − y1 , z2 − z1 ) PP 1 2 OP1 OP2 P2 (x2 ,y2 ,z2 ) y 0 x 4.2 Norm (Betrag) eines Vektors Die Norm eines Vektors ũ, kurz |~u|, ist seine Länge. Nach dem Satz des Pythagoras gilt für den ebenen Vektor: y ➜ y ~u = (x1 , y1 ) u 1 ➜ |u| |~u| = x 0 q x12 + y21 x 1 Ist ~u = (x1 , y1 , z1 ) ein Vektor im Raum, so folgt durch zweifache Anwendung des Satzes von Pythagoras: z z 1 2 OR = x12 + y21 P ➜ u 2 |u| 0 . x 2 |~u|2 = OR + RP ➜ .y .R RP = z1 y 1 |~u| = 1 q x12 + y21 + z21 x Ein Vektor der Norm 1 heißt Einheitsvektor ẽ. Der Abstand zweier Punkte P1 = (x1 , y1 , z1 ) und P2 = (x2 , y2 , z2 ) im Raum ist die Norm −−→ des Verbindungsvektors P1 P2 : q d = (x2 − x1 )2 + (y2 − y1 )2 + (z2 − z1 )2 83 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Allgemein gilt: Für ~v 6= ~0 ist 1 ~v ein Einheitsvektor. |~v| Einheitsvektoren entlang der Koordinatenachse z ~i = (1, 0, 0) ~j = (0, 1, 0) 1 ➜ k ~k = (0, 0, 1) ➜ j ➜ 1 y i 1 ⇒~v = (x1 , y1 , z1 ) = x1~i + y1~j + z1~k x 4.3 Skalarprodukt von Vektoren Seien~u und~v verschiedene Vektoren, die den gleichen Anfangspunkt besitzen. Als Winkel zwischen ~u und~v bezeichnet man den durch die gestrichelte Strecken ~u und~v eingeschlossenen Winkel θ , der die Ungleichung 0 ≤ θ ≤ π erfüllt. ➜ u Θ ➜ u Θ Θ | ➜ ➜ v ➜ v u ➜ v ➜ u Θ 84 ➜ v hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Definition: Seien ~u und ~v zwei- oder dreidimensionale Vektoren, die den Winkel θ einschließen. Das Skalarprodukt oder innere euklidische Produkt ~u~v ist definiert als: |~u||~v| cos θ ,~u 6= ~0 ∧~v 6= ~0 ~u~v = 0 ,~u = ~0 ∨~v = 0 ➜ u Θ ➜ |u| cosΘ ➜ v Berechnung des Skalarprodukts durch die Komponenten: Seien ~u = (x1 , y1 , z1 ) und ~v = (x2 , y2 , z2 ) von Null verschiedene Vektoren, die den Winkel θ einschließen. Nach dem Cosinussatz (a2 = b2 + c2 − 2bc cos α) gilt dann: z P1 (x1 ,y1 ,z1 ) ➜ PP 1 2 u ➜ Θ v P2 (x2 ,y2 ,z2 ) y x |P~1 P2 |2 = |~u|2 + |~v|2 − 2|~u||~v| cos θ Umrechnung ergibt: ~u~v = x1 x2 + y1 y2 + z1 z2 Winkelbestimmung: 85 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Für von ~0 verschiedene Vektoren ~u 6= 0 und ~v 6= 0 gilt: cos θ = ~u~v |~u||~v| Orthogonale Vektoren: Zueinander senkrechte Vektoren heißen orthogonal. Zwei Vektoren ~u, (~u 6= 0) und ~v, (~v 6= 0) sind genau dann orthogonal, wenn ~u~v = 0 ist. Schreibweise: ~u⊥~v Orthogonalprojektionen: In einer Reihe von Anwendungen interessiert man sich für die Zerlegung eines Vektors ~u in einen zu einem vorgegebenen Vektor ~a parallelen und einem dazu senkrechten Summanden. ➜ u ➜ ➜ ➜ u u u ➜ ➜ a a ➜ ➜ u u ➜ u ➜ u ➜ ➜ u a Der Vektor ~uk heißt Vektorkomponente von ũ entlang ã. Der Vektor ~u⊥ heißt Vektorkomponente von ũ senkrecht zu ã. Es gilt: ~uk = ~u~a ~a |~a|2 ~u⊥ = ~u −~uk = ~u − ~u~a ~a |~a|2 Die Norm der Vektorkomponenete erhält man nach: |~u~a| = |~u|| cos θ | |~a| |~u⊥ | = |~u| sin θ |~uk | = 86 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences ➜ ➜ u u ➜ ➜ |u| ➜ |u| sin Θ |u| ➜ |u| sin Θ Θ ➜ Θ a − |u| cosΘ ➜ ➜ |u| cosΘ 0≤θ < π 2 π 2 ➜ a ≤θ <π 4.4 Kreuzprodukt Die Aufgabenstellung ist zu zwei gegebenen räumlichen Vektoren einen Dritten zu finden, der auf den beiden Anderen senkrecht steht. Definition: Sind ~u = (x1 , y1 , z1 ) und ~v = (x2 , y2 , z2 ) Vektoren im Raum, so ist ihr Kreuzprodukt ũ × ṽ definiert durch: ~u ×~v = (y1 z2 − z1 y2 , z1 x2 − x1 z2 , x1 y2 − x2 y1 ) Es gilt: ~u ×~v = −(~v ×~u) Die Richtung von ~u ×~v ergibt sich nach der Rechten-Hand-Regel: ➜ ➜ ux v ➜ u Θ Zeigen die Finger der rechten Hand von ~u nach ~v, so weist der Daumen in Richtung ~u ×~v ➜ v Geometrische Interpretation des Kreuzproduktes Seien ~u und ~v Vektoren im Raum. Die Norm ihres Kreuzproduktes ~u ×~v hat eine nützliche geometrische Bedeutung. 87 hochschule für angewandte wissenschaften FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK hamburg university of applied sciences Es gilt: |~u ×~v| = |~u| · |~v| · sin θ v C ➜ ➜ A = |~u| · |~v| · sin θ Fläche des Parallelogramms |v| A Θ ➜ |v| sin Θ ➜ |u| ➜ u B Sind ~u und ~v Vektoren im Raum, so entspricht |~u ×~v| dem Flächeninhalt des von ihnen aufgespannten Parallelogramms. Enstsprechend ist der Flächeninhalt des Dreicks ABC bestimmt durch: AABC = 1 · |~u| · |~v| · sin θ 2 88